Delete Search...
Weißeritz-Zeitung : 09.10.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-189710096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18971009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18971009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1897
- Monat1897-10
- Tag1897-10-09
- Monat1897-10
- Jahr1897
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 09.10.1897
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
63. Jahrgang. Der spanische Kabinetswechsel und die Gesammtlage Spaniens. In Spanien bat sich wieder einmal ein Regierungs wechsel vollzogen, eine in diesem Lande allerdings nicht seltene Erscheinung. Das bisherig« konservative Mi nisterium, welches nach der Ermordung des Minister präsidenten Canovas d-l Castillo vom Kriegsminister Azcarraga geleitet wurde, mutzte zurücklreten, da seine Stellung in Folge der Zerwürfnisse in der konserva tiven Regierungspartei unhaltbar geworden war, seinen Platz hat ein liberales Kabinet unter Sagasta, der ja schon wiederholt die Geschicke Spaniens lenkte, ein genommen. Wie bereits gesagt, ist eine solche Ab wechslung zwischen dem konservativen und dem liberalen Parteiregiment im klassischen Lande der Kastanien durchaus nichts Seltenes, nur vollzieht sie sich dies mal unter so schwierigen Verhältnissen, wie sie jenseits Der Pyrenäen bei einem Ministerwechsel seit langen .Jahren nicht mehr vorhanden waren. Die zurück getretene konservative Regierung hinterlätzl ihrer liberalen Nachfolgerin in der That eine recht bedenk liche politische Erbschaft. Die spanischen Staats finanzen sind durch die andauernden Revolutionskriege auf Kuba und den Philippinen zerrüttet und fast er schöpft, im Lande selbst machen sich einerseits die Wühlereien der Sozialdemokraten und Anarchisten, anderseits die Umtriebe der carlistischen Partei immer bemerkbarer. Daneben dauert der Kampf aus Kuba und den Philippinen, welcher die Kräfte des Mutter landes mehr und mehr bis zur Erschöpfung in An spruch nimmt, fort, ohne eine entscheidende Wendung zu Gunsten der spanischen Waffen nehmen zu wollen, im Gegentheil, auf der „Perle der Antillen" wenigstens wird die Lage der Spanier eine immer verzweifeltere und sie erfährt noch ihre Verschärfung dadurch, datz Nordamerika endlich Miene macht, aktiv in die kuba nischen Wirren einzugreisen. Von allen diesen ernsten Verlegenheiten Spaniens stellt zweifellos die kubanische Frage hauptsächlich wegen der drohenden Einmischung der Vereinigten Staaten die größte dar, es ist daher wohl erklärlich, datz das neue spanische Kabinet seine Kräfte zunächst der Lösung des schwierigen kubanischen Problems widmen will. Es heißt denn auch, das Sagasta sein auf Kuba bezügliches Regierungsprogramm bereits fertig habe. Er soll entschloßen sein, die bis jetzt nur auf dem Papiere vorhandene Autonomie oder Selbstverwaltung für Kuba dieser werthvollsten unter den spanischen Kolonialbesitzungen thatsächlich und in noch vergröbertem Umfange zu verleihen und zugleich den spanischen Oberbefehlshaber General Weyler, dessen grausames und rücksichtsloses System bei ver Bekriegung der Autständischen erst recht zur Aus breitung d«s Revolutionsbrandes auf Kuba führte, von seinem Posten abzuberusen und durch eine geeignetere Persönlichkeit zu ersetzen. Zugleich sollen die Ver handlungen mit der Unionsregierung behufs Aus gleiches der zwischen Spanien und Nordamerika wegen Kuba entstandenen Differenzen energisch gefördert werden, und heißt es, in Washington walteten da durchaus entgegenkommende und versöhnliche Disposi tionen ob. Die Hauptfrage hierbei bleibt nun freilich, ob die Kubaner sich jetzt noch mit einer Autonomie für ihre Insel zufrieden geben werden, denn die ein geborene kubanische Bevölkerung ist in allen ihren Schichten der unvernünftigen und ungerechten Herr schaft der Spanier allmählig müde geworden, die Farbigen wie die Creolen beginnen sich mehr und mehr mit dem Gedanken einer völligen Unabhängigkeit ihrer Insel, der Einrichtuuz einer kubanischen Republik, zu befreunden. Immerhin wäre es möglich, daß es der neuen liberalen Regierung in Madrid trotzdem glückte, durch die Gewährung der verheißenen Autonomie und durch die Abberufung des den Kubanern tief verhaßten Generals Weyler noch einmal den drehenden Ablall Kubas vom Mutterlands zu beschwören und hiermit zugleich einer ak-toen Einmengung der UnionSr gierung in die kubanischen Dinge den Boden zu entziehen. Dann könnte sich Sagasta allerdings selbst beglück wünschen, denn nachher wäre wenigstens jene größte Schwierigkeit, an der Spanien seit Jahren laborirle, endlich beseitigt. Freilich bleibt aber auch dann noch für das Kabinet Sagasta genug zu thun übrig, um Spanien wieder in etwas geordnetere Verhältnisse zu- rückzusühren. Es würde gelten, auch die Beruhigung der Philippinen endlich durchzusühren, den Agitationen der Carlisten, Sozialdemokraten und Anarchisten im Lande kräftig entgegenzutreten, die spanischen Finanzen wieder zu stärken und das gekämmte wirlhschaftliche Leben Spaniens ^u heben. Zur Lösung dieser ver schiedenen Aufgaben bedarf eS einer energischen Hand und eines klaren Blickes, Eigenschaften, welche der er mordete Carnovas trotz seines Mißgeschickes in der ku banischen Frage unstreitig besaß; ob sie auch dem Ministerium Sagasta zukommen, das wird sich wohl bald zu zeigen haben. Sächsisches. — Der Staatsfiskus trat vor Kurzem mit dem Rath der Stadt Dresden in Verhandlung wegen Er werbung eines Theils der alten Vogelwiese. Die Verhandlungen haben zu einem vorläufigen Ecgebniß geführt, nach welchem der betreffende Baublock um den Kaufpreis von 60 Mk. für das Geviertmeter in den Besitz des Staates übergeht. Derselbe wird auf demselben ein neues Kunstgewerbemuseum und eine neue Kunstgewerbeschule errichten. Eine darauf bezügliche Vorlage geht dem demnächst zusammentreten den Landtage zu. — In der Leipziger Genossenschaftsbäckerei, einem von Arbeitern begründeten Unternehmen, ist ein Ausstand der dort beschäftigten Bäcker ausgebrochen. Derselbe ist hervorgerufen worden durch die Entlastung eines Gehilfen, mit welchem sich 13 andere solidarisch erklärt haben, während sechs Gehilfen, darunter die beiden Vorarbeiter, stehen geblieben sind. Die Ent lastung soll, nach Angaben der Ausständigen, erfolgt sein, weil der Betreffende gewerkschaftliche Agitation entfaltet hat. Dagegen wird von dem Vorstande an gegeben, daß die Entlastung hiermit gar nichts zu thun habe, sondern daß der wahre Grund zu delikater Natur wäre, um ihn zu veröffentlichen. Jedenfalls wird man in den in Aussicht gestellten öffentlichen Versamm lungen bald Näheres darüber hören. Pirna. Das hier garnisonirende 2. Feld-Artillerie- Negiment Nr. 28 begeht am 1. November d. I. die Feier seines 25jährigen Bestehens. Niederschöna. Verschiedenes Gesindel machte in letzter Zeit die Nachbarortschaften unsicher. So wurde am Hellen Tage dem Hausbesitzer Diltrich in Hutha, der ein kleines Ladengeschäft betreibt, die Ladenkaste gestohlen. Noch rechtzeitig kam die Frau des Besitzers hinzu, als der Strolch entweichen wollte. In der Hausflur stellte sie den Menschen. Als die resolute Frau ihn satzte und nach seinem Hute griff, um ihn am Fortlaufen zu verhindern, erhielt sie einen Stock schlag über den Kopf. Daraus riß der Strolch sich los, wurde aber von Frau Diltrich verfolgt und in der Nähe des hiesigen Erdgerichts von zwei entgegen kommenden Arbeitern festgehalten und in die nahe Schmiede gebracht. Hier nahm ihm Frau Diltrich das gestohlene Geld im Betrage von 3 Mark wieder ab. Die anwesenden Männer aber Übergaben den Landstreicher dem hiesigen Gendarm, welcher ihn an das Landgericht Freiberg einlieserte. Rathen. Im Amselgrunde tritt aus einem Grund stücke aus einer Quelle Manganeisen-Mineral wasser zu Tage. Man hat nun dieses Master unter suchen lasten. Ueber den Heilwerth dieser übrigens noch bittersalzhaltigen Quelle äußerl sich der Sach verständige, daß in dem Master eine Menge heilsamer Arzneistoffe, wenn auch in kleiner Quantität, vor handen sind, welche wohl geeignet seien, besonders in Verbindung mit der herrlichen Natur in Rathen, bei gewissen Krankheiten des Blutes und Nervensystems, unter Mitwirkung der günstigen klimatischen Lage, Heilkraft zu entfalten. Die kleine Quantität des Manganeisens rc. ist ein Vortheil. Der Sachverständige zweifelt nicht, daß diesem „Rathener Manganeisen- Mineralmaster" eine Zukunft zugesprochen werden kann. Schon aus dieses Uctheil hin über den Werth dieser Quelle ist es möglich, daß sich in Rathen bald ein Bad austhun wird. Freiberg. Vom Landgericht wurde am ver gangenen Dienstag der Dienstknechi und Geschirr führer Edm. Albert Pfeifer, geboren den 