Weißeritz-Zeitung : 09.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-189505099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18950509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18950509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-09
- Monat1895-05
- Jahr1895
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- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 09.05.1895
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„Wrl-er^Zertuns" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Wchklitz-Zitmz. Amtsblatt Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage de» Blattes ein« sehr wirk.' same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heil«, di« Spaltenzeil« iw Pf«- für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträihe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Daul Irhllt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem ,^llustrirten UnterhattungSblatt".Mit land- und hauSwirthschaftticher MonalSbeNage. Nr. 54. «Lokales ««d Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach der Bekanntmachung der König!. Amtshauptmannschast vom 1k. vor. MtS. in No. 47 dieses Blatte», die Zählung der Fabrikarbeiter betreffend, sind von den in Frage kommenden Gewerbe- Unternehmern di« ihnen ,»gegangenen Zählformulare am 1. Mai cr. auszufüllen und schleunigst an die König!. Amtshauptmannschast, zu Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 10 Mk. für jeden Unterlassungs fall wieder einzusenden. Zur Abwendung von Nach- theilen wird hierauf noch besonder» aufmerksam ge macht. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthäligkeit gelegentlich des Brandes des Kunze'schen Wohnhauses in Dittersdorf, am 24. März dies. Ihrs., hat die Kgl. Brandversicherungs-Kammer der Gemeinde-Spritze von Börnchen bet Glashütte 30 Mk. Prämie bewilligt. — Es dürfte angebracht sein, auf einen etwas größeren Kohlenvorrath zu halten, da im nordwest böhmischen Braunkohlen-Revier infolge der bekannten Achtstunden-Forderung der Bergarbeiter ein'Ausstand droht und dann eine bedeutendere Auswärtsbewegung der Kohlenpreise sicher zu erwarten steht. Die Ent scheidung ist für den 15. Mai zu erwarten. — Diejenigen Lampen, welche im Frühjahr und Sommer nicht gebraucht werden, stelle man mit leerem, gut gereinigtem Ballon fort, nachdem man den Docht herausgenommen hat. Den Cylinder bedeckt man mit «inem Hütchen, ein papiernes genügt, damit kein Staub etndringen kann. Eine so.aufbewahrte Lampe wird im Herbste, wenn sie wieder in Gebrauch ge nommen und mit neuem Docht und Oel versehen, wie eine neue Lampe hell und geruchlos brennen. Dresden. Eine bemerkenSwerthe Neuerung bereitet sich in unserem engeren Vaterlande Sachsen vor, indem in Sachen der Bestrafung jugendlicher Verbrecher das iönigl. sächsische Justizministerium laut vorliegenden Meldungen den Versuch macht, den drückenden Nebel wänden bis zur definitiven gesetzlichen Regelung der in Frage stehenden Materie auf dem Wege der Ver ordnung abzuhelsen. Die in dieser Beziehung er gangene Verordnung lautet dahin, daß die Slrasvoll- streckungS-Behörden in allen Fällen, in denen jugend liche, d. h. solche Personen, die zur Zeit der Begehung der zur Verurtheilung gezogenen Thal zwar das zwölfte, aber noch nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatten, zu Freiheitsstrafen verurtheilt worden sind, zu prüfen und Entschließung zu fassen haben, ob wegen Erwirkung eines längeren Aufschubs der Straf vollstreckung zum Zwecke der Ermöglichung einer Be währung durch gute Führung Bericht an das Justiz ministerium zu erstatten sei. Zur Vorbereitung der Entschließung sind, wenn dies noch nicht geschehen, die näheren Umstände des Falles und die persönlichen Verhältnisse des Verurthetlten zu erörtern. Das Ministerium entscheidet dann, ob ein Aufschub der Strafvollstreckung zu gewähren sei oder nicht. Wird er gewährt, so hat der Verurtheilte in der Zwischen zeit nur die Verpflichtung, jeden Wohnungswechsel dem Gericht anzuzeigen, insbesondere findet keinerlei Ueber- wachung statt. Nach Ablauf der AusschubSsrist ist durch Anfrage bei der Polizei event. Schulbehörde festzustellen, wie