Dresdner Journal : 17.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187704175
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770417
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-17
- Monat1877-04
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- Dresdner Journal : 17.04.1877
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^8«. Ldoo«c>»cot»Preli r lm äiitiid»» L«t«d»: »»drUeü: . . 1» K»clc. !4jUccllol»- 4 »l»r^ »0?k. Lio»«ti»«l7aii»wsra: Iv kt. L»»—r»»td d« d«»d»ayso k»iod»> tritt kv«t- iu»d 8t»mp«t»u»ot»I»G dl»»«. ta»«r»t«opr«i»«r tLIr don K»llm «iosr ^sipttlteuvo ?«tit»«ils <0 kk. llowr „Lill8««»ll>1t" di« 2«il« SO kk. Lr8«I>«i»v»r xL^Uod mit ^niv-cüio« der 8«aw- and ?«i«rt»^« Lb«»d» kür d«u kol^sodoll t»8 Diensts, Pen 17. April. 1877 Nwdntl Zonrnal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Lilpiix: />> /krandrtrtter, LomwiooiooLr ds« t)re»do«c douro-tl«; Somdllr^ LorUll-Violl-I,«ip«tx-L»»»I-Lr»»I»u ^r»ll^kllrt » U.: //<«<!« c»üt er» L t^»Aier/ N»rU» Visa Niuvdurx ?r<r^-l.«>p,i^ krolllrtart ». H. Zlälledolll N»d. .Vc-»»e,» 8«rlül: §. /kor»»clt, /»v»/«de»,t<int, Lrsmill: /r). Schotte, »r«,lia: L. Lta»Ae»'« Kürc»»», ck-muit» : ». p^-rAt,- rr»«iit»rl L. U.: L. ^ueAe^scüv u. ./. (7. //errr»lln»'»eli8 tiucldl., OürUlr l /»v.- /) , Usuvovor: üc/XEier, kirii-Lirlill kr««Ilkllrt I. u. Stuttxirrl: /)a«^<e L (,'»./ Sermdur^i d-. L7e«dj/e», Visa: d/ t-xpettt. Uerai,88«b«r: liöni^l. Lxpvditio» de» Orenduer dourn»!», läresdo«, ILvio^vrütruHos Ho. 20. V- S. b». » u«. »« Vrr» »ah»», «-»ich v-hnh o («u« «euft >te d<l «c»p v-»u» «te-ft. ), » r» «m»>, «nist. ä. »>L ll.-L MU». ). »Nch>, u,»o »i-chti >. ».» 4 4U> I t»u, vor». l «.>0 > IUld S»rm m d, d-Ld« rar- erra liuS hier böt, iom an« . L. mr. mitz iu »hu «S- aal io tölv Ro- mit b-tz tzco nse i» rau »th 'iu. ick. »a tu- iu cs- ich ift i». Amtlicher Theil. Dresden, 16. April. Ihre Majestäten der König und die Königin haben heute AUerhöchstihre Villa zu Strehlen bezogen. Dresden, 12. April- Die in Lvangvlieis beauf tragten Ltaatsminister haben den Pastor an der hiesigen Annenkirche Id<r. tbsol. und vr. pbil. Franz Wilhelm Dibelius zum außerordentlichen theologischen Beisitzer bei dem evangelisch - lutherischen Landesconsistorium ernannt. Auch hat S«. Majestät der König demselben dm Titel und Rang eines Consistorialraths in der 4. Classe der Hofrangordnung zu ertheilen geruht. Dresden, 13. April. Se. Königliche Majestät hat zu genehmigen geruht, daß der Geheime Regierungsrath Dr. )ur. Karl Robert Freiesleben in Dresden das ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß-Greiz ver liehene Fürstlich rrußtsche Civilrhrenkreuz I. Classe an nehme und trage. tllichtamtlicher Theil. Uebersickt. Telegraphische Nachrichten. Zur orientalischen Krrge. TagrSgrschichte. (Dresden. Berlin. Wiesbaden. Alten burg. Bern. Rom. St. Petersburg. Bukarest.) Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 14. April.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffeutl. Lienftr. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Falkenstein. Frei berg.) Statistik und LolkSwivtbschaft. EingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate Beilage. BSrsennachrichten. SklegraplMe Nachrichten. Paris, Sonntag, 15. April, Abends (W. T. B.) Midhat Pascha hat sich heute Morgen in Marseille eingrschifft, um sich nach Barcelona zu begeben. Der englische Gesandte bei der Pforte, Layard, ijt gestern Abend nach Brindisi abgereist und wird sich auf der Dacht „Queen Victoria" nach Kon stantinopel einschiffen. Loudon, Montag, 16. April. (Tel. d. Dresdn. Zourn ) Dem „Standard" zufolge wird englischer- seitS noch ein letzter Versuch zur Abwendung deS Krieges gemacht, daS Blatt bezweifelt aber den Erfolg der letzten nach St. Petersburg gerichteten Mahnung. Die „Morning Post" hofft, Rußland werde vor dem Friedensbruche daran erinnert werden, daß eS durch den Pariser Vertrag ver- pflichtet sei, die Mediation anzurufen. Wenn der Zar trotz aller KriedenSbetheuerungen den Krieg erkläre, werde England annehmen, er trachte die Türkei für Zwecke der Eroberung und der An nexion zu vernichten Die Toryblätter, mit AuS- nähme der „Daily NewS", äußern sich sehr anti- russisch. Bukarest, Sonntag, 15. April,Nachmittags. (W. T. B.) Der Kaiser von Rußland wird, wie verlautet, am nächsten DienStag rn Kischevew er- wartet Der Obrrcommandirendr der russischen Süd armee, Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch der Aeltrre, hält heute eine große Revue über die am Pruth stehenden Truppen ab Michael Cogolnieeanu ist zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt worben Gutem Vernehmen nach wird die Deputirten- kammer bereits Mitte nächster Woche zusammen- treten, und sollen die SenatSwahlen schon Ende der nächsten Woche stattsinden. Konstantinopel, Sonntag, 15. April, Vor mittags (W. T. B.) Es ist hier eine russische Dacht eingetroffen, welche das russische Botschafts personal nach Odessa befördern soll, sobald der Befehl zur Abreise ringet»offen sein wird. Die russischen Unterthanen in der Türkei werden als dann, wie rS heißt, unter den Schutz der deutschen Botschaft gestellt werden. Abdul Kerim Pascha hat sich nach Schumla begeben, um den Oberbefehl über die Donau armee zu übernehmen Jur orientalischen /rage * Wien, 14. April. Die „N. fr. Pr." erhielt mit der neuesten Post aus Konstantinopel den fran zösischen Wortlaut der Circulardepesche, welche Savfet Pascha als Antwort der Pforte auf das Lon doner Protokoll an die türkischen Vertreter im Aus land gerichtet hat. Der Text dieses Schriftstückes lautet in der Ucbcrsctzung deS genannten Blattes wie folgt: Konstantinopel, 9. April. Die hohe Pforte hat Mittheilung empfangen von dem Protokoll, welches am 3l. Marz 1*77 von dem ersten Slaalssccrciär für die auswärtig-»» Angelegenheiten Ihrer britischen Majestät, von den Botschaftern Deutschlands, Oester reich Ungarns, Frankreichs, Italiens und Auslands unter zeichnet worden ist. und ebenso von den demselben beigeschlos senen Erklärungen deS ersten Staaisstcretärs der auswärtigen Angelegenheiten Ihrer t-rttischen Majestät und der Botschafter Italiens und Rußlands. Indem sie Kenntniß von diesen Acten nahm, verursachte der hohen Pforte die Wahrnehmung das lebhafteste Bedauern, daß die befreundeten Groß- mäch'e es nicht für nöthig erachtet haben, die kaiserliche Re gierung an Bcrathnngcn theilnehmen zu lasten, in welchen man gleichwohl Fragen aufgeworfen hat, die sich aus die vi talsten Interessen des Reiches beziehen. Die Hobe Achtung, welche die kaiserliche Regierung bei jedem Anlässe für die Rathschläge und Wünsche der Groß mächte an den Tag gelegt Hal, die