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Dresdner Journal : 26.03.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-03-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187303266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-03
- Tag1873-03-26
- Monat1873-03
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Journal : 26.03.1873
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Im LtarxLeu N»l«L«- lok^-o»»»tritt jLtrUod I^rli. >. « INI, « Ktswpel^dadr, . -«.rluUdä^t-<-de° ^^LdrUvd: 1Dilr. IS ^87. 8«i-k«» kost- uoä ImrvlLv Nummern: 1 8tempvlru»etll»8 diviu. !»»< ttevprelsor kür äeu kaum «in«- ^-püItensQ 2sils: Ugr. Unter „LiQ^«Liu»at" 6io 2vilsr S Kzr. kr»vd«l>»vnr » l^lleb, Mjt XusvLkms 6sr 8ovu- nnä koiertsA«, Xbsvä» kür äsu koi^ooäev 1»^. Mittwoch, den 26. März. Dres-nerHomml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1873 lo»«r»t«a»no»kine »»»^Lrlsr Lran<i«tett«', 6ommi«iiooLr 6s» * Vrvscknsr ^ournnl»; vbvn6»8.: ^ort u. L Frr^rrN»wdllk8->«rUo- Vts»-I.«ii>»i^-»»»«I-»r«»l»ll-kriOckart » ».: //»«»«'«»tri» F ^OA/sr, L«rlu> -V,«o - S»wdurz - ?r»x - l.«ip«tz - kr»ak- tart ».H-»äoek-n i Au6. , Lsrliu: Zkrtrmr^er, /»>v«06rn6a«L,// , Lrewsu: L »8>/6ott«,' »r«,- l»a: L. 8tanAr»'«liitrs»u; vksmilit»: ». ^u>a<, kr^all- turt». H : L ^aeAer'»sIi« u.F (>V//rr,»«»»'sk'nv Lusdti., F <7t)^ OörNt»: tr /Hü/irr, Lxonovsr; 6.,8cHckj.'6e»',' k»ri«: //«vM!, /.a/U<e, Oo Stntt^»rt: />auSe cd tÄ., LÄ66. ^«»Eren-Lürea«,- Vivo. O^etiL. Nvritusxvder: ' Wui^I. Lrpsäitior» 6e, vrs»6nsr ^onrual», Vrvsäsn, ilar^aretdou^it«»« Ho. i. Amtlicher Theil. Drei den, 25. März. Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin zu Hohenzollern ist gestern Nachmittag von Berlin hier etngetroffcn und im PalaiS Seiner Königlichen Hoheit deS Prinzen Georg abge treten. Dresden, 25. März. Ihre Majestät die Königin Elisabeth von Preußen sind heute Nachmittag 23 Uhr von Charlottenburg hier eingetroffen und im königlichen Residenzschlosse abgetreten. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Journal des Döbats. — Libertö.) Lage-grschichte. (Dresden. Berlin. Hannover. Kiel. Straßburg. Prag. Paris. Brüssel. Genf. Madrid. London.) Ernruuuvgnr, Lersetzungev rc. i« öffrvtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Zum Buchdruckrrstrike. Lermischtrs. Statistik und Lolkswirthschaft. Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzung vom 24. März.) Inserate. Telegraphische Nachrichten. Posen, Montag, 24. März, Abends. (W. T. B.) Mehrere geistliche ReligionSlehrrr an höheren Lehranstalten haben bereits die Erklärung abge geben, betreffs der Unterrichtssprache uicht den An ordnungen der Regierung, sondern denen deS Erz- dischofs Nachkommen zu wollen, und werden infolge dessen zum 1. April suSprndirt werden. Wo ge eignete Lehrkräfte vorhanden find, wird dann der Religionsunterricht durch weltliche Lehrer erthrilt werden und der besondere GymnafialgotteSdievst an denjenigen Anstalten aufhöreu, deren geistliche Religionslehrer suSpendirt find. Wien, Montag, 24. März, Nachmittags. (W. T. B.) Der ungarische Ministerpräsident v. Szlavy und Kinanzmiuister Kerkapolyi find im Auftrage deS Kaiser» hier eiugrtroffen, um mit der dies- fettigen Regierung in der Angelegenheit der un- aarischrn EScomptebank zu unterhandeln. Heute soll dir erste gemeinsame Berathung stattfindeu. Wien, Dienstag, 25. März. (W. T. B.) In folge des gestrigen Mivisterrathes ist die Gründung der ungarischen EScomptebank ohne Präjudiz für die Bankeiuheit ermöglicht und die Zustimmung der ciSleithanischen Regierung gesichert. Pesth, Montag, 24. März, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Unterhauses brachte Koloman Tisza eine an den Finavzminister gerichtete Interpellation ein betreffs der längsten, die Gründung der ungarischen EScomptebank be treffenden Vorgänge. Koloman Tisza verlangte ein energisches Auftreten der Regierung und des Parlaments in dieser Ange legenheit und erging sich in Drohungen, daß nölhigen- faUs das Handels- und Zollbündniß mit Oesterreich auszuheben und selbst die Zahlung der ungarischen Quote zu den gemeinschaftlichen Ausgaben und des ungarischen Beitrages zu den Staatsschulden zu ver weigern sei. — Deak erklärte (unter Zustimmung der Rechten), daß die Beantwortung der Interpellation durch den abwesenden Finanzminister abgewartet wer den müsse; bis dahin könne man sich füglich aller Drohungen enthalten. Versailles, Montag, 24. März, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der National versammlung wurde das Budget für 1874 durch den Kinauzminister vorgrlegt. Danach betragen die Ausgaben 2523 Millionen, die Einnahmen 2526 Millionen; es ergiebt sich also ein Ueberschuß von 3 Millionen. Die Vermehrung der Ausgaben gegenüber dem Vorjahre um 138 Millionen setzt sich aus folgenden Ausgabeposten zusammen: öffent liche Schuld und Dotationen 8l Millionen, Krieg 39 Millionen, anderweitige Generalunkosten 18 Millionen. Der Minister macht den Vorschlag, die Grundsteuer um 17, die Personal-, Mobiliar- und die Thüren- und Fensterstcuer um 13 Centimes zu erhöhen, die Patent- struer dagegen um 13 Centimes herabzusetzen. Die dadurch herbeigeführte Vermehrung der Einnahmen wird auf 39 Millionen geschätzt. In dem LiquidationSconto sind 400 Millionen für die Wiederherstellung und die Wiederanschaffung des Kriegsmaterials und der Aus- rüstungSgegenstände, 75 Millionen für den Unterhalt der deutschen Truppen, 275 Millionen für verschiedene Schadenersatzleistungen angesetzt. DaS ganze Conto beläuft sich auf 750 Millionen. — Nach der Rechnung des Ministers wird dasselbe sich innerhalb 5 Jahren bis auf 130 Millionen herabmindern und dieser Be trag durch die schwebende Schuld gedeckt werden kön nen. Die gesammte augenblicklich schwebende Schuld, einbegriffen das Deficit des Budgets für 1872 von 140 Millionen, beziffert sich auf 847 Millionen. Rom, Montag, 24. März, Abends. (Corr.- Bur.) In Seffa-Auranea (Provinz Caserta) find große Unordnungen vorgefallen. Ein Struerpach- ter wurde erschlagen. Die Bauern attaquirten daS Communalgcbüude und verbrannten die Steuer register. Arhnliche Unruhen haben in Modica (Sicilien) stattgefunden. Florenz, Montag, 24. März, AbendS. (Corr.- Bur.) Der O.uästor arretirte den durch da» Ber- sailler Kriegsgericht wegen Betheiligung an dem Aufstand der Commune zum Tode verurtbeilten Victor Cyrille. Derselbe ist Mitglied der Inter nationale und war im Besitze verbotener Waffen und cowpromittirender Briefschaften. Dresden, 25. März. Der wohlwollende Artikel, welchen die preußische „Provinzial-Correspondenz" nach Abschluß der Räu mungsconvention über die Beziehungen Deutsch lands zu Frankreich veröffentlichte, hat nicht ver fehlt, Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit in der französischen Presse zu werden. Das „Journal des D üb als" geht auf den versöhnlichen Ton ein und schreibt: „Die Frage, wie sich die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland fernerhin gestalten werden, ist allerdings eine äußerst zarte. Unsere Lage ist in dieser Hinsicht eine minder günstige, als die der deutschen Presse, wenn es gilt, die Frage nüchtern und mit jener gelassenen Unparteilichkeit zu behandeln, welche den Siegern leichter ist, als den Besiegten. Jndeß, ohne die Zurückhaltung aufzugeben, welche un sere Würde erhesscht und die uns noch lange in allen Fragen der internationalen Politik Gesetz und Richt schnur sein wird, können wir nicht umhin, anzuer kennen, daß der letzte Vertrag mit Deutschland und namentlich der Geist, in welchem derselbe entworfen wurde, geeignet sind, den Charakter unserer Be ziehungen zu unseren deutschen Nachbarn merklich zu verändern. Es ist gar nicht gleichgiltig, daß der letzte Vertrag, der zur Regelung unserer Auslösung ge schlossen werden mußte, das Gepräge einer gewissen Artigkeit und versöhnlicher Gesinnungen trägt. Wir haben schon oft Gelegenheit gehabt, zu wiederholen, daß Frankreich, um sich wieder aufzurichten, es ver stehen muß, zu vergessen oder doch sein Gedächtniß schlummern zu lassen. Diese jüngsten Zugeständnisse an die berechtigten Empfindlichkeiten seiner nationalen Eigenliebe werden es ihm ohne Zweifel erleichtern, dieses patriotische Opfer über sich zu gewinnen und sich in die Anforderungen seiner Lage zu fügen." — Diese Sprache hat das Mißfallen der Chauvinisten der „Li - bertö" erregt. Sie möchten an der Nationalität deS Verfassers zweifeln. „Nein, tausend Mal nein", ruft da» Blatt in seinem bekannten Pathos, „der Räumungs vertrag ändert gar nichts, und man möchte verzweifeln an Frankreich, verzweifeln an der lebenden Generation, verzweifeln an der Zukunft, wenn es anders wäre. Möglich, daß die Beziehungen unserer Regierung zu der Berliner Kanzlei angenehmere geworden sind, als sie vorher waren, möglich, daß, Dank dem versöhnenden Einflüsse des Fürsten Bismarck und der persönlichen Hochachtung des Kaisers Wilhelm gegen uns, unser Gesandter die Unterhandlungen mit einer gewissen Courtoiste hat führen können, aber — wenn die preu ßische Regierung uns in der Form Rücksichten erwiesen hat, welche Concesstonen hat sie uns denn in der That gemacht? Wofür schulden wir ihr Dankbarkeit? Hat sie uns die kleinste Parcelle französischen Bodens zurückgegeben? Wird sie nicht die fünf Milliarden bis auf den letzten Sou eincasstren und die Zinsen dazu? Wir zahlen im Voraus, sie räumen schneller: etwas Anderes können wir in der Convention vom 15. März nicht sehen. Allerdings giebt man uns Belfort zurück, aber wir haben unsern Besiegern niemals zugetraut, daß sie, nachdem sie sich ohne Erbarmen gezeigt, auch noch wortbrüchig werden würden. Wo ist also die Concession? Man zeige sie uns doch ... Es ist nichts geändert, cs ist nur ein Vertrag mehr. Frank reich bleibt verstümmelt, gedemüthigt und verlangt nur, daß die Erinnerung daran eine Zeit lang schlummere, aber es will nichts von „„vergessen"" hören. Das Ge- dächtniß ist ihm ein Cultus und die „„Dankbarkeit"" ein leeres Wort." Tsigesgeschichie. DreSdeu, 25. März. Se.Hoheit der PrinzWil- helm von Hessen, welcher sich längere Zeit behufs seiner Ausbildung hier aufgehalten hat, wurde gestern vor seinem Weggänge von Dresden von Ihrer Ma jestät der Königin empfangen und nahm sodann an der königlichen Tafel Theil. 1^. Berlin, 24. März. Der Reichstag hat heute in zweiter Berathung das Reichsbeamtengesetz nach den Vorschlägen des Bundesraths angenommen, unter Ab lehnung mehrer Amendement-, welche vom Reichskanz ler persönlich in mehrer« Reden bekämpft wurden. Von den mit Frankreich abgeschlossenen Conventionen wegen Abtragung der noch rückständigen Raten der Kriegs kostenentschädigung nahm daS Haus mit hoher Befrie digung Kenntniß. Fürst Bismarck dankte für diesen Ausspruch, den er als eine Arznei bezeichnete, den Schwächen gegenüber, mit denen er bei Ausübung seiner Pflicht zu kämpfen habe. Die übrigen Berathungs- gegenstände waren von minderm Belang. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — In der Reichs tagscommission zur Berathung des Preßgesetzantra ges hat der Vorsitzende Abg. vr. Völk den Abg. vr. Biedermann zum Referenten und den Abg. v. Helldorf zum Correferenten ernannt. — Wie glaubwürdig ver lautet, liegt das Militärgesctz, welches dem Reichs tage zugehen soll, gegenwärtig, nachdem es durch Com- missare der einzelnen Ressorts umgearbeitet und we sentlich gekürzt ist, zum zweiten Male dem preußischen Staatsministerium vor. Es wird also noch einige Zeit dauern, ehe es dem Bundesrathe zugeht und dieser dar über schlüssig werd. Der Reichstag wird die Vorlage jedenfalls noch nicht in den nächsten Wochen zu er warten haben. Zu den militärischen Vorlagen, die in Vorberathung sind, gehört auch ein Unteroffiziersgesetz, welches eine bessere finanzielle Stellung dieses wichtigen Factors der Armee beantragt. — Der Bundesrath hielt heute Vormittag 11 Uhr im Reichstagsgebäude eine Plenarsitzung unter Vorsitz des Präsidenten Delbrück. Nach Feststellung des Pro tokolls der letzten Sitzung wurden folgende Vorlagen des Präsidiums, betreffend: den Entwurf eines Gesetzes über außerordentliche Ausgaben für 1873 und 1874 zur Verbesserung der Lage der Unteroffiziere; den Ent wurf eines Gesetzes wegen Erweiterung der Dienst- gebäude deS Kriegsministeriums u. s. w.; den Abschluß einer Uebereinkunft mit Belgien wegen gegenseitiger Unterstützung hilfsbedürftiger Lande-angehöriger — den Ausschüssen überwiesen. Nach Bericht des 1. u. 7. Aus schusses über den Gesetzentwurf, betreffend die KriegS- leistungen, wurde der letztere nach den Ausschußanträ- gen angenommen. Ebenmäßig lautete der Beschluß über den Antrag der Ausschüsse, betreffend die Entschädigung der deutschen Eisenbahnverwaltungen für Benutzung ihres Betricbsmaterials zu Kriegszwecken. Der münd liche Bericht deS Zoll- und Steuerausschusses, betreffend die Zurückerstattung eines Zollbetrags, und die Vor legung von Eingaben machten den Schluß. — Die „Spen. Ztg." schreibt: In der Unter such u n g S c o m m i s s i o n ist die Wagener'sche Angelegen heit ihrem Abschlusse nahe und das Resultat wird in seinen Einzelheiten wohl bald veröffentlicht werden kön nen. Man hat, um den Gründern der pommerschrn Centraldahn die Möglichkeit voller Vertheidigung zu ge währen, auch Herrn Oder vernommen. Aber trotz dieser Vernehmung hat sich, wie wir wiederholt versichern kön nen, das Uriheil der Commission über das Verhalten der Gründer immer ungünstiger gestaltet. Noch eine Anzahl anderer Untersuchungen sind in Angriff genom men, die leider reiches Material zu Rückblicken in die Vergangenheit und zu Aenderungsvorschlägen für die Zukunft geben. Augenblicklich z. B. ist man mit der Lehrter Bahn beschäftigt, bei welcher bekanntlich die Frage der Concurrenz der Concesstonen und das Ver halten der Regierung dazu besonders in Betracht kommt. Die Vorgänge bei dieser Bahn sind weniger wegen der betheiligten Personen, als deshalb bemerkenswerth, weil sie eine wahre Musterkarte der Mißstände darstellen, welche das heutige regellose Verfahren bei Ertheilung der Erlaubniß zu den Vorarbeiten, sowie der Conces- sionen zur Folge hat. Es wird nöthig sein, diese Vor gänge besonders ins Licht zu stellen. — Die „B. A. C." versichert, daß an einen Abschluß der eigenen An träge der Commission im Laufe des nächsten Monats (April) durchaus nicht zu denken ist. — Die nächsten Plenarsitzungen des Herrenhauses werden am 4. April und an den folgenden Tagen stattfinden und in den selben die zweite Abstimmung über die Abänderung der Art. 15 und 18 der Verfassungsurkunde und die Er ledigung einer Reihe finanzieller Gesetzentwürfe das Haus beschäftigen. — Se. Majestät der Kaiser empfing heute Mittag auch den zum Gouverneur von Metz ernannten Ge nerallieutenant v. Glümer. — Graf v. Arnim- Boytzenburg wird sich im Laufe dieser Woche zum An tritt seiner neuen Stellung über Straßburg nach Metz begeben. — Das Geschwader des Capitäns Werner kehrt nicht nach der Heimath zurück, sondern nimmt in Plymouth Kohlen ein und kreuzt dann in den spani schen Gewässern. Hannover, 24. März. (Tel.) Bei der heute statt gefundenen Wahl eines Bürgervorstehers in einem der Hauptdistricte, der früher durch einen Particula- risten vertreten war, hat die nationale Partei gesiegt, indem der ihr angehörige Architekt Weber mit 101 Stimme gegen den particularistischen Candidaten, wel cher 49 Stimmen erhielt, gewählt wurde. * Kiel, 24. März. In Schleswig-Holstein wird heute der 25jährige Gedenktag der ersten Erhebung gegen Dänemark gefeiert. Die ver schiedenen politischen Parteien der Herzogthümcr schei nen sich für die heutige Feier überall vereinigt zu haben. Nur hier in Kiel, der politischen Hauptstadt der Pro vinz, wird der 1866 geschaffene Parteigegensatz voraus sichtlich in zwei verschiedenen Feiern zu Tage treten, da die „Entschiedenen" auf der Veranstaltung eines eigenen Festes unter Ausschluß jedes nationaldeutschen Erin nerungsmomentes bestanden haben. Wie die „Spen. Ztg." aus Flensburg erfährt, hat der dortige Comit« auf seine bezügliche Einladung zur Theilnahme an der Feuilleton. (Redtgirt von Otto vamk.) Bei der Leetüre von Biographien. Eine literarische Skizze. (Fortsetzung auS Nr. 67.) Wenn wir über die psychologische Nöthigung spra chen und sprechen, Charaktere von ungewöhnlicher Phantasie und Schöpferkraft auch ungewöhnlich zu be- urthrilen, so muß die Auslegung streng verneint wer den, als könnten dieselben ein anderes sittliches Gesetz buch beanspruchen. Im Gegentheil sind sie alS die geistig Begabtern auch insofern schwerer verantwortlich, da sie härter als Andere jede Abweichung von der Rrgel der LebenSmoral und Praxis an sich selbst zu verbüßen haben. Doch hat der Glaube an das Heil deS bittern Emporringens noch andere allgemeine Schattenseiten. Individuen, welche erst durch die Schule der Noth geläutert werden müssen, sind im Grunde bedenkliche Charaktere. Es ist viel leichter möglich, daß der in nerlich edle Mensch vom Druck widriger Schicksale iw seinem Charakter und seiner Weltauffassung degradirt und verfinstert, als verbessert und lichtvoller werd«. DaS Mßgeschick ist der Vater der Vorsicht, Thätigkeit und Demuth, aber Tugend und Hochstnn haben direct keine Verwandtschaft zu demselben. Ein Mann, der gut vom Schicksal gestellt ist und in keine Conflicte mit den äußeren Verpflichtungen gegen die Welt zu kommen braucht, wird von dieser lehr gern für liebenswürdig, geschridt und hochachtbar Milen, gleichviel wie durchail- werthlo» er eigentlich sei. Dagegen ist die Welt immer geneigt, einen Mann, der sich durchwinden, zuweilen auf seine Freunde stützen und manche materielle Pflichterfüllung aus Noth ver zögern muß, für einen bedenklichen Charakter zu hal ten. Dieser Argwohn steigert sich noch, wenn der Un bemittelte ein geistig hochbegabter ist, der sich mit wür digem Selbstbewußtsein von Dummköpfen zn unter scheiden weiß. Dies verschlechtert seine Position zur Welt sehr beträchtlich, denn diese denkt ganz einfach: da die mittelmäßigsten Köpfe durch Fleiß ihr gute- Auskommdn finden, muß einer, der befähigter ist und sich klüger dünkt, aber doch auf keinen grünen Zweig kommt, ein Faulpelz oder ein leichtsinniger Wirth sein. Daß Geist gerade den materiellen Gewinn hindert, statt ihn zu befördern, diese unumstößliche Thatsache bedenkt Niemand. Und wie viele unserer höchsten Capacitäten befan den sich in solcher Position! So wurden ihrer Zeit von Tausenden Winckelmann, Lessing, Kleist, Mozart, Schubert, Genrlli, Ludwig beurtheilt, — und auch Schiller — ist eS noch Niemandem brennend aufs Herz gefallen, wie sich durch sein ganze- Leben, ehe eS sich materiell einigermaßen festigte, zahllose Versuche nach irdischem Gewinn ablösrn? Ein Plan, ein buchhänd- lerische- Unternehmen jagt daS andere, zahllose Briefe werden geschrieben und theilS unfruchtbare Arbeiten gemacht, aber die Vertiefung de- Geiste», dieses ange- borne Veto gegen alle Vielschreiber«, steckt jcdem lu- crativen Erfolg einen Riegel vor. Der industriöse Viel schreiber, ja der Fa-presto jeder Kunstgattung, hat nie mals Muße sich zu versenken. Sein kleine- Capital muß rouliren, muß jeden Monat von Neuem auf 10 Procent angelegt werden. Aber da- Genie von großen Intentionen zählt seine Stunden nicht, berechnet srtne Zinsen nicht. ES befindet sich im Widerstreit mit dem allgemeinen ArbeitSgruvdsatz, mit der herrschenden Ber- werthung deS Tage-. Darin liegt Segen und Fluch zugleich und der erstere kommt der Welt zu Gute. Es wird immer Geister geben müssen, die Zeit haben, wenn cs eine Zeit geben soll, die Geist hat. Freilich ver meiden dabei die opferwilligen genialen Zeitverschwen der daS schlimmste aller Gifte, das Gold; doch auch dieser Vortheil ist eine bittere Ironie, denn während alle andern Gifte nur Diejenigen verderben, welche sie in zu großer Menge einnehmen, verdirbt daS Gold sogar Die, welche es gar nicht einnehmen. Und diese Ironie ist eine doppelte, denn nicht wie eS den An schein hat, wird die Weltgeschichte gemacht durch Män ner der Herrschaft und der Action, die im Glanze stehen, sondern durch die idealen Genien, die im ver borgenen Stübchen wohnen und schaffen. Jene führen nur die Gedankenbahnen und Thatcn praktisch auS, welche diese angeregt und vorgezcichnrt haben. Und im Gegensatz zu dieser Aufgabe, dieser Macht kann die Beurtheilung der Mitmenschen der außer ordentlichen Kraft gegenüber nicht mild und vorsichtig genug handeln. Ohne bestimmten bürgerlich gesicherten Wirkungs kreis sein, bittere Lebenssorgen haben und doch für die Welt EhrenwertheS wirken zu wollen, ist die schwie rigste Aufgabe deS Daseins. Die Mehrzahl der Besten geht dabei zu Grunde, aber man erfährt, man brachtet eS nicht, und die Wenigen, welche trotz dieser furcht baren Rennbahn mit Hindernissen dennoch ihr Ziel durch Ausdauer glücklich, doch zufällig erreichen, wer den von den wohlsttuirten Moralphilosophrn al- Bei spiele gemißbraucht, um den Mitmenschen zu drmonstri- rrn, daß nur die Noth die echte Schule de- Talents sei. Diese Pädagogen haben von der edlen Streb - kraft de- Geniu» und de- hochstnnigen Charakter- eine so unwürdige Meinung, daß sie sich da- Gedeihen vnd Fortschrrtten derselben ohne Lchicksaisprügcl gar nicht denken können. Ihrem Principe ist eigentlich die viel- strahlige Knute die Sonne der Cultur, und sie wun- dcrn sich in der Stille, daß Goethe bei seinem Glück kein übermüthiger Genußmensch, kein fetter Faullenzer geworden ist. Diese Lebensauffassung erhallt volle Berechtigung, wenn sie als ein gewöhnlicher Maßstab auch einsichtsvoll nur auf das Gewöhnliche angewandt wird. Mit dem Verkennen des Antheils, den vermeintlich herbe Geschicke für die Bildung deS GeniuS haben, drängt sich dem harmlosen Leser ein Verkennen der wechselnden Stimmungen und der Eigenwilligkeit pro ductiver Naturen auf. Ihr wahrer Lebenspathos ist nicht immer eine milde Wärme, vielmehr eine jähe Gluth. ES ist die Leidenschaft der Stimmungsweihe, welche ihren poeti schen Gegenstand, mag er erhaben groß oder scheinbar klein, ernst oder heiter sein, immer mit erhobener, voll geladener Seele betrachtet und in Angriff nimmt. Für sie gibt eS nichts Kleines, ihr ist groß und klein nur ein ganz relativer Begriff, wohl aber ist ihr Alles wichtig, mit dem sie sich zu schaffen macht. Die- ist die echte Schaffenslust, ich möchte e- da- immanente Pathos der PrvductionSkraft nennen. Schon in sofern ist es ein ganz sittliches Pathos, selbst dann, wenn e- sein Fever auf literarische Thatrn capriciösen Uebrr- muths wendet. ES setzt stets alle Segel auf sein Schiff, da ihm dir Fahrt voller Ernst ist und e- darauf an kommt, st« so vollkommen wie möglich zu vollenden. Die Naturen, die eine» solchen Pathos fähig sind, thun nicht» halb. Sie sind überhaupt im Leben, auch im praktischen oder genießenden, stet- mit Leid und Seele bei den Dingen, die sie unternehmen, vor- au-gesetzt, daß dieselben auS ihrem eigenen Wille» hervorgehen und nicht ein Opfer de- Zwanges stad. Sie setzen, und zwar wirkt die» für d«n praktischen
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