Dresdner Journal : 23.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187902231
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-23
- Monat1879-02
- Jahr1879
-
187
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- Titel
- Dresdner Journal : 23.02.1879
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.1- 45 Sonntag, den 23, Februar. 187». l» äGuttck» : ^LKrUetir . . l> St»r^ 4 L0 kk. Llnreio« Xumm««i>. lv?k A»««ry»Id ä»<1eut»ckev 8»>et>«» tritt Lo-t uock Llemz^Iru^plitL llioeo. l»»»r»i«upi«l8er kür äsn liLuur «ur«r k«titr«ilv 20 kt. O'oi«r „Liob—»»ät" cll« L»il» »0 kt. I'üDtlietl aüt Xuinitkm« ck«r 8oov- uvä kststtLx« Xb«o6» für äeo kol^sntlea DreMm Journal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lo««n»tea»n»!»Nme H Vea»xk!kt«t<e«, LomlnimooLr cts» l)re»6oer 0ourvili»; Niodor» - I»rU» Vi,» Lstpit, »„«! - »r.ü»- rn.ollü t It : Daa»«n»te»« L ^0Aier, L,rU» Vi«»-S«mduiA- kr»r ^p'i» ». ». »«»«do-: /t«ck L/ca««, ».rttu: S. L»^««cL, /nea/>ck««ckant. Lreme»: L Le^otte, SronlLv /,. Lta»»Ak«'» Lüre»ll; ckswmt, po«-t; rrtLktrart ». ».: L u. 6'. //rrrnnan^- »ck« 8uct>k»n0Iun8i vürUt»: v MU/rr. 8»iutov«r: <7 ScLü--«/< r, k»rt, L»rU»-kr»»ttilrt ». N. »wu,«rt! Da«-« L L.0., L»»dar^: F Lt««<iAen, Ack §»««««. llerausxeder: LSviel. Lrpsäitiov Ne» vre»cko«r ^ouraat«, vn>«äea, 2vioxer»tru»»« Ko. LO. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Versailles, Freitag, 21. Februar, Abend». (W T. B.) Die Deputirteukammer hat in ihrer heutigen Sitzung den die Gewährung voller und uneingeschränkter Amnestie bezweckenden Gegen gesetzentwurf LouiS Blauc'S mit 363 gegen 105 Stimmen abgrlehnt. Hierauf wurde der Amnestie- gesetzentwarf in der von der Commission vorge schlagenen, von der Negierung genehmigten Fassung von der Deputirtenkammer mit 340 gegen 9V Stim men angenommen. St. Petersburg, Sonnabend, 22. Februar. (Tel. d. DrcSdn. Journ.) General Totleben telegra- phirt unterm gestrigen Tage, daß die russischen Truppen am 18. d. begonnen haben, die vor Adrianopel besetzten Punkte zu räumen. Wisa, LüljeburgaS und Airobol, welche zuerst geräumt wurden, find von den Türken bereits besetzt. Die überaus schlechten Wege und daS AuStreten der Flüsse erschweren die Bewegung deS TraiuS. General LoriS-Melikow^meldet auS Zarizin vom gestrigen Tage: In Astrachan, den Bukejow'schen Districten und den übrigen inficirten Ortschaften sind weder neue Erkrankungen emgetreten, noch früher an der Epidemie Erkrankte gestorben. Auf den Beschluß des berathen- den Saintätscomites wurde gestern (Donnerstag) die Quarantäneabsperrung deS Dorfes PrischibinSky auf gehoben und dies von der Bevölkerung mit lebhafter Freude begrüßt. Ferner erging die Verordnung, die für Nikolskoje und Steritzkojc angeordnete Quarantäne ebenfalls auszuheben. Die Aufhebung soll allmählich auf die übrigen Punkte ausgedehnt werden, wo die gesetzliche Quarantänefrist abläust. Die allgemeine Absperrungslinie bleibt indessen noch in Kraft. Außer dem bleiben PrischibinSky, Nikolskoje, Steritzkojc und einzelne Häuser, wo früher Erkrankungsfälle vorgekom men sind, abgeiperrt bis zur Ankunft der aus Zarizin und Astrachan entsendeten Commissionen, welche die Abschätzung des zu verbrennenden EigenthumS vorzu- nehmen und die Desinfektion der Gräber und aller inficirten Punkie durchzuführen haben. Tirnova, Sonnabend, 22. Februar. (Tel. d. Dresdn Journ.) Der Geueralgouverneur Kürst Dovdukow Korsakow ist heute Morgen zur Er öffnung der bulgarischen Notabeluversammlung hier ringrtroffen. Konstantinopel, Freitag, 21. Februar. (Tel d. Presse.) Die Pforte richtete eine Zuschrift an die albanesische Liga mit der Zusage, Janina kei nesfalls an Griechenland abzutreten. Die Reformcommisfion für Makedonien, Alba nien und Thrakien wird am 18. März auf der hohen Pforte unter dem Vorsitze deS GroßwefirS ihre Berathungev beginnen. Tagesgeschichte. * Berlin, 21. Februar. Se. Majestät der Kaiser ertheiltc heute Nachmittag 1 Uhr der hier eingetrofsenen nordschleswigschen Deputation Audienz. Hierauf wurde die Deputation vom Kronprinzen empfangen. — Die Behauptung, der Reichskanzler habe gefordert, daß die Tarifcommission ihre Arbeiten bis zum I.März beendige, entbehrt, wie heute offiziös versichert wird, jeder Begründung. — Den jüngsten Mittheilungen gegenüber, welche die „K. Z." über den Stand der Verhandlungen mit Rom gebracht hat, versichert beute die „N. A. Z.", daß die Voraussetzungen der selben „vollständig irrig sind, denn die Verhandlungen haben bisher den Boden bestimmter Programme noch gar nicht gewonnen, wie das auch vom Reichskanzler neulich vertraulich bemerkt worden ist." — Im Reichstage wurde heute (Freitag) unter Betheiligung des Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck die erste Berathung des deutsch - österreichischen Handels vertrags fortgesetzt, ohne beendet zu werden. Da der Sitzungsbericht unseres Specialreferenten bis zum Schlüsse des Blattes leider nicht eingegangen ist, so geben wir für heute einen Bericht mit dem Wortlaute der Einleitungsrede des Reichskanzlers nach den Berliner Zeitungen (vgl. nebenstehend). II. Berlin, 21. Februar. Nachdem beide Häuser des Landtags heute Vormittag ihre Schlußsitzungen abgehalten, erfolgte Mittags gegen 1 Uhr der feier liche Schluß der Session im weißen Saale des königl. Schlosses. Der Vicepräsident des Staats- ministeriumS, Graf zu Stolberg-Wernigerode, verlas folgende (ihrem Hauptinhalte nach bereits telegraphisch mitgetheilte) Schlußrede. „Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtags! Se. Majestät der Kaiser und König haben mich zu beauf tragen geruht, den Landtag der Monarchie in Allerhöchstihrem Ramen zu schließen. Die Session, welche hiermit zu Ende gehl, und die Legis laturperiode, welche in diesem Jahre abläust, waren von drin genden Ausgaben der Gesetzgebung, namentlich im Zusammen hange und in Wechselwirkung mit den neuen Gestaltungen und Entwickelungen aus dem Boden der Gesetzgebung des Reichs, in Anspruch genommen. Die zahlreichen und schwierigen Aussührungsgesetze zur deutschen Gerichtsverfassung sind durch die sorgfältige und um sichtige Behandlung, welche denselben in den Commissionen und rn der Plenarderathung der beiden Häuser gewidmet wor den ist, so weit zur Vereinbarung gelangt, daß es gelingen wird, die bedeutsame Reform, die umsasfendste, welche aus dem Grunde der nationalen Gemeinschaft bisher ins Leben gerufen worden ist, innerhalb der preußischen Monarchie in allen ihren Theilen rechtzeitig zur Durchführung zu bringen. Die mannichfachen unvermeidlichen Schwierigkeiten, mit welchen der Uebergang in die neuen Verhältnisse sür den Rich terstand verknüpft ist, werden durch thunlichste Schonung und Rücksichtnahme, soweit möglich, überwunden oder gemildert werden. Auch aus anderen Gebieten der Gesetzgebung sind erwünschte Erfolge erreicht worden. Unter allseitigem Entgegenkommen ist das Gesetz vereinbart worden, durch welches für die Heranbil dung der höheren Verwallungsdeamten wieder eine feste Grund lage gewonnen ist. Auch die Interessen der Landescultur haben durch die Ergebnisse dieser Session eine dankenswerthe Förde rung erfahren. Bei den Berathungen des Staatshaushaltsetats, welche mit Rücksicht aus die Schwierigkeiten der wirthschaftlichen und finanziellen Verhältnisse eine erhöhte Sorgfalt in Anspruch ge