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Dresdner Journal : 11.03.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-03-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186503113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-03
- Tag1865-03-11
- Monat1865-03
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 11.03.1865
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rs4 Dienstzeit heute nicht mittheilen könnten und fich SrNLruigen Vorbehalten müßten. „ Aba. Vaerst «klärt sich für Verwerfung der Vorlage, weil dieselbe genau dem im vorigen Jahre eingebrachlen Entwürfe gleich sei Aba. Lette will eine jährliche Au-Hebung von mindesten« M.OOO Mann und eine Declaration von § 15 de» Besetze» von IUI4 im Sinne der Regierung, obgleich der ursprünglich« Lerl nicht im Sinne der Rcgierung autgelegt werden kdnne, nur um einen legalen Zustand aus de« Gedielt der Reorganisation her- betjusühren. Major v. Hartmann erkltrte, daß er namens der Regie rung diese Ossrrle dankbar anniihine. Zu dem Amendement über Firirung de» Kriedenspräsenzstande» erklärte Redner, eine solche Eonlinaenltrung kdnne dcr Regierung mdglicherweise bequem lein, obgleich dieselbe eine Machterweiterung de» Hause» enthalte. Luch jetzt wolle die Regierung den Vorschlag nicht unbedingt ablehnen, sondern sie sei bereit, denselben einer eingehenden vrrathung zu unterwersen. Die Regierung müsse dabei aber jedenfalls im Stande bleiben, ausreichend eine der Machtstellung Preußen» ent sprechende Armee zu behalten. Der Grundgedanke des 8 3 im Gesetze von 1814 müsse legislativ conservirt werden, da» dahin gehe, daß der König diese Stärke de» Heere» auch für die Zu kunst bestimme, obgleich man bereit sei, die Mitwirkung de» Land tag» später in Anspruch zu nehmen. Dir Regierung müsse nur gewiß sein, daß mit Annahme diese» Amendement» der Eonslict über die Reorganisation einen definitiven Abschluß erhalten würde. Zahlen, wie 180,000 Mann Friedensstärke und 63,000 Mann Au-Hebung könnten erst in späterer Beralhung zur Sprache und Debatte kommen. Adg. Vr. Jacoby: Die politische Bedeutsamkeit de» Eon- flictS werde von den Rednern unterschätzt, wenn man glaube, durch Amendement» und Kompromisse denselben beseitigen zu können. Vor Allem sei der Wunsch, die Sache vom technischen Standpunkte zu betrachten, wohl bei dem KriegSminister, nicht bei dem Haust erklärlich, dessen meiste Mitglieder von der tech nischen Seite der Sache Nicht« verständen. Gerade politische Mo tive bestimmten den Redner, sich gegen die Vorlage zu erklären, deren Kern Vermehrung de» Soldalenheere» aus Kosten der Land wehr sei. Ohne Vereidigung de» Heere» aus dir Verfassung, ohne MinisterverantwortlrchkeitSgesetz, und selbst dann noch, sei die beantragte HeercSeinrichtung eine Bedrohung der bürgerlichen Freiheit, eme Kriegsbereitschaft gegen daS eigene Volk, Die» gelte freilich auch für die HeereSversassung vor 1858. StaatS- und Heeresversassung müßten Hand m Hand gehen, bei dem Uebergang Preußen« in die constitutionelle StaatSversassung müßte daher die Aenderung der Heeresversassung zur Sprache kommen, und eS sei immer gut, daß die Regierung den Ansang gemacht habe, eine Anregung von Seilen der VvlkSpartei hätte schwerlich Aussicht auf Erfolg gehabt. ES frage sich nur, ob ein schein konstitutioneller MililLrstaat, oder ein VerfassungSstaat sein solle. Da gäbe e« nur ein Entweder — Oder, aber keine Lösung durch Eompromiß. Preußen habe, wie kein anderer Staat, alle Grund bedingungen zu einer volkSthümlichen HeereSversafiung in dem Gesetze von 1814 durch die Landwehr. Der Dualismus zwischen Linie und Landwehr sei erst seit 18l9 in die Gesetzgebung hinein getragen und absichtlich genährt worden. Um