Dresdner Journal : 13.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187009135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-13
- Monat1870-09
- Jahr1870
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1181
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- Titel
- Dresdner Journal : 13.09.1870
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^211. Dienstag, de» 13. September. 1870. Im RorLL. I«»««: ^Lbrliob- . . . . « Dttr VjLbrlicb: 11°Mr. IS Kxr. dl»o»tllob: ... 1b Axr. LüuivlsvSummen,: lUxr. Iv kr«on«a tritt jlkrlicl» L Idir. Ltewpellssbükr, »»»»«ra»Id sei ttorNa. öuoävs ko»t- un<1 ktempvImicNI»^ bin». * Inseratenpreis r k^lr 6ea Lanin einer oespaitene» 2sils: Vater „ LivxesLnät " äi« 2«ils: 3 Hxr. Zres-nerÄumal. ürsebelnenr l'L^Nok, mit Lasaadm« äer 8oaa- nnä keiertaxs, >denä> Mr ävn teljxenüen '1^. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Ineerateoennelim« »nsvSrlsr Leixrt»: Lronckitettrr, LommEoaLr 6e, Vreeänvr Journal»; edenclii» : // ^>>Al«r, /'ork u. 7? ^r^/«r,' N?m- d»s^->erNo-Vieo-i<»tpii^-L»i«I-Iir««I»u-^r»l:kivr1 ». N : <<- t^0A/<r, »erUo-Vi«o-»Lmdurx-rriu>k- tiirt ». H.-Nüncdeo: M'ne,- r«rUa: ^teair^er, // ^lbrrclit, Lremeo: L Lcökotte, Lr«,I»u: L. Äa«aen» Lüiea» u. N. rr«vLe«rt ». H : L u. (7. 8ucbk., 7>a«ö« t7o., />. 8ncliti.; vdemait»: ^r ?»ri»: //nr nK, ^aMe, Lu/tter t7o., Vien: 0^>ettL, Stutts»": Dande cd vo. Kerane^eberr KSniel. I^rpsäition 6e« Dresdner donrnnls, Dresden, LlarxaretNeaxaesa l^o. 1. Amtlicher Theil. Bekanntmachung des Ministerium- de- Innern, die Rinderpest betreffend. Nachdem mit Rücksicht auf die bei ViehtranSporten für die Armee vorgekommenen Rinderpestfälle in Folge Anordnung de- Bundeskanzleramtes bi- auf Weitere- alle zum Transporte von Rindvieh ohne Unterschied der Race und de- Ursprung- benutzte Eisenbahnwagen nach jedesmaligem Gebrauche sorgfältig desinfi« cirt werden müssen und demgemäß auch die diesseitigen Eisenbahnverwültungen mit d r erforderlichen Anwei sung versehen worden sind, so macht sich nunmehr auch eine öftere Revision der Desinfectionsstaitonen e> for derlich. Es werden daher die mit der Beaufsichtigung des DeSinfectionkverfahrens auf den Eisenbahnen be auftragten Vetrrtnärbeamten hierdurch angewiesen, die vorgeschrtebenen Revisionen von jetzt an aller 8 bis 14 Tage vorzunehmen. Dresden, den 2. September 1870. Ministerium des Znnern. v. «ostitz-Wallwitz. Fg. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 12. September, Nachmittag» 23 Uhr. (W. T. B.) Au- Rheim- von gestern (SEnaq) Abend 10 Uhr ist folgende Depesche Sr. Majestät de- König- an Ihre Majestät die Königin hier tingetroffen: „Traurige Nachricht auü Laon, wo die Ci- tadrlle gestern (Sonnabend) nach der Capitula- tion und nach dem Einmarsch unsrer Besatzung in die Luft gesprengt ward. 50 Mann todt und 300 Mobilgarden, viele Verstümmelte, Herzog Wilhelm von Mecklenburg verwundet. Derrath liegt unbedingt vor. Wilhelm." Pari-, Sonntag, 11. September, Abend-. (W. T. B.) Die Einwohner innerhalb der Lastpmtile von Paris find officirll aufgefordert wordtn, ihre Wohnungen zu räumen und sofort mit ihren Lor- räthen nach Paris zu kommen. Kerner wird mitgethrilt, daß der Betrieb der Gasanstalten beim Beginn der Belagerung einge stellt wird. Paris, Montag, 12. September. (W.T. B.) Da- „Journal officiel" schreibt: ThierS reist heute Abend in einer Mission nach London ab und wird von dort nach St. Petersburg und Wien gehen. Die der Regierung zugegangenen Nachrichten ergeben, daß die Preußen in der letzten Nacht in Meaux und in Melun ringerückt sind. (Meaux liegt circa 5 Meilen östlich, Melun 62 Mellen süd östlich von Paris) Brüssel, Sonntag, 11. September, Mittags. (W.T.B.) Der „Moniteur belge" stellt nochmal» in Abrede, daß irgend welche Demonstration argen die aus Frankreich vertriebenen Deutschen auf bel- gisch,m Gebiete stattgrfunden habe, nur «in Vor fall sei gemeldet. An der Grenze bei HerbeSthal sei nach einem Eisrnbahnzuge mit deutschen Au»- gewiesenen, den man für den Train de- Kaiser- Napoleon gehalten, mit Steinen geworfen worden. Die „Indöpendance belge" meldet au-Pari»: Der englische Gesandte, Lord Lyons, hat sich nach London begeben. Einer beträchtlichen Anzahl von Bewohnern der Vorstadt Bellepille find auf Befehl der Regierung die Waffen abverlangt worden. ES wird verfichert, daß Jules Favre sich mit dem zum Ministerium der auswärtigen Angelegen heiten gehörigen Personal, sowie dem diplomatischen CorpS nach einer Stadt im Süden Frankreich» begeben wird, da die Stadt Tour» nicht genügende Sicherheit bietet. Florenz, Sonntag, 11. September. (W.T.B.) Graf Ponza di San Martino ist in Rom einge- troffen und soll letzten Freitag mit Antourllt eine Besprechung gehabt baden. Man verfichert, daß mehrere angesehene Prälaten einem Einvernehmen mit Italien geneigt sind. Dem Papst sollte abge- sehen von der Ueberlaffung der CittüLeouina auch da» Gesandtschaft-recht gewahrt bleiben. Wie e» heißt, wird binnen Kurzem eine könig liche Proklamation bezüglich der römischen Ange- legenheit veröffentlicht werden. Florenz, Sonntag, 11. September, Abend». (W. T. B.) Die „Gazzetta ufficiale" schreibt: Der König hat infolge eiaeö Beschlusses dcS Minister- rath» heute befohlen, daß die königlichen Truppen in da» päpstliche Gebiet rinrücken. Ferner veröffentlicht die ,.Gazzetta ufficiale" zwei Circularschreiben des Minister» des Aus wärtigen vom 29. August und vom 7. September an die Vertreter Italiens im AuSlande sowie die Instructionen des Präsidenten des StaatsratHS an den Grafen Ponza di San Martino. Die Documenle constatrren die Noihwendigkeit der Besitzung des römischen Gebie s zur Aufrechterhaltung der Ordnung, zur Unverletzbarkeit d^S italienischen Bodens und um die Sicherheit dts hefigen Stuhles zu hüten. Die Truppen überlassen den Bevölkerungen die Selbstverwaltung; dieselben betheiltgen sich nicht an einem Acte, der dm politischen und kirchlichen Fra gen vorgreifm könnte, welche die italienische Regierung bereit ist, in Ucbereinstimmung mit den andern Mächten über die Bedingungen der scuveränen Unabhängigkeit deS Papstes zu erörtern. Die Regierung hofft, der Papst werde die consrrvative und schützende Action Italien- sür sich und die Römer annehmrn. Die Bevölkerung der Provinz Viterbo hat sich unter dem Rufe: „Eö lebe Italien!" erhoben. Junge Leute, welche fähig find, Waffen zu trogen, bildeten Abtheilungen und beuuruhigteu die päpst lichen Zuaven, welche sich in Viterbo, Moutefia» coue uud Valmontoue stark verschanzt haben. Die päpstlichen Gendarmen find durch die Bevölkerung entwaffnet und dann wieder freigelassen worden. In einzelnen Ortschaften halten eingesetzte Com missionen die Ordnung aufrecht im Namen de» Königs von Italien. St. Petersburg, Sonntag, 11. September, Vormittags. (W. T. B.) Das heutige „Journal de St. Pütersbourg" schreibt zur Situation: Die Intervention der französischen Socialdemokcatic werde steril bleiben oder gar schlimme Resultate nach sich ziehen. Die Völkerföderation derselben bleibe eine Utopie. Frankreich beglückwünsche sich heute zur Re publik, wie cs sich deremst zum Kaiserreich beglück wünschte. Frankreich möge selbst das neue Experiment Wetter verfolgen, aber nicht vcrsuchen, die Nachbarvölker mit fortzurcißen. Das „Journal de St. Pötersbourg" widerlegt demnächst die Behauptung Victor Hagv's, daß rin Bombardement von Paris ein Verbrechen, ein Vandalismus sein würde, und meint, daß die Herstel lung des Friedens eine andere Sprache als diese er heische. Krieg--Nichrichteu. * Berlin, 11. September. AuS Rheims von gestern (Sonnabend) Abend 10 Uhr meldet eine De pesche deS GcneralquartiermeistcrS v. PedbielSki: „Bei den Armeen, die im ununterbrochenen Vorschrrtten sind, nichts Neue-." — Wettere Nachrichten vom Kriegs schauplätze kommen von französischer Seite, und zwar machte der Minister des Innern in Paris am gestrigen Tage nachstehende Mitthetlungen: Preußische Eclaireurs werden signalisirt in CHSteau - Thierry, Montmiratl, la-Feris-sous-Jouarre und Bailly-sur- AiSne. Die Preußen beobachten strenge MannSzucht und verhindern Verwüstungen. Die Elfinbahnverbtn- düng ist frei von Paris nach Nogent. far-Seine und zwischen Chaumont, Mulhcuse und Basel. Der Prä- fect deS Vogesen-Departements niestet, daß sich die Lage des Dcparlements gcb^sfirt habe. ES wird kei nerlei Truppenbewegung signalisirt. Toul sährt fort, energischen Widerstand zu leisten. Die Garnison macht häufig siegreiche Ausfälle. Gerüchtweise verlautet, Ba- zaiue necke Len Feind unterhalb Metz und mache Schein- Manöver gegen Pont-ri-Mousson zu. Die Preußen sind um Straßburg herum conccntrirt, sie verließen alle benachbarten Ortschaften und nahmen einen sür Straßburg bestimmten Munitionstransport weg. — Fer ner wird nach Paris auS Coulommiers gemeldet, baß preußische Plänkler gestern Montmiratl und L>ezanne passirten. Zwei CorpS, jedes etwa zu 10,000 Mann, marschtrten auf diese beiden Städte. Die Telegraphen verbindung zwischen Parts und Soissons ist seit gestern Abend unterbrochen. Die Feinde sind im Anmarsch auf Chauny. — Unterm heutigen Tage theilte der fran zösische Minister deS Innern daS Nachstehende mit: 600 Mann feindlicher Truppen sind gestern Morgen in CHS. teau-Thierry eingetroffen. La Ferte Gaucher ist ebenfalls von den Fetndcn besetzt. Am Freitag trafen preußische Truppen in Montmiratl ein und ergriffen sofort Maß regeln, um die daselbst zur Conscriptton bestimmten jungen Leute am Abzüge zu verhindern. G.neral Theremin, Kommandant von Laon, hat die Citadelle übergeben, um die Stadt zu retten. (Das uns vor liegende „Journal osficiel" vom 9. d. bestätigt die telegraphische Meldung in Nr. 209, daß Laon be reits am 8. zur Uebergabe aufzefordert wurde.) Berlin, 11. September. Der heute Abend er schienene „St. A." bringt folgende offictelle mili tärische Nachrichten: Da- zu lange Verweilen der französischen Hauptarmee um Metz hatte durch die Schlachten deS 14 , 16. und 18. August gestattet, die selbe von ihren Verbindungen mit Pari- gänzlich ab- zuschnriden und sie in Metz eng zu cerniren. Noch blieb aber ein nicht unbeträchtlicher Theil der feind lichen Armee zu bekämpfen. Lurch die Operationen, welche den Feldzug einlettetcn, waren die im Elsaß aufgkstelltrn beiden feindlichen Corps MacMahon und Douay, sowie das zu ihrer Unterstützung von der Hauptarmee entsandte Corps Failly ron letzterm vollständig getrennt worden. Diese Corps, gefolgt von der HI. Armee, zogen sich, zum Theil die Elsrnbahn benutzend, auf ChSlonS zurück, wo das 12. französische Corps, damals noch unter Trochu, in der Formation begriffen war; ebenso formirte General Vinoy bei Paris ein weiteres neue» Corps, das 13. Der bedeu tende Depotplatz CHSlonS bot große Mittel, sowohl die bereits engagirt gewesenen Corps zu retabliren, al- auch die Ncuformation zu vollenden. Dem Mar schall Mac Mahon wurde der Oberbefehl über diese zweite Armee anvertraut, zu welcher sich der Kaiser begeben hatte. Der Vormarsch derjenigen preußischen Corps, welch: nicht bei Metz erforderlich schienen, war indeß unvcrweilt begonnen worden. Die III. Armee unter dem Kronprinzen von Preußen hatte denselben keinen Augenblick unterbrochen; es trat zu diesem eine durch Abgabe von dem Prinzen Friedrich Karl, welcher den Obcrbefrhl bet Metz erhielt, neugeschaffene Armee- abthetlung. Letztere, unter dem Oberbefehl dcS Kron prinzen von Sachsen, wurde aus dem Garde-, dem 4. und 12. (sächsischen) CorpS zusammengestellt. Die ge nannten beiden Armeen schlugen dre Richtung auf Paris ein. Wünscheuswerth war es, wenn auf dem Wege dorthin die unter Mac Mahon vkreinlgtcn Streitkräfte die Schlacht annahmen. Der Marschall konnte die- in irgend einer festen Stellung ausführen, aber derselbe konnte auch ebensowohl bis unter die Mauern von Pari- auSweichen, als den Entschluß fassen, zum Entsatz deS Marschall- Bazaine di: Offen sive zu ergreifen. Diese Punkte wurden beim Vor marsch der preußischen Armeen ununterbrochen im Auge behalten, die wett vorpousstrte Cavalerie mußte unaus gesetzt die Bewegungen deS Gegners überwachen. Bis zum 24. August verblieb derselbe noch im Lager von Chülons, während beide preußische Armeen, deren Vor marsch in der directen Richtung Metz—Chälons durch die Festung Verdun nicht aufgehalten wurde, die Linie Clermont bis Vitry erreichten. Ihre Vorwärtsconc.n- trirung zum Angrrff von CHLlons war bereits ent worfen, als am 25. die ersten Jndicicn eingtngen, daß der Fctnd daS dortige Lager verlassen habe. Seine Marschrichtung auf Rheims wurde gemeldet. Hieraus ergab sich die Möglichkeit eines Entsatz's von Metz, wenn der Marschall Mac Mahon versuchte, in dem engen Raum zwischen der belgischen Grenze und dem rechten Flügel des Kronprinzen von Sechsen durchzu- marschiren. Allerdings trug ein derartiger Versuch einen verzweifelten Charakter bei der innern Unwahr scheinlichkeit deS Gelingens, wenn preußischerseltS die geeigneten Gegenmaßregeln augevblicktich ergriffen wurden. Noch in der Nacht vom 25. zum 26. wurde daher der Vormarsch auf ChillonS sistirt und am 26. bereits begannen die Bewegungen, um den in breiter Front nach Westen hin entwickelten 82 ArmceccrpS nunmehr die Front nach Norden anzuwrijen und gleich zeitig nach dieser Richtung hin marjchirend, das erfor derliche Terrain zu gewinnen, um dem Feinde den Flankenmarsch zu verleiten. Die Natur des Argonnea- waldes, durch welchen cin Theil der Marschlinien ge führt werden mußte, vermehrte noch die an und für sich schon großen Schwierigkeiten dieser Bewegung. Hierüber mußte gleichzeitig ins Auge gefaßt werden, daß, wenn der Marschall Mac Mahon wirklich die von ihm eingeleitete Bewegung gegen Metz fortsetzen sollte, ihm sowohl der Weg dorthin zu verlegen, als auch der Rückzug nach Paris abzuschneidcu sei. Als dann blieb dem französischen Obercommandirenden nichts Andercs übrig, als die Schlacht unter den denkbar ungünstigen Bedingungen anzunehmen oder seine Armee auf belgisches Gebiet zu führen. Da das CorpS Vinoy noch nicht zur Stelle war, so zählten die ver- sügbaren französischen Streitkräfte etwas über 120,000 Mann, die Uederlcgenheit der preußischen Armee war daher eine sehr bedeutende und kam alles nur darauf an, sie auS bedeutender Entfernung rechtzeitig hcran- zusühren. Die französische Armee unternahm es in der That, den Flankenmarsch durchzuführen. Am 29. standen ihre Corps auf den beiden von Le Chöne nach Stenay führenden Straßen, auf jeder zwei derselben hintereinander echellonirt. An demselben Tage dehnen sich aber auch die deutschen Truppen von westlich Grand-Prö bis Stenay bereits aus; die Avantgarden befanden sich dem Feinde gegenüber; die des sächsischen Corps hielt durch das Gefecht bet Nouart den am weitesten nach Oien vvlgeschobenen Theil desselben vom Weitrrmarsch ab. Letztcrer war zur Unmöglichkeit geworden. Die französische Armee mußte sich schlagen und zwar unter Verhältnissen, in denen eine unglückliche Schlacht ihr nur noch den Rückzug über die belgische Grenze gestaltete. Sie hatte nur noch die Wahl, ob sie die Schlacht bereits auf dem linken Maasufer wagen, oder ob sie dieselbe auf dem rechten Ufer, ge stützt auf die Festung Sedan, annehmen wollte. Sie wählte das letztere und begann am 30. August ihren Abmarsch auf das richte Maasufer. Indessen wurde ihr linker Flügel dabet durch die Armeeabthetlung des Kronprinzen von wachsen bereits bei Beaumont erreicht, die Arrieregarde überfallen. Die zu ihrer Aufnahme sich entwickelnden Corps, aus Ken dortigen starken Positionen geworfen, erlitten beim Ucbergange über Feuilleton. Eine Reise »ach dem Kriegsschauplätze. (Fortsetzung aus Nr. 210.) II. Mouzon, 2. September 1870. Welch ein ergreifende- Wiedersehen nach dem wun derbaren Stege von gestern, an dem unsre sächsischen Truppen unter der trefflichen Führung der königlichen Prinzen einen so hervorragenden Aniheil genommen! Welch freudig stolze Stimmung beseett die Offiziere, wie die Mannschaften, nur getrübt durch die schmerz lichen Opfer, die der Ehrentag unsrer Armee derselben an tapfern Kampfern gekostet! Niemand wird unS daS Gefühl innerer Befriedigung verargen, welche- die gün stige Fügung, zuerst von allen Landsleuten den ruhm- gekröuten Felcherrn und zahlreiche Freunde von allen Truppenkörpern zu den neu gepflückten Lorbeeren be glückwünschen zu dürfen, in unsern hoch bewegten Har zen erweckte. So sehr auch die Eindrücke der jüngsten gewaltigen Ereignisse alle Gemüthrr erfüllen und be herrschen, so lasse» Sie mich doch, zur Wahrung der chronologischen Ordnung meines Reiseberichts, dir un geduldig voraneilrnde Feder bezwingen, um an unserm Au-marsch von Rsmilly in richtiger Folge die Be schreibung der von unS auf dem Wege nach dem säch sischen Hauptquartier gemachten Wahrnehmungen zu knüpfen. Nachdem wir am Abend vorher durch Zuhilfenahme zahlreicher Arbeitskräfte dir Beladung der drei rrqut» rirteu Leiterwagen mit den nützlichsten Lazarethgegen- stäudru bewerkstelligt und die Nacht über tn den unS von den Johannitern gastlich ringeräumteu Lagerstätten unsre ziemlich arg abstropazirten Glieder endlich ein mal ordentlich auSgrruht halten, brganvrn wir am 29. August den am heutigen Tage erst glücklich be endeten Marsch durch das feinbllche Land. Wie alle französischen Ortschaften, die wir auf der Eisenbahnfahrt berührt, machten auch die Dörfer, durch die wir nun durchmarschirten, einen öden trostlosen Eindruck. Die Häuser und Fenster sind nicht geschlossen, WirthShäuser, Läden verlassen und leer, die Mcnschut entweder un sichtbar versteckt oder mürrisch, gleichgiltig dreinschauend, trostlos und öde der Anblick der Felder, deren spär liche Ernte kaum gehörig eingrbracht wird, kurz, aller Handel und Wandel unterbrochen und gestört! Nicht einmal dir in den Gräben und auf den Aeckern hier uud da herumliegenden Pferdecadaver giebt man sich die Mühe, zu verscharren, unbekümmert läßt man sie zum Ekel der Vorüberziehenden unter freiem Himmel verfaulen! Lebhaftes Interesse erweckte dagegen der von deutscher Seite emsig betriebene Eisenbahnbau, der mit Beiseite lassung von Mctz die directe Verbindung der Rbein- Provinz und Pfalzbayerns mit den inmrn Landstrichen Frankreichs wtedrrhrrstcllen soll. Von Römilly wie von Pont ö-Mousson auS und an verschiedenen Stellen in der Mitte wurde gleichzeitig mit Aufwand vieler au- den Kohlrnwerken der Nahe und Saar heran- gezogener Arbeitskräfte tüchtig geschafft, um daS sür die Wetterbesörderung der Truppen und Voräthe, wie der in die Heimath zurückkehrenden Verwundete» so wichtige Werk möglichst rasch zu Ende zu bringen. Hier wird die Richtung der Bahnlinie erst noch abgemessen, dort werden die Erddämme aufgeworfen, dort gar schon Schwellen gelegt: in 14 Tagen dürfte der nach amert- kantschem Muster ausgeführte Cchiemnbau in Feindes land wohl dem Verkehr eröffnet werden. Sobald iS daun gelungen sein wird, der kleinen Festung Toul sich zu bcmächtigen, können dir Pivviautzusuhre» uuserrr vorrückenden Heere dtrect auf Paris zu befördert wer den. Erwähnt mag hier noch sein, daß wir im Dörf. chen Vtgny zu unserer Freude die am 24. August auS Dre-den nach dem Kriegsschauplätze abgrgangrnen Er- satztruppen, welche vor St. Avold au- ihren Wrg zu Lande fortgesetzt hatten, wohlbehalten antrafcn. Nach den wüsten, trüben Bildern der bisher durch wanderten Gegenden und Ortschaften machte die eben so malerisch an der Mosel gelegene, als freundlich ge baute Stadt Pont-ä-Mousson einen überaus erquicken- den Eindruck, wie eine liebliche Oase auf den schmach tenden Wanderer der Wüste. Hier war kein Haus ver lassen und geschlossen, alle Läsen, Gasthöfe und Cafös wie in FriedenSzeiten dem Verkehr geöffnet, die Be wohner mit echt französischer Liebenswürdigkeit und Le bendigkeit bereit, Jedem erwünschte Auskunft zu erthei» len und bestellte Erfrischungen zukommen zu lassen. Nur die Uniformen der deutschen Soldaten und der Johanvtterrtiter, sowie die an vielen Häusern, wo Ver wundete lagen, wehenden weißen Fahnen mit dem ro- thrn Kreuze, ließen den Ernst der Zett empfinden, in der wir die anmuthige Moselstadt betraten. Hier gingen unS erst die am Tage unsrer Abreise nach Dresden gelangten schweren Verluste bet St. Privat zu uuv manch' schmerzliche Botschaft erfüllte unsre Herzen mit Wehmuih. Einen erhebenden Trost gaben unS aber die Johanniter mit der Versicherung, daß treue Sorg falt den armen Verwundeten in St. Marie-aux Ch-aes und St. Privat nicht gefehlt habe. Mit ausgcecichne. ter Anerkennung gedachten die Herren namentlich der aufopfernden Wiik amkeit der nebst einigen Albertine- rinnen nach dem Kriegsschauplätze abgrgangeuen Frau Simo»; auch hier habe ich heute schon von »ehrcrn Setten die wundcrbare Umiicht, hingehend« Ausdauer und unerschöpfliche Selbstverläugnnng rühmen höre», mit welcher Frau Simon wieder ihr Samartt-rwcrk zum Heile vieler Leidenden zu üben weiß. Ja, unser Vaterland kann wahrlich nicht stolz genug sein auf kiese edle, große Frau, die ihr ganze- Sein der scgrubrin- gcuden Sorge für leidende Mitmenschen widmct, unsre deutsche Nightingale, wie man sie mit Recht von verschie denen Seiten bezeichnet hat. Vortrefflich sollen sich unter so vorzüglicher Leitung auch die treu und uner müdlich waltenden Albertinrrtnnen bewähren, deren Lei stungen ein beredtes Zeugniß für den Werth der vom Albertverrin angestrebten Ausbildung weiblicher Pflegr- kräfte abgrbcn. Am 30. August rückten wir über Thiaucourt bis FreSneS vor. Als wir die steile Anhöhe dicffiitS der Mosel erfliegen hatten, erfreuten wir unS noch einmal an dem Rückblicke auf das malerisch, tief zu unsern Füßen liegende Pont L Mousson, die jenseit des Strome- hoch oben von dem attrn Mousson überragte, »hcmaltge Rtsidrnz lothringischer Fürsten. Ucber den Cearakler der von nun an in ununterbrochener Kette auf und absteigenden Hüaellandschast läßt sich nur da- Eine hervorhebeu, daß Ackerbau wenig und mit geringerer Sorgfalt betrieben wird und die Weincultur entschieden den ganzen Landstrich beherrscht. Thiaucourt liegt auch höchst rigenthümlich, ganz eng eingekl«mmt zwischen steil ansteigenden Weinbergen. Dort haben wir zum ersten und letzten M le über da- Benehmen sächsischer Truppen klagen hören, Reiter sollten sich muthwillige Excesse erlaubt haben; sonst wird besonder- die Füh- rung unsrer Sachsen anerkennend gerühmt. In St. Hilaire und FreSneS trafen wir mehrere sächsische ver wundete an, »amenttich Retter, welche in der Gegrud zwischen Verdun uud Luzancy ei» heftiges Gefecht zu bestehen gehabt hatte». Eine» Retter, nameuS Mucke auS Leipzig fände» wir mit 11 Wund« bedeckt, et»
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