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Weißeritz-Zeitung : 13.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-189202134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18920213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18920213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-13
- Monat1892-02
- Jahr1892
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 13.02.1892
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— 98 — — Außerordentlich zugkräftig erweisen sich die hiesigen Viehmärkte, wie denn fast jeder vogtlän- dische Bauer ein großer Freund des Viehhandels und BiehuuStauscheS ist. Während der Austrieb der Rinder und Schweine 1890 3737, bezw. 134 betrug, waren beide Biehgattungen im verflossenen Jahre ans den hier abgehaltenen Märkten mit 5716 (Rinder), bezw. 499 (Schweine) vertreten und war der Erlös aus dem verkauften Vieh ein sehr beträchtlicher. Die Maul- und Klauenseuche tritt im Vogtlande nur ganz vereinzelt auf. Plauen i. Vogtl. Die Auswanderung unga rischer und österreichischer Unterthanen nach Amerika dauert immer noch ungeschwächt fort. So trafen am Dienstag Nachmittag abermals 75 meist jüngere, kräftige, männliche Auswanderer aus dem Oberen Bahnhof ein, um mit dem 2 Uhr 59 Minuten nach Leipzig abgehenden Zuge weiter zu fahren. Diesmal befand sich auch ein Führer bei ihnen, welcher den Zug leitete. — Die Wirkungen der gegenwärtigen tarislosen Zeit im Zentralverband der Stickerei-Industrie in Sachsen machen sich leider auch hier schon fühlbar, schon giebt es Firmen, die den Mindestlohn von 1,45 Mk. auf 1,20 Mk. herabgesetzt haben. Die Nothlage unter den Stickern in der Schweiz und das Sinken des Arbeitsverdienstes der Sticker im Vogtlands und Erzgebirge wird hoffentlich bald wieder zu einer festen Verbandsorganisation diesseits wie jenseits führen. Burgstädt. Am Montag Mittag wurde auch der Kaffenbeamte des in Konkurs gerathenen hiesigen Kreditvereins in Untersuchungshaft genommen. Reichenbach i. Vogtl. Um die erledigte Direk- torstelle bei der hiesigen ersten Bürgerschule sind dem Vernehmen nach bis jetzt 38 Bewerbungen ein- gegangen. Da in der Regel von diesen Bewerbungen zunächst einiue ui die engere Wahl kommen, so können mehrere Wochen vergehen, bevor eine endgiltige Ent scheidung herbeigeführt wird. Ehrenfriedersdorf. Infolge des bedeutenden Abschlages, welchen die Getreidepreise in den letzten Wochen erlitten haben, haben die hiesigen Bäcker das Kilogramm Brod um 1 Pfennig ermäßigt, während in Thum 3 Klgr. Brod 5 Pfennige billiger als bisher verkauft werden. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Die Kaiserin ist an einem leichten Jnfluenzaanfall erkrankt und daher für die nächsten Tage an das Zimmer gefesselt. Der Ball im könig lichen Schlöffe am II. Februar hat trotzdem statt gefunden. — Die am Dienstag zur öffentlichen Zeichnung aufgelegten neuen 3 prozentigen Anleihen des Reiches und Preußens im Gesammtbetrage von 340 Millionen Mark sink», soweit sich die hierüber vorliegenden Mel dungen ü0e,s.hen lasten, etwa drei Mal überzeichnet worden. Di' Zeichnungen dürsten durchweg ernst gemeint sein, während bekanntlich bei der letzten Reichs und preußischen Staatsanleihe, die so vielfach über zeichnet wurde, häufig bloße Spekulationsmanöver mit unterliefen. — Aus Hamburg wird berichtet, daß auch Graf von Waldersee sich vor dem Kaiser gegen das neue Schulgesetz ausgesprochen habe. Derselbe hege über die hauptsächlichsten Punkte große Bedenken und halte mit seiner Ueberzeugung nicht zurück, daß das Ein bringen der Vorlage einen Fehler darstelle, dessen Folgen sich noch nicht übersehen lasten. — Die freisinnige Presse wendet sich scharf gegen den Erlaß der Regierung in Frankfurt a. O. bezüglich des Eintretens der Lehrer g-gen den Volksschulgesetzent- wurs. Die Aussichten des Entwurfs würden nicht bester, wenn derselbe durch solche Gewaltmaßregeln vor unliebsamer Kritik geschützt werden solle. — Das strenge Urtheil des Disziplinarhofes gegen den Grafen Limburg-Stirum erregt Aufsehen. Man weist vielfach daraus hin, daß das Vergehen des Grafen ziemlich formaler Art war, und daß er das, was er in der „Kreuzztg." gesagt, im Parlamente hätte sagen können, ohne daß ihm ein Haar gekrümmt worden wäre. Die scharfe Ahndung wird in der frei sinnigen und klerikalen Presse dahin ausgelegt, daß in dem Grafen Limburg jene ganze Fronde getroffen werden sollte, welche den „Beunruhigungsbazillus" in Bezug auf die auswärtige Politik Deutschlands mit so großer Sorgfalt gepflegt habe. Politisch interessant ist die Angelegenheit hauptsächlich deßhalb, weil Graf Limburg der Führer der Konservativen im preußischen Abgeordnetenhause ist. Eine Nachricht des „A. N. C." sagt: „Kennzeichne«!, für die Stimmung, welche in höchsten Kreisen gegen den Grafen Limburg - Stirum herrscht, ist die Thatsache, daß die Familie des Grafen auf das Land zurückgekehrt ist, nachdem ihr angedeutet worden ist, daß sie Einladungen zu Hoffesten nicht zu erwarten habe. — Am Schluffe der Reichstagssitzung am 10. Februar schlug der Präsident von Levetzow vor, die nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr zu halten und auf die Tagesordnung Anträge aus dem Hause, da runter auch den Antrag Windthorst wegen Wiederzu- lasiung der Jesuiten zu setzen. Zur Geschäftsordnung verlas Abg. Gras Ballestrem (Zenlr.) folgende Erklä rung: „Auf Grund eines einstimmig gefaßten Be schlusses meiner politischen Freunde habe ich den Herrn Präsidenten zu bitten, den letztgenannten Gegenstand von der morgenden Tagesordnung abzusetzen. Wir stehen selbstverständlich nach wie vor unverändert auf dem Boden des Antrages. Die Erklärung, welche der preußische Ministerpräsident im preußischen Abgeord netenhause am 29. Januar d. I. abgegeben hat, aus dec sich zu unserem Bedauern die ablehnende Haltung der preußischen Regierung und damit die Aussichts losigkeit für einen wirklichen Erfolg unseres Antrags zur Zeit ergiebt, würde uns an und für sich noch nicht veranlaßt haben, auf die Berathung desselben in diesem Augenblick zu verzichten. Wenn das von unserer Seite dennoch geschieht, so thun wir es im Hinblick aus die Thatsache, daß neben dieser Sachs zur Zeit aus Veranlassung des in Preußen vorqelegten Volks schulgesetzes eine hochgradige, wenn auch nach unserer Ueberzeugung ungerechtfertigte Erregung im Lande hrrvorgerufen worden ist. Wir müssen der Ansicht sein, daß die Verhandlungen über unseren Antrag benutzt werden würden, um die jetzt wachgerufenen Gegensätze noch mehr zu verschärfen. (Abg. Bebel: Ei! Ei!). Wir glauben, dem Vaterlande einen Dienst zu erweisen, wenn wir diese Gelegenheit nicht bieten. Wir vertrauen, daß die Zukunst die Beseitigung des für das katholische Volk schmerzlichen Zustandes bringen muß, welcher durch das Ausnahme-Gesetz gegen die Jesuiten geschaffen worden ist; wir behalten uns vor, die Berathung unseres Antrages zu uns geeignet erscheinender Zeit in geschästsordnungsmäßiger Weise wieder anzuregen." — Es schweben augenblicklich in den zustehenden Kreisen Erörterungen darüber, ob dem Reichstage noch weitere Vorlagen unterbreitet werden sollen, be vor die Tagung schließt, da man in der Thal daran festhält, den Schluß womöglich Ende März eintreten zu lassen. Neben dem Etat wird der Abschluß der Krankenkassen-Novelle ein Hauptergebniß der Tagung bilden. Nach dieser Richtung hin sind indessen immer hin noch recht umfassende Debatten zu erwarten, da für die dritte Lesung noch Abänderungs-Anträge von weittragender Bedeutung in Vorbereitung sind. — Im Reichstag und, wenn nicht Alles täuscht, auch in der Negierung hat man sich mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß das Trunksuchtsgesetz in dieser Tagung doch nicht mehr zu Stande kommt. Man hat allseitig die Empfindung, daß die Frage noch nicht spruchreif und jedenfalls nicht auf dem Wege zu lösen ist, den man mit der Vorlage eingeschlagen hat. — Auch das Telegraphengesetz wird in dieser Tagung schwerlich zur Verabschiedung kommen und in diesem Falle, wenn überhaupt, jedenfalls in durchaus veränderter Gestalt in der nächsten Tagung wiederkehren. Weitere De batten darüber werden der allerdings jetzt noch vor handenen Ungewißheit in dieser Richtung ersichtlich ein Ende machen. — Dem Reichstag wird in dieser Session vorge legt werden der Entwurf eines Gesetzes betr. die Ab änderung einiger Paragraphen des Strafgesetz buches, welche sich aus das Zuhälterwesen beziehen, ferner ein Gesetzentwurf über Bestrafung des Verrathes politischer Geheimnisse. Der Bundesrath wird in einer. seiner nächsten Sitzungen beide Entwürfe erledigen, worauf dieselben sofort in den Reichstag gelangen werden. — Die unter dem Vorsitz des Präsidenten v. Levetzow abgehaltene Sitzung des Zentralkomitees für das Bis marckdenkmal beschloß, den Gesammtbetrag der Sammlungen, 1,014,438 M., in dreiprozentiger Reichs anleihe anzulegen, lieber die Platzsrage und die für das Denkmal auszuschreibende künstlerische Kon kurrenz soll erst dann Beschluß gefaßt werden, wenn die Platzsrage für das Kaiser Wilhelmdenkmal ent schieden ist. — Die Vorbereitungen für den großen Hand werkertag, der am nächsten Montag in Berlin zu sammentreten wird, sind nunmehr abgeschlossen, der Centralausschuß der vereinigten Jnnungsverbände hat auch bereits die Resolutionen festgestellt, die dem Hand werkertage unterbreitet werden sollen. Den Bericht über den Verlauf und die Ergebnisse der Handwerker konferenz vom 15. bis 17. Juni 1891 wird Obermeister Beutel erstatten. Eine Erörterung soll sich hieran nicht schließen, die Debatte vielmehr den Berichten über die einzelnen Fragen folgen. Von diesen Einzel fragen wird zunächst die Forderung des Befähigungs nachweises erörtert werden. Referent für diese Frage ist der Vorsitzende des allgemeinen deutschen Hand werkerbundes, Biehl-München. Einen der wichtigsten Punkte der Verhandlungen wird bilden das Referat des vr. Ad. Schulz über „die Stellung der Innungen, der JnnungsauSschüffe und Jnnungsrerbände in der regierungsseitig als demnächst bevorstehend in der Form der Handwerkerkammern verheißenden Organi sation des Handwerks." — Aus Ostafrika sollen Berichte eingegangen sein, wonach vr. Karl Peters gewaltige Salpeterlager zwischen dem Kilima-Ndscharo und dem Vulkan Donjo Ngai, am sogenannten Natron-See, und zu gleicher Zeit auch Quellen mit Brom, Chlor und Schwefel wasserstoffgas entdeckt hat. Es soll auch bereits eine Sendung von einem Natron bioardonioum avisirt sein. Das ganze weite Gebiet zwischen Kilima-Ndscharo und Donjo Ngai soll ein einziges großes Salpeterlager darstellen. Diese Nachricht würde, wenn sie sich in vollem Umfange bestätigen sollte, für die Entwickelung unserer ostafrikanischen Kolonie von ungeheuerer Trag weite sein. Der weitaus meiste Salpeter wurde bisher im nördlichen Chile gewonnen, und der Handel mit Chilisalpeter ist von London aus vollständig monopolisirt. Eine Durchbrechung jenes britischen Monopols würde also für Deutsch-Ostafrika einen enormen wirthschaft- lichen Aufschwung bedeuten. Württemberg. Das Stuttgarter Landgericht ver- urtheilte den früheren Oberinspektor, jetzigen Finanz rath Lang, und den Bahnhofsverwalter Schwenninger, durch deren Verschulden das Eisenbahnunglück vom I. Oktober 1889 bei Vaihingen herbeigesührt worden ist, zum solidarischen Ersatz des vorläufig mit 3000 Mark eingeklagten Schadens. Die ganze Ersatzsumme dürste sich auf 320,000 M. belaufen. Elfaß-Lothringen. Durch einen am 9. Februar veröffentlichten kaiserlichen Erlaß ist für das Reichs land Elsaß - Lothringen ein einheitliches Wappen zeichen gegeben worden, nämlich der Reichsadler mit der schwebenden Kaiserkrone, belegt mit einem gespal tenen Rrustschilde, dessen rechte Hälfte die herkömm lichen Wappen des Ober- und Unter-Elsaß und dessen linke Hälfte das entsprechende Wappen von Lothringen enthält. Die heraldischen Wappensarben für das Reichs land sind Schwarz, Weiß und Roth. Bei der großen Unsicherheit und Verschiedenheit der Auffassungen, welche sich bisher bei jeder Gelegenheit ergab, wo zu dekorativen Zwecken ein Landeswappen für das Reichs land kombinirt wurde, erscheint es sehr erfreulich, daß nunmehr ein einheitliches Wappenzeichen für das ganze Land bestimmt ist, welches fortan als Norm zu gelten hat. Durch eine gleichzeitig erschienene Ministerial- Bekanntmachung wird aufmerksam gemacht, daß zu den Dienstsiegeln der reichsländischen Behörden nach wie vor der Reichsadler zu gebrauchen sei. Oesterreich-Ungarn. Die österreichische Regierung giebt sich unverkennbar redlich Mühe, den neuerdings durch die ablehnende Stellungnahme der Feudalen und Altczechen recht wackelig gewordenen Nationalitäten- Ausgleich in Böhmen weiterzuführen. In einer am Dienstag in Wien stattgefundenen Versammlung der deutsch-böhmischen Reichstagsabgeordneten theilte Abg. Schmeykal nach einer ihm vom Abg. v. Plener zugegangenen Mittheilung mit, die Regierung würde zum Beginne der neuen böhmischen Landtagssession ein Curiengesetz, einen Entwurf zur Wahlreform des Groß grundbesitzes und die bis dahin fertiggestellten Ab grenzungsvorlagen einbringen. Mit Annahme der ge nannten Vorlagen durch den böhmischen Landtag würde das Ausgleichswerk zwischen den Deutschbühmen und den Czechen allerdings um ein tüchtiges Stück gefördert werden, aber man kann schon jetzt darauf wetten, daß auch diesmal wieder die Ausgleichssache durch die czechischen Manöver verschleppt werden wird. Frankreich. Das noch immer anhaltende Steigen der Lebensmittelpreise in Frankreich läßt eine bevor stehende Herabsetzung der Zölle auf Lebensmittel unter den Mindesttarif als gesichert erscheinen. Belgien. In Belgien ist der Streit zwischen der klerikalen Kammermehrheit und dem Ministerium Beer- naert wegen des Referendumsrechtes des Königs auf den kritischen Punkt angelangt. Am Dienstag fand in Brüssel eine zahlreich besuchte Versammlung der Mitglieder der Rechten beider Kammern statt, in welcher mit großer Mehrheit eine Resolution gegen das könig liche Referendum angenommen wurde. Sollte nun das Ministerium Beernaert an dem Neserendumsrechte für den König festhalten, so würde bei der Stellungnahme des Centrums gegen das Referendum der Sturz des Kabinets kaum zu vermeiden sein. Die klerikale Presse des Landes setzt ihre heftigen persönlichen Angriffe auf König Leopold in der Reserendumsfrage unverfroren fort, sogar die bischöflichen Organe führen eine über aus drohende Sprache. Schweiz. Eiue Reihe von Stickerei-Arbeitern veröffentlicht in der „Ostschweiz" folgende Zahlen, die ein grelles Licht auf die elenden Verhältnisse in den
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