Dresdner Journal : 15.05.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-05-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187305156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-05
- Tag1873-05-15
- Monat1873-05
- Jahr1873
-
669
-
670
-
671
-
672
-
673
-
674
- Titel
- Dresdner Journal : 15.05.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
^V111 1873 ' > Donnerstag, den 15. Mai Xdaonvmvntsprols« r In» SsutKld«» L-i-L«! ^-brliot» . . . S IHr 1 l'tdr. 1» digr. Liorvlns diunnusrir: 1 > zr. Io ,a tritt LbrUob 2 H»Ir. Lteiupel^odadr, »usssrkslddesdsutsctleo ltsieti«» kost- und ktorupslrusotil»^ Kinn». loser leopretser k'ilr den Rsuin einer sespsitenen 2sils: Unter „Lin^esundt" die Lsilv: z ti^r. Lrsekeloeo: * lixOeb, init Xninidnns der 8onn - und psierta^e, ödende Mr den kolbenden 1's^. DnMerMnMl. Verantwortlicher ^edaetcur: I. G. Hartmann. lllserotenoaonkin« »us«Srtsr Lrandrtettrr, LvinmissionLr de, * Dresdner dournnlsj «devdss.: LoA«»» l-'ort u. L />>e^er, Nsmdurx-Lsrlia- Vi»»-L«ipiix-i»i«I->r,,I«u-kr»n>ltiirt» « : Z/aiEn^in «t kvAler, LerUo-Vj«ll-Ssmdnrz-rrL8-I.«iprix-kr»n>l- tnrt ». H-«üllvLen: lind. MoE, Lerlin: .-1. D,d«meA«r, /nrattde»dant,// ^1kbrec/<t, Lrsmsn: L.Le^/otte, Lres- I»u: I/.ÄanAen',Ldrean; Okswoits: ». ko,Al. rr^nk- far»».tl : L' da«Aer',ei>« u.d e'.l/erm«nn'se>>e Nuekk., Hande <0 Co.; Vortiti: 6r blätter, 8»naovor: t/ Hc/iüx-der, k»ri«. l/avas, Da/dte, Du/tter d t>'o.; Stnttxsrt: Daube cd Co., Lüdd. Annoncen-Düreau, Vien: O/A)ri«t. Uvrousxvber: * Wnisl. Expedition de, Dresdner dournsls, Dresden, dl»r^»rvtk8nß»ssv Ho. 1. Ämtlicher Theil. Dresden, 12. Mai. Seine Majestät der König haben dem Kunst- und Buchhändler Friedrich August Dieterici zu Annaberg das Ehrcnkreuz des Albrechts ordens allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung, die Aufhebung einzelner Gcrichtsämter betreffend. Die durch die Trennung der Justiz von der Ver waltung bedingte Umgestaltung der Behörden erster Instanz und die bevorstehende neue Civil- und Straf- prcceßgesctzgebung erheischen im Interesse der Rechts pflege und des Staatshaushaltes die Einziehung einer Anzahl der jetzt bestehenden Gerichtsämter, namentlich solcher geringeren Umfanges. Das Justizministerium hat, nach Einforderung gut achtlicher Berichte sämmtlicher Gerichtsämter, zu Vor bereitung der seiner Zeit zu treffenden definitiven Entschließung in Betreff der aufzuhebenden Gerichts- änter vorläufig einen Plan über die künftige Bildung der Gerichtsbezirkc aufsteUcn und solchen vorerst den Amlshauplmannschaften zur gutachtlichen Auslassung zugeben lassen. Neuerdings haben mehrere Gemeinden, welche nach diesem vorläufigen Plane künftig Sitz eines Gerichtes nicht mehr sein würden, beim Justizministerium die Erhaltung der betreffenden Gerichte beantragt und um Ertheilung einer alsbaldigen Eröffnung darüber ge beten, ob es bei der in Aussicht genommenen Einzieh ung derselben sein Verbleiben haben solle oder nicht. Das Justizministerium befindet Sich gegenwärtig nicht in der Lage, die einzelnen Gemeinden nach den gedachten Richtungen hin mit Bescheidung zu versehen. Erst nach Abschluß der von den Amtshauptmannschaften veranstalteten Erhebungen, nach Eingang sämmtlicher Gutachten derselben und nach einer hierauf in Gemein schaft mit dem Ministerium des Innern vorzunehmen den Revision jenes Planes wird über die künftige Bildung der Gerichtsbezirke anderweit Entschließung gesaßt werden können und von dieser sollen diejenigen Gemeinden, welche darnach von der Einziehung des Gerichtsamtes betroffen werden würden, Benachrichti gung erhalten, bevor zur Einziehung selbst vrrschritten wird. Dresden, am 10. Mai 1873. Ministerium der Justiz. Abeken. Manitius. Nichtamtlicher Theil. NebersiÄt. Te!?tD apkische Ruckrichtr«. Tagetgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Fulda. Flensburg. München. Stuttgart. Koburg. Wien. Prag. Lemberg. P>.sth. Paris. Bern. Rom. Madrid. London. Stockholm. St. Petersburg. Konstantinopel. Washington.) Crnrununaen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. vörsenuach- richten. Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzung vom l3. Mai.) Inserate. Feuilleton. (Redtgirt vor» Otto Banck.) Bilder auS der Kulturgeschichte. Eia Schützenfest des 16. Jahrhundert-. (Schluß auS Nr. ilv.) Bei der lustigen Ankunft der Züricher in Straß burg ward am Katzenstege der Anker ausgeworfen und unter den Klängen der Musik dem Fahrzeug entstiegen. Zwei Rathshcrren empfangen die kühnen Schiffer. Dann tritt der Letzteren Obmann, der Stadtbanherr Kaspar Thomann, hervor und spricht, auf das mitgebrachte Hirsengericht weisend: »Diese Tonne soll den Straß burgern zeigen, daß, so sie, was Gott verhüten wolle, von Feinden plötzlich überzogen werden, Zürich ihnen allezeit zu Hilfe kommen kann, ehe noch ein Brei kalt werden mag". Hierauf ordnet sich der feierliche Zug. Mit den Züricher Spielleuten schreiten die von Straß burg vorauf. Dann kommt das Faß, vom VolkSjubcl umbraust und von den stattlichsten der Züricher Man nen getragen, als sei es die heilige BundeSlade selbst. In der Judengasse endet die Procrsston. Dort, in der Zunststube der Maurer, haben sich Aumeister, Städte- meister und Rath versammelt, den Zürichern das Be- willkommnungSmahl darzubieten, zu dem die Tafeln bereits gerüstet stehen. AlS die erste der Speisen aber lasten die Gäste ihren Brei herumgehen. Herren und Frauen kosten von dem Brei, und für- wahr er ist noch so heiß, daß man ihn kühl blasen muß, ehe man davon genießt. Noch manche Stunde währt die festliche Abendtafel in der Maurerstube. Erst um 1 Uhr Morgens gehen Wirthe und Gäste vom fröhlichen Gelage auseinander, Teltssrapffische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 14 Mai, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Abgeord netenhauses verlas der Präsident v. Forckenbeck rin Schreiben deS Ministerpräsidenten Grafen v. Roon, wonach der Haudelüwinifler Graf v. Jtzen- plitz die nachgesuchte Entlassung erhalten hat und der UnterstaatSsecrrtär Ur. Achenbach zum Han- delSminister ernannt worden ist. Wien, Mittwoch, 14. Mai. (W. T. B.) Die heutige „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine kai- serliche Verordnung wegen Abänderung deü H l4 der Statuten der Nationalbank. (Durch diese kai serliche Verordnung wird die Nationalbank ermächtigt, statutenmäßig Wechsel zu escomptircn oder statutenmäßig Effecten zu belehnen, ohne hinsichtlich der dafür aus- gegebenen Notensummcn an den im 8 14 der Bank statuten festgesetzten Betrag gebunden zu sein. Vgl. unter „ Statistik und Volkswirthschaft".) Genf, Dienstag. 13. Mai, Abends. (W. T. B.) Am Sonntag und Montag sind hier, einer Mit- theilung des „Journal de Gendve" zufolge, meh- rere Flüchtlinge, unter welchen sich zwei Mitglieder der Commune und ein Mitglied des Centralcomit^'S befinden, durch die Polizei verhaftet worden, von der an den Bundesrath berichtet ist. Eine Unter- suchung ist eingeleitet. Von den ersteren Beiden ist einer in Lyon zu 2V Jahren Zwangsarbeit wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder verurtheilt und derselbe auf Befehl deS BundcSratheS nach Frankreich ausgeliefert worden. Rom, Dienstag, 13. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) In dem Befinden des Papstes ist seit gestern eine leichte Verschlimmerung eingetreten. Heute hat derselbe keine Audienzen crtheilt. In Paris eiugetroffene Nachrichten auS Rom melken eine katarrhalische Erkrankung de» Pap stes, welcher mehrere Tage nicht Empfang abhaltrn werde. BloS die Cardinäle haben Zutritt. Rom, Mittwoch, 14. Mai, Morgens. (W. T. B.) Der Papst hat gestern über eine Stunde in einem ohnmachtähnlichen Zustande zugebracht und empfängt Niemand. In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkam- wer wrrrde das Gesetz über die religiösen Körper schaften fortbcrathen DaS Zustandekommen deS Gesetzes gilt für gesichert, nachdem Conferenzrn der bl«her dissentirenden Mitglieder der Kammer- Majorität mit der übrigen Majorität der Kammer ein Einverständniß herbeigrführt Haden. Madrid, DienStag, 13. Mai, Vormittags. (W. T. B.) Gestern ist hier eine Carlistische Vrr- schwörung entdeckt worden. Bei Gelegenheit vor- genommener Haussuchungen sind drei der Theilneh- üier verhaftet. Sagasta ist gestern von hier abgereist. Die Wahlen (vgl. unter „Tagesgeschichte") nehmen einen ruhigen Fortgang. Londou, Dienstag, 13. Mai, Abends. (W. T. B.) Ler Staatssekretär der Colonien, Earl Kim berley, erklärte einer Deputation gegenüber, welche die Annexion der Fidschi-Inseln durch England befürwortete, daß diese Frage eine außerordentlich schwierige sei; die Regierung werde den Gegenstand einer reiflichen Prüfung unterziehen und denselben nicht auS den Augen verlieren. Nach aus Bombay eingetroffenen dortigen Zei tungsnachrichten wäre dem Rearadmiral Sir Ar- thur Cumming, Höchstcommandirendem in den ost indischen Gewässern, der Befehl zugeaavgen, sich sofort mit allen disponiblen Seestrettkraften nach Zanzibar zu begeben und dort weitere Befehle ab- zuwarten. die Züricher vom Straßburger Rathe mit Fackeln nach ihrer Herberg zum Hirtzen begleitet. Zwei gleich heitere Tage reihen sich der vergnügten Ankunftsnacht an, überreich an Ehren und Aufmerksamkeiten für dir Schweizer. Dann, Sonnabends, am 23., wird Ab schied genommen und die Heimfahrt angetreten, nicht wieder zu Schiffe, sondern auf der Landstraße. Die Stadt hat den Reisenden 6 Wagen gestellt, und zwei Herren vom Rathe geben ihnen das feierliche Ehren geleite, nachdem zuvor jeder von den 53 mit einem Preisfähnlein und mit zwei blanken Thalerstücken, die Gesellschaft insgemein auch mit einigen der zum Ge- dächtniß des Festes geprägten Schaumünzen bedacht worden ist. Als Erinnerungsgabe wird später Breitopf sammt Schiff dem Festorte verehrt, der den erstern nach dem Zeughofe in Verwahrung bringt. Straßburg hingegen sendet den Schiffern zum Geschenke einen silbernen Cre- denzteller, auf welchem in getriebener Arbeit die haupt sächlichsten Vorkommnisse der merkwürdigen Schützen- reife dargestellt sind. Da- zierliche Kunstwerk wird dem Fremden in Zürich noch heute gezeigt. ES ist hier wohl am Platze, das eben mitgetheilte Bild durch die Bemerkung zu unterbrechen, daß unsere modernen Schützenfeste mit all' ihrem romantischen Zu behör gerade so ein Abklatsch der altdeutschen sind, wie die gegenwärtigen Jahrmärkte und Messen den srühern gleichen. Die Schelbengewinne waren verhältnißmäßig höher al- jetzt und die Stadtmagiftrate faßten die Feier lichkeit ernster, in den Formen charaktervoller auf. Begreiflicherweise hat jene- hübsche schweizer Etücklein kein geringes Aussehen erregt. ES kann daher nicht Wunder nehmen, daß die Geschichte durch Schrift und Druck mehrfach verherrlicht worden ist, in gebundener und ungebundener Rede. Tages? eschrcht!'