die Führung des Verurtheilten gewesen und ob er sich einer etwaigen Begnadigung unwürdig gezeigt hat. Ausnahmsweise sollen diese Bestimmungen auch gegenüber Erwachsenen Anwendung finden. Der Gedanke, welcher dem ganzen Verfahren zu Grunde liegt, ist da» Bestreben, mit den jetzt zu Gebote stehenden Mitteln in gewissen Fällen eine bedingte Strafvoll streckung zu ermöglichen. — Der Ehrenbürgerbrief der 72 sächsischen Städte revioirter Etädteordnung des Königreichs Sachsen für den Fürsten Bismarck, der von den Ver tretern dieser Städte dem Altreichskanzler heute Mttt- Donnerstag, den 9. Mai 1895. woch überreicht werden wird, besteht aus der Haupt urkunde mit der von den Städten festgesetzten Widmung folgenden Inhalts: „Er. Durchlaucht dem Fürsten v. Bismarck, Herzog von Lauenburg, wird in dankbarster Anerkennung seiner unvergänglichen Ver dienste um die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches und die den deutschen Gemeinden dadurch gegebene Förderung das Ehrenbürgerrecht der nachbenannten 72 Städte R.-St.-O. im Königreiche Sachsen verliehen. Hierüber ist diese Urkunde ausgefertigt und, wie nach ersichtlich, vollzogen worden. Am 1. April 1895." Die künstlerische Ausführung des Ehrenbürgerbriefe macht einen vornehmen, gediegenen Eindruck. Eine breite Borde, mit großer Feinheit und seinem Ver- ständniß ausgeführt mit Eichen- und Lorbeerkante, umschließt die in reichen Initialen gehaltene Widmung, und das Wappen des Fürsten von Bismarck bekrönt das Ganze. Als zweites Blatt folgt nun das nach der Einwohnerzahl geordnete Verzeichniß der Städte, welches, obgleich es nur ein Verzeichniß ist, einen sehr schönen und beziehungsreichen Eindruck macht. Die 72 Initialen der Städte sind in Blau und Silber, den Farben unseres Königshauses, gehalten, während reichverschlungene Bänder in den sächsischen und deutschen Farben auf das Verbundensein deS engeren und weiteren Vaterlandes Hinweisen. Das zur Aus nahme der Ehrenurkunde bestimmte Album, nach einer. Zeichnung des Herrn Professor Hofmann, Direktors der hiesigen königl. Industrieschule, bei Ed. Pachtmann in Dresden ausgeführt, kann man ein Meisterwerk sächsischen Kunstgewerbes nennen. Die Dokumente der 72 sächsischen Städte sind eine schöne und phantasie reiche Arbeit. 72 Dokumente, von denen nicht eines dem anderen gleicht! Dieselben sind meist in Renais- sancestyl gehalten, doch fallen besonders auch mehr naturalistisch gehaltene Entwürfe ins Auge. Besonders interessant wirken diese Blätter, welche alle auf Kalbs fell-Pergament gezeichnet und gemalt sind, durch die verschiedenen Städtebilder und Städtewappen. Die alten Rathhäuser und Kirchen, die Schlösser und Burgen zeugen von dem Alter und Wohlstände der sächsischen Städte und die zahlreichen Ansichten der Städte mit Schornsteinen und Fabrik-Esten vom Jndustriefleiße Sachsens! BlasewiH. Im benachbartenNeugrunahatam I.Mai ein Arbeiter gewettet, zehn große Glas Branntwein hintereinander trinken zu können. Am nächsten Morgen war er in Folge eines hinzugetretenen Schlaganfalls eine Leiche. Für die mitwetlenden Genosten dürfte die Sache noch ein ernstes Nachspiel haben. Meißen. In der Nacht zum Sonnabend haben zwei Einbrecher in hiesiger Stadt eine Gastrolle ge geben und ihre Thätigkeit in aller Gemüthsruhe in verschiedenen Geschäften entfaltet. Zunächst sind sie in das Kolonialwaarengeschäft von R. Glootz, Burg straße, einqedrungen und haben sich hier an den vor handenen Weinen und sonstigen Lebensmitteln gelabt. Zum Schluß nahmen sie auch noch einige Cigarren mit auf de« Weg. Später versuchten dieselben Spitz buben, in das Polsterwaarengeschäst von Pützold in der Poststraße zu gelangen, da aber infolge der vor genommenen Manipulation an den Rollläden das elek trische Läutewerk in Thätigkeit trat, so ergriffen sie die Flucht und versuchten ihr Glück in dem unweit davon befindlichen Gäbel'schen Material- und Spirituosen geschäft. Hier gelang es den Einbrechern, in den Laden zu gelangen; da sie es aber vermuthlich nur aus Geld abgesehen hatten, so begnügten sie sich eben falls mit dem Genuß von Spirituosen und der Mit nahme einiger Cigarren und anderer