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Dresdner Journal : 07.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187310074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18731007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18731007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-07
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Journal : 07.10.1873
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^233 Dienstag, den 7. October. 1873. ^d»ov»ivevt»pr«l»«'» Iw a«vtloU»o L«teU»: ^^rlicl» ... 6 Idlr. jtjLkrliok: I 1'klr. »» Lmrslv» kiuwrvsrv: 1 H^r. Iur>-«o»»»» tritt ^Lkrlied L l'ktr 8t«mpvls?kdai»r, »a—rk»Idtie»6^ut»«:ti«Q ltsiobe» kost- uvü 8telupelrv»ebl»8 di»«». lv«orteoprel8«r -Ar ü«v k»ow «»»er s^-p»Iteo«v 2«il»r ^8^- llvtor „Livres»! Ut" äi« 2«U«: 8 tt^r. k i tb»lv«o r lA^Uod, mit Xvivvlims 6«i 8ovv - vvä kviertn^v, ^bvvll» Kr ^eo fvl^evävv l'vss DreMerÄMMck. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. I»i»>r»t<>n»nu»tim«> »ns^Si-tsr Lsip«»»: s>>. Lra»-i«t<-ttrr, OvwailMivnllr 6si * ttrsillnvr ^our»itls; vdenllv«.: HArr! ?'ort u. /< f»>,,/rr, »«mdurx-8irl>v- Vt»»-I.»ip,i^-8»»»I-8re«I»»-kr»oIlkllrt» Ik.: V/<»i-r»i«c«>» <S k»A/rr/ 8«rUl> -V,«v Uawdur^ - kr»^ - I-vip»^ - rrsoll- kurr «. H-Hüvoksv: ^»,«1. L«rUn^ ^t. ^,<rniri/«r, /«ro/iVtrnttunl, // ^t//,rrr/,t, Lr«m«o: , Nr«>- l«v: Äa»Arn s öürvitU; Vdemoilr: /<>. kr»nk- turt». U : /<, ./arAe^'st d«' u.^ (.', , liurlili., Oo, vörUts: c> /»/'«//rr, U»llvov«r: t/.^c/i«i»/rr,- k»rts. //ava«, ; Stult^rt: <s t'o , ä'ü<tlt. Annoncen-Zürrti», Vivo: c-z>/>rtit. N«r»U!»8bkvrr LSviel. Nxp, Uit>on tios Oresllvsr ^ourn»Is, I)r8»«luv, tl^r^itrotdvilzitsso Xo. l. Amtlicher Theil. Dresden, 16. September. Se. Majestät der Kö nig haben den zeitherigen Assessor bei der General- dirrction der Staatseisenbahnen, Johann Friedrich Jencke zum Directionsrath bet der genannten General- direction zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. TelrgrapdisLe Nachrichten. age-geschichte. (Berlin. Breslau. Posen. Brauns- berg. Kassel. München. Darmstadt. Wien. Prag. Graz. Paris. Haag. St. Gallen. Rom. Mailand. Madrid. London. Stockholm. Konstantinopel.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrvtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichttu. (Leipzig. Chemnitz. Frauen stein. Kamenz. Burgstädt. Lichtenstein. Rüsseina.) Vermischte-. Statistik und Lolkswirthschast. Eingesanbtes. Feuilleton. Inserate. Tagr-kaleuder. B-rsennach« richten. Atltyr.ipdischt Nachnchitn. Paris, Sonntag, S. October, Abends. (W. T. B.) Die in einer gestrigen Versammlung von Mitgliedern brr Rechten gewählte Svecialcowmis- sion (vgl. unter „Tagesgeschichte*) will ihr Programm am 21. d. M. Vorleger». Die Absicht, dir National versammlung vor Ablauf der Ferien riuzuderufrv, ist vollständig ausgegebrn worden. Der „Umon" zufolge ist in der Kahnenfrage kein Einverständni- erzielt worden. Graf Römusat hat die ihm von republikanischer Seite angetragrne Candidatur für Toulouse ange nommen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte*.) Bern, Sonntag, 5. Oktober, Abends. (W.T.B.) Den KV rrnitrnden Geistlichen des bernrr Jura ist eine nochmalige Krist von 14 Tagen gesetzt worden, um ihre Unterschrift von dem Proteste gegen die Entsetzung