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Dresdner Journal : 04.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187310048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18731004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18731004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-04
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Journal : 04.10.1873
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231. Im a«uttek«» ^-krlick jtiakrllok: 1 'rklr. 1K Hxr. koiek«, koit- ur>6 Lmrvlv« Hummen»: 1 Axr.^ktempeliurct»!»^ ^>uru. >1t»al»it«weot»pr«l»«r Ior^«a»»»» tritt sltkrliot» , 2 Ulr. Stvmpelxekükr, . v rmr. ^n,,„d»Id6e«6vut«ckeu Ia»er: teaprstser k^Ir 6«a k»um einer ^esxnlteuvu 2vilo: Unter „Kin^eem it" 6i« Xeile: 3 kl^r. k: ekelnenr H^livk, mit Xuennllms 6er 8o»n- unä i- eiertn^s«, Ak«o68 Kr 6en lul^enäen l'aje Smmimd, den 1. Ocloier. 1873. DresimerÄmml. Verantwortlicher Rcdacteur: I. G. Hartmann. Im»eri»1en»u»i»kme ans^Srlsr /->. /1ran6«t<>terr, Domini-wionür 6s« * 1)re«6uer.lournnl»; vdsn6»«.: ^«Ae»> Hert u. K. N-uodur^-L«rltu- <t 1'oAier, L»rUi>-V»«i>H«il>dur^-rr»x-I.«»prj^-k'rLu^- kurt ».H -IlLnckeu: NerUn: F. /ne«ii<ien6an1', 1/ ^4//,ree/it, Lremsn: »z/otte, Nrei- l»u: L.8tanAe»'8ÜiIreuu; vkemoitr: />. kraa«»- turt».N : ?>. ./aeAer'^elie u.F O.l/^mttnn'neks! t!n< kk., /-««-«tke'».;vörUt»: ^/'<//er, S»uuov»r:^'.->c/i^ier,' r»n». 1/«va«, Fa/ttte, L^ttierü Stllttx»ri: Oauke ok 0«-., LÄ66. >tnnnncen-^ürea««, Viva: 1Ier»u8lsed«r: LSuiel. Iü,pe6iti<»> 6e» l)re»6uer 1ourn»I», Ore»6eu, ^Ii»rj;»rvtl>eu^^!»e Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 3. Octobcr. Ihre Majestät die Königin Marie sind heute Mittag von Wien zurückgekehrt. Dresden, 26. September. Se. Majestät der König haben dem Pfarrer ös. Franz Julius Bernhard zu Magdeborn das Ritterkreuz des AibrechtsordenS zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher TlieU. Uebersitstt. Telegraubische Nachrichten TageSgeichichte. (Dresden. Berlin. Posen. Kassel. München. Darmstadt. Wien. Paris. Haag. Genf. Nom. Madrid. London.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnackrichteo. (Leipzig. Chemnitz. Penig ) Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz.) Statistik und Bolkswirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. Tageskalruder. Bsrsennnch. richten. Teltqr.iMsche Nachrichten. Paris, Donnerstag, 2. Oktober, AbendS. (W. T. B.) Der Herzog v. Nemours ist heute früh nach FrohSdorf abgereist. Thiers ist heute Morgen hier wieder einge troffen. Derselbe hat in einem Briefe an den Maire von Nancy die ihm zugegangene Einladung, der Stadt Nancy einen Besuch abzustatten, defini tiv abgelehnt. Der öffentliche Berkaus des Journals „Le Sidcle" ist wegen Abdrucks der von Gambetta in Pörigueux gehaltenen Rede verboten worden. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Paris, Freitag, 3. October. (W. T. B.) Der „Rappel" meldet, daß Thiers gestern eine zahl reiche Deputation der Linken empfangen hat. Löon Say, der Führer de» linken Centrums, bat ein Circular an die Parteigenossen erlassen, in welchem er dieselben zu einer Versammlung am 23. October eiuladet, behufs einer Berathuug über die unter den gegenwärtigen Verhältnissen zu beobach- rerde Haltung. DaS Circular hebt hervor, die Partei werde jetzt, sowie für den Fall, daß eine Fusion zu Stande käme, überzeugt bleiben, daß die Begründung einer konservativen Republik nothwrndig sei. New Dork, Donnerstag, 2. Oktober. (Corr.- Bur., Kabcltelegramm.) Ju der finanziellen Sach lage ist eine vollständige Erholung eingetreten. LMögcschichtc. Dr<Sden, 3. Oktober. Nach weiter hier eingcgan- gcneu Erklärungen haben sich die Städte Kolditz und Lößnitz für Annahme der revidirtcn Slädteord- nnng, dagegen die Städte Grünhain, Lunzenau, My lau, Ncusalza, Oberwiesenthal, Pausa und Unterwiescn- ihal für Annahme der Städteordnung für mittlere und kleine S tä dte entschieden. Die Zahl der Städte , 1» ch». ! . "... —— — Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) K. Hoftheater (Neustadt), den 2. Octobcr: „vr. Raimond." Lustspiel in drei Acten, von Gustav zu Putlitz. (Zum ersten Male.) Wenn es dem deutschen Lustspiel nicht gelingen will, sich aus der niedern Region allcräußerlichster Mißver ständnisse, Bcrwechselungen und Verheimlichungen in eine höhere Sphäre zu erheben, so trägt auch unser Publicum sicher einen Theil der Schuld daran. Wäh rend man sich die im Schauspiel fingirtcn Verbrechen in beliebigem Ausmaße und in reichster Anzahl gefallen läßt, erregt cs das Aergerniß der sogenannten gebilde ten Kreise, sobald gewisse Nachtseiten des socialen Le bens auf der Bühne enthüllt werden. Dem deutschen Lustspieldichter muß ein nicht geringer Grad von Muth innrwohnen, um die Wunden bloßzulegen, an denen die moderne Gesellschaft krankt. Wollte er dies mit schonungs loser Hand thun, dem Publicum in scharf ausgepräg ten Typen dcmonstriren, wie weit die FLulniß vorge schritten, und ihm zurufen: „daS sind die MiaSmen, welche deine Gewänder streifen, deine Lungen athmen!" — der Vorwurf des Cynismus wäre die unausbleib liche Folge solch kühnen Unterfangens. Wir aber ver mag dcr Dichter „der Zeit den Cpirgrl vorzuhalten", weyn die Zeit ihm aus der Wahrhcit ein Vergehen macht? Edmond About hat jüngst in einem Feuilleton im „Athenäum" über das ltterarischc Pariser Leben die innige Wechselwirkung zwischen dem dramatischen Autor und dem Publicum haarscharf und treffend wahr erläutern Ein dramatisches Werk, sagt der geistreiche französische Schriftsteller, ist nicht, wir rin Buch, die Arbeit des Autors allein. Ein Drama und ein Schau- Sachsens unter 6000 Einwohnern, welche die revidirte Städteordnung annehmen, ist damit auf 37, die Zahl der Städte aber, welche sich für Annahme der Städte ordnung für mittlere und kleine Städte erklärt haben, auf 36 gestiegen. In Wolkenstein haben sich die Stadt verordneten für Annahme der Städteordnung für mitt lere und kleine Städte, der Stadtrath aber einstimmig für Annahme der revidirten Städtcordnung erklärt. * Berlin, 2. October. Aus dem Umstande, daß die jüngste „Pr.-C." keine Mitteilung über den Zeit punkt der Auflösung des Abgeordnetenhauses und die Neuwahlen für den preußischen Land tag gebracht, glaubt die „N. A. Z." anzunehmen zu dürfen, daß die in einigen Blättern verbreitete Nachricht, der Kaiser habe vor seiner Abreise die hierauf bezügliche Verordnung nute« zeichnet, unbegründet ist. Eine solche Verordnung, sagt das genannte Blatt, konnte Sr. Majestät über haupt noch nicht vorgelegt werden, da in diesem Augen blick eine definitive Entschließung über die Wahlen noch nicht getroffen ist, weil sich nicht übersehen läßt, ob die Vorbereitungen dazu bis zu den, in Aussicht genomme nen Termine überall beendigt sein können. Bekannt lich lag es bis jetzt in dcr Absicht der Regierung, daß die Wahlen in den ersten 20 Tagen dieses Monats stattfindcn sollten. Wie aber verlautet, hat namentlich in Berlin und in anderen großen Städten die Auf stellung der Urwählerlisten em Hindcrniß darin gefun den , daß der Umzugstermin dazwischen fällt, und daß die definitive Aufstellung der Wählerlisten erst nach diesem Termine erfolgen kann. Dieser Umstand hat die Behörden einiger großen Städte veranlaßt, auf eine Verschiebung des Wahltermins hinzuwirken, und wenn diesen Anträgen Folge gegeben werden muß, so werden die Abgeordnctenwahlen eist Anfang November statt finden können. — Die „Schl. Z." schreibt: Im Ncichskanzleramte sammelt man eifrig alles Material, welches sich auf das Gesetz über den Contract- bruch der Arbeiter bezieht. Schon jetzt kann es als zweifellos angesehen werden, daß jenes Gesetz nicht wieder in derselben Form dem Reichstage vorgclegt werden wird, in welcher es demselben gegen den Schluß dcr letzten Session zugegangen war. Man ist genöthigt, auf die Stimmen zu achten, welche in der Presse und namentlich von den Organen des Handels- standes dagegen erhoben worden sind. Es liegt eine ganze Reihe von Handelskammer-Gutachten vor, welche das Princip jenes Gesetzentwurfes verwerfen und um so mehr Beachtung verdienen, als im Allgemeinen die Handelskammern mehr für die Interessen der Arbeit geber als der Arbeiter eintreten. Eine Abhilfe der bestehenden Unzuträglichkeiten durch Gesetz ist feiten der Rcichsregierung beschlossene Sache. Bezüglich der Form und des Inhaltes des zu diesem Zwecke zu er lassenden Gesetzes «st u. A. auch das preußische Handels ministerium mit den erforderlichen Erhebungen beschäf tigt. — Die Cabinctsordre betr. Bildung cincs Kriegs gerichts für den Capitän Werner ist, wie aus guter Quelle versichert wird, nunmehr ergangen. — Die „N. Pr. Z." sagt: In dem Augenblicke, wo der Botschafter Graf Arnim nach Paris zurückkehrt, findet man es an gewisser Stelle angemessen, demselben in dcr „Magdeburger Zeitung" angeblich aus „Süd deutschland" einen Gelcitsbricf mit auf den Weg zu geben, wie er gehässiger und verletzender kaum abge- faßt werden könnte. Man darf dies neueste Elaborat wohl lediglich auf eigene Rechnung der betreffenden Preßagcnten setzen, im Uebrigen aber annehmen, daß Graf Arnim ganz gewiß nicht auf seinen wichtigen Posten zurückgesandt sein würde, wenn der Reichs kanzler Fürst Bismarck wirklich, wie es in dem er wähnten Artikel angedeutct werden zu sollen scheint, feine Stellung und Wirksamkeit dort für bedenklich hielte. — Der Minister für die landwirthschaftlichcn Angelegenheiten, Graf v. K önigsmarck, ist nach der Rheinprovinz abgereist. — Dem früheren Staatssecretär wirkl. Geh. Rath' v. Thile ist, dem Vernehmen nach, bei seinem nunmehr definitiven Rücktritt das Großkreuz spiel existiren nur durch den Erfolg, und dieser kommt nur durch eine Art Mitarbeiterschaft des Publicums zu Stande. DaS Buch, gut oder schlecht, existirt durch sich selbst, unabhängig vom Leser. Ob es den Zeit genossen gefällt oder nicht, cs bleibt in den Biblio theken aufbewahrt, und eine künftige Generation ver mag es vielleicht zur Geltung zu bringen; das drama tische Werk aber ist verloren, wenn es nicht bei feinem erfreu Erscheinen die Menge elektrisirt. Für das zugleich privilegirte und fluchbeladene Terrain, das Theater, genügt es nicht, schöne Sachen zu dich ten, wenn sie nicht den Ideen, dem Geschmacke, der Empfindung des Publicums, dem sie vorgeführt wer den, homogen sind. Ein Stück, das nicht Beifall findet, fällt durch; die Bcifallsbezeugungen aber, welche die Fachmänner als Effecte bezeichnen, find nur kleine Ex plosionen, welche dcr Autor, der sein Publicum kennt, geschickt vorzubereiten weiß. Zum Vcraus wissen, was eine aus den mannichfalliasten Elementen zusammen gewürfelte Versammlung an jenem Tage lachen oder weinen machen wird, bildet nicht das Hauptverdirnst eines Autors in den Augen der Nachwelt, allein für ihn und seine Werke ist eS das »ins <zu» non der Existenz. Der dramatische Autor muß dem Publicum den Puls fühlen, feinen Geschmack studiren und die Form suchen, in welcher ihm die Wahrheit am an nehmbarsten ist. Ein Menander, Tcrcnz und Meliere, die ihre Lebenszeit darauf wendeten, daS menschliche Herz zu ergründen und den Gang der Welt zu be obachten, könntcn heutzutage unverstanden, ungewürdigt zu Grade gehen. Den Menschen kennen ist eine gute Sache, allein cs ist nicht-, ja weniger al- nichts, wenn man nicht den Zuschauer kennt, der, al- er feinen Platz gelöst und dir Grenze überschritten, welche dir rrrllr von der fiktiven Welt trennt, sich schon gewisse An de- rothen Adlerordens mit Eichenlaub verliehen wor den. — Bei Beginn der heutigen Sitzung der Stadt verordnetenversammlung berichtete der Vorsteher Kochbann über die Audienz, welche die städtischen Be hörden, vertreten durch eine Deputation des Magistrats und der Stadtverordneten, bei Sr. Majestät dem Kö nig von Italien gehabt und bet welcher dieselbe dem lebhaften Gefühle der Freude über dte herzlichen Beziehungen zwischen den beiden Nationen Ausdruck gegeben. Die Versammlung nahm von diesen Mitthei- lungen mit Befriedigung Kenntniß und gab ihrer sym pathischen Zustimmung durch einhelliges Erheben von den Sitzen Ausdruck. — Die Verhandlungen zwischen dem Finanzminister und der deutschen Eisenbahnbaugcsell- schaft wegen Abtretung der von dieser Gesellschaft für die Berliner Stadtbahn erworbenen Grundstücke sind, wie die „N. Z." hört, dem Abschluß nahe ge führt. Der letztere kann jedoch nur stattfinden, nach dem der Landtag seine Zustimmung zur Erbauung der Stadtbahn gegeben hat. Als das Abgeordnetenhaus in der letzten Session über die Genehmigung der Staats bahn Berlin Wetzlar berieth, empfahl der Abg. Braun- Hersfeld dir Verbindung der neuen Bahn mit der nir- derschlefisch-märkischen und Ostbahn durch die Stadt bahn; seiten der Regierung wurde dieser Vorschlag aber kühl ausgenommen. Gegenwärtig interessirt sich dcr Finanzminister lebhaft für die Stadtbahn und ist dem Vernehmen nach sogar bereit, der deutschen Ei senbahnbaugesellschaft Geldmittel vorzuschießen, damit das Kaufgeld der erworbenen Grundstücke-bezahlt werden kann. — Nach einer aus Westfalen hier eingegangenen telegraphischen Depesche hat sich in vergangener Nacht (Mittwoch zu Donnerstag) in Westfalen ein schweres Gewitter mit wolkenbruchähnlichem Regen cntladen. Bei der vollständigen Finsterniß ereignete sich bei der Station Brakel ein schweres Eisenbahnunglück, indem ein Güterzug auf den andern auffuhr. Der Zugführer fand dabei, wie berichtet wird, seinen Tod, drei andere Zugbeamte sollen schwer verletzt sein. Posen, 1. October. Die Strafe von 200 Thlr., welche das hiesige KrciSgericht gegen den Erzbischof Le- dochowski in Angelegenheit des Geistlichen Arndt zu Filehne erkannt hat, wird wohl executivisch beigelrieben werden, da nach Mittheilung der „Pos. Z." seiten des Oberpräsidiums die Zahlung dieses Betrages aus dcr mit Arrest belegten Vierteljahresrate des erzbischöflichen Gehalts abgelehnt worden ist. — Die Verfügung des königl. Provinzialschulcollegiums vom 17. v. M. an die Dirrctoren der höhern Lehranstalten betreffs Ver hinderung der Ertheilung von Privatreligion-- unt erricht an die katholischen Schüler dieser Anstal ten ist auch dem Erzbischof Ledochowski zur Kenntniß- nahme übersandt worden. Darauf hat Letzterer unter dem 24. v. M. ein Antwortschreiben an den Oberpräsi denten gerichtet, worin er den weltlichen Behörden das Recht zum Erlaß einer derartigen Verordnung abspricht, noch einmal betont, daß über die Ertheilung des katho lischen Religionsunterrichts ausschließlich die Kirche zu bestimmen habe, und das entschiedene Verlangen stellt, daß ihm bei Ausübung seiner Pflicht über die religiöse Erziehung der katholischen Schuljugend seiner beiden Erzdiöcesen zu wachen, keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. Das Organ des Erzbischofs veröffent licht bereits den Woruaut des umfangreichen Acten- stückes. Kassel, 2. October. (Tel.) Gegen den Oberappella- tionsralh Martin und den Appellationsrath Klingander ist, dem Vernehmen nach, wegen Unterzeichnung des Aufrufs zur Unterstützung der renitenten Geistlichen, die Disciplinaruntersuchung eingeleitet worden. München, 2. October. (Tel.) In der von dem Ministerium bereits festgesteUten Budgetvorlage wird für die nächste Finanzperiode oie Erhebung der direkten Steuern in der bisherigen Höhe beantragt. — Vom 30. September bis zum 1. Oktober ist hier kein Erkrankungs- oder Todesfall an dcr Cholera mehr schauungen, Vorurtheile, diese oder jene Form der Hypo- krisie, des Fanatismus oder Skcpticismus gebildet hat. Putlitz verdient die wärmste Anerkennung für den guten Willen, von der breiten Heerstraße der deutschen Lustspirldichtung abzuweichen, indem er in diesem seinen, unscrs Wissens neuesten Werke darauf verzichtete, eine bausbackene Moral in Schlafrock, Hauskäppchen und Pantoffeln zu predigen. Wenn der Autor an den Versuch, das Leben und Treiben in der heutigen Ge sellschaft, in den Kressen der Börse und der Politik auf der Bühne vorzuführen, mit einer gewissen Schüch ternheit und Befangenheit gegangen ist und seine Cha rakterzeichnung die wünschenswerthe Sicherheit und Schärfe vermissen läßt, so wollen wir ihm daraus keinen Vorwurf machen. Die souveräne Beherrschung eines bisher fremden Stoffes, dessen Gestaltung erst durch die Würze der Ironie wirklichen Reiz empfangen würde, ist nur das Product dcr Erfahrung und Uebung. Das Stück verläuft angenehm und erheiternd, aber ohne jenes geistvolle Spiel des Witzes, welches allein einen durchschlagenden Erfolg herbeizusühren vermag. Wie Humboldt von den Ehen der Franzosen sagt, daß sie avsc Soouomiv 6s cssal^nr geschlossen seien, so könnte man von der Exposition des Putlitz'schrn Lustspicls sagen, daß sie »vo Seonomiv 6'esprit entworfen wurde. Manche Scenen machen, weil die Handlung darin still steht, den Eindruck von Uhren ohne trei bende Federn, und die anfänglich amüsanten Mißver ständnisse wirderholen sich so oft, daß die Zuschauer die Absicht einer willkürlichen, nicht aus der Sache hervorgehenden Verlängerung des Stückes merken nnd gleichgiltig werden, um so mehr, da die zahlreichen Variationen derselben Idee auf Kosten der Wahrschem- lichkett und mit Zuhilfenahme an da- Possenhafte strei fender Effecte erreicht werden. vorgekommen. Von den 4 ärztlichen Besuchsstationen sind bereits 3 aufgehoben. Darmstadt, 30. September. (A.Z.) In dem Ge- setzgebungsausschusse der Zweiten Kammer ge langte heute der vom Abg. Landmann wegen Ein führung der obligatorischen Civilehe gestellte An trag zur Berathung. Die Regierung gab, dem Ver nehmen nach, unter Zustimmung des Ausschusses die Erklärung ab: daß sie die Einführung der obligatori schen Civilehe als eine Nothwcndigkcit betrachte, aber, nachdem der Reichstag einmal mit der Frage befaßt worden sei, die dcmnächstige Entscheidung der Vorfrage abwarten zu müssen glaube, ob die Einführung der obligatorischen Civilehe auf dein Wege der Reichsgcsetz- gebung erfolgen oder der Landesgesetzgebung überlassen bleiben solle. Darmstadt, 1. October. (N.-Ztg.) Die Landes- synode hat die erste Lesung der Kirchenverfassung fast beendet. Gestern wurde nach mehrtägigen Verhand lungen die Berathung über die Pfarrwahl zu Ende geführt. Nachdem Bonhard, Schlich, Keller, Graeff, Schröder für directe Pfarrwahl durch die Gemeinden, Dieffenbach, Rieger, Curtmann und Decan Müller gegen dieselbe und andere Abgeordnete theils für den Antrag dcr Ausschußmajorität, theils für einen Buch- ner'schen Vermittelungsantrag gesprochen, wird der An trag Obly-Weber auf freie Pfarrwahl in namentlicher Abstimmung mit 35 gegen 17 Stimmen abgelehnt. Es gelangte sodann ebenfalls in namentlicher Abstimmung ein Antrag der Abgg. Schwabe, Seel, Müller (Pfung stadt) und Walther, mit 28 gegen 24 Stimmen zur Annahme, dahin gehend, daß das Recht der positiven Mitwirkung der Gemeinden, welche nicht jetzt schon freies Wahlrecht haben, bei der Besetzung von Pfarr- stellen durch ein Gesetz geregelt werden wird, welches durch die erste ordentliche Synode mit dem Kirchenregiment zu vereinbaren ist. Bis dahin erfolgt die Besetzung durch den evangelischen Landesherrn auf Vorschlag des Ober- kirchenrathes; es soll jedoch vor Wiederbesetzung einer Pfarrstelle jedesmal der Kirchenvorstand durch den De canatsousschuß mit seiner Aeußerung vernommen und diese Erklärung dem Oderkirchenrathe vorgelegt werden. — K. 128, die einem Kirchengesetze die Ordnung der Classification des Diensteinkommens der Geistlichen nach dem Diensthaltcr und die Errichtung einer Central- pfarrkasse vorbehält, sowie der 88- 129 und 130 wer den ohne Debatte angenommen. Die folgenden Ab schnitte vom Dccanate (88 131 und 132) und (§K. 133—135) vom Oderkirchenrathe und dessen Compe- tenzen werden, letztere mit Verbesierungsanträgen Küch- ler's, angenommen, ein'Antrag Schwabc's der das In stitut der Cuperint.ndenturen, das der Ausschuß aus Lem Regierungsentwurf gestrichen, hier wieder cinzu- führen beabsichtigt, wird mit 26 gegen 23 Stimmen abgelehnt. -j-* Wien, 1. Octobcr. Das Resultat dcr Wen zelfeier in Prag ist ein solches gewesen, daß man wohl sagen kann: es habe gegen dieselbe die Mehrzahl der tschechischen Elemente selber protestirt, und zwar nicht blos der liberalen. Außer dcr Beamtenschaft, dem Militär, der Bürgerwehr rc. fehlten auch die stock tschechischen Zünfte oder vielmehr die an ihre Stelle getretenen Gcweibsgenossenschaften, da die Zünfte längst aufgehoben sind Bei Weitem den größten Theil bil deten Geistliche — über 500 —, denen sich einige Kinder auS tschechischen Schulen auf Commando ange- schlossen hatten. Sonst sah man im Zuge nur die alt- tschechischen Matadore, darunter den Protestanten Pa- lazky, und einige Feudalherren. Die Kirchen, in wel chen dir Festprcdigten gehalten wurden, waren leer, desgleichen die Straßen, durch welche die Procession zog. Die Theilnahmlofigkeit des Publicums gestaltete sich fast zu einer anticlericalen Demonstration. DarauS soll nicht gefolgert werken, daß in Prag die (liberalen) Jungtschechen gegen die Altsschcchen überwiegen, noch Gespielt wurde die von Herrn Regisseur Meister mit großer Sorgfalt inscenirte Novität im Allgemei nen ganz vortrefflich, so daß die Schwächen dkrselben die möglichste Deckung erfubren. Die junge Wittwe Clotilde v. Rosen, ein Gemisch von kalter Coquetterie und echter Weiblichkeit, fand m Fräulein Ulrich eine vornehm geistvolle Repräsentantin, während Fräul. Masson in deren Schwester Karoline mit viel Wärme und glücklichem Humor ein junges Mädchen vorführte, das voll Unschuld und in reizender Erfahrungslosigkeit aus dem Pensionsleben heraus und mit der Welt in Berührung tritt. Ebenso machten sich Frl. Guinand (Frau v. Silbenstein), Fräul. Allram (Bauräthin Herd) und Frau Wolff (Kammermädchen Toni) um die abgerundete Darstellung verdient. Herr Dettmer verstand es mit rühmlichem Geschick, die vom Dichter ziemlich verschwommen gezeichnete und widerspruchsvolle Gestalt des Journalisten Or. Kühle zu schönster Gel tung zu bringen. Auch die fast widerliche Figur des Bankiers v. Isenberg ist für den Darsteller keine leichte Aufgabe, da sie zu possenhafter Uebertrcibung reichen Anlaß dielet. Daß Herr Dessoir dieser Gefahr neuerdings so wenig aus dem Wrge geht, ist in hohem Maße zu beklagen. Eine erfreuliche Leistung war der Leonhard Herb des Hrn. Hanstein, während Hr. Richelsen (Hr. v. Silvenstein) seine Rolle ziemlich nüchtern wiedergab. Dagegen waren die Herren Iaff 4 (Baurarh Herb) und Meister (Sccretär Hill) ganz an ihrem Platze. R. Gthr. Refi-enztdeater. Die Eröffnung desselben a» 2. October. Die Wiedereröffnung des früher» Herminia- jetzt Restdenztheatcrs wird von allen hiesigen Theater freunden nur willkommen geheißen wcrden, da sie nun
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