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Dresdner Journal : 27.01.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-01-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187201273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1872
- Monat1872-01
- Tag1872-01-27
- Monat1872-01
- Jahr1872
- Titel
- Dresdner Journal : 27.01.1872
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nr behalten werden könne. Die Petition solle, wenn mög lich, morgen an daS Abgeordnetenhaus abgrhrn. Stadt- kämmerer Runge verliest die Eingabe, welche auf dasSpe- ciellste die ungünstigen finanziellen Verhältnisse der Stadt beleuchtet und die unverhältnißmäßige Höhe der Steuern, die gegenüber den andern Laudestheilen an den Staat entrichtet werden, überzeugend nachweist. Eine Auf- bürdung directer Besteuerung, welche nach der Ein kommensteuer bemessen mindestens eine Erhöhung um 150 Proc. betragen würde, müsse für vollkommen un zulässig erachtet werden. Der Antrag der Petition ist dahin gerichtet, zugleich mit Aufhebung der Schlacht- und Mahlsteuer die Gebäudesteuer als Communalstruer den Communen zu überlassen; gehe man darauf nicht ein, so würden dir großen Städte auf das Schwerste geschädigt werden. Im Uebrigen müsse auch darauf angetragen werden, daß endlich die bisherigen Steuer- exemtionen der Geistlichen, Lehrer, Beamten und Pensio näre aufhören, und daß in den Gesetzentwurf über die Aufhebung der Schlacht- und Mahlsteuer ein derartiger Passus ausgenommen werde. Die Versammlung be schließt, der Petition ihre Zustimmung zu ertheilen. Celle, 23. Januar. (H. C.) Der Denkmals- proceß, welcher schon seit längerer Zeit die Gemüthrr mehr oder weniger aufgeregt hat, ist heute glücklich durch Vergleich beigelegt worden, indem die Parteien den vom Richtercommissar v. Pestel proponirten Vorschlag heute im Termine vor dem zweiten Senat des hiesigen Obergrrichts angenommen haben. Dieser Vorschlag ging dahin: 1) der Kläger Winzler und die Anlieger des streitigen Platzes erhalten von der Militärverwaltung eine Entschädigung von 300Thlr.; 2) Kläger Winzler und die Anlieger werden als die Eigenthümer oder doch als Besitzer des streitigen Platzes anerkannt und er klären dagegen, den fraglichen Platz nur als Vrr- schönerungsanlage für die Stadt benutzen zu wollen, versprechen auch, falls sie Baulichkeiten auf dem Platze vornehmen wollten, nur im Einverständniß mit der Militärverwaltung handeln zu wollen; 3) die Kosten des Processcs werden verglichen. Nach den, die Ver handlungen über den Vergleich begleitenden Aeußerungen darf übrigens angenommen werden, daß nunmehr durch die gemeinsamen Bemühungen beider bisherigen Par teien ein Denkmal erstehen wird, welcher nicht allein die bei Langensalza gefallenen hannöverschen Krieger, sondern auch die Opfer des Krieges 1870/71, soweit sie aus der Stadt Celle und nächster Umgegend stam men, ehren und ihr Andenken erhalten soll. Wenig stens haben sich die Anlieger des Platzes schon gestern zu einem desfallsigen Comitt constituirt. Kiel, 24. Januar. Das „Kiel. Corrbl." schreibt: Es ist schon öfter von der Absicht die Rede gewesen, hier eine Marinehochschule zu errichten. Man will wissen, daß jetzt dem Project, das voraussichtlich keinen sehr bedeutenden Kostenaufwand erfordern würde und dessen Nutzen Jedem einleuchtet, näher getreten werden solle; es wären bereits Unterhandlungen mit der Universität angcknüpft worden, um vorläufige Uebrrlastung der Aula für die Vorträge an der Hoch schule, bis das eigene neue Gebäude für die Marine hochschule hergestellt sein würde. Straßburg, 24. Januar. Man ist, wie die „Straßb. Ztg." schreibt, eben damit beschäftigt, die seitherigen Straßenschilder in französischer Sprache zu ent fernen und durch neue mit deutscher Benennung zu ersetzen. Auf den Hauptplätzen und Straßen sollen die alten Schilder noch eine Zeitlang beibehalten werden. Die neuen Schilder sind etwas kleiner als die alten und tritt die weiße Schrift auf blauem Felde recht gut hervor. — Wie man der ,,K. Z." berichtet, ist dem Pro fessor und Prediger Lichtenberger, der im November vor. Js. in der St. Nitolauskirche die bekannte demon strative Predigt gegen Deutschland gehalten hat und dieselbe überdies noch unter dem Titel „I Bisses «näouit" im Drucke erscheinen ließ, von Stilen des Oberpräst- denten ein Ausweisungsbefehl mit Frist von drei Tagen zugegangen, welche Maßregel nur in Rücksicht auf die Familie des Betroffenen und auf inständiges Bitten insofern eine Milderung erhielt, als die Aus weisungsfrist bis zum Juli d. I. verlängert wurde. — Mit der definitiven Anstellung aller Beamten im Reichslande wird jetzt rasch vorgegangen. Die jenigen, welche ihre provisorisch innegehabten Stellen behalten, erhalten seit dem Anfänge dieses Jahres ihren festen Gehalt ausbezahlt, und Diäten erhalten nur noch solche, welche wieder in ihre frühern Stellungen im alten Reiche zurücktreten. W <5 Metz, 24. Januar. Das hiesige Theater, welches während und unmittelbar nach der Belagerung stark gelitten hatte, ist wieder hergestellt. Gestern Abend fand bei ausverkauftem Hause die erste Vorstellung statt. Anschaulichkeit der in dem Buche erzählten Begeben heiten auf wünschenswertheste Weise. —o. Meyer's Handlexikon des allgemeinen Wissens in 1 Band, ebenfalls im Hildburghausener bibliographischen Institut in seiner ersten Äbtheilung (/^bis O) unlängst erschienen, strebt den anerkennens- werthen Zweck an, eine große Masse wissenswerther Dinge in den engsten Nahmen und doch so zusammrn- zudrängen, daß alles Wesentliche darin Raum findet. Das System ist jedenfalls rin sehr verständiges. Wahr scheinlich werden Nachahmer desselben noch weiter gehen und durch Abbreviaturen dem Inhalt in den engen Pro portionen eine noch größere Fülle zu geben suchen, doch ist der Gedanke selbst ein überaus glücklicher und schon in der hier angrstrebten Gedrängtheit läßt seine Fruchtbarkeit sich nicht bezweifeln. Besondere Erwäh nung verdient das dem Buche beigegebene reiche karto graphische Material. Eine ungemeine Fülle von Wissens- werthem ist darin sehr praktisch untergrbracht. -4- Ein Ehrendenkmal amerikanischer Cul- turbestrebungen. So wie oft erst der Tod einr- tüchtigen Mannes die Augen der Welt auf die Ver dienste desselben hinlenkt, so kann es auch begegnen, daß ein sachliches Unternehmen erst bei dessen Ruin in- rechte Licht tritt. In die Beleuchtung durch Feuer- flammen kann man im vorliegenden Falle sagen und zwar nicht bildlich, sondern wörtlich verstanden. So geschah eS bei dem Untergange des Museum- von Chicago, das bei dem großen Brande mit all' seinen Schätzen in Asche verwandelt wurde; daß Amerika ohne allmähliche kulturgeschichtliche Entwickelung in der Rolle einer oft widerwillig spröden, plötzlichen Erbin europäischer Bildung erscheint und in seiner wissen schaftlichen Intelligenz, im Gegensatz zur merkantilen, noch mit den Anfängen beschäftigt ist, wurde oft auS- Trotzdem, daß eine deutsche Truppe spielte, waren un ter den Theaterbesuchern viele Franzosen zu bemerken. Weimar, 25. Januar. (Tel.) Der Landtag hat in seiner heutigen Sitzung bei der zweiten Abstimmung den Antrag über die Einführung deS allgemeinen gleichen Wahlrechtes mit 1b gegen 14 Stimmen verworfen. * München, 24. Januar. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde, bei über füllten Galerien und Tribünen, die Berathung über die Beschwerde deS Bischofs von Augsburg rc. fortgesetzt. Zuerst erhält das Wort Abg. vc. Ruland, welcher ein Schreiben deS Erzbischof- von München - Freising verliest, in dem dieser gegen mehrere, gestern vom Abg »". Sepp ausgestellte Behauptungen pro- testirt. An der gegenwärtigen Verwirrung, sagt vr. Ruland, trage die k Staatsregierung die Schuld, da sie von dem Grund- sähe ausgehe, daß es -wer katholische Bekenntnisse, vielleicht auch zwe, katholische Kt-chen gebe; aber die eine sel seit mehr als emem Jahrtausend gegründet, und vorübergehende Unfälle seien ihr nur rum Ruhen; die andere aber friste ihr Dasein und stütze sich auf die Anschauungen einiger Doctoren der Rechte und d-r Theologie. Renstle habe den dem Bischof von Augsburg geschwornen Gehorsam gebrochen; bei dem Kampfe mit seiner Pflicht hätte ihm stets jener Eid »orschweben sollen. Zum Wenigsten hätte er zum Bischof sagen müssen: Hier hast Du Deine Pfarrei, ich kann nicht weiter. Diesen Weg habe auch das Ordinariat Augsburg dem Pfarrer Renftle nahe ge legt, und wenn Jener Anstandsgesühl gehabt hätte, so hätte er ihn befolgt De. Ruland bestreitet die Rechtsgiltigkeit deS Placets. Nicht vom Papste, sondern vom Socialismus drohe Bayern Gefahr. Redner schließt: „Halten Sie fest au deu Bestimmungen der Verfassung, deren Theil das Concordat ist, damit nicht auch io unsre inucrn Verhältnisse eine Macht ein- greife, die in Berlin ihren Sih hat; sei Ihr Urtheil aber, welches es wolle, mein Wort ist das eines ehrlichen Mannes!" Abg. v. Hörmann: Mit Bedauern habe er die Debatte sich rntspinnen sehen, mit größern» Bedauern beobachte er ihren Fortgang; statt eines geordneten Staatshaushalts, auf welchen das Volk zu hoffen berechtigt sei, schaffe man Erbitterung und künstliche Aufregung; schwer sei die Verantwortung Derer, welche die Debatte in unberechtigter Weise zu solcher Hitze ge bracht hätten. Wer Jörg's Rede gehört, der habe zwar von Jntcrpeüationsbeanlwortungen, von Widerlegung der Allegate des Hrn. v. Lutz, vom Placet und dessen Verweigerung ver nommen, aber nicht- von einem Richterspruche über einen concreten Fall. Die Frage sei auch nicht die, ob Renftle noch kirchliche Functionen nach kanonischem Rechte ausübcn könne, es handle sich um einen Antrag, der den Cultusmininer wegen Verletzung der bayerschen Verfassung anklage, nicht des ka nonischen Rechtes; die Kammer habe zu sprechen über bayer- scheS Staatsrecht, nicht über Obedienz und kanonisches Recht. (Beifall links ) Zur Zeit der „solidarischen Interessen des Thro nes und Altars" habe sich die Kirche beim Placet beruhigt, weil man ihr sonst freie Hand im Volke gelassen; freilich sei jetzt jenes Schlagwort nicht mehr nöthig. denn damals habe man beiderseits schlechtes Gewissen vor dem Volke gehabt (Bravo links); was man damals auf dem Verwaltungswege der Modifikationen der Kirche geschenkt, das wolle diese jetzt im Sturme erobern. „Der II. bayerschen Kammer, einem Äestandtheile des Staates, einem Gesetzgcbungsfactor muthet man zu, die Verfassung weg- zuescamotiren, während sie die Verfassung schützen soll, und S»e sollen Handlangerdienste für einen Stand leisten, während Sie, auch die geistlichen Herren, Vertreter des Landes und ebenso gut der Protestanten und Israeliten sind!" Man habe daS Placet ein Unding, unvereinbar mit der Gewissensfreiheit, ge nannt, aber der Staat zwinge ja Niemanden, an ein Dogma zu glaube», und schütze Die, welche nicht daran glaubten. Renftle habe nicht nur seinem Bischöfe, sondern auch dem Kö nige Treue geschworen, so gut, wie der Bischof selbst, der die Verfassung offen verletzt habe und jetzt klagend austrete; durch diese Frivolität werde ein schlimmes Beispiel für das Land ge geben. (Beifall im Hause und auf den Galerien.) Zum Schluffe ruft Redner der Rechten zu: Fangen Sie nicht an, in einer Landesvertretung coufessionelle Politik zu treiben, sie ist der Tod des Paritätischen Staatcs, und wenn Sie nicht verfas sungsmäßig c» »scheiden können, so machen Sie es, wie nach Herrn Ruland Pfarrer Renftle es hätte machen sollen; sagen Sic: „Hier ist mein Mandat!", dann werden wir oh ne fremde Macht mit der fremden Macht in Rom fertig; Sie drängen sonst zur Entscheidung einer Frage, die in andern Ländern längst entschieden ist. Hinaus mit den Theologen auS der Kam mer! (Lauter Beifall, dec Präsident weist die Galerien zur Ruhe.) Abg Grabner wiederholt im Wesentlichen das von den Abgg. Jörg und Ruland bereits Vorgebrachte ; die Pfarrer von Mering und Tuntenhausen hätte man als Ruhestörer auS der Gemeinde jagen, eventuell sic nach § iss des deutschen Straf gesetzbuchs (unbefugte Ausübung eines öffentlichen Amtes) be strafen solle». Der Papst werde keine Fürsten absetzen (Ge lächter), und wenn er es ja wollte und solch ein Wort aus spräche. dann würden alle Katholiken Bayern- aus Treue zu ihrem Könige dem Papste den Gehorsam verweigern. (Beifall.) Durch seine Einleitung, er wolle nicht „grob" sein, zieht sich Grabner die Erwiderung Hörmann's zu, er »erbitte sich der artige Auslastungen, da er Niemanden in der Kammer ge kränkt, sondern nur den Beschwerdeführer als Richter tri- tisirt habe. Der Präsident giebt bekannt, daß für heute noch 12 Redner vorqemerkt seien; Rufe: „Schluß für heute!" DaS Hau- entscheidet sich für den Schluß. Fortsetzung morgen. Stuttgart, 24. Januar. (A. Z.) Da Graf Rech berg wegen anhaltenden Augenleidens seine Entlassung als Präsident der Kammer der Standesherren eingereicht hat, so ist von Sr. Majestät dem Könige der seitherige Vicepräsident, Fürst v. Waldbucg-Zeil- Trauchburg, zum Präsidenten dieser hohen Kammer er nannt worden, und soll in einer morgen Vormittag stattfindenden Sitzung der I. Kammer diese königl. Er nennung derselben mitgetheilt werden. Da hierdurch gesprochen; es ist selbst bei den gebildeten Amerikanern ohne Widerspruch geblieben. Um so dringender ist die Pflicht, den Fortschrittsgeist da anzuerkennen, wo er sich zu eminenten Anläufen erhob. Mit solchem Aufschwung entstand in Chicago rin Museum, das einen entschieden naturhistorischen Cha rakter trug, und unter einer wvhlorganisirtrn Direktion flossen hier merkwürdig reiche Schätze zusammen. DaS Ganze wurzelte in der vor fünf Jahren gegründeten ot 8eievees, die ein Privatinstitut war, aber in dieser theils deutschen, thrils amerikanischen Stadt von beiden Nationalitäten der Bevölkerung gleich mäßig unterstützt wurde. Und welcher Art diese Unterstützung war, die nur aus freiwilligen Beiträgen in so wenigen Jahren resultirte, geht aus der Thatsache hervor, daß man den Anschaffungswerth der Sammlungen auf 200,000 Dol lars verarschlagrn darf, eine für da- an europäische Verhältnisse gewöhntes Ohr wirklich, ungeheuer klingende Summe. Um nur einige Zahlen zu nennen, so ent hielt die Sammlung 2OoO Säugethiere, 30 große Ske lette (darunter zwei Mastoden und einen afrikanischen Elephanten), 10,000 Vögel, 1000 Nester mit Gelege, 1000 Reptilien, 15,000 Jnsrcten und andere Glieder- thiere, 8000 Arten Wanzen, 15,000 Nummern Ver steinerungen und 4000 Mineralien. Die Bibliothek bestand au- mehr als 2000 Bänden, darunter eine Menge theuere Kupferwerke und 5000 kleinere Schrif ten. Einen Hruptschmuck des Museums bildeten Spe- cialsammlungrn, z. B. eine »ollftändige Sammlung der in den Jahren 1865 bi- 1869 von der Telegraphen- expedition der Vereinigten Staaten in AljaSka gesam melten Naturgrgenstände, ferner die vollständigste Samm lung der an den Küsten der Vereinigten Staaten ror- kommenden Schnecken und Muscheln, ein Ergebniß zwanzigjährigen Sammeln- und Forschens, eine der die Vicrprästdentenstelle erledigt wird, so hat die Kam mer nach der Bestimmung der Verfassung drei Can- didatrn für diese Würde zu erwählen, unter denen Sa, Majestät der Ktnig eineu ernennt. — In der heutigen Adendsitzung der Lbgeordneteukammer kam eme Vorlage der Regierung ein, betrefsend die Gehalts erhöhung der VolkSschullehrer. Hiernach ist daS Mi nimum der Besoldung eines ständigen Schullehrers in Gemeinden bi- zu 2000 Einwohnern von bisherigen 400 Fl. auf 450 Fl. erhöht, in größeren Gemeinden auf den Minimalsatz von 480 Fl. fcstgrstellt. Außer dem werden in drei Altersstufen Alterszulagen von 40, 80 und 120 Fl. gewährt. * Wien, 24. Jannar. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind heute Vormittag nach Salz burg abgereist, von wo dieselben nach kurzem Aufent halte die Reise nach Meran fortsetzrn werden. — In hervorragender Weise hat sich der kaiserliche Hof an dem Ausdrucke der allgemeinen Trauer bei dem Lei chenbegängnisse Franz Grillparzer'- bethri- ligt. Wahrhaft rührend war das Bild der Theilnahme an dem Ableben des Dichters, das sich heute im Trauer hause entwickelte. War der Besuch an den vorher gehenden Tagen ein enormer, so hatte er heute seinen Culminationspunkt erreicht. Seit 7 Uhr Morgen drängte sich die bunte Menge, um das Antlitz des Ver storbenen zum letzten Male zu schauen. Selten noch hat Wiens Bevölkerung eine so einmüthige Manifestation schmerzbewegter Trauer und Pietät kundgegeben. Um 2 Uhr Nachmittags setzte sich der Trauerzug vom Sterbe- Hause aus in Bewegung. In allen Straßen, welche der Zug passirte, brannten die Gascandelaber. Mittlerweile hat ten sich in der Augustinerkirche die übrigen Trauergäste ver sammelt. Es waren erschienen: als Stellvertreter Sr. Majestät des Kaisers der Oberstkämmerer Feldzeug- meister Folliot de Crenneville, die Herren Erzherzöge Ludwig Victor, Albrecht, Wilhelm, Rainer, der Groß- Herzog von Toscana, die sämmtlichen Minister, Mit glieder beider Häuser des Reichsraths, der Hof- und obersten Staatsämter, der Akademie der Wissenschaften, die Würdenträger der Universität, der Bürgermeister an der Spitze des Gemeinderaths, das gesammte Künst- lerpersonal der beiden Hofthrater, Vereine und aus wärtige Deputationen u. s. w. Nach erfolgter feier licher Einsegnung setzte sich der Zug über die Ring straße nach dem Währinger Octsfriedhofe in Bewegung. Am Grabe sprachen der Director des Hofburgtheaters, Hofrath v. Dingelstedt, welcher an den Spruch „In Deinem Lager ist Oesterreich" anknüpste, und vr. Hein rich Laube. Die Feierlichkeit wurde durch das herr lichste Frühlingswetter noch gehoben. — Die gestrigen Abendblätter veröffentlichen eine ihnen telegraphirte Mittheilung des Reichenberger Handrlskammrrpräsi- dentrn, durch welche das vielbesprochene Schreiben, das Graf Beust seiner Zeit an die Reichenberger Kam mer gerichtet hat, als thrilweise apokryph bezeichnet wird. — Wie man der „Pr." aus Lemberg berichtet, beabsichtigen die Ruthen en an den Reichsrath eine Petition zu richten und in derselben darzulegrn, daß die Zahl der galizischen Ruthenen (drei Millionen) eine s» bedeutende sei, „daß die Ruthenen nicht als Fremdlinge betrachtet werden dürfen." Dann soll auch in dieser Petition nachgrwiesen werden, daß die gali zische Landtagsresolution die Ruthenen noch mehr in Nachtheil setze, sie geradezu „rechtlos" mache. Diese Petition soll sich bereits in den Händen des einzigen ruthenischen Abgeordneten, Janowski, befinden. — Die Rangliste der k. k. activen Armee, welche „Der Kamerad" (illustrirter österreichischer Mi- litärkalender für 1872) enthält, zählt auf: 2 Frldmar- schälle (Erzherzog Albrecht und Fürst Edmund Schwar zenberg), 17 Feldzeugmeister oder Generäle der Cava- lerie, 55 Feldmarschalllieutenants, 110 Generalmajore, 294 Obersten. Der Generalstab zählt 1 Leiter, General major Gallina, 16 Obersten, 23 Oberstlieutenants, 29 Majore, 44 Hauptleute (Rittmeister) erster Klaffe, 20 Hauptleute (Rittmeister) zweiter Klasse. Zugetheilt dem Generalstabe erscheinen: l Obrrstlieutenant, 10 Ma jore, 39 Hauptleute erster Klasse und 13 zweiter Klasse, und 9 Lieutenant-. In der Infanterie (80 Reg.) sind aufgezählt: 153 Oberstlieutenants, 351 Majore, 1909 Hauptleute, 2025 Oberlieutenants, 3604 Lieutenant-, 906 Cadetten. Die Grcnzinfanterie (14 Reg. u. 1 Bat.): 14 Oberstlieutenants, 34 Majore, 159 Hauptleute, 241 Oberlieutenants, 366 Lieutenants. Die Jäger- truppe (1 Reg. und 33 Bat.): 17 Oberstlieutenants, 31 Majore, 240 Hauptleute, 316 Oberlieutenants, 567 Lieutenants und 135 Cadetten. Die Sanitäts- truppt (23 Abtheilungen) zählt 2 Oberstlieutenants, 2 Majore, 22 Hauptleute, 20 Oberlieutenant- und 22 Lieutenants. Die Cavalerie (14 Reg. Dragoner, 14 Reg. Husaren, 13 Reg. Ulanen) zählt 53 Oberst größten überhaupt existirenden Sammlungen vonKrusten- thieren, welche mehr al- 10,000 Gläser mit Weingeist füllte, endlich die Ergebnisse der in den Jahren 1870 und 1871 auf Anregung der Akademie vorgenommenen Untersuchung des Michigansees mit dem Schleppnetze. Dazu kamen aber noch werthvolle und nicht wie der zu ersetzende Produkte menschlicher Geistesarbeit, nämlich umfangreiche Manuskripte; z. B. die Bearbeitung der auf der Expedition der Capitäne Ringgold und Rodgers zur Erforschung des nördlichen stillen Oceans in den Jahren 1853—1856 gesammelten wirbellosen Thiere, ein umfangreiches Manuscript mit gegen 3000 Abbil dungen, dessen Publication auf eine Acte des Eongres- ses wartete, wonach die Kosten von den Vereinigten Staaten getragen wrrdm sollten. Auch alle Studien zu einem großen Werke über die Muscheln und Schne cken der Ostküste der Vereinigten Staaten, Beschrei bungen, Zeichnungen, Notizen nebst 200 bereit- ge schnittenen Holzstöcken verbrannten. Alle diese kostbaren Schätze sind zwar vom Feuer zer stört, nicht aber der unantastbare Schatz, welcher in einem erwachten Geist für diese wissenswürdigen Dinge be steht und fähig sein wird, sie mit erneuter Kraft zu- sammenzutragen. -f Franz v. Elsholtz ist am 22. Januar im 82. Lebensjahre zu München gestorben. Er war Legations- rath und ehemaliger herzoglich sächsischer Geschäftsträ ger, aber auch der Dichter der „Hofdame", eine- Lust spiels in Alexandrinern, welche- sich Goethe's besondern Beifall erwarb, und der bekannten Soloscherze: „Komm her!" und „Geh hin!" Seine gesammelten dramatische» Dichtungen sind in 3 Bänden erschienen. Außerdem hat er Gedickte, Novellen und Reisebeschreibungen herausgegeben. Elsholtz war der älteste Ritter deS eisernen Kreuzes. lieutenants, 60 Majore, 381 Rittmeister, 754 Ober- lirutenants, 582 Lieutenant-. Die Artillerie (bi- 1871 VL^Reg. und 12 Festung-artilleriebat.) zählt 28 Oberstlieutenants, 55 Majore, 254 Hauptleute, 535 Oberlieutenants und 546 Lieutenants. Dir Genie- truppe (2 Regimenter) zählt 22 Oberstlieutenants (davon 18 beim Stabe), 19 Majore, 131 Hauptleute, 112 Oberlieutenants, 18 Lieutenant-. Da- Pionnier regiment zählt 2 Oberstlieutenants, 4 Majore, 39 Hauptleute, 53 Oberlieutenants, 36 Lieutenant-. Das Fuhrwrsencorps 2 Oberstlieulenant-, 4 Majore, 42 Rittmeister, 50 Oberlieutenants, 63 Lieutenant-. Die Militärgeistlichkeit zählt 1 apostolischen Frldvicar, 1 Con- ststorialdirector, 2 Secretärr, 17 Militärpfarrer, 54 Militärcuraten und Militärcapläne erster Klafft, 55 zweiter Klasse und 48 Resrrvecapläne zweiter Klasse, dazu kommen 9 Milttärprediger. Sk. Majestät Kriegs marine zählt 2 Viceadmirale (FML.), 5 Contreadmirale (GM.), 15 Liniensckiffkcapitänt (Obersten), 13 Fre gattenkapitäns (Oberstlieutenant-), 17 CorvettencapitanS (Majore). Pesth, 23. Januar. (N. fr. Pr.) Die heutige constitui- rende Generalcongregation des Pesther Comi- tateS auf Grund der neuen Municipalordnung gestaltete sich zu einer der turbulentesten Sitzungen. Die Linke, bisher in der Alleinherrschaft und jetzt auf eine Ma jorität von 50 bis 60 Glimmen zurückgedrängt, ver mag sich in die neue Ordnung nicht zu ischicken, wäh rend die Dear-Partei, an ihrer Spitze der Obergespan, hartnäckig darauf besteht, daß die neuen gesetzlichen Be stimmungen bis in die kleinsten Details brachtet wer den. Im Comitatsaale war es zum Erdrücken voll. Der Obergespan wollte Scrutatoren für die Wahl deS wichtigen Candtdationsausschusses ernennen. Da brach der Sturm los. Die Redner stiegen auf die Tische, weder sie, noch der Präsident konnten zum Worte kom men. Eine halbe Stunde dauerte dieser Tumult, bis es endlich gelang, die Scrutatoren, dir der Obergespan ernannte, ihres Amtes walten zu lassen. Die nament liche Abstimmung für die Candidationscommission ergab folgendes Resultat: Gewählt wurden Edmund Beniczky, Nikolaus Jankovic- und Andreas Bata, sämmtlich Linke, mit 297 Stimmen. Die Candidaten der Rechten er hielten blos 203 Stimmen. Bei Verkündigung des Wahl resultat- herrschte namenloser Jubel. Abends traten die Deakisten zu einer Conferenz zusammen, um den Vorschlag zu machen, daß beide Parteien eine Dele gation aus 10 Mitgliedern entsenden sollen, welche dem Candidationsausschusse bezüglich der Auswahl der Kan didaten an die Hand zu gehen habe. * Pari-, 23. Januar. Die Commission für die Armeereorganisation hat, dem „Nord" zufolge, einen wichtigen Beschluß gefaßt; sie hat sich im Prin- cip für die Zulassung junger Leute, welche eine gewisse Bildung Nachweisen und ihren Unterhalt aus eigenen Mitteln zu bestreiten in der Lage sind, zum einjäh rigen Freiwilligendienstr entschieden. Die Com mission hat ferner die Berathung über den Recru- tirungsentwurf zu Ende geführt und die Stellver tretung oder den Nummerntausch, mit Ausnahme des Contingents der Seesoldaten, definitiv beseitigt. — Die Jnitiativcommission beschäftigte sich gestern in Gegenwart der Minister des Innern und des KriegeS mit dem Amnestieantrag des Deputaten Pressenss. Die Minister erklärten, das gegenwärtig von den Kriegs gerichten angewendete Verfahren mache den Antrag gegenstandslos, und man möge ihn deshalb fallen lassen. Zu diesem Verfahren bringt die „Patrie" eigenthüm- liche Enthüllungen. Es befänden, sich in jedem Pariser Arrondissement noch Anhänger der Commune. Diese hätten ein Comitö gebildet,, welcher folgendermaßen agire. Auf gedruckten Formularen müssen die Nach barn der noch auf den Pontons befindlichen Angeklag ten bescheinigen, daß die Letzteren durchaus ehrliche und unschuldige Leute wären. Die Nachbarn thäten dies, theils aus Mitleid, theils aus Furcht, theils aus Sympathie. Die Polizeibehörde bescheinige die Richtig keit der Unterschriften und so würden die Formulare den Militärbehörden in Versailles übersandt, welche darauf hin die Freilassung »erfügen. Kaum sei aber der Freigelassene in Paris in seiner alten Wohnung angelangt, so fänden sich die Brüder und Freunde bei ihm ein, machten ihn darauf aufmerksam, daß er noch dieser Compagnie und diesem Bataillon der Na tionalgarde angehöre und sich beim ersten Trommel oder Hornsignal auf dem alten Appellplatz einzufinden habe. Die meisten der früheren Nationalgardebataillone beständen in ihren Cadres vollständig, da viele Führer und Offiziere nicht verhaftet worden sein, und so werde binnen Kurzem die föderirte Nationalgarde wieder voll ständig organisirt sein. Die „Patrie" behauptet, der Regierung sei dies Alles zur Genüge bekannt, auch sei das Blatt bereit, Namen, Wohnung und Gewerbe der Comitömitglieder, sowie der BatatllonSchefs an- zugeben.I — Die Journale bringen den Text eines Rund schreiben-, wecches Rouher an die corsischen Wäh ler gerichtet hat. Er ergeht sich darin in den heftig sten Anklagen gegen die Regierung, erklärt, daß die Nation noch gar nicht über ihre Geschicke befragt wor den sei, und schließt: „In diesem Kampfe ist mein Name ein Symbol, meine Candidatur ist diejenige eine- FreundeS der Verbannung und des Unglücks." Pari-, 25. Januar. (Tel.) Gestern hat in der Jnitiativcommission der Kriegsminister bei Ge legenheit der Begnadigungsvorlage erklärt, die Armee sei stets bereit, die Unordnung niederzubalten und die Befehle der Nationalversammlung auszuführen. — Am Mvntag erhielt zu Epernay ein Arbeiter infolge eines Streites im Wirthshause vvn einem deutschenSol- datcn einen Schlag init dem Säbel. Der Geschlagene wartete vor dem Wirthshause und verwundete einen an dern Soldaten, den er für seinen frühern Gegner hielt. Die Verwundung ist nur leicht und der Arbeiter wurde verhaftet. Die Sache ist ohne Bedeutung. Versailles, 23. Januar. XK Z.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung begann die DiScusfion deS Projektes über die Handelsmarine. Johnston (Bordeaux) ergreift im Namen der Frei händler da- Wort gegen da- Regierung-project. Er erklärt, daß die Uebertaxen gegen die Handelsverträge seien. Da- Project sei deshalb weniaer rin Steuer- project, als ein Project mit schutzzöllnerischen Tendenzen. General du Temple sprickt für da- Regierungsprostct. Ihm »ufvlge hat die Gleichheit der Flagge, welche die Freibandlcr unter ihren Schutz genommen, bi- jetzt nur die Bewohner der französischen Serküsten zu Grunde gerichtet. Ex will deshalb, daß man auf die Protection zurückkommt. Nach ihm sprechen Elapier und Aclocque,
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