Maaren. Da jedoch die Wirkung der wohl im Uebermaß genoffenen geistigen Getränke nicht ausblieb, so begaben sich die betrunkenen Diebe auf den Elbdamm und schliefen hier ruhig nach der angestrengten Nachtarbeit bis zum frühen Morgen. Da inzwischen die Geschäftsleute von 61. Jahrgang. den Einbrüchen Anzeige bei der Polizei gemacht hatten, so gelang es dieser, die beiden noch sanft schlummern den Uebelthäter zu verhaften und durch die bei ihnen vorgefundenen Maaren der Diebstähle zu überführen. Großenhain. Zwei jugendliche Straßenräuber wurden am Sonntag wiederum von unserer städtischen Polizei verhaftet. Die gemeingefährlichen Menschen, ein Bäcker und ein Handarbeiter, letzterer erst vor Kurzem in Dresden aus dem Gefängniß entlasten, hatten am Sonnabend einen reisenden Tapezierer, von dem sie wußten, daß er Geld bei sich trug, im Walde bei Radebeul überfallen, hatten sich aber infolge deS Hinzukommens eines Reiters flüchten müssen. Bereits am anderen Tage wurden sie hier verhaftet. Zschopau. Sonntag, Vormittag wurde unsere Einwohnerschaft in ungeheure Aufregung versetzt. Der um 10 Uhr 14 Minuten von hier nach Annaberg abgelaffene Personenzug Nr. 724 war an der Kurve unweit des Heinrich Cotta-Denkmals zwischen Wilisch- thal und Zschopau entgleist. Ungefähr 100 m hatte die Lokomotive die mit Steinen beschotterte Strecke durchlaufen, dann war sie den 10 m hohen, dicht an der Zschopan befindlichen Bahndamm hinuvtergeMrzt; ihr folgten der loSgeriffene Tender, der Packwagen, ein mit 12 Rindern beladener Viehwagen und drei Personenwagen. Die hochaufgethürmten und aufein ander g*fchsb«n«r"Weignr boten ein Bild grausiger Zerstörung. Der auf der Lokomotive befindliche Führer Auerbach aus Annaberg hat glücklicherweise nur leichte Verletzungen an Kopf und Händen davongetragen; er konnte infolgedessen sämmtliche Ventile der Lokomotive, die mit den Rädern nach oben liegt, öffnen und so einer Explosion des Kessels vorbeugen. Dagegen wurde der auf dem Tender beschäftigte Heizer Ebert auS Annaberg unter den Trümmern begraben. Erst nach längerer, anstrengender Arbeit gelang es den Bahn arbeitern Winkler und Werner aus Wilischthal, ihn auS seiner gefährlichen Lage zu befreien. Leider hat Ebert sehr schwere Verletzungen am Kopfe, namentlich aber am Rückgrate, davongetragen. Verletzungen leichterer Art haben außer dem Oberschaffner Gast au» Chemnitz auch einige Passagiere erlitten. Den Schrecken unter den Zugspaffagieren kann man sich denken. Einen grausigen Anblick bot der Wagen, in welchem. sich das Vieh befand. Von den 12 Thieren konnten nur 3 lebend unter den Trümmern hervorgeholt werden, 8 befinden sich heute noch unter denselben (6 davon sind nach einigen Stunden verendet, 2 mußten getödtet werden); ein Ochse wurde in die Zschopau ge schleudert, er durchwatete dieselbe und wurde am anderen Ufer festgenommen. Wie durch ein Wunder ist der Besitzer der Thiere, ein Viehhändler aus Scheibenberg, mit dem Leben davongekommen. Von Berlin kommend, hatte er sich bis Zschopau mit im Viehwagen befunden, hier war er jedoch aus- und in den leer gehenden zweiten Perionenwagen eingestiegen; auf diese Weise ist er dem sicheren Tode entronnen. Unheilvoll hätte das Unglück werden können, wenn nicht die im ersten Personenwagen III. Klaffe befind lichen Passagiere in Zschopau den Zug verlassen hätten. Nur unter erschwerenden Umständen konnten der Vieh händler, sowie zwei hiesige Herren, die sich im dritten Wagen befanden, ihre gefährlichen Plätze verlassen. Nach 11 Uhr traf die erste Hilfe, Bahnarzt vr. Haller aus Zschopau, auf der UnglückSstätte ein. Nachdem vr. Haller den verunglückten Heizer untersucht und ihm hierauf die nöthige ärztliche Hilfe hatte zutheil werden lasten, wurde Ebert zugleich mit dem Anna- berger Zuge, der infolge des Unfalls in Wilischthal stehen bleiben mußte, in seine Heimath befördert. Nachmittags '/,1 Uhr traf der aus Chemnitz tele graphisch herbeigeruf-ne HilsSzug mit den höheren Bahnbeamten und dem nöthigen Arbeiterpersonal auf der Unfallstätte ein. Mit Ausbietung aller Kräfte wurde an dem Freimachen der Strecke gearbeitet.
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