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Dresdner Journal : 30.09.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-09-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186509304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-09
- Tag1865-09-30
- Monat1865-09
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 30.09.1865
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Äbonnrmrntrprrisr: sitdrllob: 6 H>lr. — Kxr ill »«od-su ^t-drl.: 1 ,, IL „ „ „ jloi»»tUc'.r io vr«,ck«a: lS Xxr Liorelov kturomeru: 1 Xxr. Im Lo»I»ock» tritt t»ost ua«I 8»emp^I- ru-cUIug bim». rnseratenpreibe: kür äen k»um eio«r ^espoltenen Leite: 1 dtxr. Unter „Liux«»»nät" äi« Leit«: S dtxr. Lrschelnra: Itblick, mit Xuenebme <ter 8onn- unä k'eiertexs^ Lt>eu<is tur den fuixeuden Dres-nerZomMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inskratenannahiitr auswärt«: l-eip-rz: ko. ÜNLXiisrrrro«, 6ommi»siooör <t«e Dresdner Journale; zbeod»«.: II. Lxnr.««, L Ir-ror:«; Niuudorx-LItoo»: lD-c-ex-rei« L Voni-ro^ Lerlin: Orror-io-'-eli« tincii- >>»ndl., lirrnuereir'» Unronn; Lrsmen: L. 8viil.orrr; vresliru: Dovis 8rzoaü«< : krooilkurt o. N.: .I^irorril'ecko Ituebli.; Xöln: ,Vvol.r keri» V. Dürric-rrrr-e (28, riiedeebuneensen»); ?rex. k«. kimi-ion'« liiiolili.; V„o: Oomptuir «1. k.^Vieuer Leitnnx, 8tetnu8z>I. 8K7. Herausgeber: Nöoixl. Lxpsdition de» Dresdner duurnnts, Dresden, Unrienstrnsso blv. 7. Abonnements- Einladung. Auf da< mit der nächsten Nummer beginnende neue vierteljährige Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenommen. Der Preis beträgt istrfte bGWOchsen vierteljährlich I Thlr. IS Ngr.; im Auslande tritt Postzuschlag und Stempelge- bühr hinzu. , Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnsertionSgebühren werden im Jnseratentheile mit l Ngr. für die ge spaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Nubrik „GingesandteS" find die JnsertionSgebühren auf » Ngr. pro Zeile festgestellt. Äönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Ttzeil. Dresden, 29. September. Seine Majestät der König, Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und dir Frau Kronprinzessin, sowie Ihre König lichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg find gestern Abend 210 Uhr von Mittweida wieder hier ringetrofsen. Dresden, 30. Ktptembcr. Seine Königliche Majestät haben den ObrrappellationSrath 0r. Konrad Eickel zum zweiten Viceprästdenten bct'm OberappellationSgericht, den Director deö Bezirksgerichts Meißen AppellationSrath Paul Otto zum ObrrappellationSrath« und den Gerichts» rath ber'm Bezirksgericht Leipzig vr. Friedrich August Herrmann zum Director des Bezirksgerichts Meißen zu ernennen, hierüber auch zu genehmigen gnädigst ge ruht, daß der Direktor deö Bezirksgerichts Löbau Justiz rath vr. Julius Wilhelm Winzer interimistisch als Hülfsarbeiter bei dem Kollegium deS OberappellationS- gericht» verwendet werde. Dresden, 30. September. Seine Königliche Majestät haben die Versetzung des GertchtSratheS bei'm Bezirksge richt Zwickau Alexander AemiliuS Schweinitz in glei cher Eigenschaft zum Bezirksgericht Dresden zu geneh migen, auch den Aktuar bct'm Bezirksgericht Dresden Bernhard Oskar Neumann zum GerichtSrathc bei dem Bezirksgericht Zwickau zu ernennen gnädigst geruht. Dresden, 30. September. Der zeitherige Aktuar bei'm GerichtSamte LetSnig August Richard Kurt von Buchner ist zum GerichtSamtmann bei dem GerichtSamte Johanngeorgenstadt ernannt worden. — Gr. Majestät der König haben allergnädigst geruht, den Oberforstmeister Kammer Herrn von Trebra-Lin» den au zu Moritzburg auf sein Ansuchen vom 1. Oktober 196b an in Ruhestand zu versrtzen. Nichtamtlicher Tlieil Ueberstcht. Lelkgraphische Nachrichten. Arituugsschau. (Provinzial-Corrrspondcnz. — Publi- eist. — Weser-Zeitung. — Journal deS DebatS.) Tagrsgrschichtt. Dresden: Manöver bei Mittweida. — Wien: Demission deS Freiherrn v Bach. Staats» forderung an die EtaatSeisenbahngesellschast. — Prag: Falsche Gerüchte. Versammlung der Vorschußkassen- »cretne. — Pesth: Konferenz von Comitatsbcamten. — Berlin: Graf BiSmarck nach PartS. Auszeich nungen in Lauenburg Verlegung der Casernengebäude. — Köln: Zur Erzbischofswahl. — Ratzeburg: Diner zu Ehren des König- von Preußen —Stutt» gart: Versammlung der Volksparter. Titulaturdecret. — Jena: Commission zur Berathung deS sächsischen Cirilgesetzbuchs. — Paris: Choleraberichte. AuS Algier. — Florenz: Konsistorium in Rom. — London: Cholerafälle. Nachrichten aus China, Neu seeland und Westindien. — Kopenhagen: ReichS- rathsverhandlungrn. Kopenhagen - Hamburger Eisen bahn. — Konstantinopel: Elend. Converfion der Schuld. — Athen: Verzicht auf einen Theil der Cwilliste. Preis auf Räuber. Schleswig-Holstein. (.Nachrichten aus Kiel v. Altona.) Dresdner Nachrichten, Vrov:nztulnuchrichtrn (Freiberg. Plauen. Meerane. Reichenbach ) Brrwtschtes Eingesandt»-. Statistik v Lolkswirthschast. Frnillrtou. Inserate. Tageskaleuder Börse»' Nachrichten. LtleiMphische rlnriirichtl'n. Wien, Do.inerStag, 28 September, Abends. Das heutige Abendblatt der „Presse" meldet, daß der ehemalige Polizriminister, Freiherr v. Hübner, den Baron ». Bach auf dem Posten eines öster reichischen Botschafter- in Rom ersetzen dürft,. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Frankfurt a. M, Freitag, 29. September. Der Ausschuß d«s Nationulvereins hat heute die Einberufung einer Generalversammlung der Ra- tionalvereinsmitglieder auf den 29. Oktober nach Frankfurt beschlossen. London, Freitag 29. September. AuS New- Aork find Nachrichten dis 19. September Abends per „Scotia" ring,gangen. Goldagio stand 43A, WrchselcourS auf London 158 Baumwolle 45 bis 452, Bond» 1V7H. Aopevhageu, Donnerstag, 28. September, Abeub». Das Landsthivg bat in seiner heute statt- gehabten zweiteu Verhandlung über das Grund gesetz den Regierungsvorschlug in seiner ursprüng- lichru Gestalt vollständig retablirt Der Eomit« für dir Kopenhagener Industrie ausstellung für 186« hat infolge der anhaltenden Opposition (von Fabrikanten und Gewerbtreibrndrn, «xlche wegen der ebenfalls im nächsten Jahre stattfinden den Stockholmer Ausstellung die Kopenhagener bis zum Jahre 1867 verschoben wissen wollen) sein Vorhaben aufgrgebeu und sich heute aufgelöst. Dresden, 29. September. Die osficiöse Berliner „Provinzial-Correspon- denz" spricht sich über die staatsrechtliche Seite der Be sitznahme LauenburgS in Betreff der preußischen Verfassung in gleicher Weise aus, wie schon früher die „Nordd. Allg. Ztg." gethan. DaS Blatt sagt: Die Be sitzergreifung deS Landes für das preußische Königshaus sei in jeder Beziehung eine vollendete Thatsach«'. Von manchen Seiten wären Zweifel erhoben worden, ob die Vereinigung ausgeführt werben könne, ohne daß zuvor der preußische Landtag darüber Beschluß gefaßt habe. Diese Forvcruni wäre aber nur dann begründet, wenn Lauenburg dem preußischen Staate völlig einverleibt wer den sollte; dann müßte allerdings der Artikel 2 der Ver fassung zur Geltung kommen, welcher bestimmt: „Die Grenzen des Staatsgebiels können nur durch ein G-setz (baS heißt durch Uebercinstimmuug deS Königs mit den beiden Häusern des Landtags) verändert werden." Um eine solche Einverleibung aber handle cS sich bei Lauen burg nicht: diese- Land, welches bisher vom König von Dänemark regiert wurde, dabei aber seine eigne Verfas sung besaß, solle diese besondere Verfassung, unter welcher alle Thcilc der Bevölkerung sich glücklich und zufrieden fühlten, auch jetzt behalten, wo der König von Preußen infolge der Abtretung seilen deS Königs von Dänemark und infolge d.S Uebercinkommcns mit dem Kaiser von Oesterreich der Herrscher LauenburgS geworden sei. Da hiernach daS Herzogthum nicht dem eigentlichen preußischen Staatsgebiete einverleibt werden solle, so finde Artikel 2 der Verfassung hier keine Anwendung. Nun werde aber behauptet: auch wenn Lauenburg nicht dem preußischen Staate cinvcrleibt werde, könne doch der König dort nicht Herrscher sein, ohne daß der preußische Landtag darein gewilligt habe. Man berufe sich dabei auf Artikel 55 der Verfassung, welcher lautet: „Ohne Einwilligung des Landtags kann der König nicht zugleich Herrscher fremder Reiche sein." Aber Lauenburg sei gar nicht ein fremdes Reich im Sinne der preußischen Verfassung. Aus der Entstehung des Artikels 55 gehe deutlich hervor, daß darunter nicht schlechthin jeder andere Staat verstanden werden könne, sondern daß durch jene Bestimmung nur den Gefahren vorgebengt werden sollte, welche durch die Ver einigung mehrer Kronen auf dem Hruptc eines Herrschers entstehen können. Von solchen Gefahren könne aber nur die Rede sein, wenn cs sich um die Vereinigung größerer und fremder Reiche mit der preußischen Krone handle, sie wären aber keineswegs zu besorgen, wenn ein kleiner Staat durch Erbschaft oder auf andere Weise an Preußen falle. Die Bedeutung des Artikels 55 der Verfassung sei völlig unzweifelhaft die, daß der Artikel nur in Betreff außerdeutschcr Staaten gelte, auf den Fall der Regie- rungsfolge des Königs von Preußen in einem deutschen Lande aber keine Anwendung finde. ES ist zuweilen gut, des ToneS zu gedenken, mit dem preußische Blätter, welche die Politik der Regierung unter stützen, die „preußische Mission" erörtern. So stellt der Berliner „Publicist" in seiner neuen Quartal einladung folgendes System preußisch-deutscher Einheits politik auf: „Woran wir festgehalten haben in diesen sieben Jahren, das ist Folgendes: Preußen muß in Deutsch- land herrschen bis zur Maingrenze. Heute liegt die Frage so: Deutschland mit oder ohne Oesterreich. Mit dem „deutschen Parlamente" und dem „deutschen Volke" ist genau so wenig los, wie mit dem deutschen Bundestage. Will Preußen seine Grenzen, sei es unmittelbar oder mittelbar, an den Maitl vorschieben, so hat cs dabei Nichts zu erwarten, weder von einem deutschen Parla mente, noch von einem deutschen Volke. Ob wir auch einer landläufigen Phrase damit ins Gesicht schlagen, so sagen wir doch: eS giebt kein „dcutsch-s Volk". Preußen darf sich an den Widerstand der allezeit zungenfertigen, aber niemals opferwilligen Opposition in den klein-deutschen Parlamenten nicht kehren. Es muß die Grenzen min destens seiner militärischen Herrschaft bis an den Main verlegen: es muß dies, wenn mit Oesterreich darüber keine Einigung zu erzielen ist, selbst auf die Gefahr eines Krieg s mit Oesterreich thun. Mi, einem Worte: unsre Politik ist das Aufgehen Deutschlands in Preußen und damit die Umgestaltung Preußens zu Deutschland." — Aehnliche Kost, wie hier der „Publicist", bieten viele preußische Blätter ihren Lesern. Wie kann es da Wun der nehmen, daß im preußischen Volke die Mißachtung alles Deutschen weit verbreitet ist? — Wie der „Publicist" der preußischen Rcgierungspolitik, so gicbl eine in ihrer Tendenz dem „Publicisten" nahe verwandte Zeitung, die „Weser-Zeitung", aus Anlaß des bevorstehenden Ab- geordnetentags nach Seiten deS Volkes folgende Aus sprüche über Das, waS man in Preußen zu thun und zu verlangen hat: „Es war ein rücksichtsloses Verfahren, daß der Ausschuß gegen den Einspruch der Preußen und namhafter norddeutscher Mitglieder die Versammlung ein berief. Es mögen den süddeutschen Mitgliedern die be sten Gründe für die Einberufung geläufig gewesen sein, — wir selbst haben neulich ausgesührt, daß unter ge wissen Gesichtspunkten auch wir sie billigen konnten; — in Versammlungen solcher Art müssen die Stimmen gc» wogen und nicht gezählt werden. Der Einspruch der an wesenden Preußen mußte ausreichend sein, das Projekt zu beseitigen, mochten derselben nun zwei oder zwanzig erschienen sein. Ein Majorisiren Preußens von Frank furt aus muß fort un2 fort als unzulässig und unmög lich zurückgewtesen werden, werde es versucht vom Bunte wie 1859, od.r von einer Fürstenconfercnz wie 1863, oder von demokratischer Seite wie sitzt. Sv wenig der König von Preußen sich nachträglich bewegen ließ, in eine Versammlung cinzutrcten, der er aus sachlichen Grün den seine Billigung versagt hatte, so wenig lürfcn die preußischen Abgeordneten sich dicsir Schwäche schuldig machen." Nachdem die unlängst in Paris zur Verherrlichung der preußischen Politik in den Herzoglhümcru erschienene Broschüre ihren Zweck, die französische Presse für die Annexionspolitik günstig zu stimmen, oersehlte, versuchen ihre Urheber jetzt in anderer Weise, auf die französischen Ansichten ernzuwirken. Sie besprech r, in den „Döbats" dasselbe Thema Mit größerer Mäßigung. Es wird dabei namentlich geltend zu machen gesucht — was freilich Alles noch sehr zu bezweifeln ist! — daß durch die Uebercinkunft vom 14. August die Gefahr einer bewaffneten europäischen Intervention abgewendet wor den sei, daß Oesterreich nicht ganz abgeneigt se(, Hol stein eben so wie Lauenburg gegen eine entsprechend« Gclderrlschädigung abzutreten, und daß »ran hoffe, wenn cs jemals gelingen sollte, die Verunrgung der Herzog» thümer mit Preußen zu erreichen, auch die Zustimmung der Bevölkerungen zu erlangen, wenn man sich auch Vor behalte, die bezüglichen Modalitäten selbst zu bestimmen. — In einem später» Artikel soll — wie zugleich ver kündet wird — dargethan werden, daß die europäischen Mächte weder ein Recht noch ein Interest: haben, einer solchen Vergrößerung Preußens entgcgenzutrcten. DaS „Journ. des Deb." verhält sich zu dieser Mittheilung nur rcferirend und begnügt sich mit der Bemerkung, daß cs weit entfernt sei, die Zuversicht des Herrn v. Bis marck zu theilen. Lugesgeschichte- DresdtN, 29. September. Aus Mittweida er halten wir folgenden weitern Bericht von gestern: Die östliche Armcebrigade suchte am 28 d., dem dritten Tage des Manövers, sich ihren Rückzug auf der, von Rochlitz über Wiederau, Klaußnitz und Niedergarnodorf nach Chemnitz führenden Straße zu sichern, während die westliche Armeebrigade diesen Rückzug nicht nur mög lichst zu beunruhigen, sondern auch durch etwaige Umge hungen unmöglich zu machen trachtete. Die westliche Brigade begann früh 9 Uhr ihren Vormarsch von den nördlich Wiederau gelegenen Höhen, dieses Dorf durch schreitend, indem sie auf ihrer rechten Flanke nur de- monstrirte, auf der linken aber mit bedeutenden Kräften eine Umgehung versuchte- Die östlich: Abthcilung sah sich genöthigt, diesim Angriffe bald nachzugeben, und zog sich über den Sandberg, den fast rechten Winkel, den die Chemnitzer Straße hier bildet, abschncidend, gegen das Feuilleton. Zur neuern Literatur über das Geschwornev- gericht. „Das deutsche Schwurgericht und dessen Reform. Bon vr. F. O. Schwarze, königl. sächs. Gc- neralstaatSanwalt. Erlangen, Enke. 1865." Bekannrlich steht in Sachsen die Frage, ob und unter welcher Gestalt Geschwornengrrichte rinzuführen seien, gegenwärtig auf der Tagesordnung. Daß der Grundgedanke der Jury, „die Mitwirkung deS bürgerlichen Elements bei der Strafrechts pflege" in der landläufigen französischen Jury einen ge sunden und lebenskräftigen Ausdruck nicht gefunden habe, darüber find dieSseit» deS Rheins nachgerade Alle einig geworden, welche nicht anders sprechen als sie denken und nur von Dem reden, wovon st« etwa- verstehen. Die Aufgabe einer Umgestaltung der Jury tritt in de:> deut schen Territorien, welche da- Institut früher angenommen haben, mrhr und mehr in den Vordergrund. Di« Noth- Wendigkeit einer Reform wird von den sachverständigen Freunden d.r Jury nicht mehr abgeläugnet; nur die Art der Reform ist jetzt der Gegenstand deS Streit-. Die erliegende Schrift bildet einen sehr bedeutsamen Beitrag ^ur Lösung jener für Sachsen und daS übrige Deutsch- and gleich wichtigen Frage. „Wir behaupten, daß die Absonderung der Juristen und dir Laien in zwei Colle- gien zu getrennter Arbeit die Möglichkeit einer gerechten und gesunden Rechtspflege vernichtet". „Die Theilung der Arbeit reißt zusammengehörige Theile desselben Or ganismus auseinander und will sie, nachdem sie hierdurch das Leben in ihnen vernichtet, durch willkürliche Zusam- wenfügung wieder lebendig machen. Also Juristen — Richter — und Laten — Schöffen — vereinigt zu ge meinsamer Ttzätigkeit in einem Collegium. Wir wollen in Wahrheit eine gemeinschaftliche Wirksamkeit, eine Kräf tigung de» einen Element» durch da» ander«, einen Spruch, der aus gemeinsamer Berathung bervorgegangen, in sich schon die Garantie einer erschöpfenden, den Fall in seiner vollen Totalität wie eigensten Individualität erfassenden Prüfung enthält." Der Vorschlag, welchem hier eine Kri tik der jetzigen Einrichtungen vorausgesandt und eine weiter« Ausführung gegeben worden ist, war bereits im vorigen Jahr in einer anonymen Broschüre dessilben Ver fassers, „daS Geschwornen- und Schöffengericht", aufge stellt und hat damals die besondere Aufmerksamkeit nicht bloS deS juristischen Publicum-, sondern auch der Zwei ten Kammer unsrer Ständeversammlung auf sich gezogen. Bei dem Namen deS Verfasser», beiläufig bemerkt deS einzigen deutschen Praktiker», den jüngsthin die juristische Facultät in Wien zu ihrem Ehrenmitglied ernannt hat, würde eine Empfehlung d.r Schrift zu Einsichtnahme und eigner Prüfung für Jeden, der Inter, sie an dieser hochwichtigen Angelegenheit nimmt, mindestens überflüssig sein. —n—. Theater. Die Zeit vor dem Beginne der Win tersaison ist von einigen Dresdner Künstlern, die wir mit freudigem Stolze die unfern nennen, zu Gastspielen an auswärtigen Bühnen benutzt worden. Herr Jauner und Frau Jauner-Krall haben, wie die „Nat.-Ztg." schreibt, das musikalische Repertoire kr» Friedrich Wilhelm- städtischen Theater» zu Berlin auf ein paar Wochen ari der leidigen Offenbach'schen Leibeigenschaft befreit. Sie begannen ihr Gastspiel, daS der beste Erfolg begl-itet, mit Mozart'» „Schauspieldirrctor". Außerdem gelangten mit Frau Jauner-Krall zur Aufführung Fioravanti'S „DorfsSngrrinnen" und H. Dorn'» zuerst in Dresden über die Breter gegangene Operette „Gewitter bei Son nenschein". Die „N. A. Z." schreibt über di« Wieder- gab« d«r Rosrtte in diese« Novität: „Frau Jauner Krall trug di« Partie mit gewohnter Anmuth vor; dir Stimme jubelte wie Lerchensong und die Coloratrncn schmetterten so lustig, wie wir sie, außer bei den italienischen und Pariser Virtuostnnen, selten besser gehört." Dasselbe Blatt sagt über Hrn. Jauner'S Auftreten in den beiten bekannten, viel gegebenen Scenen „Dir wie mir" von Roger und „DaS Versprechen Hinterm Herd" von Bau mann: „Herr Jauner bewies in den beiden Rollen de» Advocaten Weiß und deS LoiS'l, wie trefflich in verhält- nißmäßig wenigen Zügen ein denkender, gewandter Dar steller kernige Charakterbilder zeichnen kann. Eine so liebenswürdige Treuherzigkeit bildete den Grundton seine» Wesens und drang durch Scherz und Schmollen, durch Lebhaftigkeit und Ruhe so erwärmend hervor, daß die animirte Zuhörerschaft ihm halb gerührt, halb lustig reichlichen Beifall zollte." — Herr Emil Devrient gaflirt augenblicklich in Prag, und zwar theil» im Neu städter, theil- im LandcStheater- Der Referent der „Boh." begrüßte den Künstler nach seiner ersten Gastrolle mit folgenden Worten: „Herr Emil Devrient, der älteste Liebhaber Deutschlands, scheint auch der ewig junge, der unveränderliche zu sein. Seine Bewegungen sind noch immer elastisch und jugendlich, seine Erscheinung bestechend, sein Organ wohlklingend, seine Ausdauer ungebrochen, in seiner ganzen Bedeutung steht er vor un-, ein Mo nument jener alten Schule, welche, wenn sic auch von gewissen traditionellen Manieren nicht frei war, doch Ta lent und eindringliche» Studium zu den Cardinaleigen- schaften eines guten Schauspielers zählte." Bei der Wie dergabe deS Ruben» in dem Birch-Pfeiffer'schrn Schau spiele „Ruben- in Madrid" rief da» in allen Räumen überfüllte HauS den Künstler nach jeder Scene, und nach dem Stücke war der Beifall so groß, daß Hr. Devrient, von dieser Aufnahme ergriffen, sein Gastspiel verlängern zu wollen erklärte. — Herr Bogumil Dawison, der seit Kurzem in seiner Vaterstadt Warschau zum Besuche von Verwandten weilt, entschloß sich, den dringenden Bitten seinerLandsleute nachgebend, auf der Bühne des dasigen „großen Theaters" aufzutreten, und zwar zum Besten der durch die letzten FcucrSbrünstc im Königreiche Polen obdachlos gewordenen Familien. Man schreibt uns hierüber aus Warschau: „Am 25. September fand die Vorstellung statt, welche seit lange fast ausschließlich das allgemeine Stadtgespräch gebildet. Noch ehe das Programm der Ausführung ge nau festgesetzt gewesen, noch ehe man erfahren, in wel chem Grade die Pr ise erhöht werden sollten, war schon der größere Theil der Plätze vergriffen. Trotz der vcr- dre fachten Preise war das Haus überfüllt, wie cS seit lange nicht gewesen. Der Andrang zu den Eingängen überschritt alle annehmbaren G rnzcn: man kämpfte an den Thüren, um nur zur gedachten Vorstellung Einlaß zu erhalten, um nur Dawison zu hören." In Betreff der Vorstellung selbst Iheilt uns unser Correspondent einen Auszug auS dem Warschauer „Courier" mit. Dieser sagt: „Herr Dawison, dieses Kind Warschau-, der hier die ersten Schritte auf seiner dramatischen Laufbahn g than, der in Wilna sich weiter ausgebildet, hat sich später der ausländischen Bühne gewidmet und sich dort einen Namen erworben, der nicht nur ihm, sondern auch seiner Vater stadt zu hohem Ruhme gereicht. Jeder Thcatcrlicbhaber sehnt« fich daher, jenen Master in der Tragödie zu schauen, dem ganz Europa den ersten Preis zuerkannt. Freilich hat dieser große Künstler anfänglich in polnischer Sprache gespielt; konnte er aber nicht nach so vielen Jahren, wo er der deutschen Bühne gelebt, konnte er nicht sich ent wöhnt haben von all den feinen Schattirungen und von jener Macht über die Sprache, welche eines der Hrupt« rrfordirnissr der Bühne bilden? Die Neugier war daher in doppelter Weise erregt, wie auch der Zweck der Vor stellung fich als rin zweifacher hrrauSstellte. Herr Da- wison nämlich, wir wir schon erwähnten, wollte auf» Neu
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