Dresdner Journal : 04.08.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-08-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186608047
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-08
- Tag1866-08-04
- Monat1866-08
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- Dresdner Journal : 04.08.1866
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-V178. Sonnabend, den L August. 18««. Ld«l«««t«pr»tsrr l» > Nkrllck, « l'KIr — zßzitbrliob: 1 ,, lö », Hollatlivb:— ,, ld „ LlLrslQ« Huwwvrvr 1 ,, I» Tw-lusä« tritt?o,t n. 8t«mp«I- »u»ebl»g tllaiu. ,usrruwk»rrtsr: rür cks» K»UM «iu«r a«»P»It«neo r«il«: 1 kt»r V)l»t«r äl« Loll«: 8 dtxr. «rschrtnrnr 1»rlicd, mit Xmm»bm« L«r 8ooo- ooä Vsicrlux», ^d«vä» Mr ä«a kolgonäon 1°»^. DreMerMurml. VerantwoMcher Redacteur: I. G. Hartmann. älnseratruauuuhmr au »wärt«: I^ix-1,: Uu»>,v»r»^u», t,'»liuo»»,t<-ii»r <i«i 1)r«»äo«r lloari»»!»; eb»nä»,.: ss I'nai.»». Lvai« Vo»r, Lowd»^ I!»rU»- V/iov-rruubkme a. N.: tt^ii-K-rüix tt Vl>or»»: L«r!ia: ^«ur>v»'dlUv lluebh., Uar^^rri«'» ün>«aii tzrsw»»! ü. 8oui.»rt»; Lr»«!»i»: l,. 8rLX<i-»'»Xiiiiouc«-Iibur«»u, lü»»« L 8o,xii,«L0-aK; kruo^furl ». >1 : '»- b« llucbk.; Tol»! Xo lHo»»»»; r»ri»; tt»vxi, I.edrrn», Loui.!»» L Oo., (8, I>Iso« 8« l» tiour»«); kr»? t ». Lu»!.!«» » ttuebb.; V»««! <-t-oul.ru. Hrrousgrbrr: Lüulgl. Lrpsäitio» ck«, Or«»äil«r lloilruula, vrouäon, t1»ri«a»tr»L»o Iso. 7. -SS RichtamUicher Theil. Uebersicht. relegraphische Nachrichte». Tagedgeschichte. Berlin: Vom Hofe. Personalver- Lnderungen beim Obertribunal. Stadtverordneten sitzung. — Köln: Bürgerversammlung in der Frank furter Angelegenheit. — Danzig: General v. Clause witz jv — Oderberg: Die ungarische Legion. — Wien: Slawencongreß. Der Handelsminister er krankt. Prager Deputation. Die Kaiserin. Feld zeugmeister Benedek. Die Friedensverhandlungen. — Beneschau: Chvlerafälle in Prag. — Mün chen: Verfügung bezüglich der Landwehr.— Augs burg: Die beim Bundestage beglaubigten fremden ^Gesandten abberufen. — Neustrelitz: Das stre- litzsche Contingent. — Braunschweig: Journal- sistirung. — Frankfurt: Deputirte nach Berlin. Zwangscour» für preußisches Papiergeld. — Pa ris: Kaiserliches Schreiben betreffs der Organisation einer Hilsskasse sür invalide Arbeiter. — Kopen hagen: Amerikanisches Dampfschiff angekommen.— Warschau: Centralacciseverwaltung ins Leben getre ten. Neue deutsch-evangelische Hauptschule eröffnet. Schleswig-Holstein. (Nectorwahl in Kiel. Die Ver- K pflegung des preußischen Besatzungscorps im Herzog- thum Schleswig.) Kriegsnachrichten. (Officielle Relation über die Schlacht von Königgrätz. Oesterreichische Truppen in Trop- !ö pau. Aufruf zur Organisation eines Landsturms 4: in Mähren, Schlesien und Böhmen. Aus dem öster- ^reichischcn Lager. Die Sprengung der Eisenbahn brücke von Neratowitz. Vom südwestdeutschen Kriegs schauplätze. Aus Italien.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichten. (Leipzig. Löbau. Kamenz.) Vermischtes. Eingesandtes. Statistik u. Bolktwirthschaft. Feuilleton. Anserate. Dageskaleuder. Birsennach- richtra. Telegraphische Nachrichten- Florenz, Donnerstag, 2. August. (W. T. B.) Ein tönigl. Deeret verordnet die Aufbringung von effektiv 350 Millionen Francs durch eine National- anleihe. Dieselbe soll zu 95 Prorent emittirt werden. Die Einzahlungen haben in sechs Raten, vom 8. Ok tober 1866 bis April 1867 zu erfolgen. Die Anleihe wird mit 6 Prorent