nommen und gesunden haben, ist nicht blos cm Einverständniß in Bezug aus die Deckung des unmittelbaren finanziellen Be- darss erzielt, sondern auch vermöge des Einvernehmens über die leitenden Gesichtspunkte der preußischen Finanzpolitik in ihrem nolhwendigen Zusammenhänge mit dem Finanzwesen des Reichs der wünjchenswerthen Verständigung aus dem Gebiete der ReichSpolitit vorgearbeitet worden Die Staatsregierung erblickt hierin ein günstiges Vorzeichen für die Erfüllung der Ausgaben wirthjchaftlicher Resorm, welche sie als eine der Be dingungen der gedeihlichen Entwickelung und Hebung derVolkS- wohlfahrt erkennt und sür welche sie ihre volle Kraft auch im Reiche einzusetzen entschlossen ist. Indem ich den beiden Häusern des Landtags die Anerken nung Sr. Majestät des Kaisers und Königs für ihre erfolg reiche Thätigkeit ausspreche, füge ich den Ausdruck der Hoffnung hinzu, daß die Staalsregierung demnächst auch für die weiteren Aufgaben der Befestigung und gesunden Entwickelung unserer Institutionen eine bereitwillige und vertrauensvolle Unterstützung in der Landesvertretung finden werde. Im allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Königs erkläre ich die Session des Landtages der Monarchie für geschloffen." Der Präsident deS Herrenhauses, Herzog v. Rati- bor, brachte ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die Versammlung drei Mal mit Begeisterung einstimmte. BreSlau, 21. Februar. (Tel.) Bei der heute im hiesigen Westkreise stattgehabten engern Wahl zum Reichstage ist der Candidat der Fortschrittspartei, Justizrath Freund, mit 8959 Stimmen zum ReichStagS- abgeordneten gewählt worden; der Candidat der So cialdemokraten, der Sattlergeselle Kräcker, erhielt 7544 Stimmen. Karlsruhe, 21. Februar. (Tel.) Der Großberzog schloß heute die Ständeversammlung mit einer Thron rede, in der es heißt: Am Schlüsse der umfassenden, mühevollen Arbeiten dieses Landtags sei es ihm (dem Großherzog) eine werthe Pflicht, den Ständen seine volle Anerkennung und seinen warmen Dank auszu sprechen für die unverdrossene Ausdauer und die vater ländische Gesinnung, in welcher sie ihre Aufgaben in Gemeinschaft mit der Regierung zu einem befriedigen den Ziele geführt hätten. Seit dem letzten Zusammen tritt hätten vornehmlich die auf die Einführung der Reichsjustizgesetze gerichteten Entwürfe die Thätigkeit der Stände in Anspruch genommen; nunmehr sei durch die Beschlüsse beider Kammern die — nach allseitiger Ueberzeugung — gediegene Feststellung des umfang reichen bedeutsamen Werkes erfolgt. Das Land sehe mit dem Großherzog vertrauensvoll der weitern Er füllung des großen nationalen Gedankens: der Her stellung der Rechtseinheit des Reichs auch im gericht lichen Verfahren, entgegen. Die schwierige, weitgrei- fendc Aufgabe der zweckmäßigsten Deckung des Ge meindeaufwandes habe durch die entgegenkommende Arbeit der Ständeversammlung eine Lösung gefunden, welche hoffentlich durch billige Berücksichtigung der verschiedenen Interessen befriedigen werde. Die Thron rede schließt: „Halten Sie Sich Meines lebhaften Wunsches versichert, daß dem allseitigen einträchtigen Zusammenwirken und der von Neuem bethätigten nationalen Gesinnung auch die weitern Erfolge zum Wohle des Landes und dem Gedeihen des Reichs nicht fehlen möchten." Wien, 21. Februar. (Pr.) Im Abgeordnetenhause sollen vor der Wiederaufnahme der Delegationsver handlungen nur noch zwei Sitzungen stattfinden, worauf tue Thätigkeit des Plenums bis nach Beendi gung der Delegationsarbeiten unterbrochen bleibt. Außer Herbst und Giskra, von denen Ersterer nach Böhmen, Letzterer nach Italien sich begeben will, dürf ten noch einige Delegirte, welchen der abermalige Aufenthalt in Buda-Pest beschwerlich fällt, auf ihre Delegirtenmandate resigniren. Bern, 21. Februar. (Tel.) Der Bundesrath hat den Antrag des Generalprocurators Morel, den Ver fasser der in dem radicalen Journal „l/^vaot earäe" veröffentlichten Artikel, Brousse, vor die Assisen des ersten eidgenössischen GeschwornenbezirkS zur Ab- urtheilung zu verweisen, genehmigt. — Nach hier ein gegangener Anzeige treten nunmehr auch Neu-Found- land, die britischen Besitzungen an der afrikanischen Westküste, die Falklandsinseln und Britisch - Honduras dem Weltpostverein bei. Nom, 21. Februar. (Tel.) Bei Beantwortung der gestern vom Cardinalscollegium überreichten Glück» wunschadrcsie wies der Papst, der „Agencia Stefani" zufolge, darauf hin, daß es, als er vor 1 Jahre zum Ponttficate gelangt, seine erste Sorge gewesen sei, der Welt die wohlthätige Natur der Kirche zu zeigen und die Fürsten und die Völker wieder als Freunde der Kirche zu gewinnen. Er danke Gott, daß seine Worte von der gläubigen Welt mit Andacht ausgenommen worden und daß sie im Stande gewesen seien, bei den Einen die Anhänglichkeit an die Kirche wieder zu er wecken, bei den Andern die Gegnerschaft gegen die Kirche zu mindern. Er wisse, wie schwierig der noch zurückzulegende Weg sei, werde jedoch fortfahren, seine Pflicht zu thun und die Rechte der Kirche zu wahren. — Heute wurde dem Papste durch den beim Vatikan beglaubigten französischen Botschafter ein Schreiben deS Präsidenten Grevy überreicht, worin derselbe seine Wahl zum Präsidenten der Republik anzeigt. London, 21. Februar. (Tel^j Der Premier Earl Beaconsfield ist wieder hergestellt. — DaS Armee budget für das Finanzjahr 1878/79 beziffert sich auf 15645 700 Pfd. Sterl, gegen 17 791300 Pfd. Sterl, im Vorjahre. Der Bestand der Armee mit Ausschluß der in Indien stehenden englischen Truppen zählt 135625 Mann gegen 135452 Mann im Vorjahre. — Nachrichten aus Newcastle zufolge ist gestern un ter den Werftarbeitern aus der Tyne ein allgemeiner Strike ausgebrochen; mehrere Tausend Arbeiter wei gern sich, ihre Beschäftigung wieder aufzunehmen. New-Dork, 21. Februar. (Tel.) Die au» King ston hier eingegangene Nachricht, daß am 9. d. zwischen den Insurgenten und den regulären Truppen der Re publik Haiti ein Treffen stattgefunden habe, wird von dem hiesigen Gesandten der Republik in Abrede gestellt. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 21. Februar. (Nach den Berliner Zeitungen, da der Sitzungsbericht unser» Specialreserenten auSgeblieben ist.) Tagesordnung: Fortsetzung der ersten Berathung über den deutsch-österreichischen Handelsver trag. ES ergreift zunächst das Wort Reichskanzler Fürst v. Bismarck: Ich habe der Ver handlung gestern leider wegen Behinderung durch anderweitige Geschäfte nicht beiwohnen können und nehme deshalb heule Belegenheit, aus einige Bemerkungen aus der gestrigen Di»- cussion zu antworten, soweit sie mir inzwischen zugänglich ge worden sind Zuerst in Bezug auf die Ausstellung, die der Herr Abg. Delbrück an dem vorliegenden Vertrage machte, daß er nicht aus 3 bis 6 Monate länger geschloffen worden sei. Ich würde die längere Dauer meinerseits sehr gern in den Vertrag hineingebracht haben, wenn wir ihn allein zu dictirrn gehabt hätten; aber ich glaube nicht, daß wir ohne wesentlichen Zeitverlust mit Oesterreich zu einer weiteren Verhandlung ge kommen wären. Es hat schon Mühe genug gemacht, in der kurzen Zeit, die uns geblieben war, weil Oesterreich von uns erwartete, wir werden so gedrängt durch das Bedürsniß de» Vertrages, daß wir uns fügen würden, und bis auf den letzten Moment abwartele. Die Zeit war schon so kurz, daß wir reckt zufrieden waren, diesen Abschluß zu erreichen Die Ermäch- tigung von den gesetzgebenden Gewalten zu erbitten unter Um ständen, falls Oesterreich inzwischen geneigt sein sollte, diesen Vertrag aus eine längere Zeit zu bewilligen, darauf eingehen »u dürfen, die Ermächtigung nachzusuchen, liegt in meiner Ab sicht vor dem Schluffe des Reichstags. Allerdings möchte ich auch, bevor ich in neue Verhand lungen mit Oesterreich eintrete, wissen, wie die gesetzgebenden Gewalten sich zu den Resormvorlagen in Bezug aus sie Zoll- tarise stellen würden, die augenblicklich für den Bundes: »uh vorbereitet werden. Ich glaube, wir haben Zeit genug, un» die Frage der Verlängerung dieser Vertrage- mit Oesterreich immer, falls Oesterreich will, woran ich wenig Glauben hab«, noch zu überlegen. Ich will dem System d:r Handelsverträge im Ganzen nicht entgegentreten; nur ein Handelsvertrag an sich ist nicht», was ich erstrebe, es kommt aus den Inhalt an. Die anschei nend glänzenden Resultate, welche die gegenseitigen Ein- und Aus'uhrtadellen gewähren, täuschen bei der geographischen Lage Deutschlands sehr, weil wir keine Ursprung-älteste haben. In unserer Linsuhr nach Oesterreich ist, wie der Herr Abg. Del brück gestern schon sehr richtig bemerkte, der ganze Transit de» westlichen und nordwestlichen Europa» durch Deutschland nach Oesterreich miteinbegriffen. In unserer Einsuhr nach Belgien und Frankreich, von der der Abg. Richter rühmt, daß sie im Steigen geblieben wäre, ist der ganze Transit durch Deutsch land, den die russische und österreichische Jmporlalion, die nur zum Nachtheil unser» srühern Handels mit Belgien und Frank reich in den analogen Producten durch unsere Eijenbahntarisr wesentlich gesördert haben, ist diese ganze Production mit ein begriffen, und ich glaube, eine genauere Untersuchung würde ergeben, daß bei den Ziffern, die der Abg. Richter für unsern Transport nach Frankreich, Belgien und Holland anjuhne, der Transport sür Rußland und Frankreich, sür dessen Lrleichte- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Freitag, den 21. Februar, brachten im Gewerbe - hausfaale die Dreyßlg'sche und Schumann'fche Singakademie und der Neustädter Lhorgesang- verein gemeinschaftlich und unter Leitung deS Musik directors Herrn Adolf Blaßmann R. Schumann s Musik zu Sceven auS Goethe» „Faust" zur Auffüh rung. Der Besuch de» Concert» war erfreulicher Weise ein sehr zahlreicher. Auch Se. Majestät der König beehrte dasselbe mit Seiner Gegenwart. Ueber die Musik sei nur schon früher Gesagtes in Kürze wieder holt. In der ersten, am spätesten und in Tagen phy sischen und geistigen Leidens componirten Abtheilung können einige rein musikalisch hervorragende Einzeln- heiten den Eindruck der Verfehlten nicht mindern. Die für die zweite Abtheilung (au- Faust'- II. Theil) gewählten Scenen ergaben zwar größtentheilS in ihrem Inhalte und ihrer schwerdeutigen Allegorie keine recht musikalischen Aufgaben, aber sie erhoben sich in der Tondichtung doch über die erste Abtheilung. Begegnen wir auch in ihnen schon vorherrschend den gcfuchlcn Tonbildcrn eine- krankhaft brütenden und grübelnden Sinne-, so treten doch geistvolle Einzelnheiten, auch einige längere Sätze, musikalisch bedeutend und mit tieser Conception hervor. Eine weite Kluft jedoch scheidet von der zweiten Abtheilung die dritte, zuerst und schon 1844 componirte. In ihr gipfelt da» schöpferische Gestalten Schumann ». Sie beginnt gleich mit jenem dem Irdischen gleichsam sich entrückenden Ton, der als Grundstimmung des Ganzen fast durch aus festgehalten wird. Der Eindruck eines vollen Durchdringens und Einigens der Poesie und Musik in