Dresdner Journal : 17.11.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-11-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186611175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18661117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18661117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-11
- Tag1866-11-17
- Monat1866-11
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- Dresdner Journal : 17.11.1866
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^267. Soimabend, de» 17. November. 18k«. Ä»»n»r>mü,prr<se: 1» : ^»krlick: «t'KIc — 8xr. (^jitkrlick: I „ 1k „ ttoll»tlick:— „ 1k „ LiQ,elo«kiulllw«ro: 1 „ Iw Ko1»»s» tritt koit n. 3t«wp«I- »n»ckl»x tumii. Iusrratenprrlsr: rlir ä«ll k»uw einer 2«-p»Iteneo 2eil«: I kxr. vnter „Lingeeuuät" cki« 2eil«: 8 kixr. Erscheinen: I^S^Iick, mit Xuenukin« Ser 8onn uuä k'eivrtU^v, Xöe nds für aen sol^v uüvir '1'»^. NreMerIouriml. VerantworUicher Redacteur: A G. HartmamU rnsrrntennnnnhme auuwLrt«: I^t»«tT: k». k»^»l-»^»r^»», Oowwi»«t,»Le äe» vreeäner ^onrn»!,; «k«»ck»i.: k kuac.»», Lv«»u kone, U»wd»rG I»rH»- Vt«»-^r»»KNun ». L.: t Von,.»«; kerU»! ü»o«iv»'»ck« kuekk., Kur»«»«»»'» ünre»,; >r«w«»: L. So«l.orr»; 8r»,I»n: L,.8r»»»»»'»Xnuunc«nbur«»», -»»»» t 8L»»l«»»v»«u; kr»»ksllrr ». N-: ^»»o»,',ck» Kuckt».; HI»: 4r> öLo»»»»,k»«t»: t.»»»iru, kv».».»»» ck 6»., (8, KI»c« ä« I» konr»«); kr»^:t',. L«»r.io»'» kuckt».; VI»» I Xl.. Oee»l.rn. Heransgeker: LSul^I. L»p«<Ut1ou ck»» vr«»äo«r ^uiuitul», I>r»»ä«u, I1»rt»ll»tr»»— ko. 7. !-S»« Amtlicher Theil. Drerdt», 12. November, keine Königliche Maje stät haben dem Direktor de» Hauptstaat«archiv«, Mini- stcrialrath vr. Karl von Weber, da» Comthurkreuz zweiter Claffe de» Verdienstorden» allergnädigst zu ver leihen geruht. RichlamMcher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresdner Nachrichten 1 Pradinzialnachrichtrn. (Leipzig. Löbau. Döbeln. Lich tenstein.) EmgrsaudteS. «tatistik »od vslkSvirthschaft. Ttlegrapyische Nachrichten. Karlsruhe, Freitag, 16. November. (W. T. B.) Dir „KarlSruhrr Zeitung" meldet: In voriger Nacht ist Tom Miguel, Herzog von vraganza und Jufant von Portugal, auf Schloß Bronnbach bei Wertheim infolgr eiur» Schlaganfall» gestorben. (Dom Miguel, geb. 26. Octvber 1802, durch Decret des König» Pe dro IV. vom S. Juli 1827 und nach der Eide»leistung vom 26. Februar 1828 Regent von Portugal, erklärte sich laut Decret vom 30. Juni 1828 zum König und verpflichtete sich durch die Uebereinkunft zu Evora-Monte vom 26. Mai 1834, Portugal zu verlassen. Anfang» in Rom lebend, vermählte er sich 1851 mit der Prin zessin Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Nochrfort und lebte seitdem auf den Löwenstein'schen Besitzungen Heu bach hei Miltenberg und Bronnbach.) Haag, Tonnerttag, 15. November, Nachmittag». (W. T. B.) Bei der nun beendigten Ballotage Haden im Ganzen 37 Liberale, 29 Conservative und 8, die keiner bestimmten Partei zuzuzahlen find, dir Majo rität erhalten. New-Hort, Mittwoch, 14. November. (Per atlan tische» Kabel.) Berichte au» Kanada melden, daß die zu» Tode verurthrilten Fenier begnadigt worden find. Nachrichten au» Mexico zufolge haben Truppen der Bereinigten Staaten Ortega verhaftet. Tagesgeschichte. Drr»de«, 16. November. Se. Majestät der König haben heute vormittag da» Profefsorencollegium der land- und forstwirthfchaftlichen Akademie zuTharand in eorpvr« (geführt vom Oberforstrath Judtich), das Profefsorencollegium und die Jnspection der LandeS- schulr Meißen (Rector 0«. Kranke und Hauptmann a. D. v. Elterlein) und eine Deputation der Gemein den Leutzsch und Lindenau (bei Leipzig), sowie de» Militärveteranenvereins zu Lindenau (geführt vom Pastor Dr. Schütz) zu empfangen geruht. Dresden, 16. November. Gestern, am Namens» feste Ihrer Maj. der Kaiserin der Franzosen, waren in den Morgenstunden die Mitglieder der hiesi gen kais. französischen Gesandtschaft, sowie die meisten der in Dresden lebenden Franzosen in der katholischen Hofkirche bei einer Messe vereinigt. Abends gab Se. Ercellenz der Herr Baron Forth-Rouen ein großes Di ner, bei welchem der Toast, den der hier allgemein ver ehrte Vertreter Frankreich» auf Ihre Maj. die Kaiserin Eugenie auSbrachte, in allen Herzen den lebhaftesten Wiederklang fand. Dre»den, 16. November. Beide Kammern hielten heute ihre ersten öffentlichen Sitzungen. Die Sitzung der Ersten Kammer, welche um 12 Uhr unter Theil- nahme Ihrer k. Hoheiten de» Kronprinzen und de» Prinzen Georg, wie in Anwesenheit de» Hrn. StaatS- Minister» Frhrn. ». Friesen stallfand, wurde mit fol gender Ansprache des Präsidenten Frhrn. v. Friesen eröffnet: „Durchlauchtigste königliche Prinzen, hochzuverchreude Her ren und theure Kammergcuoffen! Nach der feierlichen Eröss.. Nach Vortrag der Registrande wendete sich die Kam mer der Tagesordnung, der Wahl der vier ordentlichen Deputationen wie der Wahl eine» Mitglied«» für die RedactionSdeputation, zu. Die Wahlen ergaben fol gende Resultate. >. Deputation (für Gegenstände der Verfassung und der Gesetzgebung): Kammrrherr ». Zehmen, Bürger meister Müller, v. Könneritz, Bürgermeister Hennig »nd Prof. Heinze. ll. Deputation (für Gegenstände de» Finanzwesen» und der Finanzgesrtzgrbung): Ec. k. Hoheit der Kron prinz, Vicrpräs. Pfotenhauer, Kammerhtrr v. Erd- «annSdorff, Bürgermeister Löhr, Rittner, LandcSbestall- 1er Hempel und Bürgermeister Hirschberg. Ul. Deputation (für ständische Petitionen): Geh. Rath v. König, Graf ». Hohenthal, ». Bthlau, Bür germeister Clauß und v. Hausen. IV. Deputation (für Petitionen und Beschwerden): Kammerherr ». Metzsch, Graf Wilding, KreiSvorfitzen- der Kasten, Meinhold und Bürge»meister Clauß. In die Redaction»deputation endlich wurde Sup. ve Lechler gewählt. Vor Schluß der Sitzung zeigten die Deputationen noch ihre Constituirung der Kammer an. Vorstand der l. Deputation ist ». Zehmen, der II. Se. k. Hoheit der Kronprinz, der lll. v. König und der IV. v. Metzsch. Dresden, 16. November. Die Sitzung der Zwei ten Kammer begann Vormittag» 10 Uhr in Gegen wart der Herren StaatSminister Freiherr ». Friesen und v. Nostitz-Wallwitz (StaatSminister v. Falkenstein erschien während der Sitzung) und wurde vom Präsidenten Haberkorn mit folgender Ansprache eröffnet: „Meine Herren! Zwischen dem Schluffe des letzten außer ordentlichen und dem Beginn dieses ordentlichen Landtags liegt eine für Sachsen äußerst verhängnißvolle Periode von fünf Monaten inne. — Al» wir damals der StaatSregierung die zur Durchführung ihrer Politik erforderlichen Mittel uud zwar einstimmig bewilligten, glaubten auch wir daS Rechte zu vertreten und uns in Ucbereiostimmung mü der überwiegend größten Anzahl des sächsischen Volkes zu befinden. — Was Bielen unmöglich schien, erfolgte jedoch wenige Tage darauf, der Krieg wurde erklärt, unser König und unser Heer verließen das Land, und über dasselbe brachen die Drangsale deS Krieges iu gewaltigster Maße aus. In blutigen Kämpicn entschied das Glück der Waffen gegen unS, uud ein Friedensabschluß, zuletzt mit Sachseo, machte der kurzen aber blutigen Arbeit ein Ende. — Unser allverehrter König kehrte zu seinem treuen Volke in sein Land zurück, ebenso unsre Armee, diese zwar nicht fieges- arkröut, allein ungeschmälert au ihrer militärischen Ehre, denn Freund und Feind geben ihr da» Zeuauiß, daß sie sich durch altbewährte sächsische Treue, Tapferkeit und TodeSmnthiakeit ausgezeichnet und infolge dessen manchen Braven ans dem Felde der Ebre verloren und manchen Invaliden zurückgebracht hat, für welche zu sorgen unsre heiligste Pflicht ist. — Doch rechten wir nicht mit der Vergangenheit, fassen wir vielmehr die Ge- genwart und Zukunft scharf ins Auge. „Wir gehören von jetzt an dem Norddeutschen Bunde an", dies sei der leitende Ge danke bei allen unsern künftigen Beschlüssen und Handlungen. — Wird auch für diesen Bund eine besondere Vertretung ge schaffen, so lasten Sie doch auch uns mit allen Kräften dabio wirken, daß dieser Bund ehrlich, offen und ohne Hintergedanken realifirt, aus dessen Erweiterung hingearbeitet und gegensei tig ein aufrichtiges Bundes- und Freuudschastsverhällniß her- gestellt werde, welche» zum Wohle aller verbündeten Staaten gereichen und nur einen edeln Wettstreit in Vervollkommnung aller öffentlichen Institutionen innerhalb jedes einzelnen Staates Hervorrufen muß. — Dano, und dies wünsche ich, wird sich auch diese neue Aera zum Segen uusers engern Vaterlandes gestalten, und unter diesem Wunsche sowie mit solchen Bor- sätzeo lasten Sie uns nun ohne Weiteres zu unsern Geschäften übergehen." (Zeichen der Zustimmung io der Kammer ) Hierauf erfvlgte der Vortrag der Rcgistrandcnein- gSnge. Den Abgg. ». Schönfel« auf RuppertSgrün, ve. Heyner au» Leipzig, v. Reinhard, Gehe au» Dresden und Burk aus Glauchau wurde wegen Krankheitsver- hiltniffen ein längerer Urlaub ertheilt und die Ein berufung der Stellvertreter derselben beschlossen; ebenso wurde dem ^Stellvertreter vr. Hamm der nachgesuchte Urlaub bi» Ende diese» Jahre» bewilligt. Eingegangen Warrn mehrere allerhöchste Decrete. E» werden durch dieselben u. A. vvrgelegt: der Fricdcn«vrrtrag zwischen Sachsen und Preußen vom 2t. October zur nachträg lichen Zustimmung; die Budgetvorlage für die Jahre 1867 bi» 1869, varläufig nach Maßgabe de» bi»herigen Budget- aufgestellt; ein Gesetzentwurf zur provisorischen nung de» 12. ordentlichen Landtags sind wir heute versammelt, um unsre ständische Thätigkeil auf» Neue zu beginnen. Aber wie ganz anders hat sich seit unsrer letzten Versammlung di« Lage der Dinge gestaltet. Ehedem standen wir bei unsrer l. öffentlichen Sitzung am Anfänge der uns seit vielen Jahren bekannten, gewohnten und lieogewordenen