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Dresdner Journal : 03.05.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-05-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186505033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-05
- Tag1865-05-03
- Monat1865-05
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 03.05.1865
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Im Handrl»ministerium, Hock, in rinn zweistündig«« Rrdr drn mit drm Zollvereine abgeschlossenen Handellvettrag. Der Vertrag sei so vorthetlhaft, al« ein zwischen zwei gleich mächtigen Staaten abgeschlossener Handelsvertrag überhaupt sein könne. Dn Redner hob die Nothwendig- keit und Wichtigkeit desselben hervor und empfahl drin gend dessen Annahme. Dn Vertrag wurde dem für drn neuen Zolltarif eingesetzten Ausschüsse zugewiesrn. Graz, 30. April. (C. Oe. Z.) Dn Markt und da» Benedtctinersttft Admont sammt dn dazu gehö renden Kirche stehen seit drm 27. April Abends in Flam men. Fast Alle» bis auf den Grund niedrrgebrannt. Mehrere Menschenleben sind zu beklagen; Verwundun gen sind sehr viele vorgekommen. Da- Archiv, die Kunst» sammlung, die Orgel sind zerstört. Die Bibliothek ist vielleicht noch zu retten; der Schaden ist enorm und bis» her nicht zu ermessen. (Da» Stift ist, wie der Grazer „Tagcspr." geschrieben wird, ein Schutthaufen, die Kirche im Innern ganz ausgebrannt, die kostbaren Gemälde, die prächtige Orgel faußer der Salzburger die größte in Deutschlandl,die Prälatur zerstört, das werthvolle Archiv, die wissenschaftlichen Sammlungen vernichtet, die Glocken geschmolzen, die Thürme eine nackte Eteinmasse. Am 28. um 11 Uhr Vormittags brannte noch daS Noviciat nieder. DaS Clericat war schon eingräschert. In den steinernen Saal, den sogenannten Huldigung-saal, hatte man die werthvollsten Sachen zusammengrtragen; doch auch dieser stürzte zusammen. Nur die Bibliothek ent» ging der Verheerung. Dir Geistlichen konnten kaum da nackte Leben retten.) li Berlin, 1. Mai. In der Budgetcommtssion beschäftigte man sich heute mit drm Etat der Telegraphen verwaltung; als RegierungScommissar fungirte der Ge neralpostdirector Philip PSborn. Die Commission nahm einen Antrag an, durch welchen die bi- jetzt nicht an- gängliche Annahme chiffrirter Depeschen möglich werden soll. — In der Justizcommission führte eine Peti tion der Stadt Königsberg in Preußen zu lebhaften De batten. Petenten wünschen durch die Initiative de» Ab geordnetenhauses zu bewirken, daß politische und Preß- processe vor die Schwurgerichte verwiesen werden. Der RegierungScommissar geh. Justizrath Meyer »erhielt sich schweigend; die Commission lehnte einen Antrag auf Revision der Bestimmungen über da» DiScipltnarverfah- ren gegen richterliche Beamte ab, dagegen wurde «in An trag angenommen, der dahin geht, daS Hau» wolle zu erklären beschließen, da-, die Bestimmungen der Ver fassung über die Freiheit der Presse beeinträchtigende Preß- gejetz vom 12. Mai 1851 ist einer Revision zu unter werfen und die durch Aeußerungen der Presse hervorge- rufencn politischen Processe sind an die Schwurgerichte zu verweisen." DaS Ganze ist insosern von einem be sonder« Interesse, al» eS in der Absicht liegt, bet der Plenarverhandlung über diese Petition die ganzen Be schwerden über die Handhabung des PreßgesetzeS zur Sprache zu bringen. — (B. Bl.) Ihre Majestät dir Königin-Witwe von Bayern hat heute Mittag mit dem Prinzen Otto den kömgl. Hof wieder verlassen und sich zunächst zu einem kurzen Besuche nach Altenburg begeben. — Durch eine Ministerialverfügung sind aus drn Universitäten di« obligatorischen Testate über fleißigen Besuch der Vorlesungen abgeschafft. Demgemäß wird in die An meldebücher der Studirenden und später in die Abgangs zeugnisse für jede einzelne Vorlesung nur da- Datum der Anmeldung und der Abmeldung beim Doeenten einge tragen. — Gegen den Landrath drS Schlochauer Kreise-, Herrn v. Jordan, ist nach der „N. A. Z." die Di»- ciplinaruntersuchung eingelettet und ist derselbe einst weilen vom Amte suSpendirt worden. — (St.