. Dresden, 14. Mai. Verschiedene liberale Blätter des Landes haben in den letzten Tagen das Verlangen ausgesprochen, daS „DreSdn. Journ.", als das amtliche Organ der Staatsregierung, solle eine authentische Er klärung darüber adgeben, ob der Generalmajor v. Leon hardi katholisch geworden sei oder nicht. Die „Deutsche Allg. Zeitung" sagt geradezu, wenn das umlaufende Gerücht, derselbe sei katholisch geworden, unrichtig sei, so hätte man eine Berichtigung durch das „Dresdner Journal" erwarten müssen, denn „wenn dieses vfficiöse Blatt nicht einmal dazu da ist, factische Jrrthümer au thentisch aufzuklären, wozu dann?" Wir trauten unsern Augen kaum, als wir das lasen! Allo, wenn ein Gerücht umläuft oder ein öffent liches Blatt behauptet, ein Offizier oder ein Staats beamter — denn in dieser Beziehung sind Beide gleich zu beurtheilen — habe seine Religion geändert, so bat, nach der Ansicht der „Deutschen Allg. Zeitung", die Regierung die Verpflichtung, die Wahrheit der behaupteten Thatsache zu erörtern und sodann durch eine Nachricht im „Dresdner Journal" die Sache authentisch aufzu- klärcn. Wie soll sie das aber thun? Amtlich weiß sie ja gar nichts davon. Soll sie den Betrof fenen amtlich deshalb befragen? und wenn er nun, wozu er jedenfalls berechtigt ist, die Antwort auf eine solche Frage ablehnt, soll er dann durch dienstliche oder gerichtliche Zwangsmittel dazu angchalten, sollen etwa Zeugen abgehört odersonstige Recherchen angestellt werden ? Doch wir wollen die ungeheuerlichen Consequenzen dieser „liberalen" Forderung nicht weiter erörtern, wir wollen einfach Folgendes erklären: In Sachsen herrscht auf Grund der bestehenden Reichs- und Lan- desaesetze vollständige Glaubens- und Ge wissensfreiheit, herrscht die vollkommene Gleichberechtigung aller Konfessionen in bürgerlicher und staatsbürgerlicher Bezieh ung, insbesondere ist die Befähigung zurBe- kleidung von öffentlichen Aemtern vom reli giösen Bekenntnisse unabhängig. Die Re gierung bat daher nicht einmal das Recht und noch viel weniger die Absicht, sich um die in neren religiösen Ueberzeugungcn der Staatsbeamten — seien cs Militärs oder Civilbcamte — zu bekümmern. Ein tapferer, ehrenhafter und pflichtgetreuer Offizier, ein fleißiger, pflichtgctreuer und verdienter Beamter haben den gleichen Anspruch aus Beförderung, sie mö gen einer Confesston angehören, welcher sie wollen. Dabei wird cs die Regierung auch bewenden lassen. Sic muß daher die Forderung, die religiösen Ueber- zeugungen eines Offiziers oder Beamten, sowie die Frage, welcher Confesston er angehört, zu untersuchen und nach dem Ergebnisse die deshalb etwa umlaufen den Gerüchte authentisch aufzuklären, im vorliegenden Falle, wie überhaupt, entschieden ablehnen und als vollkommen unberechtigt zurückweisen. I-. Berlin, 13. Mai. Der Reichstag erledigte heute in einer kurzen Sitzung ohne erhebliche Discus- fion den Rest des Kriegsleistungsgesetzes durchweg nach den Beschlüssen der freien Commission. Einige Mit glieder behielten sich vor, mehrere Bedenken bei der dritten Lesung geltend zu machen. Während der Be- rathung erklärte auf Anfrage des Abg. Ackermann, der Vertreter des Bundcsraths, daß eine Revision der Ver gütungssätze für Kriegsleistungen vorbereitet werde. (Vergl. dieBeilage.) — Dem Programme zufolge, wel ches der vom Reichstage für die Fahrt des Bundcs- rathes und des Reichstages nachBremcn und Wil helmshaven niedergrsetzte Comitö ausgearbeitct hat, wird diese Fahrt zwei Tage in Anspruch nehmen, deren erster, 21. Mai, der Reise nach Bremen und dem Auf enthalt daselbst, der zweite dem Ausflüge nach Wil helmshaven und dem Besuche der dortigen Schiffe und Marienetablissements gewidmet ist. — Die Petitions- commisston berichtigt ihre Anzeige bezüglich der Bericht erstattung über die Petitionen des Ralhs und der Stadtverordneten zu Dresden rc., die alljährliche Feier eines deutschen Nationalfestcs betreffend, dahin, daß ihr Antrag nicht auf einfache, sondern auf motivirte Tagesordnung gerichtet