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Dresdner Journal : 09.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186710099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18671009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18671009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1867
- Monat1867-10
- Tag1867-10-09
- Monat1867-10
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Journal : 09.10.1867
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etatß bemerkt der President, daß der Antrag Etepha« ni» «. Gen., den Easernrnbau in Sachsen betreffend, -urückgezogen ist. E» stehen nun noch folgende An- trLge zur Di»cusston: I) Vom Abg. Oehmichen (Sachsen) u. Genossen: Der Reichstag wolle beschließen: gegen den Bundeskanzler den Wunsch auSzolprechen, daß bei fortdauernder Aussicht auf Erhaltung d«S Frieden« Beurlaubungen von Sol daten in ausgedehntem Maße eiatreleu, um die durch die verfassungsmäßig bestimmte Präsenzzett für den Militär dienst m hohem Maße m Anspruch genommenen Kräfte und Geldmittel der Bevölkerung drS Norddeutsche» Bundes mög lichst zu schone» 2) Vom Abg. 0e. Götz (Sachsen): Der Reichstag wolle beschließen, zu erklären: ES ist die Aus gabe des Norddeutschen Bundes, dem tiefgefüdlteu FriedenS- bedürfviß der Nation dadurch Ausdruck zu verleiben, daß das BuudeSpräsidiam baldigst mit den europäischen Mächten in Vcrhaadluuge» über gemeinsame Vermlndtrnng der ste- heudr» Heere tritt und seinerseits, im Vertrauen auf die Kraft der Nation, durch Beurlaubungen >m größern Maß stabe sofort seiner Friedensliebe Ausdruck giebt. 3) Vom Abg. v. Korckenbeck und Genossen: Der Reichstag wolle beschließen: den Bundeskanzler aus»«- fordern, in der nächsten Session des Reichstages einen Ge- fetzentwarf vorzulcgen, durch welchen einheitliche Bestimmun- gen über daS MilltärserviSwesen in Friedenszeiten für de« Norddeutschen Bund sestgestellt werden. Hierzu beantragt der Abg. Ziegler: hinter dem Worte: Militärserviswesen einzuschalteu: „und wegen der Naturalleistungen für die bewaffnete Macht und deren Vergütigung". ES folgt nun die Vorberathung der Ausgaben für die Militärverwaltung. Die eiuleitenden Worte spricht der BundeScommissar Ge neralmajor v PodbielSki: Der Militäretat hat zu einer Zeit ausgestellt werden müssen, wo die Organisation des B»»des- heers noch nicht so weit vorgeschritten und vollendet war, um überall die spcciellen Grundlagen zu gewinnen, die zur Be gründung der einzelnen Titel mit der Genauigkeit, mit der wir es sonst gewohnt sind, nöthig waren. Hin und wieder hat eine Approximativsummc nach den Verhältnißzahleu in Ansatz ge bracht werden müssen, das wird kein Nachtheil sein, denn die Verwaltung sorgt dafür, daß nur das Nothwendige ausgegebeu wird. Im Etat haben bereits die Verbesserungen Platz gesun- deu, die bei Begründung der Bauschsumme von 225 Thlr. in Aussicht genommen waren. Ich führe als solche an: Es ist für die bessere Verpflegung der Unteroffiziere und Soldaten eine Summe von 000,000 Thlr mehr als früher in Anschlag gebracht worden. Dies macht mit der Solderhö- hung sür Unteroffiziere und Soldaten 0 Thlr. pro Kopf jähr lich. Ferner ist für reichlichere und ausreichendere Entschä digung sür Quartiere eine Summe von 2H Millionen mehr als früher angesetzt worden Die Militärverwaltung hat Alles gethan, um bereits zu dieser Session ein Servisgesch aus- znstelleu. Hoffentlich ist es noch möglich, dasselbe nächstens eio- zubringen. Sollte es wegen Kürze der Zeit nicht möglich sein, so soll wenigstens dem Lande nicht der materielle Vortheil des selben entzogen werden. Es wird möglich sein, die Quartier entschädigung in der Höhe von 33—vom i Januar ab zu erhöhen. Eine weitere Summe von ca. >00,000 Thlr. wird durch die Erhöhung der Arztgehalte iu Anspruch genom men. Endlich konnte die Erhöhung der Gehalte der Leutnants um 5 Tblr. monatlich nicht länger hinauSgescho- ben werden. Auf diese Weise hofft die Militärverwaltung den dringenden Bedürfnissen für c ne Reihe von Jahren genügt zu haben und glaubt, daß alle billigen Wünsche befriedigt sein werden. vr. Götz (Sachsen): Ich gehöre glücklicherweise zu Denen, die Artikel 57 und flgde. der norddeutschen Bundesverfassung nicht mit beschlossen und hierdurch den unbedingt etwas abnor men Zustand herbeigesührt haben, daß wir heute vor einer Ausgabe von Oozh Millionen — unser Budgetrecht in der Tasche — stehen, ohne sactisch daran etwas ändern zu können. Sie werden mir erlauben, mich wenigstens von meinem Standpunkt ans negativ gegen eine derartige Forderung zu stellen. Es wird jetzt schon recht ernstlich Zeit, zu bedenken, ob es denn ans die Dauer möglich ist, solche Opser der Nation zuzumuthen, solche kolossale Lasten zn tragen, blos um die Macht und Herr lichkeit des Norddeutschen Bundes nach außen hin ausrccht zu erhalten. Aus die Dauer geht das nicht, man muß bei Zelten da ran denken, andere Bedingungen für eine Erhöhung der Steucr- kraft ius Leben zu rufen. Da ist zunächst die erste Bedingung, daß der Norddeutsche Bund den Grundsatz verlasse, der ihn ins Leben gerufen hat, und der ist kein anderer, als der, den der Bundeskanzler als sein Axiom hingestellt hat: „Macht geht vor Recht!" Präsident vr. Simson (klingelnd): Sie übersehen es. wie wenig es Ihnen zusteht, die Versammlung, zu der Sie selbst die Ebre haben zn gehören, und den Staatskörper, besten Mitglied Sie sind, in dieser Weise zu charakterisire», wie Sie eben ge than haben! (Lebhafter Beifall rechts.) Ich mache Sie daranf aufmerksam und ebenmäßig darauf, daß ich eine Fortsetzung in gleichem Stile nicht dulden würde. (Erneuter Beifall.) Abg. vr. Götz: Ich weiß nicht, ob es eine Verletzung die ser hohen Versammlung ist, wenn ich einen Grundsatz wieder hole, den der Hr Bundeskanzler selbst ausgesprochen hat. Präsident: Die Wiederholung des Grundsatzes kann nicht verletzen, aber der Inhalt, den Sie diesem Grundsatz ge- den, der verletzt. Abg. vr. Götz: Dem mag sein, wie ihm wolle, ich habe den Grundsatz erwähnt uud habe gemeint, daß der Bundes kanzler als Schöpfer des Norddeutschen Bundes nur vermöge seines GruvdsatzcS überhaupt seine Schöpfung habe verwirk lichen kvnuen. Ich meine nnn, wenn man die Steuerkraft ei nes Volkes iu Anspruch nehmen will, so muß man auch die Bedingungen eiucr solchen Steucrkraft schaffen: Die Arbeit muß blühen, die Bildung des Volks muß gefördert werden. Sie werden nnn, meine Herren, mit der oder jener Stimmung hier sei«: mit vollster Begeisterung sür die Schöpfung des Nord deutschen Bundes, oder wenigstens gerechte Hoffnungen daran knüpsen — unter allen Umständen muffen Sic daran denken, in etwas demokratischem Geiste die Zukunft unsers Bundes nmzugestalten. (Rechts: Haha!) Zur Verwirklichung von Ideen, die Vielen von Ihnen chimärisch erscheinen, gehört vor Allem, französtschen Oper dar. Auf der andern Seite dcS Ge bäudes befindet sich eine zweite Galerie, die mit der eben besprochenen parallel läuft, sie führt in die „Con ditorei", wie wir in Sachsen sagen; diese Conditorei besteht auS einem großen, runden Salon, der von zwei viereckigen SalonS umgeben ist; hier herrscht der größte LuruS und die höchste Eleganz, Alles strotzt von Gold und Marmor und schönen Skulpturen; graciöse, choreo graphische Bilder, welche die Gavotte, daS Menuet, den Galop u. s. w. darstellen, erheitern daS Auge. — DaS Publicum wird im Ganzen in der neuen Oper 14 ver schiedene SalonS und Galerien zu seiner Verfügung finden. Der Pavillon des Kaiser» ist für sich ganz allein schon ein kleines Meisterwerk. Die kaiserlichen Wagen werden vermöge einer aufwärt» steigenden, hufeisenför migen Treppe bis zur Höhe der ersten Etage gelangen können. Der Pavillon umfaßt einen Salon für die Garden («all« «le» xarclor), einen großen Salon und ein Cabinet für Seine Majestät; durch verschiedene Neben« falon» und Galerien gelangt man in die kaiserliche Loge; die Einrichtung ist blendend schön und wahrhaft kaiserlich. Der Zuschauerraum selbst ist sehr geräumig und ebenso bequem wie reich und geschmackvoll eingerichtet DaS Licht fällt von oben durch eine schön gemalte Kuppel. Die Logen sind mit rothem Sammet auSge- schlagen, jede Loge hat ihren kleinen Salon für sich; man zählt 150 Logen, folglich auch 150 kleine SalonS. — Die Bühne ist 28 Meter tief und 50 Meter breit. Ein geräumige- Vestibüle umringt die ganze Scene und Foyer» folgen sich hier auf Foyers, denn e» find für die singenden, tanzenden und muficirendm Künst- ler besondere Foyer» eingerichtet, sämmtlich sehr elegant »nd mit den Portrait» berühmter Künstler geschmückt. 