enge Solidarität, welche in so glücklicher Weise die Interessen des Reiches mit jenen des übrigen Europa verbindet, die unbestreitbarsten Principien der Billigkeit, endlich feierlich ««gegangene Verpflichtungen bercch- tigteo die hohe Pforte zu dem Glauben, daß auch sic ihrer- seüS berufen werden wüide, bei einem Werke milzuwiike», das benimmt ist, dem Oriente den Frieden zurückrugeben und ein diesbezügliches Einverstandniß zwischen den Großmächten ans eine gerechte und legitime Grundlage zu stellen. Aber von dem Augenblicke an, wo dem nicht so gewesen, sieht sich die hohe Pforte in die gebielerische Nothwendigkeir versetzt, ihre Stimme gegen die Rechtmäßigkeit c nes solchen Actes zu erheben und aus die verderblichen Folgen hin»,»weisen, welche rn Zukunft daraus auch für die die Sicherheit der Beziehungen der Staaten unter einander schirmenden Grundlätze erwachsen könnten Bei näherer Prüfung dieses Actes hat die Hobe Pforte die Ueberzeugung erlangt, daß. wenn die Siqnatarmächtc mehr Rücksicht genommen hätten aus den zur Zeit der Konstanti nopeler Conserenzen gepflogenen Meinungsaustausch, aus die in der Zwischenzeit erlangten Resultate, auf die neuen Gefahren, welche den Frieden bedrohen es möglicherweise leicht gewesen wäre, durch die Abwägung der aus dem Spiele stehenden groben Interessen zu einem cndgiltigen Uebercinkommen zu gelangen, das weder groben Rechtsverletzungen, noch unerfüll baren Bedingungen untergeordnet gewesen wäre. Während der Konstantinopeler Conserenzen hatte die Psortc. xeflützt auf die Constitution, die Se. Majestät soeben aus freiem Antriebe verliehen und welche die weitgehendste Reform verwirklichte, die nur je iu diesem Reiche seit scmcm Bestände erlebt worden, sich bestrebt, die Ungerechtigkeit jed- weder Maßregel nachzuweisen, die, unter dem Anscheine von Reformen, ihren Ausgangspunkt in Unterscheid»«»«! nach Provinzen, nach Glaubensbekenntnissen oder Klassen von Unterthanen nehmen würde, sowie die für sie beliebende Un möglichkeit darzuthun, irgend etwas der Integrität oder der Unabhängigkeit deS Reiches Zuwidcrlausendes anzunebmen. Dieser doppelte Gesichtspunkt entspricht vollständig den Be- dingungen des von den Mächten acceptirten englischen Pro gramms. Dieses Programm stellte als Grundsatz die Äuf- rechthaltung der Integrität und Unabhängigkeit des Reiche- Hin und forderte für gewisse Provinzen ein System von In- stituti men welche Garantien daiböten ge^eu schlechte Verwal tung und Willkürakte. Also war dieses System von Einrich tungen faclisch und rechtlich verwirklich!, und zwar durch d.e Beschaffenheit dieser neue» politischen Organisation selbst, welche dem Reiche ohne Unterschied der Sprachen, der Be- kenntniste oder der Provinzen gegeben war. Seitdem ist das ottomanische Parlament einbcrufen worden nnd eine aus Grund eines liberalen Wahlsystems, das bald jeder begrüu- detcn Kritik Stand halten wird gebildete Versammlung tagt in Konstantinopel und discutirl mit voller Freiheit die wich tigsten Angelegenheiten des Staates. Wenn man gegen dieses Resormsystem eingewendet hat, daß cs noch zu neu sei, u.n unmittelbare Früchte zu tragen, so kann darauf erwidert werden, daß ein solcher Einwavd ebensogut gegen die von den fremden Bevollmächtigten empfohlenen Reformen hätte er hoben werden können, wie überhaupt gegen jede Reform, welche