des Bischofs Lachat von seinem Amte zurückzuzirhen. Nach Ablauf dieser Krist soll — wie den gedachten Geistlichen eröffnet wurde — das gegen sie ergangen», auf Amt-ent- srtzung lautende Erkenntniß des Obergrrichts sofort zur Ausführung gebracht werden. Cagesgrschichle. * Berlin, 5. Oktober. Unsre neuesten Zeitungen sind arm an politischen Nachrichten. Dagegen wird in einigen derselben d.n inner» Angelegenheiten ganz be sondere Aufmerksamkeit zugewandt. Zuvörderst ist es die Haltung der preußischen Bischöfe, welche die sogenannte „inspirirte" Presse beschäftigt. Die „N. Allg. Z." sagt dabei u. A.: „Die Handlungsweise der meisten Bischöfe, welche den Gesetzen osten Hohn sprechen, ihnen bewußt und absichtlich zuwider handeln, ist nicht Feuilleton (Redigirt von Otto Banck.) Wiener Weltausstellung. Deutsche Malerei; die Schwäche im historischen Gebiet. Wenn ich schon bet den italienischen Gemälden die Wahrnehmung aussprach, daß die Historienmalerei im Vergleich zu andern Gattungen und im Vergleich zum intelligenten und monumentalen Bedürfniß der Zeit nur wenig gepflegt wird, so thetlen eben dre Italiener diese Mängel auch mit den Franzosen, mit den Nieder ländern und mit der Maleret der übrigen europäischen Culturländer. In den deutschen Sälen aber wird die gleiche Wahrnehmung zu einer viel ernstern, ja betrü bender»», denn gerade wir, die wir mehr als ein an derer Staat und eine andere Nation im Aufgange der Kraft begriffen sind, und mehr als andere vom Glück dabei angelächelt werden, hätten alle Veranlassung, uns im ausgedehnter» Sinne mit der Geschichismalerei zu beschäftigen. Anderes reden unS dir Thatsachcn: Vergleicht man, waS in Deutschland innerhalb der letzten Jahrzehnde an bedeutsamen Thatrn gethan, was sich an wichtigen, für die Zukunft folgereichen Ereignissen zugetragen bat, ja, faßt man noch specieller inS Auge, was in den letz ten drei Jahren geschehen, so läßt sich dagegen als künstlerisches Spiegelbild in der Historienmalerei Nicht» aufwrisen, was diesen Momenten an Bedeutsamkeit irgend die Wage hielte. Es drängt sich unS ganz un zweideutig da-Gefühl auf, daß dir Großthatcn drr Ge schichte unsere Künstler mehr überrascht und irritirt, als begeistert haben, daß mit einem Wort das ideale Schaffen vom Schaffen der realistischen Thaten der Wirklichkeit überholt worden ist. Ein solche» Ueber- mehr Ungehorsam, sondern Auflehnung, die nur um deswillen nicht den Namen der Revolution verdient, weil die Regierung in ihrer eigenen unbeugsamen Ent schlossenheit wie in der Gesinnung deS Volkes die Ge währ erblicken darf, daß jene Haltung der Bischöfe von gefährlicher» Folgen so lange nicht begleitet sein wird, als sie an jenen beiden Factoren ihre engbemessenen Schranken findet. Unter diesen Umständen ist cs selbst verständlich, daß von irgend-welchem Nachgeben feiten der Regierung um so weniger die Rede sein kann, als auch wohl die Bischöfe endlich begreifen werden, daß in Preußen die Krone niemals der unterliegende Theil sein kann.