1NS2 daß unserm Vaterlaadc der Friede wiedergegebe« »erd, viele sage«, daß davon «ich« die Rede fei« könne, weil wir »der dem Rhein drüben einen drohenden Nachbar habe«. Ich habe diese Furcht nicht, wir dürseo nicht immer predige«: Wir müssen groß sein Frankreich gegenüber! J«Fra«kreich will zwar eine Partei den Krieg, aber solche Parteien giebt e» überall, wo eS Berufssoldaten giebt, hübe« und drüben llebrigen» bedarf daS französische Volk gerade so gut wie das deutsche der Arbeit, und es ist auS volk-wirthschaftlichc« Grundsätzen nicht denkbar, daß die Franzose« als Natron rin Interesse daran haben, Deutsch land mit Krieg zu bedrohen. Die französischen Väter haben ihre Kinder ebenso lieb wie die deutschen ihre Junges und sind nicht geneigt, ihre Kinder zu Eroberungskriege« herzugeb. u. (Gelächter.) Diese kriegerische Machtstellung ist, bei Luhie be trachtet, auf die Dauer unmöglich. Weil Frankreich etwa» mehr wie 300,000 Mann auf den Füße« hat, soll die nothwendige Folge für uns sei«, daß wir mindesten- eben so diel haben. Haben wir so viel, so muß non wieder unser neidischer Nach bar mehr Soldaten machen und dann müssen wir wieder mehr machen. (Heiterkeit.) Kurzp Sie haben die Schraube ohne Ende, Sie mögen sagen, was Sie wollen, (Gelächter) Sie haben es > 806 gründlich erlebt, daß eiu Volk niedergeschlagen werden konnte bis zur tiefste« Stufe, uud wie lange dauerte eS, bis sich da- Volk wieder erhob uud de« Feind bmau-trieb? DaS ist der glänzendste Beweis dafür, daß ein Volk sich ans die Dauer nicht oiederwerfe« läßt. Wenn Sie daher auch das französische Volk durch einen Sieg niederwürfen, so würden Sie nur das Schauspiel erleben, daß sich dieses wieder zu einer größern Kraftanstrengung emporraffte. Dann bliebe aber für Sie, meine Herren, wieder nichts übria, als noch stärker zu rüsten. Also auch hier ist wieder die Schraube ohne Ende. Außerdem sprechen die Thatsachen dafür, daß bis jetzt wenig- stenS von einer faktischen Kriegsgefahr von Seite Frankreichs nicht die Rede war. Man predigt unS seit Jahr und Tag: Frankreich sei bis an die Zähne gerüstet. Wie lange ist es denn her, daß Frankreich 27 neue Batterien gemacht hat ? Erst nachdem es im Norddeutschen Bund einen so gewaltigen, stets gerüsteten Nachbar bekommen hat. (Heiterkeit) Mein Antrag wird nun von Bielen von Ihnen als ei« idealistischer angesehen. Ich meine, er stammt freilich nicht aus einem diplomatischen Gemüth (Nein! gewiß nicht! Bon rechts und den Nationalen), sondern vom gesunden Menschenverstand, der stellenweise freilich von der Diplomatie zur Disposition gestellt ist. (Große Hei terkeit.) Biele von Ihnen werden auch erschrecken, dem Bun- despräsidium, das allein über Krieg und Frieden zu entscheiden hat, mit so einem Antrag zu kommen. Ich gestehe keinem ein zelnen Menschen allein das Recht zu, über Krieg uud Frieden, Blut und Leben der Nation zu entscheide«. Ich meine, es ist Pflicht der Volksvertretung, Alles daran zu setzen, Zustände herbcizuführen, welche die Bolkswohlsahrt ermöglichen. Sie mögen im Reichstag an organischen Gesetzen beschließen, waS Sie wollen, — etwas Größeres und Würdigeres können Sie nicht beschließen, als wenn Sie das Ihrige dazu thun, dem Vatcrlavde deu Frieden und das Blühen der Arbeit zurückzu- geben und die Bahn für Bürgerfreiheit, für Bolkswohlfahrt und sittliche und günstige Volksgüter zu eröffnen! (Mehrfaches Bravo von der Lrnken.) Abg. v. Vincke-Olbendorsf bleibt bei seinem leisen Or gan unverständlich. Abg. Waldeck: Wir haben nach der Verfassung über den Militäretat nichts zu sagen. Ich kann mich daher auch zn keinen Erklärungen darüber verstehen. Wo wir nicht mittha- ten, wollen wir auch nicht mitratheu. Der Etat ist die couse- qoente Fortsetzung Dessen, waS immer das Abgeordnetenhaus bekämpft hat: das große, stehende Heer im Frieden und keine Landwehr. Gegen Götz sage ich: Unser Heer ist, Dank der Schöpfung von 1813, immer noch nicht so schlimm. Im öster reichischen Heere sind Berufssoldaten, vielsprachig, reine Ma schinen im Gebrauche des Absolutismus. Auch Frankreich hat trotz vieler demokratischer Elemente ein Heer von Landsknech- ten und Berufssoldaten, welche den Frieden Europas bedrohen. Nicht so bei dem Volksheer Preußens. Von Rußlaud schweige ich, weil das außerhalb der Grenzen Ler Civilisation liegt. (Große Heiterkeit.) Redner gebt hernach in allgimemen Phra sen auf die Freiheit des Volkes ein; der Götz'schc fromme Wunsch genüge nicht. Er ruft mehrfach Wehe aus über Die, welche sagen, wir wüßtea so tief sinken, wie eS jene durch Ab solutismus geknechteten Völker sind. Das gebildete Weltall sympathisier mit der Verminderung der stehenden Heere! (Bravo links.) Abg. Oehmichen (Sachsen): Obwohl ich auch seincr Zeit die Verfassung nicht angenommen habe, so stehe ich doch keines wegs auf dem Standpunkte des Redners aus meinem enger« Vaterlande, Welcker die Vorlage negircn will. (Ich bin im Gk» gentheil für die Vorlage und zwar auS dem echt coustiftttio- ncllen Grundsätze, daß sich die