Dresdner Journal : 27.06.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-06-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186606273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-06
- Tag1866-06-27
- Monat1866-06
- Jahr1866
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586
- Titel
- Dresdner Journal : 27.06.1866
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Mittwoch, dm 27. Junt 18«« -V 11., AreMerIourml Bcrastwortltcher Redacteur: I G. Hartmauu. tritt?o«t u. 8t«iop«l- «UIvblUx b-QUI. stbeUeb, « ^blr. — »t«r U^krliekt 1 „ 1b „ btanntliob:— ,, 1b „ Linietu« Kummeror I „ Lrschettlrn: lA^Ued, «rlt Xun>»kw« ö«r 8»im oack 8«i«r»--SE ^d«oä» kür ü«o kolxeaü«» r»ser»1num»ah« «t»»ür1«: U«tP«lU! 8»^ 6oouol»^o»Lr <j«» I)r»»<t»«r ^o»r»»1»i «k«iick»,.: kl Lxol.»», Lva» ko»»; Lnwdnrff L«rl1». Vt„-rr»»kkLrt ».N.: Ün»,»»r»i» t Vooi.»»; >«rlt»: 6»oriv»'»vk« Uuekli , tt»r«»ir»»'i Itur«»»; >r»m«»: 8. 8v»i.o»r»; >r,^»a: l,. 8»>»««»'»^lmo»o«odnr«»a, >»ser«lr»Prets«: Xür ü«a kwum «io«r »«,p»lt«»«u L«U«: 1 ki^r. vot«r ,, 8iox«»»oat" äle Lell«: Z kl^r. Loebb.; «dl»-. Ito Lto»»»»;k»r1»: U»r»>, I,»»rir», Vvl.i.1»» sr Oo., (8, ?I«L« <i« I» Sour»«); Sr»U: 8». 8e»l.iv»', vuobk.; Vl«: ^r.. Or^»l.r». qrrao^rdrr: LLlli^I Sipsüiliou 6«» Vreiäoer ckouru»!», vre»ä«i>, tlirisuitr«»»« So. 7. Ad»»kMtiilr-Lmlad»»g. Auf da« mit drm I Juli dogimwndr neue vieiteljäkrige Abonnement det „Dresd ner Journals" werden Bestellungen für uuS- wärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenom- men. Der Preis beträgt in ganz Dachsen vierteljährlich » Tklr. I» Nar.; im Aus- lande tritt Postzuschlag und Gtempelgebühr hinzu. If4k" In Bezug auf die in voriger Woche eingetretenen Verkehrsstörungen, welche das regilmäßige Eintreffen unser- Blattes bei den auswärtigen Posten unmöalich ge macht haben, hoffen wir, daß dieselben nur vorübergehend sein werden. Wir werden unsrerseits Alles thun, was möglich ist, um unsern Abonnenten das „Dresdner Journal" aufs Schnellste zugänglich zu machen, und haben um so gegründetere Aussicht, daß uns dies gelingen werde, da schon in den letzten Lagen unser Blatt wieder regelmäßig stets Abends von der Post zur Weiterbeförderung angenommen worden ist. Äömgl. Expedition des Dresdner Journals. « Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Das Ministerium des Innern hat in stolze eines von dem Königlich Preußischen Civilcommiffar, Herrn Landrath von Wurmb, bei der Landescommission ge stellten Antrags sürdieBrschasfung größererVor- räthe von Verpflegung-gegenständen, inSbesm»- dere Heu, Stroh, sowie Brod, Mehl, Fleisch und dergl. in der Person drS RegirrungSrath Meusel einen Com- mifsar ernannt, welcher unter Mitwirkung des Proviant- Verwalters, Kriegsrath Blume, deshalb alle- Nöthige besorgen wird. Das Geschäft-local befindet sich im Ge bäude des Ministerium- des Innern, Serstraßc Rr. 11. Für Beschaffung anderer, namentlich BekleidungS- gegenstände, ist ein besonderer Kommissar in der Per son des Geheimen Finanzraths von diostih Witz bestellt worden, welcher sein Geschäft-local eben falls im Gebäude des Ministeriums des Innern Has. Beide Commissionen beziehen sich übrigens nur auf Lieferungen für Truppen außerhalb Dresden, wäh rend für die in Dresden befindlichen Truppen die Lie ferungen wie zeither durch den hiesigen Stadtrath er folgen. Dresden, den 25. Juni 1866. Königlicht Landescolyiyissioy, ». Fslkenstein. p. Friese«, vr. Schneider. v.Snßtl. Nichtamtlicher Theil. Uedersickt. TigeSgeschichte. Dresden: Mangel an Kriegsnach- richten. Der Johanniterorden. — Leipzig: Cho- lerafälle. Derkehrsangelegenheiten. Warnung vor Ver breitung grundloser Gerüchte. Bekanntmachung des Stadtkommandanten. — Venedig: Ausweisungen zind Verhaftungen. Das AwangSanlehen.