Weißeritz-Zeitung : 26.07.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-189207266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18920726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18920726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-26
- Monat1892-07
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- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 26.07.1892
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DK „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei» mgs: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatlich 42 Nfa. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. UWlih -Zitmz. Amtsblatt Inserate, welche bei bedeutenden Auflage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde», worden mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Eirwe- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeik S0 Pfg- für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtsettige« „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land- und hanswirthschastlicher Monatsbeilage. Nr. 87. Dienstag, den 26. Juli 1892. 58. Jahrgang. Wer trägt die größten Lasten? Es ist eine bekannte Sache, daß jeder Stand schließ lich klagt, wenn die Sprache auf die Höhe der Steuer lasten und Abgaben kommt. Der Arbeiter klagt, der Mittelstand klagt, und auch der Millionär meint, es werde ihm doch etwas gar zu viel zugemuthet. Steuern haben keine Freunde, sie werden allgemein nur als ein nothwendiges Nebel betrachtet. Wer trägt nun heute die größten Lasten? Die Sozialdemokratie be hauptet, daß die Arbeiter es seien, denn dis indirekten Steuern des Reiches würden am meisten von der Arbeiterbevölkerung aufgebracht. Wir müssen zunächst die Arbeiterschaft theilen in industrielle und landwirth- schaftliche. Die letztere hat weniger, die erstere mehr zu den indirekten Steuern beizutragen. Brod und Fleisch, auch der Branntwein stehen auf dem platten Lande meist anders im Preise, als in Städten und Jndustriebezirken, und die landwirthschaftlichen Arbeiter haben also kaum Anlaß, irgend welche Beschwerde in dieser Beziehung zu erheben. Was die Industriearbeiter betrifft, so würden auch diese in Arbeitsperioden, wie z. B. die Gründerzeit es war, keine Silbe über die indirekten Steuern sagen; die Klagen werden nur er hoben, wenn flaue Geschäftszeiten eintreten. Nun ist zur Beautwortung der Frage: Wer trägt die größten Lasten? aber noch ein Punkt in Betracht zu ziehen, der fast nie beachtet wird, nämlich folgender: Nur äußerst wenige Arbeiter zahlen an direkten Steuern so viel, wie sie eigentlich nach ihrem Einkommen ge setzlich zahlen müßten. Fast durch die Bank werden sie niedriger zur Steuer veranlagt, als nach dem Ein kommen geschehen müßte; die Einschätzungskommission zieht eben die besonderen Verhältnisse, welche hier ob walten, in Betracht und das ist zu billigen. Aber man darf diesen Umstand nicht außer Acht lasten, wenn die Behauptung auftritt, daß die Arbeiter die Haupt - steuerzahler sind. Weit übler dran ist der Mittelstand, er ist es, welcher die verhältnißmäßig höchsten Lasten trägt, der auch nie aus demselben herauskommt, son dern dem fortwährend neu zugesetzt wird. Die Dinge liegen sehr einfach. Ein Gewerbetreibender des Mittel standes hat zunächst die indirekten Steuern ebensogut zu zahlen, wie jeder Arbeiter. Er merkt es gerade so gut, wenn das Brod kleiner, das Fleisch theurer ist, wie der Arbeiter. Er merkt aber noch viel mehr. Wenn Angesichts der fast allenthalben steigenden Miethen dem Arbeiter ein Steuernachlaß zuerkannt wird, heißt es vom Gewerbetreibenden des Mittelstandes gerade umgekehrt, kannst Du mehr Miethe zahlen, kannst Du auch mehr Abgaben entrichten! Daß dabei das bittere „Muß" in Betracht kommt, gilt wenig, und es ist für einen Geschäftsmann gerade keine Freude, sich mit Steuerreklomationen fortwährend herumzu schlagen. Er zahlt, was er soll, oft mehr als er muß, um nur Ruhe zu haben. Wird der Mann des Miethe- zahlens überdrüssig, kaust oder baut er sich ein Haus, so beginnt die Lebensfreude erst recht. Was auf Grund und Boden an Lasten ruht, ist reichlich ge messen, und das einzige Aequivalent dafür ist häufig genug die Ehre, Hausbesitzer zu heißen. Bei dem Häuserpreis, dem steigenden Zinsfuß ist nicht daran zu denken, allzuviel aus einem Hause herauszuwirth- schaften, die Wohnungen stehen einmal zum Theil leer, Reparaturen hören nie auf, wenn einmal da mit angefangen wird, und der dem Mittelstand ange hörende Hausbesitzer kann keine Seide dabei spinnen. Nun kommen irgend welche wirthschaftliche Miseren, welche den Arbeiter zu erhöhten Lohnforderungen ver anlassen. Der Mann aus dem Mittelstände nimmt auch diese Last auf seinen Rücken, er hat es in den letzten Jahren häufig genug gethan und dabei wohl die stille Hoffnung gehegt, daß nun auch für ihn bald die Zett kommen werde, die in vielen Gewerben herab gedrückten Preise wieder etwas hoch zu bringen. Diese Hoffnung wird in winzig bescheidenem Maße erfüllt, das liebe Publikum schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und stöhnt und jammert über die hohen Preise in den theuren Zeiten und handelt, daß es wahre Wonne ist. Sieht es dann, das nichts abge- laffen wird, geht es entweder grimmig von dannen, oder kauft weniger, oder läßt es noch mal so langt ankretden. Die Konkurrenz kommt auch ins Spiel und so sagen viele Gewerbetreibende aus dem Mittelstände sich einfach, daß es am besten ist, beim Alten zu bleiben. Damit ist aber die Sache noch immer nicht abgethan. Vergrößerte Ausgaben erheischen auch vergrößerte Ein nahmen und Verdienst, die Produktion und das Ar beitsfeld müssen also erweitert werden. Ja, mit bunten Bohnen lassen sich diese Anschaffungen wieder nicht bezahlen, neue Aufwendungen, die schließlich häufig genau keinen anderen Nutzen haben, als daß die Leute Beschäftigung haben, kosten neues Geld; den Gewinn kann man unter einem Fingerhut verbergen. Von den Abgaben in Folge der sozialpolitischen Gesetzgebung soll hier nicht weiter gesprochen werden, die Zeit for dert ihre Rechte, aber wenn der Brunnen leer gepumpt ist, wird es auch schwer, noch ein paar Tropfen her- auSzubringen. Unser Mittelstand ist es, der am meisten zu tragen, am meisten sich zu plagen hat. So mancher Gewerbetreibende sitzt noch bis in die Nacht hinein bei der Arbeit, nachdem er seine Leute längst entlassen hat, ärgert sich über allerlei Verdrieß lichkeiten und grübelt darüber nach, wie er ohne Wech selreiterei am fälligen Termin seinen Lieferanten be zahlen will. Von diesen stillen Sorgen — und ach, wie peinlich sind sie — merkt das Außenpublikum das Wenigste, und mancher Geschäftsmann muß ein fideles Gesicht machen, während er sich den Kopf darüber zer bricht, wie er zu morgen noch dreihundert Mark an schassen soll. Das ist keine verzweifelte Lage, aber es ist ein Leben voller Arbeit, bei welchem ein Jeder tüchtig auf dem Platze sein muß, um sich oben zu halten, seinen Verpflichtungen pünktlich nachkommen zu können. Hier ist nichts zu schwarz gemalt, nichts übertrieben, die Dinge liegen so und deshalb muß an ihrer Aufbesserung gearbeitet werden. Immer und immer kann es nicht der Mittelstand sein, dem neue Lasten zugemuthet werden, er muß so stehen bleiben und stehen können, daß er etwas auf sich halten kann. Heute liegen stellenweise die Verhältnisse äußerst trübe, stellenweise besser, aber die Leute des Mittelstandes, die sagen können, sie seien auf dem besten Wege, stolze Kapitalisten zu werden, kann man mit der Laterne suchen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Montag, den 25. Juli, feierte Herr Privatus Friedrich Ernst Fischer mit seiner Ehefrau, Johanne Therese geb. Pohle aus Leisnig, das Fest des 50jährigen Ehejubiläums. Im Jahre 1842 übernahm er die von seinem Vater aus einer Erzwäsche eingerichtete Graupenmühle zwischen Dip poldiswalde und Ulberndorf, die vor einigen Jahren an Herrn Heinzmann und vor Kurzem an die Herren Böhme und Stammann übergegangen ist. Das Jubel paar, im Alter von 82 bez. 70 Jahren, erfreut sich noch großer Rüstigkeit und sieht auf 9 lebende Kinder und gegen 30 blühende Enkel herab. Am Morgen des Festtages wurde es durch ein Ständchen des Kirchenchors geehrt und am Vormittage durch Herrn Superintendent Meier in der Wohnung eingesegnet. Im übrigen wurde das Fest im engsten Familienkreise gefeiert. Nach der Einsegnung fand in dieser Familie ein Taufakt an einem außergewöhnlichen Täufling statt. Der Schwiegersohn des Jubelpaares, Herr Payne, Direktor an spanischen Bergwerken, hat bisher alle seine Kinder hier taufen lassen, weil in der Nähe seines Wohnorts kein evangelischer Geistlicher ist, wie er dieselben auch Schulen in Sachsen besuchen läßt. Dabei erreichen natürlich die Täuflinge ein vor gerückteres Alter, so ist der jetzige 10'/, Jahr alt. — Für die großen Vorzüge von „Pfunds sterili- sirter (keimfreier) Kindermilch" dürfte wohl die hohe Umsatzziffer vom Jahre 1891, welche 2l2,7S0 Fl. be trägt, einen sprechenden Beweis geben. Die Firma sterilisirt nur Milch von trockengefütterten Kühen und ist dieses Produkt von unbedingter monatelanger Halt barkeit. Glänzende Anerkennungen von Müttern und Aerzten beweisen die guten Erfolge. Frauenstein. Die hiesige freiwillige Feuerwehr hat abermals eine Löschungsprämie vdn 25 M. für ihre erfolgreiche Thätigkeit beim Brande des Fischer- schen Hauses in Nassau am 11. vor. Mts. erhalten. Die erste Prämie in Höhe von 30 M. erhielt die Spritze der Gemeinde Schönfeld. H Poffendorf. Am vergangenen Donnerstag Abend wurde der hiesige Männergesangverein „Arion" nach wohlbestandener Gesangsprobe, welche in Gegen wart der Herren Vertreter des ElbgausängerbundeS im Vereinslokale des Restaurant Diersche stattfand, als der 150. Verein des Bundes in denselben ausge nommen und der Gruppe Dresden zugetheilt. — Die Dienstvermittelungsstelle deS hiesigen land wirthschaftlichen Vereins wurde im vergangenen 1. Halbjahre von etwa 50—60 Dienstboten in Anspruch genommen. Wenn in einem Zeitraum von 6 Monaten eine solche Zahl gering erscheint, so ist hervorzuheben, daß das arbeitsuchende Personal der Arbeit in den Fabriken, Kohlenschächten u. s. w. immer den Vorzug vor der landwirthschaftlichen giebt. Diese Wahrneh mung kann man besonders in den Sommermonaten machen. H Babisnau (Parochie Poffendorf). Der hiesige Lehrer, Herr Schöne, welcher eine Reihe von Jahren hier segensreich wirkte, wird in nächster Zeit unseren Ort verlassen, um das durch den baldigen Weggang des Herrn Dehler (früher Lehrer in Kreischa) frei werdende Schulamt in Goppeln zu übernehmen. Herr Lehrer Deßler ist für die erste Lehrerstelle in Nieder sedlitz gewählt worden. Dresden. König Albert ist von einem kurzen AuSfluge nach Berlin am Sonnabend wieder nach Pill nitz zurückgekehrt. — Der Landeskulturrath giebt über den Saaten- be stand im Königreich Sachsen folgende allgemeine Uebersicht auf die Zeit vom 15. Juni bis 15. Juli bekannt: Im Allgemeinen war die Witterung während der Berichtszeit weniger günstig als während der voraus gegangenen, indem sie viel zu trocken war und in ein zelnen Bezirken sich bis zur Dürre steigerte. Die in den letzten 8—14 Tagen nütdergegangenen Gewitter brachten nur strichweise und Zumeist wenig ausgiebige Niederschläge. Dementsprechend haben auch fast alle Früchte mehr oder weniger gelitten und es sind die Aussichten auf eine allgemeine gute Ernte weniger günstig. Am wenigsten geschädigt sind die Winter halmfrüchte, und nur auf Sandböden kommt vielfach eine Nothreife des Winterroggens vor. Mit dem Schnitt desselben konnte auf leichtem Boden beretts begonnen werden. Am schönsten steht fast durchweg der Winterweizen. Die NapSernte wurde bestens ein gebracht, die Schockzahl ist befriedigend, der Drusch sehr verschieden, da der Raps vielfach kleinkörnig ge blieben ist. Ertrag im Dresdner Kreisverein 35—50 Zentner, im Leipziger 20—50 Zentner, im erzgebir- aischen 25—35 Zentner, im vogtländsschen 20—25 (Zentner, im Oberlausitzer 30—45 Zentner auf den Hektar. In höherem Maße haben die Sommersaaten und unter diesen am meisten der Hafer gelitten, der t Heilweise nothreif geerntet werden muß; doch kommen vielfach recht schöne Gerstenfelder vor. Ebenso sind Kartoffeln, Rüben und Kraut je nach Bodenlage in folge Regenmchzgels mehr oder weniger in der Ent-
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