Minorität der Majorität unter wirft. Ich werde demgemäß auch das Militärbudget anerkennen und stimme, so schwer eS mir auch in Bezug aus die hohe Ziffer fällt, doch dafür, weil w>r auch beute vom Bundi scomimffar gehört habeo, daß die Militärverwaltung hierin alle Erspar nisse und Erleichterungen eintreten lasten wird, wo c- irgend möglich ist. Daß daS Budget selbst nicht überall correct aus- gestellt ist, erkannte auch der Bundescommiffar an. Es hätten z. B. auch die Bilduogsaustalten, welche dem sächsischen Armee korps gehören, im Etat mit aufgesührt werden können, was nicht geschehen ist. Trotz dieses und anderer Mängel vertraue ich dem Worte des Commistars uud bewillige das Budget in der Hoffnung, daß die Bundesregierungen alle möglichen Er- sparnisse und Erleichterungen eiutreten lasten werden. Hierzu gehört aber auch unser Antrag, daß ein Theil der Armee be urlaubt werde. Nicht im Entferntesten wollen wir (damit a« der Wehrhaftigkeit der Armee rütteln. Aber wir glauben, daß ohne der Wehrhaftigkeit der Armee zu nahe zu treten, an Corporalen, Gefreiten und Mannschaften beurlaubt werden können. Unbestreitbar ist die große Intelligenz der norddeutschen Armee. Aber gerade deswegen ist ein bedeutender Theil des Heeres vermöge seiner allgemeinen Bildung in der Lage, nach kurzem Verweilen in der Armee gerade so gut wie die Frei willigen vollständig deu Dienst zu begreifen. Nehme man nnn diese Leute und beurlaube sic, so wird mau bald zu einer hohen Ziffer kommeu. Gesetzt, es würden von den 24->,000 Corpo- ralen, Gefreiten und Gemeinen deS Bundesheeres sh beurlaubt, so macht bas 80.000 Mann. DieS macht, die Unterhaltung sür Leu Kopf mit nur 75 Thlr. berechnet, eine Ersparviß von 6'/r Mill. Thaler. Damit ließe sich u. A. auch eine Erleich terung der Salzsteaer erreichen. Nimmt man aber bloS H, so macht das immer noch 5'ch Mill. Thaler Ersparniß Allein Tiefe und geräumige Keller dehnen sich unterhalb dcS ganzen Gebäudes aus und tragen sehr wesentlich zur Anwendung eines neuen Ventilationssystems bci,s das in Sommerszeiten namentlich dem Publicum willkom mene Kühlung verschaffen wird. Dies wäre in möglichst kurzen Worten die Einrich tung diese« neuen Operngebäudcs, das in mehr als einem Sinne unter die bedeutendern architektonischen Werke der Neuzeit zu rechnen ist; eS zeichnet sich be sonders durch zwei hervorragende Eigenschaften auS: Großartigkeit in der Conception und großen, ja bis jetzt wohl ganz unerhörten Luxus in der Einrichtung. Das Gebäude ist bereit» viel und scharf kritisirt und auch wohl getadelt worden; man findet eS schwer, über laden — I» ocitiqne ost sioso, sagt ein altes ftLNjöstschcS Sprichwort und, man kann doch unmöglich ein Ding richtig beurtheilen, bevor es vollendet ist. Auf der Hauptfayade befinden sich unter andern architrktonischcn Zierratben und Verschönerungen aller Art, auch di« Büsten bedeutender Componistcn: Mozart, Beethoven, Spontini, Mcyerbeer, Halövy, Rossini und Auber. Man hat an der Auswahl dieser Büsten Mancherlei zu mä keln gefunden: Gluck war vergessen! u. s. w. Unter jeder dieser Büsten ist das Geburt-- und Sterbejahr der Betreffenden angegeben; bei Rossini und Auber ist natürlich für den Todestag eine Lücke gelaffen; diese Lücke hat für die beiden berühmten Greise etwa- sehr Ungemüthliche», und sie können nicht ohne ein gewisse» unheimliche» Grauen an ihren Büsten vorübergehen. Man hat nun den Vorschlag gemacht, die Lücken ganz einfach mit der Zahl 19.. auszufüllen — ein Progno« stikon, da» sich die beiden Herren, die sich, nebenbei ge« sagt, einer vortrefflichen Gesundheit erfreuen, gern ge fallen lassen können. dieser Gewi«« ist «och aickt der höchste. Der bei Weitem höchst» bestedt darin, daß die de«rla»bte Mannschaft ein ««gleich höhere- Capital verarbeite« kau«, «ud endlich wird der Natioualwobl- ftavd i« noch höherm Grade durch ihre Arbeit verwehrt. Ich veraoschlaae alle diese Summen auf wenigsten- 30 Millionen. Daun rechtfertigt sich »user Antrag vou selbst. Man hält eiu, die Sicherheit des Staate- erfordere eine solche Armee. Wal deck führte schon an, daß die Sicherheit des Staates nicht ge winnt durch eiue hohe Friedensarmec. Ich ermnere auch au die Vorgänge von 1813. Es kommt auch darauf an, wofür man Krieg führt ? Für dyuastiiche Zwecke wird der Soldat viel weniger eifrig io den Krieg gehen, als für d e Bertheidigung dcS be drohten Vaterlandes. Auch rechtfertigt sich die hohe FriedcuS- präsenz nicht durch die Dienstleistungen derSoldatev, Aufertigen von Munition und soldatische