— Berlin: Dit Behandlung hannöverscher Handelsschiffe. De menti. Mobilisirung der Ersatzbataillone. Bildung eine- Fuhrenparkes. Der badenschr Gesandte abberu- fen. — Königsberg: Stadtverordnetenbeschluh. Preßprocesse. — Stettin: Ersatzbataillone. — Gumbinnen: Landlieferungen. Communal- steuererhöhung. — Breslau: Ersatzreserve. — München: Militärisches. Rede de» Freiherrn v. d. Psordten beim Kammerschluß. — Stuttgart: - ----- Feuilleton. Reiseliteratur. Eine der gefahrvollsten und aben teuerlichsten Reisen hat Hermann Vämbsry im Jahre 1863 ausgrführt und deren Schilderung unter dem Titel „Reife in Mittelasien" (Leipzig F. A. BrockhauS) herausgegeben. V«mbsry ist ein Ungar. Schon früh mit dem Studium der asiatischen Sprachen beschäftigt, setzte er sich da- Ziel durch praktische Kennt- niß der lebenden orientalischen Sprachen den Verwandt schaftsgrad zwischen der ungarischen Spracht und den türkisch-tatarischen Mundarten genau zu erforschen und dadurch zur Entscheidung über die Abstammung der erster« beizutragen. Durch mehrjährigen Aufenthalt in Konstantinopel wandelte er sich in einen Türken um und zwar in einen Efendi, und bereiste als solcher den Orient. In Teheran schloß er sich einer tatarischen Hadschigesellschaft an, die von Mekka zur Heimath zu- rückkehrte, und zwar al» Derwisch. Mit diesen bettrl- haften, aber ehrlichen Begleitern, die an seinen wirk lichen Derwisch-Charakter glaubten, wanderte er monate lang in Lumpen gehüllt, ohne die nöthigen Nahrung«- mittrl und unter steter Gefahr eine» qualvollen Tode» durch dir Turkomanen zu sterben, durch die turkmani- sche Wüste nach Khiwa, Bokhara und Samarkand aus nie von Europäern betretenen Gebieten, von wo er über Herat, Meschrd und Teheran zurückkehrte. Entbehrun gen und Gefahren aller Art boten auch andere For schungsreisen dar und sind oft mit unbeugsamem Muth, mit physischer und moralischer Au-dauer überwunden. Aber im höchsten Grade nimmt V-mbsry unsre Be wunderung in Anspruch durch die Geiste»gegenwart und nie ermüdende Selbstbeherrschung, womit er so lange sei« gefährliche» Derwischineognito durchführt«, nament lich dm» wilden «nd grausamen T»rkman«nsttunnrn ge- Preußischer Soldat festgenommen. — Darmstadt: Ausfuhrverbot. — Karlsruhe: Ansprache dr- Staatsraths Lamey beim Kammerschluß. — Braun schweig: Antwortschreiben de- Staatsministrriums an den Ausschuß der Landesversammlung. Annahme der preußischen Vorschläge. — Frankfurt: Redac- tionswechsel. — Hamburg: Das preußische Bünd- niß. — Pari»: Dir Reife des Kaiser» nach dem Elsaß verschoben. Aus dem gesetzgebenden Körper. — Florenz: Proklamation des Prinzen v. Carignan. Seeprisencommissiou erwählt. — Rom: Cardinäle creirt. Begnadigungen. — Madrid: Die Campagne im Stillen Meer beendet. Der MilitLraufstand. — London: Neuer Gouverneur von Jamaica. Proceß gegen einen Deutschen in Brighton. — Kopenha gen: Vom Hofe. Die ReichStagSIandSthingwahlrn. Reichstag einberufen. — Bukarest: Freiwilligen corps. Ausmarsch der Truppen. Armeebedürfniffr. Gchle»wig-Holstet«. (Bevorstehende Aushebung der Mannschaften der Herzogthümer dementirt.) Arieg»nochrich1rn. (Vermischtes.) VetrltdSübersichi der Staat-eisenbahnen pro Monut Mir; 18S«. Tagesgeschichte. Dre-den, 26. Juni. Directe Mittheilungen über Vorgänge auf den Kriegsschauplätzen sind uns nicht zu^ gegangen; wir können daher nur auf die umstehenden, den heute vorliegenden auswärtigen Zeitungen entnom menen Nachrichten verweisen. Die Post auS Oesterreich fehlt heute wieder gänzlich. Der Telegraphenverkchr für Privatdepeschen ist auch nach dem Norden hin noch nicht wieder eröffnet. Dresden, 26. Juni. Von geschätzter Hand geht uns Folgendes zu: „In dem vorgestrigen „Dresdner Journal" befindet sich ein Artikel über die Stellung des I o h a n n i t e r o r d e n s zu der Errichtung» der Hospitäler, der einer nähern Beleuchtung bedarf, um etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen. Der Johan- nitrrorden hat sich stets und vorzugsweise in der neuesten Zeit mit größter Selbstaufopferung dem edeln Zwecke gewidmet, für Kranke und Verwundete zu sorgen, ist indeß weder durch die Zahl seiner Mitglieder, noch durch die Mittel, über die er verfügt, in den Stand gesetzt, sich der Aufgabe, die jetzt den Staaten bezüg lich der nöthigen Krankenpflege obliegt, gewachsen zu zeigen Ja richtiger Beurtheilung der gegenwärtigen Lage hat der Johanniterorden sich dem internationalen Vereine zum Schuhe und zur Pflege verwundeter und kranker Soldaten angeschlosfrn, der 1864 in Genf ge gründet und von den meisten Staaten Europas und so auch von Sachsen anerkannt worden ist. Dieser inter nationale Verein, der in unsrer Stadt bereits viele Mitglieder zählt und der sich, da er dem humanen Geiste unser- Jahrhunderts seine Entstehung verdankt, sicher mehr und mehr au-breiten wird, muß und wird bei der schweren Zeit, die über Deutschland gekommen ist, seine hohe Mission zu erfüllen suchen und hat schon jetzt bei der Einrichtung der neu zu schaffenden Militärhospitäler der Regierung seine Beihilfe zugesagt und bethätigt. Seine Flagge weiß mit rothem Kreuze wird künftig über den Stätten wehen, wo kranke und verwundete Soldaten (ohne Berücksichtigung der Nationalität) aus genommen und gepflegt werden und sein Abzeichen wird, in Form einer weißen Binde mit rothem Kreuze um den linken Arm getragen, Diejenigen zieren und schir men, die ihre Kräfte der Krankenpflege direkt widmen. Dem Johanniterorden wird zunächst die schöne Auf gabe gestellt sein, dem noch jungen internationalen Ver eine als leuchtendes Vorbild in der Erfüllung der schweren und echt christlichen Aufgabe zu dienen, der sich beide Vereine widmen. Möchte ihr Wirken gesegnet sein." * Leipzig, 24. Juni. Von den gestern Abend hier eingetroffenen königlich preußischen Truppen, welche am 22. d. M. Stettin passirt haben sollen, ist ein Mann bald nach der Ankunft, ein zweiter heute an der Cho lera erkrankt, und in» Iakob-Hospital ausgenommen worden. Ein tödtlichcr Verlauf ist bis jetzt nicht ein- genüber, bei denen seine europäische Gesichtsbildung oft Mißtrauen erregte. So gesellten sich zu den offenen Gefahren versteckte, die eine stets wache Vorsicht for derten. Und jene trügende Derwischmaske bedingte eine Lebensweise der widerwärtigsten und unleidlichsten Art für einen Europäer. Nur ein besonder- starker Drang zu Abenteuern erklärt Dsmbsry'S Unternehmung. Man cherlei wünschenSwerthe wissenschaftlicheForschungenlagrn unter solchen Verhältnissen allerdings außer dem Be reiche der Möglichkeit. Die gewonnenen philologischen Erfahrungen wird Vsmbsry in einem andern Werke veröffentlichen. In diesem Buche empfangen wir eine lebendige fesselnde Beschreibung der Reise selbst und namentlich die interessante, au» unmittelbarer Anschau ung und eigenen Erlebnissen geschöpfte Schilderung der Culturzustände, des Charakter», der Gebräuche und Sitten der Völker Mittelasien», und ihrer Wohnplätze, In einer brsvndern Abtheilung sind die gesammelten Notizen über Geographie, Ethnographie, politische und sociale Verhältnisse dieser noch höchst unbekannten Län- derstrrcken aneinander gereiht. Man wird die großen- thril» völlig neuen Mittheilungen und Beobachtungen Vämbsry» um so schätzbarer und reichhaltiger finden, wenn man nicht vergessen will, daß sie dir Frucht einer durch ihre Art merkwürdigsten und vielfach behinderten Reise sind in einem Lande, wo Hören für Unverschämt heit, Fragen für Verbrechen und Nstiren für Todsünde gehalten wird. Vor Allem wichtig treten unter den dortigen Völ kerschaften die Turkmanen hervor, diese kriegerischen, tapfern, in Menschenraub geübten Nomadenstämme, die südlichen Grenzwächter de» asiatischen Hochlande», die sich nur mit Pferden, Waffenkampf und Raubzügen be schäftigen. B-mbsry sagt unter Andern»: Am meisten hat mich unter de« Turtu»aneir frapptrt, daß ich Keinen getreten. Wir erwähnen die-, um übertriebenen Ge rückten vorzubeugen. Leipzig, 24. Juni. (Tgbl.) Ein großer Stein ist der hiesigen Handelswelt vom Herzen genommen durch die gestern Nachmittag von dem königlich preußischen Kommandanten der Stadt, General v. Glisczinski, dem hiesigen Oberpostamte ertheilte Erlaubniß, von jetzt an wieder alle Briefe nach Verlauf von drei Tagen von der Ausgabe an gerechnet nach denjenigen Richtungen zu erpediren, nach welchen seit der Occupation Leipzigs durch die preußischen Truppen jede Briesbesörderung untersagt war*: nach den übrigen Landestheilen von Sachsen (nur Dresden und dessen Umgegend waren bis jetzt von dem Verbot ausgenommen), nach Oesterreich, Bayern und den mit diesen gegen Preußen verbündeten Ländern. Mächtige Säcke voll inzwischen aufgehäuster Correspondenzen sind infolge dessen gestern und heute abgrsertigt worden. Bis dahin waren die Bemühungen der Postbehörden, de» Bürgermeisters und der Handels kammer, eine Erleichterung des rein unerträglichen Zu standes herbeizuführen, wegen des nur provisorischen Charakters des zeitherigen Commandirenden erfolglos geblieben; nur ausnahmsweise hatte man einigen Ge schäftsleuten aus Chemnitz, Plauen, Annaberg rc., die erpreß deshalb hierher gereist waren, die Mitnahme der für sie und ihre Freunde hier liegenden Briefe ge stattet (vgl. umstehend). Daß von nun an z. B. ein heute (Montag) aufgegrbener Bries Mittwoch oder Don nrrstag in Chemnitz oder Plauen anlangt, ist ein AuH stand, dessen Lortheile man freilich nur durch die Ver gleichung mit der bisherigen gänzlichen Abschließung unsers Platzes von dem brieflichen Verkehr nach jenen Gegenden würdigen kann; denn durch diese wurde der hiesige Zwischenhandel nach den meisten Richtungen hin gänzlich lahm gelegt. Nachdem