-A.) Die polizeilichen Haussuchun gen betreffend, sind bereits in drm Circularerlasse vom 13. Juni 1849 („Ministerialblatt für dir innere Verwal tung" 1849, Seite 132) dir Grundsätze festgestellt wor den, welche die Polizeibehörden bei Vornahme von Haus suchungen zu beobachten haben, und eS ist in dieser Ver fügung namentlich bestimmt, daß in der Regel di« Polizei behörden eigenmächtig und ohne Veranlassung seiten der Staatsanwaltschaft Haussuchungen überhaupt nicht vor- zunehmcn haben, sowie daß eine Ausnahme hiervon nur dann eintreten darf, wenn durch die Communication mit der Staatsanwaltschaft eine solche Verzögerung zu be sorgen steht, daß der Zweck der Haussuchung, die Auf klärung der Sache, muthmaßlich verfehlt werden möchte. Da gegen diese Vorschriften vielfach verstoßen und, na mentlich bei der Verfolgung von Uebertretungen, die Aus nahme nicht selten zur Regel gemacht wird, so fordert «ine Ministerialverfügung die königlichen Regierun gen auf, die ihr untergeordneten Polizeibehörden um so mehr zur strengsten Innehaltung dieser Vorschriften an- zuwrtsen, als vielfach mit Haussuchungen vorgrgangrn worden ist, wo sie entweder überhaupt entbehrlich, oder doch jedenfalls nicht so dringend gewesen sind, um nicht zuvor die nöthige Communication mit der Staatsanwalt schaft rintreten zu lassen und deren Bestimmung abzu warten. Diese Ministerialverfügung ist jetzt von Setten der Behörden mit dem Bemerken republicirt worden, daß Ortsgerichten grundsätzlich die Vornahme von Haussuchun gen nicht zusteht. Bonn, 29. April. (K. A.) Dem Privatdocenten der Philosophie, vr. Theodor Merz, welcher dem Prof. Jahn wegen des von demselben an einer vielbesproche nen Berufungsgeschichte bezüglich deS Prof. Eauppe ge nommenen AntheilS seine Mißbilligung in beleidigender Weise geäußert hatte, ist auf deshalb erhobene Klage de» Prof. Jahn durch Ministerialverfügung vom 23. April die venia Ivgvniti entzogen worden. Köln, 29. April. Der ErzbiSthumSverweser Weih- bischof vr. Baudri hat eine Verfügung erlassen, worin verordnet wird, daß zur Jubiläumsfeier de» Anschlusses der Rhetnprovinz an Preußen am 15. Mat in den Städten, in welchen sich mrhrcre Kirchen befinden, in der Hauptkirche, sowie außer denselben in jeder Pfarr kirche am Montag den 15. Mai d. I. rin feierliche» Hochamt mit Tedeum abgehalten und diese Feier sowohl am Vorabende al» auch vor drm Hochamte mit allen Glocken eingeläutet werde. Stuttgart, 28. April. (F.J.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer brachte der Minister de» Aus wärtigen, Freiherr v. Varnbüler, dir beiden nun rattfi- cirten EtaatSverträge mit Baden und Preußen wegen de» Baues und de» Anschluff«» von Eisenbahnen auf drn beiderseitigen Staatsgebieten, sowie einen Gesetzentwurf über den Bau von Eisenbahnen ein und zog dagegen den früher in diesem Betreff vorgelegten Gesetzentwurf zurück. Hiernach sollen in der Etatsperiodr von I864/V7 folgende Eisenbahnen gebaut werben: t) von Heilbronn nach Iartfrld, kalt der srüher beschlossenen von Heilbronn nach Neckarrlz; 2) von Mühlen bis Rottweil durch da» Lbrlgebiet, also durch» Hohrn- zvllernschr; S) von Hall nach KrailShrlm (ist bereit» im Vau be» griffen); 4) von Soldshöfe über Ellwangen nach KraUSHet» (ebenso): S) von Wildbad durch da» Enjital nach Pforzheim zum Anschluß an die Psorzheim Durlacher Bahn. Hlersür sind mit Einrechnung der Errichtung einer Reparaturenwerkstätte in Aalen 24,bvo,vo<> Fl. erforderlich. Ferner sollen in der Etat«» Periode von l«64 bi» 18K7 folgende weitere Eisenbahnlinien we nigsten» in Angriff genommen werden: l) von Iartseld nach Hohrnburkrn zum Anschluß an die Heilbronn-Jartselder und an die Hetdelberg-Mosbacher Bahn; 2) von »krailshetm nach Mer gentheim und von da nach Lauda zum Anschluß an dir badische Heidelberg-Würzburger Bahn; S) von Rottweil: ») einerseits nach Schwenningen und von da nach villingen zum Anschluß an die badisch« Bahn; d) andererseits nach Spaichingen und Hütt lingen und von da nach Emmendingen zum Anschluß an die badische Bahn; 4) von Stuttgart-Feuerbach direkt in den Schwarz wald über Leonberg-Weil der Stadt nach lkalw und von da nach Nagold und Horb; 5) von Ulm über Blaubeuren und Mengen nach Sigmaringen in Hollenzollern; v) von Lautkirch über Wald see nach Mengen; 7) von Tübingen nach Hechingen (Hohenzollern) und von da nach Balingen. Für diese Bahnen sollen in dieser Etat»prriode vorerst 9 Millionen aufgewendet werden und diese mit den obigen 24H Millionen, soweit sie nicht vom Grundstock bestritten werden und soweit nicht Mittel der Rrstverwaltung dazu verwendbar sind, durch EtaatSanlehen aufgebracht werden. Darmstadt, 1. Mat. (Fr. Bl.) Die Abgtvrdne- tenk«mmer genehmigte einstimmig den Beitritt zum Zollverein mit Wirkung vom 1. Juli 1865 an. — Der Großherzog ist vorgestern Abend von Nizza in hiesiger Residenz wieder eingetroffen. Frankfurt, 1. Mat. (F. I.) Die Königin von Dänemark traf grstrrn mit dem Kronprinzen und der Prinzessin Dagmar hier rin und begab sich direkt zum Besuche nach Rumpenheim. Pari», 30. April. (K. A.) Der heutige „Moniteur" bringt ein Patent de» Kaiser-, welche» der Kaiserin als „Beweis hohen Vertrauens" während der Abwesen heit ihre- Gemahl» in Algier drn Titel Regentin überträgt. Die Beschränkungen in der Ausführung de» Mandat» sind aber derart, daß die Kaiserin, im Grund« grncmmen, nur einfach Präsidentin de» Mintsterrath» ist. Die amtliche Anzeige von der Ernennung der Kai serin zur Regentin wurde gestern bereit» dem Senate über mittelt. — Heute leisteten nach der Messe in die Hand der Kaiserin-Regentin den Eid: der Erzbischof von Albt und die Bischöfe von Chalon», Valence und Perpignan. — Aylic Lang!» ist zum Ch>ef de» Prrßbüreau» im Ministerium de» Innern an Germain'» Stelle er nannt worden. Die Prrßstelle steht gegenwärtig unter der Grneraldirection, deren Chef Herr v. Saint-Paul ist. — Der „Moniteur" bringt Nachrichten aus Mexico bi» zum 28. März. General Mangin hat durch alliirte Streitkräfte die sehr wichtige Position von Huahulla, nördlich von Oaraca, besetzen lassen. General Remigio Toledo hat Tehuantepec in Besitz genommen und Befehl erhalten, sich JuchitlanS, am stillen Weltmeere, gleich falls zu bemächtigen. In JaltSco erfolgen, durch die Unterwerfung de» General» Etcheagaray, jeden Tag neue Beitrittserklärungen. Den Offizieren ist Amnestie be willigt worden. Ein anderer Correspondent im „Moni teur" gibt Nähere» über dir neue Eintheilung de» Staate» in 50 Departements an. Außerdem ist derselbe in acht Militärdivifioncn (Toluca, Puebla, San-LuiS-de-Potofi, Guadalarara, Monterey, Durango, Merida und Culiacan) eingetheilt worden. Aus Madrid, 30. April, wird telegraphirt: In seiner letzten Sitzung hat der Senat sich mit 93 gegen 39 Stimmen für den Verzicht auf San-Domingo aus gesprochen. — Wie da» Blatt „La- NoticiaS" meldet, hat der Ministerrath beschlossen, die Regierung der Ber einigten Staaten von den Gefühlen deS AbscheueS in Kenntniß zu setzen, welch« die Ermordung Lincoln'» und das gegen Seward verübte Attentat in Spanien her» vorgerufen haben. Loudon, 29. April. (E. C.) Der EmancipationS- verein hat auf heute eine Massenversammlung nach St. JameS-Hall berufen, um BrtletdSadressen an da» Volk der Vereinigten Staaten und an die Witwe de» ermordeten Präsidenten abzufaffen. Zu ähnlichem Zwecke werden sich am künftigen Donnerstag die Arbei tervereine London» in St. MartinS-Hall versammeln. Die Union»- und EmancipationSgesellschaft in Manchester hat dem amerikanischen Gesandten bereit» zwei Adressen zur Uebermittelung nach Washington eingerricht, dir ein« an Frau Lincoln, die andere an den jetzigen Präsidenten Andrew Johnson. In letzterer heißt eS: „Inmitten der Betrübniß tröstet unS die Betrachtung, daß die Welt von Principien, nicht von Menschen regiert wird, und daß, während die ausgezeichnetsten Staatsmänner einer nach dem andern von un» scheiden, die Principien, welche sie gelehrt haben, unsterblich bleiben." — Der hiesige Agent der conföderirten Staa ten, Herr Mason, verwahrt sich in einem im „Inder" abgedruckten Briefe gegen den von dem KrirgSsecretär Stanton in der amtlichen Depesche an den hiesigen Gesandten gethanen Ausspruch, daß die Ermordung deS Präsidenten Lincoln vorbereitet worden sei. Kopeuhagm, 28. April. (H. Bl.) Der König wohnte gestern in der hiesigen russischen Gesandtschafts kapelle einem mit Beziehung auf da» Hinschetdcn de» Groß- fürsten-ThronfolgerS veranstalteten feierlichen Trauer- gotteSdtenste bei. — Zu AuSgang des JahreS 1860 erwarb sich der damalige Krieg-Minister, Oberst Lundbye, dadurch die allgemeine Anerkennung, daß er die Zustim mung deS verstorbenen König» zur Milderung der Milttärstrasbeftimmungen hinsichtlich der Anwen dung de» barbarischen Krummschließens in Eisen erwirkte. Um so größer ist jetzt da» Erstaunen darüber, daß durch die neueste Bekanntmachung für die Armee jene so bei fällig aufgrnommenen Milderungsanordnungen hinfäl lig geworden sind. Stockholm, 26. April. (H. C.) Die regierende Kö nigin erlitt gestern einen bedauernSwrrthrn Unfall. Al» die Königin von ihrer üblichen Mittagspromenade nach dem königl. Schlöffe zurückkehrte und in drm linken Flügel von dem Wagen stieg, verwickelte sich der rechte Fuß so sehr in die Crinoline, daß sie taumelte und fiel, glücklicherweise jedoch ohne sich erheblich zu ver letzen. Die Königin ließ sich in eine» der naheliegenden Gemächer der leidenden Prinzessin Louise bringen und blieb dort bis Abends. Heute hütet Ihre Majestät da» Bett, da die Aerzte vollständige Ruhe vorgeschrieben haben, um die Heilung de» an und für sich unbedeutenden Bein schaden» zu beschleunigen. Bon der polnischen Grenze, 27. April, berichte; die „Osts.-Z.": Von glaubwürdiger Seite wird versichert, daß unter drn in Warschau verhafteten Emissären sich auch der Emigrant WladiSlaw DonilowSki befin det. Derselbe war bet AuSbruch de» Ausstande» Mitglied de» damaligen Warschauer Central-National-Comits» und wirkte später al» Waffenagent in Preußen «ad Deutsch land. I« Januar 1864 wurde er in BreSla« mit meh- rrrn andern Waffrnagrntrn der Nattoaalregierung ver haftet und an di« HauSvotgtei in Berlin abgelirfert, au» der er nach einigen Wochen mit drei andern gefangenen Pole« «ntwtch und glücklich «ach Frankreich entkam. Uns seine