12. Oktober l88l zu Rabenau, wohnhaft in Großölsa, wegen fahr lässiger Körperverletzung zu einem Verweise verurtheilt, während der Ziegelarbeiter Johann Rudnik aus Ra benau, geboren am 10. Mai 1867 zu Sobczya, wegen gefährlicher Körperverletzung zu 1 Jahr S Monate» Gesängniß, unter Anrechnung von 1 Monat der er littenen Untersuchungshaft und der Kutscher Gustav Reinhardt Gründer in Rabenau, geboren den 8. Noo. 1876 daselbst, wegen Widerstands gegen die Staats gewalt zu 3 Wochen Gesängniß, unter Anrechnung von 10 Tagen Untersuchungshaft verurtheilt wurde». Brießnih. Unsere Kirche wird die erste Kirche Sachsens werden, die mit Acetylengas beleuchtet wird. Die Genehmigung zur Errichtung einer besonderen Bereitungsanstalt für das neue Gas wurde der hiesigen Gemeinde seitens des Bezirksausschusses ertheilt. Schneeberg. Zur Zeit seines 25jährigen Bestehen hatte das hiesige Semrnar rund 500 Zöglinge als Lehrer hinausgeschickt. Davon sind 17 im Amte ge storben, 8 haben sich einem anderen Berufe zugewendet und 10 sind unbekannten Aufenthalts. 4 sind Schul direktoren, 7 haben sich den vr. pllil. in Leipzig er worben, 4 studiren z. Z. dort noch und eine größere Anzahl besuchte nach Beendigung der Seminarzeit noch Fachinstitute. Ungefähr 30 haben sich dem Kirchendienste mit gewidmet, 4 sind als Lehrer in- Ausland gegangen (Italien, Frankreich, Chile und Argentinien). Von sämmtlichen 500 ehemaligen Zög lingen waren 85 Lehrerssöhne. Die Stadt Schnee berg erhielt von seinem Seminar bis zum Jubiläum direkt 25 Lehrkräfte. Markneukirchen. Seit einigen Tagen ginge» hier Gerüchte um, es sei eine Falschmünzergesellschast ausgehoben worden, man hatte cs indessen wieder einmal mir einem gelungenen Geldmännel-Streiche zu thun. Ein Böhme hatte sich mit einem hier wohnenden Schuhmacher ins Einvernehmen gesetzt und diesem plausibel gemacht, wie er mit einem Schlage reich werden könne, wenn er 1200 Mark deutsche- Geld zusammen bringe, dafür erhalte er sofort 20000 Mark in nagelneuen, vorzüglich nachgeahmten Hundert markscheinen. Da der biedere Schuster nicht über 1200 Mark verfügte, so zog er noch einen Nachbar ins Vertrauen, der 400 Mark mit ins „Geschäft" steckte. Als zu nächtlicher Weile der Tausch der beide» Geldsummen vollzogen worden war und der Schuh macher daheim seinen Reichthum beschaute, da stellten sich die neuen „Hunderter" als „Blüthen" heraus, die auf einer Seite irgend eine Geschästsempfehlung auf wiesen. Der Kompagnon des hereingefallenen Schusters verweigerte natürlich die Annahme der werthlosen Papierchen und forderte seine 400 Mark zurück. Der Schuhmacher hals sich einstweilen mit einem Wechsel, den er aber am Verfalltage nicht einlösen konnte. Die Geschichte kam zur Anzeige und am Dienstag wurden die beiden verhaftet und dem Kgl. Landgericht Plauen zugeführt. Meerane. Am Freitag wurde der Weber Wolf hier an seinem Arbeitsstuhl erhängt aufgefunden. Bald darnach tauchte das Gerücht auf, daß sich der Mann nicht selbst entleibt, sondern durch dritte Hand getödtet worden sei. Daraufhin wurde die Ehefrau Wolfs und sein Geselle in Hast genommen. Während man erstere wieder auf freien Fuß setzte, ist letzterer, da erhebliche Verdachtsmomente, Wolf erdrosselt zu haben, gegen ihn vorliegen, in Hast behalten worden. Die angesetzte Beerdigung der Leiche ist vorläufig verschoben worden. Näheres muß erst die Untersuchung ergeben. AuS dem Bogtlande. Die Wiederaufforstung abgeholzter Flächen nimmt im Bereiche deS Lanvw. KreiSoereins im Vogtland seit Jahren einen recht erfreulichen Fortgang. Im verflossenen Jahre sind an nicht weniger als 51 Grundbesitzer (Mitglieder vogtländischer landwirlhschastlicher Vereine) zum An käufe der erforderlichen Nadelholzpflanzen und für sorsttechnischen Barath Beihilfen im Gesammtbetrage von 799 Mk. 70 Pf. aus der Kreisvereinskaffe ge währt worden. Die Aufforstungen vollzogen sich i» der Hauptsache im Bereiche der Kgl. Amlshauptmann- schast OelSnitz und umfassen eine Gesammtfläche von ca. 35 Hektar, auf die im Ganzen 176200 Fichten-, 72480 Kiesernpflanzen und 10 Kilogramm Schwarz holzsamen verwendet worden sind. Löbau. Durch Senkung des Kellergewölbes beim Wirthschastsbesitzer Herrmann in Ottenhein zersprang der Kachelofen und wurde durch das entstandene Feuer das Wohnhaus eingeäschert.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview