Dresdner Journal : 20.12.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-12-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187012207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18701220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18701220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-12
- Tag1870-12-20
- Monat1870-12
- Jahr1870
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- Titel
- Dresdner Journal : 20.12.1870
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1870 N 293. Dienstag, ben 2vj Decemben H»o»»sM^»t»prslLv 8 Iw ««riw. >»»ä»! lang« Dres-nerAaurM Uol^tUck : . . .' IS Lui»-»»- ?«t uoä Lnrslav Kommer»: 1 Kxr. lmu». Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. NüLitkl. klpeättiov i»'. ------ -s-S an till. MassenauStritte von Deserteurs aus Paris i» i w i i «zu- »leu. art. hti«1 K. »: ich- »f-t. Aerrma^n'-ebv Luckd., La-t« <S tio Urttck', Sookd.; 0N«»u»tt«: Vosat, - >- » <s «7o., Vl,»: ^ir Oxp«r»t, »cocc»»rt: Da«üe «t Oo. >«I. LipeUitiov äv« Vrv«t»er tourwU», I>ro»üea, K»rM»rvtd«ii^it-„v Ko. 1. . . . S Hilr t HUr. IS ««r. mögen wissen, wie rs damit beschaffen ist und warum so viele Korrespondenten in den bewegtesten Z ulLufea entweder mit Podbielski „Richt- Neue-- mrtden oder lieber ganz schweigen. Gestern ist mir da- „DreSdn. Journal' vom 9. Decbr. zugekommen. EH enthält noch immer nicht meinen Bericht über die beide» Schlacht, tage an der Marne. Möglich, daß er verloren ging, möglich, daß er verspätet eintraf, möglich aber auch, daß Rücksichten, ich weiß nicht welcher Art — ich habe darüber kein Urthrtl — den Abdruck verzögerten *) Inaoratoupreloo» »Är Uv» 8»um «Wer »e-p»It-»eo 2«ü»r ttt Vater „Lia^e«»aot" ckw 2eit«i S Kxr. Lraedolaonr mit ^urvaLm« äer 8000- aack keiert»^», . ^VeuU» Nir «tea fot^vaäea 1^. dal«, .an. r l- » - k. la»eratea»»»»dw« »u,«»rtor F>. , OommimioaSr Ue* Vreeclaar 3oaro»I», eboaU»» : A Last«-, Ivrt a. S 1»»- v5«U»u ». N.: /5a«»ea»te»n «k I«rU»-wi«o U»»d«x-Ur»»b- wrt ». M.-»a»ek,»: R«<l »erll»: ^t 17 »kdree?i<, Ur«»,»: L. Seötotte, »r—tao: 7 iStaa«»'» Nichtamllicher Theil. Ueberficht. Telegraphische Nachrichten. Krieg-uackrichten. (Berlin. Versailles VonderMaas- armee. AuS dem Hauptquartier d«S XII. Armercorps. Nancy. Bcrn. Bordeaux. New-Aoi k.) TageSgeschichte. (Dresden. Beiltu. Posen. Karls ruhe. Wien. Pesth. Brüsiel. Bern. Florenz. Rom. London. Warschau. Aden. New Aork.) VreSduer Nachrichten. EingesaudteS. Keutlletou. Inserate. TageSkaleuder. Börsen, »achrichtea. Während deffen ist längst in- Publicum gedrungen, was — genau oder ungenau — jene fröhliche Art von , Korrespondenten, welche sich ungestraft irren darf, in , die Welt hinaus geschrieben Hai. Auf meinem Zimmer in EhampS sind in der Nacht vom I. auf den 2. ds-. nach Gerüchten und verbürgten oder »uverbürgtrn Rapporten die beiden Berichte zusammen geschrieben worden, mit denen dir „Time-* und die „Daily Ne«-' seitdem ihre Spalten gefüllt haben und au» denen wiederum da» neuigkeit-bedürftige Deutschland seine ! Nachrichten schöpft. M. Kelly und Kapitän Forbe» , waren Tag» zuvor gleich allen andern Korrespondenten Io tritt jldrUod L rvtr. 8t<-ui^I^t>itdr, U«» Kontä. Kriegs-Rachrichte«. Berlin, 18. December. Vom Kriegsschau plätze ist heute keinerlei Meldung hier eingegangen, der erste derartige Fall seit langer Zeit. — Der „St.-A." enthält heute einen längern Artikel, welcher anknüpfend an die in dem letzten Armeebefehle Sr. Maj. des Königs ausgesprochene Zuversicht: daß die Armee fortfahren werde, mit Anspannung aller Kräfte den Feind niederzukämpfen, bis wir einen ehrenvollen Frieden erringen, „würdig der großen Opfer, die an Blut und Leben von uns gebracht worden sind," unter Anderm sagt: Unsere Armeen stehen in einem mühseligen Winterfeldzuge inmitten einer Bevölkerung, deren nationale Schwächen und Leidenschaften von den Machthabern, welche die Re gierungsgewalt usurpirten, ausgebeutet wurden, um einen Volkskrieg heraufzubeschwören. So ist denn ver Krieg, den unsere Heere noch immer im Sinne der europäischen Gesittung zu führen bemüht sind, in Frankreich in verhängnißvoller Weise ausgeartrt. Wo die Grenze zwischen Soldaten- und Banditenwesen bei den Franctireurs und bei den Legionen zu finden ist, die fremde Abenteurer organisirten, ist schwer zu sagen. Bei ihrer Kriegswrise weiß man nicht, wo der ehr liche Kampf aufhört und der Meuchelmord anfängt. Die fanatisirte Bevölkerung nimmt Theil an dem furchtbaren Unwesen und die deutsche Kriegführung wird inmitten des Vrrraths und Treubruchs ihrerseits zu harten Maßregeln gezwungen. Groß und schwierig ist unter diesen traurigen Verhältnissen die Aufgabe unsrer Armeen. Die Art, wie sie erfüllt wird, ge- Amtttcher Theil. Dresden, 12. December. Se. Majestät der König haben dem Kt chnrr und Mädchenlrhrer Johann Angust j Förster in Stre hla die g oldnc Medaille de» Verdienst- i ordens zn verleihen geruht. Dresden, 15. December. Se. Majestät der König haben alleignädigst geruht, dem praktischen Arzie und ( Geburtshelfer, Hofrach vr. Flemming zu Dresden, das Ritterkreuz de» Verdienstordens zu verleihen. , Bekanntmachung. Die Schuldverschreibungen der 5A> Anleihe de» . Norddcutschen Bunde» v. I. 1870 nebst Talon» und Coupons, welche auf die bi» mit 10. December d. I. anhcr cingereichtrn Zusageschrine entfallen, können acaen Rückgabe der über letztere crtheilten Empfang»bnch8. nignngm und Vollziehung der darauf vorgedruckten - Quittungen I in den wochentägiqen V'ormittag-stunden von 9 bis 1 Uhr allhier abgehoben werden. Am 22. December ist jedoch eine Verabfolgung von Schuldverschreibungen w'gm der Einzahlung aus die neue Bundesanleihr nicht thunlich. Dresden, am 17. December 1870. Königliche Finanz-Hauptcaffe. Hoffmann. FeuiUetsn. K. Hoftheater. Die Vorstellung am 17. Decem- brr, zur Feier von L. v. Beethoven'» 100jäh- rt-em Geburtstage begann mit dem Festspiel „Das Erwachen der Künste' gedichtet von Julius Ro denberg mit thetlwetsrr Benutzung der Musik zu den „Ruinen von Athen' (Text von Kotzebue zur Eröff nung de» Pesther Theater» 1812) von Beethoven. Die poetische Idee dieser Dichtung ist eine glückliche, in der Durchführung sinnreich, einfach und geschmackvoll behandelt, und mit künstlerisch geschickt gewählter, schön wirkender Verwendung der Musikstücke au» den „Ruinen von Athen' und de» Schlußchor» zum Singspiel „Die gut« Nachricht' (von Trritschke zur Feier der ersten Einnahme von Pari» 1814 geschrieben). Der Gesammt- etudruck de» Festspiel», dem die Ouvertüre „zur Weihe de» Hause»' (Festspiel von Mri-l) vorau»giug, war ein durchaus würdiger, feierlicher. Er wurde außeror dentlich gehoben durch di« vortrefflich«« Ausführungen der Repräsentantinnen der sieben Künste, unter denen fich Fräul. Lavgrvhann (Musik) al- Haupisprcchcriu au-zetchvete; durch die Darstellung deS Küustlerzuge-, in «elche« die Heroen der Künste au- vergangenen Zeiten uv- in lebendiger Gestalt von unserm Echan- Ipielerpersonal zeitgelreu und vorzüglich copümtrt und sogar möglichst portraitähulich vorgeführt wurden, end- ltch durch eine sehr gelungen hergestellte Dekoration d«S Herrn HoftHeatermaler» Schlegel, und durch die Leistungen de- khorS und der Kapelle unter Direktion de- Herr»Hofkapellmeister-vr. Iuliu-Rietz. DteJa- sceuiruug de» Ganzen war von Herrn Regisseur Schloß mit Geschmack und großer Sorgfalt angeordnrt. E» ist ei» taktvoll gewahrter Vorzug der Dichtung, daß der Verfasser die in der Idee derselben liegende Sächsische Berlnstliste Nr. 3. (Fortsetzung.) Provinzialnachrichten. (Auerbach) Statistik und volkSwirthschast. Feuilleton. Inserate. Abonnement« - Einladung. Auf da- mit dem I Januar beginnende neue vierteljährige Abonnement de- „Dresd ner Journals" werden Bestellungen Kfm auswärts bei allen Postaustalten, für Altstadt-Dresden bei der unterzeichne. ten Expedition, für Neustadt, Antonstadt, die Oppelvorstadt und Neudorf in der Bach'fcken Buch handlung (Hauptstraße KA) angenommen. Der Preis beträgt im ganzen Gebiete -e- Norddeutschen Bundes jährlich «Uhlr., wozu in Preußen noch L Thlr. Gtempelge- düdr tritt. Ankündigungen aller Art finden 1m„DreSd- ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnfertiouSgebührcn werden im In- seratentheile mit LV, Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Naum berechnet; für Inse rate unter der Rubrik „GingesandteS" find die JnsertionSgebühren auf » Ngr. pro Zeile festgestellt. Mißt. Expedition des Dresdner Zounsts. stem Eifer, Bestes zu geben, uud daher auch fast in allen Partien, sowie feiten der khöre uud de» Orche ster- mit künstlerischem Gelingen auSgesührt. DaS stumme Spiel Leonorev'S — den Gatten unter den Gefangenen suchend im ersten Act — sollte sich grau Kainz-Prause nicht entgehen lasten, eS bletdt in jeder Darstellung-weise wirkungsvoll. Sonntag, den 18. Decbr. folgte die Aufführung von Goethe'» „Egmont' mit der Ouvertüre und der Zwtschenact-musik von Beethoven, dte in so hochpoett- scher und genialer Weise die Nachklänge de» geschlosse nen Acte» mit den charakteristischen Andeutungen be kommenden verknüpft. Da» Drama wurde mit dieser Musik zum ersten Male in Wien im Januar 1811 ge geben. Wie sich da- damalige Publicum dem musika lischen Theile de- Trauerspiels gegenüber verhielt, dar über erthrtlt rin gleichzeitiger Bericht, der übrige»- daS erste Lied klärchen » und da» Tonstück, welche» ihren Tod auSdrückt, al» da» Vorzüglichste dieser Musik und dte Exemtion de» Orchester» al» schlecht erklärt, fol gende merkwürdige Auskunft: „Die Musik von Herrn v. Beethoven können wir nicht gehörig würdigen, da wir vor dcm Lärmen der Zuschauer da- Wenigste hö ren konnte«; so gewiß ist «», daß die Komposition von Ouvertüren undl Entreacteu die undankbarste Arbeit, dte verlorenste Mühe von der Welt set.' Da- ist nun ander- geworden, wiewohl nicht schon seit langer Zeit. k. Baack. Reisebrtefe vom Kriegsschauplatz«. LIV. Le verl-qalnnt, » December. A V. Wenn ich Ihn« schon heute wieder schreibe, so geschieht «S, um einmal über da» Krtkg-rappolttren selbst ein Wort zu sagru. Die wenigsten Ihrer Leser nothwrudige Verbindung mit den großen nationalen Ereignissen der Gegenwart allgemein und in angemes sener Haltung durchgeführt hat, ohne damit dte Per sönlichkeit und da» Wirken Beethoven'» ungehörig zu berühren. Denn wir sollten e» meiden, dte Kunst, wo sie in ihrem reinen Element, in ihrem allgemeinen menschlich schönen Inhalt uns au- der realen Wirk lichkeit zum Idealen erhebt, und da» begeisterung-volle Schaffen ihrer Genien, da» über dte Wandlungen von Völkern und Staaten tn ungrmrstene Zett htvausragt, mit täuschung-voll ersonnenen specirllen Beziehungen und Tendenzen zu vermengen, dte nur den polittschen Begebenheiten und nationalen Erregungen der Gegen wart und der Tage-sttmmung angehören. Und eine andere bei solcher Veranlassung bequeme Praktik hat Rodenberg seiner Dichtung dankenSwerth fern gehalten, dte, den un sterblichen Tondichter, dessen Andenken wir mit inner ster Huldigung feiern, auf Kosten andrer großen Ton meister zu preisen, dte ihm vvrau-grgangen, oder auch noch mit ihm lebten, die gleich ihm in ihrer Zett Höchste» schufen uud damit tn fernste Zukunft reichten. Der artige Vergleichungen und Abschätzungen, zumal ohne näher eingehende, künstlerisch einsichtsvolle Betrachtung und Begründung, sind nicht wohlgethan, sind nur di lettantisch und führen zu einseitig beschränktem und falschem Urtheil. Wir wollen un» vielmehr und recht im Sinne Beethoven'» freuen, auch diese Genien — fast Alle — die uusrtgen zu nennen, uud nicht ver gessen, daß sie allein e» Beethoven möglich machten, dte Tonkunst, die poesievollen Gebilde instrumentaler Gestattung in der seinem Geiste eignen Weise za neuen Bahnen m fretern tiefsinnig idealm Schöpfungen voll empor zu führen Dem Festspiel folgie die Oper „Fidelio* vorzüg lich einstudtrt und von allen Mitwirkeudea mit wärm- ind zurückaewiesen worden. Dem Vernehmen nach oll kein Deserteur mehr angenommen werden. — Eine Versailler Korrespondenz im .St -A' sagt: Der schwrrste Vorwurf, der da» von der Pariser über Saarbrücken berichtet: Die Ankunft derAdreß- deputation des Reichstages ist auf morgen an- gekündigt. Quartier ist für dieselbe gemacht. — Gestern und heute kein Schuß aus den Forts. Alles reicht dem deutschem Volke zur Genugthuung und Ehre. Das Vaterland kennt die ganze Größe und die ganze Schwere der Aufgaben, die seine Söhne zu erfüllen haben, und mit ganzer Theilnahme folgt es ihnen. Wohl ersehnt es den Frieden und die Heim kehr seiner Kinder, wohl trauert e» tief um die Hel den, deren Grabhügel sich auf den weit zerstreuten Schlachtfeldern erheben — aber weitab liegt Jedem daheim der Gedanke, daß unsere Heere von ihrem königlichen Feldherrn zurückgeführt werden könnten, ohne daß das ehrenvolle Ziel erreicht worden, auf welche- der Armeebefehl Sr. Majestät hinweist. Das Volk theilt mit seinem Könige das stolze Bewußtsein, welches jeden seiner Soldaten im Feindes Lande durch dringt, daß der ausdauernden Kraft seiner Anstreng ungen der nachhaltige Sieg nicht fehlen und daß die mit seinem Blute errungenen Friedenspalmcn die Macht und Sicherheit Deutschlands und das friedliche Glück kommender Geschlechter begründen werden. Haaptquartier Versailles, 14. December. (Wes.- Ztg.) Die französische Nordarmee scheint be Zetten bedeutende Vorräthe an Lebensmitteln in allen größeren Ortschaften aufgespeichert zu haben, denn unsere Armeeverwaltung hat fast überall große Quantitäten vorgefunden, die unsern Truppen sehr zu Gute kommen. Wahrscheinlich hat die provisorische Regierung diese Ansammlung von Lebensmitteln de- cretirt, um dieselben sofort bei der ersten günstigen Gelegenheit nach Paris zu schaffen. — Seit zwe i Tagen haben die Forts ihre Arbeit gänzlich eingestellt, fast kein Schuß läßt sich mehr vernehmen. Die all gemein herrschende Ruhe an den Vorposten ist durch ein kleines Intermezzo, das bei dcm VI. Armeecorps sich ereignete, unterbrochen worden. Al» einige Com pagnien des VI. Corps gerade mit Abkochen des ge lieferten Hammelfleisches beschäftigt maren, bemerkten sie, daß gegen 300 rothhosige Mobilgardistrn, die durch den Duft de- Hammelbratens angelockt sein mochten, vom Fort Ivry ihrer Position sich näherten. Sofort wurde zu den Gewehren gegriffen, als die Mobilgardisten fortwährend mit den Taschentüchern winkten und um Pardon baten. Man ließ die „paorre« garyon»- an sich herankommen, und es stellte sich heraus, daß dieselben desertirt seien und »m Auf nahme baten. Es war das Werk eines Augenblicks, die Mobilgarden zu entwaffnen und sie sofort in in da« Wrt Ivry hineinzujagen. — (K. Z.) Endlich vorgestern hat sich General Trochu bemüßigt gefunden, da» Jnterdict zu hebe», welche- dte verschiedenen Milttärbevollmächtigten, die Paris verlassen wollten, noch in der belagerten Stadt festhielt. Fürst Wittgenstein, der russische, und Mr. kardinont, der englische Militärattache, passirten vorgestern unsere Vorpostmlinieu und waren so glück lich, noch eine Anzahl von Fremden hinau-bugsiren zu können, denen der Aufenthalt in der Hauptstadt doch »»fing, unheimlich zu werden. Die Her ausge lassenen stod begreiflicherweise sehr vorsichtig in ihren Arußerungen, aber sie erklären, datz dte Stimmung in Parts für jeden Unbefangenen tagtäglich uner träglicher werden müsse. Wa» dte Gesuudhett»- verhältnisse anbetrifft, so sollen sie im Innern der Stadt höchst beklagrnSwerth sein. Die Pocken grasstrrn in der verwüstendsten Art und die Sterblichkeit erhebt sich pro Tag schon auf das Doppelte der gewöhnlichen Ziffer. — In der Verlängerung der Avenue St. Eloud zu Versailles wurde gestern auf einen unserer Offiziere ein Schuß abgefeuert, eben so wurde Abends ein Soldat von einem Ctvilisten durch eine P Holen- kugel verwundet. Die Urheber dieser Attentate retten sich gewöhnlich in die Büsche und Wälder und sind uicht zu erreichen. ES ist deshalb der Befehl für dte Posten auSgegrben worden, Jeden, der nach 3 Uhr Nachmittag-, also gegen Einbruch der Dunkel heit, in den Waldungen betroffen wird, ohne Weiteres zu erschießen. Aus Versailles vom 15. d. wird telegraphisch Regierung der Nationalvertheidigung befolgte System trifft, liegt unstreitig in der Verwerflichkeit der Mittel, durch welche dasselbe einzig und allein ermöglicht worden ist. Würde die Regierung sich entschlossen haben, wie e- ihre Pflicht gewesen wäre, mit einer wahrheitsgemäßen Darstellung der Sach, läge vor die Nation zu treten, so würde der größte Theil der Franzosen seine Frirdensgelüste schon längst in unzweideutigster Weise zu erkennen gegeben haben, wie dies, nach der ersten Einnahme von Orleans, sowohl in Paris wie im südlichen Frankreich bereits vielfach geschehen war- Statt dessen befleißigte man sich, nicht nur in der Berichterstattung über die Vor- gänge des Krieges einer Unlauterkeit, die kaum ihre- Gleichen hat, sondern man suchte durch falsche An gaben über die Stärke der neu zu formirenden Armeen die übertriebensten Vorstellungen von den noch ver fügbaren Hilfsquellen zu unterhalten. Die Frage ist, wie lange die Regierung im Stande sein wird, dieses frevelhafte Spiel fortzusetzrn. Wenn sie selbst bis zum Aeußersten in ihrer Verblendung beharrt, wird doch schließlich in der Bevölkerung die Vernunft zur Sprache kommen. Neue Erbitterungen der Par- teien, neue Versuche der Umwälzung, neue Krank- heitszustände in den inner» Verhältnissen müssen die Folae davon sein. Vielleicht ist es gerade der französischen Armee bestimmt, in ihren Reihen zuerst der Unzufriedenheit Ausdruck zu geben. Wenigstens hat man bei den Gefangenen von Orlean» vielfach eine Stimmung bemerkt, die darauf schließen läßt, daß die Truppen der Enttäuschungen müde sind. Viele erklärten, daß sie niemals die Waffen ergriffen haben würden, wenn ihnen die Zustände der Armee, wie sie sie kennen gelernt, schon vorher bekannt ge wesen wären- Selbst in der Kriegführung äußern sich ähnliche Symptome. Lo« der Wta«Sar«»ee, au» Sagny vom 11. De- crmbrr.iotrd den „Hamb. Nachr.* geschrieben: Nach den Angaben eine» sächsischen Arzte- sind die Eani- tätsdetachementS beS XII. ArmeecorpS, al» st« am Morgen des 3. d. M. auf dem Schlachtfclde erschienen, um Verwundete auszuheben und Todte zu begraben, von den Franzosen so heftig aus Geschützen uud Ge wehren beschossen worden, daß sie sich eiligst zurück- ziehen mußten. Als sie im Dunkel der Nacht den Ver such erneuerten, fanden sie nur noch wenige Verwundete am Leben; die meisten, von denen ein großer Theil noch hätte gerettet werden können, waren erfroren. Einem gleichen traurigen Geschick haben die Feind« ihre eigenen Verwundeten überlassen. Roch heute steht man den unter beiderseitigem Feuer belegenen TheU des Kampfplatz s mit den unbeerdigtrn Leichen der ge fallenen Franzosen bedeckt. Von einem Waffenstillstände, von welchem die Zeitungen berichten, der zur Aufnahme der Verwundeten und Bestattung der Todten am Tage nach dem letzten Kampfe erbeten und bewilligt worden wäre, weiß man hier nicht-. Dte Franzosen haben die letzten Tage verhältnißmäßiger Ruhe dazu benutzt, um den jetzt mehrfach genannten Mont-Avron, vor der Front de- linken Flügels der Maasarmee, mit formi dabel« Befestigungen zu versehen. Batterie thürmt sich an Batterie terrassenförmig an demselben auf, und die Zette, welche zur Bedeckung dienen, leuchten weithin sichtbar. Die Batterien find zum Theil mit größern Posttionsgeschützen armtrt, au- denen Tag und Nacht, bisweilen in sehr schneller Reihenfolge, Blitze zucken und da- Vorterrai« mtt Granatm überschüttet wird. Montfermetl, EhellrS, Notstil und andere Orte, di« durch abschriftliche Mittbeilung eine- Versailler Cir cular» veranlaßt «ordm, in ihren militärischen Berich, len dte äußerste Zurückhaltung zu beobachten; aber während etn der Regierung nahe stehende» deutsche» Journal durch solche Anfertigung sofort zu verschärft r Vorsicht geuöthtgt wird uud lieber eine Wette schweig, sam wird, ehe e» vielleicht ohne Wissen und Willen wichtige Geheimnisse verräth, darf der englische korrc. * Dies« vericht, vmn ». Decbr, ist aleickzeit mit vom b. December batirtr» Bnesr am Decbr. dei aut «ab befindet sich in der am s. Rachmütea» <m«^ebean> N»»m« v«a tv. Decbr »se« Blatte». D Red- cklea mea t »m. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag 19. Decembrr. (W. T. B) Vom Generalquartiermeister ». PodbielSki ist fol gende offieielle Meldung eiugegangeu: Versailles, 18. December. Am 16. nahm daS X. ArmeecorpS bei dem Gefechte, durch welches e» in den Besitz von Vmdäme gelaugte, 6 Ge schütze und 1 M'trailleuse. Am 17. wurde von den Töten deS den Heind verfolgenden CorpS Epuisay nach leichtem Gefechte besetzt und 23V Ge fangene gemacht. Aufgefangme Dienstpapiere deS nördlich der Loire commandirendeu Generals Ebanzy constatireu ein Zusammenschmrlzeu der feindlichen Truppenstärke auf die Hälfte. Die Tste der von ChartrrS an- gegen den Feind dirigirten Colovven hatte bei Drou6 ein siegreiches Gefecht gegen 6 Ba- taillone. Der Geguer verlor hier über 10« Todte, mehrere Proviantwagen und einen LiehtrauSport. Diesseitiger Verlust 1 Offizier, 35 Mann, meist leicht verwundet. Kopenhagen, Tonntag, 18. December, Rach- mittags. (W. T. B.) Die Signalstation Skaarn meldet: Am 2V. Oktober kreuzte eine französische Corv tte im Skaaerak. Seitdem ist kein fran zösisches Kriegsschiff von hier auS gesehen worden, namentlich find nicht am 1«. d. MtS. 5 französische Kriegsschiffe südwärts pasfirt. Athen, Sonnabend, 17. December. (W.T. v.) DaS Ministerium DrligeorgiS hat seine Entlassung eingerricht, welche angenommen wurde. Komun duroS ist mit der Bildung deS neuen CabiurtS beiraut
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