Thätigkeil; heute sehen wir die Pforten einer ganz neuen Zeit vor unS geöffnet, wir blicken in eine Zukunst, dcieu Gestaltung und Ausgang i« Dunkel gehüllt ist; auch für diese Zukunft sollen wir Mitar beiten; Niemand aber kann uns sagen, ob sie Segen oder Ge fahren, ob sie uns Heil oder Verderben bringen wird. Fast könnte unS da Furcht und Bangigkeit anwandeln, wenn wir nicht aus der Vergangenheit Trost für die Zukunft schöpfe« könnten. Wcou wir die Gefahren betrachten, welche wir durch Gottes Hilfe bereit- überstanden haben, anf die Noth zurück- blicken, aus welcher Er unser Land schon errettet Hal, sollten wir da kleinmüthig zweifeln, daß er uns auch weiter helfen und erretten werde. Em zerstörender Krieg ist über unser Land, ja fast über ganz Deutschland hingegaogeu, uud sieh«, es ist wieder Friede geworden. Unser gesegnetes Land wurde von schweren Opfern getroffen, aber glücklicherweise find ja noch Mittel da, um mit vereinteu Kräfte» die Wunden zu heilen, welche der Krieg geschlagen: die Arbeit stockte, aber sie ist wie der in Gang gekommen Unser tapfres Heer ist io blntigen Kämpfen unterlegen und hat schwer zu leiden gehabt. Ach! es sind ja viele brave Mänuer auf dem Felde der Ehre geblie ben. Aber die brave Armee hat ihre Pflicht treulich erfüllt uud sich »nd dem Vaterlande neuen Ruhm uud neue Ehre erworben. Während dem zog auch der Engel deS Todes mit einer bösen Seuche über unsre Städte und Dörfer dahin; aber der Tod ist gewichen, Gesundheit und Leben kehren zurück. Und soll ich noch erwäh nen, was uns das Schmerzlichste war. Unser König war von uns getrennt, entservt von uns »m Auslande, lange, lange abwesend; aber er ist uns wiedergegeben worden, er ist in unsre Mitte zurückgekehrt und mit welchem Jubel ist er von seinem dankbaren Volke empfangen worden! Sollte da, wenn wir dies Alles betrachten, noch ein anderes Gefühl in uns auskom men können, als Dank, Freude und Hoffnung; sollen wir da nicht Vertrauen haben, wenn wir zurückblicken auf Das, was hinter uns liegt. Müssen wir richt sagen: uns war bange, aber wir verzagen nicht! Wir standen vor einem Abgründe und waren nahe dem Untergange, und siehe, wir leben! Und wie hat es sich in dieser bösen Zeit bewährt, was cs heißt, eine gute väterliche Regierung, gute Ordnung und guter Haushalt, gut Regiment und gute Obrigkeit. Der König fern vom Lande, uud dennoch ging in seinem Sinne, nach seinen weisen Anord nungen Alles fort im gewohnten, saft ungestörten Gange. Nicht umsonst ist es gesagt: Ein Regent, den der Herr lieb hat, dem giebt er einen weisen Kanzler nud läßt ihm wohlgeiaihen. Ja, die Männer seines Vertrauens haben treulich ausgehalten in einer schweren Zeit, um König und Vaterland hoben sie sich hohes Verdienst erworben, in der sächsischen Geschichte werden ihre Namen nicht vergeßen werden. Ihnen sind wir unsre höchste Anerkennung und unsern Dank schuldig. Uud so wollen Wir denn mit festem Schritte fortschreitco aus der Bahn, auf welcher unser König uns vorangcht. Was er gelobt und ver sprochen hat, das wird er halten In Sachsen heißt es: Ein ehrlicher Manu hält sein Wort, «in deutscher Fürst bricht seine Verträge nicht. Uud darin wollen wir ihm treu zur Seite stehe», yat Er Opfer z» bringen, so wollen wir sie mit ihm tragen, fühlt er die Last der Regierung, so soll unser Bestre- beu sein, sie ihm zur Freude zumachen. Ja, cs ist ein thrures, wertheS Wort, welches er zu uns gesprochen, daß die unerschüt terliche Treue, welche unser Volk gegen sein angestammtes Fürstenhaus bewiesen, keiu leerer Schall »st. Die Welt mag es sehen, daß es noch Länder giebt, in welchen die deutsche Treue noch etwas werth ist. Und so lassen Sie uns denn getrost an unser Tagewerk gehen und mit Muth und Zuversicht den Dingen ins Auge schauen, die da kommen werden. Soll das neue Werk gelingen, so ist dabei Vieles in unsre eigne Hand gelegt. Golt aber der Allmäch- tige gebe Segen und Gedeihen, Er verleihe unserm König noch eine lange glückliche Regierung, Er nehme das ganze kvaial. Haus io seinen gnädigen Schutz, uns Allen aber schenke Er Kraft und redlichen Willen zur Erfüllung unsrer Pflicht!" Vicepräsident Oberbürgermeister Pfotenhauer drückte hierauf die Uedereinstimmung der Kammer mit den »vn dem Herrn Präsidenten ausgesprochenen Empfin dungen und Ueberzeugungcn au» und forderte die Kammer auf, durch Erheben von den Sitzen den Gefühlen der Freude, de» Dankes und der Hoffnung Ausdruck zu geben, und zwar dem Gefühl der Freude über die Wie derkehr de» Frieden», wie über die glückliche Rückkehr Sr. Majestät des König» und der Seinen, ferner dem des Danke» gegen alle Patrioten, die treu an der Pflicht gehalten, wie insbesondere gegen die brave Armee, und endlich dem der Hoffnung auf die Bahn, die Sachsen für die Zukunft ringeschlagen. (Die Mitglieder der Kammer erheben sich von ihren Sitzen.) StaatSminister Freiherr v. Friesen dankte sodann namen» der Regierung für die dieser durch den Herrn Präsidenten gewordene An erkennung; die Mitglieder der Regierung wären sich bewußt, daß sie nur ihre Pflicht gethan hätten. Feuilleton. ä Literatur. „Neue Londoner Mysterien. Ein Sittengemälde au» der Gegenwart von Otfrid Myliu». Stuttgart, Druck u. Verlag von Emil Ebner. 1866." E» ist bereit» bei Gelegenheit der früher« Hefte de» genanuten Sittengemälde» über Tendenz «nd AuSsüh- rung das Nöthigr gesagt worden, so daß wir un» eine» nähern Eingehen» enthalten können. Gegenwärtig liegen die Lieferungen Nr. 6 bi» 11 vor, und mit der 7. Lie ferung beginnt der zweite Band. Der Verfasser erzählt lebendig und spannend; indeß ist eS eben nicht Jeder mann» Sache, einen so weitschichtig angelegten Roman in sich aufzunehmen, fall» derselbe nicht zugleich durch Geist und Jdeenreichthum zu fesseln versteht. — „Dramatische Werke von Rudolph Gott schall. Leipzig, F. A. Brockhau». 1866." Da» fünfte Bändchen enthält da» Trauerspiel „Katharine Ho ward", über welche Dichtung erst nor Kurzem, als dieselbe auf der Drr»dner Hofbühne zur Aufführung gelangte, in diesem Blatte ein ausführlicher Bericht ge geben wurde. In dem sechsten Bändchen findet ma« „König Karl XII.", ein geschichtliche» Trauerspiel in fünf Aufzügen, da» nicht minder die bekannten Vorzüge R. Gottschall'» bekundet. Ob dasselbe auch von der Bühne herab sich bewähren wird, muß die Zukunft lehren. t Periodische Literatur. Von der Zeitschrift für häusliche Erziehung „Cornelia" (HerauSg der vr. K. Pilz, Verleger C. F Winter in Leipzig) liegt ba ll. Heft de» sechsten Bande» vvr und giebt abrrmal» Zeugniß, wie reich der Stoff ist, der sich im J«tereffe der HauSerztehung praktisch verwerthen läßt; den« auch das vorliegende Hest f-rdert wieder manche» noch un besprochene Thema zu Tage, und sei beispielsweise nur an die „Briefe über Hausmusik", an die „Sprechstun den eine» Pädagoge»", „Anatomische Betrachtungen für Mütter" eiinnert. Direktor Vr. Zille spricht sich über „die unechten Wunderkinder" aus und weist nach, daß alle Acltern guten Grund haben, ihre Kinder als wun derbare Erscheinungen, al» Wunderwerke der göttlichen Schöpferkraft anzustaunen. In dem Aufsatze ,,Au» dem Leben eine» Dichter»" wird Christoph August Tiedgc, der Singer der „Urania", al» Knabe geschildert und dabei mancher dankenSwerthe Fingerzeig für Erziehung gegeben. Recht zweckmäßig erscheint die neue Rubrik „Pädagogische Aehrenlese", da hier auf eine bequeme Art viele geistvolle Aussprüche berühmter Pädagogen in« große Publicum gelangen. Au» C. C. Meinhold'» Verlage (känigl. Hofbuch druckerei in Dresden) ging u»S zu: „Die Kinder laube." Jlustrirte Monatshefte für die deutsche Ju gend. Zehnte» und elfte» Heft. Der Inhalt dieser neuen Hefte schließt sich nach Stoffautwahl und DarstellungS- weise den srühern würdig an, wobei die belehrenden und unterhaltenden Aufsätze meist immer so geboten werden, daß sie der Gegenwart nicht nur im Allge meinen, sondern auch der Jahreäzrit im Besondern ent- sprechen. Daß es diese Zeitschrift zur größern Veran schaulichung der behandelten Gegenstände nicht an treff lichen Bildern fehlen läßt, darf al» bekannt »orautge- sttzl werden. Aus dem erzählenden Gebiete begegnen wir die»mal neben dem rührigen Her«u»grber H. Stieh ler noch Fr. Gerstäcker und vr. Lauckhard. Der geo graphische Theil ist durch „Rrisebildrr au« Süddeulsch- land", der biographische durch Leben«- und Charakter schilderungen von König Johann von Sachsen, Thor» waldscn, Vr. Adolph Diesterweg »«rtreten. Andere lehrreiche Aussätze behandeln die Uhren, die Baumwolle, den Flach«, den Herbst, da« Rebhuhn rc. Wa« die aus ¬ genommenen Gedichte betrifft, so würde die Rcdaction gut thun, vielleicht eine etwa« strengere Kritik zu üben, um allzuleichte Waare, wie solche auch in srühern Hef ten schon hi» und wieder zu finden war, fern zu hal ten. Die Gabe, gute Gedichte für Kinder zu schreiben, ist eine überau« seltene, und die meisten der hierher ge hörenden Poeten bringen e« gewöhnlich nicht weiter, al» daß sie bessere Dichter mit Geschick verwässern. Wie die „Bayersche Ztg." meldet, läßt König Ludwig >. von Bayern seinem Lehrer, dem al« Kan- zelrrdner wie al« Schriftsteller gleich au«gezeichnrten Bischof Johann Michael v. Sailer von Regensburg in dieser Stadt ein Drnkmal errichten. Mit der Aus führung diese» Gedanken» hatte sich Ke. Majestät schon seit einem Jahre befaßt, aber erst vor ei» paar Mo naten erhielt Prof. Widnmann den Auftrag zu einem Entwürfe, der vor Kurzem von Sr. Majestät besichtigt und vollständig gebilligt, jetzt zur Ausführung gelangt. Nach dieser Skizze wird Sailer im Talar ohne Mitra in der Hand ein Buch dargestellt. Für die Porträt- Lhnlichkeit de« Gesichte» bürgt die noch im Leben auf genommene Büste de« Verklärten, modellirt von Haller, dir fich in der Büstensammlung der neuen Pinakothek befindet und vom Prof. Widnmann benutzt wird. Die Höhe des ehernen Standbildes wird 10 Fuß betragen Ferner berichtet die,,A. A." an« München, daß die Ausfüh rung deS vom König Ludwig!, schon lange gehegten Pla ne«, die Statuen de« Hofbauintendanten ». Klenze und de« Baurath» v. Gärtner auf dem Gärtnerplatze (vor dem Bolk«theater) aufstellen zu lassen, noch vor dem Eintritt de» bevorstehenden Winter« in Angriff genom men wird. 1 Der Ulmer Dom, welcher gegrnwärttg refiau« rirt wird, ist in letzter Zeit auch vo» de« ihn entfiel- Forterhebung der Steuern; der Rechenschast«bericht für die Finanzperiode von 1861 bi» 1863; ein Gesetzent wurf wegen Hüttenrauchentschädigung und eine Vorlage bezüglich der Kosten für die Pariser Ausstellung, welche Eingänge mit Ausnahme der FriedensvertragS- vorlage, die der ersten und zweiten Deputation gemein schaftlich überwiesen wurde — sämmtlich an die zweite Deputation (Finanzdeputation) gingen. Ferner enthielt die Registrande folgenden, von 16 Kammermitaliedern eingcbrachten Antrag: „Die Kammer beschließt, di« hohe Etaatsreaierung zu ersuchen, di« gegenwärtige Gtändeversammlong sofort aufza- löse» und aus Grund des Wahlgesetzes »om l». November I8«8 ein« oerfaffuogSmäßige Volksvertretung schleunigst eiu- zubernseo." (Unterzeichner sind die Abgg.: Eiscustuck, Mam men, Benng, Stauß, Pornitz. Bassenge, Lang, Hecker, Bauer, Schreck, May, Fahrtauer, Tempel, Meltzer, Riedel uud Kretzschmar.) Präsident Haberkorn zeigte an, daß die Unterzeich ner zugleich den Antrag auf mündliche Begründung ihrer Eingabe in der heutigen Sitzung gestellt hätten, und brachte die Frage zur Abstimmung, ob die Kammer hierzu ihre Genehmigung ertheilen wolle? Nachdem die Kammer diese Genehmigung einstimmig ertheilt und Herr Gtaatsminifter ». Nostitz-Wallwitz erklärt hatte, daß diesem auch von Seiten der Slaalsregierung ein Bedenken nicht entgegen stehe, erhielt Herr Abg. Eisen - stuck da« Wort zu dieser Begründung. Derselbe er örterte zunächst dir Frage der Rechtsbestäadigkeit der gegenwärtigen Kammern, indem er auf den Bericht sich stützte, welchen der Abg. Riedel früher in der Kammer über diese Frage erstattet hat, der bekanntlich die Rechts- bestäudigkeit der Kammern nicht anerkannte und auf dessen Widerlegung selbst der damalige Ministerpräsi dent verzichtet habe. Als zweiten Grund zur Unter stützung des obigen Antrag» hob der Sprecher die ge waltigen Veränderungen hervor, die seit der Zeit, wo dieser Gegenstand zum letzten Male in der Kammer diScutirt worden sei, durch die jüngsten Ereignisse in den öffentlichen Zuständen herbcigrführt worden seien. Ein dritter Grund liege darin, daß unser Wahlgesetz nothwendigerweise in Uedereinstimmung gebracht wer den müsse mit dem ReichSwahlgesetze de« Norddeutschen Bunde«. Weiter suchte der Redner sodann den Ein wurf zu beseitigen, daß im Lande eine allgemeine RrchtS- »erwirrung zu befürchten fei, wenn die Regierung dem brütigen Anträge Folge gäbe; denn da- Volk, da» Sr. Majestät dem Könige bei dessen Rückkehr so vielfache Beweise allseitiger Liebe uud Anhänglichkeit dargebracht habe, werde in der von den Antragstellern in» Auge gefaßten Frage der Regierung sicher Indemnität erthei- len, wenn diese damit herantreten wolle. Daß daS Wahlgesetz von 1848 einer Reform bedürfe, ser eine Ansicht, die auch von den Antragstellern gctheilt werde. UcbrigenS wolle er nicht unterlassen, zu erklären, daß dieselben nicht beabsichtigten, ihren Antrag zu einem Aufrufe zn Kampf und Streit zu machen; derselbe solle vielmehr ein Aufruf sein zum Frieden und zur Ver söhnung, in welcher Beziehung jüngst Regierung und Kammern in Preußen ein nachahmung-werthe» Bei spiel gegeben. Präsident Hab er kor« anerkennt die maßvolle Weise, in welcher der Vorredner den Antrag begründet und die ihm nicht rm Geringsten Veranlassung zu einer Ein wendung gegeben habe. Ohne in eine weitere DiScus- ston hier rinzutreten, müsse er doch constatircn, baß die große Mehrheit der Kammer bezüglich der RechtSbestän» digkeit der Ständeversamml«ng anderer Ansicht sei, al« die Herren Antragsteller. — Hierauf wird von dem Abg. Mammen der Antrag gestellt, daß die Kammer sofort in der heutigen Sitzung über den vorliegenden Gegenstand Beschluß fassen möge, womit sich auf die Frage de» Präsidenten sowohl die Kammer, al» auch die StaatSregierung einverstanden erklären. Nachdem der Abg. Günther unter Hinweisung auf die in der Thronrede verheißene Vorlage zur Abände rung der BerfaffungSurkunde und eine« neuen Wahl gesetze« sich gegen den Antrag der 16 Abgeordneten erklärt, auf weitere Ausführung seiner Ansichten aber aerzichtct hatte, ergreift nur noch da« Wort der Abg. lenden, zu Verkaufslocalen dienenden Anbauten befreit worden. Bei dieser Gelegenheit kam ein Grabstein zum Vorschein, den man sür den des ersten Münstcr- baumeisters hält. Die Inschrift lautet (mit Auflösung der Abbreviaturen): ckomiai Sicccl.XXXlIII. VI äw (oder kalcocka») äulii odiit Ilaineicu» ckictua Wialant, ruju» mim, raquieaoat ia paca. Xmao (Im Jahre 1384 am 6. Juli starb Heinrich, genannt Wielant. Seine Seele ruhe im Frieden. Amen.) Der Stein mußte, um ihn gegen die Einflüsse der Witterung zu schützen, wieder mit einer leichten Vermauerung bedeckt werden, welche ihn aber nicht unmittelbar berührt und, wenn es fich um eine Verificirung handelte, leicht weggenommrn werden kann. Ende Oktober wurde, wie das „Fr. I." au« Thüringen meldet, im stillen Familienkreise da» Jubel fest eine- Manne« begangen, welche« auch in weitern Kreisen Erwähnung verdient. Johanne« Cotta, ge boren zu Ruhla, seit 1816 Pfarrer zu Alperstedt, dann lange Jahre zu Niederzimmern, seit 185l zu Willcr- stedt, vollendete am 16. Oktober d. I. eine 50jährige gesegnete Wirksamkeit. Er ist einer der wenigen noch lebenden Mitbegründer der deutschen Burschenschaft, vor Allem aber al« der Komponist der Volksmclodie zu Arndt'« Nationalliede: ,,Wa« ist de« deutschen Dater- terland?" zu nennen. * Robert Hamerling, der jetzt in Graz lebende Dichter, hat wegen Kränklichkeit seine Stelle al- Pro- sessor am Gymnasium in Trieft ausgegrben, und ist ihm mit Rücksicht auf seine poetischen Leistungen von Sr. Majestät dem Kaiser ein lrben«länglicher Gnadengehal gewährt worden, der ihm gestattet, foUan ausschließlch seinem literarischen Berufe z» leben.
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