Wiederergreifuag wurde vom Staat»gericht»hof« eine Prämie von 1600 Lhlr. gesetzt. Di« verhafteten Emissäre sollen zum Thetl umfassende Geständnisse über den Zweck ihrer Sendung abgelegt haben. Rem-Kork, 15. April. Die jetzt vorliegenden ameri- kanischrn Blätter vom vorstehenden Datum machen e» möglich, dir bisherigen Berichte über die Ermordung Lincoln'» durch nachfolgend« Detail» zu ergänzen: E» war A nach 8 Uhr am Abend de» 14. April, al» Präsident Lincoln mit seiner Gemahlin zum Kord'schrn Theater fuhr, in welchem „Oae ^moriomo 0oo»w" gegeben wurde. Al» der Präsident da» Schauspielhaus erreicht und mit seiner Gemahlin und einer befreundeten Dame, Frl. Harrt» und deren Stiefbruder, Major Rathburn, seine Privatloge betrat, war da» Hau» bereit» dicht ge füllt. Während einer, drm Eintritte eine» der Schau spieler vorangehenden Pause im dritten Acte fiel rin Pistolenschuß, der aber im ersten Momente wenig beachtet ward, da da» Publicum drr Meinung war, er gehöre zu drm Stücke. Ein Aufschrei der Frau Lincoln erst lenkte die Aufmerksamkeit auf die Loge de» Präsidenten und brachte da» Publicum zu dem schrecklichen Bewußtsein, wa» der Knall zu bedeuten gehabt. Im gleichen Momente erschien an der Vorderseite der Loge, welche im zweiten Range war, ein Mensch, der einen langen Dolch in der Rechten schwingend, den AuSruf that: 8io oompor raonio! und mit einem Satze auf die Bühne herabsprang. Ein Herr folgt« ihm au» einem Orchesterfitze, um ihn zu fassen; doch gelang r» drm Mörder, welcher offenbar mit der Oertlichkett vertraut war, durch eine Thür im Hinter grund« zu entwischen. Der Schrecken, die Aufregung im Theater waren furchtbar, von einer Wetterführung de» Stücke» konnte natürlich keine Rede sein. Die Menge stürzte nach de» Präsidenten Loge hin, wurde aber von dem Rufe abgehalten: Zurück, zurück! Laßt ihm Luft! Eine in Hast angestellte Untersuchung ergab, daß der Präsident einen Schuß in den Kopf erhalten hatte und daß Gehirnmaffe hervorgedrungen war. Der Bewußtlose ward in ein dem Theater gegenüberliegende» Prtvathau» gebracht, worin der Generalchirurg der Armee und an dere Aerzte berufen wurden. Bei angestellter Nachfor schung fand man in der Loge auf dem Teppich ein ein läufige» Taschenpistol. Die Kunde deS schrecklichen Er- etgniffe» verbreitete sich in der Stadt mit Winde-schnelle. Eine unzähliche Volksmenge sammelte sich vor dem Hause, in welchem der verwundete Präsident lag. E» war an gezeigt worden, daß die Wunde eine tödtliche war, dennoch hielten Alle noch die Nacht hindurch an sclbsttäuschender Hoffnung fest. Um Mitternacht hatten sich rin» nach dem andern die Mitglieder de» Cabinet» eingrfunden, und neben ihnen umstanden FarnSworth, Colfar und einige persönliche Freunde daS Lager des Sterbenden, die Mi nister in Thränen gebadet, Herr Stanton neben dem Bette kniend und wie ein Kind weinend. Herr Charles Sumner in tiefer Bewegung die rechte Hand Lincoln'» haltend. Die Aerzte boten ihre ganze Kunst auf, doch vergeblich. Die Blutung deS HinterkopfeS war nicht zu stillen; der Präsident lag da völlig ohne Besinnung und langsam athmend. Hoffnung war unmöglich. Der Ab schied der Familie von dem hingemordeten Gatten und Vater läßt sich nicht beschreiben. Morgen- kurz vor halb 8 Uhr verschied der Präsident. Die Straßen der Stadt boten einen wilden Anblick dar; der Schrecken war kurz nach der Erschießung de» Präsidenten noch erhöht worden durch die Nachricht, daß auch Herr Seward von Mörder hand angefallen worden war. Tiefer Schmerz und hef tigste Entrüstung gaben sich in drn Ausrufen drr Volk»- maffen