Dresdner Journal : 12.06.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-06-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186806129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-06
- Tag1868-06-12
- Monat1868-06
- Jahr1868
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- Titel
- Dresdner Journal : 12.06.1868
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^133. FmtU, den IS. Ium. FPmwemtMrprtlsr: l» lortck. laoä«! ^»krliod: Srdlr.-H^. ^MrU-k: 1 „ 1» „ „ 1b „ ki»»«U»«K«uiua«ra: 1 „ 1»kr.»»—»trittjllkrllel» 1 IKIr. 8t»wp«lx«dUkr, »ui»erd»Ib a«» Korää. Lunä«» ko,1 uoä . 8t«wpe I» u»cbl»x kiom. „serawlprttse: kür ä«o N»um «in«r ^e»p»Itenen 2«il«: 1 kssr. Vi»t«r äis 2«U«: 3 Kxr. Lrscheiuen: DL^Uvk, mit ä«r 8ovo- nnä K«I»r1»k», -ckenä» kür äeo lolxsoäsn Hx. DreMtrZmoml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1868. F«stratt«mmahmt auswärts: k». Li^nvirirr»», OomnüiilvLÜr - äe» vreiäuer ckoaro»!,; «dsnä»,.: H. kooi^i, Lvoii, ko»r; L»»darU->«rU»- V1»a - - v^sl - irr»Lkeare N.: HHSNSI^LI» Vooi.ii«, »«rliiir Oaoi-ivs'soks Snokk., k,rii»r»i', 11«rs»u, Nvvoi.i-« Llo»»,; Lr«m«n: L. koai-orr»; ür«^»«i: Q. kl-»»««»'» ^nnonceobursau, 8,»,. L kiüi-xin kr»ullriu-l » N : ^»»o>r»'sLlis »uekk.; Nölo: llo. 8Lvi««i!». v»ri,: H^vts, LiLriiri, Svi.i.i«» L6o., (8, klaoa äv I» Lourss); kr»^: K». kiiili.icil'» Luokd.; Visa: Xi.. Orrsi-iil. Hrrausgeber: - künixl. kipväitioa äs» Vresüuor Journal», Orssäoo, blurioustrusso Ko. 7. Amtlicher Theil. DreSde«, 11. Jimi. Seine Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist gestern Nachmittag 5 Uhr nach Wien abgereist. Verordnung des Ministeriums des Innern, Abänderungen des Regulativs für die Bildung der ärztlichen Kreisvereine betreffend. Mit Allerhöchster Genehmigung ist von dem Mini sterium des Innern auf Antrag des Landes-Medicinal- Collegiums beschlossen worden, innerhalb der auf dem Regulative vom 12. April 1865 (Ges. und Verord nungsblatt von 1865 Seite 121) beruhenden Organi sation der ärztlichen Kreisvereine, mithin namentlich in Bezug auf das Recht zur Mitgliedschaft in letzteren, die zur Zeit im Lande noch vorhandenen Aerzte zwei ter Klasse (meäieinsv practici) als gleichberechtigt mit den Aerzten erster Klasse anzuerkcnnen. Demgemäß haben, wie hierdurch verordnet wird, in 8 2 des gedachten Regulatives die Worte: „erster Klasse" in Wegfall zu gelangen und hat an die Stelle des ersten Absatzes des 8 38 des Regulatives, der hier mit aufgehoben wird, folgende Bestimmung zu treten: „Den noch vorhandenen, auf Grund des Mandats vom 30. Januar 1819 legitimirten Wundärzten ist ge stattet, sich bei der Jahresversammlung des betreffen den ärztlichen Kreisvereines durch einige Abgeordnete ihres Mittels vertreten zu lassen." Solches wird zur Nachachtung für Alle, die cs an geht, andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 1. Juni 1868. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Forwerg. Nichtamtlicher Theil. Ueberftcht. Telegraphische Nachrichte». ragesgeschichte. Dresden: Inhalt des neuesten Bun desgesetzblattes.— Berlin:Reichstagssitzung. Reise des Königs. Graf Bismarck. Pastoralconferenz. Verwaltungseinrichtung in Schleswig-Holstein. Graf v. d. Goltz. — Paderborn: Kirchliches. —Han nover: Zum Odeonsfest. Verurtheilung. — Frank furt a. M.: Dementi. — Wien: Vom Hofe. Aus dem Reichsrathe. Die Beziehungen zu Rom. — Teplitz: Abreise der Prinzessin Amalie von Sach sen. — Paris: Tagesbericht. Aus Luxemburg. — Haag: Kammerverhandlungen. — Florenz: Aus der Deputirtenkammer. Verhaftungen wegen Bank notenfälschungen. — Rom: Vermählung. — Lissa bon: Kammervcrhandlungen. — London: Zum ProceßEyre.— Bukarest: Donaudampfschifffahrts- concession. Dresdner Nachrichten. Provinzial«,chrichte«. (Meißen.) Statistik und BolkSwirthschaft. Kruillrto«. TagrSkaleuder. Inserate, vorsennach- richte». Vellage. Dresdner Nachrichte«. Pr»di»zial«achrichte». (Leipzig. Aus der Lausitz.) Statistik und »alkwirthschaft. verwischte». Eingesandte». Telegraphische Nachrichten. Belgrad, Mittwoch, 1v. Juni, Abend». (W.T. B.) Heute Nachmittag 5 Uhr ist der regierende Fürst Michael während einer Promenade im Parke von drei Individuen überfallen und mittelst Nrvolver nirder- geschosttn worden. E» herrscht furchtbare Aufregung. Belgrad, Mittwoch, IN. Juni, Nachts. (W.T.B.) Fürst Michael ist ladt*), ebenso seine neben ihm tödt- lich getroffene Cousine Anna Konflantinownich. Die Tochter der Letztern, Katharine, sowie der Hauptmann und Adjutant Garaschanin und der Leibdiener find sämmtlich verwundet. Die Mörder find angeblich drei Brüder Raduanovich; einer derselben ist festgrnom- mr« worden, die andern beiden find entflohen. Alle» ist abgrsperrt und rin Kordon um die Stadt gezogen. *) Fürst Michael Hl. Obrenovich, geb. 4. Septbr. 1825, folgte seinem Vater, dem Fürsten Milosch, im Septbr. 1880 in der Regierung und wurde durch Berat der h. Pforte vom 7. Octbr. 1880 in der Fürstenwürde Serbiens bestätigt. Pari», Donnerstag, 11. Juni. (W.T.B.) Der heutige „Moniteur" schreibt: Der Kaiser Napoleon hat sich beeilt, dem seiten Rußland» gemachten Vor schläge auf Entfernung der ExplofionSgrschoffc au» der Bewaffnung der Armeen brizupflichten. Bukarest, Mittwoch, 10. Juni. (Corr.-Bür.) Di< Kammer ging über die Interpellation Negura'S wegen Entwaffnung der Nationalgarde in Baken zur Tages ordnung über, nachdem Bratiano maßlose Ausfälle drffelbrn gegen Oesterreich gebührend abgefrrtigt hatte. Tagesgeschichte. Dre»de«, 11. Juni. Das uns heute zugegangene 17. Stück des Bundesgesetzblattes des Nord deutschen Bundes enthält: Nr. 106) Handels- und Zollvertrag zwischen dem Zollverein einerseits nnd Oesterreich andererseits, vom 9. März 1868; Nr. 107) Gesetz vom 25. Mai 1868, den Vcreinszolltarif vom 1. Juli 1865 betreffend; Nr. 108) Ernennung der preußischen Consuln Zahn zn Calamata, Hamburger zu Patras, Varoucha zu Piräus, Klöbe zu Syra, M. Fels zu Korfu, des hamburg-bremisch- und lübeckschen Eonsuls F. Fels zu Zante zu Consuln des Norddeut schen Bundes, und des preußischen, sowie bremischen und lübeckschen Viccconsuls Toole zu Kephalonia zum Viceconsul des Norddeutschen Bunde»; Nr. 109) Er- theilung des Exequaturs als kaiserlich französischer Consul an den bisherigen kaiserlich französischen Vice consul dc Valois zu Kiel, namens des Norddeutschen Bundes. Dreiden, 11. Juni. Se. Hoheit der regierende Herzog von Braunschweig ist heute Nachmittag von Venedig über Prag kommend hier eingetroffen und im „Hotel Bellevue" abgestiegen. 