* — Die „Sp. Z." citirt den tz 24 des Ge setzes vom 12. Mai, welcher bestimmt, daß Kirchendiener, welche die auf ihr Amt oder »hre geistlichen Amtsvrr- richtungen bezüglichen Vorschriften der Staatsgesetze, oder die in dieser Hinsicht von der Obrigkeit innnhalb ihrer gesetzliche» Zuständigkeit getroffenen Anordnungen so schwer verletzen, daß ihr Verbleiben im Amt mit der öffentliche» Ordnung unverträglich erscheint, auf Antrag der Staatsbehörde durch gerichtliches Urtheil aus ihrem Amte entlassen werden können, und sucht auf Grund dieser Bestimmung die Nothwendigkelt eines Einschreitens seilen der Negierung gegen den Erzbischof Ledcchowski nachzuweisen. „Gewiß*, sagt das genannte Blatt, „muß die Staatsbehörde den lcidenschafilichen Angriffen des römischen Clerus gegenüber mit der äußersten Kaltblütigkeit verfahren. Aber auch der ruhigste Mann wird heute zugestehen, daß das Maß der Wider setzlichkeiten feiten des Primas von Polen übervoll, und daß für den Oberpräsidenlen der Provinz, in welcher dieser Geistliche sein Wesen treibt, der Zeitpunkt gekom men ist, das Register seiner Sünden zusammenzustcllen. Die Nothwendigkeit ist so unabweislich, daß wir über den Enschluß der Regierung gar nicht im Zweifel sind. Da sie durchaus verpflichtet ist, im Geiste der Gesetze zu handeln, so muß sic den Entschluß, und zwar ohne Zögern fassen. Wir beschäftigen uns daher nur mit der Procedur, welche demnächst vorgcnommcn werden wird, vollkommen gewiß, daß in der Sache selbst ein Schwanken nicht möglich ist.* Die vorzunehmende Procedur wird dann von der„Sp. Z.* ausführlich dar gelegt. — Sodann ist es die Angelegenheit der Quistorp'schen Vereinsbank, welche Stoff zu weitern Erörterungen bietet. Die irrthümliche Nach richt, daß derselben Staatshilfe gewährt werden solle, hatte eine ziemliche Aufregung hervorgerufen, und dir Zeitungen kommen heute zur Widerlegung dieses Ge rüchts nochmals auf dieselbe zurück. Nach einer Zu schrift der„Sp. Z.* von angeblich „guter Hand* haben in der Outstorp'schen Angelegenheit Konferenzen in der Wohnung deS Präsidenten v. Dechend unter dessen Vorsitz und im Beisein der Geh. Räthe Boese und Koch, sowie der Chefs der Discontogesellschast, der Darmstädter Bank und der Bankiers geh. Commerzrenrath v. Blcich- röder und Schwabach stattgefunden. Das Resultat ist aber nur eine von den Vertretern der genannten Fir men bewilligte Subvention resp. Eröffnung oder Pro longation eines Wechselcredits für die Quistorp'schen Institute gewesen. Die Betheiligung Les Staates hat sich also lediglich darauf beschränkt, daß das kgl. Haupt- bankdirectorlum für das Zustandekommen jener Verein barung mitgewirkt hat. Der Finanzminister ist der Sache völlig fern geblieben. — Der Gesandte am ita lienischen Hofe, v. Keudell, ist aus Magdeburg wie der hier eingetroffen und hat sich bereits nach Varzin begeben. — Der französische Botschafter am hiesigen Hofe, Vicomte de Gontaut Biron, gedenkt noch längere Zeit in Baden-Baden zu verweilen und wird voraussichtlich erst Mitte November hierher zurückkehren. — Kürzlich hat wieder eine Sitzung der Commission für das Parlamentsgebäudr stattgefunden. Neue Pläne sind nicht vorgebracht worben, und immer mehr neigt man sich der Ansicht zu, daß schließlich doch allein wieder der Königsplatz gewählt werden dürfte. Bei dem provisorischen Ncichstagsgebäude wird demnächst eine sehr umfangreiche Renovation und Erweiterung holen, welches augenscheinlich die Harmonie zwischen Auffassen und Gestalten für den Augenblick aufhebt, ist mehr dazu geeignet, einen Stillstand und ein Schwan ken in der Woge der Production, als ein Fortschreiten derselben he»vorzurufen. So haben wir denn auch von der Zukunft erst die Bestätigung abzuwalten, ob der warme und doch anspruchslose Geist des Schaffens, welcher die Historienmalerei begünstigen muß und sich ebensowenig durch patriotische Zuckungen, wie durch ein formelle- Darstellen des Gegebenen mit seinem Stoffe abfinden kann, bet uns fehlt, oder ob er sich nachträg lich rinstellt, sich an der Macht der Thatsacben ernährt und sich an dem sympathetischen Geiste deS Volkes, der ihm entgegenwehen sollte, entzündet und voll Größe entfaltet. Für den Augenblick muß cs einen eigenthümlichen Eindruck machen, wenn wir in Beobachtung unsrer modernen deutschen Historienmalerei wahrnehmen — ich will hier in Parenthese erwähnen, daß ich diese Be merkungen meistens auch auf die österreichische Kunst beziehe —, ich sage, wenn wir wahrnchmen, daß diese Kunst keineswegs die consequenten Folgen jener großen Kunstreform und nationalen Kunstentwickelung reprä- sentirt, welche sich dereinst ii» Rom und später so wesent lich, so vielseitig, so wirkung-reich in München vor den Augen der erstaunten Welt vollzogen haben. Nicht ein mal an der eigentlichen Heimstätte ihrer Entwickelung, in München, haben sie eine ebenbürtige Nachfolge oder jenes stille Festhalten gefunden, daS sich oft auch, ohne von bedeutenden monumentalen Aufträgen unterstützt zu sein, in der Privatarbrit deS Künstler-, an seiner Staffelei, unzweideutig manifesttrt. Zieht man den all gemeinen Fortschritt ad, drr durch jene gloßaitige Kunst entwickelung in drr Frrttgkrit und Wahrhrit drS Zeich- nrn» rrstand und noch heute hier und da glänzt, so begonnen werden. Aus den Plänen dafür geht hervor, daß man ernstlich bemüht ist, für eine ganze Reihe von Jahren genügende Abhilfe zu schaffen. Das Reichs eisenbahnamt wird nach dem Aufhören seines jetzigen Miethcontract- schon im Bundcskanzleramtsgebäude placirt werden; dagegen ist von weitern Ankäufen zu öffentlichen Zwecken, für die unter Anderm auch das Hotel Radziwill ernstlich ins Auge gefaßt war, zur Zeit gänzlich Abstand genommen worden. Brr-lau, 4. October. Am nächsten Dienstag, den 7. October wird, wie die „Schles. Ztg.* hört, Bischof Reinkens zu Berlin in vie Hände des Kultusmini sters den bischöflichen Eid oblegen. Als Zeugen die ses bedeutsamen Actes werden von Seite»» des Bischofs die Herren Kanonikus Frhr. v. Richthofen, Prof. 4)r. Weber, Geh. Rath Prof. !>r. Elvenich und Prof. Ur. Schmöldcrs von hier fungiren. — Dem „Schles. Kir- cheublatt" zufolge ist durch eine Verfügung des Ober- präfldente»» die Aufnahme neuer Zöglinge in das fürst- bischöfliche Knabenfeminar untersagt worden. Posrn, 3. Octoder. Der „Kur. Pozn.* enthält einen Artikel, welcher darauf vorbereitet, daß der Bi schofssitz auch dann nicht als erledigt zu betrachten sei, wenn etwa der Graf Ledochowski abgesetzt werden sollte. Die Stelle lautet: „Die Feinde der Kirche ver gessen in ihrer Wuth, daß, wenn sie auch einen Bi schof durch Gewalt aus seinem Amte entfernen, dieser trotzdem für die Gläubigen nicht aushört, der Bischof zu fein, dem allein sie gehorchen werden. So war es zur Zeit der französischen Revolution, so lange man die Bischöfe nicht guillotinirte, so ist es heute in Genf.