eben deshalb, we l sie eine Neuerung darstcllt, iin An fang diejenige Wirksamkci nicht haben kann, welche ihr allein die Zeit zu verleihen vermag. Andererseits war die Rahe im Innern dauernd bergestellt, Serbien war zum Schweigen gebracht und Unterhandlungen, in denen die hohe Pforte un unterbrochen die größte Mäßigung beweist, waren mit Monte negro eingeleitet worden. Unglücklicherweise trat in der Zwischenzeit eine neue Thatsache zu Tage, und die ungewöhnlichen Rüstungen, welche seit einigen Monaten in ganz Rußland stattfinden, zwingen die hohe Pforte, Defensivmaßregeln zu ergreifen- Diese Rüstungen baden nicht blos eine völlige Beruhigung der Ge- müther verhindert, sondern vielmehr eine äußerst gefährliche Situation cherbcigeführt. Die hohe Pforte darf mit gutem Rechte ronsiatn.n, daß sie nichts versäumt hat, um alle Zweifel zu zerstreuen, die Unruhe zu beschrvichngen und die delikatesten Empfindlichkeiten zu schonen Da sie kaum die langwierigen und schweren Prüfungen überstanden batte, welche revolutionäre Umtriebe m allen Provinzen des Reiches ibr zu bereiten gesucht hallen, so war es nalürlich. daß sie sich nach Ruhe sehnte nnd keinen anderen Wunsch hegte, als den, sich unverzüglich ihrer inneren Regeneration zu widmen. Sie bat es seitdem nur lebhaft beklagen können, daß dieser Wunsch sich von Tag zu Tag mehr der Erfüllung entzog, weil die ihr aufgezwungene Nothwendigkeit militärischer Maßregeln ihr nur die Wahl ließ, ihrer Bevölkerung schwere Opfer aufznerlegcn, ihre Finanzen durch große und unproduk tive Ausgaben zu erschöpfen und vor allen Dingen sich mit mit den Mitteln zu beschäftigen, einen Conflict zu vermeiden, der den Weltfrieden tief erschüttern könnte. ES ist natürlich, daß die Großmächte sich mit dieser Lage beschäftigt haben. Die hohe Pforte hat es aus Gründen, welche nicht dargelegt zu werden brauchen, bisher vermieden, die Aufmerksamkeit der Mächte ofsscieü auf diese neue Phase der Frage zu lenken, welche gewiß die ernsteste von allen ist. Die Erklärungen, welche Ihre Excellcnzen Lord Derby und Graf Schuwalow der Unterzeichnung des Protokolls vor ausgeschickt baden, bieten ihr (der Pforte) jedoch heule eben falls die Gelegenheit, die bes.cnndelen Cabinete aus die drin gende Nothwcndigkert zu verweisen, dieser so gefährlichen Ver wicklung, deren Lösung noch lange zu verzögern nicht in der Macht der hohen Pforte liegt, ein Ende zu machen. Infolge dessen und n Beantwortung der Declaration Sr. Excellenz de« russischen Botschafters nötificirt die hohe Pforte ihrerseits den Signaiarmachten des Protokolls die nachstehende Er- kläruug: t) Montenegro gegenüber das nämliche Verhalten beobach tend wie gegenüber Serbien, eröffnete die hohe Pforte dem Fürsten Nikolaus vor zwei Monaten aus freien Stücken daß sie nichts verabsäumen würde, um — selbst um den Preis gewisser Opfer — zu einer Verständigung mit ihm zu gelangen Monrenegro als inlegriren- dcn Bcstaudtheil des ottomanische« Gebiets betrachtend, schlug die hohe Pforte eine für Mon tenegro voriheilhasie Richtigstellung der Demarkations linie vor. und es hängt nunmehr von den Rathfchlägen der Mäßigung ab, welche in Cetinje das Uebergcwicht behalten, daß diese Angelegenheit als beendigt betrachtet werden kann 2) Die kaiserliche Regierung ist bereit, alle versprochenen Reformen zur Durchführung zu bringen; aber den Grnnddestimmungen unserer Verfassung gemäß dürfen diese Reformen keinen besonderen ausnahmsweisen Cha rakter haben und in diesem Sinne wird die kaiserliche Regierung in voller und unbeschränkter ^Freiheit bei Verwirklichung die er Institution beharrlich vergehen. 