8 Berlin, 1O.tJnni. Die Specialdebattc des Bun deshaushaltes wurde heute im Reichstage beendigt (abgesehen von dem durch Beschluß ausgesetzten Ma rineetat). Besonders eingehend war die Berathung des Postetats. Hier gab der Generalpostdirector v. Phi lipsborn ein interessantes Bild von den Wirkungen des letzten Posttaxgesctzes auf die Posteinnahmcn. Die ses Gesetz wurde, insoweit cs früher bestandene niedrige Porti erhöht hat, lebhaft beklagt; eine Specialisirung dieser Klage auf Sachsen durch den Abg. Stephani er fuhr jedoch durch den Bundcscommissar eine abweisende Antwort. — Eine von einer Anzahl in Sach sen lebender Preußen eingereichte Petitton wegen Dop pelbesteuerung bot dem kgl. sächsischen Staatsminister v. Friesen Veranlassung, die in Frage kommenden Ver hältnisse klarzulegen und sich unter lebhaftem Beifall des Hauses für eine Regelung der ohne Zweifel vor handenen Mißstände im Wege der Bundesgesetzgebung anszusprcchen. Endlich ist noch des Eingangs mehrer höchst wichtiger Vorlagen des Bundesrathes über Ma rineanleihe und die Rechtsverhältnisse der Bundesbc- amten, sowie eines tiefeinschneidcnden Gesetzentwurfs des Abg. Lasker über einen Abschnitt des Bundesge- werbegesetzrs zu gedenken. — Am Tische der Bundes- commissare nahmen Staatsminister Frhr. v. Friesen, Präsi dent v. Delbrück, v. Philipsborn, vr. Wcinlig u. A. Platz. Man fährt in der Specialdebattc dcs Budgets fort und gelangt zunächst zu dem Poste tat. Die Einnahmen aus der Post betragen 22,045,810 Thlr., die Ausgaben 21,497,291 Thlr., der Ucbcrschuß — mit weiterm Abzug einer gemeinsamen Ausgabe von 8000 Thlr. — 540,519 Thlr. Im vorigen Etat betrug der Ueberschuß aus der Post 2,273,893 Thlr., er hat sich also um nicht weniger als um 1,733,374 Thlr. ver ringert. Die Gründe für dieses vom vorigen Etat so sehr abweichende Bild entwickelt der Generalpostdircctor v-Philipsborn: Die Grundlage zur Ausstellung des Postetats geben die Resultate der Einnahmen in den 4 ersten Monaten l. I., doch fehlen dabei noch die Abrechnungen mit dem Auslande, Großbritan nien, Frankreich rc. Die Bruttoeinnahmen der 4 ersten Mo nate d. I. verglichen mit den 4 ersten Monaten v. I. geben einen Ausfall von 547,000 Thlr. Man darf jedoch nicht diese Summe mit 3 multipliciren, wenn man ein richtiges Gesammt- resultat erhalten will, da unzweifelhaft eine Steigerung des Postverkehrs in den letzten N dcs laufenden Jahres eintreten wird. Ich berechne daher den gesammten Ausfall nicht auf 1,700,000 Thlr., sondern in Berücksichtigung des siegenden Ver kehrs auf 1,400,000 Thlr. und ziehe außerdem noch 300,000 Thlr. ab als Einnahmen von den noch fehlenden Berechnun gen mit dem Auslande. Andererseits stellt sich wieder der Aus fall um etwas höher, weil in diesen 4 ersten Monaten der sehr günstige Monat Januar inbegriffen ist. Im Januar ist nicht nur wegen der vielen Abrechnungen im kaufmännischen Ver kehr eine erhöhte Korrespondenz, in diesem Januar versah sich auch noch das Publicum mit ungewöhnlich viel Marken- vorralh, da am 1. Januar 1808 das neue Posttaxgesetz ins Leben trat. Wir haben dessenungeachtet nur auf einen Aus fall gegen das Vorjahr von 800,000 Thlr. gerechnet, da wir bei ruhigen Zeiten auf eine steigende Bruttoeinnahme von 400.000—500,000 Thlr. rechnen. Hätten wir nichtjdas neue Posttaxgesetz mit dem 1 Sgr -Porto eingeführt,so würde die Post nicht 8«>0,00o Tblr. weniger, sondern 40o,ooo mehr er geben. Das neue Gesetz macht also jetzt einen Ausfall von 1,200,000 Thlr. Aber alle diese Zahlen können sich ändern, je nach der Entwickelung von Handel und Verkehr. Redner gelangt kunmchr aut die bekannte statistische Untersuchung, die über den Postverkehr mit frankirten nnd unfrankirtcn Briesen im Februar dieses und im November vorigen Jahres zum Be Hufe des Vergleichs stattgefunden hat. Er beklagt die uner- wartet geringe Vermehrung des Briefverkehrs, die nur 3 bis 4 Procent betragen habe und die ohne Einführung des Groschen portos 10 Proc betragen haben würde Die Korrespondenz nach Süddcutschland und Oesterreich, welcher hauptsächlich das Groschenporto zu Gute gekommen, habe hingegen sogar eine Vermehrung um 12 Proc. nachgewiesen. Die Post sei jetzt be schäftigt, allmonatlich gewisse Zweige des Postbetriebes statistisch ausnehmen zu laßen. Dem nächsten Reichstage würde eine Vollständige Statistik über den gelammten Briefverkchr über geben werden. Zu den Ausgaben übergehend, so erwähnt Red ner die Mehrausgaben infolge der Vermehrung der Stellen und der Erhöhung dcs Dicnsteinkommens der Postbeamten Wenn man auf erhöhte Mehreinnahmen rechne, so brauche man auch vermehrte Arbeitskräfte. Ebenso würde mit der jetzt schon geschehenden Vermehrung der Anzahl neuer Postanstaltcn suc- cessive fortgefahren werden. Die Zahl der Landbriefträger solle vermehrt und ihre Lage verbessert werden; namentlich sollten sie eine wärmere Dienstbekleidnng erhalten. Nachdem Redner noch eine Anzahl Details aus dem Postctat erörtert, bittet er um Genehmigung dcs Etats in der vorgelcgten Höhe. Es beginnt hierauf die Gencraldebattc. Die selbe eröffnet Abg. Or. Becker-Dortmund. Er erklärt die Portoausfälle in dieser Höhe durch die Erhöhung dcs Briefportos in Sachsen, im ehemaligen Taxis'schen Postbezirk und in Hamburg. Min destens 41 Procent der Briefe in diesen Landern seien durch das neue Porto verthcuert worden, 37 bis 38 Procent hätten keine Veränderung erfahren, nur bei 12 Proccnt habe eine Ver minderung des Portos stattgefunden. Außerdem seien bei den Geld- und Paketscndunacn Erhöhungen eingetreten; doch habe man nun einmal das Gesetz, und als er am letzten Reichstag vor dessen Annahme gewarnt, habe Niemand ihm zuhören wollen. Nun, wer nicht hören will, muß fühlen. (Heiterkeit.) vr. Stephani verbreitet sich über das neueste Groschen- vorto. Den finanziellen Nachtheil desselben würde er nicht be klagen, weil demselben ein größerer wirthschaftlicher Vortheil gegenüber stände. Leider sei in vielen Bundesgebieten dieser wirthschaftliche Vortheil nur wieder verloren gegangen durch einen nicht gcringern wirthschaftliche« Nachtheil. In Sachsen sei das Fünfpfennigporto nm das Doppelte erhöht worden. Als dieses Gesetz damals beschlossen worden, habe er diesen Nachtheil deshalb nicht besonders betont, weil er es erstens nicht für angemessen befunden, gegenüber der großen Wohlthat eines einheitlichen Portosatzes nach unten hin bas Princip zu durch brechen, und weil zweitens er aus den Erklärungen des Bun- desraths entnommen habe, daß das Fünfpfennigporto für gc wisse cngere Distrikte beibehalten werden solle. Im Wege des Reglements würde, so hätte es geheißen, für dichtbevölkerte nahegelegene Ortschaften das Porto von 5 Pf. nicht als Brief porto, sondern als Bestellgeld innerhalb eines und desselben Postbezirks unter Errichtung von Postfilialen, Exposituren u.s. w. beibehalten werden. Leipzig z. B., mit Ortschaften von 20,000 Einwohnern umgeben, deren Häuser zum Theil an die Giebel von Leipzig ansticßcn, bilde mit diesen eine einzige volkswirth- schastliche, nur politisch getrennte Einheit. Ebenso sei es z. Ä. bei Mainz und Kastel. Leider habe sich Sachsen in diesen Er- wartungcn getäuscht; auf erhobene Klagen seien zwar Ermit telungen angestellt worden, aber das Resultat kenne Niemand. Und doch würde die Wiederherstellung des alten niedrigen Portos kein finanziell erheblicher Nachtheil sein. Wenn die junge Gesetzgebung unsers jungen Norddeutschen Bundes sich einer großen Bevölkerung dadurch fühlbar macht, daß diese bis her genossene wirthschaftliche Vortheile aufgeben muß, so kann die Epmpathie für den Norddeutschen Bund nicht in der Menge wachsen. Man hat alle Ursache, hier schonend vorzugehen. Der etwaige finanzielle Nachtheil ist weit geringer als die Un zufriedenheit des Volks mit dcn ersten Schritten dcr norddeut schen Gesetzgebung. Ich frage, ist diesem Uebelstande nicht ab- zuhelfen? Der Generalpostdirector entgegnet: Nicht finaruielle Rücksichten sind hierbei maßgebend gewesen, sondern einfach ge- setzlichc. 8 57 des Gesetzes überläßt dem Bundcspräsidium das Recht, die Bedingungen und Gebühren u. A. auch für die Be stellung der Stadtbrrese zu regeln. Man darf aber nicht eine Korrespondenz, die sich zwischen verschiedenen Gemeindebezirken bewegt, wenn sie auch nach Einführung des Groschenportos volkswirthschaftlich nachtheilig wirkt, als Stadtbriese behandeln. Man kann nicht statt des Groschenportos das halbe eiusühren, z. B. zwischen Köln und Deutz, Koblenz und Ehrenbreitstein, Hamburg und Altona. Hierzu wären wir nur durch ein neues Posltaxgcsetz berechtigt. Sollten aber durch eine unrichtiae Aus- fassung der Verhältnisse Mißstände hervorgcrusen sein, so wer ben wir sie bereilwilligst abzustellen uns bemühen. Abg. v. Hennig spricht gegen das Privilegium der Porto- frciheit rn Dienstsachen; '/»des aesammten Briefverkehrs bestehe in portofreien Dienstsachen. Es würde aber von dcr Porto freiheit nicht immer ein bescheidener Gebrauch gemacht; hier zeichneten sich namentlich die Landräthe bei Wahlagitationen aus. Auch viele Wohlthätigkeitsgesellschaftcn genössen die Portofrei- heil und verdienten eigentlich gar nicht den Namen von gemein nützigen Genossenschaften. (Die konservativen wollen Namen genannt wissen.) Ich werde mich hüten, in ein Wespennest zu stechen! Krempl» «not oäios»! (Große Heiterkeit.) Sie wissen (zur Rechten gewendet) recht gut, wen ich meine. (Ja wohl!) Der Generalpostdirector entgegnet, daß nur V«, nicht '/s der Briese als directe Beamtenbriefe portofrei seien. Alles Andere, als Dienstsachen, sei unbedeutend, und wenn ia etwas Anderes portofrei ginge, so wäre es zu patriotischen Zwecken. Wollte man die Portvfrciheit streichen, so würde dcr Staat nur Das aus der einen Tasche nehmen, was er in die andere Tasche steckte. Nachdem Abg. Twcsten sich auch hierüber, ohne Aufmerk samkeit zu finden, hat hören lassen, beantragt Abg. Lasker eine genaue Vorlegung der Portobesreiungen mit Tabellen für Dienstsachen, WohlthStigkeitsgesellschastcn u. s. w. Der Ge- ueralpostdirector sagt, wenn auch nicht zu diesem Reichs tage, aber doch für dcn nächsten die Vorlegung einer solchen Denkschrift und zwar nebst Tabellen und Zahlen unter allge meinem Beifall zu. Abg. v. Blanckenburg: Das neue Portogesetz habe sehr ungleichmäßig gewirkt, hier genutzt, dort geschadet. Er habe hies befürchtet, er habe den damaligen Referenten, jetzigen Bun dcscommissar Michaelis darüber befragt, da man doch nicht alle Dinge verstehen könne. (Diese gegen die, über Alles sprechen den Abgg. Twesten und Lasker mit einer Handbeweguug ge sprochenen Worte erregen die größte Heiterkeit.) Leider scieit die Hoffnungen des Referenten nicht emgetroffen. Wolle man übrigens die Portobcfrciunacn cinziehen lassen, so möchte der Reichstag bei sich selbst anfangen und seine eigene Portofrei heit streichen. Hierbei kämen auch Mißbräuche vor. Bei der Specialdebatte des Postetats erwähnt der Abg. Dr. Becker (Dortmund) in Betreff der Petitionen zahlreicher Postexpedicntcn u. s. w., welche eine Gleichstellung mit den Poftsecretären wünschen, daß deren Gesuch thcilweise durch Aus besserung der Gehalte erledigt ist. Werter nimmt sich der Abg. Waldeck in warmen Worten dcr subalternen Postbeamten an, zu deren Gunsten er folgen den Antrag stellt: „den Bundeskanzler auszusordern, eine Verbesserung der Lage dcr Postuntcrbeamtcn, welchc angcstcllt sind ») auf Kündigung, d) ohne Berechtigung zur Pension, -) mit der Verpflichtung, einen Abzug von 1 Proc. zur Postarmen kaffe zu erleiden, dahin eintretcn zu lassen: daß wenigstens eincm Theile dieser Beamten fixe Anstellung oder doch Pen sionsberechtigung nach cioer gewissen Dienstzeit gewährt, der Abzug »ä 0 aber überhaupt m Wegfall gebracht wird." Der Generalpostdirector sagt eine Ausdehnung der unwiderruflichen Anstellung auf brave und treue Briefträger, Wagenmeister, Büreaudiener n. s. w aus administrativem Wege zu; auch Punkt b würde beim Bundesbeamtengesetz am näm stcn Reichstag berücksichtigt werden können; hingegen sei Punkt c unannehmbar. Die Beiträge zur Postarmenkaffe betrügen im Ganzen jetzt 17,000 Thlr., hingegen würden aus derselben Feuilleton. H Dretdrn. Die zur Gründung eines Rietschel- Museum vorhandenen Sculpturcn sind von dem Grün- dungs-Comitö schenkungswcise dem Staatsfiscus über geben worden. Mit Genehmigung Sr. Majestät dcs Königs werden die Sculpturcn einstweilen im Palais des Großen Gartens ausgestellt; bisher waren sie im Zwinger untergebracht. Die Ueberführung findet in diesen Tagen statt. Mafik. Mit dem während der Pfingsttage in Köln abgehaltenen 45. niederrheinischen Musik feste wurde zugleich das 50jährige Bestehe» dieses In stituts gefeiert. Die „Köln. Ztg." schreibt in An- knüpfungan dieses Jubiläum: „Es war imJahre 1818, als der Wunsch nach einer würdigen Aufführung der monumentalen Schöpfungen auf dem Gebiete dcr Ton kunst mehrere Musikfreunde aus Elberfeld und Düssel dorf zu einer mit gemeinsamen Kräften beider Städte zu veranstaltenden Aufführung der beiden Haydn'schen Oratorien zusammentrcten ließ. Der Erfolg übertraf die Erwartungen und ermuthiate zu weitern Unter nehmen; man wagte sich der Hoffnung hinzugrbcn, daß auch an den Ufern des Rheines eine Stiftung gedeihen werde, für welche Thüringen, die Schweiz und groß artigem Maßstabe England Vorbilder darboten; aus der Eingebung eine» begeisterten Augenblicks entsprun gen, erhielt die Verbindung den Charakter eines fest brstehenden Verein-; Vater Rhein stand billiger Maßen Gevatter bet dem neuen Kinde festlicher Bege istrrung und reiner Liebe zur Kunst, und diese beiden m Lchtigen Hebel vermochten eS, dem neuen Institut ein e unge ahnte Bedeutung und eine Lebensfähigkeit zu v erleihen, welche alle politischen und socialen Strömun gen der Zeit überdauerte und, von einzelnen Unterbrechungen in den Jahren 1831, 48, 49, 50, 52 abgesehen, die Pfingsttage eines halben Jahrhunderts zu wahren mu sikalischen Freudenfesten gestaltete." Man sieht, die Zahl der Lobrcdner und Verkünder des Ruhmes der letztern ist mit dem seligen Prof. Bischoff noch nicht ausgestorben. Auch wir wollen die Vortrefflichkeit dcr musikalischen Leistungen an und für sich, wie sic bei diesen Musikfesten geboten zu werden Pflegen, durchaus nicht in Frage stellen: aber ebenso wenig darf ver schwiegen werden, daß der wirkliche Gewinn, welcher der Kunst aus diesen Massenconcertcn erwächst, ein sehr geringer ist und den gebrachten Opfern und Anstrengungen auch nicht im Entferntesten entspricht. Der Referent der „Kölnischen Zeitung" weist mit vollem Rechte darauf hin, daß unser musikalisches Publi cum nicht mehr dasselbe wie vor fünfzig Jahren ist, und fügi hinzu: „Wenn damals die großen Werke unsrer Meister auch bei mäßiger Aufführung durch ihre eingeborene Schönheit und den Adel ihrer Ge danken die Wogen stürmischer Begeisterung zu erregen vermochten, so dürfte der Schwerpunkt des Verdienstes unsrer jetzigen Musikfeste darin liegen,, daß die unwi derstehliche Wirkung dcr Mafien im Vereine mit dem Glanze der bei solcher Gelegenheit immer in ungewöhn lichem Maße vertretenen Virtuosität statt dcs reflecti- renden und kalten Wesens dc- gewöhnlichen Concrrt- lebens und der häufig genug nicht hinwegzuläugnendrn Lauheit der Ausführcnden und Empfangenden mit der Macht der Begeisterung zugleich jenen heiligen Ernst und jene opferfreudige Hingabe zu erzeugen vermag, welcher, von rasch übersättigter Genußsucht fern, das Hohe und Heilige, den geistigen Theil der Kunst in- Auge faßt und so erst die echte, dauernd« und wirk same Kunstfrrude hervorbringt." Dies« Betrachtung mag ihre volle Berechtigung haben; was jedoch vor Allem noth thut, ist eine radicale Programmänderung bei diesen Musikfesten. Zwar brachte Joachim als Fest gabe ein außerordentlich beifällig aufgenommenes Vio- linconcert von Max Bruch, aber sonst hatte man sich gegenüber dem bisher üblichen Systeme auch nicht zu der geringsten Concession verstanden. Die Namen dcr Komponisten, welchc seit der Feier dcs ersten Musik festes, also seit fünfzig Jahren, auf den Programmen der niederrheinischen Musikfcstc gestanden haben, sind folgende: Joh. Seb. Bach, Karl Emanuel Bach, L. van Beethoven, Hector Berlioz, F. W. Berner, L. Cherubini, Durante, Fesca, Gluck, Händel, Joseph Haydn, Ferd. Hiller, Bernh. Klein, Konradin Kreutzer, F. L. Kunzen, Franz Lachner, Lindpaintncr, Liszt, Marcello, Mendclssohn-Bartholdv, Mozart, J.G. Nau mann, Onslow, Reichard, K. G. Reissiger, Ferd. Ries, Julius Rietz, Righini, Fried. Schneider, Franz Schu bert, Robert Schumann, Spohr, Spontini, Stadler, Jul. Tausch, v. Turanyi, Vogler, Karl Maria v. Weber, P. Winter, E. W. Wolf. Die Namen Berlioz und Liszt sollten übrigens nur ein einziges Mal, und zwar im Jahrr 1857, die Ehre des Zutritts genießen; seit dieser Zeit sind ihre Werke auf dcn iocker libro- rum profiibilocum gesetzt. „Jeder Theaterzettel ist ein Stück Weltgeschichte", sagt einmal Riehl; die unter dem Titel „Blätter dcr Erinnerung" erschienene Samm lung der Programme und Textbücher sämmtlichcr nic- dcrrheinischer Musikfcstc giebt schwerlich ein Bild von der Entwickelung unsrer neuern Musikgeschichte. — Das Programm des fünften großen Händelfestes, wel ches am 15., 17. und 19. d. M. im kn naUpalaste zu London gefeiert werden wird, unterscheidet sich be greiflicherweise noch weniger von den vorjährigen Pro grammen; aber auch der Cultus eines Händel kann zur Uebertreibung führen. Der erste Tag bringt den „Messias", dcr zweite ist einer Auswahl aus verschie denen Werken des großen Componisten gewidmet — so aus „Saul", „Semele", „Theodora", „Salomo" und „Judas Makkabäus" — und am Schlußtage wird „Israel in Aegypten" aufgcführt werden. Wie bis her, werden auch dieses Jahr die Orchcsterpartien und Chöre von etwa 4000 Mitwirkenden ausgeführt wer den, zu denen London allein ein Kontingent von weit über 2000 Dilettanten stellt. Diesmal soll für die Mitwirkenden das Spielen und Singen, für das Pu blicum das Zuhören dadurch bedeutend erleichtert wer den, daß das große Mittelschiff von allen Seiten zu gebaut werden wird, um den flüchtigen Ton, der sonst alle Nischen und Galerien zu durcheilen pflegte, an seinen eigentlichen Bestimmungsort zu fesseln. Den Concertbcsuchern selbst wird diese Einschränkung keinen Zwang anthun; der neue Saal hat Raum genug, daß man sammtliche Concertsäle Londons hineinsctzen könnte; er wird 30,000 Personen bequeme Sitzplätze bieten. — Gegenüber solcher Stagnation ist es erfreulich, daß der „Allgemeine Deutsche Musikverein" auch in diesem Jahre wieder eine Tonkunstlerversammlung, und zwar in Altenburg, abhalten wird. Als die Zett des Festes sind die Tage von Sonntag, den 19. Juli, bis Mittwoch, dcn 22. Juli, bestimmt. Es wird beabsich tigt, außer einer musikalischen Eröffnung der Versamm lung in der Brüderkirche Sonntag, den 19. Juli, Vor mittags rin Concert für Soli, Chor und Orchester in genannter Kirche Abends, ein Concert für Kammer musik Montag, den 20. Juli, Vormittags im Saale der „Concordia", rin Concert für Soli, Chor und Orgel in der Schloßkirche an demselben Tage Nach mittags, ein großes Concrrt für Soli, Chor und Or« chrstrr Dienstag, den 21, Juli, im Saale d«r „Con-
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