ist. Sie beantragt nämlich den Uevergang zur Tagesordnung: in Erwägung, daß der Re chstag zwar den Wunsch der Petenten für berech tigt hielt, daß aber die Anordnung eines solchen Festes durch die Reichsregierung nicht als angemessen erscheint. — Der Bundesrath hat unter dem 5. Juliv. I. die Summe von 80,000 Thlr. für Erbauung eines deutschen Krankenhauses in Konstantinopel unter der Voraussetzung der Erledigung mehrer auf gestellten Bedingungen und Vorbehalte eventuell bewil ligt. Infolge dessen ist dem Bundesrathe von der Reichsgesandtschaft zu Konstantinopel: 1) ein revidirter Entwurf des Statuts für die künftige Verfassung des deutschen Wohlthätigkeitsverc'ns und dessen Verhältriß zu der Verwaltung und Unterhaltung des neuen Kranken hauses, worin in völliger Uebereinstimmung mit den hier gestellten Anforderungen die Oberaufsicht und das Schutzrecht des Reiches gewahrt, die Verwaltung des Krankenhauses aber einschließlich der Unterhaltungs kosten von dem Verein übernommen wird, 2) eine bin dende Erklärung des Vereins wegen Ueberlassung von Grund und Boden, sowie der Gebäude des jetzigen Hospitals an das Reich, endlich 3) eine Zusammen stellung der wahrscheinlichen Einnahmen und Ausgaben des neuen Krankenhauses, sowie ein revidirter Kosten überschlag nebst Plänen des Neubaues, wonach ein zweckenlsprcchendes Krankenhaus, einschließlich des da für zu erwerbenden Grundstücks für rund 99,000 Thlr. herzustellen sein wird, vorgelegt worden. Der Bun desrath hat hiernach in der Sitzung vom 17. v. M. beschlossen, die Annahme der vom evangelischen deut schen Wohlthätigkeitsverein am 2. Februar d. I. be schlossenen Erklärung zu genehmigen und für die Er bauung eines nach den vorgelegten Plänen und Ueber- schlägen für 99,000 Thlr. herzustellenden, dem Reiche gehörigen Krankenhauses in Konstantinopel 80,000 Thlr. und zwar so zu bewilligen, daß die erste Rate mit 50,000 Thlr. in den Nachtrag zum Etat des auswär tigen Amtes für 1873, die zweite mit 30,000 Thlr. in den Etat des auswärtigen Amtes für 1874 aus genommen werde. — Die „Spen. Z." schreibt: Die Ernennung des Untrrstaatssecretärs Vr. Achenbach zum preußischen Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe ist heute Mittag erfolgt. Der neue Minister wohnte am Nachmittag bereits der Sitzung des StaatSmi- nisteriums bei und wurde später von S-r. Mas. dem Kaiser empfangen. Durch diese Ernennung erlischt das Mandat des Dr. Achenbach im Abgeordnetenhause; der Wahlkreis Wittgenstein-Siegen hat indeß schon ein mal diesen seinen Abgeordneten nach einer Beförderung wiedergewählt. In Abgeordnctenkrciscn hält man die Annahme der Eisenbahnanleihe jetzt für zweifellos. — Sc. k. Hoheit der Prinz Adalbert ist aus London zurückgekehrt und bereits von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen worden. 8. Berlin, 13. Mai. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde zunächst die Inter pellation des Abg. Or. Virchow wegen der Publication des Gesetzes, betreffend die Wohnungszuschüsse für Staatsbeamte, durch den Finanzminister Camphausen mit der Erklärung erledigt, daß das Gesetz von Sr. Majestät dem Könige bereits vollzogen sei, und die Veröffentlichung bevorstehe. Nachdem sodann die Berathung über die Eisenbahnanleihe, auf Wunsch der Staatsrcgicrung und mit Rücksicht auf die noch schwe benden Verhandlungen über den Rücktritt des Ressort ministers, von der Tagesordnung abgesetzt worden war, genehmigte das Haus ohne weitere Debatte in dritter Lesung die Gesetzentwürfe, betreffend die Reise kosten und Tagegelder der rheinischen Gerichtsbeamtrn, die Erhöhung der Gebühren der rheinischen Advocat- anwälte und Advocaten und die Verwerthung der Forst nutzungen aus den