die königl. sächsischen Telegraphenbeamtcn hierselbst außer Thätigkcit gesetzt sind, findet bis auf Weiteres telegraphische Pri- vat-Correspondenz nur in dem sehr beschränkten Maße Beförderung, wie die vorhandenen sehr geringen Kräfte sie zu bewältigen vermögen. * Leipzig, 25. Juni. In den letzten Tagen hat sich in verschiedenen Theilen des Leipziger Regierungs bezirks der Bevölkerung infolge allerhand grundloser Gerüchte in Bezug auf kriegerische Vorgänge eine übertriebene Furcht vor Gewaltmaßregeln gegen Per son und Eigenthum bemächtigt, welche nicht nur eine außergewöhnliche -Beunruhigung unter der Bevölkerung verbrettet, sondern auch sogar dahin geführt hat, daß die Bewohner mancher Orte in größter Eile Haus und Hof verlassen, ihr Vieh in die Wälder geflüchtethaben u.s. f. Infolge dessen hat heute die königl. KreiSdirection eine Bekanntmachung erlassen, in welcher sie sich zu dem be währten, ruhigen Sinne der Bevölkerung und deren anerkannter Einsicht versieht, daß sie derartigen Ge rüchten gegenüber ihre besonnene Haltung bewahren und deren Weiterverbreitung, ein Jeder zu seinem Theile, mit aller Energie entgegentreten werde; sie findet sich aber auch zugleich veranlaßt, noch ganz besonders dar auf aufmerksam zu machen, daß dir wissentliche Ver breitung falscher, zur Erregung von Besorgnissen im Publicum Anlaß gebender Gerüchte nach Artikel 130 des Strafgesetzbuchs mit Gefängnißstrafe bis zu 6 Monaten geahndet wird. — Das „Tageblatt" enthält folgende „Oeffentliche Bekanntmachung": „Mehrere Uuterbeamte hiesiger Polizeiverwaltung haben sich der Ausführung von Recherchen unterzogen behufs Ermit telung von Heerespslichtigen für die königlich süch- siscke Armee und haben über das Ergebniß amtlich berichtet. Einige Localblütter enthalten Aufforderungen zur Anmeldung von Stellvertretern für den Militärdienst. Derglei chen und andere der königlich preußischen Regierung feindliche Handluugeu ziehen die Verhaftung und Abführung der Bc- theiligteo nach einer preußischen Festung nach sich, wo sie kriegs- rechtllch beurtheilt werden. Die Unterdrückung der betreffenden Blätter ist von selbst verständlich — was hierdurch zur Kennt nis gebracht wird. Leipzig, den 24. Juni 188«. Königlich preußische Commaudantur. v. Glisczinski, Generalleutnant." Venedig, 15. Juni. (Boh.) Die verschiedenen, in den letzten Tagen angeordneten Maßregeln der Be entdecken konnte, der befehlen, aber auch keinen ein zigen, der gehorchen wollte. Der Turkmane pflegt zu sagen: „wir find ein Volk ohne Kopf, wir sind alle gleich, bei uns ist jeder ein König". Bei allen übrigen Nomaden findet man mitunter einen Schatten von Re gierung, bei den Türken den Aksakale, bei den Persern den Risch-Sefed, bei den Arabern den Scheich. Diese Stämme haben wohl ihre Aksakale, sie genießen aber nur bis zu einem gewissen Grade Ehren, und man dul det sie nur so lange, als sie ihre Suprematie nicht durch besondere Befehle und durch Großthun zu erkennen ge ben. Man wird fragen, wie denn diese berüchtigten Räuber, deren Wildheit und Rohheit wirklich grenzen los ist, miteinander so anarchisch leben können, ohne sich auch gegenseitig zu vertilgen. Aber so lange sie sich nicht öffentliche Feindschaft erklärt haben, kommt sogar weniger Raub und Mord, weniger Ungerechtig keit und Unsittlichkeit unter ihnen vor, als unter den übrigen Völkern Asiens, deren sociale Verhältnisse auf der Basis islamitischer Civilisation ruhen. Diese Be wohner der Wüste werden van einem alten und mäch tigen Könige beherrscht, ja oft tyrannisirt, der ihnen selbst unsichtbar ist, den wir aber im Worte „Deb" Sitte, Gebrauch deutlich erkennen. Bei den Turkmanen wird streng befolgt, waS der „Deb" befiehlt, und verab scheut, waS er verbietet. Neben drm „Deb" könnte man auch die Religion erwähnen, doch hat diese lange nicht den Einfluß, den man ihr zuschreibt. Der „Deb" hat in seinem 800jährigen Kampfe mit der Religion von der letzter« nur wenig gelitten, denn viele Gebräuche, die vom Jtlam verpönt find, leben in der alten Ur sprünglichkeit fort. Der JSlam hat nicht nur unter den Turkmanen, sondern bei allen Nomaden Mittel- afien» nur di« äußrrr Form der alten Religion ver ändert. WaS früher Sonne, Feuer und ander« Natur- hördrn wtisen darauf hin, wi« unmittelbar nahe die Kriegsgefahr ist. Di« wichtigst« hiervon dürfte jedoch die soeben erfolgte Ausweisung und präcautionelle Verhaftung zahlreicher hierländiger Individuen sein, von denen es der Behörde bekannt war, daß sie und ihr Wirken in dieser Zeit der öffentlichen Ruhe und Ordnung im höchsten Grade gefährlich werden könnten. So wurden nur hier in Venedig vor drei Tagen eine bedeutende Anzahl hiesiger, den besten Ständen ange höriger Personen vor die verschiedenen Stadtbezirks- polizeicommiffariate vorgrrusen, Lortfelbst mit Marsch routen zur beliebigen Reise nach Deutschland, Frank reich und der Schweiz versehen, aus dem ganzen lom- bardisch-venettanischen Königreiche, dem Küstenlande und Südtirol ausgewiesen und ihnen protokollarisch bedeutet, sich binnen längsten- 48 Stunden aus diesem Kronlande zu entfernen. An der Spitze dieser Ausgewiesenen be findet sich die zu den enragirtesten Jtalianissimi gehörige Familie der immens reichen Grafen Papodopoli, der TitularregierungSrath Gregoretti. Mehr jedoch, als diese Ausweisungen, haben die in der vorgestrigen Nacht hier stattgefundenen, mit einer unglaublichen Schnellig keit ausgeführten Verhaftungen verschiedener gefähr licher Elemente aus den nieder» Volksschichten über rascht. Es befinden sich darunter zumeist Leute, die fast durchgehends schon wegen politischer Vergehen abgcstraft gewesen waren. — Die amtliche Zeitung veröffentlicht an der Spitze ihres officiellen Theiles folgende Kund machung: „Zufolge Erlasses Sr. Ercellenz drS Herrn Finanzministers wurde der von der lombardisch-Vene tianischen Centralcongregation an den Minrsterrath ein gesandte Protest gegen das Zwangsanlehen ange sichts der gegenwärtigen Lage des Kaiserreichs nicht in Betracht gezogen. ES verbleibt demnach das Gesetz vom 25. Mai l. I. in voller Kraft erhalten, und hat Se. Ercellenz, der oberwähnte Herr Minister, die sofortige und schleunigste Durchführung desselben angeordnet." Berlin, 26. Juni. Der „St. A." schreibt: „Nach dem allerhöchsten Erlaß vom 19. v. M. sollen im Falle eines Krieges die den Unterthanen des feindlichen Staa tes gehörenden Handelsschiffe der Aufbringung und Wegnahme durch die königl. Kriegsfahrzeuge nicht un terliegen, sofern von dem feindlichen Staate Gegen seitigkeit geübt wird. Obgleich eine gleiche Erklärung der hannöverschen Regierung nicht vorliegt, Hanno ver auch nicht in der Lage ist, Preußen gegenüber diese z Gegenseitigkeit gewähren zu können, so hat doch die königl. Regierung auf die Ausübung der ihr völker rechtlich zustehenden Maßnahmen gegen dir Schifffahrt und den Handel Hannovers verzichtet, und die Befehls Haber der königl. Kriegsschiffe angewiesen, weder die hannöverschen Häfen zu blokiren, noch hannöversches auf See befindliches Privateigentbum (Kriegscontrebande ausgenommen) aufzubringen. Diese Anordnung macht den Handclsinteressen Hannovers größere Zugeständnisse, als nach dem Wortlaute des angeführten allerhöchsten Erlasses vom 19. v. M. beansprucht werden könnten. Die Bevölkerung Hannovers wird in diesem Verfahren der königl. Regierung einen neuen Beweis der großen Fürsorge erblicken, welche Preußen der Entwickelung, der Förderung und dem Schutze des deutschen Handels stets hat angedeihcn lasten." — Die in Hannover erscheinende „Deutsche Nord seezeitung" Hal den Tert einer Depesche veröffentlicht, welche am 16. d. M. vom hannöverschen Cabinet als Antwort auf die preußische Sommation vom 15. d. M. dem preußischen Gesandten Prinzen zu Isenburg ertheilt worden sein soll. Der „St. A." ist zu der Erklärung ermächtigt, daß diese angebliche Depesche nicht überreicht und daher dem preußischen Cabinet, welches von der Eristenz dieses Schriftstücks erst auS den öffentlichen Blättern Kenntniß erhalten hat, unbe kannt geblieben ist. — Die „V. Z." schreibt: Wie es heißt, wird auch der Rest der noch nickt aus mobilen Fuß gesetzten Land wehrbataillone des ersten Aufgebot- und ferner die sämmtlichcnErsatzbataillone mobilisirt und zur Ber crscheinungen waren, da- ist heute Allah, Muhamed geworden; innerlich aber ist der Nomade noch immer derselbe, wie vor 2000 Jahren, und sein Charakter kann sich nur dann verändern, wenn er sein leichte- Zelt mit dem schwerfälligen Hause vertauscht, das heißt, wenn er aushört, Nomade zu sein. —»— 's Der Bildhauer Pros. Hagen in Berlin hat die ihm übertragene Statue Gottfried Schadow'-, welche in der Vorhalle des dortigen Museums neben den Stand bildern Winckelmann s, Schinkel s und Rauch s ihren Platz erhalten soll, im Modell vollendet. f Der Aegyptiologe vr. Reinisch, welcher an dem, Ende April gemachten wichtigen Funde eines mit In schriften bedeckten Steins zu Sane bei Tunis betheiligt war, hat im Nilthal eine wrrthvolle ägyptische Samm lung zusammengebracht. Diese enthält vier Sarkophage, drei schöne Papyrus, über rin Dutzend Säulen mit Inschriften und einige tausend Stück Götterstatuetten, Amulette, Scarabäen rc. in Bronze, Porzellan, Terra cotta und Holz. In Alerandrien erhielt 0r. Reinisch von einem Ingenieur vier große, dort au-gegrabene Säulen zum Geschenk, welche auS Granit bestehen und von prachtvoller Arbeit sind. Die darauf eingrgrabenen zahlreichen Inschriften zeigen an, daß die Säulen an der Zeit Ramse« II. — l3 Jahrhunderte v. Chr. — stammen. Die ganze Sammlung ist in Kisten verpackt nach Triest abgegangen. Nach der im April vollführten Bereisung Aegyptens hat 0«. Reinisch eine archäolo gische Wanderung durch Syrien angetreten. s In Pari» wird eine neue Ausgabe der „Me moiren Napoleon » I." vorbereitet, die mit viel typographischem Luru» au-grstattet werden soll, um auf der nächstjährigen Weltausstellung zu glänzen. Der Kaiser hat das Unternehmen, das acht Bände umfaßt, persönlich überwacht.
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