zur einheitlichen Organisation zu gelange», gebe es zwei Wege, entweder die vor- geschlagenc Reorganisation oder nach dem Gesetze von 18l4 Be waffnung der ganzen Nation mit möglichst geringem stehenden Heere. Der KrrcgSminister habe bemerkt: .Er hätte wohl von Wehrpflicht, aber noch nie von Wehrrccht reden hören; jeder eingekleidete Soldat rechne e» sich zur Ehre, de» Königs Rock zu tragen, nie aber verlange Jemano, der sich sreigeloost, dar Recht, eingestellt zu werden.' Die» sei an sich richtig, aber Redner wolle an die Freiheitskriege erinnern, wo der Spruch .Wchrlo« — Ehrlos' ursprünglich aus dem Landwehrkreuze prangen sollte, und nur, weil man die» zu hart fand, trat .Mit Gott lür König und Vaterland' an die Stelle. Damals wurde da» Wehrrecht von den Bürgern in Anspruch genommen, heute sei es ander-, ob besser und erfreulicher, stehe dahin. Der Bürger müsse eben al« sein Recht beanspruchen, in Waffen geübt zu werden. Dahin könne man aber nur gelangen durch Erfüllung der vom Abgeord nete »Hause gestellten Anträge: Verminderung der Dienstzeit, gleichmäßige Verlheilung der Dienstlast durch Entwickelung de» Landwehrsystem- >m Geiste des Gesetzes von 1814, dem Schluß stein der Hardenberg'schen Gesetzgebung. Redner erkläre sich so mit für Verwerfung der Vorlage, welche der vorjährigen gleicht, und gegen jedes Amendement und jede Resolution. Abg. Beitzke hält die Armee durch die Reorganisation nicht für verbessert. Die Landwehrdalaillone führten danach nur noch Listen und übten Polizei, die Landwehr sei in Linie umgewandelt, man habe nur stärkere Erercirkräfte gewonnen, aber das Volk habe daS Interesse am Heere verloren, und dafür sei da- Armee budget um 12 Millionen Thaler jährlich gewachsen. Redner weist au» geschichtlichen Quellen nach, daß der Gemeine schon im Jahre 1670 zwei Thaler monatliche Löhnung gehabt, damit sei der jetzige L>old gar nicht vergleichbar. Der RegierunaScommissar gab zu, daß man politische und finanzielle Bedenken gegen die Reorganisation haben könnte und daß di« Entstehung derselben nicht ganz correct gewesen sein möchte, aber die Armee habe durch die Reorganisation ganz un- zweiselhast gewonnen. Man habe eine Reservearmee von 80,000 Mann, und auch qualitativ sei die Armee besser, weil sic au- jungen Leuten bestehe. Der Vermehrung de» Solde» schenke die Regierung die höchste Aufmerksamkeit, und die Zeit liege nicht mehr fern, wo sie mit Thaten hervortreten würde. Abg. v. Unruh erklärt sich gegen die Auslösung der Landwehr. Abg. Stavenhagen beantragt: 1) die Landarmer soll aus 180,000 Mann incl. Offizieren bestehen und die Dienstzeit von 19 ans 16 Jahre verminoert werden; 2) Z 2 der Regierungsvor lage würde gestrichen, die übrigen Paragraphen würden angenom men und nur über die Marine weitere Erörterungen Vorbehalten. Abg. v. Bockum-Dolffs beantragt als Unteramendement hierzu: Neben der Eontingentirung wird bei der Infanterie 2jäh- riae Dienst-, 3jährige Rcservezeit, bei dcr Eavalerie und den tech nischen Waffen 3jährige Dienst-, 2jährige Reservezeit eingesührt. Abg. Mühlenbeck beantragt eine Resolution dahin: daß die Armee au» 75,000 Mann inclusive Freiwilligen bestehen solle und das HauS der Abgeordneten den Armeestand bestimmen werde, sobald da« Budget thatsächlich sestgestellt sei und Gesetze über die Befugnisse der Oberrechnungskammer und die Verantwortlichkeit der Minister eriftirten. Referent Abg. Gneist rcsümirte die Debatte und conftatirte, daß tue Regierung noch in keiner Weise bestimmte Cvncessionen' auch nur angedeuiet habe und daß, wenn der KriegSminister eine Vertagung de» Konflikt» verlange, dir» nicht» Andere» hieße, al» da» Hau» sollt sein Recht vertagen, während dir Regierung ihren Willen dnrchgesetzt habe. Damit schließt die allgemeine Debatte uud die Sitz ung; der Beginn der EpertaldebaN« ist noch nicht fest gesetzt. — Uebrr den Antrag de» Etadtv. v. Meibom und Gesoffen bezüglich der WiedeHrrstellung eine» friedliche« Verhältnisse» zwischen diu beiden Communalbehörden ist heute ia der Stadtverordnete«^»»«- verhandelt und hat die Versammlung falgende mottvirte Tagesord nung angenommen: „Ja Erwägung, daß eine Berathung in gemischter Deputation ohne bestimmte Unterlag« eher dazu führen könnte, neue Dtffere n,punkte anzuregen, al» die vorhandenen principiell auszugleichen; in fernerer Erwägung, daß die Ausgleichung dieser bedauerlichen, dem Interesse der Eommun schädlichen Streitigkeiten vielmehr au» einer sachlichen Behandlung der Geschäfte bei gutem Willen von beiden Seiten sich hoffentlich von selbst finden wird, geht die Versammlung zur Tagesord nung über." — Nach einem Telegramm der „Nat -Z." auSKöln beschloß die Stadtverordnetenversamm lung mit Rücksicht auf den VerfasiungSconflict, kein officielle» Fest der Provinzialeinverletbung am 15. Mai zu veranstalten, und lehnte jeden Kredit dazu ab. Stuttgart, 7. März. (W. Bl.) Heute ist folgende- königliche» Handschreiben bekannt gemacht worden: Mein lieber Oberbürgermeister Sick! Die vielen Beweise treuer Liebe und aufrichtiger Anhänglichkeit, die Mir an Meinem Geburtstage von allen Seiten, »nSdesondere aber von den Bür gern und Einwohnern Meiner Residenzstadt Stuttgart dargcbracht worden find, baden Meinem Herzen sehr wohl gethan. Ich erblicke in diesem Zeichen der Ergebenheit vor Allem eene Bürgschaft da- sür, daß Ich bei Meinen auseichtizen Bestrebungen für da- Wohl Meine- Volke» auf dessen Vertrauen rechnen darf. Indem Ich Ihnen und den Vertretern Meiner Residenzstadt für die Mir und Meiner geliebten Gemablin au»gedrückt«n guten und theilnehmcn- den Gesinnungen gnädigft dame, verbinde Ich damit gern die Versicherung, daß es Mir zu besonderer Befriedigung gereicht, da» so ersreuliche Aufblühen von Stuttgart zu fördern. Zugleich trage Ich Ihnen aus, den Bürgern und Einwohnern Stuttgart» für die Mir in so vielfacher Weise bethitigte Theilnahme Meinen und der Königin gnädigen und wohlwollenden Dank zu bezeugen. Hicrnichst verbleibe Ich, Mein lieber Oberbürgermeister Sick, Ihr gnädiger König Karl. Weimar, 7. März. (F. I.) In der fortgesetzten Budgetverhandlung ter gestrigen Landtagssitzung kam die Neuforderung von 4500 Thalern zur Erhöhung der Minimalbcsoldung der Geistlichen zur Berathung und wurde abgclehnt. Der Landtag begründete seinen Beschluß damit, daß die Regierung-vorlage nicht so spccialisirt sei, um einen Einblick in die GehaltSverhältnisse der einzelnen Geistlichen zu verstatten. — (L. Z) Die im Großherzogthum veranstalteten Sammlungen zu Errichtung eines Karl-August- Denk mal» hier haben bis jetzt die Summa von circa 12,000 Thlr. beschafft, mit welcher ein Fußstandbild, daS ursprünglich in- Auge gefaßt war, hätte ausge» führt werden können. Neuerlich lassen r» aber Gründe verschiedener Alt wünschenswerth, ja dringend geboten erscheinen, den Großherzog als Neiterstatue darzustellen, zu deren Ausführung ein Kostenaufwand von 25 bi» 30,000 Thlr. nölhig werden wird. Auf Ansuchen de» Karl August-Denkmalcomitss hat der Landtag am 8. einstimmig die Summe von 12,000 Thlr. auS LandeS- mitteln zu den Herstellungskosten bewilligt. Meimugeu, 7. März. (LZ.) Heute Mittag starb am Nervenfieber der interimistische Vorstand des Herzog!. SlaatsministeriumS allhier, wirk!. Geheime Rath Blo« mrher. Im Jahre 1848 war er schon Finanzminister. Wegen seiner wohlwollenden Gesinnungen war er allge mein beliebt. — Auf den 20. d. M. ist der Landtag de» Herzogtums einberufen. — Frankfurt, 9. März. (Tel.) Der Bundtspräst, dialgesandte Frhr. v. Kübeck ist von seiner Regierung nach Wien berufen und reist morgen dahin ab. * Pari-, 9. März. (Tel.) Nach dem neuesten Bülle- tin über das Befinden des Herzog» v. Morny ist der Zustand desselben sehr bedenklich und die Schwäche im Zunehmen. — (K. A.) Die neuen Presbyterialwahlcn in der reformirtrn Gemeinde zu Pari» sind entschie den; Guizot ist mit 10 Stimmen bei dem zweiten Scru- tinium Sieger geblieben; er erhielt von 2586 Stimmen 1298, sein Gegner Barbezat 1288 Stimmen. Bei dem ersten Scrutinium war die Verlheilung dcr Stimmen folgende: Rönan 263, Barbezat 1306, Guizot 1279. Bei dem zweiten Scrutinium waren 31 Stimmen weni ger vorhanden, und von den erschienenen Stimmberechtig ten erhielt diesmal Guizot 19 Stimmen mehr, Barbezat 18 weniger als bei dem ersten Scrutinium. — General Jacqueminot, der im Jahre 1848 im Augenblick der Revolution Kommandant dcr Nationalgarde von Pa rt» war, ist auf seinem Schlosse von Milan gestor ben. — Zum GesrtzeSprojecl, da» 100,000 Mann Recruten verlangt, sind von der Opposition zwei Amendement» gestellt worden. Da» erste verlangt: daß auf die Altersklasse von 1865 für 1866 nur 80,000 Mann ausgehoben werden sollen. Von diesem Contin« Antrag tzem Hause vor,»schlagen. Abg. v Hopfen behält fich vor, fall» die Dage»ordnung angenommen würde, im Hause einen eigenen Antrag zu stellen. Er glaubt, die Antrige de» Sub- comit^» wären v«r da« Hau« zu dringen. Abg. vr. Herbst: Der VrintS'sche Antrag ist nun gegenstandllv» und dir Be- rathungen aus gewöhnlichem Wege sind sortzusetzen. Der nunmehr zur Abstimmung gelangend« Antrag lautet: „Unter historischer Darlegung de« ganzen Gange» der Verhand lungen vor dem Hause der Abgeordneten den Antrag aus Ueder- gang zur Tagetordnung über den Vrintt schen Antrag zu em- psehlen." — Dieser Antrag wird mit 17 gegen 12 Stimmen an genommen. Ferner wurde beschlossen, im Hause zu beantragen: ES sei der Staat-Voranschlag für 1866 zur Vorbrralhung an einen Aus schuß von 36 au« dem ganzen Hause zu wählmden Mitgliedern zu weisen, welcher seinen Bericht dem hohen Hause dann vorzu legen haben wird, wenn da« Finanjgesetz für l865 erlassen ist. — Zum Berichterstatter wurde l)r. Herbst gewählt. Hierauf wurde noch die Diskussion über daS KriegS- budget erledigt. DaS Resultat der Abstimmung (einen Abstrich von 17'-t Millionen beim Hause zu beantragen) haben wir bereits telegraphisch gemeldet. ' Wien, 9. März. (Tel.) In der heutigen Sitzung de» Abgeordnetenhauses beantwortete StaatSmini- ster v. Schmerling die Interpellation Giskra's, betreffend den Belagerungszustand in Galizien, dahin: Die Regie rung halte an ihrer in dcr Adrcßdcbatte dargrlrgten An schauung fest, daß der Belagerungszustand eine Maßregel der Executive sei, zu deren Rechtfertigung nach § 13 der Verfassung die Rcgierung nicht verpflichtet sei. Die Re gierung erkenne übrigens an, daß hier eine Lücke in der Gesetzgebung vorhanden sei, und sie werde zum Zustande kommen eines Gesches übcr den Belagerungszustand gern die Hand bieten. Der Staatsminister theilte hiernächst mit, daß der Kaiser mittelst Entschließung vom 6. März angrordnet habe» daß dcr Belagerungszustand in Galizien mit dem 18. April d. I. aushören solle. — l)r. Berger und 75 Genossen brachten einen Gesetz entwurf ein, welcher den tz 13 des Staatsgrundgesetzes dahin erläutert, daß jede auf Grund dieses Paragraphen getroffene Regierungsmaßregcl außer Wirksamkeit tritt, wenn sie nicht die Genehmigung des Retchsralhs erhält. — Ferner legte die Rcgierung eine schriftliche Rechtfer tigung der, mchrern Unternehmungen regierungsseitig ein geräumten Begünstigung vor. Grocholski intrrpcllirte die Regierung in Betreff des Nothstandcs in dem Hoch gebirge Galiziens. Staatsminister v. Schmerling ant wortete, daß die Regierung bereits die nöthigen Weisun gen erlassen habe. — Eine Mittheilung des Bezirksgericht» der Alservorstadt, eine Klage gegen den Abg. Rygrr wegen Ehrenbeleidigung betreffend, wurde einem besondern Aus schüsse überwiesen. — Der Gesetzentwurf, betreffend die Reduction dcr Silbcranlcihe von 1864 auf 62,500,000 Gulden wurde nach dem Anträge des Ausschusses an genommen. — Die nächste Sitzung des Abgeordneten hauses ist noch nicht festgesetzt. Z Prag, 9. März Es wurde mehrmals die An sicht geäußert, die vom böhmischen Landtage beschlossene und von Sr. Majestät genehmigte Hypothekenbank werde sich als ein Institut erweisen, dessen Wirksamkeit größtentheils nur dem Großgrundbesitz zu Gute kommt. Die kurze Zeit der Eristenz dieser Anstalt lirß sich jedoch schon klar erkennen, daß die Einrichtung dieser Hypothe kenbank nicht nur zugleich den Bedürfnissen des Klein grundbesitzes entspricht, sondern auf deren Hilfe von letz- tcrm in sehr bedeutendem Umfange in Anspruch genom men wird. — Ein befremdendes Gerücht macht hier die Runde. Man soll sich, so heißt eS, in israelitischen Kreisen mit dem Gedanken, rin israelitisches Real gymnasium zu errichten, befassen, und man sagt, e» seien in dieser Richtung bereits Schritte gcthan worden. Sicher ist, daß der größte Theil dcr intelligenten israe litischen Einwohnerschaft Prags sich gegen dies Project erklären werde, und man hat allen Grund zu hoffen, daß eS bet dem blosen Einfall bleiben werde, eine derartige Realschule ins Leben zu rufen. — Die hiesige Jour nalistik soll in nächster Zeit durch drei neue Blätter vermehrt werden. Die in tschechischer Sprache vom 20. d. M. an erscheinenden „Narodny-Noviny" sollen dem tschechischen Publicum die für 2 Monate suspcndirten „Narodny-Listy" ersetzen; das Blatt „Erpreß" wird sich, soviel man hört, mit Handels- und Stadtnachrichtcn be fassen, und eine dritte Zeitung wird erscheinen, falls die „Politik" von einer länger« Einstellung betroffen wer den sollte. — Endlich hat sich dcr LandcsauSschuß für einen Platz entschieden, wo das Palais dcr neuen Po lytechnik erbaut werden soll. Es ist hierzu daS Ge bäude des Hauptverlags für Tabak ausersehen und dcr LandeSausschuß hat bereits beschlossen, an Sc. Majestät wegen Ueberlassung desselben für den genannten Zweck eine unterthänigste Bitte zu richten. u Berlin, 9. März. In der heutigen Sitzung dcr Militärcommission des Abgeordnetenhauses ließ dcr KriegSminister seine Abwesenheit durch Unwohlsein entschuldigen. Die Regierungscommissare Major v. Hartmann und Ritt meister Hartrott erklärten, ausgesordert, daß sic die kadinetS- ordre» von 1833 und 1837 übcr die Einsührnng der zweijährigen Literatvr. Gegenwärtig erscheinen die gesammelten Romane von Marie Sophie Schwartz (aus dem Schwedischen von August Kretzschmar, Leipzig, F.A. Brock- Hau», 1865) in wohlfeiler Ausgabe in Bänden zu 10 Ngr. Den ersten Theil der neuen Auflage eröffnet ein Bild au» der Wirklichkeit „der Mann von Geburt und das Weib au» dem Volke". E» ist bekannt, daß die Romane der genannten schwedischen Schriftstellerin bet einem großen Thetle dcS LesepublicumS lebhaften Anklang gefunden haben, und in Bezug auf die sittliche Tendenz, welche Frau Schwartz in ihren Erzählungen verfolgt, erscheint solche Anerkennung wohl gerechtfertigt, wenn auch hier und da die künstlerische Durchführung zu wünschen übrig läßt. DaS Vorwort gtebt Auskunft über die Lebensum- ständ« der Verfasserin. Danach ist Marie Sophie Birath (die» ist ihr Familienname) in der Stadt Boras in der Provinz Wrstgothland im Jahre 1819 geboren. Schon in ihrer frühesten Kindheit verlor sie ihre Acltern. Im Jahre 1839 vermählte sic sich mit dem Professor Schwartz in Stockholm, der aber gegen die schönen Künste einge nommen war. Der 1858 erfolgte Tod de» Gatten ge stattete der Witwe in der von ihr mit Talent und Glück betretenen Laufbahn freiere Bewegung, nachdem schon früher im Feuilleton der „Schwedischen Zeitung" einige Romane von ihr erschienen waren. Jetzt schrieb sie unter ihrem wahren Namen und ließ dir früher al» Feuilleton gedruckten Romane in Buchform erscheinen, während sie in ununterbrochener Thätigkrit neue Gcisteswcrkr daran reihte und sich die Gunst ihrer Leser nicht blo« zu er halten, sondern auch in immer höherm Grade zu erwerben wußte. L -j- Uotrrhattuugsliteratur. Salvator. Eine BrrjünguugSgeschtchte. Roman in zwei Bänden von Karl Eubasch. Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke 1865. — Der unter diesem Titel vorliegend« Roman gehört in da- Gebiet des SrnsationSromans, der gegen wärtig besonders in England, aber auch bei uns, in voller Blüthe steht. Die dilettantische Marotte eine jungen Provisors in einer Landapotheke für eine Art spcculative Anatomie regen in einem alten, reichen Sün der, dcr auf einer Reise zufällig die Landapotheke betritt, die Idee der Wiederverjüngung de- Leibe» durch Trans fusion an. Ei« arme» Mädchen, da« Alban, so heißt der Apotheker, liebt, fällt dieser Idee zum Opfer. Alban glaubt Antheil an der Unthat zu haben und sucht seine Schuld zu sühnen, indem er den Marast al» Verbrecher entlarvt und dessen Vermögen der armen Familie de» htngcvpferten Mädchen« »uzuwcnden weiß. Der von den Gedanken einer neuen Jugend erhitzte und berauschte Marast, welcher schließlich elend an den Folgen seiner unnatürlichen Sucht nach Leben stirbt, ist trefflich ge zeichnet, wenn auch hie und da vielleicht da» ganze Mo tiv dcr Transfusion mit mehr pathologischem Behagen al» ästhetischer Empfindung behandelt ist. Neben den düstern Partien de» Buche» jedoch finden sich auch andere von freundlicherer Beleuchtung und heiterer Färbung, sehr gelungen so u. A. ist im Eingänge de» Buche» da» Stillleben eine» abgelegenen Landstädtchen» geschildert. Ueberhaupt kommt dem Spannenden de» Stoffe» durch gehend» eine lebendige, anschauliche Darstellung-weise zu Hilfe. Und da zum Schluß auch die Nrmest» nicht auS- bleibt, so hinterläßt da» Ganze einen minder düstern und aufregenden Eindruck, wie r» nach der Beschaffenheit der Hauptfabrl anfang» den Anschein hat. * Der „Magd. A." zufolge hat der Bibliothekar und Gymnasiallehrer vr. Förstern ann in Wernigerode einen Ruf al« Obrrbibliothekar der königl. Bibliothek in Dres den erhalten und angenommen. Derselbe wird indeß erst zu Michaeli» au» seine« gegenwärtigen Amt« scheiden, * Friederike Goßmann hat am Schluffe ihres Gast spiels von dem Herzog von Koburg eine Medaille für Kunst und Wissenschaft mit einem prachtvollen Armband erhalten, mit der Erlaubniß dieselbe am grüne« Bande zu tragen — eine Auszeichnung, die bisher nur drei Damen gewährt wurde. Jetzt ist .di« Künstlerin in Bremen, von wo sie nach St. P«ter»burg abgehrn wird, um einer frührrn Einladung zu folgen. ge Die Commission, welch« bei dem Dante-Feste Mailand vertreten wird (Graf Litta Madtgnani, Ber lin! und Maffaran) hat, wie man den „H. N." schreibt, den Katalog der Codices, Ausgaben und Kunstgegen- ständ« ringrschickt, welche sie zu der Ausstellung senden werd«: au» der Biblioteca-Trinulzio werden 51 Co dices und 15 seltene Ausgaben der Werke Dante », da runter 9 au» dem 15. und 6 vom Anfänge de» 16. Jahr hundert» ausgestellt werden. Die Brera-Bibliothek wird 3 Codices und 2 seltene Ausgaben senden. Einige der Codices der beiden genannten Bibliotheken enthalten in teressante Noten damaliger Gelehrten und schöne Minia turen. Dir Bibliothek Cavalieri sendet einen Coder vom Jahr« 1390 vom Meister de Crappi» au» Bergamo, rin unedirteS Werk, da» au» der Casa-Albani zu Rom stammt; ferner 4 Au»gaben<von der Divina-Commedia vom Jahre 1500; au» der Denkmünzensammlung de» Grafen Carlo Taverna sieben zu Ehren Dante'- geprägte Medaillen auS dem 15. und 16. Jahrhundert. Der Herzog von Aumale kaufte kürzlich einen sehr seltenen Dante-Coder mit Miniaturen, welchcr der Familie Archtnto gehört hatte; er wird ersucht werden, ihn der Ausstellung bet- zufügen. » Di« neumodisch« Sucht gewisser Schriftsteller, be rühmte Persönlichkeiten und Errigntff« der jüngsten Ver gangenheit sofort in Romanen zu verarbeite«, greift immer mehr um fich. Sv hat kürzlich wieher et« Herr gente sollen alle jung« Leute auSscheide» dütfen, welch« gesetzlich« EntschnldigungSgründe haben, wie der einzig« Sohn einer Witwe u. s. w. Da» zweite beantragt, daß die für die Befreiung vom Militärdienste zu zahlend« Ersatzsumme jährlich durch «in Gesetz sestgestellt werden folir- Die Ersatzsumme soll in Frted«n»zriten in zwölf monatlichen Raten ringrzahlt werden können. Endlich soll e» den jungen Leuten eine» Canton» sreistehen, ihre gezogenen Nummern unter einander zu vertauschen. — Die französische Regierung hat in Toulon die brasi lianische gepanzerte Dampffregatte „Dom Pedro" mit Beschlag belegen lassen. Bern, 7. März. (F. P.) Laut Vernehmen au« osfi, cicller Quelle hat der BundrSrath die Verordnung, daß in Zukunft die polnischen Flüchtlinge nur mit einem vom schweizerischen Geschäftsträger in Wien visir- trn Paß über die Grenze gelassen werden sollen, wieder zurückgezogen. Der BundeSrath hat damit nur im Sinne de» schweizerischen Volke» gehandelt, da», man mag hin hören, wo man will, jene Verordnung al» eine Annul- lirung de« Asylrecht« verurtheilte. Brüssel, 8. März. (K. Bl.) Di« Sammer der Ab geordneten hat heute das Gesetz über die Freiheit de« Zinsensatzes bei Darlehen nach langer DiScussion und nachdem alle Amendement» verworfen worden, mit77 Stim men gegen 2 angenommen; zwei Mitglieder enthielten fich der Abstimmung. Sonach bleibt der gesetzliche Zins fuß auf 5 refp. 6 Proccnt bestimmt, während e» dagegen den Darleihern und den Entleihern freisteht, sich ver tragsmäßig über jeden beliebigen Zinssatz zu einigen. Da» Gesetz gegen den Wucher vom Jahre 1807 wird damit abgeschafft. Turin, 8. März. (Tel.) Am Abgeordnetenhaus« erklärte sich heute der Justizminister in theoretischer Hin sicht für Abschaffung der Todesstrafe, meinte aber, baß der Augenblick für die praktische Entscheidung dieser Frag« noch nicht gekommen sei, indem dieselbe weder gründlich genug erforscht, noch die politische Lage für die mildere Prart« günstig sei. Schließlich wie- er auf den Übeln Eindruck hin, welchen die Begnadigung der Brüder La Gala im Lande hervorgebracht habe. In demselben Sinne sprach der Abg. Chiavcs. Die Abgg. Guerricri und Debont kündigten Interpellationen an in Betreff des zwischen Brasilien und der Republik Montevideo auSgebrochenen Krieges, sowie in Betreff dcr Lage der politischen Ge fangenen aus der,Romagna in Rom. — Der Senat hat den Gesetzentwurf über administrative Unification sanc- tionirt. — Prinz Arthur von England ist in Neapel angekommen. Mailand, 8. März. (Tel.) Der König hat gestern feierlich den Grundstein zur Passage „Victor Emanuel" gelegt. Unter den Anwesenden bemerkte man den Prin zen AmadcuS von Carignan, die Minister, den Präfec- trn, die Deputaten, die Mitglieder der Municipaljunta und des diplomatischen Corps. Der Maire hielt eine mit enthusiastischem Beifall aufgenommene Anrede. Abend» ist der König nach Florenz abgereist. Madrid. Aus dem jetzt im Wortlaute vorliegenden FriedenSvcrtrage zwischen Spanien und Peru geht hervor, daß die peruanische Regierung ihrem in Spanien zu beglaubigenden Gesandten Vollmachten zum Abschlüsse eines Frieden- , Freundschaft-., Schifffahrt-- und Han delsvertrags, dem mit Chilt geschloffenen Vertrage ähn lich. ertheilt und daß in diesem Vertrage die Grundlagen zur Liquidation, Anerkennung und Zahlung der Summen festgesetzt werden sollen, welche Peru infolge von Be schlagnahmen, Confiscationen, während des Unabhängig keitskrieg» gemachter Anleihen oder au» irgend einem an dern Grunde den spanischen Unterthanen schuldet. Dabei entstehende Schwierigkeiten oder Zweifel werden durch eine aus sechs Personen, deren je drei jede contrahirende Par tei ernennt, bestehende Commission gelöst. Peru ent schädigt Spanien für die 13 Millionen spanischer Piaster, „welche auszugeben letzteres sich gcnöthigl gesehen hat, um die Ausgaben zu decken, die es machte, seit die Re gierung der Republik die guten Dienste eine- Agenten einer andern beiden Nationen befreundeten Regierung zu- rückwie«, sich weigerte, mit dem Agenten Ihrer katho lischen Majestät in ihren Gewässern zu unterhandeln und und so die ihr freiwillig angebotene Rückgabe der Chincha- Jnseln in die Ferne rückte". London, 7. März. (K. Bl.) Der in einem Tele gramm unfern Lesern inhaltlich angegebene Leitartikel dcr „Post" über Rußland- Politik mit Bezug auf Polen und über die Haltung der Großmächte den russi schen Plänen gegenüber liegt nun seinem Wortlaute nach vor. Soweit er von den Regierungsmaßregrln in Gali zien handelt, ward er bereit» gestern von Wien aus de- mentirt. Heute werden alle übrigen Angaben der „M.-P." von St. Petersburg auS dementirt. Wir nehmen des halb Anstand, die fpecicllen Angaben der „M.-P." aus führlicher wicderzugeben. Der Grundgedanke ist, daß in St. Petersburg der feste Entschluß besteht, die Eristenz Polen» zu unterdrücken und eS vollständig de« russischen E. Rüffer einen historischen Roman veröffentlicht, der fich „Aspromonte" betitelt. * Zwei neue literarische Unternehmungen sind seit Neujahr entstanden. Hermann Grimm giebt bei Dümm- ler in Berlin eine Zeitschrift „Uebcr Künstler und Kunst werke" heraus, welch« in monatlich«« Zwischenräumen erscheint, während in BreSlau eine literarisch« Wochen schrift „der Phönix" begonnen hat. Literarische Neuigkeiten, vr. Hermann Schiff: Damenphtlosophie. Novellen auS der aristokratischen Welt. Hamburg, Richter. — Friedrich Gerstäcker: Zwei Re publiken. Jena, Costenoble. — Gustav vom See: Grä fin und Marquise. Roman. Leipzig, Günther. — Wil helm Mannhardt: WeihnachtSblüthrn in Sitte und Sage. Berlin, Duncker. — Rudolph Müldener: Mär chen au» Süd und West. Langensalza, Greßler. — Prof. Christian Schad: Die Braut der Hochalpen oder Flo ra'» Abschied von der Welt. Kitzingrn, Fick. — Char lotte v. Schiller und ihre Freunde. HrrauSgrgrben von L. Urlich». Dritter Band. Stuttgart, Cotta. — Briest von Etägemann, Heine, Bettina v. Arnim, nebst Brie fen »e. von Varn ha gen v. Ense. Leipzig, BrockhauS. — I. Michelet: Bibel der Menschheit. AuS dem Fran- zöfischen übersetzt. Prag, Steinhäuser. — Ed. Bal da« mu«: Schleswig-Holstein-Literatur. Prag, Crrdnrr. — vr. Heinrich Czolbe: Die Grenzen und der Ursprung der menschlichen Erkenntniß im Gegensatz« zu Kant und Hegel. Jena, Costenoble. — Richard Glaß: Bruder wort« an Bruderherzen. Altenburg, Bond«. — A. Hau»« rath: Geschichte der alttestamentlichrn Literatur. Heidel berg, Mohr. — Prof. Isidor Stlbernagl: Verfassung und gegenwärtiger Bestand sämmtltcher Kirchen de» Orient». La«d»hut, Krüll. - R. M. Witt: England» Landwttth- schäft. Ei« Rrtsebrricht. Gloga«, Fleanut«-.
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