3) Die kaiserliche R-gicrung ist bereit, ihre Heere auf den Fricdensfuß zu setzen, sobald sie wahrnehmcn wird, daß die kaiserlich russische Regierung Maßregeln zu gleichem Zwecke ergreift. Die Rüstungen der Türkei haben einen ausschließlich defensiven Charakter und die Beziehungen der Freundschaft und Achtung zwischen beiden Reichen aeben der Hoffnung Raum, daß das Cabinet von St. Petersburg nicht ganz allein in Europa die Voraussetzung sesthalten werde, die christlichen Bevöl kerungen seien durch ihre eigene Regierung von solchen Gefahren bedroht, welche es als geboten erscheinen lasse», gegen einen befreundeten Nachbarstaat alle Mittel der Invasion und Z-rstjjruag auszuhäufen. großer geistiger Einfachheit wirken der Künstlerin rea listischer Ton, die kurze Trockenheit des Accents, die gcnrebildliche Methode des Spiels nnd der mimischen Bewegungen in hinreißender Art. Dazu kommt ein sehr bedeutendes, warmes Hervorbrcchen innerer Bewegung, starker Herzensempfindung, und nirgends tritt ein Zerreißen des Gesammtefsects hervor. O. B. Pablo Sarasate gab am 14. April im Saale des „Hotel de Saxe" sein zweites Concert. Er spielte Concertstückc von Saint-Saens, Ballade mit Polonaise von Vicuxtemps, Chopin's ^8-6ur-Nocturno,A>r8 russes von Wieniawski und seine Faustphantasie, eine zwar un bedeutende, aber doch der geschmacklosen Freischützphantasie vorzuzichende Composition. Letztere beiden Piecen sind vorzugsweise den kühnsten und überraschendsten Schwierig keiten und pikantesten Kunststücken virtuoser Bravour gewidmet, mit denen der Concertgcber in so stanncns- werth unfehlbarer und geschmackvoller Beherrschung effec- tuirt. Eme glänzende Leistung voll Verve und höchster Eleganz des Vortrags ergab das Stück von Vieuxtemps, entzückend wieder war die Wiedergabe des Chopin'schen Nocturno. Beide Prvductioncn und dazu die des Bruch'- scheu Conccrtcs traten als die musikalisch und künst lerisch schönsten unter den hier von Sarasate gegebenen hervor. Sie waren mannichfaltig genug, um den ersten Eindruck seines hiesigen Auftretens einigermaßen zu mo- dificiren. Sarasate's Spiel erscheint am vollendetsten und liebenswürdigsten in der Salonmusik — sowohl in der Salonmusik musikalisch gehaltvoller und geistreicher Art, als in jener, die in gefälliger und amüsanter Weise vor Allem nur die kunstfertigsten Spielereien mechani scher Dressur zur Geltung dringt. Dieser verwalten den nnd allerdings dankbarsten Richtung entspricht auch sein überaus geklärter, reizvoller, weicher, der feinsten 4) WaS die in der Türkei möglicherweise eintretenden Un ordnungen belriffl, welche die Abrüstung des russischen HeereS aushallen könnten, so weist die kaiserliche Regie rung die verletzenden Worte, in welchen diesem Ansinnen Ausdruck gegeben wurde, zurück, denn sie glaubt, daß Europa davon überzeugt ist. daß diese die Ruhe der Provinzen störenden Unordnungen von auswärts «e- kommencn Ausstachelungen zuzuschreiben sind, für welche die kaiserliche Regierung keinerlei Verantwort lichkeit trifft, und daß cs demgemäß kciue-.wcgö gerecht fertigt wäre, wenn die kaiserlich russische Regierung die Demobilisirung ihrer Heere von derartigen Eventuali- tälen abhängig machen wollte. b) Mit Bezug auf die Entsendung eines Special gesandten nach St. Petersburg zur Unter handlung über die Entwaffnung hat die kaiserliche Regierung keinerlei Grund, einen durch die diplomatische Conveuienz auferlegten, aus Wechselseitigkeit be ruhenden Act der Höflichkeit zn verweigern. Ader die kaiserliche Regierung vermag den Zusammenhang zwischen einem solchen internationalen Höflichkeitsactc und der Entwaffnung nicht wahrzunehmen, welch letztere aus keinem plausiblen Grunde verzögert werden kann und zu deren Effectuirung ein einfacher Befehl genügt. Die hohe Pforte bittet die Srgnatarmächlc, von den vor stehenden Erklärungen Act zu nehmen, den Geist, von dem sic drctrrt sind, zu würdigen und ihnen diejenige Wichtigkeit bei zulegen, welche sie angesichts der gegenwärtigen Situation mit Recht beanspruchen dürfe,»., einer Situation, vor welcher die kaiserliche Regierung die Mächte nicht genug warnen kann, für die sic selbst aber feierlichst die Verantwortung ablehnt Nach Alledem, waS vorüebend über die Bemühungen der kaiserlichen Regierung die Rube wieder herzustellcn, und über die U> fachen, durch welche sie daran verhindert worden ist. »us- geführt wurde, dürsten die Cabinete. welche das Protokoll vom 3l. März unterzeichnet haben, sich unschwer vergegenwärtigen, welch peinlichen Eindruck dieses Document aus die kaiserliche Regierung bervorbringen mugte. Es wäre nutzlos, hier auf dieienigen Stellen des Protokolls zurückzukommcn, welche die beiden Fürstenthümer und die Frage der Abrüstung betreffen. Aber was in der That nicht genug bedauert werden kann, das ist der geringe Werth, welchen die Mächte ebensosehr auf die großen Grundsätze der Gleichheit und Gerechtigkeit, welche die kaiserliche Regierung zu verwirklichen sucht, als auf ihr Unabdängigkeits und Souveränetätsrecht zu legen scheinen. Mau muß in der That erstaunen, daß in diesem Protokoll die befreundeten Mächte cS sür gut befunden haben, „von Neuem das gemeinsameJnteresse zu bethätigen welches ne an den in Bosnien, der Herzegowina und Bulgarien einzuführenden Reformen nehmen, welche die hohe Pforte in der VorauSscy ung angenommen hat, dieselben aus eigener Mnchtvollkommcn heil durchzuführen", daß die Mächte sich veranlaßt sehen, die Psorte cinznladen, „binnen möglichst kurzer Frist die noth wendigen Reformen in jenen Provinzen vorzunchmen, welche den Gegenstand der Fürsorge der Conferenz gebildet haben"; es ist erstaunlich, daß die befreundeten Mächte der Hoffnung Ausdruck geben, „die hohe Pforte möge nm Energie jene Maß regeln treffen, welche die Lage der christlichen Bevölkerungen eine wirksame und einstimmig verlangte Verbesserung zu Theil werden lassen, nnd daß sie, nachdem sie diesen Weg betreten, es durch ihre Ehre und ihr Interesse geboten erachten werde, auf demselben loyal und eifrig zu verharren." Die hohe Pforte hat keine Specialresorm für Bosnien, die Herzegowina und für die von Bulgaren bewohnten Gegen den accepnrt- Sie giebt sich keinem Zweifel darüber hin. daß eS wahrlich ihrem Interesse und ihrer Pflicht entspricht, den berechtigten Ansprüchen ihrer christlichen Unterthanen gerecht zu werden Sie könnte nicht zugeben daß die ihr anempsod» lenen Verbesserungen sich ausschließlich auf Las christliche Ele ment beschränken sollen. Gegenüber den Beweisen von Loya- lital und Ergebenheit, welche all» Unterthanen Sr. Majestät gegeben haben und angesichts der Reformen, welche alle Völker deS Reiches zu einem politischen Körner vereinigen, ist die hohe Psorte es sich selbst schuldig, den Verdacht zurückzuweisen, welchen der Wortlaut des Protokolls auf die Aufrichtigkeit ihrer Gefühle sür ihre christlichen Unterthanen zu werfen ver- sucht uno außerdem Einspruch zu erheben gegen die Gleich giltigkeit. welche das Protokoll ihren muselmanischen und an deren Unterlhauen gegenüber an den Tag legt Cs ist nicht zulässig, daß die Verbesserungen, welche den Zweck haben, die Ruhe und das Wohl auch den Muselmanen zu sichern in den Augen des ausgcklärten, toleranten und ge rechten Europa ohne alle Bedeutung seien Maßregeln, welche geeignet sind. Allen und überall die freie moralische und ma terielle Entwickelung der Rechte jedes Einzelnen zu sickern, sind das Ziel, welches sich die Türkei heute gesetzt hat, und sie hält cs für eine Ehre, auf dieser Bahn zu verharren Die Verfassung ist dafür die beste und sicherste Bürg schaft Wenn jedoch die Regierung sich veranlaßt sieht, einen Gedanken zurückzaweisen, welcher geeignet ist, Zwietracht unter den verschiedenen Elementen ihrer Bevölkerung zu säen und ihnen gegenseitiges Mißtrauen, sowie Mißtrauen gegen ihre rechtmätzige Obrigkeit einzuflößen, so könnte sie unter keinen Bedingungen sich der Sanction sügen, welche das Protokoll der Anwendung der oben angeführten Verbesserungen ver liehen hat. Pianonuancen fähiger Ton, der auf präcisester Ansprache, auf Rapivität, Glätte und keckste Wagnisse der Technik gerichtet ist, schon infolge des dazu passenden Saiten bezugs hoch gesteigerte Anstrengung nicht verträgt und unmöglich zugleich reiches charakteristisches Colorit, Größe und möglichst intensive Kraft und Leidenschaft des Aus drucks entfalten kann. Herr E. Krantz führte die Pianofortcbcglcitung sämmtlicher Piecen vortrefflich aus, obwohl sogar unvorbe'eitet für das Nocturno und die Faustphantasie. Fräul. A. Haverland vervollständigte das Pro gramm in sehr angenehmer Weise durch Declamation; besonders anmuthig sprach sie den „Kuß" von Th. Körner. C. Banck. Refidenztheater. Gastspiel von Fräulein Marie Geislinger. Am 14.April wurde der „Ju-Schrei", ländliches Charaklerbild von Lentner, Musik von Ignaz Lachner, und die kleine Bluette „Ich speise bei meiner Mutter", nachDccourcclle und Thiboust, von Branitz gegeben. Die gefeierte Künstlerin hatte auf allgemeines Ver langen zur Rolle der Lena in dem erstgenannten Stücke ausnahmsweise zurückgegriffen, obgleich sie zu Gunsten ihres jetzigen Rollenfaches dem Gebiete des Singspiel- charaklers fast ganz entsagte. Indessen greift gerade das Lentner'sche Stück, dem eine traurige Begebenheit zu Grunde liegt, in das ernste, tragische Element ihrer jetzigen Darstcllungs- phäre tief und dauernd genug ein, und ohne dieser starken Schattirung von Heiterkeit und jähem mensch lichen Elend das Wort reden zu wollen, muß doch anerkannt werden, daß dieselbe der großen, Alles be deutungsvoll und seelisch auffassenden Schauspielerin eine dankbare Gelegenheit darbot, in den kecken Mo- FeuiUcton. Rcdigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 15. April: „Die Hagestolzen", Lustspiel von Iffland zu 3 Acten von E. Devrient eingerichtet. (Frau Niemann- Raabe vom k. Hostheater in Berlin als Gast.) Hek tor, Schwank von G. v. Moser. Wie so viele Jffland'schc Stücke trotz ihrer großen Schwächen sentimentaler Philisterhaftigkeit und familiär auf uns eindringendcr Rührung schon zu ihrer Zeit sehr förderlich für einen gewissen Grad technischer Ent wickelung der Schauspielkunst waren, so sind sie es zum Theil noch immer. Die gekürzte Bearbeitung einiger derselben ist daher durchaus kein müßiges und unnützes Beginnen. Bei guter Darstellung bieten sie sogar der modernen Geschmacksrichtung vorübergehend ein wohl- thuendrs Gegengewicht dar, indem sie im Contrast zu der neuerdings höchst eilig und meist unmotivirt fort schreitenden Handlung eine rubigr Entwicklung derselben anstreben und dem Schauspieler Zeit gewähren, seine Figuren sorgsam und ebenso ruhig auszuführen und sie mit dem nothwendigen Detail der Charakterzeichnuna ausstatten zu lernen. In den heutigen Comödien ist dazu selten Zeit und Sammlung vorhanden; wenn ein Künstler in irgend einer Scene sich alle Mühe giebt und das Interesse deS ganzen Publicums auf sich con- centrirt glaubt, so springt ganz plötzlich irgend rin Episodenspieler dazwischen, und sollte es in einer Ladrndiener- oder Kutscherrolle geschehen, weil der Autor schon ängstlich ist, die Zuschauer, die er geistig unterstützt, könnten sich langweilen und ohne Allotria verstimmt werden. In dieser forcirtrn Beweglichkeit des Vielerlei liegt ein Unheil für die Bühnenkunst der Gegenwart. Dem Flciße unserer Schauspieler gelang es, Vor- theil aus den angedeuteten Eigenschaften Jffland'scher Stücke zu ziehen; man brachte die „Hagestolzen" za einer voctrefflichen Wirkung. In erster Linie und mit soviel Natürlichkeit wie guten Nuancen geschah das von den Darstellern der beiden männlichen Hauptrollen, von Herrn Porth und Herrn Koberstein. Der Erstere wußte die Unterdrückung eines schwachen, aufopfernden Charakters, wie es der Rcinhold's ist, und die endliche Regung seiner männlichen Besonnenheit und Lebens kraft sehr überzeugend ouszumalen, und Herr Kober stein hat mich in seiner derben, gesunden Zeichnung des Pachters Linde geradezu noch speciell dadurch ent zückt, daß er mit Energie und vollstem Gelingen jede singende Redeweise, jeden monotonen Sprachrhythmus vermied, ganz zwanglos vermied und überall den natür lichsten Ton, herzlich und warm, anzuschlagen ver mochte. Er war mit bester Auffassung und innigstem Interesse immer bei seiner Rolle, und die Regie soll sich ein Beispiel an diesem Fall nehmen. Ich habe oft beklagt, daß jenes Künstlers Befähigung durch vor herrschende Rollen von schlechtem Charakter einseitig gemacht und ihrer volleren Entwickelung beraubt wercen muß. Die Partie des Pachters zeigt, daß jene Ent wickelung noch auf ganz anderem Gebiete, als dem der Schleicher, Gauner und Gecken möglich ist. Auch Fräul. Allram, Frau Wolff und Herr Dessoir thaten in ihren kleineren Aufgaben dem Stücke sehr viel Gutes an. Bezüglich des Gastes, Frau Niemann-Raabe, glaube ich, daß die Rolle der Margarethe zu ihren aller vorzüglichsten Leistungen gehört. Gerade bei diesem ländlich derben Charakter von vielem Naturell und
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