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Dresdner Journal : 14.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187706148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-06
- Tag1877-06-14
- Monat1877-06
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 14.06.1877
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- .Eine derartige Initiative, mag sie nun, wie in diesem Falle, von .„liberaler'"' »Veite kommen, oder von den „„Orthodoxen"" auSgehen, kann nur zu üblem Ende führen. Wer sich für die Förderung de- kirchlichen Leben- und der synodalen Ordnungen wahrhaft in- teressirt, sollte seine Thätigkrit nach anderen Seiten hin zu entfalten suchen; an Fragen, deren Lösung alle „„Parteien"", um diesen in kirchlichen Dingen so leidigen Ausdruck zu gebrauchen, zu einmüthiger und ersprieß licher Wirksamkeit zu verbinden vermöchte, ist in der That kein Mangel." — Ebenso kann sich die „Emder Zeitung" mit den Tendenzen des Protestantenveretns nicht befreunden, welcher in seinen letzten Eonsequenzen auf das Programm der auf einer unhaltbaren Ver- standesabstraction beruhenden vollständigen Trennung der Kirche vom Staate wenigstens insofern hinauslaufe, als er die letzte Entscheidung über d-r religiösen In teressen in die Gemeinde verlege. Jur orientalischen /rage. St. Petersburg, 12. Juni. Eine Privatdcpesche der „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Urber den Zeitpunkt der Rückkehr des Kaisers ist noch keine Bestimmung getrosten. Fürst Gortschakow wird denselben begleiten. Keiner der Minister wird während des Krieges einen Urlaub nehmen. Belgrad, 12. Juni. Der „Allg. Ztg." geht nach stehende Privatdepesche zu: Nachdem gestern der Fürst Milan vom Kaiser von Rußland eingeladen worden war, erfolgt übermorgen seine Abreise nach Bukarest. Von selten des Ministeriums begleiten den Fürsten der Minister des Aeußern, Nistic, von der Armee der General Protic und die Obersten Leschjanin und Horvato- vic. — Morgen erscheint ein Ukas, nach welchem die Skupscktina auf den 1. Juli nach Kragujevacz ein- berufen wird. — Der Vertreter des bulgari schen Rcvolutionscomitäs in Serbien ist nach Plosesti abgereist, um sich mit der Centralregierung von Bulgarien über die Mitwirkung Serbiens zu be sprechen- Turn-Severin, 7. Juni. Der „Schks. Ztg." schreibt man: Von mehr Erfolg, als die Bombardements türkischer Batterien, sind die türkischen Raubzüge in die rumänischen Dörfer begleitet, welche meist bei Nacht unternommen werden und mit Wegführung von Schaf- und Rinderheerden enden. Irden Tag werden solche Fälle constatirt, und erscheint die Wacksqmkeit der rumänischen Uferpikets nicht im besten Lichte. Von Lom-Palanka aus kamen zwei Abtheilungen Baschi- Bozuks in der Nacht vom 31. Mai über die Donau, und während die eine das Dorf Ghinditschiu total ausplünderte, drang die zweite, aus 30—40 Mann be stehende Bande auf Maceschu und trieb 1400 Stück Lieb fort, welches sie auch glücklich über die Donau brachten. Nun liegt der zweite Ort ziemlich weit im Lande, südwestlich von Krajowa; wenn cs also den Türken gelingt, von solch entlegenen Punkten aus große Heerden wegzutreibcn, wie leicht können sie dann auch die kleineren Städte im Dunkel der Nacht über fallen. In der Nacht vom 3. zum 4. Juni versuchte abermals eine große Anzahl gut bemannter türkischer Kaiks, das Donauufer in der Nähe von Jslaz zu er reichen. Das rumänische Piket Nr. 10 bemerke die selben, ließ sie aber bis auf 300 Meter herankommen und eröffnete sodann ein wohlgezieltcs Feuer. Zwei der Kähne sanken, die anderen wandten sich zur schleu nigsten Flucht. Derselbe Fall kam gestern Nachts bei Tschctatc, oberhalb Kalafat vor, wo türkische Boote vorbcipassiren wollten. Angeschossen, verschwanden die selben im Dunkel der Nacht in der Richtung auf Widdin. * Bukarest, 11. Juni. Der Specialberichterstatter der „Pr." telegraphirt: Das russische Hauptquar tier soll nach Alexandria (südwestlick von Bukarest und nur 4 Meilen von der Donau entfernt) kommen, wohin bereits russische Quartiermcister abgegangen sind. Man errichtet dort 30 SanitLtsbarakcn. — In Plo se st i wurde heute Friedrich Kraut als Spion er schossen. Er hatte sich für einen Korrespondenten ansgrgeben und in den Positionen von Giurgewo Her umgetrieben. Vor einiger Zeit tclegrapbirte er an den Geiicralstab nach Plojesti und ersuchte um Zulassung ins Hauptquartier; endlich wurde er, da ihm diese nicht erthcilt wurde, als ausweislos aufgegriffen und nach Plojesti gebracht. Die eingezogenen Erkundigungen er gaben, daß sich Kraut bald für einen ösürreichiscken, bald für einen deutschen Offizier ausgegebcn, beides ohne Berechtigung; er soll im Gegentheil früher man cherlei Betrügereien verübt haben. Bei ihm wurden Nottzen vorgcfundcn, welche die Spionage bestätigten, infolge dessen das Nrtheil heute vollzogen wurde. — Der vom Telegraphen angekündigte Rücktritt des rumänischen Ministers des Auswärtigen, Cogolniceano, Indische Jagdbilder. (Schluß zu Nr. l»4.) Von nickt geringerem Interesse ist dir Schilderung des „herrlichsten Jagdgrundes der Welt" zwischen dem Limpopo- und Zambesiflusse tn Afrika. Hier ist pur «»eellence die Heimath der Antilopen. Allein auch von der Elcphantrn , der Rhinoceros- und Flußpferd- jagd in dieser Gegend erzählt uns der Verfasser auf das Lebendigste Er hat in Indien und Afrika nicht weniger als 876 der ersteren Thiere erlegt. Mit der Genauigkeit eines Naturforschers schildert er die Ver schiedenheit dieser beiden Arten. Folgende Charak- terisirung der „Elephantensprachc" ist wohl das Re sultat gar vieler Nachtwachen an afrikanische" Sümpfen oder indischen Dschungeln: „Die Elephanten stoßen vielerlei Laute aus, deren jeder seine besondere Bedeutung hat. Der erste ist ein schrill pfeifendes Geräusch durch den Rüssel, das Be friedigung anzeigt. Der zweite, eine Art Ausruf der Ueberraschung und des Alarms, dringt aus dem Munde, der sich am besten durch ein pr-rut, pr-rnt nach ahmen läßt. Der dritte ist trompetenartig und zeigt Zorn an; ist das Thier besonders wüthcnd und geht es zum Agriffe vor, so geht dieser Laut in ein heiseres Brüllen oder einen wahrhaft entsetzlichen Schrei über. Der vierte Laut ist ein Zeichen der Unzufriedenheit und Angst, wenn das Thier von seiner Heerde getrennt, oder müde, hungrig oder »u schwer beladen ist; er ist am besten durch »in: urmpsi urmph nachzuahmen." Besonders demerkenswerth ist das Kapitel über die Löwen, da- von bewundern-werth.'r Beobachtungsgabe zeugt „Old Shekarry" hält dir afrikanischen und die asiatischen Löwen für zwei verschiedenen Gattungen an» gehörig. Die letzteren wirsen zwei Varietäten, die ersteren 644 und besten Ersatz durch Demeter Ghika dürfte nach einem Schreiben, welches der neuesten „Poli». Corr." aus Bu karest zugeht, darauf zurückzusührru sein, daß Sogol- niceano die Actio« der rumänischen Armee auf die strengste Defensive im eigenen Lande beschränkt wissen will. Auch der Fürst Gortschakow wäre gegen die Co operation gewesen, worauf der Großfürst Nikolaus dem Reichskanzler nachdrücklich erklärt haben soll, es sei ihm durchaus nicht gleichgilttg, der Mitwirkung einer Armee von 32,OM Mann, die sich so tüchtig zeige, wie die rumänische, entbehren zu sollen. Konstantinopel, N. Juni. Der „Pr." wird t«lr- graphirt: Wir verlautet, geben« der Sultan, den Oder- commandanten der ägyptischen Hilfstruppen, den Prin zen Hassan, zum Muschir (Feldmarschall) des osma nischen Reiches zu ernennen. — Die Statthalter von Diarbekir und Siwas richteten an dir Bevölkerung einen Aufruf, alle Bewohner Erzrrums ohne Untersckied des Glaubens und der Nationalität, welche diese Stadt aus Furcht vor einer bevorstrhenden Cernirung ver lasten, aufs Gastfreundlichste zu empfangen. — Das griechische Element scheint nun auch in den Orientconflict cintrcten zu wollen. Aus Kreta wird „Reuter's Bureau" über Athen der bevorstehende Aus- bruch eines Aufstanres signalcsirt. Die Nationalver sammlung hat, nachdem die Pforte jede Revision des Statuts abgelehnt, beschlosten, ihre Rechte mit dm Waffen zu vertheidigen. Auch in Epirus sollen sich aufständische Bewegungen bemerkbar machen. * Tiflis, 1>. Juni. Die „Pr." erhält von ihrem Specialberichterstatter auf dem astatischen Kriegsschauplätze nachstehmdes Telegramm: Nachdem der Großfürst Mi chael zur Armee vor Kars abgereist ist, wird General Swjatopluk-Mirski II. die Geschäfte des Statthal ters hier besorgen. — Von der Operationsarmee wer den nur unbedeutende Recognoscirungsgefechte nordöstlich Batum und nördlich von Kars gemeldet. — Das Hauptquartier der Armee wurde von Saim nach Mazra (1'^ Meilen noroöstlich von Kars) ver legt, wo bereits die Feldtelcgraphenstation eingerichtet ist. — Von dem Kriegsschauplätze in Asten kommen der „N. fr. Pr." für die Türken sehr günstige, jedenfalls aber noch der Bestätigung bedürfende Nachrichten zu. Wie nämlich der Specialcorrespondcnt des genannten Blattes aus Erzcrum vom 10. d. M. telegraphirt, hätte die russische Avantgarde bei dem Hcrannahen der drei aus Crzerum, Zewin und Bardez kommenden mobilen türkischen Colonnen sowohl Olti, als auch Pennekgerd ohne Kampf und in fluchtartiger Eile geräumt. Beide Orte wurden von den ottomanischm Truppen ohne Verluste besetzt und die energische Ver folgung des Feindes cingeleitet. — Gleichzeitig meldet man der „N. fr. Pr." aus Konstantinopel vom l l. d. M., daß der Kaimakam Hassan Bey mit einem Frciwilligcncorps die Grenze überschritten habe und in das russisch-transkaukasische Gouvernement von Achal- zich ei «gedrungen sei. Ein russisches Truppen- detachemcnt das sich ihm entgegenstellte, wurde ge schlagen. An der kaukasischen Küste strömen unaufhör lich abchasische Freiwillige zu de» ottomanischm Truppen. Taqesytlchichte. * Berlin, 12. Juni. Ihre Majestät die Kaiserin verläßt heute Baden und wird, m't Ihren königl. Ho heiten dem Großherzog und der Großherzogin von Baden, in Heidelberg Ihre Majestät die Königin von Schweden und Norwegen besuchen und Abends in Koblenz eintrcffen. —Der Ausschuß des Bundes rat Hs für Handel und Verkehr trat heute zu einer Sitzung zusammen. — Beim Bundesrath ist von Seiten Preußens der Antrag gestellt worden, zur Erörterung der Frage, in welchem Umfange für Rechnung der Reichskaffe eine Stempelsteuer und Erbschafts steuer an Stelle der gleichartigen Abgaben der Bundes staate« zu erheben sei, und zur Vorbereitung der er forderlichen Gesetzentwürfe eine Commission von sach kundigen Angehörigen mehrerer Bnndesstaaten zu be rufen. In einer dem Anträge bcigefügten Denkschrift wird, laut der „N. A. Z.", hervorgrhoben, daß der jetzige Zeitpunkt für die Erörterungen der Frage aus Rücksicht für die bevorstehende Regelung des Gebühreu- wesens gewählt ist, das mit dem Stempelwesen vielfach in enger Verbindung steht. Von den unter sich durch aus verschiedenen Bestanctheilen der in den Landesgesetz gebungen unter den Stempclabgabcn begriffenen Steuern würden für die Uedrrtragung auf das Reich nach preußischer Aisfassung haupftächlich der Spielkarten stempel, der Urkundenshmpel mit Einschluß der Ab gabe von Veräußerungen der Immobilien und die Erb schaftssteuer geeignet sein. Die finanzielle Bedeutung der Uebertragung der Stempelstenern auf das Reich für die einzelnen Bundesstaaten und für das Reich selbst wird sich erst dann übersehen lasten, wenn die Arbeiten der beantragten Commission die Aufstellung bestimmter Vorschläge möglich machen. Einen Anhalts punkt für eine ganz allgemeine Schätzung der Bedeutung des Gegenstanoes werden dir Erträge in Preußen bieten können, welche etwa dem Durchschnitt der Erträge in den übrigen Bundesstaaten gleichkommen möchten. In Preußen betrugen dir Einnahmen im Jahre >875 an Urkunden stempel 26.796,368 M., au Erbschaftssteuer 4,734 975 M., an Spirlkartenstempel 712,215 M., zu sammen 32,252.558 M. Die Matricularbeiträgr für Preußen erreichten im Jahre 1876 die Höhe von 31,730,696 M., also annähernd den Betrag drr Stempel- steuer. Bei der Brurtheilung dieser Ziffern wird aller dings nicht außer Betracht bleiben können, daß tn den selben dcr Ertrag der Stempelsteuer von denjenigen Gegenständen mit enthalten ist, welche sich wohl zu Objcctcn der Reichsskeuer nicht eignen würden. — Der diesseitige Gesandte am königl. spanischen Hofe, Graf Hatzfeldt, ist aus Madrid hier eingetroffen. — Die „Nat.-Ztg " erfährt, daß der Generalfeldmarschall Gras Wrangel von dem Unwohlsein, das ihn vor etlichen Tagen befallen, vollständig wieder hergestellt ist und bereits Vorkehrungen trifft, am Sonnabend die alljähr lich unternommene Reise nach Warmbrunn anzutreten. — Die siebente Kriminaldeputation des hiesigen Stadt gerichts verhandelte in ihrer heutigen Sitzung dir beiden vielbesprochenen Preßprocrsse gegen die beiden social- demokratischen Führer Bebel und Liebknecht. Der Aus spruch des Gerichtshofes in Sachen des Letztgenannten lautete dahin, daß dem Einwand des Angeklagten statt- zugeben sei, da nach den staltgehabten Erhebungen und Beweisaufnahmen unzweifelhaft feststehe, daß die „Neue Welt" in Leipzig erscheint und von der AssociattonS- druckerei verlegt wird, für jedes Blatt aber nur Ein Ort des Erscheinens eristiren könne. Der Gerichtshof verneinte deshalb die Kompetenzfrage. Das Urtheil gegen Bebel lautete dahin, daß in der von ihm ver- öffenllichten Broschüre über dir parlamentarische Thätig- keit des deutschen Reichstags und des preußischen Land tags in drn Jahren >874—1876 drei Beleidigungen des Fürsten Bismarck und rin Verstoß gegen 8 >31 des -Ltraigesetzbuches enthalten seien, und daß der An geklagte Bebel bei ver Schwere der Vergehen und mit Rücksicht auf seine Vorbestrafungen mit 9 Monaten Gcfängniß zu bestrafen, ferner auch die Broschüre in allen vorfindlichen Exemplaren zu vernichten und dem Fürsten-Reichskanzlerdas Recht zu ertheilen sei, deu Urtels tenor nach bcfchrlttener Rechtskraft im „Staats-Anzeiger" uild m dcr „Freien Presse" zu veröffentlichen. München, 1». Juni. Wie die „Allg. Ztg." hört, darf bereits als bestimmt angenommen werden, daß die feierliche Eröffnung des Landtages am 2. Juli wieder durch einen der königlichen Prinzen erfolgen wird und sohin, wie es bei den letzten Landtagen ver Fall war, eine Thronreve nicht gehalten wird. * Stuttgart, 10. Juni. Die Kammer der Ab geordneten nahm, wie auS een ausführlichen Be richten des „Schw. M." hervorgeht, in ihrer gestrigen Sitzung das Eisenbahngesetz, betreffend die Beschaffung weiterer Geldmittel für ven Eisenbahnbau in der Finanz periode 1. Juli 1877 bis 31. März 1879, wonach 22 Millionen Mark, soweit sie nicht aus verfügbaren Mit teln der »Staatskasse bestritten werden können, unter möglichst günstigen Bedingungen als Staatsanlehen aufzuuchmen sind, nach den Commissionsbeschlüssen an. Die Berathung war namentlich in Betreff der Frage über Secundärbahnen recht lebhaft. Koburg, >2. Juni. (Tel.) Die Herzogin v. Edinburgh (welche ursprünglich für längere Zett hier ihren Aufenthalt nehmen wollte) ist heute Mittag nach Jugenheim abgereist und wird alsdann auf ihrer Reise nach Lt. Petersburg noch in Potsdam Aufenthalt nehmen. Z Altenburg, 12. Juni. Eine Bekanntmachung drs herzogl. Gcsammtmimsleriums vom 9. d. Mts. ver kündet die Einberufung der neugewählten Landschaft des Herzogthums zu einem ordentlichen Landtage behufs Erledigung einer dringlich gewordenen Vorlage über die Aufhebung oeSGesammtoberappellationS- gerichts zu Jena und die Errichtung eines mit mehreren anderen thüringischen Stauten gemeinsamen OberlandeS- gcrichles daselbst. Im Uebrigen finoet das fragliche Project, wie schon in anderen Stauten, so auch hier, noch manche Gegner, so daß die bedingungslose An nahme des darüber abgeschlossenen Vertrag- keines wegs als völlig sicher gestellt zu gelten bat. Man hegt von vielen Seiten kein Vertrauen, daß aus der angestrebten Gemeinschaft sich ein lebendiger Orgunis. mus entwickeln werde. Für einen solchen erscheint das Zusammenwirken von acht Justizmimstern uno nach Befinden von acht Landtagen für alle irgend er heblichen Organisationsfragen allerdings doch bedenklich. Die Meinung vieler neigt sich west mehr einem An schluß an einen gröberen Staat zu, welcher namentlich auch die unteren Gerichte mit zu umfasten hätte und mehr Garantie» für Erhaltung eine- den neueren Ver- hältnisten entsprechenden Nachwuchses im Juriftenstande darzubteten im Man de ist. * Wien, 12. Juni. In der heutigen Sitzung de- Abgeordnetenhauses legte der Handrlsmintstereinen Gesetzentwurf, betreffend die Bedingungen und Sicher stellung der Einmündung der Fichtelgedirgsdahn nach Eger, zur verfassungsmäßigen Behandlung vor. Abg. Or. Peez und Genossen, ferner Abg. Götz und Genossen interpelliren dir Regierung in beinahe gleichlautender Weise, ob es wahr sei, daß mit Erlaß vom 21. Mat die Ausfuhr von Rohesten, Blei und Salpeter nach Italien und Deutschland untersagt worden sei, au- welchem Grunde die Publication des Verbote- uutrr- dlieb, und ob dir Regierung geneigt fei, Roh- und kommerzesten aus diesem Brrdote au»,»scheiden- Der Handelsmtnister Ritter v. Chlumecky beantwortet sosort beide Interpellationen dahin, daß da- erwähnte Verbot in der angedeuteten Fassung nicht erflqssen und nur eine unrichtige Auffassung von Seitrn der Zolläyttcr an den berührten Unzukömmllchkeüt» die Schuld trage, welche Auffassung von Seite drs Minstterium- bcrett- derichtigt wurde. Der Ackerdauminstter Gras Manus- feld beantwortete eine bereits in einer früher« Sitzung gestellte Interpellation des Abg. Baron- Pirquet und Genosten dahin, daß die Regierung, sobald tue Frage dcr Bewässerung de- Marchfeldrs einmal spruchreif sei, sich gern bereit zeigen würde, das bezügliche Unterneh men nach Kräften zu unterstützen. Ber der hierauf folgenden Fortsetzung der Berathung über die Regie rungsvorlage, betreffend den Gesetzentwurf über die garantirtrn Eisenbahnen, nahm Handel-ministrr Ritter v. Chlumrcky das Wort. Der HaudelSmiuister betont vor Allem, daß di« Lage der garanlirteo Bahnen dringend einer AdhUse kcdars. AU« seien darüber einig; nur in dcr Wahl der Mittel zu dieser Abhilfe gehen die Meinungen au-rinandcr. Lie Regier»», ging bei der Vorlage von dem eiujio mögliche» Principe an-, diese Bahnen zu erwerben und »um Staat-beMed« »» schreileu Der Staatsbetrieb kann au- priuciplellen Eründe» nicht v«r< warfen werden, da Eisenbahnen keine reinen Privaterwerb-- uotervehmull-eo, sondern öffentliche Unteraeh uungen find Redner weist an der Hand »atistlschir Daten nach, daß im Allgemeinen der Staat-eiseabahndeti itb mindestens so villig ist, at- der Privatbetrieb Dit Idee de» Staatsbesitze« »ad »vtaatsbelriebt- d«r Eisenbahnen findet alleatoalbeo immer größeren Anwertd, and v«rdient, auch m Oesterreich gepficgt zu werden. Ein Volt, welche« nicht Herr seine« Verkehr« tst. rst dem Untergänge nahe, und nur dasjenige Volk ist Herr de« Verkehre«, welche« d,e Larifpolitik n-cht au« der Hand seiner Regierung nehmen laßt Wird der vorliegend« Ersetz - tutwnrf angenommen, 1» werden de« Staate hierdurch sehr schwerwiegende finanzielle Opfer erspart. Redner empsiehlt daher dem Hause wärmsten-, dir Anträge de» Eiseobahoa»«- schuffes in oer vorliegenden ft^iung aa»uaehmeo »ao dadurch einen Wendepunkt in der Geschichte der österreichischen Erse»- dahoeo zu inanguriren. Nachdem noch drr Berichterstatter vr. Ruß gesprochen, beschließt das Haus, in die Specialdebatte des vorlie genden Gesetzentwurfes einzugehc«. Abg. Pfeiffer stellt den Antrag, der Steuerreformausjchuß möge den Unzu kömmlichkeiten bei Eintreibung der Steuern in Krain durch die häufig vorkommendea Excutionsverkäufe ent- gegentrrten. Krakau, 11. Juni. (Pr.) Der polnische Schrift steller Heinrich Hugo Wcoblewski wurde heute auf Weisung der Lemberger Scchcrhcusdchöroe verhaftet; er ist socialifftscher Umtriebe Üeschultmt. Pari-, 12. Juni. (Tel.) Der Großfürst Alexi- ist im Laufe des gestrigen Tage- wieder adge- reist. — Der italienische Botschafter, Geueral Cial- dlni, der sich nach den Bädern von Royrt in der Auvergne begebe» hat, wird am Donnerstag hierher zurückkehren. — Der französische Botschafter beim päpft- ltchen Stuhle, Baron Baude, wird sich demnächst auf seinen Posten zurückbegrben. Die von oen Journalen gebrachten Mittheclungen über die Motive seiner Reise nach Frankreich werden von der „Agence HavaS" aiS unrichltg bezeichnet. Bern, 11. Juni. Eine Pccvatoepesche der „Allg. Ztg." meldet: Ler Nationalraty beauftragte den Bunses- rath mit der Begutachtung der Frage, w,s zun Schutz der Auswanderer zu lhun sei. — Laut oem Luzerner „Vaterland" hättest Deutsch land und Italien auf der Gottharoconfercnz sich je zu weiteren lO Millionen Subvention bereu er klärt. Nom, ll. Juni. (Tel.) Das Resultat o.r Waqlen der kommunal und Pcooinzialcälhe ur Roa ist für die Liberalen günstig Knu Crnsioil der clericalen L sie ist bucchgeocuagen. " Bakareft, 9. Juni. Uevec die In de »Heye in dem, im Dsttricte Dorohom in oer Macoau gelegenen Süstchm Varabany erfährt die neueste „Polst. Corr." von hier die folgenden positiven Dttuts: Sv- drei auf: den gelbmähniqen, den schwarzmähnigen und den grauen Löwen. Dcr erstere ist der größte und stärkste. Der graue Löwe findet sich oft rn Rudeln von zehn dis zwölf Männchen und Weibchen, die in Gesellschaft über die wellenförmigen Ebenen Central- Afrikas hinjagen und ein merkwürdiges Geschick darin besitzen, Antilopenheerden zu umgehen und zu über fallen. Dem Jäger, der nächtlicher Weile auf Beute lauert, wird die Wacht gar ost unheimlich gemacht durch das Brüllen der Löwen. „Wenn ein Löwe und eine Löwin mit einander gehen, so ist es immer die Löwin, die zu brüllen beginnt, in dem Augenblicke, in dem sie ihr Lager verläßt. Der Löwe alternirt dann mit ihr und in solcher Weise setzt das Paar seinen Weg fort, alle Viertelstunden ein neues Gebrüll ausstoßend, bis es an das Dowar (Dorf), das es sich zum Opfer aus- erschen, anlangt. Hol es seinen Appetit gestillt, so hebt es häufiz noch von Neuem zu brüllen an, bis bas Tageslicht anbricht." „Old Shekarry" hält noch am Königthume des Löwen im Thierrctcke fest, trotz der modernen Ent- tbrcnungsversuche desselben zum Besten des bengalischen Tigers. „Old Shekarry" hat nicht blvs in waidmännischer Passion die Waffen wie so Viele gegen wehrhaftes und wehrlose- Wild geführt. Seine früherwachte Kampfes lust und eine unbesiegbare Thatkrast führten ihn zu nächst in die Reihen dc- Militär-. Er diente sieben Jahre in Indien, freilich in einem unrühmlichen Streite mit einem friedliebenden und von europäischen Eindring lingen in seinen Rechten bedrückten Volke. Es war und ist dir- eigentlich rin in- Bluttgr und massenhaft« gesteigerter Polizrikrieg. Später arbeitete er gegen Rußland während de- KrimkAege- im türkischen Gene- ralstabc, betheiligte sich in den Stürmen gegen Sebasto- pol als Freiwilliger und errang sich den Ruf der Tapferkeit bei Inkerman. Als sich 1860 Garibaldi nach ausländischen Degen umsah, diente Capitän Forsyth („Old Shttarry") bei dem italienisch-republi kanischen Einheitsgeneral. Kurz darauf wurde er eng lischer Colvniesecretär in Lagos. Als dort das britische Terrain durch die Einfälle eines afrikanischen Häupt lings verletzt und unsicher gemacht wurde, raffte Forsyth etwa 40 Mann zusammen, exercirte sie mit asten Flinten ein und schlug mit ihnen 1500 Feinde, denen Musketen und eine Kanone zu Gebote standen Leider war ihm dieser Triumph der Bravour und militärischen Geschicklichkeit nicht geschenkt. Er wurde von einer Kugel hinter dem Ohre getroffen, die in solcher Weise eindrang, daß sie später durch die geschicktesten Aerztc nicht entfernt werden konnte. "Niemals erholte sich seine Gesundheit dauernd. Aber er ertrug keine Ruhe und setzte eS gegen seine periodi schen Schmerzen und Kürperqnalcn durch, die abessinisch« Expedition mitzumachen, wobei er sich als Nimrod für fehlende Kriegsthatrn entschädigte. »Seine Natur war so stark, daß er als Ruine noch 10 Jahre lang fort- zulrben und sich mit drn Ungetbümcn ver Wüste, des Waldes und der Flüsse herumzuschlagen vermochte, immer siegreich, aber immer am Rande des Grades, welche« ihn denn auch vor 2 Jahren, al- er kaum 47 Jahre alt war, friedegebend aufnohm. Dieser romantische und zuqlcich für da-Groß« und »Schöne in der Natur empfänglich« Pionnier der Ur- wildniß, welch« er mit der Kugelbüchse durchstreifte, ist keine gewöhnliche Erscheinung; seine Schilderungen („8vort io m»nv l»nllv". O. ÜIS „OIll d»ksn»rr^". 1877. Oonllov, Ob»pio»o »oll lt»ll) fesseln den Laien «lt den Kenner, und es gilbt, Europa " " -- —» » 1 M mitgerrchnet, kaum rin Wild und eine Jagd, die darin nicht Erwähnung fände. z«? * JnHannover wurde am 11.JunidasMarschner- denkmal feierlich enthüllt. Es hat seinen Platz vor dem königl. Theater gefunden, tn welchem Marschner längjähriger Dirigent de- Orchester- war. Er war rin geborner Sachje, kam abrr brretts 1830 nach Hannover, wo er als Ehrenbürger der Stadt, die ihn al- einen der Ihrigen betrachtete, 186l starb. Die Feier war von einfacher Würdigkeit und wurde Abend- vervollständigt durch die Festvorstellung von „Templer und Jüdin". Drr Bildhaurr K. Hartzer au- krllr hat die Aufgabe de- Denkmals recht gut gelöst. Das überlebensgroße Denk mal in Bronze erhebt sich auf einem zierlichen Sockel von Sandstein; zur Seite find weibliche Figuren ange bracht: die Musen der Komposition und Tonkunst, welche mit feierlich ernstem Antlitz zu de« Meister emporblicken. * Da- noch auf da- Jahr 1876 in Rückstand be findliche 13. Heft der „Mtttheilungen" de- Frei der- ger Altertb u m-veretn- wird (12 Druckbogen stark) nun demnächst zur Ausgabe gelangen. ES bringt drn Schluß der historischen SLze: „K«nz o. Kauffungen", von Otto Ko th. Ferner ist für da- Freiberger Berg, wesen von Interesse: „Der alte Thurmhofrr Bergbau" (vom Berginspector Richter); endlich möge noch beson der- aufmerksam gemacht werden auf die gleichzeitig er scheinende Abhandlung: „Da- städtische Unterricht-- wesen i« Mittelalter" (von Cantor Hingst in Zschach). — Der Freiberger AlterthumSverein zäklt geqenwärna ea. 400 Mitglieder, darunter auch viete auswärtige. — Da- Frriderger Alterthnm-museum, fortwährend vervoll ständigt , erfreut sich zahlreichen Besuchs von nah untz firn.
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