für den Nominalwerth verzinst, wovon 5 Prorent als Interessen gezahlt und 1 Pro- rrnt zu Prämien verwandt werden. Die Zinszahlung erfolgt semesterweife, die erste im April 1867. Die halbjährlich stattfindenden Ziehungen werden Gewinne von 106 bis 100,000 Franr» enthalten. Tagesgeschichte. Berlin, 2. August. (B. Bl.) Se. Majestät der Kö nig wird, wie es heißt, am Sonnabend Abend über Prag und Görlitz hierher zurückkrhren. — I. M. die Königin Hal sich heute Mittag um 12 Uhr nach Mag deburg begeben, um daselbst die Lazarethe zu besuchen, und kehrt Abends hierher zurück. — Der Generalstaats anwalt Grimm beim königl. Obertribunal ist zum Vi- ceprästdenten (an Stelle des verstorbenen Präsidenten Jähnigen vom rheinischen Senat) und der Ober staatsanwalt v. Ingersleben zum Generalstaats anwalt bei demselben Gerichtshöfe ernannt worden. — Nach der „N. A. Z." sollen in der gestrigen außer ordentlichen geheimen Sitzung der Stadtverordne- daß der Magistrat sich diesen Veränderungen nicht an schließen sollte, soll von reichische Grenze an verschiedenen Punkten überschritten, um gegen Galizien vorzudringen. Die frühere Bekannt machung von dem abgeschlossenen Waffenstillstand hatte jedoch diesen Plan vereitelt. Sie kehrten infolge dessen gestern zurück, gingen bei Hruschau über die Oder, um bei SchillerSdorf (in Preußen) ein Feldlager zu beziehen. Der Uebergang dauerte, trotzdem alle in der Nähe be findlichen Fahrzeuge requirirt wurden und obwohl die Cavalrrie eine Furth benutzte und durch das Wasser ritt, nahe an 3 Stunden. Bei den Truppen befanden sich 18—20 Offiziere, unter ihnen General Klapka und Oberst Betlen. Wien, 28. Juli. (Pr.) Nachdem Oesterreich ,'aus dem Deutschen Bunde ausgeschieden ist, beginnt die slawisch'föderalistische, feudal-ultramontane Partei, sich lebhafter zu regen. Es scheint, daß in diesen Tagen hier einSlawencongreß abgehalten wird. Die Herren Palazki und Rieger sind bereits angekommen. Ueber das Weitere wird dem Grazer „Telegraph" von hier tenversammlung, welche gegen zwei Stunden währte, namentlich über den Magistratsentwurf der Adresse an Se. Majestät den König sehr lebhafte DiScussionen stattgefunden haben. Während man auf der einen Seite die unveränderte Annahme befürwortete, machte sich, wie man hört, andererseits eine starke und entschie dene Opposition gegen zwei Sähe des Entwurfs gel tend; man gelangte endlich zu dem Beschlusse, der Adresse des Magistrats nur mit einer näher präcisirten Ver änderung dieser beiden Sätze zuzustimmen. Man soll ferner eine Commission, bestehend aus dem Vorsitzenden der Versammlung, Herrn Kochhann, und den Herren Stadtverordneten Halske, Vollgold und Seidel, zu dem Zweck ernannt haben, sofort mit dem Magistrat, bezieh ungsweise mit dem Oberbürgermeister eine Vereinigung über diese von der Versammlung beschlossenen Verände rungen anzubahnen; wenn diese Vereinigung, wie man hofft, erfolgt, so wird die Vollziehung der Adresse na mens der Versammlung erfolgen. Aber auch der Fall, sen Veränderungen nicht „Es ist in der That richtig, daß Schritte der Versammlung vorgesehemMim Interesse der föderalistischen Sache unternommen werden sollen, und es haben sich hervorragende Führer der Föderalisten, wie wir hören, zehn an der Zahl, verabredet, in Wien zusammen zu kommen, darunter Fürst Schwarzenberg, Graf Clam-Martinitz, vr. L. Rie ger, Palazki, Graf Borkowski (Galizien); aus Kroatien wurden Bischof Strohmayer, Baron Kuslan und Oe. Mrazovich eingeladen. Sie wollen vor Allem den Staatsminister Grasen Belcredi ersuchen, ihnen, da es gegen den Usus ist, indem sie keine wirkliche Deputation sind, eine Collectivaudienz bei Sr. Majestät dem Kaiser zu erwirken. Bei derselben wollen sie den Monarchen bitten, daß wenigstens ein Slawe im Ministerrathe sitze, sei es auch nur als Minister ohne Portefeuille, und endlich Protest erheben gegen die Haltung der cen- tralistischen Tagespresse, die sich als der Ausdruck der gesammten Volksmcinung gerire, ohne es zu sein, da eben gerade im Gegentheile die circa 20 Millionen Sla wen und Rumänen Oesterreichs nichts von ihr wissen wollen. Wie eS scheint, ist Gras Goluchowskl der aus erwählte slawische Ministercandidat." Die „Pr." be merkt hierzu: „Wir wünschen den Herren gute Verrich tung. Ihre Bestrebungen paffen ganz vortrefflich zu den Ausnahmezuständen Wiens." — Der Handelsmini- stcr Freiherr v. Wüllerstorff ist infolge eines ka tarrhalischen Leidens schon seit mehrer» Tagen bett lägerig. — Eine Prager Deputation, au» den Vertr«- tern der Stadtältesten, vr. Brauner und Bächer, be stehend, traf vorgestern Mittag hier ein und erhielt gestern Audienz beim Staatsminister Belcredi, worauf erst jene bei Sr. Majestät folgen wird. Der Zweck ihrer Herreise ist, wie der „Wanderer" berichtet, nicht nur, Vorstellungen über die preußischen Requisitionen zu machen, sondern vornehmlich um einige Maßnahmen Les böhmischen Statthaltereileiters Grafen Lazanski zu beleuchten. Wien, 30. Juli. (W. Abdp.) Ihre Majestät die Kaiserin ist heute Vormittag von Ofen zu Schön brunn angekommen. — Feldzeugmeister v. Benedek ist gestern in Wiener Neustadt eingetroffen. — Die „Deb." schreibt: „Die eigentlichen Frie densverhandlungen, welche im preußischen Haupt quartier gepflogen werden, nehmen einen schneller» und günstiger« Verlauf, als dies gehofft werden konnte, und ist die Erwartung nicht unberechtigt, daß auf Grund der, wie bekannt, bereits ratificirten Friedensprälimina rien das eigentliche Friedensinstrument noch im Laufe der nächsten Woche der Ratification der betreffenden Souveräne wird unterbreitet werden können." Wien, 1. August. (W. T. B.) Die Friedens unterhandlungen werden für Oesterreich durch Ba ron v. Brenner und für Preußen durch Baron v. Wer ther geführt. Dieselben werden mit Nächstem in Prag beginnen. Veneschau, 29. Juli. (Pr.) In Prager Garni- sonspitälern sind Cholerafälle mit tödtlichem Ver- worden sein, indem, wie man hört, eine andere Com mission ernannt worden ist, welche dann eine von der Stadtverordnetenversammlung selbstständig an Se. Ma jestät den König zu richtende Adresse entwerfen und dies so schleunig bewirken soll, daß der Entwurf der Ver sammlung in ihrer, Donnerstag anstehenden nicht öffent lichen Sitzung zur Berathung und Beschlußnahme vor- gelegt werden kann. Der Entwurf der Adresse an den Kronprinzen, wie er vom Magistrat vorgelegt worden, hat die unveränderte Genehmigung der Versammlung erhalten. Was die Betheiligung der Versammlung bei der Ueberreichung der beiden Adressen anbelangt, so hat die Versammlung, wie man hört, beschlossen, daß, wie dies der Magistrat festgesetzt hat, die Ueberreichung an Se. Majestät den König durch Bctheiligung der Versammlung m eorporv geschehen soll, wogegen man in Betreff der Ueberreichung der Adresse an den Kron prinzen, cbensallS dem Beispiele des Magistrals folgend, die Abordnung einer Deputation beliebt hat. Da die Magistratsdeputation mit Einschluß des Oberbürger meisters und des Bürgermeisters aus 7 Mitgliedern be steht, so hat man dem Vernehmen nach die Zahl der Deputationsmitglicder der Versammlung auf das Dop pelte bemessen, indem dazu der Vorsitzende und dessen Stellvertreter und 12 durchs Loos bezeichnete Mitglie der abgeordnrt werden. Köln, 1. August. (RH.M.) Eine Bürgerversamm lung, welche gestern Abend stattfand, um eine Ein gabe zu Gunsten der Stadt Frankfurt an Se. Majestät den König zu berathen, hatte etwa 100 Per sonen versammelt. Schließlich wurde eine von Herrn Classen Kappelmann abgesaßte Eingabe angenommen, welche mit solgender Erklärung schließt: „daß das preußische und das deutsche Volksinteresse der aufgeleg ten Kontribution und jeder weitern Bedrückung der Stadt Frankfurt widersprechen — daß man wünschen müsse, daß das freie Gemeinwesen in der neuen Gestaltung Deutschlands serne hervorragende Stellung behaupte und zu stets größerm Flor, zum Nutzen des nationalen Handels und Gcwerbsterßcs, der Kunst und Wissenschaft sich entwickle." In den Motiven heißt es: „in Er wägung, daß die freie Stavt Frankfurt als Sitz des Deutschen Bundes nicht in der Lage war, einen an dern Weg einzuschlagen, als am Bundesrecht festzuhal- ten, welches ihre Unabhängigkeit und ihre freie Ver fassung gewährleistete und auf welches ihre Interessen sie hinwiesen rc." Danzig, 1. August. (D. Z.) Der DivisionScom- mandeur Generalleutnant «.Clausewitz ist, einer hier eingetroffenen Depesche zufolge, auf dem Kriegsschau platz an der Cholera verstorben. Oderberg, 30. Juli. (Br. Z.) Die ungarischen Legionen, welche bereits auf eine Stärke von 3000 Mann angewachsen sind und zu zwei Drittel aus In fanterie und einem Drittel aus Cavalerie bestehen, hatten bereits vor mehrern Tagen die preußisch-öster- FeuiUetsn. Zur Geschichte der Spitzenfabrikation und Stickerkunst von vr. «räße. (FoNfetzuuq au« Nr. 177.) Nach Frankreich ward durch die Valois und Katha rine von Medicis jener fabelhafte LuruS in Stickereien und Gold- und Silberspitzen aus Italien verpflanzt, den wir an den französischen Kostümen aus jener Pe riode bemerken. Namentlich waren es die Ungeheuern Halskrausen, durch welche sich die Stutzer jener Zeit auszuzeichnen suchten. Pierre de L'Etoille, der Chronist Heinrich's Ul., sagt von ihnen, sie seien einen halben Fuß lang gewesen und die Träger derselben hätten aus gesehen, wie der abgehauene Kopf Johannis deS Täu fers in der Schüssel. Wegen der Aehnlichkeit diese» Putz- stückcS mit einem Kalbsgekröse riefen im Jahre 1579 Pariser Studenten, die sich ungeheure Krausen von Pa pier gemacht hatten, Heinrich lll. zu: »I» krai», on eonnoit I» voau! Die ungeheure Verbreitung, welche zuerst die Spitzenkrausen, dann die überschlagenen Spitzen- krägen, die Manchetten an den Aermeln und unter den Knien, sowie die Spitzenrosen auf den Schuhen am französischen Hofe fanden, machen es erklärlich, daß zu Ende des 16ten Jahrhundert» eine Anzahl Musterbücher zu Paris erschienen (von Pelegrin, Vinciolo, Migne- rak u. A.) und wiederholt aufgelegt wurden. Der von Tage zu Tage steigende LuruS mit diesen Spitzendeco rattonen rief eine Menge Caricaturen und strenge Klet- derordnungen hervor, allein leider ohne Erfolg. Man kann sich buchstäblich keine Idee von den Extravaganzen der damaligen Modenarren machen: so sind z. B. die großen Kanonenstiefeln mit den breiten Spitzenüber- schlägen, die Ludwig XIV. auf einigen seiner Porträt» tu LebewSgr-ße trägt, da» Abenteuerlichste, was man nur sehen kann. Um nun zu verhindern, daß Unsum men sür flandrische und spanische Spitzen auS dem Lande gingen, errichtete Colbert auf seinem Schlosse Lonray (Departement de l'Orne) eine Fabrik für Spitzenfabri kation, wo unter der Leitung der Madame Gilbert aus Alrnoon dreißig aus Venedig verschriebene Arbeiterin nen die nachher sogenannten poinls 6« kranc« arbeiteten. Die ersten Versuche fanden solchen Beifall am Hofe, daß es von nun an Ehrensache war, nur solche, keine fremden Spitzen zu tragen. Nun kam die Mode der Ungeheuern Busenstreifen und Schnupftücher mit Spitzen für die Herren, der Hängeärmel («ngoxoont«»), Spitzen- halsschärpen und Spitzencoiffuren sür die Damen, die sich bis zur französischen Revolution erhielten. Dieselbe Mode blieb auch noch unter Ludwig XV., namentlich wa» die Spitzen an den kurzen Aermeln, auf den Coif furen und um den Busen an den ausgeschnittenen Hof- kleidern anging, doch wurden zu dieser Zeit bereits die französischen Spitzen durch die englischen und Mechclner Verdrängt. Am weitesten trieben r» in dieser Art Ma dame Dubarry und einzelne Kirchenfürften, namentlich trug der bekannte Cardinal Rohan, wenn er zu Ver sailles an Festtagen die Messe la-, ein Chorhemd, an welchem für 100,000 LivreS Spitzen waren. Auf kurze Zeit drängte allerdings die französische Revolution den Epitzenluru» zurück, allein derselbe erwachte sofort wie der unter dem Consulat und erreichte seinen Zenith in der Kaiserzrit, denn Napoleon und Josephine schwärm ten Beide für Alrnvoner, Valencienner und Brüsseler Spitzen. Wa» nun die Fabriken anlangt, durch welche die Spitzenarbeit in Frankreich auf einen s» hohen Grad von Vollendung gebracht worden ist, so nennen wir Alenyon im Departement de l'Orne, Colbert » Schöpfung. Vor der Revolution führte diese Fabrik jährlich für 12 Mill. Livre» Gpttze« au», daun verfiel fie, ward von Na poleon aufs Neue gehoben und hat seit dieser Zeit nicht ausgehört, Vorzügliche» zu leisten. Die ?oinl, ä'XIen- ooa werden mit der Hand, vermittelst einer feinen Nadel auf einem pergamentnen Muster in einzelnen kleinen Stücken gemacht, die dann durch fast unsichtbare Näthe verbunden werden: jeder einzelne Theil wird von einer andern Hand gemacht, so daß zu einer vollständigen Spitze 18 verschiedene Personen nöthig sind (piquvuee, tracouse, rcoeleuoe, rempliooeuse, konäeuie, mocieuoe, bro äeuse, »douwuse, rögoleaoe, »»»«mbleuoe, loacbeno«, dri- üeus«, doocleus«, garoos«. mignonneuse, pieoteu»«, »kkneuo« und aMqueuov). Fast gleichzeitig mit Alenyon ist die Fabrik von Argentan (Dep. de l'Orne), sie verfiel um 1708, hob sich dann wieder durch Mathieu Guyard, einen Kaufmann aus Paris, allein nach der ersten fran zösischen Revolution vermochte sie sich nicht wieder zu erholen, wiewohl noch zu Anfänge dieses Jahrhundert- Leidliche- von ihr geleistet ward. Sehr fleißig arbeitete man in der Normandie, zu Havre, Caen, Dieppe, Har- fleur, freilich aber nicht mit dem Erfolge, wie zu Va lencienner, wo in dem Glanzpunkt der dasigen Fabriken von 1725—1780 3000 bi- 4000 Arbeiter thätig waren. Diese Blüthrzeit dauerte jedoch nur bi» zum Jahre 1780, im Jahre 1790 gab e» blo» noch 250 Spitzen arbeiter und im Jahre 1851 waren lediglich noch zwei Greise übrig, die die vrmo V»I«nei«ane» zu liefern im Stande waren. Man kann sich einen Begriff von der außerordentlichen Kostbarkeit dieser Spitzen machen, wenn man erfährt, daß, während Spitzenarbeiter von Lille täglich 3 bi- 5 Ellen fertig brachten, in demselben Zeit raum die Valencienner Arbeiter nur 1^ Zell machen konnten, ja die besten Arbeiter brauchten ein ganze- Jahr, um eine einzige Elle anzufertigen. Die Fabriken von Lille und Arra» machen beide nur weiße Spitzen mit einfache« -rund«, dann aber auch schwarze, fie gehen laufe vorgekommen. Die medicinische ^Facultät hielt de-falls Berathungen und setzte sich mit dem Bürger meister ins Einvernehmen. München, 29. Juli. Nachstehende Verfügung des k. Kriegsministeriums erging an die Landwehrkreis- commandos diesseits de» Rheins untrrm 25. d. M.: „Da sich über die Grenzen der militärischen Thätiakeit der durch allerhöchste Entschließung vom 0. d. M. gemäß Til. IX 4 5 der Verfassungsurkunde zum activen D enste innerhalb der Lande-grenzen aumeruscncn Landwehr m den Regierungsbezir ken diesseits de- Rheins Zweisel ergeben haben, so wird das Landwehrkrciscommando davon verständigt, daß keineswegs be absichtigt ist, dieselbe gleich dem stehenden Heere zur Action gegen den Feind zu verwenden. Vielmehr hat unter den der- maligen Verhältnissen der Dienst der nun ausgcrusenen Land wehr außer demjenigen, welchen sie, als zur Aufrechthallnug der Sicherheit im Innern auch in Friedensreueu berusen, gegen wärtig in erhöhtem Maße zu leisten hat, in derartiger Unter- stützung der Armee zu bestehen, daß sic vorzugsweise zn Pa trouillen, zu Streifen gegen versprengte feindliche Soldaten und Deserteurs, zum Escortiren von Gefangenen und Ver wundeten, zum Transporte von Munition oder anderm Kriegs material und zu sonstigen derartigen Dienstl^stungeu verwen det werden kann Insbesondere hat die Landwehr der Grenz- dezirke die Sicherheit des Reiches nach außen durch ein wach- sameL Auge aus feindliche Kundschafter u»a Alles, was dem Staate oder der Armee Gefahr drohen könnte, m Gemeinschaft mit der Gendarmerie zu wahren, das in dieser Beziehung wahr genommene Ausfällige sofort zur Anzeige zu bringen, verdäch tige Personen zu arretiren, fie der zuständigen Behörde vorzu- führeu oder der Gendarmerie zu übergeben u. dgl. Hiernach hat sich das Landwehrkreiscommando zu achten und das Ent sprechende sofort an die unterhadcndeu Kommandos zu erlassen, damit deu bezüglich der Verwendung der Landw.br austaucheo- deu übertriebenen Besorgnissen vorgebengi werde." Augsburg, 1. August. (W. T. B.) Wie der eng lische Gesandte, so haben nunmehr auch die Gesandten Frankreichs, Spaniens und Belgiens Augsburg verlassen. Nur der russische Gesandte ist noch hier geblieben, der einzige von sämmllichcn fremden Repräsentanten am früher» Bundestage. Aus Neustrelitz, 3l. Juli, schreibt man den ,,H. N.": Am 26. d. sind die einberusenen Reservisten in Neu strelitz eingerückt. Bemerkenswerth war dabei, daß die aus der Stadt Friedland kommenden Mannschaften eine schwarz-weiße Fahne führten und mit dieser, in Gemeinschaft mit andern, gleichfalls meistens mit Fahnen versehenen Trupps, unter klingendem Spiel in die Re sidenzstadt einmarschirten. — Die Mobilisirung im Strelitzschen hat einen außerordentlich langsamen Fort gang gehabt. Nach den neuesten Berichten soll Las Jn- fanteriebataillon morgen, 1. August, ausrücken und seinen Marsch über Berlin nehmen, um sich dem, jetzt in Bayern stehenden 2. Reserve-Armercorps anzuschließen. Da am 2. August der inzwischen vereinbarte Waffenstillstand be ginnt, so mag auch dieser Termin des Ausmarsches noch nicht inne gehalten werden. Braunschweig, 2. August. (Tel.) Die „Deutsche Reichszeitung" hat zu erscheinen aufgehört. Frankfurt, 1. August. (F. I.) Heule früh traf ein Telegramm des Ministerpräsidenten Grasen v. Bismarck an Freiherr» Karl v. Rothschild hier ein, infolge dessen sich Letzterer sofort nach Berlin begiebt. Dle beiden andern Mitglieder der bürgerlichen Deputation, Aler. Scharff und Or. Schmidt-Holtzmann, gehen gleich falls wieder nach Berlin zurück, während Herr Or. Var- rentrapp noch dort weilt. — Das heutige „F. I." enthält folgende Bekannt machung: „Wie zu meiner Kenntuiß gelangt ist, besteht bei einzelnen öffentlichen und namentlich de« Kapen von Verkehrsanstaltm noch der Mißbrauch, daß das prenßische Papiergeld nur mit Verlust angenommen wird. Demzufolge werden sämml> liche Kassen hierdurch angewiesen, das preußische Papiergeld und zwar den Thaler fortan zum vollen Werth« von l Fl. sb Kr. iiuweigerlich auzunehmeu. Frankfurt a. M-, deu 3l.Juli 188«. Der königl. Civilcommiffar Landrath v. Madai." Paris, 1. August. Der „Moniteur" veröffentlicht, wie bereits telegraphisch gemeldet, einen Brief des Kaisers an den Staatsminister Rouher, welcher die Grundzüge eines, die Organisation einer Hilf«- kasse für invalide Arbeiter bezweckenden kaiserl. Dekrets enthält. Das kaiserl. Schreiben lautet: „Saint-Cloud, 28. Juli 1806. .Herr Minister! Das Decret vom 8. März «855, welches bis zum Jahre 1582 zurück, allein die Arbeiter von Lille wurden denen von Arras vorgezogen. Von 16,000 Arbeitern, die man 1788 zählte, sank die Zahl im Jahre 1851 bis aus 1600, während in Arras gleichzeitig noch 8000 übrig waren. Unächte Valencienner liefert Bail- leul, namentlich sür den Export nach Amerika und In dien. In Paris selbst wurden seit 1665 namentlich die Gold- und Silberspitzen verfertigt, die unter dem Namen poinl» ä'kopoxuo in ganz Europa berühmt waren, vielt Arbeiter in dieser Manier wanderten aber nach dem Edikt von Nantes aus und verpflanzten diese Kunst nach Deutschland, Italien und Spanien. In Chantilly und der Umgegend arbeitete man vornehmlich Spitzen in dem Geschmack von Lille, und die Fabriken daselbst standen namentlich unter der Protection der Marie An toinette. Die Revolution that ihnen wenig Eintrag, am meisten aber proSperirten sie in der Kaiserzrit, un» im Jahre 1851 gab es in der dortigen Gegend noch 8000—9000 Arbeiter, die vorzugsweise schwere Spitzen- shawls u. dgl. lieferten. Au Le Puy in der Auvergne arbeiten heute noch über 5000 Frauen unechte Dalen- ciennes, und in den vier Departements Haute-Loir«, Cantal, Puy-de-Dome und Loire zählt man gegen 130,000 weibliche Spitzenarbeiter, die jede Art Spitzen verfertigen. In Lothringen war Mirecourt und die Umgegend durch seine Arbeit berühmt (s. d. 17. Jahrh.), allein jetzt macht man daselbst fast nur Guipurespitzcn. End lich beschäfttgte auch die Champagne biS zur Revolution gegen 5000 Arbeiter, allein seit dirs:r Zeit scheint man dort nicht» mehr in dieser Arbeit zu leisten. Nach einer statistischen Berechnung beschäftigte übrigen» ganz Frank reich im Jahre 1851 noch in diesem Industriezweige 240,000 Arbeiter, eine ganz anständige Anzahl. (Schluß folg. )
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