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Dresdner Journal : 26.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187310268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18731026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18731026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-26
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Journal : 26.10.1873
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O250 1873. Sonntag, dek 26. October. Xdvvuemeut»prvl*« r lw L.leü«: ZLdrlicb ztjLbrliob: 1 Tblr. 1» d^r. Koiob^» Ko»t voll » trittjüdrUod . „,,, 2 IHr. Stempvlgsbübr, . v Ivir. ^E«rluUdcke»ckeut»eb«v HimelQ« Huwmvrv: l I ,»r. 8tompvlniiclll»8 bivrv. - Iu»«r^^upr«l»«r j^ür ck«v ii»uw einer ws«p»It«ilmr 1U ^^r. linier „Linbee» 2i" Nie 2«ilv: 8 K^r Lr«el»«tneor ' lA^UoN, mit Xn«»»kio« äsr Kann- nnä keierte^e, Xd«o6» Kr clen sol^enäen l»«. Dres-nerIourml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hattmanu. _----«i»-S-W«-SssSF— _ _^. . ln8erntenniiu>»Iime »iisrrllrt»: F>. Lran^st-tter, Oommisiiivuür äs» * Dresäovr ^ourvick»; «dsn仫.: /-ZuA»-» ^-»rt u. A Freier, 8iuodurb-L«rIlo- cd l'oAksr, L«rlii> - Visa Homburx - kr»ß - I-biprij? - k",»v>l- furt ». N-Nünckei»: Lorliu: /I /nt'<iiiäenct«»k, // ^tZZ/reeZit, Lrewen: /< , Lr«»- l»n: ^.8t«»Arn'«ijürs»li; Lkswnitr: 7-V. krilnk- tiirt».».: ^ar-er'üsiu! v.F <7. V//rm«>in'>icH l!u,i>>i., V>uube<t Z,'a- OvrUtr: <ZZl/,«ZZkr, Laonover: / k»rtii ttava«, V.cl/iZZe, NuZZterckt-'o.; Stntt^Lrt: <S t,'o., Lüätt. ^nnuitcen /Z^rea««, Visa: ^1Z. t-^eZ,L. » Nsrnue^ederr LSvigl. Nxpsäiiion äs» Oresänsr Journals, l>re»äen, U»r^»rsttlsv8iui»s dlo. 1. Amtlicher Theil. Bulletins. Pillnitz, Sonnabend, 25. October, früh 7 Uhr 38 Minuten. Die Bewußtlosigkeit dauert bei Sr. Majestät dem Könige ununterbrochen fort. Fieber, welches zeither nicht beobachtet wurde, hat sich im Laufe der Nacht eingestellt. Dr. Fiedler, vr. Ullrich. Dr. Brauer. Pillnitz, Sonnabend, 25. October, Nachmittag- 2 Uhr 50 Min. Das Fieber hält in gleicher Weise an. Eine wertere Veränderung im Zustande Sr. Majestät des Königs ist nicht zu berichten. Dr. Fiedler. Dr. Ullrich, Dr. Brauer. Bekanntmachung, die Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen im Betrage von 5 Millionen Thaler betreffend. Das unterzeichnete Finanzministerium hat, auf Grund der ihm vcn der Ständeversammlung mittels Ständi scher Schriften vom 5. April 1872 und 30. Januar 1873 dazu ertheilten Ermächtigung, beschlossen, an Stelle der laut Bekanntmachung vom 12. Mai 1873 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1873 Seite 427) aus- gegebenen, am 15. November und beziehentlich l. Decem- ber dieses Jahres fällig werdenden 8erio V und VI der Königlich Sächsischen Schatzanweisungen im Be trage von je Zwei Millionen Fünfhundert Tausend Thaler wiederum zwei Serien (8srie VII und VIII der Königlich Sächsischen Sckatzanwcisungrn) im Betrage von je Zwei Millionen Fünfhundert Tausend Thaler und zwar jede derselben mit 500,000 Thlr. in Abschnitten zu 100,OM Thlr. Dit. A, 750,OM - - - - 50,000 - . k, 1,200,OM - - - - 10,OM - - 6, 50,OM - - - - 1,000 - - D auszugeben. Der Zinsfuß dieser Schatzanweisungen ist auf drei und ein halbes Procent für das Jahr, die Dauer ihrer Umlaufszeit aber auf fünf und einhalb Monate — und zwar für die erstere Serie — 8sr. VII — vom l. November 1873 bis zum 15. April 1874, und für die letztere Serie — 8or. VIII — vom 15. November 1873 bis zum 1. Mai 1874 — festgesetzt. Die Schatzanweisungen werden von dem unterzeich neten Finanz-Ministerium ausgefertigt. Die Begebung der Schatzanweisungen wird die Königlich Preußische Generaldirectton derSeehandlungS- Societät in Berlin bewirken, welcher auch die Mittel zur Einlösung der Schatzanweisungen überwiesen wer den sollen, soweit nicht die Besitzer derselben acht Tage vor eingetrctener Fälligkeit erklären, daß sie die Zahlung unmittelbar bei der Königlichen Finanz - Hauptkasse in Dresden zu erheben wünschen. Die Bedingungen, unter welchen die Ueberlassung erfolgt, sind bei der Königlich Preußischen General- direction der Seehandlungs-Societät zu erfahren. Dresden, am 17. October 1873. Finanz-Ministerium. von Friesen. v. Brück. > >> ' > - — Nichtamtlicher Theil. Nebe nicht. Telegraphische Nachrichten. FageSgeschichte. (Dresden. Zittau. Löbau. Berlin. Kö nigsberg. Posen. Münster. München. Würzburg. Schwerin. Wien. Prag. Brüssel. Bern. London. Kon stantinopel) Proceß Bazaine. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Bautzen. Oschatz. Riesa. Wilsdruff. Nossen. Nensalza.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalendrr. v-rsenuach- richten. BeiIa »r. Provinzialnachricktrn. (Leipzig. Buchholz.) Vermischtes. Lotteriegemiunlifte vom 24 Oktober. Inserate. Utltllr.ipMlcht Nachrichten. Berlin. Tonnabrnd, 2S. Octobrr, Mittags. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser wird ans der Rückreise von Wien heute Abend '»6 Uhr in Ber lin eintreffen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Der Bischof Ur. Reinkens wird heute Nach mittag vom Kronprinzen im hiesigen PalaiS em pfangen werden. Wir», Sonnabend, 25. Oktober. (Corr. Bur.) Die amtliche ,.Wiener Zeitung" veröffentlicht eia kaiserliches Patent, welches die Landtage auf den 26. November einberuft. Paris, Freitag, 24 Oktober, AbendS. (W.T. B.) Das,,M6moire diplowatique' vernimmt auS angeblich guter Ouelle, der Graf v. Ehawbord habe den Cabineten der europäischen Großmächte angezeigt, daß er, falls er zum Throne gelangen sollte, nicht im Entferntesten die Absicht habe, in der Politik der Großmächte und in dem territo- rialen 8tatu8 <zuo von Europa irgend eine Ver änderung hrrbeizuführen Er denke so wenig an eine Wiederherstellung der weltlichen Macht deS Papstes, wie an die Durchführung von Restaura tionen in Italien und Spanien; gegen alle ihm zugrschriebeneu Projekte dieser Art müsse er auf das Eutschiedrnfte Verwahrung eiul^eu. Dem Vernehmen nach würde der Marschallprä- fident die Nationalversammlung mit eiuer Bot schaft eröffnen, in derselben sich über die Lage deS Landes auSsprrchen und seine früheren Erklärun gen erneuern, daß er die Ordnung am jeden Preis aufrecht erhalten werde. Nach dem „TrmpS" soll sich Raaul Duval, Schriftführer der nach Pradi6 bezeichueteu Depu- tirtengruppe, gegen Wiederherstellung der Monar- chie ausgesprochen haben. Die Salons deS früheren Präsidenten ThierS waren gestern Abend außerordentlich zahlreich, na mentlich von Deputirten der Linken, besucht. Die Stimmung war im Allgemeinen eine bernhigte und herrschte die Ansicht vor, daß der gestrige Tag die Aussichten der monarchistischen Partei vermin dert habe. Paris, Sonnabend, 25. Oktober. (W. T. B.) Der Kinanzunnister Magne beabsichtigt dem Ver nehmen nach zur Deckung des DeficitS von 150 Millionen keine neuen Steuern, wohl aber eine allgemeine und proportionelle Erhöhung sämmt- licher Steuern vorzuschlagrn. Am Tage vor dem Zusammentritt der Kammer wird der Minister einen Genrralbericht über die finanzielle Situation veröffentlichen. Versailles, Freitag, 24. Oktober, Abends. (W. T. B.) In der heutige» Sitzung de» Kriegs gerichts über den Marschall Bazaine wurde in der Vernehmung mehrer Zeugen fortgefahren, deren Aussagen indeß keinerlei besonderes Interesse boten. (Vgl. umstehend die Mittheilungen über den Proceß Bazaine.) LlWsgeschichtc. Dresden, 25. October. Die Zweite Kammer trat heute Mittag 12 Uhr zu einer kurzen Sitzung zusammen, in welcher die Staatsminisler Frhr. ».Friesen, Dr. v. Gerber und Abeken anwesend waren. Unter den Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) Historische Literatur. Archiv für die sächsische Geschichte. Herausg. von Dr. Karl v. Weber, Geh. Rath, Director des Haupt-Staatsarchivs. Zwölf ten Bandes zweites Heft. Lcipz. B. Tauchnitz 1873. Dieses Heft enthält zunächst eine längere Abhand lung des jünger» Droysen (G. Droysen in Halle) über die Feldzüge der Sachsen im Bunde mit Schweden bis zur Schlacht bei Lützen nach Archivalien und kri tisch gesichteten Druckschriften jener Zett. Mit Aus nahme der auf die Politik Gustav Adolph's bezüglichen geheimen Instruction des König- über die 1632 in Schlesien besonders auch den Sachsen gegenüber zu nehmende Stellung, die von seinem Standpunkte aus ganz zweckmäßig war, — nur daß man deshalb den großen König nicht, wie Droysen in seinem Buche über Gustav Adolph behauptet hat, zum religiös indif ferenten Politiker machen darf— giebt der Verfasser allerdings weniger interessantes Detail, welches jedoch der Historiker von Fach dankbar annehmen wird. Daß Droysen den sächsischen Feldmarschall trotz der Bekannt schaft mit den von Ref. in mehrern Schriften mitge- theilten Aktenstücken in seinem Buche über Gustav Adolph sehr ungerecht beurtheilt hat, indem er ihm zuschirdt, was des Kurfürsten Schuld war, ist vom Ref. in Sy- bel's historischer Zeitschrift glimpflich nachgewicsen und dieser Nachweis in Droysen's sehr gereizt geschriebenen Antikritik in de- Zeitschrift für preußische Geschichte nicht widerlegt orden, und auch in dem hier vorlie genden Aufsatze ergeht sich Droysen weiter in abspre- chenden Urtheilen über die Vorsicht diese» Diplomaten, welche schon in Dem, wa» von Droysen selbst hier über des Königs Politik mitgctheilt wird, ihre Rechtfertigung findet, d. h. bei unbefangenen Historikern, denn der vielfach begabte und in der Geschichte des 30jährigen Krieges wohlunterrichtete Träger eines in der deutschen Geschichtschreibung hochgeachteten Namens leidet noch etwas an jugendlicher Selbstüberschätzung. — Ferner verdanken wir in diesem Hefte dem Herausgeber K. v. Weber aus den Depeschen des sächsischen Gesandten von Bünau in Paris von 1802 ff. interessante Mitthei- lungcn über die damalige schmähliche Raub- und Be- stcchungswirthschast bei den Staatsmännern Frankreichs, besonders bei Talleyrand und seiner Clique: dir Be mühungen des Gesandten für Entschädigung des Prinzen Laver, der durch Confiscation Grundbesitz in Frank reich verloren hatte, waren von geringem Erfolge, ob gleich ihm gegen den Willen des ehrlichen Kurfürsten auf die unverschämteste Weise kostbare Geschenke für Madame Talleyrand abgepreßt worden waren. — Dr. Menzel theilt einige Briefe Mrlanchthon's mit. — In den Miscellen werden wir von den seit 1522 auf tauchenden Plänen des Papste- und de- kaiserlichen Hofe-, Friedrich den Weisen der Kurwürde zu berau ben, von einer Art von Mitrailleusen der älteren Kriegs geschichte, von einer persischen Gesandtschaft in Dresden zu Anfänge des 17. Jahrhunderts und der Einäscherung AnnabergS durch böhmisches Raubgesindel 1604 unter richtet. Dr. K. G. Helbig. Literatur. »Die ersten deutschen Zeitungen, herauSgegeben mit einer Bibliographie (1505—1599) von Emil Weller" (Stuttgart im literarischen Verein). AuS der Vorrede möge folgende Mittheilung hier eine Stelle finden: »Der Name »Zeitung" beginnt in ge druckten Berichten mit dem Jahr 1505. Aber erst in den zwanziger und dreißiger Jahren häufen sich die- Registrandeneingängrn befand sich eine Anfrage des Abg. Stauß und Genossen an die Staatsregierung, diL staatlichen Rechtsverhältnisse des Gesammthauses Schönburg betreffend, deren Begründung der Präsident auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung stellte. Die Kammer lehnte dann gegen 12 Stimmen den Antrag des Abg. Fahnauer ab: „in die allgemeine Debatte über das Budget binnen acht Tagen einzutreten, ohne die Berichterstattung über die einzelnen Positionen desselben abzuwarten," nachdem der Antragsteller auf eine ausführ lichere Begründung desselben verzichtet hatte. * Zittau, 24. Octoder. Se. Majestät der Deutsche Kaiser, in dessen Gefolge sich Fürst Bismarck befand, traf heute Morgen 7 Uhr 10 Minuten auf der Rück reise von Wien auf hiesigem Bahnhofe ein, auf dessen Perron eine Ehrencomvagnie der hiesigen Garnison aufgestellt war. Zur Begrüßung Sr. Majestät hatten sich der k. Preuß. Gesandte Graf Solms (aus Dresden), der k. sächs. Generallieutenant Graf zur Lippe, der Amtshauptmann v. Thielau, eine Deputaticn der städti schen Behörden, das Offiziercorps, die Spitzen des hie sigen Hauptzollamtes und andere distinguirte Personen eingesunden. Wie die „Z. N." berichten, ertönte bei der Ankunft des Kaisers von dem Garnisonmusikchor die preußische Nationalhymne und ein von dem Vorstand der städtischen Deputation ausgebrachtes Hoch, in wel ches das zahlreich anwesende Publicum begeistert ein stimmte. Dasselbe wiederholte sich, als der Kaiser nach einem kurzen, im Salon des Bahnhofes eingenommenen Frühstück den Perron wieder betrat und die Front der Ehrencompagnie abschritt und dann die Reise fortsetzte, auf welcher ihn der General Graf zur Lippe und Amtshauptmann v. Thielau bis Löbau begleiteten. X Löbau, 24. October. Se. Majestät der Deutsche Kaiser langte mit Gefolge heute früh 8 Uhr 15 Min. mittelst Extrazuges über Reichenberg und Zittau von Wien kommend, hier an. Unter lauten freudigen Zurufen des zahlreich versammelten Publicums fuhr der Zug in den Bahnhof ein. Zu ehrfurchtsvoller Begrüßung Sr. Majestät hatten sich der Director des hiesigen königl. Bezirksgerichts, der Vorstand des königl. Gerichtsamts, sowie der königl. Staatsanwalt einge funden und der Erstere brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, in welches alle Anwesenden lebhaft ein stimmten und auf welches Se. Majestät in herzlichster Weise zu danken geruhten. Nach einem Aufenhalte von wenigen Minuten setzte der Kaiser ,von dem Jubel der versammelten Menge begleitet, die Reise, zunächst nach Görlitz, fort. * Berlin, 24. October. Se. Majestät der Kai ser sind auf der Rückreise von Wien, über Reichen berg und Löbau kommend, telegraphischen Meldungen zufolge, heute Morgen 9 Uhr in Görlitz eingctrofscn, woselbst auf dem Bahnhofe der Oberpräsident v. Nor- denflycht, der Regierungspräsident v. Zedlitz-Neukirch aus Liegnitz und die Spitzen der GörUtzer Militär- und Civilbehörden zum Empfange anwesend waren. Nach viertelstündigem Aufenthalte wurde die Weiter- reife nach Muskau fortgesetzt. Eine zahlreiche Volks menge hatte sich versammelt, um der Ankunft des Kai sers beizuwohnen und begrüßte Se. Majestät mit den lebhaftesten Zurufen. Vormittags 10 Uhr ist Se. Ma jestät sodann, begleitet vom Gcneraladjutanten Grafen v. d. Goltz und dem Flügeladjutanten Major v. Win terfeld, im besten Wohlsein bei dem Pinzen Friedrich der Niederlande auf Schloß Muskau eingetroffen. Das übrige Gefolge (darunter auch Fürst v. Bismarck) langte heute Mittag *42 Uhr auf der Görlitzer Bahn wieder in Berlin an. — Die „Sp. Ztg." schreibt heute: Der anfänglich in Aussicht genommene Besuch des Kaisers bei dem Herzog v. Ratibor auf Schloß Räuden in Schlesien hat vor der Einladung des Prinzen Friedrich der Niederlande zurückstehen müssen, da der Kaiser sich die Entscheidung über die Annahme der Einladung des Herzogs Vorbehalten hatte.— Die politischen Combina tionen, welche an die Wiener Reise des kronprinz- lich dänischen Ehepaares geknüpft wurden, wcr- selben, und reichen in die Zeit hinein, wo periodische Hefte die Flugblätter zu ersetzen juchen. Im Jahre 1566 wuchs mit der Türkengefahr die Zahl der Zei tungen ; zum ersten Mal erstanden nummcrirte Blätter von 1 dis 8, welche Straßburger und Baseler Osficinen Herausgaben, eiligst nachgedruckt, gleichwie alles Wich tige damaliger Zeit. Vom Jahre 1591 an brachte ein Jakobus Francus (d. i. Konrad Lautenbach) bei P. Brachfeld in Frankfurt einen halbjährlich erscheinen den Bericht, Uslativnos historiorios, nicht „Zeitung" betitelt, welcher in monatlichen Ueberstchten das lesende Publicum auf dem Laufenden erhalten sollte. Die selben wurden von Theodor Meurer, gedruckt zu Ursel durch Cornelium Sutorium in Verlegung Sigismundi Latomi, weiter und das ganze 17. Jahrhundert hin durch bis 1792 als „Frankfurter Meßrelationen" fort gesetzt. Nachahmungen folgten rasch. Das Auftauchcn wöchentlicher Zeitungen fällt in das >7. Jahrhundert, wo der Frankfurter Buchhändler Egenolph Emmel das erste Beispiel 1605 gegeben hat." In dem vorliegenden Bande hat Weller die durch ihr Alter ehrwürdigen sechs ersten Zeitungen zum Abdruck gebracht, und diesen dann noch solche folgen zu lasten, die Länderentdeckungen und Kriegsvorfällr bis zum Jahre 1535 beschreiben. Großen Fleiß bekundet die Bibliographie der deutschen Zeitungen vom Jahre 1505 bis zum Jahre 1599. Es sind hier 877 Nummern verzeichnet; der Verfasser hat diese reiche Sammlung durch Benutzung von mehr al» zwanzig öffentlichen Bibliotheken gewonnen, unter denen er al» die reichhaltigsten die von München und Zürich namhaft macht. * Die Neigung und Unterstützung deS Publikums für die so sehr nützlichen »oologischen Gärten scheint tn den verschiedenen Städten eme sehr verschiedene zu den voraussichtlich durch den Aufenthalt des Kaisers auf Schloß Muskau eine Nahrung erhalten, um so mehr, als man in wohlunterrichteten Kreisen diesen Besuch mit der Besprechung „wichtiger Familienintcr- essen" in Verbindung bringt. Prinz Friedrich der Nie derlande war bekanntlich mit der verstorbenen Pnuzestin Louise von Preußen, einer Schwester des Kaisers Wil helm, verheirathet. Durch seine Tochter, die verstorbene Königin Louise von Schweden, Gemahlin Karl's XV., ist die Kronprinzessin von Dänemark seine Enkelin und mithin zugleich eine Großnichte des Deutschen Kaisers. Welcher Art die dem dänischen Königs- und dem deut schen Kaiserhofe „gemeinsamen Familicnintelessen" wohl sein können, bedarf keiner Auseinandersetzung. — Nach der „N. Pr. Z." gedenkt Fürst v. Bismarck etwa zwei Tage in Berlin zu verweilen und sich dann wie der nach Varzin zu begeben. — Aus dem Reichskanz- leramt wird berichtet, daß die Prägung von Mark stücken und Zwanzigpfennigstücken lebhaft in Angriff genommen wurde. — Die Conferenzen über das höhere Schulwesen, welche unter dem Vorsitz des Ministers der geistlichen rc. Angelegenheiten lw. Falk stattgcfundcn haben, sind gestern geschlossen worven. Ueber die Verhandlungen der letzten Sitzungen geht der „K. Z." ein längerer Bericht zu, dem wir Folgen des entneimcn: Die Pflege des Bewußtseins deutscher Nation« lität wird, wie seilen der Umerrichtsverwatiung nachgewiesen ward, keiuerwcgs verabsäumt. Auch der Referent wie» darauf biu, daß besondere Auordunugen nicht zu treffen und alles Teudenzlöse zu vermeiden sei. Weder ein specifischeS Preußen- thum, uech ein prononcirter Teutonismus sei zn pflegen- Alle Absichtlichkeit verstimmt; aus dem Nalurleben der schule, atS eines sittlichen Organismus, entwickele das Angemessene sich von selbst. Eine Bermebrung der F ste sei nicht zu wünschen; bei der Abiturieutenentlaffung werde man ja immer den Pa triotismus auklmgett lasten, aber das Wisteeschattliche wiege vor; der Geburtstag des Königs sei die Feier der nationalen Einheit; der Tag von Sedan müsse em Bolksschulsest sein und dürfe nicht in die Ferien fallen. Daß auch der Unter richt das nationale Bewugtsein zu pflegen habe, bedürfe der Erörterung nicht. Entschiedenen Beifall fand in dieser Be ziehung, daß eie Trennung der brandenburgisch preußischen Geschickte von der deuischen zu beseitig-n sei Mit der Spe- cialgeichichte der Markgrafen und Kurfürsten deu Patriotis mus fördern zu wollen, ist in der That ein höchst verkehrtes Unterfangen. Die neueste Geschichte von 1815 bis 187 l sei in deu Unterricht aufzunehmen, dafür aber der bisher übliche Stoff za beschränken, namentlich mancher mittelalterlicher Quark zu beseitigen. Der nächste Gegenstand war die Stenographie. Zwar soll dieselbe auch eine „Geist und H rz bildende Kraft" haben; aber die von auswärts elngegangeuen Anträge aus Einführung als obligatorischer UoterrudtSgegenstand wurden einstimmig abgelehut Aach die Annahme der tateinilchen Schrift statt der deutschen fand Widerspruch, theilS aus nationaleu, thei.S auS praktischen Gründen. Als Zahl der wöchentlichen Lehrstunden wurden 30 bis 32 als Maximum festgebalten, mehrfach aber, zumal für die uutcriu Kl-ffeu, eine Eimaßiguug gefordert. Deu Nach mittagsunterricht wünschte man für größere Städte allgemein befestigt. Die Grür-de --elteu zum großen Tbe>l auch für klei nere Städte, zumal im Sommerscmesler. Die Schwierigkeiten dieser Einrichtung wurden oiLl verkannt Die Dauer der Ferien, Wochen, ward allgemein beibihalten, wre Lage aber durchgehends, auch von dem Geh. Ralh Wiese, dem bürgerlichen Jahr anzupassen gewünscht, so daß die Houvtferien, etwa am 15. Juli teginnend und «Wo chen dauernd, den Schluß deS Swuljahres bilden und drei wöchentliche Weihaach sserien as erste Semeft-r schließen. Die Sitzung vom 22. d. schloß mit dem Referat über die discipliuarische Befugniß, welche der Schule über die ihr anvertraute Jugeud auch für deren Verhalten außerhalb der Schule zuzugestehen sei. Die bisherige Praxis wurde in mehreren Punkten angegriffen; die Verantwortung könne von der Schule nicht übernommen werden: da» Vaterhaus babe das größte Interesse, könne mehr Vorbeugen und bester beobach- ten und könne vor Allem Lie allein richtige individuelle Bc- bandlungsweise eiutreten lasten. Aber nicht jeder Vater habe die nöthige pädagogische Einsicht und Befähigung; die Schule müsse nicht b.os zur Mitwirkung bereit sein, sondern auch für die Aufrechihallung deS Geistes der Anstalt gewisse Garantien kordern oder sich selbst verschaffen. Die väterliche Gewalt müsse sich — nur unter dieser Bedingung erfolge die Aufnahme deS Schülers — in gewissen Punkten dem Priucip der Schule nnterordnen und fei dieser für Auswärt ge ganz zu übertragen. Die daran sich schließende kurze Debatte wider sprach einzelnen Ausführungen; auf ein näheres Eingehen verzichtete man angkfichis des unmittelbar bevorstehenden Schlusses der Eonferevz. sein. Wir wissen, wie scbr unser Dresdner Institut dieser Art, trotz seiner Trefflichkeit und seines Gedeihen der Thicrpfleqc, mit der Lauheit der Verhältnisse zu kämpfen hat. Ganz anders in Berlin. Man meldet über die dortigen Erfolge: An der südwestlichen Ecke des zoologischen Gartens erheben sich ein paar phan tastisch mit Drachen und Elephanten und Vergoldung bunt geschmückte Thürmc, zu einem Elephantcnhausc gehörig, das im bmlerinvisckcn Stile aufgcbaut wird. Zur Vollendung der "Neubauten soll nächstens eine An leihe von 250,000 Thlr. ausgenommen, d. h. vorerst in Vorschlag gebracht werden. Der zoologische Garten hat in den letzten Jahren einen merkwürdigen Aufschwung genommen. Er ist der Licblingsort der Berliner Ge sellschaft geworden. Indessen ist in diesem Jahre auch viel für denselben geschehen, und für die Be reicherung der Thicrwclt ist der Direktor Bodinus rast los besorgt. Den fremden Potentaten, die Berlin be suchen, wird auch der zoologische Garten regelmäßig aufs Programm gesetzt, und der Dircctor wild zuletzt auf seiner Brust kaum noch Platz zu schaffen wissen für alle ihm zufließevdr Orden. Inzwischen wird eifrig weiter gebaut; kenn die Mittel erlauben cs, oder sind doch zu beschaffen. Welch ein Unterschied gegen ehemals I (und gegen andere Orte!) Als in Berlin der Natur forscher Lichtenstein (dessen Büste im Garten bekannt lich ausgestellt ist) noch Dircctor war, begab sich ein Thicrfrcund zu ihm, um ihm für den zoologischen Gar ten einen Eisbären zum Kauf anzubicten, den ein Schiffs - capitän nach Bremen gebracht hatte. „Ja," sagte der berühmte Naturforscher, „den Eisbären wollen wir Haden, sehr gern haben, und auch die Transportkosten daran wenden!" — „Aber was wollen Sie für den Bären bezahlen?" — „Bezahlen? Nein, um Thicrc zu bezahlen, haben wir kein Geld!"
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