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Dresdner Journal : 07.02.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-02-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186502070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-02
- Tag1865-02-07
- Monat1865-02
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 07.02.1865
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122 der UniversitätSstudien, welche von dem Professoren« collcgtum der Präger Hochschule verfaßt und an daS Mi« ntsterium gesendet wurden, bedarf einer Berichtigung. Bon Seite deS Ministeriums wurde allerdings ein Tut achten über rinzuführende Reformen abvrrlangt, jedoch bezog sich dasselbe lediglich auf die juristische Fakultät und mit seiner Berathung und Abfassung war auch somit nur das Kollegium der juristischen Professoren beschäftigt. Vorschläge, welche die Gesammtunivrrsität betreffen, sind gar nicht in Frage gestanden und e» konnte somit auch gar nicht die Rede davon gewesen sein, ob den natur« wissenschaftlichen Studien mehr oder weniger Begünstigung zu Theil werden solle. Die tschechischen Zeitungen erklä ren sich gegen das schon früher berührte Projekt der Re« form der Realschulen; und die Folge dieser Kundgebung von Seite der tschechischen Publiristtk dürfte sein, daß an den in Aussicht gestellten Besprechungen über die wesent lichsten Punkte des Reformplancs, welche in diesen Tagen vor sich gehen sollte, sich keine tschechischen Lehrkräfte an den Gymnasien, Realschulen rc. betheiligen werden. Ob wohl durch das Reformproject die tschechischen nationalen Interessen nicht im Geringsten gesährdet erscheinen, erklärt man sich hier gegen einen Gedanken, weil er von Wien ausging. Das erste Blatt der neuen Wochenschrift „Prags" ist ausgegeben worden. Das Programm sagt, dieses Blatt habe die Tendenz, die nationalen Gegensätze zu versöhnen und sich der größten Unparteilichkeit zu befleißigen. — Am 3. d. MtS. fand hier zum Andenken an die bei Oberselk gefallenen österreichschen Krieger in der Gar nisonkirche auf dem Karlsplatze rin Trauergottes- dicnst statt, zu welchem ein Theil der ehemaligen Bri gade Graf Gondrecourt u. z. je eine Ablhcilung der Jnsanterieregimenter König von Preußen und Martini, dann des 18. Feldjägerbataillons nebst der Musikkapelle des Infanterieregiments Martini und dem gesammten Offizrercorps der eisernen Brigade auSgcrückl war. Nach beendigter gottesdienstlicher Handlung stellten sich die ausgerückten Truppen vor dem Garnisonspitale «n ironi» auf. Der Landescommandirende schritt unter den Klängen der Volkshymne in Begleitung der Generäle v. Wurmb und Frhr. v. Piret und der übrigen Offiziere die Reihen entlang, ließ hierauf die Truppen defiliren und hat jedem der mit der goldnen Medaille Geschmückten der ehemaligen Brigade Graf Gondrecourt eine Festgabe von 5 Fl. und jedem der mit der silbernen Medaille Decorirten 2. Fl., außerdem der gesammten Mannschaft 1 Seite! Wein per Mann anwcisen lassen. Berlin, 4. Februar. (B. Bl.) Heute berieth die Commission für Handel und Gewerbe den Schulzc- Fauchcr'ichen Antrag, betreffend die Aufhebung der das Coalitionsrecht der Arbeiter und Arbeitgeber beschränken den tz§. 181 und 182 der Gewerbeordnung. Auf Vor schlag des Referenten Ziegert wurde der Antrag ange nommen, jedoch ausgedehnt auf die 183 und 184 der Gewerbeordnung und auf die KK. 16—18 deS Ge setzes vom Mai 1860, betreffend die Aufsicht der Berg behörden über die Bergarbeiter. Dies letztere Gesetz be ruft sich nämlich auf jene Paragraphen der Gewerbeord nung, und die bezüglichen Stellen desselben müssen daher zugleich mit den §§ 181—184 aufgehoben werben. Der Kommissar der Regierung äußerte ausweichend: die Re gierung sei bereits der Frage näher getreten, jedoch noch nicht schlüssig geworden und wünsche zunächst die An sichten des Abgeordnetenhauses kennen zu lernen.— Die Justizcommijston des Abgeordnetenhauses hielt heute gleichzeitig eine Sitzung, in welcher zunächst die Petitio nen über Aufhebung der Wuchergcsctze weiter berathen wurden. Aus den Erklärungen der RegierungScommissarr ging hervor, daß die Regierung materiell über die Frage nicht schlüssig sei, also den Standpunkt von 1862 ver lassen habe. Die Regierung erklärte sich indessen bereit, weitere Erhebungen über die Frage durch die landwirth- schaftlichen Vereine einzuziehen. Der Antrag des Re ferenten: feiten des Abgeordnetenhauses die Initiative mit legislatorischem Borgehen zu ergreifen, wurde abge- lchnt, dagegen der Antrag: Die Petition der königl. Staatsregicrung zur Berücksichtigung zu überweisen, an genommen. — Bei der Ersatzwahl für den Abgeordneten Matthes (Frirdeberz-Arnswalde) wurde Hr. v. Saucken- Julienfelde zum Abgeordneten gewählt. Er hatte 177 Stimmen gegen 161, die auf den Kandidaten dee Konservativen fielen. Oldenburg, 3. Februar. (Wes.-Z.) Vor einigen Monaten wurde irrthümlich berichtet, daß der Eigenthü- mer des Wiener „Fremdenblattes", Gustav v. Heine, zum oldenburgschen Generalkonsul für Wien ernannt worden sei. Die Nachricht beruhte auf einer Verwechs lung mit dem Bankier v. Epstein. Dagegen hat Heine vor einigen Tagen den oldenburgschen HauS- und Ver dienstorden durch den Geschäftsträger in Wien, Obersten v. Plate, begleitet von einem eigenhändigen sehr schmei chelhaften Handschreiben des Großherzogs, erhalten. Auscrwähltc behaupten ruhig ihre Plätze, oder messen, seemännisch-gewandt balancirend mit mächtigen Schritten den Längrnraum des Verdeckes. Bon der stolzen Stadt und ihren Ufern schwimmen auS der Ferne nur noch ein zelne weiße Punkte aus den Schatten deS Abends her vor; plötzlich aber leuchtet das Helle Licht des Leucht- IhurmcS auf und sendet den letzten Gruß deS schönen Genuas in die nächtliche Einsamkeit der Wasserwüste. * Die in Dresden längere Zeit ausgestellt gewesenen Cartons der Odhsseelandschaften von Prof. Preller in Weimar sind, wie die „Lpz. Nachr." melden, für daS städtische Museum in Leipzig vom dafigen „Kunstverein" angckauft und vorläufig in der Rotunde deS Museum» aufgestellt worden. * Am 2. Februar wurde endlich in Worms die Platzfrage des Luther-Denkmals entschieden. Nach dem dir großherzogl. Bürgermeisterei Worms unterm 24. v- Mts. den AuSscbuß des Luthcr-Denkmal-Bercins be nachrichtigt hatte, daß der Gcmeinderath unter Zurück nahme seines Beschlusses vom 28. Mai v. I. beschlossen habe, den städtischen Platz links vor dem Neuthore dahier zur Ausstellung deS Luthcr-DenkmalS unter mehrer« vor läufig sestgestclltcn Bedingungen dem Ausschüsse zur Ver fügung zu stellen, wurde vom Tesammtcomits mit 16 gegen 9 Stimmen beschlossen: daß daS Luther-Denkmal auf dem Platze links vor dem Neuthore, welchen die Künstlrrcommission, die großh. Oberbaudirrction und der Architekt deS Denkmals, Herr Prof. Nicolai in Dresden, übereinstimmend für den geeignetsten von allen in Vor schlag gekommenen Plätzen erklärt haben, aufgestellt und demgemäß zugleich dem von dem Ausschüsse mit Herrn Oberrrnnehmer Bollrrmann provisorisch abgeschloffenen Vertrage vom 14- April 1864, einschließlich der in dem Schreiben d«S Letzter« vom 16. September 1864 zugr- Heine hat in seinem Journal dir Interessen der olden- burgschen Candidatur vertreten. Kassel, 3. Februar. (N. C.) Behuf- Gründung eine- Verein- zu Förderung vaterländischer Angelegenhei ten im Anschluß an die Vaterland-kaffe hatte Fr. Oetker zur vorläufigen Besprechung in der „Hess. Morgenztg." alle Diejenigen, welche ihre Thrilnahme im Allgemeinen bereit- zugesagt hatten, auf heute Nachmittag in seine Wohnung eingeladen. Oetker hat die im K 4 der Ver ordnung vom IS. Drcembrr 1854, daS Verein-Wesen be treffend, vorgtschriebene Anzeige als Unternehmer minde sten» 24 Stunden vor dem Beginn der Versammlung der Polizeibehörde gemacht, worauf von dieser daS Verbot der Abhaltung derselben erfolgt ist. Oetker hat gegen da» Verbot Beschwerde erhoben und die Versammlung auf morgen anberaumt. (Born 4. Februar wird noch telegra phisch berichtet: Eine heute Mittag in Friedrich Oetkrr'S Wohnung abgehaltene Zusammenkunft von 10 Personen, welche die Gründung eine- VaterlandSvereinS und den Beitritt zum Nationalverein besprechen wollten, ist poli zeilich aufgelöst worden.) Wiesbaden, 3. Febr. Statt einer neuen Nummer der „Mittelrheinischen Zeitung" ist den Abonnen ten der lctztcrn unter dem Heutigen Folgende» „Zur Nachricht" zugegangcn: .Der Unterzeichneten wurde soeben von der herzoglichen Po- lizerdirectron bekannt gemacht, daß gemäß Beschlusses der her zoglichen Landesregierung das Erscheinen der .Mittelrheinischen Zectung' von heute an bis zum l. April fifnrl sei, und zwar .wegen der fortgesetzt aus Erregung von Haß und Verachtung gegen die herzogliche Regierung berechneten Haltung, sowie wegen wiederholter Angriffe auf die Amts- und Dienstehre herzoglicher Beamten'. — Wir werden gegen diesen Beschluß Rekurs an herzogliche- Staat-Ministerium ergreifen und da» Resultat als- balv unsern Lesern mittheilen. Bis dahin bitten wir dieselben sich zu gedulden. Die Redaction der .Mittelrheinischen Zeitung', vr. E. Becker.' Zufolge einer Correspondenz des „F. I." wurde ge gen die Verfügung der Landesregierung sofort Rekurs an LaS hohe StaatSministerium angemeldet. AlSbald nach her begab sich eine Deputation angesehener hiesiger Bür ger zur Unterstützung dieses Rekurses zu dem Herzog!. Staatsminister, Prinzen v. Wittgenstein, welcher den selben eröffnete, „daß die SuSpendirung der „Mittelrh. Ztg." ohne Borwissen des Slaatsministeriums erfolgt sei, daß er aber die Sache untersuchen und, wenn mög lich, Abhilfe schaffen wolle." Weimar, 2. Februar. (F. Bl.) Auf den Antrag des vorigen Landtags, ein Gesetz über Aushebung der Todes strafe vorzulcgcn, hat jetzt die Regierung durch Dekret geantwortet, daß „seit der Zeit, zu welcher die Todes strafe in die Reihe der in der Gesetzgebung deS Groß- herzogthums anerkannten Strafmittel wieder ausgenom men worden ist, weder auf dem Gebiete der wissenschaft lichen Erörterung, noch auf dem der praktischen Erfah rung neue Resultate hervorgetreten sind, welch« zu einer Aufhebung deS damals als rathsam und nothwendig Erkannten einen zureichenden Grund abzugeben vermöch ten. Ebensowenig hat sich die Gesetzgebung anderer Staa ten von der im Großherzogthum ohnehin für vergleichs weise wenige Fälle noch zugelasseaen Todesstrafe inzwischen abgewcndet." Infolge dieses Dekrets hatte in der vor gestrigen Landlagssitzung der Vikcpräsident Häring den Antrag eingebracht, seinen srühern auf Abschaffung der Todesstrafe sofort im Plenum deS Landtag» zu berathen. Der Landtag beschäftigte sich heute mit diesem Anträge. Da indessen der Antragsteller selbst erklärte, auf diesen Antrag zu verzichten, wenn sich eine Stimme im Land tag gegen denselben ausspräche, so wurde, nachdem ter Abgeordnete Bergfeld die formelle Unzulässigkeit des An trag» hervorgchoben, von der Verhandlung Abstand ge nommen, und wird der Antrag auf Abschaffung der To desstrafe von dem Landtag erst berathen werden, nachdem er in der vorbrschriebenen Weise im Ausschuß erörtert worden ist. Pari», 3. Februar. Der „France" wird versichert, daß die Sektion der Gesetzgebung des Staats rathes in einer ihrer letzten Sitzungen den Bericht deS Herrn Langlais angehört hat. Derselbe spricht sich für die Er klärung des AmtSmißbrauchS gegen den Erzbischof von Besanyon und den Bischof von MoulinS aus- — Heute verkündigte in dem Montmorency-Proceß das Seine tribunal sein Urtheil. Dasselbe erklärte sich, dem An träge der Staatsbehörde entsprechend, inkompetent, wo durch also die rechtliche Giltigkeit des kaiserlichen Deere- tes indirekt anerkannt wird. Die Mitglieder der Fa milie Montmorency werden ihre Sache vor dem Ober gericht in zweiter Instanz weiter verfolgen. Eine Klage beim Slaatsrath wcgen unbefugter Uebertragung de» Na mens und Wappens der Montmorency auf dem Wege der Decretirung ist bereits eingeleitet. — Wie e» scheint, haben sich Zweifel erhoben über die Giltigkeit der letzten Wahlen der protestantischen Konsistorien ES wird versichert, daß diese Angelegenheit vor den Staat»- rath gebracht werden soll. — Der Pariser Korrespondent der „Jndöp." berichtet, daß dir aus Nizza zurückkchren- standenen Bedingung wegen der im Hintergründe de» Denkmals zu erbauenden Häuser, die definitive Geneh migung rrthctlt werden solle. f Bon der allgemeinen illustrirten Zeitung „lieber Land und Meer" (Stuttgart, Ed. Hallberger) liegen die ersten Nummern des kürzlich begonnenen neuen, sie benten Jahrgangs vor, und wir finden in ihnen jene Vorzüge wieder, die wir bereits den letzten Jahrgängen nachrühmtcn. Eine umsichtige Leitung zeigt sich in der mannichfachen, aus den Federn bewährter Schriftsteller stammenden UnterhaltungSlrctüre, in den verschiedensten, alle Gebiete des menschlichen Interesse- berührenden Auf sätzen, sowie hauptsächlich auch in den zahlreichen, gro ßen, meist trefflichen Illustrationen, welche in künstleri schem Bilde dem Auge zeigen, was das Wort beschreibt. * Victor Hugo hat, wie dem „Fr. I." geschrieben wird, die Absicht, nach Brüssel überzusiedcln, und läßt sich derselbe daselbst ein Hotel bauen. Seine zwei Söhne sind bereits längere Zeit in Brüssel. -f DaSInnere der Wartburg wird mit einem neuen Cyklu» von Fresken geschmückt, welch« die ReformationS- zrit behandeln werden, während die bereit- vorhandenen Malereien Schwind'» der Legend« der heil. Elisabeth ent lehnt find. Di« Ausführung ist F. PauwelS und A. v. Ramberg übertragen worden. 1° Zu dem großen Denkmal für die Kaiserin Ka tharine II. in St. Petersburg hat Mikechine «inen Ent wurf geliefert, der zur Ausführung kommen soll. Treff lich soll die Statue der Kaiserin aufgefaßt sein. Die Figuren de- PirdrstalS find: link« Derjavtne und Ma dame Daschkoff, recht« Brtzki und Brzborodko, vorn Ru mtautzoff, Potrmkin und Suwaroff. DaS Monument soll, in Bronze und graurothem Granit auSgeführt, in drei Jahren vollendet sein. Der Kostenanschlag beläuft sich auf 250,000 Rubel Silber. de« Aerzte da» Leiden de» russischen Großfürsten, eine Verrenkung de» Fuße», für vorübergehend erklärt und ihm gestattet haben, seine projerttrtr Reise nach Neapel in den nächsten Tagen anzutreten. — Der Jura ist, wie der „Monsteur" anzrigt, am 1. Februar vo« Veracruz in Toulon mit 1000 Mana vom 99. Re giment an Bord angrkommen. — Der „Patrie" geht dir Nachricht zu, daß kontrradmiral Roze, der zum Kom mandanten der französischen Seedtvision der chinesischen Meere ernannt ist, in Alerandrtea angelangt und am 30. Januar «ach Suez gegangen ist, um sich von da nach Saigun zu begeben. — Vor einigen Monaten ver ließ, wie der „K. Z." geschrieben wird, ein in Bordeaur angeblich für dänische Rechnung gebaute», mit einem Widderbock versehene» Kriegsschiff den Hafen der ge nannten Stadt. Vor einigen Tagen erschien dicsrS Schiff, immer noch unter dänischer Flagge, an den Küsten der Bretagne. Ein französische» Schiff brachte demselben — r» hatte den Namen „Olinde" angenommen — Kohlen und nahm dagegen 42 Matrosen an Bord, die dasselbe in Frankreich an» Land setzte. Ein englischer Dampfer brachte der „Olinde" neue Mannschaft. Wie e» scheint, ist da» Schiff ein confödrrtrter Kreuzer, welcher im Ge heimen in Bordeaur gebaut worden ist. Eine Unter suchung ist »„gestellt worden, in die auch der dänische Konsul in Nantes hineingezogrn worden ist. — Soeben ist eine neue Broschüre: „ba politiqu» ck'avaatgarcko", erschienen, der man Zusammenhang mit den im PalaiS- Royal giltigen Ideen beilegen will. Sie greift, wie die „K. Z." schreibt, in scharfer Weise die Encyklika und die von den französischen Bischöfen in dem über sie ent brannten Konflikte beobachtete Haltung an und findet, daß sie dem Kaiser nicht hinlänglich geben, wa» de» Kaiser» ist, glaubt aber, daß dir- schließlich mehr der Kirche, al» der bürgerlichen Gesellschaft zum Schaden gereichen werde. — Die Wahl eine- Mitgliedes de» Departementalrath» von Korsika wurde für nichtig erklärt, da e» sich erwiesen hat, daß der StaatSrath einen Druck auf die selbe ausgrübt hat. — Heute verurtheilte da» Zucht polizeigericht den Herausgeber der Schrift „>«» Xrades ei le» duraaux oradoo" zu einem Monat Gefängniß und den Autor Bonaventura zu einer Geldbuße von 100 Francs. Der Herzog v. Magenta war, wie sich die „K. Ztg." schreiben läßt, der Kläger. Bern, 4. Februar. »Tel.) Dir Nachricht, nach welcher der Bundes rath den schweizerischen Bischöfen die Verkündigung der päpstlichen Enchklika verboten hätte, ist durchaus unbegründet. Ein solches Verbot läge gar nicht in der Kompetenz der Bundrsbehörde. Turin, 31. Januar. (Ä. Z.) Die im Vorau» ange kündigte Demonstration gelegentlich deS gestern abge» haltenen Hofballs nahm Proportionen an, welche man nicht vermuthet hatte. Umsonst hatte man in der ganzen Stadt das Gerücht verbreitet, daß eine außerordentliche Entfaltung von Truppen auf dem Echloßplatze und in den anliegenden Straßen eine jede Demonstration ver hindern werde; umsonst waren Proklamationen an die Arbeiter und an die Bevölkerung gerichtet worden, sich ruhig zu verhalten — die Demonstration war furchtbar unheimlich und im höchsten Grade anti-dynastisch. Biktor Emanuel ist in seiner geliebten Hauptstadt in einer Weise auSgepfiffen und beschimpft worden, wie «S noch wenige Monarchen wurden. Der Ruf il Ke!" wech ¬ selte mit dem „Viva l, Luarcki» oariooal«!^ und e» war ein eigenthümlicher Anblick, den die festlich beleuchteten Zu gänge zum Palaste und daS Schloß selbst im Kontrast zu der ungeheuer erregten, wohl 2000 — 3000 Personen zählenden Menschenmenge bot, welche zischend, schreiend, heulend und tobend auf dem Platze umhrrwogte. Um 7 Uhr zeigte sich nur eine halbe Schwadron Lancier», welche ruhig an ihrem Posten verblieb. Um ^8 Uhr erschienen die ersten Equipagen, welche mit einem schreck lichen „kvroot!" empfangen wurden, so daß mehrere so fort umkchrtrn. Andere, die im Galop anzufahren ver suchten, wurden angehalten; die Kutscher wurden vom Bocke gerissen, und die Eingeladencn, worunter viele Damen und Offiziere, genöthigt, entweder unter schreck lichem Zischen zu Fuß in den Palast zu gehen oder um zukehren. Jene, welche die letztere Partie ergriffen, wur den kräftigst applaudirt. Der Lärm war gegen 8 Uhr, wo die meisten Wagen anfuhren, am furchtbarsten, und da machte die Cavalerie einen Angriff auf da» wüthend gewordene Volk, daS sich einen Augenblick zerstreute, um sich sofort wieder unter ungeheuerm Lärm zu sammeln. Erst gegen 9 Uhr erschien die Nattonalgarde, die sich aber völlig passiv verhielt. Drei bi» vier Wagen wurden um geworfen; andern wurden die Fcnster mittelst Steinen zerstört; jedoch kamen glücklicherweise keine Verwundungen vor. Am schlimmsten wurden die Offizier« der National garde behandelt, welche sich zu Fuß zum Balle begaben. Während diese Scenen, bei welchen sich diesmal, wie ich mich genau überzeugte, nicht nur Arbeiter und Studenten, sondern Bürger und angesehene Handelsleute betheiligt hatten, auf dem Echloßplatze stattfanden, ging e» auf dem Hosballe selbst sehr traurig und düster zu. Obwohl diesmal mehr Einladungen als gewöhnlich ausgeschrieben worden waren, hatten sich im Ganzen nur 45 Damen eingefunden; rechnet man darunter die Hofdamen der Herzogin von Genua und die Gemahlinnen der Gesandten und Hofchargen, so bleiben von der Aristokratie nur etwa 20 übrig. Nach jedem Tanze bildeten sich Gruppen, um Nachrichten von dem Platze zu haben, der völlig einem Lager glich. Vom Ballsaale auS ectheilte der Obercom- Mandant de» ersten Militärdepartement» seine Befehle. Weder Bürgermeister noch irgend ein Mitglied de» Ma gistrat» waren erschienen. Der König schirn äußerst ver stimmt zu sein; denn die gräßlichen Rufe, die auf dem Echloßplatze ertönten, drangen bi- in den Ballsaal, wo alle Augen auf ihn gerichtet waren. Er sprach von Zeit zu Zett einige Worte mit dem General Della Rocca und verließ den Ball nach einer Stunde. Obwohl die Na tionalgarde bis 4 Uhr Morgen- auf dem Platze verblieb, wurden die heimkehrenden Personen wiederholt mit schreck lichem Zischen empfangen, und gewiß wird allen Denen, welche diesen Hosball besucht, dir Art und Weise, wir sie begrüßt wurden, noch lange im Gedächtniß bleiben. ES ist merkwürdig und auch gleichzeitig bewei-führend für die wahren Urheber dieser furchtbaren Demonstration, welch« drn höchsten Kreisen angrhörrn, daß sämmtlich« eingrla- den« Damen anonyme Schreibt« erhalten hatten, sich nicht auf den Ball zu begeben. Nur zwanzig find dieser Einschüchterung nicht nachgrkommen. Heute herrscht noch völlige Verwirrung. Der König soll geschworen haben, Turin nicht wieder öffentlich betreten zu «ollen. Da» Osfiziercorp» ist wüthend über dir Bevölkerung, und soll ten ernstere Ereignisse «tntreten, so dürfte die Rach« de», selben «ine fürchterlich« werden. Ein zweiter Hofball, der auf Mitte Februar angekündigt ist, wird wohl abge sagt werden. Niemand glaubt tndeß, daß mit der gestrige» Demonstration die Reih« der unruhigen Austritt« abga schlossen ist, zumal nur im Ganzen 20 Personen verhaftet wurden und die Nationalgard« die größte Gleichgiltigkeit an den Tag gelegt hat. Tari», 1. Februar. (O. P.) Victor Emanuel hätte sich vor eine« halben Jahre noch schwerlich träumen lassen, daß er von de« Ballsaal« seine» Schlosse» au» den Ruf: „Nieder mit dem König!" vernehmen und daß «an die von ihm etngrladenrn Gäste mit Steinen und Koth bewerfen würde, wie rS vorgestern Abend geschah. E» war diesmal eine ernste und allgemeine VolkSdemon- stration, die noch sehr bedeutend« Folgen nach sich ziehen kann. Die Urheber der Demonstration sind HauS- u. Grundbesitzer, Hypothekenausleiher und größere Kaufleute, die, weil sie in ihren Interessen wohl etwa» beeinträch tigt werden dürften, unter da» Volk Geld verthrilen lassen, um rS zu abgeschmackten und zwecklosen Demon strationen zu veranlassen. Mitten unter den Demon stranten gewahrte man auch vorgestern Abend wirklich die Marquis v. CardrnaS, Balbi, Panifsera und andere reich« Hausbesitzer, welche am lautesten schrien und nach allen Setten hin die Menge aufstacheltrn, die Wagen, die sich nach dem Host begeben, anzuhalten. Die Mün dungen der vier Straßen, welche in den Castellplatz au»- laufen, waren von dichten Menschenhaufen besetzt. Kaum erschienen die ersten Wagen, wrlche zu Hofe fuhren, so erheb sich ein allgemeines Zischen, Pfeifen, Heulen, rin Spektakel, der schwer zu beschreiben ist. Der Tumult war furchtbar, Pferde wurden scheu und bäumten sich, in den Wagen saßen bleiche Gesichter, auf denen sich Angst und Schrecken malten. Mehrere Wagen konnten oder wollten nicht vorwärts durch die wuthschnaubendr Masse und kehrten mit großer Gefahr um, denn sie mußten Schritt für Schritt gehen, und wehe dem Kutscher, dessen Wagen einen Menschen beschädigt hält«; andere Wagen waren so glücklich, durch Seitengassen den Platz von S. Giovanni zu erreichen, von wo auS die Perso nen, die in denselben saßen, durch die kleine Pforte de» Palastes in den innern Hof gelangen konnten. Andern Carossen gelang e» mit Hilfe von Sicherheit-wachen, welche die Pferd« am Zügel führten, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen; einige hochgestellte Persönlichkei ten mußten auSsteigen und mit großer Gefahr und unter den frechsten Beschimpfungen sich bi» in den Palast drän gen. Hin und wieder flogen auch Steine auf die Wa gen. Dem kontrradmiral A... wurde sein Pferd auS- gespannt und sein Kutscher, weil er sich vom Zorn hin reißen ließ, weidlich durchgeprügelt. Zwei Offiziere der Nattonalgarde gaben ihm den Rath auSzusteizen und begleiteten ihn durch die Masse, um ihn zu schützen. Ein Stern zertrümmerte die Scheibe eine- Wagen-, in welchem mehrere Personen saßen. Es gehörte wahrlich an diesem Abende Muth und Hingebung dazu, um aus dem Hof balle zu erscheinen. Keine Uniform, kein Rang schützt« vor Insulten. Die zahlreich ausgerückten Truppen und die Nationalgarde hatten die Weisung, ohne allerhöchsten Befehl nicht einzuschrriten — man scheute sich vor einer Erneuerung der Scenen der Septembertage. Hin und wieder drängten CavaleriepiketS die Massen zurück — auch hörte man einige Male die Trommeln rühren. End lich, al» keine Wagen mehr kamen, nach Mitternacht, zerstreute sich di« Menge und man sah auf dem Platze nur die starken Truppenabtheilungen, welche drn Palast bewachten. — Die Municipaljunta von Turin hat fotzende Proklamation an die Nattonalgarde erlassen: „Die Municipaljunta erfüllt eine Pflicht, indem sie der Na- tivnalgardc für die neuen feierlichen Beweise dankt, die sie in den letzten Tagen von ihrer Liebe zum Lande und von ihrer Anhäng lichkeit an die nationalen Institutionen gegeben. Unsre Stadt, die stecs Handlungen, die in Unordnung ausarten, mihbilllgi, ist zur gewohnten Ruhe zurückgekehrt und theilt und bestätigt diesen Dank. In einer solchen Einigung von Zuneigung und von Bestrebungen ruht die beste Bürgschaft einer sichern Zukunft für Alle. Turin, 3l. Januar. Für die Junta: Der Syndikus Rora." Turin, 3. Februar. (W. Bl.) Der König ist heute Morgen» nach Florenz abgereist. Lamarmora befindet sich in der Begleitung de- Königs. General Cialdint ist nach Turin berufen worden. — Die „K. Bl." melden, daß General Ctaldini zum Kommandanten deS ersten MilitärdeprrtcmentS an Stelle deS General» Della Rocca ernannt worden sei. Der Senator Parese, Director des Staatsschatzes, ist zum k. Kommissar bei der Gesellschaft der Domänen güter bestellt worden. — Der „Perseveranza" vom 4 Februar wird aus Turin gemeldet: Die Ministerialentschließung, der zufolge die Abreise de» König» stattfand, wurde durch die Demonstration beim Hofballe und die Proklamation dc» MunicipiumS veranlaßt. DaS Municipium verweigerte dem Ansuchen de» Ministerium» jeden Act und jedes Wort, das den Effect jener Demonstration hätte verrin gern können. Die Minister konnten und durften auch nicht den König einer Schmähung auSgesetzt lassen, an welcher nicht blo» die Arbeiter, sondern da» Municipium selbst und ein Theil der Elite der Bevölkerung Theil nahmen. Palermo, 23. Januar. (O. P.) Ich eile, Ihnen über die Demonstration Bericht zu erstatten, die hier stattgefunden hat und der gewiß andere in verschiedenen Thrilen der Insel entsprochen haben. Es wird Ihnen bekannt sein, daß daS Projekt Bacca (Einziehung der Klostergüter) einen Kampf zwischen den verschiedenen Parteien hervorgerufen hat. Die klerikalen bekämpfen da» Projekt mit allen Mitteln, die Liberalen find in zwei Parteien gethrilt Die Einen wollen da» Gesetz, wie r» der Kammer vorgrlrgt wurde, al- eia Mittel, den StaatS- finanzen zu Hilfe zu kommen; di« Andern wollen die absolute Aushebung aller religiösen Orden. Da» Mee ting nun, welche» hier stattgefunden hat, wurde von der Regierungspartei hervorgerufen. Der Herzog Lrrdura, Senator, wurde eigen» von Turin hergeschickt, um eine Volksversammlung zur Unterstützung de» Vacca'schrn Ge- setzvorschlagS zu organisiren. Er versammelte zuerst in seinem Palaste rin Dutzend Freund«, unter denen sich Perrone Palladini befand. In dieser Versammlung wurde beschlossen, daß da» Meeting im Atrium der Universität abgehalten werden soll« Aber dir Masse der Bevölkerung widersetzte sich; di« Clrricalen auS ihre« eigenen Mo tiven, die Demokraten, weil sie ander« Zwecke verfolgen und in Bälde rin andere», radikale» Parlament erwar ten, welches dann alle Orden aufheben und ihre Güter für nationale Zwecke verwenden soll. Der Zusammen lauf im Atrium der Universität war daher gestern sehr groß. Der Herzog Verdura erschien mit eine« Gefolge von etwa hundert seiner Anhänger; er bestieg di« Tri büne und wurde, al» er zu rede« begann, mit Zischen, Pfeifen und Geheul überhäuft; «an konnte kein Wort vrrstrhen und zuletzt sah er sich genöthigt, die Tribüne zu verlassen. Perron« Palladini nah« seinen Platz rin »nd hatte densrlbrn Erfolg, nur z«igt« er mehr Aus dauer «ch suchte ein« Stund« laug d« Lärm durch ge-
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