Dresdner Journal : 22.04.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-04-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186604220
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-04
- Tag1866-04-22
- Monat1866-04
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- Dresdner Journal : 22.04.1866
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81 I8K«. Sonntag, den 22. April. Itzonnement,preise: 9U>elwi>! N rdle. - ««c- / ^z«I^Uck:1.„ ^5 „ ', tritt ku»t-u 8lewj>«l- »looatllek: — ,, ' " i »u»eb>»x Ui»»u. Liuealo« Xuwiu«ro: t „ 1 Iuseratenpretsr: tiirjUs« ii»um «ioer goipLlttooo Lei!«: l Xgr. 1!ot«r „Liug«i,»uät" Loil«: S Xgr. Erscheinen: 1*ilxlicd, mit Xu»n»lim« äer 8onn- nuä k'eiortigx«, ^beuck, Nir <i«it foixeadeu 1'»x. DreMerIMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. SnstratrnannalMr auswärts: l.»tp«iU: t« L»t»u,rxrri», Lommiiilooär ita« Or«»än«r ^ournul»; «d«vä«i.: b°u»i tt»mdurx-L«rU»- Vi«n-kr»L^kart » H : ttmcxsrilin sc Vonl.nl; Lorlin: t>»oeiv»'»cti« Ituobb., liil^uxritit'» tiureaii örsmau: 1). 8cui.orr>; Lr«»i»u: I.. 8rLx,j»>,', ^ouonoeubur«»», .>>.xuu st 8»xxl»uLvx»lX; «raukkurt » H.: ck^xoxa'aek» liiiclik.; Löw: .Vo. LLoriciiu; k»rii: r,^xeiru, kvi.e.i>l» L l)o. s8, k'Iuce <i« I» kour,«); krag: b'a. Luckd.; Visa: Ll.. Orl>»l.iu. Herausgeber: Uooigl. Lrpsäitioo ü«s l)rs»6a«r ckourual», Ore»ä»a, dlurieustru»»« Xo. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 13. April. Seine Königliche Majestät haben den Gutsbesitzer GerichtSschöppen Friedrich August Böhmer in Langenwolmsdorf zum Friedensrichter im Amtsbezirke Stolpen zu ernennen geruht. Bekanntmachung. In dem Verbrennungshause im Hose des Land- und Steuerhauses allhier sind heute Vormittag eine Nomi nalsumme von 294,000 Thalern — — in nachträglich eingelösten defekten Cassenbillets der Creation des JahreS 1855 öffentlich vernichtet worden. Zu Jedermanns Nachachtnng wird Solches andMch bekannt gemacht. Dresden, am 21. April 1866. Die Commission für Einziehung und Vernichtung der älteren und defecten Cassenbillets. v. Weiffrnbach. Nichtamtlicher Theil. Ucbrrsicht. Telegraphische Nachrichten. Tagetzgeschichte. Dresden: Minister v. Beust nach Augsburg. Gcneralconferenz in Zollvcreinsangelegen- heitrn. — Wien: Kaiserliches Handschreiben nach St. Petersburg. Friedenshoffnungen. Lösung eines geistlichen Gelübdes. — Feldkirch: Die Unter suchung wegen der Landtagsadresse. Auswanderung. — Berlin: Militärische Ucbungen. Die apokryphe österreichische Depesche nach London. Haltung der Fortschrittspartei. Vermischtes. — München: Zur Bundesreformfrage. — Stuttgart: Militärische Ernennungen. Jugendwehr. Zur Bundesreform- frage. — Hannover: Kammerverhandlungen. — Wiesbaden: Budgetberathung. — Paris: An wesenheit des belg. Finanzministers. Journalistisches. London: Parlamentsverhandlung. — Kopenhagen: Protokoll der internationalen Finanzcommission. — St. Petersburg: Näheres über das Attentat. — Warschau: Das Attentat auf den Kaiser. Stiftung. — New-York: Congrehverhandlungen. Die Rück kehr der französischen Truppen aus Merico. — Porto-Alegre: Vom Kriegsschauplätze. Schleswig-Holstein. (Vermischtes.) Dresdner Nachrichten. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Dresdner Nachrichten. Gerichtsverhandlungen. (Pirna.) Statistik und Bolkswirthschaft. Inserate. TtlMupljische MchrWen. Frankfurt, Sonnabend, 21. April, Nachmittag» 4 Uhr. (Directe Meldung.) Die Bundesversammlung Hai in ihrer heutigen Sitzung über die geschäftliche Behandlung de» preußischen BundeSreformantrag»*) Beschluß gefaßt. Der preußische Antrag wurde mit 14 Stimmen an einen bejondern, au» 9 Mitgliedern bestehenden Ausschuß verwiesen. Sachsen, welches eine ausführliche Erklärung obgab, Braunschweig und Nassau stimmten in erster Linie für Verweisung an den politischen Ausschuß**), schloffen sich jedoch der Majorität an. Luzemburg enthielt sich der Ab stimmung. Oesterreich gab rbensall« eine Erklärung ab, Preußen bezog sich auf dir Motive seines Antrag«. Hannover und Kurhrffen sprachen den Wunsch nach Entwaffnung aus. Die Wahl de» Ausschusses ast doo wird in nächster Sitzung erfolgen. *) Der in der Bundcstagssitzung vom 9. April von Preußen rinaebrachte Antrag lautet: „Hohe Bundesversammlung wolle beschließen: Eine aus direkten Wahlen und allgemeinem Stimmrecht der ganzen Feuilleton. Eine Hellseherin. -f Wenn sonst vom Walde her eine kleine Trommel schallte und landein Zigeuner zogen, die aus Furcht vor dem rothen Hahn im Dorfe selbst sich nicht blicken lassen durften, so ging man um sein künftige« Schick sal zu hören, hinaus zu ihnen, und reichte den „Heren- müttern" die Hand, aus deren Liniamenten man er fuhr, was uns beschieden. Jetzt — wenigstens in Dresden — steckt man einen Thaler oder nach Be finden mehr in das Portemonnaie und geht in das „Hotel zum goldenen Engel", wo man dafür „eine Frage frei hat an das Schicksal", an daS Schicksal, das uns hier in Gestalt einer allerliebsten Here, Fräu lein Gulotin, entgegentritt. „Der kleine Gott der Welt bleibt stets vom gleichen Schlag, und ist so wun derbar als wie am ersten Tag." Der Hang zum Uebersinnlichen, Wunderbaren liegt tief in der mensch lichen Natur, und cs ist als ob selbst die größten Menschen zuweilen in den Unverstand flüchten und sich von all' ihrem Wissen in einem träumerischen Wahne ausruhen müßten. Wir könnten von König Saul an, der die Here von Endor consultirte, bis herab zu Na poleon den Großen, welcher den Rath der Madame Lenormand nicht verschmäht haben soll, eine Reihe glänzender Namen citiren, um unsern Ercurs in die Phänomenologie des Geistes, unsern Besuch bei Fräu lein Gulotin zn rechtfertigen; wenn eine solche Recht fertigung nicht schon in unsrer journalistischen Be stimmung zu finden wäre, nämlich daS Publicum auf dem Niveau der Tagesereignisse zu erhalten; und ein Ereigniß ist, um mit Justinus Kerner zu reden, diese Erscheinung au« dem Nachtaebirte der Natur. Von Geburt ist Fräulein Gulotin Konstantinopolitanerin und Nation hervorgehendc Versammlung für cinen noch näher zu bestimmenden Tag einzuberufen, um die Vorlagen der deutschen Regierungen über eine Revision der Bundesver fassung cntgegeuzuuehmen uud zu berathen; in der Zwi schenzeit aber, bw zum Zusammentritt derselben, durch Ver- ständraung der Regierungen unter einander diese Vorlagen festzustellen." ** ) Die heutige Abstimmung Sachsens lautet wie folgt: „Die königl. Regierung hat nicht gesäumt, den von der königl. preußischen Regierung in der letzten Sitzung hoher Bun- desversammlung eiugebrachten Antrag zum Gegenstände ernster Erwägung zu machen und sicht sich infolge dessen zu nachstehen der Erklärung veranlaßt: „In einer kurz zuvor an die königl. preußische Regierung gerichteten Rückäußerung hatte die königl. Regierung nicht ver schwiegen, wie ihr der gegenwärtige Augenblick lucht als der geeignete erscheine, eine Bundesreform in Angriff zu nehmen. Sie hat jedoch gleichzeitig erklärt, daß, wenn nichtsdestoweniger dazu der Impuls gegeben werden sollte, sie mit dem ganzen Nachdruck ihrer Ucberzeugung und ihrer Thäligkeit m dre Be- rathung über diese wichtige Frage eintreten werde. In der That würde sic wiederholt ausgesprochenen Ansichten untreu werden, wollte sie sich einer solchen Berathung, nachdem diese einmal auf die Tagesordnung gebracht ist, entziehen, und sie glaubt, daß, nachdem dies geschehen ist, die Nation einen ge rechten Anspruch darauf hat, die angeregte Frage einer befrie digenden Lösung zuaeführt zu sehen. „Sie erklärt sich weder dagegen, daß die deutschen Regie rungen alsbald über eine Verbesserung der Bundesverfassung sich verständigen, noch dagegen, daß ein unter ihnen zu verein barender Entwurf einer einiuberufenden Nationalvertretnug vorgelegt werde, vielmehr ist sie dafür, daß in beiden Richtun gen die deutschen Regierungen sich schlüssig zu machen haben. „Auf die daran sich knüpfenden Spccialfragen schon jetzt einzugehen, hält die königl. Regierung nicht an der Zeit. Die Erwägung derselben ist der gemeinsamen Berathung vorbehal ten und ihre Beantwortung wird wesentlich von der Natur und Tragweite der Vorschläge abhängcn, welche zu gewärti gen sind. „Dagegen glaubt dieselbe den Zeitpunkt ihrer heutigen Ab stimmung als denjenigen betrachten zu sollen, wo sie nicht ver absäumen darf, ihre von der Motivirung des vorliegenden An trags abweichenden Ansichten mit jener Offenheit darzulezen, die sie sich bei den Verhandlungen a.n Bunde jederzeit zur Pflicht gemacht hat. „Wenn nämlich auf den Verlauf des dänischen Krieges mit bem Bemerken Bezug genommen wird, daß der Bund in seiner gegenwärtigen Gestalt für die Sicherstellung der natio nalen Unabhängigkeit und sür die Erfordernisse erner aktiven Politik auch unter den günstigsten Verhältnissen nicht ausrei- chend sei, da selbst hier, wo die beiden deutschen Großmächte in aller Einigkeit der Nation voraingeu, es auf Grund der Vun- desinstitutwnen nicht habe gelingen wollen, Deutschland an einer aktiven nationalen und erfolgreichen Politik theiluehmen zu lassen, so ist es ebenso erlaubt, als geboten, an den wirk lichen Verlauf zu erinnern. „Die deutsche Nation sprach sich einmüthig für Mu natio nale aktive entschiedene Politik aus, dafür, daß das Recht der Herzogthümer und ihre Befreiung von der fortan nicht mehr berechtigten dänischen Herrschaft in unzweideutiger Weise ge- sordert und uöthigensallS mit den Waffen erkämpft werde. Die beutschcn Regierungen in ihrer überwiegenden Mehrheit gaben dieser Forderung lauten Ausdruck; wären die deutschen Groß mächte wirklich der Nation vorangegangen, die Bundesinslitu- tionen hätten wahrlich kein Hinderniß dargeboten. Im Gegen- theil, wären diese Institutionen zur vollen Geltung gekommen, so würden die ruhmvollen Kricgsthaten, die Deutlchland zu Ehren seiner beiden Großmächte gern in seinen Annalen ver zeichnet, an denen aber alsdann der Bund sich hätte bctheiligen können, Deutschland stark und Vertrauen gebietend nach außen, einig und zufrieden nach innen gemacht haben, anstatt in ihren letzten Erfolgen ihm Mißtrauen von außen, Unfrieden nach innen zu bereiten. Sollen daher Erfahrungen aus dieser Ver gangenheit für die Neugestaltung der Bundesverfassung gewon nen werden, so dürften sic vielmehr in der Richtung zu beher zigen sein, daß in nationalen Fragen die Action des Bundes nicht durch Soudcrstcllungen außerhalb desselben beengt und gelähmt werde. „Der Deutsche Bund darf aber auch den Vorwurf zurück- weisen, daß er in dieser Frage an einer nationalen und erfolg reichen Politik nicht Theil genommen habe. Er ist berufen worden, im Rathe der europäischen Eabinete seine Stimme vernehmen zu lassen, und weil er sich in der Lage erhalten hatte, dem cinmülhigen Verlangen des deutschen Volkes rück haltlosen Ausdruck lcrhen zu können, ist seine Stimme nicht erfolglos verhallt. „Daß aber in dieser nämlichen Epoche erwiesen worden sei, daß die Militärcinrichtungcn des Bundes nicht in der für bie Sicherheit Deutschland« unbedingt nothwendigen Weise ge ordnet feien. ist eine Behauptung, deren nähere Begründung die königl. Regierung um: omehr erwarten darf, als sie in eben dieser Zeit ihr Contlngcnt zur Verfügung des Bundes gestellt hat und ihr bisher bezüglich ihrer diesfallsigen Leistung Aus stellungen nicht bekannt geworden sind. „So sehr endlich die königl. Regierung aufrichtig bemüht von Charakter Hellseherin. Der Berichterstatter hütet sich jedoch, in der noch immer offenen Streitfrage über diese dunkle Naturkraft Partei zu ergreifen und giebt in Folgendem nur einige persönliche Eindrücke. WaS zunächst das Exterieur der konstantinopolitanischen Si bylle betrifft, so zeigt dasselbe ziemlich michelangeleSke Formen, dabei ein kluges, von dunkeln Locken phan tastisch eingerahmtes Antlitz. Kurz, in dem gedämpften Licht des Zimmers gewährt die moderne Pythia in ihrem schwarzen, hermelinverbrämten, faltigen Gewände, in ihrer languiden Haltung auf ihrem Dreifuß, den hier eine Ottomane darstellt, einen ganz tranScenden» talen Eindruck. Die Hand der Sensitiven haltend, lauscht man mit schauerndem Entzücken den Orakel sprüchen des diabolischen Ideals; welche Orakelsprüche am besten mit den geistreichen Worten Don Pedro's in „Preciosa": „Etwas dunkel zwar, doch klingt's recht wunderbar" sich charalterisiren lassen. Im Uebrigen wollen wir zur Beruhigung ängstlicher Gemüther noch bemerken, daß die pythischen Unterhaltungen sehr harm loser Natur sind. Nach der Gesellschaft, die wir im Wartezimmer der Jlluminatin trafen, ist die hiesige, mystischen Unterhaltungen geneigte Fraction im Felde des thierischen Magnetismus nicht klein. Und jeden falls muß man unsrer Zeit zugrstehen, daß sie noch etwa« von den begeisterten Ziegen zu Delphi, von den Hainen zu Dodona und jenen weissagenden Hühnern hat, von deren Appetit nach Gerste oft das Schicksal Roms und Griechenlands abhing. Theater. Hkrr Emil Devrient und Fräulein Langenhaun vom königl. Hvstheater zu Dresden be schlossen am 17. d. einen Gastrollencyklus, den sie im Stadttheatrr zu Chemnitz gegeben, mi, dem Birch Pfeiffer'schen Drama „Ruben« in Madrid". Da« sein wird, dazu bcizutragen, daß die wieder aufgenommene Frage der Bundesreform der Erhaltung des bedrohten Frie dens förderlich werde, so muß sic gleichwohl entschieden der An sicht widersprechen, daß die Bestimmungen der Äundesgrund- gesetze in ihrer Anwendung zur Abwendung der Kriegsgesahr rm Innern Deutschlands nicht ausreichten. Denn im Falle einer Berufung aus Art. Il der Bundesacte von Seiten eines bedrohten Bundesgtiedes wird eine aufhältliche und den Zweck vereitelnde Berathung in keiner Weise zu besorgen, vielmehr eine rasche Beschlußfassung und nöthigenfalls deren Unterstützung durch entsprechende Maßregeln mit aller Sicherheit zu erwarten sein. Es darf nur daran erinnert werden, mit welcher Be schleunigung die Bundesversammlung wegen Zurückziehung der Bundestruppen aus Holstein Beschluß faßte, um an diesem Beispiele wenigstens Das nachznweiscn, wie wenig die Vor aussetzung einer Verschleppung in Fällen drohender Conflicte gerechtfertigt sei. „Die strenge Beobachtung der bestehenden Verfassung ist aber die sicherste Bürgschaft für eine gedeihliche Wirksamkeit der an ihre Stelle zu setzenden verbesserten Einrichtungen. Sowohl deshalb, als weil nur eine wirklich freie und unge störte Berathung eine wahre und bleibende Einigung herbei- führen kann, glaubt die köngl. Regierung es als selbstverständ lich betrachten zu müssen, daß derselben eine Einstellung aller und jeder kriegerischen Vorbereitungen vorauszugchen haben werde. „Darüber nun, wie diese Berathung über den gestellten Antrag sowohl, als über die in Verfolg desselben zu gewär tigenden Vorschläge am besten einzuleiten sei, um damit zu bestimmten Resultaten zu gelangen, wird nach der Ansicht der königl. Regierung es Aufgabe eines möglichst bald zu liefernden Ausschußgutachtens sein, den Regierungen zu entsprechenden Beschlüssen einen Anhalt zu bieten, und sie betrachtet hierzu den bestehenden politischen Ausschuß als vollkommen geeignet und befähigt. Ueber diese Grenze hinaus, einem Bundestags- ausschussc eine weitergehende Aufgabe zuzuthcilen, erscheint der königl. Regierung unthunlich und sie glaubt, indem sie diese Ueberzeugung ausspricht, einen Beweis ihres aufrichtigen Wunsches zu geben, die angeregte Frage einer wirklichen Lösung zugcführt zu sehen. In der That handelt cs sich hier nicht um die Begutachtung eines von der Bundesversammlung nach Maßgabe der bestehenden Bundesgesetze und Bundeseinrichmngen zu entscheidenden Falles oder einer von ihr zu fassenden Eot- Ichließuug. Die Umstände sind auch nicht so gestattet, daß es darauf ankommt, ein Gutachten über die Mängel der Bundes verfassung und die Mittel zu deren Abhilfe zu vernehmen. „Vielmehr liegen die Dinge so, daß die deutschen Regie- rungen berufen sein werden, in einer längst und vielseitig er- örterten Frage zu Entschlüssen zu gelangen und zu diesem Ende untereinander sich zu verständigen. Hier gilt es also nicht einer Begutachtung, sondern einer Verhandlung. Erne solche zu sühren, sind die Mitglieder der Bundesversammlung nicht allein nicht in der Lage, sondern die Rücksichtnahme auf deren Nothwendigkelt müßte sie auch selbst bei einer begutachtenden Thäligkeit aus eine stete Vorsicht Hinweisen, die eme irgend rasche Erledigung ihrer Aufgabe nicht vrrhoffen lassen könnte. Wohl aber dürfte cs der Sache förderlich sein, wenn dcr Aus schuß darüber, auf welchem Wege eine Verständigung unter den noyrr, Regierungen über dir mater-esic« Theile der Aufgabe herberzusühren sei, alsbald gutachtlichen Vortrag zu erstatten und zu diesem Ende formulirte Anträge der hohen Bundes- Versammlung zur Beschlußfassung vorzulegen, veranlaßt würde." Paris, Sonnabend, 21. April. Der heutige „Eonstitationnel" enthält einen von Paul Limayrar unterzeichneten Artikel, welcher sich wiederholt mit der österreichisch-preußischen Kriegssrage beschäftigt uud in dem eS heißt: Frankreich habe sich in den deutschen Konflikt nicht rinzumischen und könne kein öffentliches Urtheil über diesen Streit abgeben, ohne Partei zu nehmen. UebrigrnS halte das französische Cabinet die Friedensaussichten für mindestens eben so groß, als die KriegSauSsichten. London, Freitag, 20. April, Nachts. Zn der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte aus eine Interpellation Hardsord'S bezüglich der Tonausürsten- thümerfrage der Unterstaatssekretär des Auswärtigen, Layard: Tie Fürstenthümerronserenz dauere fort. Auf die Anfrage Griffiths: ob England der Ernen nung des Prinzen Karl von Hohenzollern-Sigmarin- gen zum Fürsten von Rumänien entgegentreten werde, bemerkte Layard, indem er eine bestimmte Antwort vermied: Der Traktat fordere die Wahl eine» Eingr- bornen. England entscheide nur gemeinsam mit den übrigen Garanten. . Cl'gesgeschichte. Dresden, 21. April. Sc. Ercellcnz der Herr Staats- minister Freiherr v. Beust ist gestern Nachmittag nach Augsburg abgereist. „CH. Tgbl." schreibt über die Genannten: „Mit auf richtiger Freude begrüßten wir aufs Neue das künst lerische Doppelgestirn, das jetzt abermals von unsrer Bühne auS Licht und Wärme in unsre Gemüther gießt, Herrn Emil Devrient und Frl. Langenhaun. Mit ungetheilter Bewunderung hingen unsre Theaterbesucher an dem Bolingbrokc, den Herr Devrient immer noch in unübertroffener diplomatischer Feinheit und Noblesse, und an dem Posa, den er mit alter Idealität und dem Pulsschlage eincS großen, vom Jammer der Mensch heit erfaßten Herzen-giebt. Seit einer zicmlichcnReihevon Jahren hat hier keine dramatische Künstlerin, Fräulein Janauschek ausgenommen, so tief und stark die vollste Hingabe unsers Publicums erworben, als Fräul. Lan genhaun". Ueber das letzte Auftreten der beiden Künst ler entnehmen wir dem oben citirten Blatte noch Fol gendes: „Was Herr Emil Devrient aus dem Birch- Pfeifferschen Rubens für eine Gestalt herausarbeitete, grenzte an Zauberei; die im 3. und 4. Acte in Hal tung und Sprache durchgeführtr Nachahmung des nieder ländischen Malers Adam van Oort ließ kaum den Glauben zu, daß man den Darsteller des Rubens hier vor sich habe, und daS jeweilig«, plötzliche Aufnehmen de« Ru- benS'schen RedetonS dürfte den Gipfelpunkt dieser kunst vollendeten Gestaltung bezeichnen. Ellena, da« stolze, hoheitsvolle spanische Weib, in dessen Brust der Genius der Kunst und der Liebe einen leidenschaftlichen Kampf heraufbeschwört, führte uns Frl. Langenhaun unver geßlich vor. Der Künstlerin, von der man sagen kann: „Sie kam, wurde gesehen und siegte", stehen so wun derbare Klangfärbungen zu Gebote, daß Funken auf Funken in die Gemüther fallen, bis die Flammen der Begeisterung auflodern. Den duftigen Blumen- und Lordeerkrinzrn, dir den kunstgeweihten Gästen so reich- lich gespendet wurden, vermögen wir nur da« tobte Dresden, 2l. April. Bei den Verhandlungen der sechzehnten Generalconferenz in ZollvereinS- angelegenheiten werden vertreten sein: Preußen durch den geh. Oberfinanzrath Henning, Bayern durch den Oberzollrath Gerbig, Sachsen durch den geh. Fi- nanzrath v. Thümmel, Hannover durch den Generalzoll director Albrecht, Württemberg durch den Oberfinanz rath Freiherrn Iw. v. Valois, Baden durch den Finanz- rath Lepique, Kurhessen durch den geh. Oberfinanzrath Kramer, Großherzogthum Hessen durch den geh. Ober- steuerrath Ewald, die bei dem thüringschen Zoll- und Handel-Vereine betheiligten Staaten durch den wirkt. Gebeimrath Thon, Ercellenz, Braunschweig durch den Finanzrath Gravenhorst, Oldenburg durch den Ober zollrath Meyer und die freie Stadt Frankfurt durch den Zolldirectionsrath Or. Mettenius. Bis auf den für den thüringschen Zoll- und Handelsverein ernannten Bevoll mächtigten, welcher im Laufe des heutigen Tages er wartet wird, sind die Bevollmächtigten der übrigen Ber- einsregicrungen bereits sämmtlich hier cingctrofsen, und es wird sicherm Vernehmen nach de» 23. d. Mts. die Eröffnung der Conferenz stattfinden. Wien, 2". April. (Voh.) Ein kaiserliches Hand schreiben ist nach St. Petersburg abgegangen, wel ches den Zaren wegen der Rettung von dem Attentate beglückwünscht. — In Regierungskreisen wird dieKriegs - gefahr als beseitigt angesehen. — (Fr. Pz.) Der seltene Fall der Lösung eines geistlichen Gelübdes durch den Papst ist zu mel den. Der österreichische Zweig des gräflichen Hauses Thürheim — ein jüngerer Zweig eristirt in Bayern — ruht nur noch auf vier Augen. Der ältere der bei den noch lebenden Grafen Thürhcim, Graf Ludwig, der durch seine afrikanischen Reisen und Löwenjagden auch in weitern Kreisen bekannt geworden, ist unvermählt und entschlossen, unvermählt zu bleiben, und so wird^ der jüngere Bruder, Graf Andreas, bisher Comthur des Malteserordens — früher Flügeladjutant des Feld- marschalls Fürsten Windischgrätz und als Militärschrift steller nicht ohne Namen — die Sorge der Erhaltung seines alten Geschlechts auf sich nehmen, und hat sich derselbe, nachdem der Papst ihn seines Ordensgclübde« entbunden, mit einer Tochter des Oberlandgerichtsprä sidenten Baron Hennet in Prag verlobt. Feldkirch, 17. April. (Pr.) Der bekannte, wegen Verbreck'«n«T>n. Sl-rrmg der öffentlichen Ruhe gegen den Verfasser und Haardter Gemeindevorsteher, al- ersten Unterzeichner der Landtagsadresse der Ge meinde Haardt, cingeleitcte Strafproceß ist, wie ich aus sicherer Quelle höre, durch Ablassungsbeschluk bei» gelegt worden. Der Ablassungsbeschluß gründet sich darauf, daß zwar der objective Thatbestand des genann ten Verbrechens in dem Inhalte der Adresse liege, daß jedoch das subjective Moment, die böse Absicht, wegen Mangel an Beweis nicht als vorhanden angenommen werden könne. — Die Auswanderung aus Vorarl berg ist in stetem Zunehmcn begriffen. Das Ziel unsrer Auswanderer sind nicht, w e bei den glaubenseinheit lichen Nachbarn jenseits des Arlberges, die unwegsa men, aber katholischen Gegenden am Pozuzu in Peru, sondern die westlichen Staaten dcr Union, Missouri, Iowa, Illinois und Michigan. Aus dcr Gemeinde Dornbirn allein wanderten seit Neujahr 1866 gegen 150 Personen nach Nordamerika au«. Die Bodensee dörfer Gaißau, Höchst, Fussach und Haardt haben viel leicht ein noch größeres Contingent gestellt. Pesth, 19. April. (W Z.) Die Magnatentafel hielt eine kurze Sitzung, in welcher beschlossen wurde, die Adresse als gelesen zu betrachten und etwaige sti listische Eorrecturen den Deputieren zu überlassen. Hiermit entfiel die Specialdebatte. Au« Berlin, 20. April, wird der „Echtes. Ztg." telegraphisch gemeldet: Die österreichische Antwort auf die preußische Depesche vom l5. April ist heute eingetroffcn. Oesterreich will am 25. April den Befehl Wort und die wenigen abgeblaßten Redeblumen nach zusenden." — In Köln gastiren zur Zeit Hr. Jauner und Frau Jauner-Krall. Ueber die Wiedergabe der Partie des Carlo Broschi in „Des Teufels Antheil" von Auber durch Frau JaunerKrall sagt die „Köln. Z.": „Einem Teuselchen, das so allerliebst und liebenswürdig ist, so vielHumor und dochso viclmcnschlichesGesühldabei besitzt, dem verschreibt man sich gar zu gern mit ganzer Seele. Lebten wir noch in Arkadien, so würden wir unbedingt an den Mythus glauben, daß die Grazien, durch eine besondere Liebhaberei getrieben, einmal die Unterwelt durchflogen und ein Dämonenkind entführt hätten, aus dem sie dann oben unter dem heitern Him mel ihren Liebling machten. Fängt dieser liebliche Dä mon aber vollends an zu singen, dann weiß man nicht, ob der kecke Humor, mit dem er den frommen Herrn zum Schrecken der hohen Geistlichkeit von dem Kirch gänge abhält, uns mehr ergötzt, oder die sympathische Stimme und der innige Bortrag des schönen LiedeS, dem weder der König noch da« Publicum widerstehen können, mehr rührt und entzückt. Kurz, Frau Jauner trägt und hält und hebt die ganze Oper." Ueber Herrn Iaune r'S Auftreten bemerkt die „Köln. Ztg.": „Während Frau Jauner Krall au« Dresden unser Opernpublicum al« RegimcntStochter, Carlo Brochi rc. entzückt, verfehlt auch ihr Gatte nicht, sein bedeutendes Talent in der Darstellung komischer Charaktere bei uns zu entschiede ner Geltung zu bringen. Er hat sich un- als Schumm- rich in Benedir' „Zärtlichen Verwandten ', als der stotternde Aerbriand in Scribe's „Fcenhändc", als Va lentin in Raimund'« „Verschwender" und in mchrcrn kleinen Blüctten und Operetten vorgestellt und stet- reichen, wohlverdienten Beifall gefunden."— Im Opern hause zu Berlin verabschiedete sich unter den stürmisch sten Ovationen ihrer Verehrer am 14. d. die langjäh»
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