Delete Search...
Dresdner Journal : 28.05.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-05-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186505289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-05
- Tag1865-05-28
- Monat1865-05
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 28.05.1865
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
O 121. Sonntag , den 28. Mai. — "" ' "' 18«S 2N»MMU»Ü>Uk<Vki : 8 TNlr. — »-r. in Im '^sUuI.: 1 „ 1h „ ttrttt ko«t- aas »Ioo»tUck ia vr—L«»: Id X»r. s 8»«irlp,I»a- Liiu.to, Kiuiuo.rv: 1 »xr. 1 »elU«, NI»«». „stNlWVNtft: kür S«a ,-L.r -—patt«-«» L«U«, 1 0-t« Vi"»—H" s»v L-U«: » kiLr. , 1 Krfthrlnrsr n»u«n, »j< L-»-»I»m» cksr So-L- »as x-l-r1-L», sd—s» Ntr a« koiss«a« r-r. Äres-nrrHoimml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartnmnn. »nseratennnantznu «OMÜrtor k». 8--»o»»»rr--, O<rm-ü»»io-Ur 6«, vr—<lo«r ^oara-l»; «d«ock»,.: N. L»ol,„, L. Ir.l.o»i«; Sawdui, - Llto— ttn»»,r»l» L Vvai.«»; I—U-: O-oriv-'-cks kucN kaoät., ttur—a; !-»>—: L. 8c-i.orr,; >r«^»o: Vovli 8r^»or»; rr»-tc1Url ». N.: NocNL.; Löt»: Xvoi.» ÜLvr-r»; k»r1»: v. (28, ra« ä« do», «ak»»,); kr«^: k». L«»l.rc-'» Sackk.; Vt« Lowptoir ä. N. »Viousr Leitao^, 8t«f»a»pl. 8a!. cherauogebrr: LLalssl. Lipsärtioo ä», vr—äa«r ^m»ra»I», Or—ä,a, ll—i—tr— Klo. 7. Amtlicher Theil. Seine Majestät der König haben au» Allerhöchst' eigner Bewegung geruht, an den Staats- und Justiz« Minister vr. v »ehr da« folgend« Handschreiben zu erlassen: Lieber Staatsminister von Behr Leva uns die Milde des Höchsten mit Wohl- tbaten segnet, dann fühlt der Mensch fich doppelt verpflichtet, auch nach seinen Kräften den Mit menschen wohl zu thun und Milde gegen dieselben zu übe«. Dieses Gefühl bestimmt mich, die große Suade, welche Sott tu dieseu Lagen mir und «eine« Hause uud Laude hat zu Lheil werden lassen, durch einen umfassenden Snadeaact zu feiern. Habe ich auch bereits in vielen einzelnen Fäl le« denjenigen Personen, welche in die aufrühre rischen Bewegungen des Mai 184S verwickelt waren, Saade angrdrihrv lassen, so will ich doch diese Be- gaadigvng jetzt auf alle dabei Betheiligte ausdrh- uea uud sowohl denjenigen, welche noch als Flücht linge im Auslände «eilen, straffreie Rückkehr ge statten, als denen, welche wegen erlittener Strafe oder noch anhängiger Untersuchung, der bürger lichen Ehrenrechte verlustig gegangen sind, Wieder herstellung in dieselben gewähren Ich beauftrage Sie daher durch das Justiz ministerium in Lernehmuua mit dem Ministerium des Innern die erforderliche Lerfüguug mir zur Sruehmiguug vorlear» zu lassen uud dieses Hand schreiben zur öffentlichen Kenntuiß zu bringen. Dresden Ihr wohlgeneigter den 27. Mat 1865. Johann. Verordnung, eine allgemeine Amnestie wegen der im Monat Mai des Jahres 1849 begangenen politischen Verbrechen betr. In Folge allerhöchster Entschließung Seiner Majestät de« König» wird hierdurch verordnet: 1) Wegen aller im Monat Mai de» Jahre» 1840 begangenen, nach den bestehenden Strafgesetzen zu ahn» drnden politischen Verbrechen soll im Königreich« Sachsen ein strafaerichtliche- Verfahren nicht weiter stattfinden. 2) Strafen, welche dtShalb bereit» zuerkannt, aber noch nicht verbüßt find, sollen nicht weiter verbüßt ; Un tosten jeder Art, welchL deshalb bereit» zuerkannt, aber noch nicht bezahlt find, solle« abgeschrieben, beziehentlich au» der Staatskasse übertragen werden. 3) Alle Diejenigen, welche wegen irgend einer Be- theiligung an jenen Ereignissen ihrer bürgerlichen Ehren rechte verlustig geworden find, werden in dieselben wie der eingesetzt. Dresden, am 27. Mai 1865. Die Ministerien des Innern und der Justiz. Krhr. ». Beust. vr. v. Behr. Dresden, 27. Mai. Seine Hoheit der Herzog von Sachsen. Altenburg ist gestern Abend ^11 Uhr von Altenburg hier etngrtroffen und im Victoria-Hotel abgetreten. Dresden. Seine Majestät der König haben geruht, dem zum Vorstand« der Expedition für Brand- und Brand- vrrsicherungsstatistlk ernannten bisherigen Brandversiche- rungS-Ober-Jnspector Karl Friedrich Emil Gutwasser da» Dienstprädicat al» CommisfionSrath zu verlrihen. Dresden, 17. Mai. Berichtigung. Mit aller höchster Genehmigung werden in Folge ertheiltrr Erläu terung, au» der amtlichen Nachricht vom 21. vorigen Mo nat- wegen Führung des Familiennamen»: „von Hart mann genannt Kn och" Seiten de» dermaligcn Besitzer» der zum Knoch'schen Familienfideicommiß gehörigen Rit tergüter Elstra rc. Wilhelm Heinrich Egon von Hart mann, dir Worte: „und dessen künftige Nachkommenschaft" (abgedruckt in öio. 104 Seite 423 de» diesjährigen Dresdner Journals) in Wegfall gebracht. Feuilleton. Prolog M Feier der Geburt eines königlichen Prinzen, im k. Hoftheater zu Dresden gesprochen von Fräulein Ulrich, am 28. Mai 1865. Still harrten Alle der Entscheidung Stunde, Da tönte der Kanonen ernste» Wort! Wie Helle» Echo pflanzte fich die Kund« Durch Sachsen» neu belebte Herzen fort. Ja jede« Auge glänzt de» Tage» Feier, Begegnung wird zu fröhlichem Gewühl, Die Dichtkunst selbst greift schnell nach Kranz und Leher Und bringt dem Fest de» Liede» Mitgefühl. Doch zürnt nicht, wenn zu würdigem Gesänge Ihr heut der Muth, ihr heut die Kraft gebricht Und fie in freudiger Erregung Drange Zwar herzliche, doch schlichte Worte spricht. Verschwunden ist mit zauberhafter Schnell« Der düst re Alp, der jede Brust gepreßt, Da» ganze Land vertritt heut Pathenjtrlle, Ganz Sachsen feiert eia Familienfest. Ost sah'« wir, wie in schwerer Prüfung Tagen Dir Trauer durch da» Hau» de» König» schritt, Wir fühlte» mit Ihm, wa» E» fromm getragen Und fühle» heut auch Sein Entzücke« mit. I« alle Herze« gräbt de» Jubel» Flamme Mit dauernd goldner Schrift den lichte» Tag, Wo an» dem alten treu bewährten Stamme Die Freud« einer zarten Kaosp« brach Nichtamtlicher Theil, üebersicht. Lelegraphische Nachrichten. Zeltaugsfchau. (lieber die Handel-vertragSdcbattei» i» den Abgeordnetenhäusern zu Berlin und Wien. — Reue Preußische Zeitung.) Tagrtgeschichte. Dresden: Vom königl. Hofe. Feier der Geburt eine» königlichen Prinzen. — Wien: Par lamentarische». Vermischte». — Berlin: Kammer verhandlungen. vom Hofe. Staat-minister v. Flott well -f. — München: Kammerverhandlungen. Au» den AuSschußberathungen über da» Amnestiegrsetz. — Hannover: Ständische Erwiderungen. — Kassel: Kammerverhandlungrn. — Pari»: Die Angelegenhei ten in Nordamerika. Eheckgesrtz. Nachrichten vom Kaiser. Brüssel: Handelsvertragsvorlage. — Turin: Die Verhandlungen mit Rom. — Kopenhagen: Ruf» fische» Traurrgeschwader. — Warschau: Gras Berg zurück. Jnsurgentensührer ergriffen. Verhaftungen und Contributionen. — China u. Japan: Au» der neuesten Ueberlandpost. — Nrw-?)ork: VerschwörungSproeeß. Die Stellung der Sklaven. — Mexico: Kämpfe. — Rto-de-Janeiro: Blokade von Paraguay. Schleswig-Holstein. (Vermischtes.) Dresdner Rächrichteu. vrovinzialnachricdteu (Leipzig. Löbau.) Stngesandtes. Statistik uud Lolkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Lagrskaleuder. Börsen nachrichten. TttlMapyische Nachrichten. Paris, Sonnabend, 27. Mai. Der „Moni teur" veröffentlicht einen Brief des Kaisers an den Prinzen Napoleon, in dem es heißt: Ich kann nicht nmhiv, den peinlichen Eindruck zu erkennen »v gebe», den die von Ihnen in Ajaccio gehaltene Rede mir vrrnrsacht. Indem ich Sir während meiner Abwesenheit bet der Kaiserin und wriaeur Sohne als Licepräsident des geheimen Rathrs zu- rückließ, woLtr ich Ihnen einen Beweis meiner Freundschaft geben. Ich hoffke?JFre Gegenwart, Ihre Haltung uud Ihre Reden würden Zeugniß von der Einigkeit ablegen, welche in unsrer Fa milie herrschen sollte. Das politische Programm, »elches Sie unter der Aegide des Kaisers hinstel- le», kann nur deu Feinden der Regierung nützlich sein. Es fügt Auffassungen, die ich nicht zulaffen kann, Gefühle des Grolles und des Hasses bei, die in unfern Lagen nicht mehr paffen. Um die wirk lichen Ideen des Kaisers auf die Zeit anwenden zu können, muß man durch ernste Proben der Ver antwortlichkeit hindurchgegangen sein. Können wir übrigens wirklich nach ihrem wahren Werthe die große historische Figur Napoleon s I. schützen? Wir vor einer kolossalen Statue find wir unfähig, auf einmal da» Ganze zu fassen. Wir sehen immer nnr diejenige Seite, auf der unser Auge ruht; daher dir Unfähigkeit, die verschiedenen auseinan- derlaufrnden Züge zu einem einzigen Bilde zu reproduciren. Aber was klar vor deu Augen der ganzen Welt steht, ist, daß der Kaiser, um die Anarchie der Geister, diese furchtbare Feindin der wahren Freiheit, zu verhindern, in seiner Familie uud in seiner Regieruvgsforw eine strenge Dis- cipliu aufrichtete, welche nur einen Willen und nur eine Handlungsweise gestattete. Ich werde mich künftig von dieser Regel nicht entfernen. Loudon, Freitag, 26. Mai, Nachts. In der heutigen Uutrrhausfitzung erwiderte auf eine In- terpellatiou Walsh's Lord Palmerston: Die Cor- respoudeuz mit der Regierung der Bereinigten Staaten von Nordamerika betreffs der Behand lung der südstaatlicheu Kreuzer dauern »och fort. Rcue Depeschen seien neuerdings einaelaufen, und die Eorrespoudenz sei beiderseitig im freundlichsten Tone gehalteu. — Eine weitere Interpellation Baxter'» beantwortete der Premier dahin: Das Zusammenwirken Englands uud Amerikas im In teresse der Unterdrückung des Srlavruhaudels, wel ches durch den amerikanischen Bürgerkrieg gehin dert worden sei, werde hoffentlich ehestens wieder eintreten. Bukarest, Freitag, 26. Mai. Der amtliche „Monitorul" meldet, daß Fürst Kusa ein auf den Ramen Alexander getauftes Kind mit Genehmi gung keiner Gemahlin al» Sohn adoptirt hat. Dasselbe Blatt veröffentlicht ein vecret drS Für sten, wodurch die de« Engländer Ward ertheilte Louceffion zum Bau der walachischeu Eisrubahu »egru Nichterfüllung der Bedingungen wieder zu- rückgezogeu and die von Ward hinterlegte Eautioa von SVO VO« Fr. als dem Staatsschatz» verfallen erklärt wird. Dresden, 27. Mai. Die Debatte« über den Handelsvertrag zwischen Oesterreich und dem Zollvereine find jetzt sowohl in dem österreichschen, als auch in dem preußischen Ab geordnetenhaus« zu Ende geführt und in Wien, wie in Berlin hat die Regierungsvorlage mit großer Majorität Annahme gefunden. DaS preußische Abgeordnetenhaus hat die Verhandlungen über diese wichtige Vorlage in «taer einzigen Sitzung erledigt, und die Debatte war ohne besonder» hervorragende Momente. Die Gegner de» Ver trag» erklärten hier fast sämmtlich unumwunden, daß sie Nur aus politischen Gründen gegen die Vorlage fttmm- Mn, die sie au» § 25 de» Vertrags herznlcitcn suchten. Der Abg. Löw« (Bochum) gab dieser Auffassung zuerst AnSdruck, indem er äußerte: .Die neue Auflage des alten 8 25 ist Nicht» weiter, al» der verhüllte Anspruch auf den Eintritt GefammtvsterreichS in den Deutschen Bund, auf die Herrschaft in und über Deutschland. Nassen Sie fich dadurch, daß der Herr Minister der auswärtigen Angelegenheiten durch seine Abwesenheit glänzt, nicht in die Tau- sthung versetzen, al» habe der Vertrag keine politische Bedeutung, zumal bei der gegenwärtigen Leitung unsrer auswärtigen Poli te?, die keinen positiven schritt auf dem un» vvrgeschriebrnen Mae vorwärts aethan hat, vielmehr ihn in einer Weise vernach- nstfigt, fitr ökr kein Ausdruck stark genüg ist^. n Wären unsre Verhältnisse mit Oesterreich geordnet, so würde ich den Vertrag mit ihm noch einmal ansehen, aber gerade unter diesem Mini sterium ist eS mir unmöglich, für ihn zu stimmen." Ihm folgten die Abgg. Schulze-Delitzsch und Hennig, von denen Letzterer seine Rede gegen den Vertrag mit folgenden Worten schloß: .Eine LandrSvertretung soll zuerst die Würde und Ehre ihre» Staates im Auge haben, nicht seinen Vortheil. Denn nur Der trägt Bvrtheile davon, der diese Würde zu wahren versteht. Ent standen ist die Klausel de» 8 25 infolge der bekannten Absage depesche, in der Graf MenSdorff Preußen die Freundschaft kün digte. ES war ein neuer Gang, nach Olmütz, wenn auch nur auf dem Papier; das unglückliche Berhältnih mit Oesterreich in den Herzogthümern führte zu der unseligen Clausel. Wegen deS Mit besitzer», mit dem fie mcht vorwärts kommt, mußte unsre Regie rung diesen Vertrag adschließen, der unsrer Ehre und unsern In teressen zu nahe tritt. Die Absicht, die Clausel nicht zu halten, ist nicht würdig, nicht anständig, nicht einmal für einen Privat mann, geschweige denn für einen Staat. Welche Politik man treiben mag, die sittlichen Grundsätze werden in unsrer Zeit im mer entscheiden, und die Herren, die sich blos auf Macht und Bvrtheile stützen, werden e» erleben, daß sie keines erreichen, weder die Macht, noch die Vortheile." Derartigen Argumenten gegenüber konnte die Ver- theidigung der Vorlage dem RegierungScommissar nicht schwer fallen, und schon zu Beginn der Berathung galt die Annahme deS Vertrag» al» gesichert. Ungleich bedeutender, weil tiefer eingehend in die Ma terie, war die Debatte im österreichschen Abgeordneten hause, wo aber auch die Angriffe gegen den Vertrag leider zugleich so heftiger und leidenschaftlich-persönlicher Statur wurden, daß der Vertreter der Regierungs vorlage, Freiherr v. Hock, noch am letzten Tage der Debatte fich veranlaßt sah, die Vertretung deS Ver trag» in die Hände de» Finanzministers zurückzugeben. Da überdies auch im Ausschüsse der Vertrag nur eine MajoritätSempfehlung errungen hatte, so kann da» Re sultat der Abstimmung, welch« mit einer Awridrittrl« Majorität für den Vertrag auöfiel, ein wahrhaft über raschende» genannt werden. Die Wiener Blätter wissen die Bedeutung desselben vollkommen zu würdigen. So schreibt die „Constttuttonelle Oestrrreichsche Zeitung": „Diese» Resultat eine» wahrhaft constitu- tionellen und parlamentarischen Vorgang«» ist wichtig und bedeutsam, aber wichtiger und bedeutsamer erscheint un» für da» junge conftituttonelle und parlamentarisch« Leben Oesterreich», für die Faktoren, welch« im Volk»- Hause besonders thätig eingreifen, für die Entwickelung und Entwirrung zerfahrener Verhältnisse, welche Hebel gegen und für dieses Ziel angesrtzt wurden. Eine drei tägige Debatte hat die Interessen, di« Trndenzen, die Geister, mit Vehemenz aufetnanderplatzen lassen, und brüchiges Zeug ist dabei in Stücke zerfallen. Die un natürlichen Gruppirungen im Hause, di« Bildung von Fraktionen au» gegenfüßlerischrn Elementen, da» Do- miniren einzelner Persönlichkeiten, die Politik au» Ran- cüne und die Volkswirthschaft nach dem System „Der Bien muß", alle diese Momente traten mit voller Schärfe hervor, zerschellten jedoch an dem gesunden Urtheil über die wahren Interessen, an dem richtigen Erfassen de» Fortschritt» mit Maß und Ziel, und an dem eisernen Bestreben, jeden Rückschritt zu verhüten... Ein Peti tionensturm kam aus den Gewerbrverrinen und Werk stätten, indem hundrrttausende Arbeiter an die Luft ge setzt würden. Da» Charivari konnte nicht greller sein, al» jene-, welche» in allen Tonarten gegen eine Reform der Zoll- und Handel-Verhältnisse im Sinne de» libera len Fortschrittes und de» einstmaligen endlichen Zieles: de» Freihandels angestimmt wurde. Während der De batte im Abgeordnetenhaus! haben fich Alle, Alle, Alle zum Freihandel im Princip bekannt. Kein Einziger erhob seine Glimme, sogleich den Freihandel einzufüh« ren und die Consequenzen dieses System» in» Praktische zu übertragen; aber auch kein Einziger von Jenen, welche gegen dir Annahme de» Vertrage» plaidtrten, hatte den Muth, für die Prohibition oder auch nur für da» Schutz zollsystem auf die Dauer einzustehen. Di« ganze Ver sammlung von 170 Männern, darunter Industrielle von Bedeutung und Repräsentanten der größten Industrie bezirke, fie erklärten sich inSaesammt für den Freihandel, wenn auch erst in später Zukunft. Mit Widerwillen zwar, mit allerhand Clausel« «achte» einige Sprecher da» Zugeständniß de- Freihandel-, aber fie machten e» schließlich. Eine zwölfjährige Agitation der furchtbarsten Art und nicht immer mit den saubersten Behelfen ging plötzlich in Dunst auf, und die Volksversammlung Oester reich-, konsequent nach ihrem Votum zur Einigung mit dem Zollverein, erklärt sich oaieooo — für den Frei handel. Da» gerade Gegentheil von Dem wird erreicht, wofür die energischsten Mittel eingesetzt wurden. Man wahrt sich ausdrücklich dagegen, zur Prohibition zurück kehren zu wollen, man betont e» ausdrücklich, gegen hohe Schutzzölle stimmen zu wollen, man begehrt Nicht» als einen Uebergang—zum Freihandel. Wir glauben, daß mit diesem Ausspruch des Parlamente» für die Zukunft die Bahn ge brochen ist, und daß diese Acußerung wichtiger und bedeutsa mer ist, als etneZoUposttionfürdaSgeschaffeneJntertm." — Die „Ost-Deutsche Post" gelangt zu der Conclusion, daß Abgeordnete aus Ungarn, wenn sie in dem Hause vor dem Schottenthore säßen, sicherlich für die Annahme de» Vertrage» votirt hätten. „ES ertstiren hierfür — sagt sie — zwei sehr triftige Belege: die ungarischen Journale und die Haltung der Abgeordneten aus Sieben bürgen. Die ungarischen Journale haben ohne Rücksicht auf ihren Parteistandpunkt für die Annahme des Han delsvertrags plaidirt, und in einem der angesehensten stand wörtlich zu lesen: „„Wenn der Wiener Reichsrath den Handelsvertrag verwirft, so thut er die» mit Vernach» läsflgung der materiellen Interessen Ungarns, und wir haben dann gar keine Veranlassung, mit ihm in Verbin dung zu treten."" Die Abgeordneten au» Siebenbürgen, deren materielle Interessen mit jenen Ungarn» in dieser Angelegenheit identisch find, haben mit Ausnahme zweier War Sachsen stet» zu Selbstgefühl berufen — Denn seine» Namen» Klang ist alt und gut — So wächst sein Muth, seit an de» Throne» Stufen De» Lande» Hoffnung in der Wiege ruht. Daß Tugend längst auf diesem Thron gesessen, Wo stet» Bedrängniß Trost und Hilfe fand, Daß Weisheit dort de» Volke» Wohl ermessen, Erkennst du redlich an, mein Vaterland. Ja, schön ist'» da, wo Achtung vor Gesetzen DeS Scepter» fich'rer Führung sich vertraut, Wo Macht und Laune nie da» Recht verletzen Und Fleiß, geschützt, der Wohlfahrt Früchte baut! Froh grüßen wir da» Loo», da» un» gefallen, E» zeigt uns Glück auf eine ferne Zett; ES bürgt da» Vorbild au» der Väter Hallen Am besten für der Enkel Würdigkeit. Erhalle Gott, was gnädig er gegeben! Wir aber rufen fest vertrauend aus: Die Hoffnung Sachsen» möge dreimal leben, E» lebe hoch der König und Sein Hau»! Dresden, 27. Mai. Wie wir vernehmen, haben S«. Majestät der König gestern Abend der königl. Hof schauspielerin Fräul. Ulrich, welch« im Hofthrater den Prolog zur Frier der Geburt eine» königlichen Prinzen sprach, eine von derselben wegen Urlaub»üb«rschr«ttung verwirkte Geldstrafe von 250 Lhlr. allergnädigst erlassen. Periodisch« Schriften, vr. W. Wolfsohn » „Nor disch« Revue" bringt im Aprilhest ein« geistvoll charak- leiifircitde und zusammenfassende Betrachtung von K. Ro senkranz über „Diderot'» bisherige Schicksal« in der Li teratur", einen instruktiv und mit umsichtiger Keantuiß zusammengrstrlltrn Artikel von K. Andree „Der Welt telegraph", eine wissenschaftlich gediegene Studie Rud. Rost'» über „die romanischen Sprachen", und einen sehr interessanten Aufsatz von K. Elze „Zur Charakteristik Plateu»." In Bezug auf letztem stimmen wir zwar der Bemerkung der Redaktion bet, . . daß da» Urtheil de» Brrsassrr» in manchen Einzrlnheiten eine mildernd« Modifi kation zulaffe; . . aber Elze'S mit logischer Schärfe und kühler Objektivität au» Platrn's Tagebuch und Briefen motivirt« Wahrheit über dessen Bildungsgang, Richtung und innere» Wesen hat gleichwohl eine vollkommene und aufklärend« Berechtigung, um manche neuere, einseitige par teiische Beurthrilungen de» Dichter» auf ein richtige» Maß zurückzuführrn. Außerdem enthält da» Heft Fortsetzung der ergreifenden Schilderung „Nach der Schlacht" au» „Uiotoirv ä'on Ooniorit", der volkSwirthschaftlichen Briefe aus Rußland von Horn, der Lieder und Sprüche von Wolfsohn, — Revuen über Kunst, Literatur rc. Die „nordische Revue" ist übrigen- mit diesem Hefte in den Verlag von Karl B. Lorck in Leipzig übergegangen, und hat an Eleganz in der Ausstattung — in Druck und Papier — noch gewonnen. Da» zweite Heft drr„Dra»aturgischen Blätter" vom Professor vr. Rötscher (Dresden, Meinhold und Söhne) bekundet noch entschiedener al» einen Hauptzweck de» Her ausgeber», durch kurz sktzzirte Betrachtungen einzelner Charaktere, Scenen re. in klassischen Dramen — vor zugsweise in denen Shakespeare'« — ästhetisch-kritisch« An regungen, und ganz besonder» sür da» Studium der Schauspieler theoretische Anleitung und Belehrung zu geben. Fast all« tief« kürzen» oder länger« Artikel find vom Herr« Prof. Rötscher selbst mit geistreicher Wahl der dazu aufgeworfenen Fragen und Themen geschrieben. Möge er für sei« zeitgemäßen Bestrebungen bet den Ber- treten» der Schauspielkunst die verdient« dankbar« An erkennung finden. Außerdem ist in dem inhaltrrichen, 8 Bogen starken Hefte ein Schauspiel von Auguste Cor neliu» „König und Dichter" mitgetheilt. —v— Am 21. Mai wurde in Berlin die interna tionale photographische Ausstellung eröffnet, an der fich fast alle Länder betheiligt haben. Wie die „N. Pr. Z." schreibt, erscheinen dem Laienauge die Ein sendungen au» Pari», namentlich die großen lebensvollen Porträt- al» da» Bedeutendste, wa» die Ausstellung auf weist; doch stelle fich da» Urtheil der Fachleute ander». Pari» stehe freilich^auch ihnen auf der Höhe, doch müsse e» fich mannichsach die Cyneurrenz von London und Wien gefallen lassen. Von besonder« Interesse, wenn auch die künstlerische Bedeutung sehr fraglich ist, sollen die von Henry Robinson in London eingesandten Land- schaftSbildcr sein. Eie machen den Eindruck, als seien fie nach Oelbildern irgend eine» berühmten englischen Landschaftsmalers photogrophirt, find aber selbstständige Schöpfungen. Mr. Robinson nimmt nämlich, nach der Natur, Landschaftrbilder auf, vielleicht Wald- und Park partien au» Norwood, au» Hampton-Court, au» Wind sor und Richmond. Zugleich sorgt er für prächtige Ein- zelbäume (Ulmen, Eichen) sowie für Staffagefiguren. Au» diesen Elementen stellt er nun sein LandschastSbild zusammen und zwar dadurch, daß er die ihm passend er scheinenden Einzeltheile seiner verschiedenen Negativbilder stückweise auf da» Papier bringt. Di« Photographie operirt hier also mosaikartig oder doch nach Art eine» Zulammensebriviel». *j- Der Coasrrvator de- Museum» in Köln, Herr Rambour, hat «ine Sammlung von 30 Marienbil dern «ach Gemälden italienischer Meister de» 14., 15. und 16. Jahrhundert» herau»gegeb«n, derrn Original« fich sämmtlich in seinem Besitz« befinden.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview