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Dresdner Journal : 13.12.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-12-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187712131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18771213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18771213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1877
- Monat1877-12
- Tag1877-12-13
- Monat1877-12
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Journal : 13.12.1877
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Dit Erträgnisse sollen der Bank belassen werden, weil die Bamberger Äffant zu großen Verlusten geführt habe. Der Finanzminister wendet sich gegen den Abg. Schels und hofft, daß die Kammer dem Ausschußantrage, 350,000 M. al» Rente der Bank in das Budget einzu stellen, beistimmen werde Eine Revision des Reglements der Bank sei bereits eingeleitet. Die Angelegenheit könnte nur im Verordnungswege geregelt werden; dies- fälligen Ausschußanträgrn werde die Staatsregierung entsprechen. Gegen Lehels sprechen noch die Abgg. Freytag, Schauß und Frankenburger. Hierauf wurde der Schluß der Debatte beschlossen und sodann der An trag Schels abgelchnt. Die Ausschußauträge, mit Aus nahme desjenigen, daß der Etat der Bant künftig der Kammer zur Prüfung und Feststellung vorzulegen sei, wurden angenommen. * Wien. l l. December. Heute waren beide Häuser des Reichsraths versammelt. Ire Herrenhause wurden das Eiscnbahnexproprmtionsgesetz und die Vorlage, be- treffend die Nichtigkeitsbeschwerden, erledigt. — Auf der Tagesordnung ces Abgeordnetenhauses befand sich u. A. die Wahl eines ILgliedrigen Ausschusses zur Vorberathung des Gesetzentwurfs über das Wehrgesctz- prvvisorium. In den verfassungstreuen Clubs herrscht eine entschiedene Opposition gegen die Annahme der be züglichen Vorlage. Der Club der Linken, der alte und der neue Fvrtschrittsclub haben heute über den Gegen stand Bcrathungen abgehalten, bei welchen allgemein die Anschauung acceptirt wurde, daß der Kriegsstand der Armee in der bisherigen Höhe von 800,l)00 Mann nicht beibebaltcn werden soll. Die genannten Clubs beschlossen demgemäß, den Antrag der Regierung auf Beibehaltung des Kriegsstandcs per 800,000 Mann bis Erke des Jahres 1879 abzulehnen, be ziehungsweise über den betreffenden Gesetzentwurf zur Tagesordnung überzugehen. Im Club der Linken wurde der Beschluß hierüber einstimmig gefaßt und als bindend für alle Mitglieder dieses Clubs er klärt Die im Laufe der Debatte geäußerten Ansichten gingen im Wesentlichen dahin, es sei eine Herabsetzung des Kriegsstandcs auf 600,000 Mann anzustreben. Im Fortschrittsclub wurde heute eine interessante Debatte über die auswärtige Politik geführt. Sämmtliche Red ner, welche das Wort ergriffen, billigten die Friedens politik, welche Graf Andrassy befolgt hat; nur darin er gab sich ein Unterschied, daß die Einen ihre Billigung soweit führten, daß sie erklärten, im Falle Graf An drassy in der Delegation angegriffen würde, mögen die dem Club »«gehörenden Telegirten seine Derthcioigung übernehmen, während andere Mitglieder des Clubs der Meinung waren, daß Graf Andrassy an den slawischen Agitationen nicht ohne Schuld sei und die Vortheile für Oesterreich, die aus seiner Friedenspolitik folgten, zum großen Theile ohne sein Zuthun eingeirelen seien. Sämmtliche Delegirten, welche das Wort ergriffen, ins besondere Frhr. v. Walterskirchen, Graf Coronini, Dr. Schaup und Schöffel erklärten, daß sic in keiner Weise zu einen, Tadelsvotum gegen den Grafen Andrassy mit wirken könnten. Graf Anorassy habe den Frieden er halten und Oesterreich vor einer Abcuteurerpolitik bc- wahrt, und hierfür verdiene er Anerkennung. Sollte seine künftige Politik seinen Versprechungen nicht ent sprechen, so wäre dann Zeil zu einem Tadelsvotnm. Bisher aber habe Oesterreich die Politik bewahrt, welche mit Rücksicht auf die Stellung Deutschlands und Italiens zu Rußland und mit Rücksicht aus die zerrüttete finan- zielte Lage des Reiches für Oesterreich geradezu eine Nothwendigkeit wäre. Die Mehrzahl der Redner des Cmbs »chloß sich dieser Anschauung an, dic nur von Einigen bekämpft wurde. Rom, 8. December. Einer Korrespondenz der „Hamb. Nachr." entnehmen wir Folgendes: Die De- putirienkammcr hat das neue Strafgesetzbuch be reits durchberathen und dasselbe gestern mit 179 gegen 48 Stimmen genehmigt. In der gestrigen Sitzung in- terpellirte General Corte den Minister des Innern, Baron Nicotera, wie es komme, daß ihm zur Durch sicht vorgclegte Privatdepeschen von einem ministeriellen Blatte mißdiäuchlich veröffentlicht wurden, und warum er nicht Vorkehrungen treffe, daß solcher Unfug ver mieden werke Eine vornehme russische Famitre hatte nämlich isieser Tage folgendes Telegramm hier erhalten: „Mein Sohn Wladimir ist ter Trkhanieh am Knie ver wundet. Ich reise mit Alexis, um ihn zu sehe». Alexander." Der „Berjagliere", Nicotera'S Organ, veröffentlichte diese Depesche, ohne vom Empfänger dazu ermächtigt zu sein, als Privatdepesche aus dem Hauptquartier des Zaren, weicher aber keineswegs der Absender derselben ist; der in dem Telegramm erwähnte Sohn „Wladimir" ist auch ebenso wenig ein Sohn des Kaisers. Dieser Mißbrauch des Telegraphengeheimnisscs wurde von der Presse heftig gerügt und veranlaßte Corte, den Minister des Innern deshalb zur Rede zu stellen. 'Nicotera ver- 1SL4 theidigte sich, ohne daß eS ihm gelang, den Vorfall zu entschuldigen, und meinte, er könne für Indiskretionen der Telegrapbenbeamten nicht verantwortlich gemacht werden.. Auch dieses Ereigniß hat wiederum die Un zufriedenheit mit dem ganzen Cabinet, die sich fest Za- nardelli's Austritt im Lande kundgegeben, noch vermehrt. Die Lage des Ministeriums wird von Tag zu Tag kritischer. Washington, 11. December (Tel.) Im Senat wurde gestern der Antrag von Matthews berathen, welcher der Regierung die Option gewährt, die Bonds in Silber einzulösen. Es wurde schließlich mit 30 gegen 28 Stimmen die Vertagung der Berathung be schlossen. Der Vertagung der gestrigen L ebatte ist eine beeinflussende Bedemung für die Blaine'sche Silbervor lage nicht beizumessen. Die Haupidebauc über die Blaine'sche Silbcrvorlage beginnt erst heute und soll nach den Ferien fortgesetzt werden. — In dem Re- präsenter ntenhau»? discutirte man gestern über die Verhältnisse mit Mexico. Die Redner äußerten sich fast ausnahmslos in friedlichem Sinne. Jur orientalischen /rage. Wien, 11. December. Der „Köln. Ztg." geht von hier nachstehendes Telegramm zu: Rußland wirk, wie hier in unterrichteten Kreisen verlautet, einen Waffen stillstand zum Zwecke von Fnekensverhandlungen ein gehen, falls die Türkei Silistria, Rustschuk und Wiodin räumt, andernfalls mcht. Außer der Freiheit dec Dardancllenschlfffahrt und der Abtretung Armeniens gehört auch die Selbststäntigkeit der Bulgacei unter einem nicht!ussischen Fürsten, sowie die Unabhängigkeit Rumäniens und Serbiens und die Vergrößerung Mon tenegros zu den Friedensbcdrnguugen, von welchen Rügland nicht abgeht und mit welchen Deutschland und Oesterreich einverstanden sein sollen. Falls die Türkei sich weigert, auf diese Bedingungen cinzugehen, wird der Krieg fortgesetzt. Man giebl jetzt klar zu verstehen, daß man weder an die Integrität, noch überhaupt an die Erhaltung der Türkei glaubt. Daß Bosnien und die Herzegowina schon bald an Oesterreich fallen werden, hält man hier für fast gewiß. Der starke Eindruck der russischen Siegesnachricht giebt sich in dieser Aufstellung offenbar zu erkennen. St. Petersburg, 11. December. (Tel.) Wie ein Lauffeuer durchlief gestern in später Abendstunde die Stadt die Freudenbotschaft von dem Fall von Pleviia. Viele Häuser illuminirten; in allen Theatern zeigte sich unbeschreiblicher Jubel und Enthusiasmus, dec Vorhang mußte fallen, und von den Künstlern und dem Publicum wurde die Nationalhymne angesiimmt. Bis in die späte 'Nacht durchzogen VvlkShaufen unter Hurrahrufen die Straßen der Stadt. Heute haben alle Gebäude geflaggt; alle Schulen sind geschlossen. Nach dem heute in der Kirche des Winterpalastes stattgehabteil Dankgottesdienste fand große Cour bei der Kaiserin Statt. Zu derselben waren auch alle hier anwesenden, im jetzigen Kriege verwundeten Offiziere befohlen, deren Zustand die Theilnahme an der Cour gestattete. — Die „Ageuce russe' bemerkt anderweitigen Gerüchten gegen über, durch den Fall von Plevna werde, selbn wenn der Beginn von Verhandlungen zwischen der Pforte und Rußland eintreten sollte, dre Fortsetzung der Feind seligkeiten nicht aufgehalten weiden. Bukarest, 11. December. (Tel.) Heule Mittag fand in den hiesigen Kirchen em feierliches Teoeum Statt, welchem der russstchc Reichskanzler Fürst Gorlschakow und die rumänischen Behörden beiwohnten. — Nach 5monatiger heldcnmüthiger Verthcidigung ist Plevna gefallen. Die Armee Osman PajchaS scheint unter den furchlbarsten Entbehrungen gelitten zu haben. Die lakonischen Worte des Telegramms: „die Türken sterben vor Hunger uno Kälte" bedürfen keines Commentars. Seit dem letzten Vorstöße Schcfkel Paschas, dem cs vor mehr als 2 Monaten gelang noch etwas Munition uno Proviant in die Festung zu werfen, war Osman Paicha von jeder Verbindung mit der türkischen Hailptmacht abgcschniltcn. Außerdem dürfte das ununterbrochen forigesetzlc Bombardement in Betracht zu zieheu sein; denn die Wirkung der massenhaft auf einen verhältnißmaßig kleinen Platz einschlagenden Geschosse muß eine erschütternde ge wesen sein. Wie man nämlich dcn „Hamb. Nachr." aus Poradim schreibt, hatte das Obercommando für jedes Festungsgcichütz, deren 42 in Position gebracht waren, täglich l2 bis 13, für jeoes Feldgeschütz 3 bis 4 Schuß ausgcwvrfcn; von letzteren befinden sich jetzt fast 600 bei Plevna, selbstverstänKich aber nur em Theil derselben m den vorderen russischen Erdwcrken; die anderen bilden eme an den betreffenden Punkten jeden Augenblick verwendbare Reserve. Außer oen so eben angeführten Schußzahlen wurden aber auch noch, während eines Zeitraumes von je 24 Stunden, und zwar zu jedesmal vorher befohlenen verschiedenen Tages- und Nachtzeiten, „allgcmeine Salven" abgegeben. B« reits am 8. d. traf ein Parlamentär Osman Paschas mit eitlem -- chrelden bei dem Großfürsten Nikolaus ein. Der Großfürst eröffnete jedoch bas Schreiben nicht, sondern wies den Parlamentär an den „nominellen" Commandantrn der Belagerungsarmer, an den Fürsten Karl von Rumänien. Schon einmal sollen Capltula- lionsuntrrhandlnngen wegen der Forderung der Ruffen, daß der Act durch den Fürsten von Rumänien zu un terzeichnen sei, gescheitert sein. Trotz des heldenmuthigen Widerstandes, den Osman Pascha geleistet, wollte man dem tapferen türkischen General die Demüthigung nicht ersparen, daß er sein Schwert in die Hände eines Va sallen des Sultans niederlege. An dieser Bedingung scheint auch der letzte Capitulalionsantrag gescheitert zu sein, und so zog es denn Osman Pascha vor, einen verzwclfeltcn Ausfall zu wagen. Osman Pascha bat bei feinem Ausfälle mehrere verschanzte Positioner, der Russen erstürmt und bei dcr letzten feindlichen Redoute, nachdem er schwer verwundet war, nicht capitulirt, sondern sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Wie die „Polit. Corr." einer authentischen Meldung aus Bukarest entnimmt, sind alle von dort aus verbreiteten Nachrichten, daß der Durchbruchsversuch Osman Paschas erst infolge eines allgemeinen russisch rumänischen Sturmangriffes auf Plevna erfolgte, vollständig aus der Luft gegriffen. Von einem russisch-rumänischen Angriff ist absolut nichts bekannt. Osman Pascha entschloß sich zum Durchbruchs versuche einzig und allein infolge gänzlichen Mangels an Lebensmitteln. Erst seine Vorrückung führte zu einem mehrstündigen blutigen Kampfe. Osman Pascha erklärte ausdrücklich, sich dem Kaiser von Rußland auf Diskretion zu ergeben. Die ersten Truppen, welche in Plevna einrücklen, waren jene dcr 2. rumänischen Divi sion, sowie es auch Rumänen waren, welche den ersten Anprall des türkischen Ansturmes auszuhalten hatten. — Ueber den Kamps bei Plevna werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Osman Pascka griff nach Ueber- schreilung des Wid das Fort Gornji-Etropol an und drang in dasselbe ein. Hierauf eilten die russischen und rumänischen Truppen von Susurlu und Bukova aus zur Hilfe herbei; es entspann sich in dem Fort ein mörderischer Kampf, in welchem Osman Pascha verwundet wurde. Da es demselben nicht gelang durchzubrechen, so wollte er sich nach Plevna zurückzichen. Inzwischen hatten aber bereits die in Griv ca und auf dem „grünen Berge" stehenden Russen die Stadt besetzt, so daß Osman Pascha von allen Seiten umzingelt war und sich zur Uebergabe genöthigt sah. — Die „Nur. Listy" erfahren aus Buka rest die nachstehenden Details: Am 10. d. früh machte Osman Pascha mit seiner ganzen Streitkraft einen Aus fall gegen die russischen Stellungen. Es entspann sich ein hartnäckiger, sihr blutiger Kampf. Ganze Reihen der Türken fielen Als die Türken zu schwanken und in Verwirrung zu fliehen begannen, »teilte sich Osman Pascha an ihre Spitze, um ihnen Muth zu machen. Er sank verwundet zu Boden. Die Türken wichen zurück mt dem Rufe: „Aman! Ekunk!" Als zwei Redouten besetzt waren, erklärten die Offiziere, daß sich die türkische Armee ergebe. Die Stadt Plevna und die türkische Armee bitten das Bild entsetzlichster Noth. Ueberall strecken Hungernde, Verwundete, Kranke den Vorüber gehenden die Hände entgegen; überall herrscht Elend und Tod. Unbeachtet der ausgedehntesten Vorsorge war es nicht möglich, überall gleich zu genügen. An Fcue- rungsmaterial herrscht der empfindlichste Mangel. Die Beute i»t ungeheuer. Soweit bekannt, sind über 30,000 Mann gefangen. — Die „Voss. Ztg." hat aus dem Hauptquartier Poradim folgende Depesche erhalten: Am 10. v. hat sich nach mehrstündigem Kampfe aut dem linken Widufer gegen die 2. und 3. Grenadier civision des Generals Danilow zwischen Etropol und Dolnji Dubniak, und einem gleichzeitigen Sch in kämpfe zwischen der Redoute „Lkobelew", der rumänischen „OpaneS-"Redoute, ferner der Redoute „Zuckerhut" und der „gelben Redoute" oes Generals Cataley, Osman mit sämnnlichen Truppen bedingungslos dem russischen Corp-commandirenden Ganctzki ergeben. Dicht vor Plevna wurde der ganze Train Osman's genommen. Osman, an der Hand verwundet, führte die Unterhand lung der Uebergabe persönlich. — Der Bukarcsiec Specialcorrejpvndent der „Pr." beziffert, in Uebercin- stimmung mit einem St. Pet rsburger Telegramm, die Stärke der Armee Osman Paichas mit 40,000 Mann. Außerdem sind gegen 20,000 Kranke und Verwundete in die Hänoe der Russen gefallen. Die Zahl der er oberten Kanonen beläuft sich nach einem Bukarester Telegramm der „Köln. Ztg." auf 400. — Was dir russische H ereslettung anb.langt, »o hat sie mit der Einnahme von Plevna den ersten großen uno durchgreifenden Erfolg dceses Feldzuges auf bulgarischem Boden zu verzeichnen. Ob ihr die eimretende ungünstige Jahreszeit gestalten wird, die militärischen Consequenzen dieses Ereignisse» rasch zu ziehen und insbesondere die moralischen Ein drücke zn verwrrtben, welche dic Latastrvvhr sowohl in Konstantinopel als in den Reihen der türkischen Arm« Hervorrufen wird, ist abzuwarten. Die Aufgabe der Rumänen dürste mit der Uebergabe Plevnas vorläufig zu Ende sein. Der Fürst Karl wird wohl nächste s nach Bukarest zurückkehren. Ein Theil dcr rumänischen Truppen wird Plevna besetzen und mit den Serben Waffenbrüderschaft anknüpfen, indembcidc Widdin cerniren. Die Serben, welche noch vor wenigen Tagen in Kra- gujevacz wahrscheinlich aus Angst meuterten, haben jetzt Luft bekommen; der Vormarsch der serbischen Truppen ist das ungefährlichste Ding der Welt geworden, nach dem der Sieger von Zaicar vom Schauplätze abgetreten ist und Mchcmcd Ali in Sofia sich bald seiner eigenen Haut zu wehreu haben wird. Diesen Moment hat Serbien unter tausend Ausflüchten abgewartct. Am 12. d. M. kann denn auch die serbische Unabhängig- keitserllärung anstandslos nach dem Programm vor sich gehen. Jedenfalls wird die Rolle der serbischen Hi-fs- truppen, die sich erst nach grthaner Arbeit auf d m Kriegstheater einfinden, eine ziemlich bescheidene bleiben. — Die Schiffbrücke bei Nikopolis ist mehrere Male bei dem herrschenden heftigen Ostwinde beschädigt worden. Am 5. December gelang die Wiederherstellung; am nächsten Tage aber schon sanken 16 Pomons. Auch am 11. d. war der Verkehr über die Brücke bei Niko polis noch unterbrochen; ebenso ist die Telcg, apheuver- bindung zwischen Nikopolis und Perbica gestört. — Nachrichten aus Rustschuk vom 9. d. zufolge, welche in Konstantinopel eingelangt sind, dauert das Bombardement zwischen Rustschuk und Giurgcwo un ausgesetzt fort. Mehrere türkische Monitors wurden bei einer Recognoscirungsfahrt von einer in Kardik öi stehenden russischen Truppenabtheilung mit 3 Geschützen angegriffen; der „Fethi Islam" erhielt dabei 2 Kugeln, ohne daß jedoch dem Schiffe oder der Mannschaft größerer Schaden geschah. Konstantinopel, 10. December. (Tcl.) Der zum Kriegsmiuisler ernannte Reuf Pascha ist hier ange- kommen und hat sich bereits im L-eraskierate installirt. Derselbe hat auch das Marineministerium übernommen. — Mustapha Pascha ist zum Commancanten der Bürgergarde ernannt. Dresdner tlachrichieV vom 12. December. — Ihre Majestär dic Königin beehrte in den gestrigen Nachmittagsstundcn daS Magazin der Lcder- und Bronzewaarenfadrik des Hoflieferanten Ed. Pacht mann (Pragerstraße 7) mit Höchstihrem Besuch und geruhte daselbst mehrere Einkäufe zu machen. — Ihre Majestät die Königin geruhte heute Vormittag das Magazin des königl. Hoflieferanten Bernhard Schäfer (Galeriestraße 1) mit einem Besuche zu beehren, um dort Weihnachtseinkäufe zu machen. — Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Georg besuchte gestern mit Ihren königl. Hoheiten dcr Prinzessin Ma. Hilde und dem Prinzen Fr i e d r i ch A u g u st die Wcihnachtsausstellung der ^pielwaarenhandlung von G. E. Wisch ke und machte dase'bst mchiere Einkäufe. — Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Maria, Herzogin zu Sachsen (Gemahlin Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg), hat auf Ansuchen das Protektorat über den hier seit 37 Jahren segensreich wirkenden Verein für Arbeits- und Arbeiter nachweisung huldvollst übernommen. Ihre Majestät die hochsclige Königin Macia war dem Vereine fast von der Zeit der Gründung an sorgsam fördernde Protecto- rin gewesen, und auch die Mitglieder des Königshauses sind hohe Gönner desselben. Der Zweck des Vereins (dessen Expedit on sich Antonsplatz Nr. 2 befindet) be steht in der völlig kostenfreien Vermittelung von zuver lässigen Arbeitskräften für längere oder kürzere Zeit an dauernde Beschäftigungen. — Wie die Direktion der evangelisch-lutherischen Diakonissenanstalt bekannt giebt, hat Ihre Majestät dic hochselige Königin Maria der unter Allcrhöchstihrem Protectorat hierselbst bestandenen Marienstiftung ein Legat v»n 1500 M. zu vermachen geruht. Da die besagte Stiftung fest 1. Mai d. I. aufgelöst worden ist, so hat Se. königl. Hoheit Prinz Georg in hoch herziger Weise die gedachte Summe mit der Bestimmung aus^ahlen lasten, daß mit ihr der Fond für die drei Freistellen verstärkt wecdr, welche in der unter Leitung der hiesigen evangelisch lutherischen Diakonissenanstalt stehenden Bildungsschule für weibliche Dienst boten aus dem Vermögen der Marienstiftung gegrün det worden sind. schildern. Bei aller Freiheit, die er sich hierbei genommen, darf man loben, daß seine Phantasie an der Hand der Wis senschaft thälig gewesen ist Wenn cs selbstverständlich auch nöthig war, auf geschichtslosem Grunde alles hier Dar- gebotene frisch weg zu erfinden, so ist dabei doch der Grundsatz befolgt, von festen beobachteten Thatsacheu möglichst wenig abzuwcichen und so zu jagen die auf gefundenen Ucberrcste dcr Vorzeit wieder mit Fleisch zu bekleiden und du>ch Bewegung und Willenskraft zu be leben. Nach diesem Vorgang beginnt dann ganz von selbst der sogenannte Kampf um das Dasein, man könnte ebenso gut sagen, das Bemühen um dcn Unter gang des Nächsten. An dcn iüuslrirenden Zeichnungen zu diesen abenteuerlichen CulturgeschichtSsceuen, deren Hauptheld Rulaman heißt, hat besonders Leutemann mitgewirkt. „Kinderbuch" von I. G. Freihofer. Stutt gart, Verlag von Wilhelm Nitzschke. Dasselbe ist im Auftrage des württcmbergischen Vvlksjchulvrreins her ausgegeben, hat einen Melodienanhang und colorirte Bilder von Lossow. Kindeclieder, Erzählungen, Mär chen, Kindergebetc, Fabeln, Räthsel und Spiele werden hier in Vers und Pcosa dargeboten und zwar sind dabei dir Erzeugnisse bekannter Autoren benutzt. Leich teste Faßlichkeit war dabei Hauptsache, da nur das frü heste Kindeialter ins Auge gefaßt wurce. Für bee erwachsene Jugend des weiblichen Ge- schlechtcs ist dagegen das nachfolgende Buch bestimmt: „Chamisso's und Fouqus's Erzählungen", arrangirt und hecausgegeden von F. Siegfried. Leipzig, Verlag von Grunow. Driselbe Verfasser hat sich dere tS anderrn Dichtern gegenüber mehrfach den gleichen Bestrebungen für erwachsene Mädchen dinge- geben: Goethe's, Jean Paulls, ja sogar Wieland'» Er- durch ibn eine Auslese und Bear- beitung erfahren uno sind als besondere Bücher eben falls in dem genannten Verlage erschienen. Diese Idee sand Beifall und raschen Eingang beim Publicum und so wurde denn auch ein etwas kühner Sprung bis zum Romantiker Fouqus unternommen. Der Maier Hein rich Merts hat einige cieser Erzählungen mit Zeich nungen ausgeschmückl. Be.de im Buche berücksichtigte Autoren sind durch eine Biographie eingeführt. „Siegfried'» Mädchenblbliothek". Leipzig, Verlag von Wilhelm Grunow. Von diesem Unter nehmen liegen bis jetzt fünf Bändchen von sehr eleganter Ausstattung und mtt gutem Druck vor. Es will als eine Sammlung von ausgewähltcn, für dic Lesermncn passenden Stücken aus allen Reichen ocr Dichtung und kün»llerljchcn Prosa eine abgeschlossene, Herz und Geist bildende Lecture vo.führen und zugleich durch dcn An- Haug eirrer Aedrenle>e noch interessante Einzelheiten aus der Literatur beifügen. Zwei Erzählungen von Goethe, die Katakombe» von Jacob's, cer Bildschnitzer in Tirol von G. Dörmg, die Abyjstden von Platen, vau Dyck's Laudlede» von Frieonch Kind bilcen den Hauptinhalt dieser Bände, welche also die klassische Literatur nur thcilweise berücksichtigen. „Der Weihnachtsabend" von Boz (Dickens.) Berlin, Grote'jchc Verlagshandlung. Dies ist einer jener kleinen, graziösen Buchhändlerartikel, für welche der Schmeichelname „Diamantausgabe" erfunden ist. Die berühmte Erzählung, von Julius Seybt übersetzt, becarf keiner Empfehlung, wohl abcr verdient sie Ausstattung dcs Buchcs eine solche. „Jugenvblättrr" für Unterhaltung und Beleh rung, herausgegebcn von Isabella Braun. München, Verlag von Braun und Schneider. Seit 23 Jahren ha» sich dieses unter Mitwirkung verschieocner Schrift steller und Jugendfrrundr entstandene Unternehmcn einen weiten Kreis von Abnehmern geschaffen. Räum lich groß angelegt, bietet es eme» mannichfachen Inhalt dar, eignet sich für verschiedene Jugendalter und wirb von dcr Firma, die stets Vorrath von reizenden Jllustta- tionen hat, sehr reichlich mit diesem beliebten Artikel ausgestattct. „Vom Hausmäuschen und Feldmäuschen im Stadtjchlößchen und Landhäuschcn" ^r.s- lau, Trewcndt'icher Verlag. Dcr ungenannte Verfasser hat dies Büchlein geschrieben „für Kinder, welche kind lich geblieben". Es ist in leicht flüssigen Reimen ge halten und erzählt die kleinen märchenhaften Geschichten von „Miezchen", „Spürnäschen", von „Vetter Stoppel bart" und „Schwester Sammetfellchcn" in sehr hcite er Wttje. Die Illustrationen dazu haben OttoSpeckter uno Brend'amour gar allerliebst hcr-rstcllt. „Borussia", Bilder aus der Geschichte des preu ßischen Vaterlandes von I. D. Lüttringhaus Ber lin, Verlag von Winckelmann und Söbne. Dieser starke Band ist mit Farbendiuckbildkin von Burger versehen. Patriotisch keinem Titel Folge gebend, sucht dcr Ver fasser für die Jugend seiner LaudSleute dcn Nutzen brr Geschichte dadurch flüssig zu machcw daß er dir hervor ragenden Momente derselben zu kleinen Erzählungen und biographischen Darstellungen zuspitzt. Sie um fassen dcn Zeitlauf der verschiedenen Jahrhunderte und find in einem für dir »ungen Leser paffenden und zu- glei h anregenden Tone gehalten. „Kinderfreud und Leid", eine Erzählung für dic licbc Jugend von Emilie Radau, mit Illustra tionen von Luise Thalheim. Breslau, Verlag von Eduard Trewcudt- Die Verfasserin hat ihre Plaude reien, die für daS frühe Aller berechnet find, in eine Meng« «tttzetne kleine Unierabtheiluugen zertheilt, um dcn noch ungeübteren Leseru verständltcher zu «erden und doch einen durchgehenden Faden nicht zu verlieren. An dcn geeignetsten Stellen tritt das beliebte Talent der bekannten Illustratorin ein, die Situation durch ein freundliches Bildcheu schmückend. * Uebcr die Thätigkeit des Hoftheaters in München vom 27. November 1867 bis zum 24. Ns vember d. I. unter der Leitung des Generalintendanten Frhrn. v. Verfall theilt u. A. der „Theateranzeiger" mit, daß im Hoftheater 1982, im Residenztheater l3U», sonach im Ganzen 3298 Aufführungen stattfanden. Es wurden 23« >4 Trauer-, Schau- und Lustspiele, >307 Opern, 13 Mustkaufführungen, 83 Ballets, 45 Possen- und Zauberspiele gegeben. Von den Trauer-, Schau und Lustspielstücken sind 208, von den Opern 76 noch auf dem Repertoire. Von den >91 Novitäten im Schauspiel treffen 135 auf deutsche lebende Dichter einschließlich der Münchner. " In die Reihe der Violinvirtuosen ist eine weib liche Novize, Fräul. Haft ein. etreien, die vor einigen Tagen mit entschiedenem Talent und tüchtiger technischer Vorbildung in einem Concrrt der hiesigen Harmonie- gcsellschasl spielte und sich allgemeinen Beifall erwarb. * Eine neue englische Biographie Lessing'S von James Sime, ein Werk, das von allen Freun den der deutschen Literatur gewiß mit Interesse ausge nommen wird, ist soeben in England erschienen. Die dtcven schön ausgestatteten Bäno« find mit vem photo graphischen Portrait Lrsstng't und seiner Gatti t Eva geschmückt. Wie der Verfasser im Vorwort bemerkt, sind die seit Danzel-Guhrauer'S und btahr'S g. schätzten Werken über Lessing veröffentlichten «eiteren Quellen schriften bis auf die jüngste von H. Pröhle (1877) als biographisches Material berücksichtigt und »erwerlhct «orve«.
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