Dresdner Journal : 17.06.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-06-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186606175
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660617
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-06
- Tag1866-06-17
- Monat1866-06
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- Dresdner Journal : 17.06.1866
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P«r1«, ««»nafiend, 1L. Jnni. Der heutig« „Mputtrnr" druckt den (in unsrer gestrigen Nummer mitgetheilten) Artikel de» „Eonftitutionuel" bezüglich de« tutserlicheu Haadschreiben» an Herrn Drnntzn de «Hsu» ,h welcher die kriegerische Deutung dekimpst, die demselben Sirardin in der „Liberty" gegeben hatte Mnbrid, Freitag, iS. Juni, Abend«. Am Se nate erklärte der Marineminifter die Expedition i» stillen vrean für beendet. Kew-ssork, 7. Juni. Dir Staattschuld betrug am I. Juni WVlt Millionen, der Bestand de« Schatze« 5« Millionen Dollar». Gestern find 3^ Millionen nach Europa abgegangen und zwar mit dem Dampfer „Luba", welcher eine vaarftacht von 1,64V,V27 Dol lar« mitnahm. vräfident Johnson hat eine Proklamation gegen die Fenier erlassen, die Fenier Sweeny und Robert« verhaften und senische Waffen und Munition confis- eiren lassen. Fort Erie ist wieder geräumt. Die vundr«- truppen haben Ml Fenier gefangen genommen. Die britisch-kanadische Grenze ist schars bewacht. Der Pro test gegen Jefferson Tavis ist bi« zum Oktober ver schoben. Tagesgeschichte. Dretde«, 16. Juni. Zwischen der königl. preußi schen und der königl. sächsischen Regierung hat gestern salzender Schriftwechsel stattgesunden: >. Rote des k. preußischen Gesandten. „Dresden, 15. Juni 1866. „Die durch die österreichischen Rüstungen gegen Preußen hervorgerufene bunde-widrige Situation und die Stellung, welche Se. Majestät der König von Sach sen mit anderen Bundesgliedern zu derselben genom men, haben in Verbindung mit den jüngsten Verhand lungen am Bundestage das bisherige Bundcsverhältniß gelöst und Se. Majestät den König von Preußen ge- nöthigt, die zur Vertheidigung Seiner Monarchie ge gen den beabsichtigten Angriff geeigneten Mittel zur Ab wehr zu ergreifen. „Die Königlich Sächsische Regierung hat am 14. dafür gestimmt, daß die hohe Bundesversammlung die Mobilmachung sämmtlicher Bundcsarmeecorps mit Aus schluß der preußischen anvrdne. „Die Königlich Preußische Regierung kann darin neben der Verletzung deS Bundesverhältnisses nur einen directrn Act der Feindseligkeit gegen sich selbst erkennen, und schon die geographische Luge des Königreichs Sach sen in Beziehung auf die ihm benachbarten Preußischen LandeStheile macht es ihr unmöglich, über die feindselige Stellung hinwegzusehen, welche die Königl. Sächsische Regierung hierdurch ihr gegenüber eingenommen hat. „Der unterzeichnete Königl. Preußische außerordent liche Gesandte und bevollmächtigte Minister hat in Folge dessen den Auftrag erhalten, die Königlich Sächsische Regierung um eine Erklärung darüber zu ersuchen, ob Se. Majestät der König von Sachsen ein Bündniß mit Preußen schließen will unter der Bedingung, daß I) die Königlich Sächsischen Truppen sofort auf den Friedensstand vom 1. März er. zurückgeführt werden, 2) Sachsen der Berufung des Deutschen Parlaments zustimmt und die Wahlen dazu ausschreibt, sobald es von Preußen geschieht, 3) Preußen dem Könige Sein Gebiet und Seine SouveränetLtS-Rechte nach Maßgabe der Reform vorschlägt vom 14. d. M. Gewähr leistet. „Sollte die Königlich Sächsische Regierung sich nicht entschließen können, ein solches Bündniß zu schließen, so würde Se. Majestät der König zu Seinem lebhaf ten Bedauern Sich in die Nothwendigkeit versetzt fin den, das Königreich Sachsen als im Kriegszustand ge gen Preußen befindlich zu betrachten und diesem Ver- hältniß entsprechend zu handeln. „Indem der Unterzeichnete noch die Ehre hat, er- gebenst zu bemerken, daß er angewiesen ist, eine Ant wort im Laufe dieses Tages zu erbitten und baß eine Verzögerung derselben über diesen Termin hinaus, ebensowohl wie eine ausweichende Antwort als eine Ablehnung angesehen werden würde, benutzt er auch diese Gelegenheit, um Sr. Ercellenz dem Königlich Sächsischen Staatsministrr Herrn Freiherrn von Beust den Ausdruck seiner ausgezeichneten Hochachtung erneuert darzubringen. (gez.) Schulenburg. Sr. Ercellenz dem Königl. Sächsischen Staatsminister der auswärtigen Angele genheiten Herrn Freiherrn von Brust." II. Antwort der Königl. Sächsischen Regierung. „Der Unterzeichnete hat die Note, welche unter Heu tigem an ihn zu richten dem Königlich Preußischen einer Ecke, schossen wüthendc, funkelnde Blicke und ließen ein dumpfes, unheilverkündendes Knurren ver nehmen, das sich bald in gräßliches Geheul verwandelte. ES war ein fürchterlicher Augenblick, das Publicum drängte entsetzt nach den Ausgängen, und mehrere Da men fielen natürlich pflichtschuldigst sofort in Ohnmacht. Batty verdankt nur seiner Geistesgegenwart, daß er lebendig auS dem Käfig herauskam; es gelang ihm, sich von den Krallen der Löwin frei zu machen, er schlug nun mit seiner Peitsche, die er glücklicherweise schnell ergreifen konnte, mit allen Kräften auf die Bestien loS, bis sie eingeschüchtert wieder in ihren Winkel krochen; diesen Augenblick benutzte Batty und gewann den Aus gang des Käfigs. Der arme Mann befand sich aber in einem kläglichen Zustande; er ist jetzt infolge der erhaltenen Wunden so krank, daß man für sein Auf kommen große Besorgniß hegt. Die Pariser sind durch diesen tragischen Fall einer ihrer LieblingSzei streuungen beraubt, denn der Löwenbändiger war sehr besucht, und seine gefährliche Kunst, die ihm nun so theuer zu stehen kommt, fand zahlreiche Bewunderer und Verehrer. Aber es fehlt den Parisern niemals lange an derartigen Zer streuungen; eS ist denn auch sofort wieder ein anderes Phänomen aufgetaucht, über welche« der arme Batty bald in Vergessenheit geratben wird. Diese« Phänomen, das sich in dem schönen, von den Parisern gern besuch ten Park von Asnitre- producirt, nennt sich „Aftaroty der Indianer oder der unvrrbrennliche Mann" (1'Knmmo incomkuotidl«), Riesenhafte Anschlagezettel verkünden den erstaunten Parisern, daß Astaroth der Indianer im Feuer ißt, trinkt und lebt — ganz Pari» will nun diese» unerhörte Wunder mit eigenen Augen schauen und anstaunen, und während acht Tagen mindesten» bildet Xoweulk, l'komm«, inoamkustiblv den Gegenstand der allgemeinen Gespräche. Die guten Pariser nennen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mi nister Herrn von der Schulenburg-Priemern gefällig war, zu empfangen die Ehre gehabt und nicht gesäumt, solche Sr. Maj. dem Könige, seinem allergnädigsten Herrn zu unterbreiten. In Folge dessen ist derselbe beauftragt, nachstehende ergebenste Erwiderung zu ertheilen. „Die Königlich Sächsische Regierung kann die Auf» faffung, welche in der geehrten Note dem gestrigen BundeSbeschlusse gegeben wird, nur aufrichtig bedauern, sie vermag aber die Ansicht keineswegs zu theilen, daß daS BundeSverhältniß damit gelöst werde. Die Grund» gesetzt deS Bunde» schließen bekanntlich die Auflösbar keit desselben aus. Der Bund dagegen handelt unbe stritten innerhalb seiner Competenz, wenn er die voll ständige oder thrilweise Mobilmachung des Bundes- Herres beschließt, und da hierauf bezügliche Beschlüsse grundgesetzlich nicht an Einstimmigkeit gebunden sind, so ist ein dieSfallsigcr Majoritätsbeschluß ein verfas sungsmäßig gültiger. „Die Königlich Sächsische Regierung würde dem nach dem unter 1 an dieselbe gestellten Anträge nicht Folge geben können, ohne ihrer Bundespflicht vollkom men untreu zu werden. „WaS den Antrag unter 2 betrifft, so ist die Säch sische Regierung gemeint, auf die baldige Einberufung des deutschen Parlament- mit allem Nachdruck hinzu wirken; sie wird aber solches, den Anträgen ihrer Kam mern gemäß, in der Weise thun, daß ein Parlament für ganz Deutschland gewählt werde, und sie geht da von au», daß die Ausschreibung der Wahlen nicht von einer einzelnen Regierung zu erfolgen habe. „Sollte unter diesen Umständen die Regierung Sr. Maj. deS Königs von Preußen in der Ablehnung des vorgeschlagenen Bündnisses wirklich einen Grund er kennen, das Königreich Sachsen im Kriegszustand gegen Preußen befindlich zu betrachten und diesem Verhält nisse entsprechend zu handeln, so bliebe der Königlichen Re gierung niLtS übrig, als gegen ein solches Vorgehen mit Bezugnahme auf die Grundgesetze des Bundes laut und entschieden zu protestiren, und die Abwehr des Bundes anzurufen. „Indem der Unterzeichnete den Herrn Gesandten er sucht, vorstehende Erwiderung zur Kenntniß seiner höchsten Regierung bringen zu wollen, benutzt er auch diesen Anlaß zur erneuten Versicherung seiner ausge zrichnetstcn Hochachtung. Dresden, den 15. Juni 1866. (gez) Beust. An den Königl. Preußischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister, Herrn Kammcrherrn von der Schulenburg-Priemern, rc. rc. hier." Dresden, 16. Juni. Nachdem der königl. preußische Gesandte seiner vorstehenden Note gestern Abend noch eine förmliche Kriegserklärung hat folgen lasten, auch in verflossener Nacht die preußischen Truppen bei Strehla in Sachsen eingerückt sind, Haden Sc. Ma jestät der König Sich heute Morgen zur Armee be geben, sind gegen II Uhr nochmals in das k. Schloß zurückgekommen und Nachmittags nach 3 Uhr wieder ab gereist. In der Begleitung Sr. Majestät befinden sich die Staatsminister Frhr. ». Beust und v. Rabenhorst. — Zur Verwaltung des Landes während der Abwesen heit Sr. Majestät deS Königs von der Residenz ist eine Landescommission niedergesetzt worden, bezüglich welcher das Nähere oben im amtlichen Theile d. Bl. enthalten ist. — Wie wir kurz vor Beginn des Druckes noch er fahren, haben die bei Strehla über die Elbe gegange nen königl. preußischen Truppen in Riesa Ouar- tier genommen. Die Elbbrücken bei Rieja und Meißen sind gestern Abend und im Lause der Nacht zerstört worden. Auch Löbaw-ist bereits von den Preußen be setzt; dagegen waren in Meißen bis Mittags 12 Uhr noch keine Preußen eingerückt. Wien, 15. Juni. Die heutige „Wiener Atg." ent hält eine Bekanntmachung des Statthalters inNieder- öst erreich, worin mit Hinblick darauf, daß in mehr als 20 Bezirken des Kronlandes die durch den bis da hin so günstigen Stand der Ffldfrüchte und Wein gärten berechtigten Hoffnungen auf eine gesegnete Ernte und eine reichliche Weinlese durch die Nachtfröste vom 22. und 23. Mai völlig vernichtet sind, freiwillige Spenden zur Beschaffung jener Mittel erbeten werden, welche zur Durchführung der im Interesse der Noth- leidenden gebotenen Maßregeln erforderlich sind. — Von einem ihrer hiesigen Corrcspondenten geht der „Debatte" folgende Mittheilung zu: „Freiherr v. Werther erhielt vorgestern seine Paste zugestcllt mit einer Note, besagend, daß die Vorgänge in Holstein den Kaiser veranlaßt, die diplomatischen Beziehungen sich bescheidener Weise selbst und so ost es nur möglich ist: das geistreichste Volk der Erde! Ich will ihnen dieses Prädicat auch durchaus nicht streitig machen; indessen frage ich mich doch oft, wie es kommt, daß eben dieses geistreiche und in manchem Sinne so verwöhnte Volk gar so leichtgläubig ist und sich so naiv vom Ersten Besten an der Nase herumführcn läßt! Dresden. In der Sitzung der physikalisch-chemischen Section der „Isis" am 7. Juni berichtete Herr Di rector Oe. Neumann in ausführlicher Weise über eine neue Art akustischer Staubfiguren, die er durch mehrere Erperimente zur Anschauung brachte. Herr Apotheker Bley machte in längerer Rede die Gesellschaft mit den Ansichten l)r. Weltzien's über Ozon, Antozon und At- mizon bekannt (dieser läugnet sie und nennt sie „Ne belbilder") und setzte dann seine Art und Weise der chemischen Analyse der Blüthen und Blätter der Pau- lownia auseinander, wobei Herr Photograph Krone den Petroleumäther al» bestes Mittel zum Ausziehen von Pflanzenstoffen bezeichnete. — In der Sitzung der zovlogischen Section am 14. Juni berichtete Herr Se minarlehrer Engelhardt über die verschiedenen Mit tel, die in neuester Zxit empfohlen worden seien, die Trichinose an Thieren und Menschen zu unterdrücken, wie über die Art ihrer Anwendung. Hierauf zeigte er den Versammelten eine schöne systematisch geordnete Sammlung sächsischer Conchilien, woran der in der wissenschaftlichen Welt al» Conchyliologe wohlbekannte Herr Theodor Neidisch einige Notizen knüpfte. Herr Hartwig Neidisch legte zwei schöne Skelette von I»tp» «m-opoe, und ^aipa "vv, vor. Hierauf hielt Herr Th. Neidisch einen längern sehr gründlichen Vortrag Über den Grhäusrbau der Schnecken, der für Alle von größ tem Jntereffe war, und verspracy, in einer der nächsten zu Preußen abzubrechen und seinen Gesandten abzu- drrusen, womit auch die Mission de» Vertreter» Preu ßens in Wien ihr Ende erreiche Außerdem erhielt Frei herr v. Werther ein nichtofficielle» Schreiben, worin Graf Mensdorff in, den Gesandte» höchlich ehrenden Ausdrücken die taktvolle Art anerkannte, mit welcher er unter den schwierigsten Verhältnissen während seiner langjährigen Mission die ihm gestellte Aufgabe erfüllt habe." — (Pr.) Das Wien-Tiroler Scharfschützen corps, unter der Führung des Hauptmanns Kögl, verläßt morgen (Freitag) Nachmittag« Wien, um sich nach Innsbruck zu begeben. Die Werbungen für da- Alpenjägercorp« gehen, nach heute ringetroffenen Grazer Meldungen, rasch von statten. Die braven Tiroler stehen kampfgerüstet an den Grenzen ihre« Vaterlandes, um die Rvthhemden Garibaldr'S gebührend zu empfangen. Ucber die Stärke und Organisation des tiroler Landsturms und der Schützencorps bringt die Gen.-Corr. nachstehenden Bericht aus Innsbruck, 11. Juni: Im Ganzen ist nun in Deutschtirol der Landsturm in 26 Bezirken vollständig organiflrt und in den an dern im raschen Zuge begriffen. Es ist nickt fehl- gcgriffen, wenn man die Sturmmannschaft des Landes, die dem Feinde entgegengeworfrn werden kann, auf 50,000 kampfdegierige Männer, dir Scharfschützencom pagnien und die Landesschützeu gar nicht mitgrrechnet, veranschlagt. — (Pr.) Die Verkündigung des Kriegszustan des in Venetien dürste schon in den nächsten Ta gen erfolgen. Einige Vorbereitungen, welche dieser Maßregel vorzugehen pflegen, sind bereits im Zuge. Verhaftungen und Hausdurchsuchungen sind an der Tagesordnung und nicht ohne Erfolg, da bereits eine Menge Personen verhaftet wurden, deren Charakter als Agenten der piemontesischen Regierung oder alS Organe der verschiedenen RevolutionScomitös erwie sen wurde, und sind bei solchen Gelegenheiten mitunter höchst interessante und die Absichten der Regierung Victor Emanuel'S charakterisirende Documente den k. k. Behörden in die Hände gefallen. Mit welch' schmäh lichen Waffen von Seite unsrer Gegner gekämpft wird geht z. B. daraus hervor, daß hier vor den Thoren mehrer Easernen ganze Pakete von Proclamen in deutscher, italienischer, ungarischer und slawischer Sprache gefunden wurden, in denen zum Verrathe und zu De sertion aufgefordert wird. Pesth, 14. Juni. (W. Z.) Sitzung deS Repräsen tantenhauses. Fortsetzung der Debatte über den An trag Deak's in Angelegenheit der Nothstandsfrage. Für den Antrag Deak's sprechen: Gabriel Fabian, Koloman Tisza, Emerlch Ivanka, Aron Szilagyi, Graf Apponyi, Baron Eötvös, Zsedcnyi, Trefort, Ghyczy u. A. Graf Apponyi tritt in seiner Rede Denjenigen entgegen, welche behaupteten, daß das Volk ausschließlich Alles vom Landtage erwarte; das Volk — sagt Redner — erwartet Alles vom Ausgleich, vom Zusammenwirken des Landtages mit der Krone; man dürfe das Zusam menwirken dieser beiden Factoren nicht hindern, das würde geschehen, wenn man den Nothstand zu einer Pression auf die Regierung benützen würde. Nachdem viele vorgcmerkte Redner auf das Wort verzichtet, wurde di« allgemeine Debatte geschlossen und zur Abstimmung geschritten, bei welcher sich die kleine Minorität der äußersten Linken für die Adresse und da- ganze übrige Haus für den Deak'schcn Antrag erhob. Schließlich wurden zwei Amendements verlesen, deren eines von Tisza einen Zusatz zu dem Beschluß und daS andere von Mocsary die Weglassung des letzten Passut des selben bezweckt. Die Specialdebatte ist für morgen an- - beraumt. Agram, l4. Juni. (W. Z.) Ein auS Karlsstadt hier eingetroffener Comite, bestehend aus dem Karlstädter Bürgermeister Obradevich und zwei städtischen Vertre tern, wird dem Banus eine LoyalitätSadrrsse der Stadt Karlstadt zur Weiterbeförderung an Se. Ma jestät überreichen. Zara, 10. Juni. (C. Oest. Z.) Die Communal- verwaltung unsrer Stadt überreichte gestern Sr. Er- cellenz dem Statthalter Fcldmarschallleutnant v. Phi- lippovich eine unter allgemeiner Acclamation vom Ge- mcinderath angenommene Loyalitätsadresse an Sc. Maj. den Kaiser. Der Podesta Conte Begna di Posst- daria begleitete diese Adresse mit einer Ansprache, welche der Statthalter mit folgenden Worten erwiderte: „Ich habe niemals gezweife t, sondern war vollkommen von der Treue überzeugt, von welcher die Bewohner dieser Hauptstadt beseelt sind, und ich habe das Vergnügen, den glei chen Gefühlen in ganz Dalmatien zu begegnen. In diesem Sinne erstattete ich wiederholt meine Berichte an II. EE. den Staats- und Kriegsminister. Es gereicht mir daher zur großen Freude, daß sich mir ein neuer Anlaß darbietct, die Ergeben heit und Anhänglichkeit der Dalmatiner der allerhöchsten Person Sr. k. k. apost. Majestät zu bezeugen, uno ich werde es mit dein Beisügen der untcrthänigsten Bitte thun, daß Se. Majestät geruhen wolle, den Ausdruck und die Bczeigung der edeln Ge- Sihungcn einen zweiten über dasselbe Thema alS Fort setzung folgen zu lassen. X. Literatur. „Geschichte des modernen Ge schmacks, von Jakob Falke, Leipzig, T. O. Weigel. 1866." — Auch der Geschmack muß gelehrt werden. Wird er wie bisher als ein freiwilliges Ergebniß der allgemeinen Bildung seinem Schicksale überlasten, so bleibt er, wie auch bisher, in dem Zustande der Ver wirrung und Verwilderung, der Rath- und Ziellosig keit. Es ist eine sehr beachtcnswerthe Fruckt der Welt ausstellungen, daß sich die Verirrung des Geschmacks aus fast allen Gebieten, wo die Kunst ihre gestaltende Kraft in Ausübung bringt, zu Tage gelegt hat, und infolge dessen schon an mehr als einem maßgebenden Orte mit verständigem Sinn zu einer Umkehr die Vor bereitung getroffen ist. So hat in Wien da« öster reichische Museum für Kunst und Industrie die Aufgabe erhalten, ein Mittelpunkt solcher Reformbestrebungen zu werden und durch Beschaffung der nvthwendigen Bil dungsmittel Jedem zur richtigen Erkenntniß und Aus übung der Gesetze der Kunst die Gelegenheit zu bieten. In dieser Absicht fügt es zu der Anschauung sogleich die Belehrung und hat regelmäßige Vorlesungen ver anstaltet, welche auch zu dem vorliegenden Buche die nächste Veranlassung gegeben haben. Der nachhaltigen Besserung muß ein volles Bewußtsein über Da», wa» man thut und will, über die Mittel und ihre Wirkung, muß die Kenntniß der richtige« Kunstprincipien wie der ganzen Sachlage voraufgehen. Solche Einsicht dem Publi cum wie dem Künstler zu verschaffen, zu lehren, jwie dieser beklagen-werthe Zustand de» heutigen Geschmack» geschichtlich geworden ist, ist die Zweckbestimmung diese» Buches, wodurch die Darstellung am allerwenigsten an lebensvoller Anschaulichkeit, an Schärfe nnd Klarheit, fühle, vou denea bir Bewohner bestell find, alltrgoädchst ent- gegcozullthmen. Unsrr Sache ist gerecht, heilig unser Rech,, und bei der gegenwärtigen Entwickelung »er Droge bege uh,n memem Heizen da« Vorgefühl eine« glücklichen Elsolaes.- München, 14. Juni. Dir „Bayersche Z." schreibt: Der preußische BundeSresormvorschlag ist von Selt« Bayerns abgelehnt worden, schon wegen de« Art. 1, welcher dir Forderung deS Ausschlusse» Oester reich» au- dem Bun» enthält. Kassel, 14. Juni. (Fr. I.) Der Kurfürst hat heute daS DrrkoppelungSgesetz genehmigt. Frankfurt, 14. Juni. (Fr. I.) Dem Vernehmen nach trifft daS grsammte Personal der preußischen Gesandtschast Vorkehrungen zu seiner Abreise. Jbraila, 2. Juni. (E. Oe. Z.) Vor wenige» Tagen schwebte unsre Stadt in nicht geringer Gefahr, der Schauplatz eines furchtbaren Kampfe« zu werden. An, 30. Mai erschien um die Mittagsstunde eine ungefähr 600 Mann starke Abteilung von Graniceri (Grenz soldaten) vor Jbraila, nahm bei dem russischen Monu ment eine militärische Position und erklärte, daß sie sich dem Befehle, zu drn regulären Truppen zu stoßen, nicht fügen wolle. Diese Granieeri (eine von Kusa errichtete Bauernmiliz) hatten sich aus dem Marjchc bereit- in Buzeo ihrer Offiziere entledigt und waren nach Jbraila zurückgekehrt, da sie theils zum District diejer Stgdt, theilS zum District von Galacz gehörten. Die BemÜ Hungen deS Präfecten Steriavi» und eine« Obersten aus Galacz, die Empörer zu beruhigen und zum Ge horsam zurückzuführen, blieben fruchtlos. Sie erklärten auf das Entschiedenste, daß Niemand da- Recht habe, sie zum regulären Militärdienst zu zwingen, da sie nur zum Grenzdienst verpflichtet seien, daß sie ihre Waffen von ihrem eingebornen rechtmäßigen Fürsten erhalten hätten, daß sie einen fremden Fürsten, der nicht einmal ihre Sprache verstehe, nicht anerkennen u. s. w. Der Präsect bot nun die ihm zur Verfügung stehenden zwei Schwadronen Dorobantzen gegen die Meuterer auf, welche von einigen in der Eil? aus Galacz requirirten Compagnien Infanterie und dem etwa 300 Mann star ken Donauflottillencorps unterstützt wurden. Dadurch war es möglich, die Graniceri von vier Seiten einzu- schließen, doch wurde diesen von der von allen Seiten mittlerweile herbeiströmenden Landbevölkerung, sowie von der untern Klasse der Bevölkerung der Stadt HUse zu Theil. Die hcranziehenden Bauern hatten die Gra niceri bereits mit Lebensmitteln versorgt, und bewaffne ten sich nun mit Zaunpfählen und Ackergeräth, mit welchen sie drohten, die Soldaten niederzuschlagen, wenn sie die Waffen gegen ihre Brüder gebrauchen sollten. Dabci fehlte es nicht an Schimpsreden und Flüchen gegen die Bewohner der Städte und besonders von Bu karest, welche ihnen einen Fremden zum Fürsten auf- drängcn wollten. Die Haltung des Militärs wurde eine sehr zweifelhafte, waS dadurch einigermaßen erklärlich wird, daß sie vor sich die gutbewaffneten und entschlos senen Grenzbauern, hinter sich eine wüthende Menge von Landvolk, Hafenarbeitern und Gesindel hatten. Dcr Präfect telegraphirte nach Bukarest um Verhaltungs maßregeln und bekam die Antwort, die Grenzbauern m ihre Heimath ziehen zu lassen, wenn diese die Waffen abgcliefert haben würden; dazu waren diese indrß ganz und gar nicht zu bewegen. Alle Ueberredungsvcrsuche wurden mit Hohn und mit der Antwort zurückgewiesrn, daß ihr recktmäßigrr Fürst ihnen ihre Waffen gegeben habe und daß Niemandem das Recht zustehe, ihnen die selben abzuverlangen. Sie seien bereit, ihre Pflicht zu erfüllen, d. h. den Wachedlenst bis auf 6 Stunden Ent fernung von ihren Dörfern zu verrichten, zu einem andern Dienst seien sie jedoch nicht verpflichtet. Ein Vermittlungsversuch des französischen Viceconsuls miß glückte gänzlich. Sie verlangten freien Abzug mit ihren Waffen und Munition. Abermals wurde nach Bukarest telegraphirt, und die Regierung sah sich genöthigt, dem Verlangen der Graniceri in jeder Beziehung nachzu kommen. Dieselben zogen in kleinern Abtheilungen sammt ihren Gewehren in ihre heimathlichen Dörfer, nachdem das reguläre Militär zurückgezogen worden war. In Jbraila herrschte bei den wohlhabenden Einwohnern eine große Furcht, zahlreiche Familien waren bereits auf die Schiffe und in die Consulate geflüchtet, alle Häuser, Fensterläden und Verkaufsmagazine waren geschloffen. Die Stimmung ist noch jetzt eine sehr unbehagliche, da man sich nicht verhehlen kann, daß die Landbevölkerung mit der gegenwärtigen Regierung keineswegs zufrieden ist, während diese einen eclatanten Beweis ihrer Schwäche gegeben hat. Rio-de-Janeiro, 4. Mai. (H N.) Gestern wurde hier das Reichsparlament durch den Kaiser mit einer Thronrede eröffnet, der wir folgende Stellen entnehmen: „Noch hat die durch den Präsidenten von Paraguay ver übte Verletzung unsrer Nationalehre die Sühne nicht erhalten, welche uns gestattete, die Waffen bereit- medcrzulege«; um so freudiger erkenne ich den unermüdlichen Wetteifer au, welchen an warmem Eifer für das Ziel, dessen Erreichung an gebahnt wird, eingebüßt hat. Der Verfasser beginnt mit der Schilderung dcr Gcschmackscntartung am Aus gang dcs Mittelalters, da dcr Geschmack, aus der Ge bundenheit mittelalterlicher Lebens- und Kunstformen mit Gewalt heraustrelend, noch unvermögend war, so gleich einen neuen gesetzmäßigen Gang der Entwickelung wieder einzuschlagen, vielmehr auf allen Kunstgebieten Altes und Neues, überlieferte starrgewordene Formen und die allen Ueberlieferungen spottenden Gebilde einer überall hin ausschweifenden Phantasie zusammenwarf. Während sich so der Geschmack des Mittelalter» nach allen Richtungen verlief uud auSlebte, entwickelte sich auf italienischem Boden der neue Geschmack der Re naissance, der auch al»bald dieSseit« der Alpen über die veraltete Kunstweise den blcibendrn Sieg gewann und mit der Reformation und dem dazu vorbereitenden Zeit alter zusammenfiel. DaS Studium der Antike in Ver bindung mit dem Studium der Natur führten die Blüthe- zeit der modernen Kunst herauf, die in Italien ins besondere durch Michelangelo und Raphael, in Deutsch land durch Albrecht Dürer getragen wurde und in beiden Ländern, doch auf höchst verschiedene Weise, alle Künste und alle Zweige der Kunstinduftrie durchdrang. In ihrer Entartung und einseitigen Uebertreibung führte die Re naissance gegen AuSgaug de» 16. Jahrhundert- zum Barokstil, besten verschiedene Erscheinungsweisen in Deutschland, England, Spanien hier eingehend und lebendig geschildert werden. In den Riederlanden ent wickelte sich darau« der NaturaliSmu» eine« Ruben« und Rembrandt und in Deutschland der wilde zügel» lose NaturaliSmu« der dreißigjährige» KriegSzeit. In der darauf folgende« Zeit politischer uud geistiger Er schlaffung entwickelte sich in Frankreich wir in Deutsch land der Perrüken- und Jesuitenstil, der alle Richtungen
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