Gewöhnung. Zur MunitionS- fertiguug genüge« auch wcniger intelligente Soldaten. Maa sagt, die starke Präsenz bilde die Soldaten, gewöhne sie au Ordnung. Ich wünsche, daß das Volk in der Schule ge- bildet werde, nicht erst dann, wenn es in die Armee e,n- tritt. (Sehr wahr l) Die Ersparnisse müssen für Uuterrichts- zwecke verwendet werden. Unser Antrag ist geeignet, im deut schen Volke Vertrauen zu deu Bundesregierungen uud zum Reichstage zu erwerbea. Beweisen wir -dem Volke, daß wir nicht bloS zu bewilligen, sondern auch zu sparen wiffev. Unser Antrag hat keine politischen Zwecke. Er ist, wenn auch von einer kleinen Fractiou, aber ans den wohlmeinendsten Absichten hervorgegangen. Das muß Jeder hier im Saale anerkeuucv! (Beifall.) vr. Blum (Sachsen): Es ist heute nicht das erste Mal, daß Europa erfährt von den Bestrebungen nach einer allge meinen europäischen Entwaffnung. Wir haben das bereits früher gehört. Bereits vor 100 Jahren verkündete man im sranzösifchen Convent, daß die französische Nation berufen sei, allen übrigen Völkern Friede und Ruhe zu bieten. Die Folge war, daß wir seine Heere gar bald am Rhein sahen. Ich möchte den Abg. Waldeck an dieses Factum erinnern. Es ist keineswegs damit gethan, die Freiheit auf das Panier zu schrei- den, so sehr ich seine Grundsätze billige. Es kommt darauf an, sich aufzuschwingen dazu, was es heißt: ein nationaler Staat zu sein, und wenn wir dies thun, werden wir auch nicht mit Betrübniß auf ein großes, mächtiges Heer Hinblicken. Wir haben dieselben Bestrebungen 1848 in Frankreich gehört und die unsterblich schönen und dichterischen Worte Victor Hugo s, der den Friedenskongreß zusammenrief, eröffnete und leitete. Jndeß auch diese Versicherungen, daß nun bald ein tausend jähriger Friede über die Welt kommen werde, sind nicht in Erfüllung gegangen, ebensowenig als die Prophezeiungen und Absichten, mit denen der Genfer Friedenskongreß eröffnet wurde. Ich glaube, daß es eine faktische Unmöglichkeit ist, daß sich diese Bestrebungen jemals verwirklichen. In Europa läßt sich nicht ein Gerichtshof Herstellen, welcher die Streitigkeiten un ter den Völkern schlichtet, der da Recht zu sprechen hätte, wo nur die Kraft des Schwertes entscheiden kann. Namentlich, wenn England die öffentlichen Verträge gebrochen und miß deutet hat, würde ich es für einen Schlag ins Gesicht der öffentlichen Moral halten, zu glauben, solche Verträge seien im Stande, daß wir uns über unsre nationalen Forderungen hinwcgsetzen. Dem vr. Götz möchte ich speciell erwidern, daß er sehr Unrecht hat, wenn er sagt, daß wir erst ein Jena durch machen müßten, nm zu unsrer nationalen Größe zn gelangen, — denn anders waren seine Worte nicht zn verstehen. (Bravo!) Finde ich also in der ganzen Lage der europäischen Staaten keinen Glauben dafür, daß die Herren Recht behalten werden mit ihren Anträgen, so habe ich, da es Sachsen sind, welche diese beiden Anträge stellten — einmal aus eine europäische Entwaffnung und dann auf eine Entlassung der Soldaten im großen Maßstabe — noch vom Standpunkte meines engern Vaterlandes einige Thatsachen anzuführen. Ich glaube nicht daß es gut wäre, wenn jetzt schon eine solche Entlassung in größerm Maßstabe durchgeführr würde, denn ich halte unser Volk in Waffen auch für einen der Bestandtheile, die geeignet sind, den nationalen Gedanken zu kräftigen. Ich würde cs sür einen schweren politischen Fehler halten und für einen mächtigen Hebel für alle die particularistischen Bestrebungen, die in Sachsen noch heutzutage so mächtig sind, wenn der An trag Lehmichen's angenommen werden sollte. Meine Herren! diejenigen Abgeordneten, welche heute diesen Antrag an Sie gestellt haben, und die Partei, welche hinter ihnen steht, ist icmeswegs stets so friedfertig gewesen und so frredlich gesinnt, als sic heute den Anschein hat. (Heiterkeit.) Tas sind diejeni gen Herren gewesen, die die fluchwürdige Politik des Herrn v. Beust unterstützt haben (Stürmische Proteste von den Sach sen, lebhafter Applaus von den Nationalen und einem Theil der Conservativen), die uns gesagt haben, wir müßten rns Feuer gehen für den Bundestag und wir müßten cntgegentrc- ten den nationalen Bestrebungen Preußens. (Wie vorher.) Die Herren, welche, als die Stadl Leipzig im Sommer (Ruf: Zur Sache! Zur Sache!) 186» an das hohe Königshaus die ehr furchtsvolle Bitte richtete, uns doch den Frieden zu erhalten, weil wir glaubten, daß sich die nationale Frage in anderer Weise lösen taffe, kein anderes Wort für uns hatten, als daß wir Leipziger Pfeffersäcke seien. (Schallendes Gelächter.) Das sind alle Die gewesen, die, als der Friede geschloffen war und wir hofften daß eine Versöhnung der Parteien stattfindcn werde auf einer nationalen Grundlage, dann ihre Hand zu einem Bastarddündniß boten mit der äußerste« Linken! Die Herren, die Jahre lang Spanndienste gethan hatten am Wa gen der Reaktion (Stürmisches Oho! und Widerspruch von deu sächsischen Abgeordneten), verbanden sich mit der äußer sten Linken! (Wiederholnng.) Der Kilt, der sie beide vereint zu... (Zur Sache! Zur Sache! von der Gegenseite: Bravo! Bravo! Der Präsident greift nach der Glocke. Die letzten Worte Blum s werden von dem Getöse verschlungen ) Wir sind also nicht in der Lage, solche Tendenzen zu unterstützen, die sich unzweifelhaft verhüllen hinter den schönen Worten, die Sie vorhin gehört haben. Ich bin wenigstens entschieden gewillt einen lauten Protest zu erheben, als ob wir ans in Sachsen herbeilaffen wollten, uns störe« zu lassen in unsrer kleinen Kraft uud in unserm kleinen Kreis nationaler Ideen! (Lebhafter Zuruf von den Nationalen. Ebenso lebhaftes Zischen von den sächsischen Abgeordneten. Mehrere derselben eilen zu den Schriftführern um sich zu Wort zu melden, vr. Blum empfängt die Glückwünsche mehrer Abgeordneten der nationalen Partei.) Der Abg. Stavenhagen, welcher eine längere Rede über einzelne Details deS ArmcrbudgetS hält, wird nur wenig von der Versammlung angehört. Abg vr. Götz: Der Abg. Blum hat sich die Freiheit ge- nommeu, den Anträgen der sächsischen Abgeordneten auf Er haltung dcS Friedens Motive unterzulegen, denen ich erttschie- den entgegentrctev muß. Den richtige« Ausdruck auf Das zu gebrauchen, was vr. Blum gesagt Hal, das, meine Herren, ge traue ich mir, offeo gestanden, nicht. Ich habe mir vorhin bei der Berührung des Herrn v. Bismarck die Finger verbrannt (Heiterkeit), ich mag es bei einem seiner getreoesten Satelliten nicht noch einmal thun. (Murren unter den Nationalen.) Was aber meine Person betrifft, so kann ich versichern, daß ich niemals für Herrn v- Beust geschwärmt habe. Wollen Sie das Nähere darüber iu Hirth's parlamentarischem Almanach Nachlese«; uud was die übrigen Herren aus Sachsen betrifft, welche vr. Blum als die entschiedenen Gegner Bismarck s bezeichnete, so haben diese wenigstens den ganz entschiedenen Vorzug, daß sie ihren Grundsätzen und ihrer Anhänglichkeit an Herrn v. Beust treugeblieben sind, während die Partei Blum's in ihrer Mitte der Ueberläofer genug aafzuweise« hat (Sehr gut, links) und es wird nicht lange dauern, so werden Sie von jeuer Partei des Herrn Blum noch mehrere jener Ucberläufer als Rechtsanwälte an einem OberappellattonS- gerichte und noch au andern Stellen sehen. (Lebhafter Tumult von den Nationale«, in der Nähe Braun-WieSbadens. Bgl. unten dessen Replik.) Präsident Simson: Ich will bei dieser Gelegenheit die Bemerkung machen, daß mir der Herr Abgeordnete Unrecht thut, wenn er glaubt, daß ich Herrn Blum hätte so sprechen lassen, wie der Abgeordnete anmmmt, daß er gesprochen hat. Wenn ich verstanden hätte, daß vr. Blum Ihrem Antrag an dere Motive untergelegt habe, so würde ich dres gerügt haben. vr. Götz: Das hat Herr Blum wohl gethan! Präsident: Ich bitte mich nicht zu unterbrechen! Ich habe Herrn Blum nur so verstanden, daß er von einer hinter den Abgeordneten stehenden Partei sprach! (Widerspruch von den Sachsen. Bergl. auch die Worte BlumS. Der Präsident zuckt die Achseln.) vr. Götz: Blum hat ferner gesagt: wir in Sachsen wä- ren Particulariste« und hätten Spanndienste gethan am Triumph, wagen der Reaktion. Meine Herren! Ob dieser Triumph wagen der Reaction in Sachse« oder in Preußen steht, das ist ganz egal — es wird hüben und drüben daran gezogen. Was aber deu ParticulariSumS betrifft, so protestire ich dagegeu. Wir sind Deutsche und wolle« nur keine preußischen Parttcu- laristen werden. Der PartlculansmuS eine» arouni Staate- ist aber sicher viel «erderdlicher al« der eiurS kleinen, well je- haben, das ist gedeihlich! (Aha! und Gelächter rechts.) Zum Schluß bitte ich deu Präsidcuten, meine« Antrag zu lhctteu. Wir könne« uns nicht verhehlen, daß wir dem Etat gegenüber machtlos dastehen. Versuchen Sic anch nicht, mc>«e Hcrreu, durch laugc und schöae Reden ein Recht, daS Sie sactisch über den Militäretat mcht mehr habe«, auSznüben, sondern sagen Sie kurz uud büudig: Wir können hier nichts thau, wir wol len auch nichr lange darüber reden I Präsident: Abgestimmt wird über die Positionen nicht, weder im Einzelnen, noch «« dloa. Ich werde nur die einzel nen Positionen verlesen und erwarten, ob dazu Eriunerungea vr. Götz (fortfahread) speciell gegen de« ParticalariSmuS iu Sachsen und iu den annectirtcu Läaderu Ginge cs «ach mir, so hättcu wir längst eiu wehrhafte- Volk. Aber gerade jene Herren waren gegen eiue turnerische Bolkserziehuog. Man wollte sich bis vor Kurzem nicht ans ein turnerisch wehrhaftes Volk, sondern auf Berufssoldat«» stützen. Wenn mein Antrag auf Abrüstung lächerlich gefunde« wird, so glaube ich. wenn die friedliche Arbeit und der Wohlstand des Vaterlandes von lan gen Verhandlungen unter kampsgerüsteteu Streiter» abhängeo soll, ist daS unmöglich. Weun aber ein großer mächtiger Re- gent im Vertrauen auf die Wehrhaftigkeit uud deu gesuodeu Sinn feines Volkes sagt: Ich will mein Heer verringern, denn ich habe die Ueberzcugung, daß die Nationen alle so gebildet sind, vor einer großen Nation, wie die deutsche ist, Respekt zu haben, das ist gedeihlich! (Aha! uud Gelächter rechts.) Zum «er mehr Mittel hat alS der Kleinstaat, her höchAM durch die Coacorrenz i« freiheitlicher Beziehuog etwas za bedeute« hat. (Bravo links.) Glauben Sie übrigens nicht, meine Herre», daß ich auf dem kindische» Standpunkt stehe, wie Sie anza- nehmen scheinen, daß ich überhaupt ein Herr für überflüssig halte. Ich wünsche wie Waldeck, daß da- ganze Volk wehr» kräftig r t, aber eS braucht «icht immer mit dem Smettgewehr herumzuiaufeu, um sich nach außen als kräftig zu zeigen. (Große Heiterkeit.) Blum sagte, das stehend« Heer sei rn sei ner jetzigen Größe gerade darum so nothwendig, um den Par- ticulariSmuS in den kleinen Staaten, wie in Sachsm, nieder- zudrücken. Da guckt eben der Schelm heraus und daS Geheim niß hat sein Ende! Das stehende Heer in Sachsen mit seiner Größe ist nicht gegen den Femd nach außen, sondern dazu da, um Polizeidicnstc zu verrichten (Stürmische Unterbrechung rechts j Präsident: Ich möchte doch bitten, deu Redner nicht zu unterbrechen. gemacht werden. Abg. Günther (Sachsen): Selbst der begeistertste An hänger der jetzigen Mililärorgaarsatwn hat dieselbe immer nur dadurch für gerechtfertigt gehalten, daß sie eine unbedingte Nothwendigkeit sei. Niemals aber habe ich gehört, daß man sie für den Volkswohlstand förderlich gehalten habe. Mao hat namentlich damit oie Fortdauer der großen Fricdeuspräsenz motivirt, daß es den feindlichen Bestrebuugen des Auslandes gegenüber nothwendiq sei, eine derartige Armee stets auf deu Leinen zu erhalte». Wenn unser Antrag, Oehmichen u. Gen., lediglich dahin geht, bei sortdaueruder Aussicht auf Erhalrung des Friedens womöglich Ersparnisse eiutreten zu lasse«, dadurch, daß man Entlassungen vornimmt, so sollte ich memen, liegt das Motiv unsers Antrags so klar vor, daß es uur gewalt samer Mittel bedarf, um andere Motive unterzulegen. Gleich wohl hat sich der Abg. Blum nicht gescheut, uuS anderer Mo tive zu beschuldigen. Ich muß gestehen, daß, wenn der Angriff von anderer Seite gekommen wäre, so würde ich mich gegen diese Verdächtigung verwahren, oder ich würde versuchen nach zuweisen, daß Blum's Motiv unmöglich ist, welches ungefähr so klang, daß Blum Sie, meine Herren, warnte, auf diesen Antrag einzugeheu, da wn emc so feindliche Partei feien, daß wir vor Allem nur darau dächlcu, die Armee zu reducire«, um dann unsre preoßenseindlichen Absichten zum Ausdruck zu bringen und den Norddeu,scheu Bund zu zerstören. Ich glaube nicht, daß Jemand hier m diesem Saale an dieses gewaltsam herbeigezogeue Motiv glaubt und kauu Mich weder zu seiner jugendlichen Phantasie, noch zu seinem Parteifanatismus erheben! (Lebhafter Beifall von vielen Seiten.) Abg. vr. Blum (Sachse«): Es thut mir leid, daß dieser Streit einen Charakter angenommen hat, der eigentlich gauz persönlich »st. Ich glaubte, der Sache zu nützen, wenn ich die- jeuigen Verhältnisse ro Sachsen bloßlegte, die meiner Ansicht nach nicht dazu augethan sind, den nationalen Gedanke» zu kräftige». Es ist ein weitverbreiteter irriger Glaube, als ob Sachsen, und namentlich diejenigen Herren, hinter denen die größte Anzahl der Sachsen steht, die hier roS Parlament ge wählt sind, eine so entschieden deutsche uud buudeslreue Ge sinnung hegten, als sie von sich behaupten. Ich bin, um daS zu beweisen, einige Scenen durchgcgangen, einige Aeußeruugen dieser Partei seit AuSbruch deS KrieglS vis auf »Ufte Tage. Ich weiß nicht, ob es im Jutereffe der Herren ist, die mich provocirl Haden, ob ich dieses Material vecvollstäudlgeu soll? (Ruf von nationaler Snte: Nur zu!) sonst würde ich zu Diensten stehen. Ich würde u. A. Ihnen anführen, daß vor Ausbruch der tuxeiudurger Frage ihr Organ, welches zugleich das Orgau der äußersten Linke« ist, gesagt hat: Preußen werde doch nicht wegen so emem Lande, daS da so an den Enden von Deutschland liege und seiner Nationalität nach so zweifelhaft sei, einen Krieg erheben? (Ruf: Vergleiche Bismarck!) uud, als dieser Krieg nicht erhöbe» war, da wurde Preußen des Landesverrathes geziehen, weil es die ses Land ausgegebeu habe. Das nenul man Partei-Conse- qucnz der buudesstaatlich - coustitutionelleu Fraction io Sach- fen! (Bravo von den Nationalen! Proteste von den Sachsen.) Zweitens glaube ich nicht, daß vr. Götz meinen Landsleuten einen sehr großen Dienst erwieseu hat, wenn er von ihnen »er- sicherte, daß sie Freu»dschast zu Hrn. v. Beust noch heutzutage im Busen trügen, und welche diese Worte mit BeifallSbezeu- gungen (soweit ich es coutroliren konnte) begleitet haben; denn meiner Ansicht nach ist jetzt Herr v Beust nicht mehr sächsischer Bürger, sondern Ministerpräsident eines St«ateS, dessen In teresse» von sehr zweifelhaft deutschem Charakter sind. Wenn Beust Mit Napoleon in Salzburg zusammen gekommen ist, um dort Dinge anszubrüteu, von denen wir zwar noch nichts wissen, von denen aber kein Segen für Deutschland kommen wird (große Heiterkeit unter den Sachsen, die sich dem ganzen Hause nnt- thellt), so glaube ich nicht, daß wir anuehmen können, daß er dort sächsische oder deutsche Interessen venrelen hat. (Redner will sich setzen, besinnt sich aber und sährl fort.) Noch ein»! Jede Zeitungsnnmmer, die aus Sachsen eintriffl, und nament lich die köoigl. „Leipziger Zeitung" erzählt von angeblich leb haften ConfUcten zwischen der preußischen Milltärgacuisou uud der Bevölkerung. Wenn man den Thatsachen ins Auge sieht, von denen die Rede ist, so stellt sich heraus, daß das keine Cou- flicle sind, sondern daß uur die „Leipziger Zeitung", daS Or gan der lönigl Regierung, solche Coasticte erfindet. In Wahr heit aber sind es Reizungen vou Gassenjungen gegen das preu ßische Militär. Ferner sind der der jüngsten RecrutcoauShebung rn Sachsen die >ungen Herren, ohne daß ihnen etwas geschehen wäre, durch die Straßen von Leipzig uud andern Städten ge- zogen uud haben Lieder gesungen, die schlechterdings nach der norddeutschen Bundesverfassung hochverrätherstchen Inhalt- sind. (Stürmender Ruf von den Sachsen: Zur Sache!) Präsident: Ich kann doch den Zusammenhang der ge genwärtigen Diskussion und dem Anträge Oehmichen und Ge nossm nicht finden uud bitte den Hrn. Redner, sich darauf zu beschränken. (Bravo!) vr. Blum setzt sich: Ich habe nichts mehr zu sagen. Abg. vr. Schwarze (Dresden): Ich hoffe von der von unS allen anerkannten und bewährten Unparteilichkeit des verehrten Herrn Präsidenten und de- Hauses, daß, nachdem Sie soeben gehört haben, welche Beschuldigungen -egen di« Vertreter nae« norddeutsche» BundeSstaatcs geschleudert worden sind, Sie auch mir werden daS Wort zugestehen, darauf zu antworteu. Deon wenn auch mein Freund Günther vorhin geäußert hat, daß die Verdächtigungen schon ihrer ganzen Natur nach nicht die Bedeutung beanspruche» kö»»en, um vor Jhoeu erst »och wider- legt zu werden, so muß ich doch fürchten, daß sie weit über diesen Saal hmauSschallen und hier oder da gläubige Gemüther finden können, daß somit unsre Buodestreue und unsre Ge wissenhaftigkeit verdächugl würde. Bor Ihnen, meine Herren, hätte ich freilich eine Widerlegung nicht nülhig. Wir werde» Ihnen durch die That beweise», m jeder Staude, jedem Augenblicke, waS wir von dem Norddeutschen Bunde halten, wie wir zu ihm stehen- DaS heißt: nachdem wir die Berfas- sung mit Ihnen angenommen habe«, betrachte» wir sie nicht als eine blose Thatsache, der wir «n- beuge» müsse«, sooderu alS die gesetzliche »ud »overrückbare Basis der ueaestc» Staaten bilduag. (Lebhaft« Zostimamog der Sachse« ) Und ich will Ihnen, meine Herre«, nicht da- bestimmte Wort neanea, da- mir aof der Zange lu g!, gegen Deu, der behaupteu wollte (mit erhobener Stimme), daß ich «ud meine politische« Freunde m diesem Saale uar in einem Wmkel »user« HerzeuS nur eineu Schimmer eiue- ander« Gedanke«- hegte»! (Lauger Beifall. Biele Abgeordnete stimme» in deaselbea ein.) Wir Sachse« «löge« eine ««glückliche Politik «etnedeu habe» - aber da« soll »ns Niemand oachsagen, daß mir ei»e ««treue Politik triebe«. Wir werde« oie sächsische Treue nicht «er- lä»g«e», mir werde« sie i« gute« Tageu «icht nur, sonder»
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