kund. Die Polizei hatte tndeß berittene Patrouillen nach allen Richtungen auSgesandt, um auf den Meuchel mörder zu fahnden. Alle auS Washington führenden Straßen wurden mit Posten besetzt, jeder mögliche Flücht ling sorgsältig bewacht; Dampfer, welche den Potowac hinabfahrrn wollten, angehalten. Von dem Mörder weiß man nur, daß er durch eine Seitenpforte deS Theater» in eine Gaffe, von hier auf die Hauptstraße eilte, dort rin, wie r» schien, von einem Helfershelfer bereit gehal tene» Pferd bestieg und fortsprengte. Die von der Po lizei eingrleitete Untersuchung hat dargethan, daß der Thäter der Schauspieler John WilkeS Booth gewesen ist. Der in der Loge gefundene Hut ward al» der setnige identificirt, ebenso wurde ein Sporn, den er auf der Bühne hatte fallen lassen, von dem Eigenthümer eines MiethstalleS, bei welchem Booth ein Pferd geliehen hatte, wtedererkannt. Booth ist mehrfach in Ford'» Theater ausgetreten und kannte daher die Oertlichkeit wohl. Wie er von der Loge deS Präsidenten hrrabsprtngend auf der Bühne erblickt wurde, erschien er als ein Mann von 30 Jahren, von zartem Körperbau und mittlerer Größe. Hinreichend viele Augenzeugen haben in ihm den Schau spieler Booth erkannt. New-Kork, 19. April. (K. Z.) Der Mayor von New-Bork hat den heutigen Tag, sowie den morgenden, auf welchen früher ein Dankfest für die Siege der Union angesrtzt war, zu Tagen der Nationaltrauer, der Buße und de» Gebete» erklärt. Alle Civilbeamte und Offiziere haben den Befehl erhalten, auf sechs Monate Trauer anzulegen. — ES sind zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden, in Washington zumal unter dem Personal de» Ford'schen Theater-, ferner in Baltimore und Monroe. Einer drr Gefangenen hat sich al» Mit glied eine» Complot» angegeben, dessen Zweck nicht die Ermordung, sondern die Aufhebung de» Präsidenten ge wesen sei, um ihn al» Geisel nach dem Süden zu schaffen. In Richmond sollen der Ermayor Mayo, Richter Camp bell und alle auf Parole daselbst verweilenden conföde- rtrten Offiziere in Arrest gebracht worden sein, um wäh rend drr gerichtlichen Untersuchung, die wegen de» Mor de» angestellt worden, in Gewahrsam gehalten zu werden. Wie angegeben wird, hat e» sich herauSgestellt, daß die Verschwörung nicht nur gegen Lincoln und Seward, sondern auch gegen den Vicepräfldenten, den General Grant und alle Mitglieder deS Cabinet» gerichtet war. Drr Mensch, welcher drn Mordversuch gegen Seward auSgeführt hat, ist ringebracht worden. Al» sein Name wird Suratt angegeben. Er soll in seinem eigenen Hause in Washington, gerade in Verkleidung und mit Koth bespritzt hetmkehrend, verhaftet worden sein. Mit Major Seward und den Dienern confrontirt, wurde er sofort al» der Verbrecher identificirt. — Da» lange belagerte Mobile ist in der Gewalt der UntonSttuppen. In der Nacht de» 8. eroberte Canby da» sogenannte spanische Fort mit 30 Geschützen und die Forttficationrn von Bla- keley, gegenüber der Stadt, mit 20 Kanonen und 2400 Gefangenen. Bald darauf zogen die Tonfödrrirte« sich au» Mobile zurück und am 12. marschirteu die Lunde»« truppen rin. — In Nordearolina hat General Stone- man rin Corp» Confödrrirter, 3000 Mann stark, unter Gardiner und Prmberton geschlagcn und gesprengt; er machte 1364 Grfangrne, erobert« 14 Geschütze und be setzte darauf am IS. dir Stadt Salisbury. Per», 31. März. Der „Ptträwa Star and Herald" schreibt: Die am 28. Februar lu den Südprovtnzru Peru» auSgebrochene Revolution hat täglich an Be deutung gewonnen, und all« größer« und kleinern Städte der vier Departement» Arequipa, Moquegua, Puno und