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Dresdner Journal : 09.02.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-02-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187302093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-02
- Tag1873-02-09
- Monat1873-02
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Journal : 09.02.1873
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33. Sonntag, den 9. Februar. 1873 Iw Liutsed»» L«ek« . . . S 1>ik' ^jLNrticU: l kdlr lv >-«. Lii>r«Iii«^nww^ni: 1 7 Ir> tritt iLkrUok 2 l^lr 8t«wp«yxsbakr, »i-»»«d»wckv» ckvuttok«» Keleks« kost- uvki ^t»wp«I»u»«:dI»L Uwru. i teuprets^r kür 6eu Itl»um «ioer ^e»p«I<eo«ll vuter „Liu8e»»rlat" äi« 2«il«: 3 dl^r Lr»v>»Lillt»r liissliek, mit ^^8n»kin« <ter Lona- uvU d'viort»-«, X KeillI« kür Uso kol^eildeu 1'»^. - - - — ZreMerZoimml. t»!,eraU>i>i»uuitkms »u8»Lrt«r «.«>p»i>^ H Lrancirtett«', Oowwtssiovär ae» Oresüoer ^ourvsl»; qkeiiüit^ kk ki»<A?rr, ^uAe»» ^ ort u. Ä llam- dor^ L«rlill-Vl«ii-l.elx,jx-LL»«I-Lr««I»u-k'r»oittl»rt ». N r in F Lvrlill-V>/sll- S»mkur^- kr»vk- kart ». «.-Nüocd«ll: /1/oE, UsrUo: F. Lekeme^rr, k/. X/kree/i/, Lremoo: /!?.Lc^ik»tte, Lr««I»a: i/.L'kanvrn » Ikiresu » N. ^en^e, kr«»>ikurt ». N,: /!,, ^nrAsr'seke n. F 6'. k/errma,in'scke ljiitkk., />ai<b»«L 6'o.» kr»x: /->. liuckk ; Okewnilr: H. p'oiAt,- pari,: //«rar. ^uttier F 6'o., wieu: XI. O^ettL,- /-and« «0 Oo. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Uor»u«8vkerr d^äuisl L»x>eckitt0» äe» Ore^äver äsuroit!,, OrovcküL, ^l!cr^itrc4kvn^:w^8 Xo 1. I —i——i—».,».». i. .„« ,,«» ,.»EE>WM»»»»»». ... Nichtamtlicher TheU. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 8. Februar, Nachmittag». (W. T. B) In der heutigen Sitzung de» Abgeortz- uetenhause» brachte der Abg. Lasker einen Antrag riu auf Einsetzung einer Cowmisfiou von 7 Mit gliedern zu Untersuchung der Eisenbahnverwattung. Bei der DiScusfion über den früheren Antrag de» Abg. Lasker auf Vorlegung sämmtlicher Bahn- concessionen erklärte der Handelsmivifter Graf Jtzenplitz mit dem Anträge sich einverstanden und bat nur, ihm die nöthige Zeit zu lafiru. Die gestrigen Angriffe werde er actrnmaßig »iderlegeu, iodald Vie Rede Laskers stenogravhisch vorliege. Der Minister bestreitet, daß der Geh. Rath Wa gener die ihm verliehene Concession verkauft habe » und hebt hervor, daß die drei gestern genannten Concessionäre, als sie um die Concession nachsuchten, nicht übel beleumundet waren. Bon Dew, was der Abg. Lasker gestern vorgebracht (vgl. unter „Tagesgeschichte"), habe er keine Ahnung gehabt; jedenfalls sei die Sache genau zu unter suchen. Versailles, Freitag, 7. Februar, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Dreißiger- ausschuffes begann die Abstimmung über daS von der ersten Subrommisfion desselben avsgearbeitete konstitutionelle Projekt. Die Einleitung des Gesetzentwurfs, welche die der Nationalversammlung zustehende constituirende Gewalt betrifft, wurde mit 14 gegen 4 Stimmen angenommen. Mehrere Commissionsmitglirder enthielten sich der Ab stimmung. Die drei ersten Paragraphen des Art. I wurden ohne Debatte angenommen. Zu dem 4. Para graphen desselben Artikels schlug der Präsident der Re publik folgende Fassung vor: „Die Sitzung wird auf gehoben, sobald der Präsident gehört und die Berathung über den Gegenstand seiner Rede geschlossen worden ist." Diese Fassung des Paragraphen wurde aber von dem Herzog v. Broglie, sowie von Max Richard und anderen Commissionsmitgliedern angefochten und der Paragraph darauf in der Faffung der Commiffon mit 24 steqrn S Stimmen angenommen; ebenso der tz 1 des II. Artikels. Ueder den 8 2 des II. Artikel-, welcher dem Präsidenten der Republik das Recht ver leiht, mittelst einer motivirten Botschaft die anderweite Berathung eines Gegenstandes durch die Nationalver sammlung zu verlangen, „wenn er darüber nicht vor her gehört worden ist", entstand eine kurze Debatte, da der Präsident Thiers die Streichung der Worte: „wenn er darüber nicht vorher gehört worden ist", ver langte. Die Streichung dieser Worte wurde schließlich mit 11 gegen IO Stimmen genehmigt. Bern, Freitag, 7. Februar, Abend». (W.T.B.) Bon dem ultramontanen Blatte „Vaterland" in Luzern wird ein Protest des Bischofs Lachat gegen die für seine Amtsrntsrtzung vorgebrachten Gründe, deren Richtigkeit er nicht anzuerkennen vermöge, sowie ein Hirtenbrief desselben an die katholische schweizer Bevölkerung, endlich ein Memoriale de» Domkapitels zu Basel angekündigt, in welchem die bei der Baseler bischöflichen Krage in Betracht kommenden rechtlichen Gesichtspunkte hervorgehoben werden. London, Freitag, 7. Februar, NachtS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses äußerte auf eine Anfrage de» Lords Carnarvon in Betreff des spanischen Dampfers „Murillo" der Staatssekretär de» Aeußeru, Earl Granville, sein Bedauern über daS Richtvorhandensrin eine» Au»- Feuilleton. (Redigirt von Otto Bamk.) Rundschau über Theater und Musik. *j- Bekanntlich erfreute sich der während des Mo nats September 1871 in Magdeburg abgehaltene zweite deutsche Musikertag bereits einer sehr lebhaften Betheiltgung von Seiten der Tonkünstlerwelt. Die auf den beiden ersten derartigen Versammlungen festgestell- trn Grundzüge, die übrigen- nur rein künstlerische In teressen neben kollegialem Verkehr betreffen sollen, wer den nunmehr zu weiterer Förderung und Ausführung gelangen. DaS reiche Material der gestellten Anträge, noch vermehrt durch neue wichtige Gesichtspunkte, wirk lich nutzbringend für die Kunst zu machen, ist daher die wesentliche Aufgabe des dritten deutschen Musiker- tages, der in Leipzig in den Tagen vom Ostermontag an, vom 14. — 16. April d. I., zusammentreten soll. Auf demselben sollen erledigt werden: 1) die vom stän digen Ausschüsse ausgearbeuete Verfassung de- Mu sikertages; 2) alle bi-her gestellten Anträge, insoweit die- die Sachlage gestattet, alS: Reform der musikali schen Pädagogik, des SchulgesangeS und Seminarmustk unterricht-, Creirung einer Staatsbehörde für Musik, Eoncertverbände kleinerer Städte, Anregung von No vitätenconcerten, Hebung der Pflege der Blasinstru mente; sowie 3) noch etwa eingehende neue Anträge, welche spätesten- bi- zum 1b. März entweder bet dem Vorsitzenden de- Directortum- de- „Allgemeinen deut schen MuflkvereinS", Prof. C. Riedel (Leipzig, Lin- denstraße 6), oder dem Vorsitzenden des ständigen AuS schuffe- Prof. I. AlSleben (Berlin, Askantscher Platz 4), oder dem Schriftführer deS Ausschusses, O. Eichberg (Berlin, Alte Jakobstraße 146) anzumrlden sind. — lieferung-vertraa- mit Spanien und versprach die Vorlegung der bezüglichen diplomatischen Corre- spondenz. England, fügte Earl Granville hinzu, betreibe eifrig den Abschluß solcher Verträge, welche in den Verhandlungen mit Dänemark und den Bereinigten Staaten bereit» weit vorgeschritten seien. Im Unterhause erklärte auf eine Anfrage Brady» bezüglich des deutschen Pfarrers Vr. Hessel der Ttaatssecrrtär deS Innern, Bruce, daß für ihn die Initiative zu einer Modifikation der Parlamentsacte von 1865 über die Behandlung der Gefangenen während dcr Haft de- Or. Hessel unmöglich gewesen sei, uud verlieh der Hoffnung Ausdruck, daß dir Richter ter Humanität entspre- chrude Maßregeln anwendrn werben, nachdem die öffentliche Aufmerksamkeit sich dem Gegenstände zugewrndet hat. Washington, Sonnabend, 8. Februar. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Der Schatzserretär Bout well macht bekannt, daß von den laut Gesetz vom 25. Februar 1862 emittirten, 1882 rückzahlbaren BondS am 1. März 100 Millionen amortifirt werden sollen. Die Zurückzahlung findet am 1. Juni u. v. (und nicht, wie ursprünglich bestimmt, bereits am 6. Mai) statt, um den bezüglichen Termin mit dem Zeitpunkte der europäischen Einzahlungen auf die Anleihe in Uebereinsiimmung zu bringen. LagtSgelchichte. Dresden, 8. Februar. Ueber das Befinden Ihrer Majestät der Königin ist heute Vormittag folgendes Bulletin aufgelegt worden: „Ihre Majestät die Königin haben bis 4 Uhr ruhig geschlafen. Das Fieber ist nicht wiedergekehrt. Auch der Kräftezustand hat sich etwas gebessert. Dr. Fiedler." 8 Berlin, 7. Februar. Im Abgeordneten - Hause theilte heute Präsident v. Forckenbcck mit, daß von sämmtlichen preußischen katholischen Bischöfen ein Schreiben an daS Haus gelangt sei, in welchem sie um Ablehnung der Gesetzentwürfe über die Erziehung und und Anstellung und die DiSciplinargrwalt der Geist lichen bitten. Das Schreiben wird der kirchlichen Com mission überwiesen. — Demnächst stand folgende Inter pellation des Abg. v. Wierzbinski auf der Tagesord nung: Aus welchem Grunde hat die könial Staatsregieruog sich veranlaßt selehen, in der letzten Zeil Verfügungen zu erlassen, welche im Widerspruche mit deu bisher geltenden gesetzlichen Bestimmungen anordnen, daß 1) der Religionsunterricht in den höheren Lehranstalten des Großherzogthums Posen nur deutsch, und 2) die polnische Sprache als obligatorischer Lehrgegen- stand nur bei dem St. Mariengymnasium, der Realschule in Posen uvd dem Gymnasium zu Oftrowo erlheilt werde? Der Interpellant bestritt, daß irgend ein Grund der Pädagogik, der Moral oder der Politik die er wähnten Verfügungen zu rechtfertigen im Stande sei. Dieselben seien ein Symptom tes Verfolgungskriegcs gegen die polnische Nationalität, der seiten der Deut schen mit demselben Hasse geführt werde, wie in Ruß land, obwohl die Polen hierzu in Deutschland noch weniger Anlaß gegeben hätten als dort. Und dies Alles geschehe unter dem Feldgrschrei der Civilisation, unter der Aegide eines Cultusministers, der in dem Rufe des Liberalismus stehe, und im directen Wider spruch mit den bestehenden Gesetzen, insbesondere mit der Instruction vom 24. Mai 1842. Staatsminister Dr. Falk antwortete hierauf in längerer Rede: Die ergangenen Verfügungen ständen durchaus nicht im Widerspruch mit irgend welchen gesetzlichen Bestimmun gen. Ueber den Unterricht in polnischer und deutscher Sprache für die Provinz Posen existiren nur Verfü gungen, welche, im Verwaltungswege erlassen, auch tm Verwaltungswege abgeändert oder aufgehoben werden können. Zum Ei laß der Verfügungen aber sei er ge drängt worden durch zahlreiche Beschwerden von Deut schen welchen, wenn sie auch in der Mehrzahl waren, doch der Religionsunterricht in dcr polnischen Sprache ertheilt worden sei. Ueberdies sei überhaupt für die religiösen Bedürfnisse der Deutschen in Posen sihr mangelhaft gesorgt, und der Religionsunterricht in pol nischer Sprache auch zur Agitation benutzt worden. Auch seien die Dircctoren dcr Gymnasien und Real« schulen bis auf 2 oder 3 ebenso wie das Provinzial- schulcollegium von Posen für die Ertheilung des Re ligionsunterrichts in deutscher Sprache, sobald das Vcrständniß für dieselbe vorhanden sei. — Auf den Antrag des folgenden Redners trat das Haus in die Discussion über diese Interpellation ein. Der Abg. v. Mallinckrodt erklärte sich gegen die Verfügungen des Ministers. Der Unterricht in der Religion müsse im mer in der Muttersprache ertheilt werden. Mit Ge walt solle man nicht germanisircn und neben die deut sche nationale Begeisterung nicht die nationale Unge rechtigkeit stellen. Der Abg. v. Gerlach erachtete die betreffenden Verfügungen für eine große Härte und einen Verstoß gegen die Gerechtigkeit. Hierauf wurde dieser Gegenstand verlassen. — Es folgte die zweite Be rathung des Staatshaushaltsetats und zwar des Etats der Eisenbahnverwaltung. Zunächst wurde ein längeres Schreiben des Hrn. Ministerpräsidenten ver lesen, in welchem die von dem Abg. Lasker erhobene Beschuldigung gegen den Fürsten Putbus, Prinzen Biron und den geh. Oberregierungsrath Wagener zurück gewiesen wurde. Der Geh. Rath Wagener habe mit zwei anderen Herren eine Acticngesellschaft zur Ueber- nahme der Concession der Bahn Conitz Wangerin ge bildet, und an diese kei die Concession zum Bau der Bahn unter denselben Bedingung ertheilt, wie sic früher bereits einer anderen Gesellschaft ertheilt war. Eine Veräußerung dieser Concession habe nicht stattgefunden, sondern nur eine Auseinandersetzung zwischen Herrn Wagener und Herrn Schuster. Am 3. Januar sei Herr Wagener aus der Gesellschaft ausgetreten. Herr Las ker hätte ebenso, wie er, infolge des Schreibens des Prinzen Biron im Abgeordnetenhaus«: eine Berichtigung gebracht habe, infolge der vfficiösen Berichtigung über Herrn Wagener in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" seinen Jrrthum öffentlich bekennen müssen. Was die anderen beiden Herren anbetrifft, so sei ihnen eine Concession für den Bau der Bahn Belgard- Posrn nicht ertheilt worden. Das Schreiben schlicht mit dem Ausspruche: 1) daß die königliche Staaisregiernüg zwar niemals verab säumen wird, unstatthaften Bethkilignngen der Beamlen au industriellen und finanziellen Op rationen mit dem ganzen Gewicht ihres Aufsichterechtes und ihrer Aufsichts pflicht eotgegenzuwirken; daß sie es daher für geboten er achtet, bezügliche Beschuldigungen nach Kläffen aufzuhellen, um etwaige Uawürdigkciien abzuftellen und ohne Ansehen der Person angemessen zu verfolgen; 2) daß sie aber auch nicht weniger für ihre Pflicht hält, die Beamten namentlich dann öffentlich io Sch tz zn nehmen, wenn sie — wie im vorliegenden Falle — in ihrer Inte grität unter Umständen angegriffen werden, welche den Schutz durch deu Strafrichter ausschließeo." Mündlich gab Gras Roo« hierzu nur die Erklärung ab, daß die im Schreiben enthaltene Bemerkung gegen Lasker, derselbe siebe zu einer großen Firma als RechtSanwalt in Be ziehung, sich als irrthümlich berausgeftellt habe, und daß er die Aufnahme dieses Passas in seinen Bries, welche bester unter blieben wäre, bedauere Zur Erwiderung hierauf hielt der Abg. Lasker eine" längere (2'^ stündige) Rede, in welcher er, nach energischer Zurückweisung aller gegen ihn gerichteten persönlichen Verdächtigungen, seine Behauptungen be treffs der gedachten drei Personen aufrecht erhielt. Allerdings habe Prinz Bnon kein Geld erhalten, aber eben nur weil er es nicht erhalten; gefordert habe er eine Entschädigung von 100,000 Thlr. Dagegen habe der Geh. Rath Wagener allerdings eine Geldadfindung erhalten. Redner beleuchtete des Weitere» mit Dar legung voll actenmäßigen Schriftstücken in ausführlichster Weise des Geb. Rath Wagener's Thätigkeit in jener Actiengesellschast und beantragte die Einsetzung einer Commission auf Untersuchung der Thatsachen. LaSker gab zunächst eine genaue Darstellung der Wageoer'- sch n Operationen, welche, zum Theil mit fördernder Gefällig keit des Handelsministeriums, da aus gerichtet gewesen, das Gesetz zu umgehen, das Publicum zu täuschen und auf wider rechtliche Weise sich einen namhafte« Geldgewinn »u verschaffen; er verwahrt sich aber dagegen, die erlauchten Namen zweier Männer, zu welchen Wagener in hervorragenden amtlichen Beziehungen gestanden relp noch gegenwärtig »ehe, des Reichs kanzlers Fü sten Bismarck und des Ministerpräsidenten G äsen Roon, in dieser während deren Abwesenheit in Frankreich spielende» Angelegenbe i mit zurBeraniwortung ziehen zu wollen Darauf charak-irisirte Redner in schneidender Weise das LtrouS- beig'sche Eiseubahnbansystem. Das StrouSberg'schc System fing an mit der ostp!kubischen Südbahn und endigt- mit Lem rumänischen Unleruehmen. Zuerst brachteSlrousberg D ei nigen, welche als Geldmänner Himer ihm starken, um idr Geld, und jetzt können die Actien immer noch nicht einmal dem Paricours nabe gebracht werden, weil die Revenuen fehlen. Geendet hat er damit, daß wir die Demoralisation über uns eingcbrochen sehen, daß unendliches Unglück über zahlreiche preußische und deutsche Unterthaueu gebracht ist. durch Strom berg in Ver bindung mit glänzenden Namen der Aristokratie. Von dem Handelsminister begünstigt, hat er sich so weit zu mrang ren gewußt, daß er bei seinem letzten Unternehmen 4 Personen vom höchsten Adel vor sein n Wagen gewannt hatte, um sich Credit zu verschaffen. Einer von diesen vier ist erweislich dafür be>ahlt worden. Inzwischen aber wurden vom Handelsmiuister 5 Concessionen nach diesem System gegeben. Infolge dieses Systems werden die Bahnen theurer gebaut, als reelle Unser Gesetz über di« Eisenbahusteuer wird umgangeu, w.il danach die Steuern nach Procenten der Revenuen erhöbe» werden. Der Staat wird also um eine Steuer geprellt, um er Mit wirkung eines anderen Zweiges der Regierung. Diejenigen Personen, welche diese ganzen Redensarten nicht v-rfteheo. fallen hinein, denn die Landleute, Gutsbesitzer, Communen werden wie Gimpel emzesangen und siud iu der Meinung, durch Vo»e>chnuogen das Zustandekommen der Bahn zu fördern. Der Tarif wird ferner berechnet nach dem Proceut- satz der Herstellungskosten, er fällt also höher aus. Es ist ein offenes Geheimnis; die Regie, ung ist wissend und theit- nehme.d an der Umgehung des Gesetzes, indem sie übermäßige Taxationen znläßt; sie nimmt Theil an den mannichsachen Machmatton o der Scheinverkäufe. P: soocn, die gar keinen legitimen Beruf zum Elsenbahnbau baden, werden durch Nutzen uud Gewinn dazu angelockt, ebenso Personen aus dem höchiieu Adel, wie aas den tiefsten Schichten der Abenteurer. Die hohen Finanzkreist geben mit der Gesetzumgebung blos bis zu einem gewissen Stad um; sobald sie ihren G.winu haben, fangen sie an, ordentlich zu werden. Wenn solche Scheivkäufe gemacht werden, ist mau mit den Preisen für eine Waare. die man b-kommen soll, und mit der Güte derselben nicht be sonders wählerisch, dadurch hat der Bahnbau gelitten. Die Preise werben durch dieses System iu die Höhe getrieben und die reelle» Bahne», selbst der Staat mit eiaem uugeheaeru Conto belastet, »eil er eine illegitime Coacurrenz hat Als Herr StrooSberg mit seinen so gepriesen, n Erfindungen austrat, die gar nicht mehr neu waren, und später vor dem Zucht- polizeiqericht spielten, war er ein sehr unangenehmer Man», kein Bankier wollte mit ihm zn thun haben, »tzt sind die an gesehensten Firmen kleine Sirousberge, ja überbieten ihn noch. Redner kam nun noch auf die „Region der Abenteuer", auf di: vom Fürsten Putbus und Prinzen Biron gebaute» Bahnen, zu sprechen; er tadelte die „krummen Wege" der ihre persönlichen Interessen verfolgenden Besitzer ländlicher Grund stücke, uud brandmarkte den gefährliche» Wucher, welcher zur Umgehung des Gesetzes einflußreiche Personen kaufe und die Corruptiou bis in die höchsten Schichten bringe. Mit folgen den Worten schloß Lasker seine bedeutungsvolle, m l lebhaftem Beifall aufgenommene Rede: Man hat mir für den Fall, daß ich weitere Veröffentlichungen mache, gedroht, Namen von Par teifreunde», welch- mit compromittirt seien, z» nenne» uvd eioen öffentliche» Skandal zu machen, weil man, wenn ma» einmal fällt, wünscht, daß auch möglichst Biele nachfallen. Ich meine aber, sollten solche Unanttäadige hier sein, so immer heraus mit ihnen aus diesem Verein! Sie werden vergessen Wersen und die Moral deS Volkes geht unverletzt weiter; so lange sie aber als heimliches Gift in der anständigen Gesell schaft sitzen, wirken sie schädlich; darum ousscheiden! Ich habe hier ei» ungeheures sociales Uebel blos berüh t, für beste» Be- seitigung wir Alle iuteressirt sind. Ich habe den Staatsbe amten ernen Vorwurf nur »aruber zu machen, daß sie der Lei tung der Geschäfte nicht gewachsen sind (sehr wahr! links), daß sie in ein verderbliches System hiveivgeiaumelt siud, aber Corruptiou habe ich in den Beamtenkreisen nicht gesunde», einige Wenige ausgenommen, die nicht mit dem Gros der Be- amten solidarisch sind. Ich habe neulich s«on dem Herrn Handelsmiuister den Vorwurf gemacht, daß er bald Conces honen ertheile, bald versage, ich füge noch Etwas hinzu. Es giebt ehreuwcrlhe Mänu-r, die Eisenbahnen zu bauen über nehmen, uud damit das Wohl des Landes, nicht betrügerischen Der Stadt Leipzig ist von Seiten eines verstorbenen Particuliers, namens Karl Ferdinand Rhode, ein ganz bedeutendes Vermächtniß — man spricht von circa 400,000 Thlr. — zuaefallen, welches in feinen wesent lichsten Theilen künstlerischen Zwecken zu Gute kommen dürfte. Den „L. Nachr." zufolge sollen von jährlichen Legaten benannt sein der Theaterpensionsfond mit der hohen Summe von 3000 bis 7000 Thlr., je nach Beschluß des Comitös, der Stadtorchesterpensionsfond mit 500 bis 2000 Thlr., das Conservatorium mit 200 Thlr., der Orchesterwittwenfoud mit 200 bis 500 Thlr. — Der zweite Theil des vorletzten Gcwandhau-con- certeS brachte „Tonbilder für Orchester" zu Schil ler'- „Lied von der Glocke" von Karl Stör. Die Ge legenheit zn Tonmalereien soll der Componist reich und stellenweise auch wirkungsvoll ausgebeutct haben; die künstlerische Berechtigung derartiger realistischer Ton bilder steht freilich dahin. — DaS siebente „ Euterpe Concert bot unter Anderm die Ouvertüre zu den „Dehm richtern" von Berlioz, der vor Kurzem auch mit seiner Symphonie „Ilurolä orr Italic in den Program men der „Philharmonischen Gesellschaft" zu Hamburg wieder Aufnahme gefunden und so eine Lücke in der Kenntniß der neuern Instrumentalmusik ansgcfüllt hat. — Die lebten Novitäten deS StadtthratcrS zu Leipzig waren ein fünfactige- Schauspiel „Treumann von Sach sen" de- PseudonymuS Willibert von Herriga», wel che» die Mythe vom treuen Hermann (nicht Hartmann) von Siebeneichen behandelt, wie ein Referent sagt, aber jedenfalls bester in dem Pulte seine- Autor- geblieben wäre, und da- Lustspiel „Auf Kohlen" von Franz Kop pel, über besten günstige Aufnahme wir bereit- be richteten und welche- auch von Seiten der Leipziger Kritik eine freundliche Beurtheilung erfahren hat. — Da» Stadttheater zu Chemnitz inscenirte vor wenigen Tagen mit glänzender Ausstattung Meycrbeer's „Afri kanerin". Fräul. Natalie Hänisch hat ihr Gastspiel an dieser Bühne beendet; namentlich gefiel sie im „Lo- hengrin". Auffassung und Durchführung der Partie der Elsa, schreibt das „CH. Tgbl.", war hoher An erkennung würdig. — Am 4. d. fand im Concerthause zu Berlin ein von den dasigen Wagner Vereinen ver anstaltetes Wagnerconcert unter Direction des Dichtercomponistcn statt, welches dcr Kaiser und die Kaiserin durch ihre Gegenwart auszeichneten. Das Programm enthielt die Ouvertüre zum „Tannhäuser", die Vorspiele zu den „Meistersingern" und zu „Tristan", sowie einige Scenen aus der Nibelungentrilogie. Nie mann sang Siegmund's Liebeslied aus der „Walküre" und die beiden Schmiedelieder aus „Siegfried", Betz Wotan'- Abschied und Feuerzaubcr aus dcr „Wal küre". Der Bruttoertrag des Concerts von 5400 Thlr. ist Richard Wagner voll eingrhändigt worden. Die Berliner Wagner-Vereine, als Entrepreneure des Con certs, haben die ganzen, nicht unbedeutenden Kosten, die sich auf circa 1500 Thlr. belaufen, getragen, er halten dagegen als Aequivalent für die abaelieferte Er- tragSsummr Patronatsscheine für die Vorstellungen in Bayreuth. — Karl Koberstein errang am 30. Ja nuar mit seinem Lustspiele „WaS Gott zusammenfügt, da» soll der Mensch nicht scheiden" im k. Schauspiel- Hause zu Berlin, wo r- unter dem Titel „Um Nancy" in Scene ging, einen recht günstigen Erfolg. Weniger freundlich äußerte sich im Allgemeinen die Stimme der Berliner Kritik über diese- Stück, welches neuerdings auch in Frankfurt a. M. sowie in Prag ungewöhnlichen Bei fall fand. — Da» erste Concert de» OrchestrrverrinS zu Bre-lau brachte alS Novität „Grabgrsang und Trost" au- der Feder eine- un» bt-her unbekannten Compontsten au» Skandinavien, ASger Hamertk, der sich in jüngster Zeit durch umfangreiche Orchester- compvsitionen, eine „nordische Suite" rc. bekannt ge macht hat und gegcnwäitig Director eines großen Mu sikinstituts (Conservatoriums) ist, welches der bekannte amerikanffchc Philanthrop Peabody in Baltimore ge gründet hat. Die „Jüdische Trilogie" Hamerik's be steht aus drei Sätzen, deren Themata an altjüdische Weisen anklingen und von denen man den zweiten Satz „Grabgesang und Trost" als den passendsten zur Vor führung ausgewählt hatte. Der vorgeführtc Jnstru- mentalsatz soll sich durch eine schöne Klangfarbe dcr reichen Instrumentation auszeichncn. Das Tonstück erwarb sich den Beifall dcr Zuhörer. Broekmanu » Circus und Affentheater. Dir große allgemein verbreitete Freude der Menschen an der Abrichtung dcr Thiere, die selbst beim Wilden angetroffen wird und den gebildetsten Europäer erfüllt, hat weit stärkere Gründe als Neugier und llnterhal- tungslust. Auch für Personen, die sich dessen nicht bewußt sind beruhen jene Gründe des Interesses in dem offenen Blick in die Thierseele, welcher durch die Ge lehrigkeit unserer Mitgeschöpfe plötzlich frei wird. Wir staunen dann über einen Grad von Intelligenz, von Auffassungsvermögen, von Gedächtnis, ja von Nach denken sogar, von dem wir im gewöhnlichen Verkehr mit den Thieren nur einzelne Keimpunkte, nur vereinzelte Momente kennen gelernt haben. So wie dir Fähig keiten des Menschen erst durch die größte Entwickelung einzelner Geister in ihrem ganzen Umfange erkannt werden, so offenbaren auch erst das Pferd, der Hund, der Affe, nachdem sie studirt und ihr Doctoreramrn ge macht haben, welchen Fond von Bildum.tfähigkrtt in ihnen vorhanden ist. Wir wollen dabei einige Beobachtungen au-plaudrrn, die der Hr. Director Broek-
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