* * Braun-berg, 4. October. Dem bischöflichen Priesterscminar hierselbst ist derStaatszuschuß ent zogen worden. — Der Oberpräsident hat den Rector des „Lyceum Hostanum* aufgefordert, den dortigen Stu- direnden sofort anzuzeigen, daß es ihnen für die Zu kunft verboten ist, während des akademischen Tricn- niums in dem Seminar zu wohnen. Kassel, 4. October. Die „Hess. Bl.* veröffent lichen die in den letzten Septembertagen in Erwiderung auf den Erlaß des Kultusministers vom 13.August von43 renitentenGeistlichen velfaßteAnt wort, welche sich zu den schärfsten Ausdrücke,» versteigt und mit der Er klärung schließt, daß sie unter allen Umständen auf dem von ihnen ringencmmenen Standpunkte unbeweglich ver harren würden. — Dem vom Amte suspendirten Pfar rer Witzel sind die Kirchenbücher und die Kirchen- schlüssel durch den Bürgermeister abgenommen worden. — 6 Lehrer, welche den bezüglich des Re ligionsunterrichts erlassenen Anordnungen Widerstand leisteten, sind in allmählich steigende Geldstrafen ver fallen. München, 4. October. Wie der „Allg. Ztg.* mit- getheilt wird, hat der Antrag des kgl. G^sammtmini- steriums, den bayerfchen Landtag auf den 4. Novem ber rinzubrrufen, die allerhöchste Genehmigung erhalten. Die Eröffnungsfeier ist dieselbe wie beim Landtag des Jahres 1871. Darmstadt, 4. Oktober. (Fr. I.) Die Erste Kammer der Stände genehmigte heute das Finanz gesetz, wie es aus den Beschlüssen der Zweiten Kammer hervorgegangen. * Wien, 5. October. Wie die heutige „W. Z." meldet, hat Se. Majestät der Kaiser mit allerhöchster Entschließung vom 4. d. dem Ackerbauminister Ritter v. Chlumecky und dem Minister für Landesverthei- digung Obersten der Landwehr Horst in Anerkennung der geleisteten ausgezeichneten Dienste den Orden der eisernen Krone 1. Klasse verliehen. Prag, 5. October. Sowohl die Mitglieder des deutschen Centralwahlcomitös als die Wähler des ver fassungstreuen Großgrundbesitzes hielten beute Bera- thungen ab, deren Gegenstand die bevorstehenden Reichsrathswahlen bildete»». Für die Gruppe der Landgemeinden, Städte und Handelskammern wurde die Candidatenliste definitiv festgestellt, nachdem nun mehr sämmtliche Bezirkswahlcomitäs ihre bezüglichen Vorschläge erstattet haben. Bezüglich des Großgrund besitzes jedoch sind die nöthigen Vorarbeiten noch nicht beendet, so daß man sich zunächst darauf beschränken mußte, das Programm für die Wahlagitation »u ent werfen und nur einen Theil der Candidatenliste fest zustellen. Unter den zur Wahl in dieser Curie vor zuschlagenden Persönlichkeiten befinden sich auch der Ministerpräsident Fürst Auersperg und der Finanz minister Depretis. Ob auch der feudale Adel sich an der Wahl im Großgrundbesitze bctheiligen wird, ist bis her noch unentschieden. Daß er aber sich keine Hoff nung macht, mit seinen allfälligen Kandidaten zu rcus- siren, das beweist schon der Umstand, daß die hervor ragendsten Führer dieier Partei in der Gruppe der tschechischen Städte candibiren. Nur Fürst Karl Schwarzenberg tritt in einer ander» Gruppe, jener der Landgemeinden, als Kandidat auf. Bestände auch nur die lcifeste Hoffnung im Großgrundbesitze die Majorität zu erlangen, wahrlich die Herren Fürst Georg Lobko- witz, Graf Clam-Martiniz und Graf Johann Harrach würden sich nicht der Gefahr einer Niederlage in der städtischen Wahlgruppe aussctzen. — Die Nachwehen des Wiener Börsenkrachs machen sich auch hier in hohem Grade fühlbar. Zwei Actiengcsellschaften: der Thonwaarenindustrievcrcin und die Neuburg'sche . ZündwaarenfabrikgeseUschaft mußten bereits behördlich aufgelöst werden, und nunmehr hat auch die erste Naten- bank das Zeitliche gesegnet. Alle übrigen Schöpfungen der vorjährigen Gründungsepoche schweben zwischen Leben und Sterben und der Cours ihrer Aktien ist ein derartig niedriger, daß die Verluste der Besitzer in die zehn Millionen gehen. Nur eine ausgiebige Fusion oder Liquidation der zahlreichen überflüssigen Bankinstitute könnte noch unseren Geldmarkt vor dem vollständigen Marasmus retten. Graz, 4. October. (N. fr. Pr.) Der Wahlcomit6 des Großgrundbesitzes berichtigt die Meldungen über die letzte vertrauliche Besprechung des Großgrund besitzes. Es wird constatirt, daß in der letzten Ver sammlung längere Zett ventilirt wurde, ob mit der Ueberreichung einer Reclamation gegen die in die Wählerliste aufgenommenen geistlichen Psründeninhaber eine einzelne Person oder der Comitä zu betrauen sei. Man einigte sich dahin, daß der ComitS damit beauf tragt und zugleich angewiesen werde, über den Erfolg drr nächsten Versammlung der liberalen Großgrund besitzer zu berichte»'. Dre Reclamation wurde gestern dem Statthalter überreicht. — Der Unterrichtsminister v. Stremayr hat sich gestern, von Marburg kommend, hier aufgehallcn. Bemerkenswerth ist, daß cr in einem Schreiben an seine Wähler in Leibnitz ausdrücklich die Versicherung gegeben Hal, daß die Regelung des Ver hältnisses zwischen Staat und Kirche eine der Haupt aufgaben der nächsten Legislaturperiode des Reichs- raihcs bilden werde. Dieselbe Versicherung wurde vom Minister hier auch im mündljchen Verkehr wie derholt. * Pari-, 4. October. Seit vorgestern ist auch Thiers wieder in Paris. Er hat dem Maire von Nancy geschrieben, daß er auf seinen Besuch in dieser Stadt verzichte; auch wird er auf das Dringen seiner Freunde nicht »ach Biarritz gehen. Die Monarchisten schildern ihn als sehr entmuthigt, wogegen seine Freunde seine Gesundheit und gute Stimmung rühmen. Das Schreiben Thiers' an den Maire von Nancy, in dem er cs ablehnt, der Stadt Nancy den erbetenen Besuch abzustatten, ist soeben veröffentlicht worden. In dem Schreiben erinnert ThierS zunächst daran daß man wegen des ibm io Belfort ohne sein Lorwiflen und gegen ferne Erwartung bereiteten Empfanges die Beschuldigung ge macht bade, er sei «m Agitator. Und da dürfe er deon selbst vrchl einen neuen Vorwand zu abermaligen >,egea ihn gerich teten Verleumdungen liefern, fo sehr man auch sonst derartige Verleumdungen am besten mit Verachtung strafe und so ge rechtfertigt auch io einem Laude, das au die Freiheit «ewöhut fei, eine Agitation zu einem Zeitpunkte sein würde, wo man, ohne das Laud deshalb zu befragen, sich herausuehme. dessen bemerkt man nur wenig Spuren davon, daß Künstler wie Heß, Veith, Schnorr, Overbeck, Cornelius, Kaul bach, Schwind u. A. ihrer hochbegabte»» Gefährten der einst Werke geschaffen haben, die im Geiste ihrer gan zen Alt und Weise dazu angethan waren, in dir ferne Zukunft auch ten Sinn der Enkel befruchtend bei- fpielserweckcnd fort zu wirken. Wohl ist es eine allbekannte, wenn auch schmerz liche Wahrheit, daß die Historienmalerei nicht aus den guten Willen und den Flein der Künstler, ja nicht ein mal auf ihre wärmste Begeisterung gestellt werden und auf diesem Boden weiter leben kann. Sie bedarf der Nahrung und des Anstoßes von außen; im Anschluß an ihre Schwester, die Architektur, hat sie sich Schutz und Schirm uud Anregung zu suchen, sie kann sich nicht selbst hinaustragen und anbietcn auf dem Markte des Leben-. Dem tüchtigsten zur Meisterschaft be stimmten Talente, welchem eS an Bestellern fehlt, wird deshalb vielleicht der kräftige Krim seiner Werdrkraft Kalo genug ersticken. Nach jener Seite hin ist in neuester Z«it, was auch noch hier und da an danken-werthen Aufträgen rrthrilt wird, ein beklagenswerther Rückgang bemerkbar. Dit große Epoche, in der zu München dem bildenden Künst ler eine kaum jemals dagrwesene Blüthezeit gegeben wurde und jene zweite Epoche, die sich in der Kunst- protection Berlins jener anschloß, um an verschiedenen andern Plätzen eine kleine Nachahmung de- Wetteifer» in gleicher Richtung zu erwecken — jene segensreiche Zeit liegt weit hinter un» und keine andere Kunst empfindet dies fo schmerzlich, wie die Historienmalerei, die Architektur und die Monumentalsculptur. Und hierzu kommt noch Ein»: ES liegt nicht in dem Vor handensein der monumentalen Aufträge und Bestellungen allein, e» liegt auch in der An der feUn rnb in simm Gesammtgeiste, in welchem sich die aufstrebenden, bil denden Künste, die eine durch die andere als Gefährtin, im richtigen Zeitvcrständniß, im bahnbrechenden Wirken, im wahrhaften Aufwärtsgchcn fühlen und gegenseitig anerkennen. Mit dem blosen technischen Machen, mit dem treuherzigen Ausführen und Ablicfern von Be stellungen ist hier allein nichts gethan, und so kommt es denn, daß alle jene monumentalen Schöpfungen, die wir mit wenig Ausnahmen in neuerer Zeit in Mün chen haben entstehen sehen und die ihrcr Zahl nach in der That äußerst bedeutend sind, in der modernen Ent- w ckelung der Historienmalerei gar keine einflußreichen Factoren sind, überhaupt diese Entwickelung um keinen Schritt gefördert haben. Sie bedecke»» die Wände nach Quadratmetern; aber sie sind nichts weniger als jene leuchtende begelsternde Farbcnschrift, welche die Ge- ichichtsmalerei der Gegenwart in den ewigen Lettern der Wahrheit und Schönheit an die Zukunft schreibt und ihr als Maßstab für die Culturhöhe vergangener Tage hinterläßt. Und die Erwägungen, die sich bei diesem Thcma ausdrängen, werde»» immer beängstigender: Angenom men, die Aufträge und Gelder wären vorhanden, um bedeutende Talente der Malerei zur Ausführung von historischen Gemälden im größten Maßstabe zu ver anlassen; angenommen ferner, diese Ausführung würde mit allein Fleißc und Schwünge vollzogen — die auf Kuustfortschrilt gestellte Berechnung bar dabei doch einen Bruch. Man bekommt auf diese Welse das Resultat von geistiger Zersplitterung zu sehen: ausgrführte Auf träge der verschiedensten Themen, aus den verschieden sten Zeiten, für die verfchlkdrnftrn Besteller gedacht und empfunden, für die mannichfaltigsten Räume componirt und in der zerstreutesten Stimmung vom Tage zwar frei »rnd ungebunden, aber auch ohne bindende» In«
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