kurhessischen Staatswaldungeu. Es folgte die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betref- Unvergessen bis zur heutigen Stunde, gelesen frei lich nicht mehr, ist eine Dichtung, welche die That der Dreiundfünfzig besingt. Das Werk führt kurz den Titel: „Das glückhafte Schiff von Zürich, von Huldrich Mansehr von Treubach"; unter dem wundersamen Pseu donym jedoch versteckt sich ein schon bewährter Dichter, nach Luther der größte deutsche Schriftsteller des sech zehnten Jahrhunderts, gleich diesem von einer Gewalt über dir Sprache, wie sie vielleicht keinem Zweiten je mals verliehen gewesen ist, dazu von einem in aller Zeit seltenen universellen Wissen — der Mainzer Jo hann Fischart, genannt Mentzer. Was nun Scheube ferner in seinem erwähnten Werke über diesen originellen Dichter sagt, darin müssen wir in Betreff deS Folgenden ganz mit ihm überein stimmen. Unsere Literatur hat wenige so vortreffliche poetische Erzählungen aufzuweisrn, wir das „glückhafte Schiff", wenn uns Jetztlebenden auch mancher Ausdruck und viele Anspielungen auf Dinge und Persönlichkeiten je ner Tage unverständlich geworden sind und eines Kom mentars bedürfen, den daS Gedicht in genügender Weise leider noch nicht gefunden hat. Mit seiner schalkhaften Laune, seinen volksthümlichen Redewendungen, seiner lebensvollen Darstellung, seinen vielen körnigen Sen tenzen und sprichwörtlichen Gleichnissen ist das Buch ganz dazu angethan, die Lrser seiner Zeit zu fesseln. Wie uns vom Leben des Weißenburger Mönches und Meister Gottfried'- von Straßburg wenig mehr als nicht- bekannt, so ist uns auch dir Biographie deS unS doch der Zeit nach so viel näher gerückten Johan ne- Fischart dlo- in sehr dürftigen Bruchstücken und allgemeinen Umrissen überliefert. Wir wissen nur, daß seine Wiege nicht im Elsaß ftrht, wohl abrr auch am Rheine, im goldenen Mainz, daß er hier um da- Jahr 1530 geboren, später in Basel zum Doctor der Rechte promovirt wird, kurz vor dem großen Freischießen von 1576 sich in Straßburg niederläßt, schon in vorgerück tem Alter noch heirathet, die Tochter des bekannten Straßburger Chronisten Bernhard Hertzog, nachber beim Reichsgericht zu Speier als Anwalt prakticirt, darauf durch Vermittelung eines Gönners die Stelle des Amtsmanns in Forbach bei Saarbrücken erhält und endlich zu AugSburg stirbt zwischen 1589—1591. — Gewiß sehr magere Kunde von den persönlichen Ver hältnissen eines so ausgezeichneten Mannes, dem der Genius das Siegel auf die Stirn gedrückt und der kleinen Schaar von auserwähltcn Geistern einge- reiht hat. Unsere Literatur ist arm an Satirikern, einen aber hat sie, es ist der Dichter unseres „glückhaften Schiffes". Lange ehe er dies vom Stapel läßt, haben ihm seine Satiren das Anrecht auf Unsterblichkeit be gründet, und im Jahre vor dem von ihm verewigten großen Schützenfeste thut er selbst seinen Zweck- und Meisterschuß mit seinem Buche, dem „Gorgellantua". Er selbst sagt es, den Grundgedanken seines Werkes hat er dem Franzosen Rabelais entlehnt, dock wie weit würde man sehlgreifen, wollte man das Buch als eine blose Verdeutschung eines fremden Originals ansehen! Es ist eine völlige Neuschöpfung, vor der^i drastischen Farben die des Urbildes, wie frisch dieselben immer find, verbleichen. Was bedeutet Rabelais mit all' sei nem wechselvollen Humor, mit all' der Kraft seiner Komik, mit all' seiner erstaunlichen Gestaltungskunst gegen die schrankenlose Phantasie, die in ihrem athem- raubendrn Wirbrltanze Alles mit fortreißende und be täubende Genialität Johann Fischart'S? Mit unvergleichlichem Witze zeichnet er uns die Welt de- sechzehnten Jahrhundert- in ihren höchsten Höhen,
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode