Dresdner Journal : 07.02.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-02-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186802072
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-02
- Tag1868-02-07
- Monat1868-02
- Jahr1868
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- Titel
- Dresdner Journal : 07.02.1868
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31. Freitag, den 7. Februar. 1868. IdoniitMtMmwtisr: I» »,räx z tritt Mi-Ued a»krliek: S rklr. — 3 1'ülr. 8t«mp«I««btitzr, ^Mrlivk. 1 IS „ ? «ui»«rk»ld a«i Koräck. Uov.tlick:— ' IS ,, Suvä«»?o»t »oä LiL»«Io« k<uo>lll«rll. 1 ., 1 8t«wp«I»uict-l.xy>u,it. „srraten»reift: kür ä.o N»uw «ill.r erspLlteneo Lell«: 1 kiHr- vot«r „Llox«»»oat" äi« Leit«: 3 Kxr. Erscheinen: <rL»Iiok, mit XuillLÜm« äer 8ooo- uoä k°ei«ri»^«, " Xd«i»ä» Nir ä«o kvlx»5lä«r. 1.x. DrcsdnerImrml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »«ttraievannahme «»wilrt«: Liixoiz: k°» 8»^«o«rerr»n, 6omioi,»lolllr 3«« Dresdner ^ouro»I»; «denäni.: H. kxoi.no, Lvoen kone; S»iodurx->«rU»- Vi.o-I..lp,1x->»»«I-rr»o»lltt Hl Voai-nn, L«ella. Onoetvi'sctz« kuoSK., knrnxir»»'» Lllrsou, tivool.r» Slosin; Lr.w.o: L 8c»l.ow»z >r»il»u: Q 8rt»oiix', Xoovnceubur««», ^»«n, 8i^l. L knxvxv; krnoiikurt ». K.! ^.xo>i»',vk. kuekk.; LSI»r Xo. 8Lor»ei«. kori»: 8vl.l.in» L6»., (S, klnc« Ne I» üour»«-; k». k»,l.lc»'» Suoill».; Vi«a: Xi.. Oeeel.»«. cheraurgrder: KLni^I. knpeäition lies Oreilioer ckoae»»!», Orsiäeo, Si»e>«o»tr»»»« Uv 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. relegrHtzhische Nachricht»«. r««e»,esch1chte. Dresden: Vom königlichen Hofe. Kammerverhandlungen. — Berlin: Bundesge sandten. Landtagsverhandlungen. Schreiben der Königin an den Bazarcomite. Gegen politische Agitationen in der Nothstandsangelegenheit. Das Zollparlament betreffend. Vermischtes. — Han nover: Falsche Zeitungsnachricht. — Altona: Preßprocetz. — Schleswig: Anstellung von Ver- waltungsbeamten. — Schwerin: Regelung der Verhältnisse der Juden. — München: Befinden der Königin-Mutter. — Stuttgart: Kammerver handlungen. — Karlsruhe: Staatsminister Mathy 1. — Wien: Aus dem Rothbuche. Ein Gedenk tag. Verbot päpstlicher Werbungen. Die kroa tische Deputation beim Kaiser. Vermischtes. — Paris: Proceß wegen Ruhestörung. — Bern: Di plomatisches. — Florenz: Aus der Deputirten- kammer. DerDMontcenistunnel. Supplement zum Grünbuch. Dementi. — Madrid: Kammerverhand lungen.— London:Sturmverheerungen. Fenisches. Meeting in Edinburgh. Zwei Kriegsveteraneu -s. — St. Petersburg: Nothstand im Zunehmen. Refornzirte Kirche in Moskau gbaebrannt. Militär beurlaubungen. — New-Bork: Aus der neue sten Post. Landtagtserhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kammer vom 6. Februar.) Dresdner Rachnchtrn. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Bautzen. Schandau.) Beilage. Landtag-Verhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kammer vom 5. Februar.) vermischtr». Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 6. Februar, Mittag?. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de« Abgeordneten haus»» brachte der Finanzminister Freiherr v. d. Heydt rinen Nachtrag zum StaatehauShaltHgesetze ein, betref fend dir nachträgliche Genehmigung der vor Feststlllnng de» Etat» innerhalb der Grenzen desselben geleisteten Au»gaben. Stuttgart, Mittwoch, 5. Februar, Nachmittag«. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer genehmigte in ihrer heutigen Sitzung das Gesetz, betreffend die neuen Eisenbahnanlagcn. Da« dazu erforderliche Baueapital im Betrage von 36 Millionen soll im Anleihrwege aufgebracht werden. Karlsruhe, Donneritag, 6. Februar, Mittag«. (W. T. B.) Die Erste Kammer nahm in ihrer heutigen Sitzung da« Budget der Post- und Eisenbahnverwal- tung an, sowie theilweise das Budget de» Handelr- ministrrium«. Der Minister vr. Jolly kündigte an, daß der Schluß de« Landtag« am 14. Februar er folgen werde. Die Zweite Kammer nahm heute da« Schulgesetz mit allen gegen 3 Stimmen an, oen Postgrsetzentwurf gegen 1 Stimme und da« MinisterverantwortlichkeitS- gesetz mit 43 gegen 7 Stimmen. Wien, Mittwoch, 5. Februar. Oesterreich sprach gegen die rumänische Negierung, indem r« derrn große Verantwortlichkeit betonte, die zuversichtliche Er wartung au«, daß sie die türkenfeindlichen Banden aus ihrem Gebiete sofort entwaffnen werde. Wien, Donnerstag, k. Februar. (W.T.B.) Die „Debatte" meldet, nach dem Vorgänge Preußen» habe Nußland die von Oesterreich, Frankreich und England gegen die serbischen Rüstungen gerichteten N»rla«»tto- nen unterstützt. Pesth, Mittwoch 5. Februar. (Corr.-Bür.) Ihre Majestäten trafen um A7 Uhr Abend» im Bahnhöfe ein «nd wurden von dem versammelten Publikum enthusiastisch begrüßt. Die Straßen zur Hosburg find illuminirt. Pari», Mittwoch, 5. Februar, Abend». (W.T.B.) Die „Franre" theilt mit, Fürst Metternich hat/ ge stern eine Lonserenz mit dem Marquis de Moustier gehabt, in welcher er dem Letzter« von der Besorgniß Mittheilung machte, die die Haltung geviffrr Donau- «serstaaten in Oesterreich verursach». E» wird versichert, der „Konstitution«»!" «erde morgen rinen Rußland ungünstigen Artikel bringe«. Drr grsrtzgrdendr Körper hat heute die Wahl von Ktleot zum Deputirtrn de» Departement» de» Borge» für giltig erklärt. von den auf dem Platze du-KHLteau-d'Eau ver hafteten (vgl. unter „Tagcsgeschichte") verurtheilte heute da» Zuchtpolizeigericht Bergeret zu k Wochen, Bar, Merlin und Favre zu 1 Monat und Grrgoire zu 15 Tagen Grfängniß. Die „Presse" schreibt: Die Nachrichten au« Bul garien find ernst. E« ist nicht zu bezweifeln, daß eine aufständische Bewegung dort seit lange vorberei tet worden und der Ausbruch derselben nahe ist. In formationen au« St. Petersburg und Konstantinopel berechtigen zu der Meinung, daß Fragen drr auswär tigen Politik da» Publikum wieder vorzugsweise be schäftigen werden. Florenz, Mittwoch, 5. Februar, Nachmittag». (W. T. B.) Au« Civitaverchra wird die Ankunft von drei französischen TranSportdampsrrn gemeldet, nm die zur Rückkehr bestimmten Cavalerie- und Artillerie« rorpß an Bord zu nehmen. ES wird bestätigt, daß die zurückbleibrndrn Truppen die Stärke einer Division nicht übersteigen werden.— Odo Russell, der Geschäfts träger Großbritannien» beim heiligen Stuhle, hat sich mit einer Tochter Lord Clarendon'» verlobt. Die „Opinione" eonfiatirt, daß die Gesetze über die Reorganifiiung de» Finanzwesen» dem Parlamente noch nicht vorgrlegt sind und weist die Unmöglichkeit nach, dieselben im laufenden Jahre znr Verhandlung zu stellen. In der heutigen Sitzung der Deputirtrnkammer wurden bei der DiSeussion de« Budgets de» öffentli chen Unterricht» Vie ersten 7 Kapitel genehmigt, nach dem mehrere Deputiete Bemerkungen über den öffent lichen Unt»rricht gemacht hatten. Neapel, Mittwoch, 5. Februar. (W.T.B.) Der Ausbruch drS Vesuv» gewinnt an Stärke. Heute Mor gen hat der Vesuv neue Massen von Asche und Lava auSgrworfen. Zn vergangener Nacht fanden drei Aus brüche statt. Rom, Mittwoch, 5. Februar. (W.T.B.) Man erwartet 6000 Gewehre von England nach einem neuen Systeme. London, Mittwoch, 5. Februar, Abend«. (W. T. B.) Ler italienische Gesandt» Marqui» d'Azegli, hat angeblich aus seinen Posten al» Gesandter bei der großbritannischen Regierung resignirt. Dublin, Mittwoch, 5.Februar, Nachmittag». (W. T. B.) Bei einem heute abgrhaltenen Protrfiantrn- meeting, an welchem viele Mitglieder de» Ober- und Unterhauses theilnohmen, wurde unter großem En thusiasmus ein» Petition an die Königin beschlossen, in welcher um Wahrung der Union, Bertheidigung der irischen Kirche und Abwehrung de« Einflusses der Ultramontanen auf dir Erziehung gebeten wird. Tagtsgeschichte. Dre»den, 6. Februar. Gestern bat bei Sr. könig lichen Hobcit dem Kronprinzen ein glänzendes Ball fest, das erste in diesem Jahre, stattgefunden, dem Se. Majestät der König und Sc. königliche Hoheit der Prinz Georg beiwohnten und an welchem überhaupt gegen 400 Personen Theil nahmen. DrkSden, 6. Februar. Die Zweite Kammer be schäftigte sich heute zunächst mu einer Petition des das hiesige Hofthcater, sondern überhaupt die deutsche -- Vertreter idealer fortaeführt werd«. Am 3. d M. wurde denn auch Herr Devrient von Cr. kvnigl. Majestät in einer Privataudienz empfangen und von Allerhöchstdemselben ihm unter den huldvoll sten Aeußerungen über sein künstlerische» Wirken das des königl. Instituts im Zweige des Schauspiels so wohl innerhalb als außerhalb Deutschlands vertreten zu dürfen und die gesammelten Erfolge und Ehrenbezei- aungen habe cr hoch gehalten, da er sic dem heimischen Institute zubringen konnte. Mit dem Bewußtsein red lichen Strebens glaube er nun sein Tagewerk beschlie ßen zu dürfen, denn seine Zeit sei um — nie aber werde die Anhänglichkeit an seine künstlerische Hci- mathsstätte erlöschen,, die Zugehörigkeit zum kgl. In stitute werde sein Stolz bleiben, sobald er durch die Gnade Sr. königl. Majestät künftig, als Bürger Dresdens, die erbetene Ruhe finden dürfe. Durch Erlaß des Ministeriums des königl. Hauses vom 27. v. Mts. ist dem Künstler hierauf eröffnet wor den, daß Sc. Majestät der König mit dem aufrichtig sten Bedauern von dem Inhalte des obigen Schreibens Kenntniß genommen und es tief beklage, daß nicht blos Feuilleton. Der Rücktritt Emil Devrient'« von seiner Wirksamkeit an der hiesigen königl. Bühne, zu deren größten Zierden er während eines Zeitraums von 37 Jahren gehörte, und somit sein Rücktritt von einer überhaupt 46jährigen glänzenden Bühnenlaufbahn, ist nunmehr zur leider bald bevorstehenden unumstöß lichen Gewißheit geworden. Es hatte derselbe in einer zu Anfang dieses Jahres unmittelbar an Se. Majestät den König gerichteten Eingabe unter den Gründen, welche ihn zum Aufgcbcn seiner künstlerischen Thätig- keit bewogen, insbesondere geltend gemacht, daß das Ntberlcbrn eines Künstlers, dem das Glück eine glän zende Laufbahn zugewiescn, ihm stets so traurig für die Kunst selbst erschienen sei, daß er um Alles nicht in den Fehler so mancher Vorgänger verfallen und liebcr noch begehrt, als geduldet vom Schauplätze ab- tretrn möchte. Den Entschluß zum Rücktritt von der ' Bühne rmcn so ausgezeichneten deutschen Bühne erleichtere allerdings dir schmerzliche Schauspielkunst, wie Devrient als solcher unter allen Vcrhältnisscn sich bewährt habe, verlieren solle. Den geltend gemachten Gründen könne jedoch nicht entge- aengrtretcn werden. Se. Majestät wolle aber noch Allerhöchstsein Bedauern über Drvrirnt's bevorstehen den Abgang von der Bühne auss^rcchen und habe zu bestimmen geruht, daß der Kunstler auch nach seinem Abgänge von dem Hofthrater, zur Ehre des Institut», dem er so lange Jahre mit größtcr Aus reichnung gedient, in den Listen der Mitglieder des Hofthrater» als außerordentliche» Ehrenmitglied Betrachtung, welche unheilvolle Richtung die gesamm ten deutschen Theater jetzt einschlügen, — das edlere Genre des Schauspiels scheine dem Untergang geweiht, und wer die Bestrebungen seinr» ganzen Lebens an ideale Wahrheit auf der Bühne gesetzt, fühle, daß seine Zeit vorbei, dir wohlthuende Harmonie zerstört sei und der Einzelne nichts mehr aufzuhalten vermöge. Sein Rückblick auf eine 37 jährige Thättgkeit im Dienste des hiesigen königl. Institut» erfülle ihn jedoch mit hohem Dankgefühl! Unter drei segen-vollen Regierungen habe er hier die Glanzepoche unser» Theaters durchlebt, — dir Woblthat empfun- den, im Laust drr Jabre virle Beweise allrrhöchstrr Gnadr und Zufriedenheit rrstrrben zu könnrn —, zu gleich sei ihm da» Glück zu Theil geworden, die Ehre Ausschusses der Chemnitzer Gewerbe- und Industrie ausstellung (für welche ein Deficit von 56,98l Thlr. zu decken ist) und beschloß nach dem Anträge der Fi nanzdeputation: die Staatsregierung zu ermächtigen, ») auf die Rückzahlung der als Vorschuß aus der Staats kasse bewilligten 15,000 Thlr. zu verzichten und d) der Chemnitzer Ausstrllungskasse zur Deckung des Dcficits einen ferncrweitcn Beitrag von 5000 Thlr. auszuzahlm. (Das Nähere siehe umstehend.) — Hierauf hat die Kammer die Berathung des Ausgabebudgcts für das Departement des Cultus und öffentlichen Unterrichts begonnen. Nach einer eingehenden allgemeinen De batte, an welcher sich die Abgg. Mehnert, Riedel, Walther, Müller-Chemnitz, Vicepräsident Oehmichen, Präsident Haberkorn, Koch, Seiler, v. Nostitz, Fahnauer, v. Reinhard, Uhlemann und der Referent, sowie seilen der Staatsregierung der Staatsminister vr. Freiherr v. Falkenstein und geh. Kirchcnrath vr. Gilbert zum Theil wiederholt betheiligten, wurde ein Antrag des Aba. Koch, dahin gehend: ,Die Kammer wolle beschließen: die Slaatsregierunq möge in Erwägung ziehen, in welcher Weise dem Bedürfnisse nach Errichtung von noch mehrer» Gymnasien und Realschulen im Lande auf geeignetste Weise Abhilfe verschafft werden könne, und über das Ergebniß dieser Erwägung noch der gegenwärtigen Ständcversammlung eine Vorlage mache" mit 3l gegen 30 Stimmen ab gelehnt, dagegen ein Antrag der Deputation die Kammer wolle im Verein mit der Ersten Kammer an die k. Staatsregierung den Antrag stellen, daß sie ») mit den Vertretungen von mindestens 4 in verschiedenen Landcstheilen gelegenen, zur Erbauung und Einrichtung von Gymnasien und Realschulen geneigten Städten in Verhandlung trete und die Errichtung solcher durch Ge währung einer mit denselben zu vereinbarenden, der Höhe der von ihnen zu machenden Capitalanlage und einem Theile der künftig zu erwartenden Mehrausgabe entspre chenden Rente ermögliche, wegen der dazu erforderlichen Staatsbeiträge aber der Ständeversammlung so bald als möglich Vorlage mache, bei dieser Gelegenheit auch b) in Erwägung ziehe, inwieweit sich die Stadt Chemnitz, deren Bereitschaft zur Verhandlung in vorgedachter Rich tuns vorausgesetzt, zur Anlegung eines Gymnasiums da selbst eigne, auch <9 für die gegenwärtige Fiuanzpcriodc behufs der Jnslebcn rusnng oder Einrichtung der neu zu begründenden Anstal ten eine Berechnuugssumme von jährlich 4AU>—50W Thlr. für das laufende Budget nachträglich postulire; 3) in Erwägung ziehe, ob und inwieweit die bei den für Rech nung des Staates bestehenden Gymnasien und Realschulen einqesührten Schulgelder bis zu einem angemessenen Mit- telsatze aufgezogen werden können, darüber auch gleichzeitig Mit der Erledigung des ersten Antrags den Kammern Mit theilung mache. einstimmig angenommen, jedoch der Antrag suk c auf Anttag des Nbg. Walther mit der Veränderung, daß anstatt 4000— 5000 Thlr. gesetzt worden ist 6000 bis 8000 Thlr. (Gegen 24 Stimmen.) (Der Schluß des Berichts über die gestrige Sitzung, die Antwort des k. Commissars auf die Interpellation des Abg. May rc., befindet sich in der Beilage.) — Inhaltlich eines an die Ständeversammlung ge langten k. Tccrcts sollen die durch Gesetz vom 6. August 1864 geordneten Pensionen aus der Prediaer- witwcn- und Waisenkassc vom 1. Juni 1868 an mit einem Zuschläge von einem Neuntheile des zcit- hcrigcn Betrages ausgezahlt werden. Das Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts hat diesen Zu schlag wieder in Wegfall zu bringen, wenn die laufen den Einnahmen der Kasse dazu nicht mehr ausreichrn. * Berlin, 5. Februar. Ter heutige „Ct.-A." mel det amtlich, daß Se. Majestät der König auch die dies seitigen Gesandten beim Könige der Niederlande und beim Könige von Schweden, die Herren Graf v. Per- poncher und Frhr. v. Richthofen, als Gesandte des-Norddeutschen Bundes zu beglaubigen geruht haben. — Im Abgeordnetenhause ergriff heute vor Eintritt in die Tagesordnung drr Abg. v. Saucken- Julienfelde in der Nothstandsangclegenheit das Wort: Infolge seiner Rede vom 14. v. Mts. sei ein Bericht der königlichen Regierung zu Gumbinnen über den Nothstand in der Provinz Preußen durch den Hrn. Finanzminister dem Hause überreicht und durch den Druck veröffentlicht worden. Drin gegenüber wolle cr constatiren: 1) daß durch den Bericht seine Angaben über den Nothstand keineswegs widerlegt seien, daß er vielmehr richtig refcrirt habe, daß 2) die Noth in Ost preußen die in seiner Rede vom 14. v. M. hervorge hobene Ausdehnung, wie der Bericht zugicbt, allerdings erreicht habe, 3) daß er in seinen Aeußerungen von dem Herrn Finanzminister mißverstanden, daß er zwar nicht geneigt sei, den von ihm damals erwähnten Ober förster namhaft zu machen, daß er jedoch bereit sei, dem Herrn Finanzministcr die in seinem Besitz befind lichen Papiere zur Einsicht vorzulegen. Im Uebrigen beziehe er sich in Betreff seiner Rede auf den steno graphischen Bericht. Finanzminister Frhr. v. d. Heydt bemerkt hierzu: Die Rede des Abg. v. Saucken-Julien- felde habe er nicht mit angekört, als er jedoch davon Kenntniß erbalten, habe er es für seine Pflicht gehal ten, die Richtigkeit der Thatsachcn constatiren zu lassen. Als er Hr«. v. Saucken um nähere Auskunft gebeten, habe dieser geantwortet, daß cr Dem, was er gesagt, nichts weiter hinzuzufügen habe, im Uebrigen aber dc n betreffenden Uebelständen bereits abgeholfen sei. — Das Haus tritt nunmehr in die Tagesordnung, die Fort setzung der Gcneraldiscussion über den hannöverschen Provinzialfond. Die Berathung darüber ist auch heute noch nicht zu Ende geführt worden. Zunächst sprach Rcgierungscommiffar Küster über den rechtlichen Charakter der auf dem Domanialfond ruhenden Ver pflichtungen, der gewisse Anstalten der Provinz (Jmn-, Blin- den- u. a. Anstalten) als Staatseinrichtungen, die an ihnen Angestellten als Staatsbeamte hinstellt. Abg. v. Kardorsf vertrat mit vielem Eiser sein Amendement, statt des Kapitals die Rente zu gewähren. „^uum ouiq»«": d. h. dem Staate das Capital, der Provinz die Rente. In keinem Falle dürsten der Staatsregierung in dieser großen Frage Schwierigkeiten be reitet werden. — Graf Bismarck kam aus den angeblichen Widerspruch zurück, in dem er sich zum Minister des Innern in Her Frage der Dccentratisation befinden soll. Dieser Wi derspruch existire nicht, da das Staatsministertum in der Haupt frage durchaus einig sei. Vielleicht denke der Minister des In nern in Bezug auf die unbesoldeten Ehrenämter skeptischer als er (der Ministerpräsident), doch das seien Fragen der Erfahrung, und vielleicht würde es Heffer sein, statt jener Ehrenämter den unabhängigen provinziellen Körperschaften sachkundige, von ihnen gewählte Beamte beizugeben. Was aber unmöglich fort dauern dürfe, das sei der jetzige Zustand, wo über jeden Zaun, jede Brückenboble durch süuf Instanzen bis nach Berlin ge gangen wird, und schließlich die Bezirksgendarmen und die Ge heimen Räthe, diese beiden äußersten Pole, die Kraft der Ent scheidung besitzen. Um darin Remedur zu schaffen und wirklich zu deceniralisiren, wird das Staatsministerium keinem Wunsche, keiner Belehrung des Hauses unzugänglich sein. (Beifall.) Nachdem Abg. v. Benda die Vorlage bekämpst und die Hannoveraner dar«, erinnert hatte, daß das Brautgeschenk Preußens au Hannover ans den Schlachtfelder« von z» suchen, daß die Zeit des Brautstandes aber vorüber sei «nd die Ehe, hoffentlich eine unauflösliche, andere Pflichten m»f- erlegc als jener, — machte Abg Oppermann mit derbem Humor unter großer Heiterkeit des Hauses die Ansprüche Han novers auf seinen Fond geltend. Alsdann entwickelte Abg. Waldeck seine Rechtsanschauung, welche ein Recht selbstständi ger Verwaltung für eine einzelne Provinz nicht zuläßt und von einem Decentralisalionsplane in erster Reihe verlangt, daß er für alle Theile gilt und als ein Ganzes vorgclegt wird. Gras Bismarck erklärte sich mit dem Decentralisations- planc des Vorredners ausnahmsweise einverstanden und stellte die Vorlage als einen Theil und ersten Anfang der Ausfüh rung des Planes dar. Sein Plan sei nach dem Kriege ge wesen, eine neue Provinzialcintheilung auf Grund der alten Reichskreise und der Zusammengehörigkeit der Stämme vor- zunehmen, aber dieses Revirement, an dem er als an einem Ideale scstaehalten, sei an der Abneigung der Hannoveraner gegen die Zerlegung ihres Staatsgebietes, der Kurheffen u. s. w. gescheitert. Der Abg. v Vincke (Minden) und die conser- vative Partei möchten bedenken, daß keine konstitutionelle Re gierung möglich ist, wenn sie nicht auf eine große Partei mit Sicherheit und auch dann rechnen könne, >venn die Regierung ihr in einer Maßregel einmal nicht gefalle; die Unterstützung beruhe darauf, daß die Partei als Gesammtfacit die annehm baren Acte der Regierung, nicht ihre Thorheiten als ihren Grundzug und ihr Wesen ansieht. Von ihr verlaffen, werde die Regierung zu Coalitionen, zu Fluctationcn, zum Werben und Suchen nach einer gemachten Majorität gedrängt, zum Schaden des Landes, zum Schaden der konservativen Partei. Ein Antrag auf Schluß der Generaldiscussion wurde ab gelehnt. Abg. Braun (Wiesbaden) sprach für die Vorlage und protcstirte heftig gegen Vincke's gestrige Anmuthung an die neuen Provinzen, daß ihre Vertreter mit Demuth in den Ver band der großen Monarchie eintreten sollten. „Der König und die Armee haben uns für Deutschland erobert, nicht die Cal culatoren, wie Herr v. Vincke." Ritterkreuz des Verdienstordens persönlich überreicht, nachdem ihm das Ritterkreuz des Albrechtordcns be kanntlich bereits im Jahre 1865 verliehen worden war. Dem allerhöchsten Tccrcte zufolge ist Herrn Devrient diese neue Auszeichnung „aus Aulaß seines bevorste henden Abganges vom Hoftheatcr in Anerkennung sei nes vollendeten und nur dem idealen Principe der Schauspielkunst dienenden langjährigen Wirkens und der dadurch um die deutsche Bühne sich erworbenen Verdienste" verlieben worden. Bei dem unersetzlichen^crluste, der nickt Dresden allein, sondern der deutschen Bühne überhaupt bevor steht, wird es ddu Freunden und Verehrern des ge feierten Künstlers erfreulich sein, zu vernehmen, daß derselbe uns noch während der Monate Februar und April den Genuß einer Reihe seiner vorzüglichsten Leistungen zu gewähren gedenkt, um alsdann, nachdem cr im Monat März in einigen Abschiedsvorstellungen an den Hoftheatcr» zu Weimar und Gotha ausgetreten sein wird, am 1. Mai, wie wir hören in der Rolle des „Torquato Tasso" von uns Abschied zu nehmen und somit seine künstlerische Laufbahn zu beschließen. S. Hofthcater. Mittwoch den 5. Februar dcbütirtc in Gounod's Oper „Margarethe" Herr v. Witt als Faust. Der junge Sänger besitzt eine bemerken» wcrth hübsche, in der tiefeni Lage noch schwache, in den hihern Tönen aber ziemlick ausgiebige Stimme; die Aufgabe, dieselbe auszubilden, steht ihm indeß noch in ihrem vollen Umfange bevor. Seine naturalistische Gcsangsweist ist noch von Übeln Mantcrcn frei geblie- bcn, zeigt ein gewisses Geschick, allgemeine Empfindung und jugendliches Feuer. Eigenschaften, dir der gesang lich und musikalisck bildenden Leitung harren und de ren guten Erfolg begünstigen werden. Nächste Stu dien werden auf Veredelung und Festigung des Tons zu richten sein. Auch auf der Bühne überhaupt ist Hr. v. Witt noch Anfänger und bekundet das in Hal tung, Gang, Stellung rc. Unter so erschwerenden Um ständen war seine Leistung eine ganz löbliche, und ihr künstlerisches Ungenügen crgiebt keinen Vorwurf für sein bildungsfähiges und strebsames Talent. Unzwei felhaft ist aber ein Verführen des Debütanten in ersten Gesangspartien weit verfrüht, und unser Hof- thcatcr ist als ein Kunstinstitut ersten Rangcs dazu am wenigsten geeignet. Die übrige Darstellung der Oper ist bekannt. Bor Allem ausgezeichnet, natürlich, anmuthig und innig im Gcsangsausdruck und Spiel tritt Frau Jauner-Krall's Margarethe hervor. Die lobenswerthe Leistung des Fräulein Baldamus als Siebel läßt bedauern, daß die sehr anerkcnncnswerthcn Fortschritte dieser fleißigen und stimmbcgabtcn Sängerin nicht durch eine fördernde häufigere Beschäftigung unterstützt werden. Hr. Sca- ria gab den Mephisto: dir charakteristische Gestaltung dieser Partie sagt seinem Talent allerdings nicht zu, aber die Gesangsausführung war bis auf einige zu forcirte Kraftstellen befriedigend. C. Banck. Dr»«d»n. Dem Vernehmen nach wird Frau Otto- Alv »leben wieder ihre Thättgkeit als Opernmitglied in der ihr besonders zusagenden Rolle der Königin drr Nacht in Mozart's „Zauberfiöte" beginnen. — Die gestrige Mittheilung wegen des Vortrag», welchen Herr Prof. Itt. I. Lloyd Wollen über .Ri tu rmcn sch cn" zum Bcstcn der Nothleidendrn in Finn- land zu halten beabsichtigt, ist dahin zu berichtigen, daß dieser Vortrag nicht den Sonntag, sondern chon Sonnabend, den 8. ds. Mt»., Abend» 7 Uhr statt finden wird.
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