Dresdner Journal : 17.02.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-02-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186602175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-02
- Tag1866-02-17
- Monat1866-02
- Jahr1866
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156
- Titel
- Dresdner Journal : 17.02.1866
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Dresden, 14. Februar. Se. Majestät der König haben dem Director der Antikensammlung und der Sammlung der Gypsabgüffe, Professor vr. Hermann Hettner, das Ritterkreuz des Verdienstordens zu ver leihen geruhet. Dresden, 16. Februar. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Oberleutnant von Wu thenau des Garde-Reiter-Regiments das Annchmcn und Tragen des ihm verliehenen Ritterkreuzes dcS bel gischen Leopoldordens zu gestalten. Nichtamtlicher Theil, «eb-rsicht. Telegrnphische Nachrichten. Zeitnngsschau. (Frankfurter Postzeitung. — Nürn berger Correspondent. — Kölnische Blätter.) Tagesgeschichte. Wien: Zur ungarischen Frage. Mi- nisterconferenz in Pesth. Ministerwechselgerüchte. — Pesth: Befinden der Kaiserin. AdreßauSschuß der Magnatentafel gewählt. — Agram: Berathungcn über die NnionSfrage. — Triest: Vom Landtage.— Bsrlin: Die Berathungen des Staatshaushalts. Er klärung vr. Geffckcn's. Eisenbahnconcesstonen. Die Zeit schrift d.statist.BüreauS. Beschlagnahme. AuSd.Marine» commission.—Kulmb ach: Ausstandaufd. Plassenburg. — Karlsruhe: Landtagseröffnung- Missionsurkun den. Spielbankpetition. — Paris: Die Kündigung des AuslieferungsvertragS mit England. Senats debatte über die römische Angelegenheit. — Lon don: Unterhausverhandlungen. — Konstantino pel: Sanitätsconferenz eröffnet. Die Unruhen im Libanon. — New-Bork: Mißbilligung der Vor gänge in Bagdad. Vermischtes. Schleswig-Holstein. (Depeschenwechsel zwischen Wien und Berlin. Ein Protest Samwer's bezüglich der Eckernförder Vorgänge. Gouverneurwechselgerüchte in Schleswig.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Freiberg. Meißen. Kamenz.) Vermischtes. Statistik und Bolktwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender, virfeemach« richte«. Telegraphische Nachrichten- Wien, Freitag, 16. Februar. Gestern hat die Generalversammlung der Kreditanstalt stattgefunden. Der mit der Regierung vereinbarte Vorschlag aus Bil dung eine» Sperialreservefonds und aus Abschreibun gen wurde angenommen. Infolge dessen wird die von der Direktion zngesagte koupon-zahlung von v Fl. mit dem morgenden Tage beginnen. Agram, Freitag, 16. Februar. Der Landtag beschloß in seiner gestrigen Sitzung, den Adreßent- wurf Mrazovich'S al« MinoritatSvotum dem Kaiser vor- ,»legen. Pesth, Freitag, 16. Februar. Im Unterhause begann gestern die Adreßdebatte. Bartal verlangt die Einheit der Ministerien de» Kriege« und de« Auswär tigen, sowie konstitutionelle kontrole durch einen Kon greß. Dieser Kongreß solle auf dem Grunde der Pa rität au« jährlich zu wählenden Regnieolardeputationen der Bertretungskörper der deutschen und slawischen Provinzen, sowie de« ungarischen Landtage« bestehen, durch Instruktionen ungebunden öffentlich verhandeln, namentlich abstimmen und da« Entscheidungsvotum haben. Die Modifikation des hierauf bezüglichen puo tum oouvvittuiL solle von den neuen Landtagdtralta- Feuilleton. Dresden. Donnerstag den 15. Februar fand die dritte Triosoiree der Herren Rollfuß, Seelmann und Bürchl unter Mitwirkung des Herrn Hofopern- sängers Scharfe statt. Ein interessantes und gut ge wähltes Programm erfreute die Zuhörer. Zunächst waren die Herren Concertgcber ihrem löblichen Vor sätze, auch neuere Kompositionen vorzuführen, treu ge blieben, indem sie das zweite Trio (« äur »p. 112) von I. Raff, für Pianoforte, Violine und Violoncell, zur Ausführung brachten. Der seit einigen Jahren sehr productive Komponist gehört sicher zu den bcachtenswer- thestcn künstlerischen Erscheinungen der Jetztzeit. Jeden falls hat Raff an Beherrschung der Form, der Technik und aller damit verbundenen Hilfsmittel gewonnen, dagegen scheint uns der geistige Inhalt seiner Werke nicht bedeutender, sondern schwächer geworden zu sein; wir denken hierbei besonder- an sein vielversprechendes Quartett op. 77, an seine Sonaten vp. 73 u. 78 und an sein erstes Trio. Erschien der begabte Komponist hierin ursprünglich und frisch, so athmen jetzt seine Werke einen etwa- conventionellen, an den Salon erinnernden Charakter: so auch dir- neueste Trio in 6-äur. Die Motive sind nicht bedeutend, wenn auch mit großem Geschick verarbeitet und benutzt, freilich mitunter in etwas trivialer und „spielerischer" Weise; wir erinnern an da- Mittelthema de» letzten Satze» in N mott und an die Clavierfigur am Schluffe de» dritten Satzes bei der Rückkehr nach 0 Nor. Immerhin bleibt anch di«S neueste Trio Raff's ein interessante» und respektable» Werk. — Noch hörten wir «ine Sonate (N äar) von I- S. Bach für Pianoforte und Violine und da» große ll än«-Trio op. 97 von L. v. Beethoven. Gämmtliche Vorträge erfolgten fetten der Herren Eoncertgeber in ten, die Erweiterung de« Wirkungskreises de« Kon gresse« von dem Majoritätsvotum de« ungarischen Land tag« abhängen. München, Freitag, 16. Februar. Die Staats regierung hat die Hypothrtrnwechselbank zur Ausgabe von weitern Pfandbriefen in der Höke von 30 Mil lionen Gulden unter den bisherigen Bedingungen er mächtigt und wünscht zwei Drtttheile davon der Land- wirthschaft zuzuwrnden. * Hamburg, Freitag, 16. Februar. Die hen- tigen „Hamb. Nachr." bringen eine anscheinend offi- riöse Korrespondenz in der Herzogthümerangelegenheit, die große« Aufsehen erregt. Dieselbe sagt u. A.: Die Ehre Preußen« sei in den Herzogthumrrn so fest rngagirt, daß r« dieselben nicht wieder lovlaffen könne. Preußen werde seine ganze politische Existenz ausS Spiel setzen, um seine Ziele zu erreichen. Die Her- zogthümer würden in wenigen Wochen Große» erleben und sollten bei der ihnen gebotenen Personalunion mit Preußen lieber noch retten, was zu retten sei. Athen, 10. Februar. Das neue griechische Mi nisterium, mit Rufo« an der Spitze, hat sich infolge der vom Könige unerwartet beschlossenen Vertagung der Kammer gebildet. Ein von den Schutzmächtrn an ihre Gesandten in Athen erlassene« kirrular droht, daß, falls die Parteien sich zur Regelung der Finan zen und zur Herstellung der Ruhe nicht emigen, wirk samere Maßregeln getroffen werden sollen. Konstantinopel, 10. Februar. Derwisch Pascha ist mit neuen Truppen nach dem Libanon aufgebrochen. Bukarest, Mittwoch, 14. Februar, Abend«. Das Journal „Srntinella" wurde unterdrückt. In der Moldau ist aufs Reue die kholera ausgebrochrn. Dresden, 16. Februar. Man könnte im Hinblick auf die gestern citirten Aeu« ßerungen zweier liberalen Wiener Blätter über die äußere Politik der preußischen Fortschrittspartei und deren Rückwirkung auf die innern preußischen Verfas- sungsverhältniffe glauben, daß österreichische Zeitungen in dem gegenwärtigen Stadium der Beziehungen zwi schen den beiden deutschen Großmächten nicht unbefangen genug urtheilten. Wir eitiren deshalb heute noch einige mitteldeutsche Blätter, die sich in ganz gleichem Sinne äußern. So sagt die „Frankfurter Postzeitung", die laucnburgsche Debatte besprechend: Die Opposition schwächte den Glauben an die Ernstlichkeit ihres An spruchs schon dadurch ab, daß ihre Redner rund heraus erklärten, nur die Anerkennung der Kompetenz dcS Landtags zu Erthcilung einer Zustimmung werde verlangt — wenn Graf Bismarck solche anerkenne und den Fall vorlegen werde, solle solche Genehmigung nicht vorenthalten bleiben. Graf Bismarck blieb aber uner bittlich, dem Grundsatz, thue niemals, was dein Gegner will! getreu. Der Premier hatte von der erwähnten Blöße der Opposition auch sonst dienlichen Gebrauch gemacht, indem er sie haranguirte, doch bezüglich Schleswig-Hol steins ihr Licht nickt unter den Scheffel zu stellen. Die Entgegnung des Abg. Twesten rc. beweise nur, wie richtig der Vorwurf des Grafen Bismarck ist, daß wohl das ganze Abgeordnetenhaus seine auswärtige Politik billigt, ihm aber einzig im Parteiinteressc die Mittel dazu verweigern will. Das Argument des Ministers, die lauenburger kompetenten Landesvertretcr nicht nur, sondern sämmtliche Lauenburger, die mit ihm davon ge redet, hätten ohne Ausnahme mit Sorge einer Inkor poration in Preußen entgegen geblickt, beweise, daß cs die Lauenburger selbst find, welche sich gegen die Ein verleibung in den preußischen Staat mit Händen und Füßen sträuben. Man habe sie nur dadurch für den preußischen Staatfgcwinncn können, daß Preußens Ober haupt sich dazu verstanden hat, sie in seinen Privatbesitz zu nehmen und mit dem preußischen Staate zu ver- der gewohnten, sorgsam vorbereiteten, musikalisch abge rundeten Weise. Mögen sich dir strebsamen Künstler trotz immer neuer Schwierigkeiten nicht abhalten lassen, ihr auf echt künstlerische Grundsätze basirtes Unterneh men auch nächsten Winter zu wiederholen. Hr. Scharfe sang wie immer mit feinem Geschmack und geschultem Vortrage zwei Lieder von Schubert („Trockne Blumen" und „Mit dem grünen Lautenbandc") sowie zwei der gleichen von Schumann („Fluthcnreichcr Ebro" und „Frühlingsnacht"). —r—. Pariser Briefe. ' Paris, Ul Februar 186N. Die drei letzten Tage dcS Karnevals werden hier: le» jom!« gra» (die fetten Tage) genannt. Diese Be zeichnung ist ganz treffend, cs sind allerdings fette Tage, d. h. «in Jeder sucht sie sich so fett zu gestalten, als seine Mittel cs nur irgend gestatten. Nebenbei herrscht während dieser glücklichen Tage die unbedingteste Mas kenfreiheit, die Pariser dürfen ihrer heitern Laune den Zügel schießen lasten, jeder Spaß ist willkommen, jeder Scherz gestattet, la koNv e,t ä l'oräev äll jour! Die Hauptfeierlichkeit dieser Tage besteht in einem großartigen MaSkenzuge, den man la promsni^v <lu bosuk xr»» nennt, weil fette Ochsen, und zwar die fettesten, die man bat auftreiben können, die Hauptrolle dabei spielen. Diese Ochsen werden drei Tage hindurch im Triumphe durch die Straßen von Paris und endlich nach der Schlachtbank gefahren; — also auch an diesen unglücklichen Opfern bewährt sich der alte Satz, daß der Weg vom Capitol bis zum tarpejischcu Felsen nicht weit ist! Die pmmoaaä« 4n doouk xr»» ist übrigen» ein« uralte Sitte. Wunderbarerweise wollte man sie jedoch während der Revylntjpnözvt unterdrücken; man behauptete, daß eine so barbarische Maskerade sich mit schonen. „Werden den annerionistischen Staatskünst lern im Cabinet, den Kammern und Redactionsbüreaur die Augen nicht einmal aufgehcn? Ein Volk, dem der „Staat der Intelligenz" so zuwider ist, daß es, um seine Inkorporation in denselben abzuwenden, sich lieber freiwillig in eine Hausdomäne dcs hohenzollernschen Für- stengeschlcchts verwandeln läßt! Also wird eine jetzt vielfach umgehende Phrase für das dermalen von seinem Minister Graf Bismarck regierte Lauenburg etwas mo- dificirt werden müssen. Die Lauenburger meinen: „Lieber Bismärckisch, als preußisch" — welche Dcmüthigung für das System der Herren Waldeck u. s. w., welche sich einbilden, Deutschland könne den Moment nicht er warten, wo es Bestandtheil des parlamentarischen Mu sterstaats Preußen werden soll!" Der „Nürnberger Correspondent" bemerkt: Der kurze Sinn der Politik der preußischen Fortschritts partei den Herzogthümern gegenüber sei der: die SchleS- wig-Holstciner haben zwar das Recht, als freies Volk über sich selbst zu verfügen, aber wir Preußen lassen dieses Recht nicht gelten, wenn sie es nicht anwenden so, wie wir wollen. „Und fragt man — fährt das Blatt fort — nach dem Grunde, mit welchem diese Ge- waltthat gerechtfertigt werden soll, so ist es kein an derer, als eben der höhere Beruf Preußens, dem sich die kleinen Herzogthümcr selbstverständlich unterordnen müssen. Nun, genau so denkt und redet Graf v. Bis marck. Auch er hat eine Verständigung zwischen der Regierung und den Volksvertretern stets gewünscht und beharrt noch heute darauf; er war aber auch stets der Meinung, daß, wenn die Verhandlungen fruchtbar wer den sollten, die Volksvertretung von ganz andern Ge sinnungen beseelt sein müßte, als bisher. Wie in Schles wig, so benutzt er auch in Preußen alle Mittel, um die unerläßliche Gesinnungsänderung hervorzubringen, und der Grund, mit dem er sein System rechtfertigt, ist kein anderer, als der höhere Beruf der Krone, dem sich die kleinen Volksvertreter von Gottes- und somit von Rechtswegen unterordnen müssen. Wie oft wur den die Schleswig-Holsteiner und ihre Vertheidiger im übrigen Deutschland mit ihrem Bestehen auf dem Recht höhnisch abgefertigt, daß sie so einfältig wären, eine so hochpolitische Frage nach den gewöhnlichen Regeln des gemeinen Rechtes, „wie Gevatter Schneider und Hand schuhmacher", entscheiden zu wollen!" Nun, auch die preußische Verfassungsfrage sei eine „hochpolitische", und wenn der Machtschwindcl die Fortschrittspartei ver blenden konnte, daß es das klarste Recht eines Volkes mit Füßen treten half und Hilst, dann dürfe man sich auch nicht mehr wundern, daß sich Leute finden, die, im Besitz der Macht, sich nicht bedenken, den Rechts- bestrcbungen der Fortschrittspartei dasselbe Schicksal zu bereiten. Endlich gedenken wir noch eines preußischen Blattes, der „Kölnischen Blätter", welche schon zu den Sätzen des Herrn Grabow in dessen Antrittsrede, daß das „allein durch die höhern deutschen Interessen be schränkte Selbstbestimmungsrecht der Bruderstämme in Deutschland zu moralischen Eroberungen, zu einer be friedigenden Lösung der schleswig - holstcinschen Frage und mit ihr zur bundesstaatlichen Einigkeit Deutsch lands führen", sowie daß „dann Deutschlands der- cinstige verfassungsmäßige Vertretung die große Zu kunft unsers deutschen Vaterlandes freudigen Herzens in den mächtigen Händen unsrer Könige gesichert sehen werde", — folgende Anmerkungen machten: „Wir sind gern geneigt, an die bei feierlicher Gelegenheit und in aufwallcndcr Gemüthsstimmung ausgesprochenen Worte nicht den strengsten Maßstab der Kritik zu legen; den noch hätten wir aber von einem hochgebildeten Manne, für welchen wir Herrn Grabow halten und dcrj hier als Oberrcpräsentant der preußisch - deutsche» Volks stämme fungirt, etwas größere Vorsicht in der Ausdrucks weise gewünscht, um nicht einesthcils leere Phrasen zu sagen und andcrnthcils zu verletzen. „Leere Phrasen" sind es, wenn Herr Grabow in aufgeregter Phantasie ein Zukunftsdeutschland ausmalt, welches nur durch förmliche Umwälzung unsrer föderativ - staatlichen Gc- dcm damals herrschenden Kultus der „Vernunft!" durch aus nicht vertrage. Nichtsdestoweniger — seltsamer Wi derspruch der menschlichen Anschauungen! — guilloti- nirte man gerade zu jener Zeit, und zwar mit Enthu siasmus, auf dem Revolutionsplatze. Das erste Kai- " serreich, das überhaupt allen mythologischen Anspielun gen hold war, stellte auch die promenaäv 6u bovuk xeas wieder her, und seit jener Zeit haben sich diese Triumph züge, die sich alljährlich wiederholen, immer mehr ver größert und verschönert. Der diesjährige war denn auch sehr glänzend und verdient beschrieben zu werden. Der eigentliche Unternehmer dieses Maskcnzugcs ist nothwcndigerweise ei» Fleischer und zwar der Be sitzer der Ochsen, die ihrem Gewichte nach nur durch den Ausspruch eines dazu besonders niedcrgesetzten ko- mitös für die fettesten des Jahres erklärt worden sind. Die diesjährigen fettesten Ochsen, es sind ihrer vier, wahre Riesenthiere, wiegen ein Jeder 1350 Kilogramnr (2700 Zollpfund). Diese Ochsen bekommen nun Na men, ja sie werden förmlich getauft, schönstens geputzt und gestriegelt, mit Blumenguirlanden umwunden, ihre Hörner werden vergoldet — kurz, sie werden für die Feierlichkeit möglichst würdig vorbereitet; damit die ar men Thiere aber nicht zu sehr angestrengt werden, so figurirt im Zuge jeden Tag ein anderer Ochse, der natürlich immer unter den fettesten ausgcwählt wird. Der Zug ordnet sich unter der strengen und geübien Aussicht eines CercmonienmcisterS, an der Wohnung dcS betreffenden Fleischers, dcS glücklichen Besitzer- der dneot» gegen 400 Personen bilden diesen Zug, der sich folgendermaßen in Bewegung setzt: voraus, in einer schönen achtspinnigen Karosse, die von Kutschern in blitzenden Livreen, mit gepuderten Perrüke», ge lenkt wird, fährt vergnügt und stolz der glückliche Flei scher; hierauf kommt der „Wagen de- Gargantua" staltung zu erreichen wäre; — und „verletzend" sind seine Worte, wenn derselbe für „das preußische Volk und seine Vertreter" „die rückhaltlose Anerkennung und gewissenhafte Ausübung seines beschwornen Recht» for dert", — dagegen aber durchaus nicht erwägt, daß in jeden, deutschen Einzelstaat die Verfassung — auch ein „beschwornes Recht" — übersprungen und das Band zwischen dein Fürsten und jedem beziehlichen Volksstamm zerrissen werden und ein ungünstiger Ausgang der „Verfassungskrise in Oesterreich" eingetreten sein müßte, bevor man Gcsammtdeutschland in den bezeichneten „mächtigen Händen" „gesichert sehen" will. Aber eine kleinstaatliche Moral könnte man aus unsrer vorstehen den Lection vielleicht abstrahiren zur großstaatlichen Nutzanwendung. Wenn nämlich die öffentlichen Zustände in Preußen thatsächlich so übel beschaffen sind, wie sie Herr Grabow gezeichnet hat, und mit diesen Zuständen es aber in den übrigen deutschen Einzelnstaaten zum großen Theile besser bestellt ist, so sollte man doch dort vor Allen, diese Zustände erst zu verbessern suchen, be vor man, sich so überhebend, Andern eine glückliche Zukunft bereiten will, eine Zukunft, nach welcher sich aber außerhalb Preußen vorerst doch nur eine äußerst geringe Anzahl deutscher Seelen — da ja selbst die „Nationalvereinler" treulos geworden sind — sehnen wird." TageSgefchichte. — Wien, 14. Februar. Die ungarische Mag« nate »täfel hat sich gestern mit sehr großer Majori tät zu dem wichtigen Beschlusse ermannt, die kaiserliche — bez. königliche — Thronrede in einer abgesonder te» Adresse zu beantworten, was von Seiten der Re präsentantentafel nur noch dadurch vermieden werden könnte, daß sie bei Berathung ihrer Adresse solche Mo difikationen des bekannt gewordenen Entwurfs vor nimmt, mit denen sich die Magnaten zu conformiren vermögen. Man weiß sich im ungarischen Staatsleben dcs Falls nicht zu erinnern, daß beide Tafeln des Landtags über eine gemeinsame Adresse an die Krone sich nicht vereinigt hätten; und auch jetzt gehen die An sichten beider Tafeln über Das, was dem Lande Noth thut, nicht so weit auseinander, daß eine Verständigung nicht leicht zu bewirken wäre. Auch die Magnaten hal ten an dem Standpunkt der Autonomie Ungarns fest, nur wollen sie nicht durch übergreifende Forderungen den Ausgleich unmöglich machen und den nachtheilige» Zustand des Landes verewigen, sondern der Regierung ihre Bereitwilligkeit zu einen, Kompromisse darthun. So viekverlautct, werden sie diejenigen Artikel der 1848er Verfassung bezeichnen, zu deren Beseitigung oder Revision sie erbötig sind, sowie ferner die dem Reiche gemein samen Angelegenheiten und die Art der Behandlung derselben mit Deutlichkeit angebcn. Wird damit den nothwendigen Ansprüchen der Krone ein Genüge ge leistet, so dürfte von ihrer Seite auch wieder das Mög lichste geschehen, um Ungarn zufrieden zu stellen. Ein abgesondertes Ministerium würde für alle jene Ange legenheiten zugestan'oen werden, die in den Bereich der ungarischen Autonomie gehören, wogegen die gemein samen Reichsangelegenheiten auch nur von Reichsmi nistern verwaltet werden können. Mit diesen würden die ständigen, an keine Instructionen gebundenen De legattonen beider Reichshälftcn die Reichsgesetze über Finanzen, Heerwesen, Handel und Zölle rc. verabschie den und zur kaiserlichen Sanctton unterbreiten. Was die ungarische Municipalverfassung betrifft, so sind ja Decentralisation und Selbstverwaltung jetzt auch dies seits der Leitha zum obersten Princip erhoben worden, nur bedürfen diese Einrichtungen in Ungarn vorher einer gründlichen Reform, um sie mit dem modernen StaatSleben in Einklang zu bringen. — Die Depu- tirtcntafel wird nicht umhin können, aus ein solches Kompromiß ebenfalls einzugehen, das dem angestrebten Dualismus ohnehin so weit reichende Zugeständnisse macht und nur an Dem festhält, was zur Bewahrung der Reichseinheit unumgänglich nöthig ist. Scheiterte (io oksr <to OaresMus); dieses gewaltige Vielfraß, den Rabelais berühmt gemacht hat, ist durch eine 10 Fuß hohe Figur, ein wahres Meisterwerk der Mechanik, dar gestellt; er verdreht die Augen, öffnet den Mund ganz ungemessen und verschlingt Braten, Kuchen, Weinflaschen schließlich auch — zum größten Entzücken der staunen den und jubelnden Menge — die kleine» Küchenjun gen, die ihm die Speisen zugeschoben haben. So wie die kleinen Jungen verschlungen sind, öffnen sie ein kleines, verborgenes Schiebfenstcrchen und gucken ganz vergnügt zum Kopfe des Riesen heraus. Der Wagen des Gargantua ist von Reitern und Reiterinnen um geben, welche als Caricaturen die crcentrischen Moden aller Zeiten vergegenwärtigen. Nach diesem Wagen erscheint „der große Wagen deS fetten Ochsen" (Io xriaä eksr üu boeuk gras). Hoch auf diesem Wagen, der durch acht Ochsen gezogen wird, thront in seiner ganzen Pracht: der Opferstier! Seine Züge verrathen Resignation und melancholische Philo sophie; der Volksjubel berauscht ihn nicht, — ahnt er sein blutiges Schicksal? Um den Wagen herum lassen vier Musikbanden, die aus 120 Mann bestehen und als Chinesen, Musketiere, Spanier rc. gekleidet sind, heitere und lärmende Melodien vernehmen. Hierauf nabt der „Wagen mit dem Schiffe der Stadt Pari»". Pari» führt bekanntlich ein Schiff im Stadt wappen; dieS Schiff erbebt sich stolz auf dem Wagen: mit Masten, Segeln und Takelwerk; es ist durch zwei hundert Meter Band in den Nationalsarben vielfach umschlungen; Matrosen und Wilde stehen am Bord und grüßen di« jubelnde Menge; ein Musikchor spielt: e«ne po«r I, 8>no- — die Romanze d«r Königin Hor tense. Die Hauptsache aber kommt zum Schluß: „der groß« Wagen der Göttinnen" (>» »r»ä cd« 6«, VS«««,").
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