Cuzco haben sich für den Regierungswechsel erklärt, wrl- cher der eingestandene Zweck der gegenwärtigen Bewegung ist. Bi» jetzt ist da» Umsichgreifen der Rwolution noch auf keinen Widerstand gestoßen, und Nicht» ist geschehen, wa» ihre Consolidirung hätte verhindern können. Ge neral Bustamente ist zum Befehlshaber der Truppe« er. nannt und neue Präfekten von Provinzen und Städten find eingesetzt worden. Vollkommene Ordnung wird auf recht erhalten. Der Handelsverkehr wird nicht gestört; drr eigentliche Leiter de» Ganzen ist Oberst Prado. Schleswig- Holstein. Die Wiener „General-Torrrspondenz" au» Oesterreich bemerkt über die in Bezug auf die Kieler Hafenan- gelegenhett jetzt schwebenden Verhandlungen Folgende»: Insofern die zeitweilige Stationtruag von preußischen Kriegsschiffen im Kieler Hafen nur al» et» Ausfluß de» von den deutschen Großmächten während deS Interim gemeinschaftlich zu übenden Besetzung-recht» erscheint, wird die kaiserliche Regierung gern bereit sein, innerhalb jener Grenzen sich bewegende Wünsche Preußen» zu erfüllen. Gewiß wird Preußen e» al» gerechtfertigt anerkennen, daß, wenn seine maritimen Streitkräfte in da» Gebiet der Herzogthümer gezogen werden, eine beträchtlich« Ver minderung de» EffectivbestandrS seiner dortigen Land truppen rintrete, welcher schon gegenwärtig da- BeLürf- uiß d«S FrirdenSzustandeS wett übersteigt. Ander» ver hält e» sich mit dem Ansprüche auf eine bleibend« m». rittmc Festsetzung Preußen- in Kiel. Derselbe bildet einen Thril jener Forderungen Preußen», welche in ihrer Grsammtheit von der kaiserlichen Regierung abgelehnt werden mußten, und wen« gleichzeitig Oesterreich der ver bündeten Macht in einzelnen der von ihr beanspruchten Punkte, darunter namentlich in drm auf Kiel bezüglichen, für den Fall einer bunde-gemäßen Lösung der Souveräne- tätSfrage mit drr Födrrativverfassung Deutschland- sich in Einklang bringen lassend« Zugeständnisse in Au-stcht stellte, so waren damit diese Zugeständnisse nicht schon in dem Sinne sür Preußen erworben, daß nun deren praktische Verwerthung sofort selbstständig in Angriff ze- nommen werden konnte. Wenn die kaiserliche Regierung einer solchen stückweise« Verwirklichung jene» Programms preußischer Specialvortheile während der Dauer drS Pro visoriums ihre Gutheißung vorenthalten zu sollen glaubt, so hat sie dazu um so triftigere Beweggründe, al- auch den übrigen bei der Entscheidung über die Geschicke der Herzogthümer stimmberechtigten Faktoren der ihnen ge bührende Einfluß auf die Lösung von Fragen zu wahren ist, welche so tief in die Lebensbedingungen deS neu zu bildenden Staates eingreifen. Hierin liegt ein gewich tiges Motiv für Preußen, sich der endlichen Einsetzung einer definitiven Staatsgewalt in den Herzogthümer« nicht länger zu widersetzen, da hierdurch die Erreichung te» von Preußen Erstrebten bedingt ist, während nach den bereits erfolgten Aeußerungen aller Betheiligten, Oester reich voran, kein Zweifel obwalten kann, daß bei der selbstständigen Constitutrung de» Lande» jeder billige, mit den deutschen Föderativverhältniffen irgend wie zu vereinbarend« Anspruch Preußen» jene bereitwillige Be rücksichtigung finden wird, wclch« drn mit Oesterreich ge- meinschaftlich gebrachten Opfern, sowie der neuen Auf- gäbe Deutschland» und der geographischen Lage de» gro- . ßea norddeutschen Bundesstaate» entspricht.. Der Brief eine» „preußischen Abgeordneten" an die Wiener „N. Fr. Pr.": „Deutsche Professoren und Bi». marck'S Politik" und seine Kritik drr Herren v. Trettschle, Mommsen, v. Eybel und einiger Andern geißelt in drastischer Weise die» gothaische Professoren-Triumvirat, welche» sich jetzt für die Annexion der Herzogthümer er- klärt hat, nachdem eS früher mit den härtesten Worten Irden belegte, der nur noch zögern wollte, den Herzog Friedrich anzuerkennen und einzusetzen. Ja dem Artikel heißt e» unter Ander«: „Hr. v. Eybel hielt vor Jahres frist eine große Rede im Hause der Abgeordneten, in welcher der „Herzog ohne Land" al» „stark durch sein Recht" verherrlicht wurde. Hr. Mommsen erklärte vor Jahresfrist — die „Rhein. Ztg." hat ihn ausdrücklich daran erinnert — bei einem öffentlichen Anlaß Jeden für einen „Schurken", der nicht für den Augustenburger sei. Hr. v. Treitschke hat seinen bekannten Aufsatz für die Annexion selbst mit der Erklärung eingelettet: er nehme seinen nicht lange vorher geschriebenen Aufsatz gegen die Annexion hiermit zurück. Wandlungen also, mehr oder minder vollständige Wandlungen in einer der wichtigsten Fragen der nationalen Politik, Wandlungen bet völlig unveränderter RechtSbast» für Schleswig-Hol stein^ Wandlungen bet völlig unveränderten Recht»- und BerfaffungSzuständen in Preußen, Wandlungen bei völlig gleicher Aussichtslosigkeit aller wirklich nationalen Hoff nungen, deren Ausdruck deutsche» Parlament heißt — wahrlich, so etwa» leistet man nur in Deutschland, und in Deuschland leiste» e» nur (gothaschr) Professoren." Neumünster, 30. April. (H.N.) Von dem provt- sortschen Vororte drr schlrSwig«holstetnschen Kamps- genossenvereine, Altona, war zu heute eine Dele- gtrtenversammlung hierher berufen, vertreten wa ren persönlich 34 Vereine durch 67 Delegirte. Al» de finitiver Vorort wurde Altona mit 60 Stimmen gewählt. — Die vom Altonaer Vorstand« gefaßte Erklärung ward, wie sie wörtlich folgt, einstimmig angenommen und die Veröffentlichung derselben ebenso einstimmig beschlossen. Mit einem Hoch auf drn Herzog schloß die Versammlung. Die „Erklärung" lautet: „Vie k. k. österreichsche Regierung hat in Gemeinschaft mu der Mehrzahl drr übrigen deutsch«» Labinete in drr Bundestag» fltzung vom «. April sich sür Uebertragung drr Regierung über die Hrrzogthümer Schleswig-Holstein aus den „Erbprinzen Frie drich von Augustenburg" ausgesprochen. Dieser Fürst ha» nicht nur da» beste legitime Recht auf seiner Seit«, fondern dieses Recht ist durch erfolgte frirrlichr Anerkennung von Seiten des schleswtg-holfteinschkn Volkes ein lebendige« und festes geworden, wrlchr« ohne dm brutalsten, unheilvollsten GewaltaU nun und nimmrr zu verrücken, wohl ad« mit drm wirklich«« Gemeinwohl Gesammtdkulschland» noch eben so »erträglich ist, wie vor rinrm Jahre, zu welcher Zett r» keinem deutschen Patrioten einfiel, da ran zu zweifeln. Es begrüßten daher die Delegitten der übles- wig bolsteinschm Lampfgenossenschaftrn dm Ausspruch der Bun- drsmajorität vom6. Aprib Dir Anerkennung Herzog Friedrich'« Vlll. ist der richtig bezeichnete Weg, auf welchem die schlrswia - hol- steinsche Landessach« für di« deutsche Nation und insbesondere für da» schleswig-dolsteuischk Volk in ehrenvoller «nd somit na tionaler weise zu lösen ist. Fürst und Volk werden sich — wenn ohne Zwang, um so dereitwilliger und «tt um so gröberer Opfer» barUwillrgkZt — solche Beschränk«»«» drr vollen Selbststäadta kett welche im Interesse der Sicherhrtt un» Wohl ¬ fahrt vmüschlmd« erforderlich und im Anschluß an Preutzm,» em»» glichen ,,nd. Gelängnet kann diese B °lk»sl>»»nng nur von Solchen »erde», welch« entweder unfern Lanor-orrbtltntsfen fern stehe», ober «Ü verbHemr Absichtlichkeit dieselben fälsch«, '
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