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Dresdner Journal : 13.12.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-12-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186112138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-12
- Tag1861-12-13
- Monat1861-12
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 13.12.1861
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^290 Freitag, den 13. December 1861 Idoiir»ritt»»rrtft: ZUdrlick: 5 1'blr. 10 Kxr. tu » 1» Zäs^krl.: 1 „ 10 „ „ „ stritt ko»t »»4 Noll»Uict> io vr—ä«: Id kixr. I 8t,i>»p«l»«- Lu»»i»li»« kim»w«r». 1 Kssr. ) ,cdl«ss »isrratnlprrtfr: k^lr ck«Q 8«a» «i»«r »e»p»It«ll«o L»U«: 1 Nxr. ttotsr <U« L«U«: 2 ktzr. LrWMnir .r»,1ivd, mit Lo,o»li«« L»r Soos- nock Ulvrtttss«, Kdvocks siir ä»o kolU«»-«» 1»^. Dres-nerHomml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. >»stra«riian»affme cmsniürt«: I^tpMss: I-'». kmmvvrirr«», Oommiviiovlr <1e» Vrescknvr ^oarniel«; II. UV»»»:»; Alton»: L Vool.ru; lurlin: Ouneivi ukd« Unckli., Hirrnrri»» Kurs»»; Lr«in«i>: L. 8c»i.o^r«; kr»n^knrt ». H-: ^rror»'»cks ku<-Uti»n<II<ii>^; Ksln: Avol-r LLorrr»; k»ri«: v. r-ölvrxrrl.» (28, rue üe» doo» «e»f»oo); kr»x: t u. Luul.iv»'» kuckkiliiäluox. chrrausgeber: Kvoixl. Lipvckitioo 6e» Drvickoor ^ounlul», vrooäso, ölarievstr»»»« Kr. 7. Nichtamtlicher TIM. »«»erficht. Trleßraphische Nachricht»«. Zettuugsschau. (Uartchttge telegraphisch« Depeschen.) Tagesaefchichte. Dresden: SeburtSsest Sr. Majestät de» Königs. — Wien: Diplomatische Besprechungen bezüglich der Suttorina-Affaire. Audienz de» Statt halter» vgn Ungarn. Protest de» Episkopat». Evan gelischer Waisenversorguug»verein. Kaiserlich« Spen- den. — Gran: Gastmahl zu Ehren drS Statthalter». — Berlin: Warnung vor Auswanderung nach Rußland. Da» Wrack der „Amazone". — Nürn berg: Flottencomtte. Neue- Postgebäude. Theater. — Karlsruhe: Die Erste Kammer und die deutsche Frage. — Dessau: Proceß Nulandt. — Gotha: Spaltung im Flottencomitö. — Altenburg: Bud getvorlage.—Frankfurt: Bürgermeisterwahl. Bern,.— Pari»: Die Lage der Dinge in Neapel. Frankreich räth dem Cabiaet zu Washington zur Nachgiebigkeit. Koste» der römischen Expedition. Vermischte». — Turin: Kammerverhandlungen. Zusammenkunft Ra- tazzi'S mit Garibaldi. Verschwörung auf Stritten. — Rom: Deficit. Zollerttäge. Einschreiten der Fran zosen an der neapolitanischen Grenze. — London: Zur Trentaffaire. Reise de» Prinzen von Wales. — Kopenhagen: Stimmung im ReichSrathe gegen Deutschland. — Warschau: Opposition der katholi schen Geistlichkeit. — Athen: Procß gegen DosioS. — Rrw-Pork: Au» der neuesten Post. Ur«evnunaen und Versetzungen rc. Dresdner Nachrichten. Vermischtet. Eiugesandtet. Femlletou. Inserate. Lagetkalender. Börsen nachrichten Beilage. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichten. (Leipzig. Freiberg. Kamenz. Lauenstein.) Statistik und Volkswirthschaft. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Pari», vsuuerstaa, 12. December Der „Mo- uitrur" veröffentlicht «in kaiserliche« Decrtt, Da nach kein ans die Bndaettast zvrückwirkeudes De kret de« Kaiser ohne Beifügvva des Gutachtens des Kinanzmivisters zur Uvterzeichnnu« »vrgelegt «erde» soll. Lnriu, Mittwoch, 11. Dece«der. Dir Denu tirtevkammer ist mit 232 gegen 7V Sti««en üorr die rö«ische «ad neapolitanische Krage zur Tages ordnung üder-e-augru (vgl. unter Tagesgeschichte), bezüglich Roms die Abstimmung vom 27. März bestätigend und der Regier««» vertrauend, sie »erde schleunig für die Ratiovalvrwaffnnng Sorge tragen. Bezüglich der inner« Lage »erden ihr verschiedene Paukte aus Herz gelegt. Neapel, Mittwoch, 11. Drcember. Der Aus bruch des Vesuvs dauert mit Heftigkeit fort. Wel ches Unglück derselbe avrichtru dürfte, ist nicht vorauszusehev. 66VV Einwohner find geflohen. London, Donnerstag, 12. December. Die „Times" speculirt auf die Botschaft des Präsiden teu Lincoln au den Eouarest. Liese werde über Krieg oder Krirdrn entscheiden. Das englische Blatt firht mit Unruhe aus die zahlreichen An- zrichen der Volksaufrrguua in Amerika und fürchtet das Schlimmste. „Morning-Post" schreibt: Wenn es zur Kriegs erklärung zwischen England und den Vereinigten Staate» komme, so »erbe ersteres mit Anerken- »nug der Unabhängigkeit der Sonderbundsstaate« anfange», mit denen es »ahrscheialich ein Bünd- Endlich haben wir das Bewaffnung» und EquipirungS- material in genügenden Menge, um alle diese Truppen und noch viel andere auf die Beine zu bringen. (Bei fall.)" Diese Zusammenstellung macht jeden Commentar überflüssig. Tagesgeschichtt. Dresden, 12. December. Das heutige Geburis sest Sr. Majestät drS König- wurde von Seiten der königlichen Familie in stiller Zmückgezogcnheit ge feiert: Se. königliche Majestät geruhten im Laufe de» Vormittags den Minister des königlichen HauscS und die Hofstaaten, die Herren StaatSministcr und die Genera lität zu empfangen, um deren unterthänigstc Glückwünsche entgegen zu nehmen, und am Nachmittag waren Ihre königlichen Majestäten mit der gcsammtcn königlichen Fa milie und Ihren k. k. Hoheiten dem Großherzog Ferdi nand und der vcrw. Frau Großherzogin von ToScana bei Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Augusta zum Diner vereinigt.— Der Residenz wurde der Anbruch deS festlichen Tages durch große Rcveille der MilitLrmusik verkündet (wobei die im Jahre 1849 abgcschafftrn Tam bour» mit ihren Trommeln zum ersten Male wieder ein getreten waren), nach deren Beendigung die vereinigten Milttärmustkchöre Sr. Majestät vor dem königlichen Schlöffe eine Morgenmusik darbrachten. Von dem dcco- rirten Balcon de» RathhauseS herab wurde um 11 Uhr vom Ctadtmusikchore eine Festmusik aufgeführt. In der nist schließen würbe. Nach dem Kriege werde England von den Vereinigten Staaten Entschä digung verlangen. „Daily-News" zufolge hat sich General Scott gestern wieder nach Rew -Uork ei»aeschifft. Am Dienstag hatte derselbe noch eine Konferenz mit dem Prinzen Napoleon. Er wird dem Präsidenten Lincoln den Wunsch des Kaisers mittheilen, sein Bestes zu thuu, um die Differenz zwischen Eng land und Amerika zu einer günstigen Lösung zu bringen. (Vgl. die TageSgeschicht« unter Part»). Kopenhagen, Mittwoch 11. December. In der heutigen Sitzung des Volksthings erklärte der Minister des Innern auf eine drsfallfige Inter pellation Hausen'«, er könne dir verlangte Mit- theiluna über die politischen Verhältnisse nicht ge ben. Das Lolksthing hat hierauf nach kurzer De batte folgende monvirte Tagesordnung mit W gegen 1 Stimme angenommen: Das Lolksthing unter- stüüt die Regierung in ihren Bestrebungen, solche Ordnung her-ustellen, wie die Depesche vom 2. August 1861 angedeutet hat. Kopeuhage«,Mittwoch, 11.December. „Kae- derlandrt" will wissen, die Gesandten von Oester- reich und Preuße« hätten am Dienstag dem Mi nister des Auswärtigen die Antwort ihrer Regie rungen auf den letzten Vorschlag Dänemarks vorge lesen. Dresden, 12. December. Schon ost ist über die Unzuverlässigkeit und Subjek tivität telegraphischer Nachrichten, namentlich auS Italien, geklagt worden. Ein eklatantes Beispiel liefern die in den Sonntagsblättern enthaltenen telegraphischen Aus züge auS den Mitthcilungen, welche in der Turiner Deputirtenkammersitzung vom 6. December vom KriegSmtnister über die gegenwärtige und angcstrcbte Stärke der Armee gemacht wurden. Nach dem auS der Turiner „Jtalie" vorliegenden vollständigen Abdruck der Rede deS KriegSministerS hat derselbe sich nicht auf 40,000 (nach Dresden war tclegraphirt worden 4000), sondern 30,000 Freiwillige*) unter Garibaldi Rechnung gemacht, und da er die jetzige Stärke der Armee auf 272,000 (nicht, wie im Telegramm ^iand, 262,000) Mann augiebt, so kommt die Zahl vo» 300,000 Mann, welche rr voll bringe« will, auch richtig heraus. Bei den Angaben de» Telegramm», welches unter der jetzigen Zahl^ 200,000 Kombattanten — an sich unglaubhaft wenig — aufzählt und dann noch von zu erwartenden 94,000 Re- cruten spricht, ist nicht abzusehen, wie da» Erempel stimmen soll. Weder von jener Beschränkung, noch von diesem Zuwachs ist aber in dem un» vorliegenden Texte mit einem Worte die Rede. Gänzlich verkehrt ist endlich di« politische Spitze der Rede. Nach dem Telegramm sollte der Minister gesagt haben, im März werde man 300,000 Mann haben. In jener vollständiger« Mit theilung lautet die bezügliche Stelle der Rede folgender maßen: „WaS die regelmäßige Armee betrifft, so zählt sie gegenwärtig nahezu 272,000 Mann, die allerdings. nicht alle präsent noch kriegSgeübt sind, aber eS hoffent lich bald sein werden. Besonders waS die Specialwaffen, die Cavalerie und Artillerie betrifft, ist noch Zeit nöthig, um sie so gut au-gebildet und disciplinirt zu haben, wie die, welche sich in der Krim, bei Palestrino, bei San Martino, in den Marken, in Umbrien und bei Ga> ta schlugen. Aber binnen hier und einem Jahre wird die Arme« von 300,000 Mann, die wir so sehr zu haben wünschen, fertig sein. Um diese Zeit (da-Telegramm sagt: wenn der Unabhängigkeitskrieg auSbricht, können wir an den Enthusiasmus der Nattonalgarde ap- prlltren rc.) werden wir auch 120,000 Nationalgardistcn unter den Waffen haben, wovon man in Kurzem die EadreS der Bataillone geben wird und die ohne Zögerung werde« organisirt und zum Dienste berufen werden. *) Die „Jn»«p. beige" hat 50,000. katholischen Hofkirchc wurde ein feierliche- Hochamt mit Tedeum abgehalten, während die höhern Lehranstalten und Schulen den Tag durch Festakte feierten (vgl. um stehend). Eine für Mittag angesetztc große Militärparade war von Sr. Majestät, drS regnerischen Wetters wegen, abbcfohlen worden. Nachmittag- fand zu Ehren deS Ta ges bei Er. Ercellenz dem Herrn StaatSministcr Frei herrn v. Beust ein ausgedehnteres Galadiner statt. Das Offizicrcorps war zu einem Diner im „JLgcrhof" ver einigt, und eine große Anzahl EivilstaatSdiener und Mitglieder städtischer Behörden werden sich Abends, wo die öffentlichen Plätze durch GaSpvramiden erleuchtet werden, zu einem Festmahle in Meinhold'S Etablissement versammeln. > Von Seiten der Stadt war Sorge getragen, daß der heutige Tag auch den Armen ein Frcudentag werd«, indem durch die Armenversorgungsbehörde (wie bereits gestern angezeigt) heute 3000 Stück vierpsündige Brode und 1235 Thlr. baar unter dieselben zur Ver- chyisung gebracht worden sind. Wien, 11. Derember. (W. Dl.) Im Laufe der letzten Tage hatten der französische Botschafter Herzog v. Grammont, der russische Gesandte Herr v. Balabin und der preußische Gesandte Herr Baron v- Werther wieder holt Besprechungen mit dem Minister drS Aeußern, Grafen ». Rechberg, die ausschließlich die Affaire in der Suttortna betrafen. Wie verlautet, verlangt Ruß land, daß die zwei erbeuteten Kanonen zurückgestellt werden. Auch der Dcpeschcnwechsel war in den letzten Tagen ein sehr lebhafter. Es sind zwei Couriere nach St. Petersburg, drei Couriere nach Berlin und Paris abgegangen. — Der ungarische Statthalter FML. Graf v. Palffy hatte gestern Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser und kehrt heute Mittwoch Nachmittag 2 Uhr mit dem Schnellzuge nach Pesth zurück. Wie verlautet, steht dessen Hierherkunft mit der Petition der Slowaken- Deputation im Zusammenhang«. — Ein Protest deS gesammtcn apostolischen Episkopats in Oesterreich wird gegen den unter dem Titel „ReligionSedict" be kannten Gesetzentwurf vorbereitet. Die Einleitungen dazu sind seit einigen Tagen in Wien bereits getroffen. — Da» Staatsministerium hat einverständlich mit dem Polizeiministerium die Gründung eines von mehrer» An gehörigen deS Augsburger und deS helvetischen Religions bekenntnisse» projectirten evangelischen Waisenver- sorgungSvereinS in Wien unter gleichzeitiger Geneh migung der Statuten bewilligt. — Se. Maj. der Kai ser hat den Armen in Venedig 4000 Fl., dem Wai senhause ai ttesuali, dem Mädchrninstitute llel saoeo ouore Feuilleton. Dresden. Da» dritte Abonnement-Concert der k. Kapelle (Mittwoch, 11. December), unter Direktion de» Herrn Kapellmeister- Krebs, brachte zum ersten Male die Aufführung von L.Spohr'S Symphonie „Weihe der Töne". So sehr die Idee und Cooception diese» Werke» durch Spohr'» stark ausgeprägte Individualität und höchst subjektive Richtung beschränkt und beirrt ist, so spricht sich doch in ihm zugleich seine edel empfindende und tiefgreifende Begabung, seine tonschöpferische und mit meisterhafter Technik und Gestaltung geübte Kraft in höchst bedeutender Weise au». Der zweite Satz — Wiegenlied, Tanz, Ständchen —, der leider in der sonst trefflichen Executton zu langsam genommen wurde, und der Marsch de» dritten Satze» behaupten in poeti scher Erfindung, in Gehalt und Schönheit der Gedanken, in feiner Combtuation, Schwung und reizvoll vollendeter, symphoaistisch gedachter Durchführung unirr den «ach Beethoven geschaffenen symphoatstischen Tonbilderv ein« allererste Stelle. Auch da« Largo mit dem Hauptsatz« de» Allegro» und der Zwischensatz de» Marsche» — ab gesehen von seiner übergroße« Dehnung — schließen sich denmächst, nicht minder bedeutend und reich an schöner Musik, an. Leider hat der Meister sein Werk al» „Ganz«»" in Form und Inhalt durchau» abgeschwächt, indem er in seinem sonst wohlangewendeten Programme zu speciell wurde und sich durch rin mittelmäßige» Ge dicht und auch durch seine subjektiv empfindsame Eigen heit zu «nrachsamen Lu»schweifunge« und Zusammen stellungen verleiten ließ. Dahin gehöre« namentlich die zu «»»gemalten „Naturlaute", da» Dankgebet und der ganz« letzt« Satz, der musikalisch leer, Nein uud matt abschlteßt, statt sich von den irdischen Bildern zu einem erklärenden und versöhnenden SiegeSaufschwangr nach dem Ewigen, Göttlichen zu wenden. — Außerdem wur den zwei groß cvncipirte Ouvertüren — von Beethoven zu „König Stephan", »p. 117, und von Cherubini zu „Elise" — und zum Schluß I. Haydn'» prächtige pkonie mililaire (Nr. 11) gegeben. Sämmtlichr Werke waren mit Sorgfalt und Verständniß vorzüglich ein- studirt, und wurden sehr corrrct und schwungvoll und mit sehr einiger, vollendeter Gesammtwirkung in Be wegung, Colorit und Ausdruck vorgetragen. Ganz be sondere» Lob verdient die höchst gelungen hergestellte Ausführung der Spohr'schen Symphonie, die für präciseS Zusammenspiel, für abgerundete Gestaltung der eng und kunstvoll verschlungenen verschiedenen Motive und für feine Abstimmung der Tonfärbungen ungemeine Schwierig keiten bietet. C. Banck. Weihnachtsbüchrr. Jugendschriftsteller und Verleger haben auch bezüglich de» diesjährigen WeihnachtSfeste» dafür Sorge getragen, daß dem jünger« wie retfern KindeSaltern neue Bücher mit entsprechendem Inhalt unter den kerzenhrllcn Christ- baum gelegt werden können. Läugnrn läßt sich indeß nicht, daß auch auf dem bezeichneten Gebiete stellenweise eine handwerksmäßige Betriebsamkeit herrscht, die gar viele» Unzulängliche und Triviale erzeugt. „Die meisten Jugrnderzählrr," um hier «in treffende» Wort von Bogumil Goltz zu brauchen, „haben vor dem heiligen Genin» der Kindheit, vor ihrer Porste, ihren tiefsten Bedürfnissen und natürlichen Gerechtsamen keinen herzigen Rrsprct; sie stellen sich den Kindern gegenüber zu dreist, zu fertig, zu geschäftig, zu prosaisch, zu profan und täppisch, zu selbstgefällig auf." Und wenn z. 8- einer der besten Lyriker der Gegenwart, Friedrich Rückert, nur wenige Märlein für die Kinderwelt gedichtet, so ist dir» wohl ein charakteristischer Zug de» sonst so fruchtbaren Dichters, der unS daraus hinzudeuten scheint, daß man eben für die Jugend nur da- Beste bieten solle. — Mögen denn die nachstehenden Bemerkungen als ein Wegweiser durch den WrihnachtSbüchermarkt angesehen werden. AuS der wohlrrnommirten k. Hofbuchdruckcrei von E. C. Mein hold <1 Söhne sind diesmal sechs der artige Schriften in bekannter solider und geschmackvoller Ausstattung hervorgegangen. Margarethe Lohmeter hat in ihrem, mit hübschen Bildern versehenen Merkchen „Wie das Christkindlcin der braven Kinder gedenkt" für kleinere Kinder eine durchaus erquickliche Gabe geliefert, und so oft auch schon da- hier behandelte Thema variirt worden ist, so ist e» doch der Verfasserin gelungen, manchen neuen und sinnigen Einfall in Reime zu bringen und in einem angemessenen Tone vorzu tragen. — Außer „Großvaters Plauderstunden" (rin Strauß von Märchen, Erzählungen, Versen, Charaden und unterhaltenden Hebungen), die bereit» früher em pfehlend angezeigt wurden und jetzt in zweiter Auf lage vorlitgen, hat H. L. Stirhler diesmal unter dem Titel „Deutsche Sterne" Bilder zur Belebung vater ländischen Sinne» deutscher Jugend vorgesührt. Der erste Band enthält zugleich sechs farbige Bilder nach Originalzeichnungen von Bernhard Schmelzer. Unter „deutfchen Sternen" hat man sich ausgezeichnete Männer und Frauen vorzustcllrn, deren Lebensbild der Verfasser in anziehender und geschmackvoller Schilderung vorführt, um Liebe zur Geschichte deS Vaterlandes zu wecken und zu nähren. In den zwanzig Geschichten und Schilder ungen begegnen wir unter Anderm dem Kaiser Mar, der Königin Louise von Preußen, Haydn, Mozart, Beethoven, Goethe'» und Schiller'» Mutter, Han» Sach», Arndt, Kranach, Dürer u. s. w. H. L. Stichler, al» Er zähler bereit» vortheilhaft bekannt, hat sich in dem be- » 8anta ölsria und dem Mädchenwaisenhause alle Throne je 200 Fl., den Kinderbewahranstalten, dem unter dem Namen ^anossikme rc kant Divise bestehenden Wohlthä- tigkeitSinstitut je 300 Fl. und verschiedenen Dürftigen der Stadt 400 Fl. zu spenden geruht. Gran, 8. December. Gestern Mittag, schreibt man dem „Sürgöny", kam d.r königl. Statthalter Feld marschallleutnant Graf Moritz Palffy hier an, um (vor seiner Abreise nach Wien) dem Cardinal-Prima» einen Besuch abzustatten; er wurde mit einer, seinem hohen Range angemessenen Feierlichkeit empfangen. Bei dem glänzenden Gastmahl, an welchem da» Capitel und die Notabilitäten der Stadt Thrtl nahmen, brachte der Pri ma» auf de« Gast einen begeisterten Toast au», worauf Se. Ercellenz wie folgt antwortete: „Gestatten Eure Eminenz, daß ick> Ihnen diesen herzlichen Loast nicht al« unserm herzlichen HauSwirth und unserm sehr geehrten geistlichen Oberhirten. sondern auch al« dem Kürst-Pri- ma« diese« Lande« erwidere. Und da« thue ich umsomehr, als ich schon längst die Belegenheit herbetsehnte, der lovalen Aeuße- rungen Sr. Eminenz zu gedenken, welche au« den trüben Zeiten de« vorigen Jahre« in meiner Erinnerung auftauchen. So wir die Strahlen der Sonne durch den Rebel brechen, so gelangte mitten unter den lärmenden Manifestationen dss vorigen Jahre» zu meiner Kenntniß, daß bei einer Gelegenheit, welche ich nicht zu erwähnen beabsichtige, Sc. Eminenz charakteristisch mit dem einen kurzen Wort „„nie''" antwortete, und ein andere« Mal, al« davon die Rede war, wat wir Alle so sehr wünschen, von der Krönung, gab Sr. Eminenz gleichfaU« eine solche kurze und klassische Antwort, nämlich: „,,Um jeden Preit"". In Bcrbin- dung mit dem durch das Geschick ihm gewordenen hohen Beruf und mit jenen patriotischen Zeilen, welche Se- Eminenz vor Kur- zcm an mich richtete, dient die erwähnte Antwort Sr. Eminenz dem ganzen Lande al» Unterpfand, daß Se- Eminenz und der ganze Elcru« mit aller Kraft mich in der Erreichung de« sorge- steckten Ziele« unterstützen werden, welches den Interessen der Re ligion identisch ist. Diesen erhabenen Mann, den Cardinal Pri ma« von Ungarn, Johann Scitovtzki, möge der Herr zum Wohle Sr- Majestät de« Kdnig« und de« Vaterland«« noch unzählige Jahre leben lassen.' Berlin, 11. December. (B. Bl.) Die Regierungen sind neuerdings veranlaßt worden, wiederum Warnungen vor der Auswanderung nach Rußland zu rrlaffen, besonders aber darin zu bemerken, daß die königl. Ge sandtschaft zu St. Petersburg nicht in der Lage ist, den Gesuchen um Milderung des traurigen Geschicke» der fahrlässigen Auswanderer oder Vermittelung der Rückkehr in die Heimath die gewünschte Berücksichtigung zu ge währen. Die in den Gesandtschaftsberichten geschilderten Verhältnisse seien sehr trauriger Natur. — (Nat.-Ztg.) Wie wir hören, ist rin preußischer Marineoffizier nach dem Haag abgegangen, um von dort auS auf einem flachgehenden Dampfbootc die an der hol ländischen Küste belegrnen, in dieser Jahreszeit in dich ten Nebel gehüllten Sandbänke nach der „Amazone" abzusuchen. Auch England wird zu gleichem Zwecke ein Schiff abschicken. E» befanden sich übrigen- nicht 23, sondern nur 19 Seecadettcn auf der „Amazone". In zwischen sind hier nunmehr auch zuverlässige Nachrichten eingrgangen, nach welchen da» Wrack der „Amazone" an die holländische Küste angcspült ist. Der Sachvcrbalt wird an Ort und Stelle durch mehrere preußische Be amte constatirt werden. -j* Nürnberg, 9. December. Vor einigen Tagen ist auch hier eine Versammlung zum Zwecke der Be theiligung an der Begründung einer deutschen Flotte gehalten und ein Comit'- gewählt worden, der zunächst die Aufgabe hat, die Erlaudniß der Regierung zur öffentlichen Veranstaltung einer Geldsammlung cin- zuholen. Daß man zu dem Beschlüsse: den eventuellen Ertrag derselben von Seiten Nürnbergs an Preußen ab zuliefern, erst über die Klippe der nicht ohne Anregung und DiScusston gebliebenen preußischen MißtrauenSfrage gekommen, kann in Süddcutschland nicht auffallen, wo man auch in den liebcralen Lagern zum überwiegend größern Theil großdeutsch gesinnt ist. — Da» neue Postgebäudr, von dem rch Ihnen neulich geschrieben^ wird bereit» bis zum 1. Januar nächsten Jahre» bezo gen, wovon die Abonnenten von Zeitungen behufs der Abholung derselben Notiz erhalten haben. Im jetzigen Local im Innern der Stadt wird zur Bequemlichkeit be treffenden biographischen Material fleißig umgesehen und dasselbe für seine Zwecke geschickt benutzt. — Die Fest gabe von einem Kindcrfreunde „Für die Familie" bietet ebenfalls eine wohlgemeinte Sammlung von Mär chen, Gedichten und Briefen für die frühere Jugend, wobei da» moralische und religiöse Element anerkennenS- werthe Berücksichtigung gefunden hat. Im Uebrigen aber machen diese Mittheilungen, denen gleichfalls acht Bilder beigegebcn sind, wenig Anspruch auf Originalität, und besonders lehnen sich die Gedichte ost sehr an Be kanntes an, so daß von künstlerischem Bewußtsein und geschlossener Form, wie etwa bei W. Hey, Fr. Güll und K. EnSlin, selten die Rede sein kann. — In „Treu- Herz und Fröhlich", einer größer« Erzählu«g, welche Adolar Bor neck für die Jugend frei bearbeitet hat, wird amerikanische» Wald- und Jndianerleben geschildert, wobei acht Bilder nach Originalzeichnungen von Bernhard Schmelzer zu größerer Veranschaulichung dienen. Nach geographischer und naturgrschichtlichcr Seite hin ist da» Buch nicht ohne Werth und wird von der Jugend mit Nutzen gelesen werden. Wa» dagegen die Geschichte selbst betrifft, so ist sie nicht besonder» interessant vorge- tragen, abgesehen von den mehrfachen blutigen Scenen, die allzu aufregend für jugendliche Leser sein dürsten. — AuS dem literarischen Nachlasse des verstorbenen Advo cate» Karl Winter „Vaterländische Sagen und Märchen" zu sammeln und zu veröffentlichen, war ein sehr dankenSwerthcs Unternehmen, da» hoffentlich der Verlagshandlung sich al» lohnend erweisen wird, zumal der Name de» Verfassers bereit» weithin bekannt und geschätzt ist. Karl Winter zeigt ein ausgesprochenes Talent zum Märchenerzähler ; bei ihm ist nicht von einem unsicher» Hrrumtastcn an den Stoffen die Rede, sondern von wirklich künstlerischer Form. Da» ist rin Lob, da» man, der flüchtigen Buchmachcrei von heut« gegenüber,
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