geistiger Schöne und Erhebung kann sich dem Ge fühl der Hörer nicht entziehen. Mit einer aus tiefer unmittelbarer Empfindung strömenden Beherrschung unserer Stimmung, unserer Einbildungskraft läßt diese Musik das Bild dieser ätherischen Gestalten und der ganzen, einer scenischen Erscheinung widerstrebenden visionären Vorstellung, gleichsam wie in idealer Klang erscheinung verkörpert und doch von duftiger Tonge wandung phantastisch umhüllt, vor unsrer Seele vor überziehen. Wohl sinken die Einzelchöre (vor dem Doctor waritious) in Etwas aus der idealen Sphäre herab und auch der Schlußchor steigt nicht zum inten- dirten höchsten Ausdruck an; aber der seelisch tiefe, bewältigende Eindruck deS Ganzen bleibt. Mit dem Chor der Büßerinnen nebst den nächstfolgenden Par tien und dem innig entzückten Gesang des Doctor warianu« möchten sich vielleicht die inspirirtcn Höhen punkte der genialen Musik bezeichnen lassen. Die Aufführung unter der mit intimem Berständniß eingehenden, umsichtigen und sicheren Leitung Herrn A. Blaßmann's gelang vortrefflich. Die musikalisch tüchtige, von regstem Elfer belebte Leistung der ver einigten Chöre war höchst wirkungsvoll. Die Haupt- solopartien fanden eine vorzügliche Wiedergabe; an erster Stelle mit warmer Empfindung, Tonschönheit und guter Deklamation durch Herrn Bulß (und namentlich in der dritten Abtheilung), dann durch die Herren Greeff, Götze und Frau Otto-AlvSleben. Den übrigen kleinen weiblichen Soli, die in ihrer musi kalischen Geltung von sehr entschiedener Bedeutung sind, hätte man für ihre Vertretung noch bessere Sorge zuwenden sollen. Besonders da es darauf ankommt, manche an sich schon schwächere Partie der Musik (z. B. Eintritt der vier grauen Weiber) durch die Ausführung nicht noch schwächer erscheinen zu lassen. Die lobenswerthe Leistung der MannSfeldt'schen Kapelle unterstützte die mit lebhafter Thettnahme aufgenommene Vorführung des Werkes mit bestem Erfolge für die Gesammtwlrkung. C. Banck. Astronomie. Die Forschungen in Betreff eines Planeten, welcher näher als Mercur der Sonne ist und, in der Voraussetzung, daß er wirklich vorhanden sei, bereits den Namen „Bulcan" erhalten hat, wer den in verschiedener Weise fortgesetzt. In neuester Zeit hat Dr. v. Oppolzer (in Wien) eine Bahnbercch- nung dieses intromercurialen Planeten auSgeführt und die Bahnelcmente veröffentlicht. Hierbei theilt derselbe mit, daß diesen Elementen zufolge am l9. März dieses Jahres ein naher centraler Durchgang sich ereignen werde. Der Eintritt wird stattfinden 19. März früh 6 Uhr 8 Minuten mittlere Berliner Zeit, der Aus tritt Vormittag 11 Uhr 15 Minuten. Dresden ist in Zeit um 1 Minute 22 Sekunden vor un Berhältniß zu der Berliner Zelt. ä D. * Ueber die Savignyfeier an der Leipziger Universität meldet das dortige „Tageblatt": Die mit der Büste Savigny'S inmitten reicher Ziergrwächse geschmückte Aula de« Augusteum» war heute Mittag, am 21. Februar, der Schauplatz einer von der Juristen- sacultät hierselbst veranstalteten Gedächtnißfeier für Friedrich Karl v. Savigny (geboren am 21. Februar 1779). Außer der Fakultät in ihrem ganzen Lehr körper und Vertretern der anderen Fakultäten waren der Ueetor Ua^oiticus und der königliche Commissar Graf Münster bei der von Studirenden reich besuchten Feierlichkeit zugegen. Von Dresden waren die Herren Siaatsmlnister Dr. v. Gerber und v. Abeken erschienen und verliehen der Feier besondere Bedeutung. Men- delssohn's Festgesang, von den Pauttnern vorgetragen, eröffnete den Actus. Desselben Meister» Lob- und Danklied, gesungen von demselben Universitätssänger- verein, beschloß die Feier. Festredner war Geh. Rath Dr. Windscheld. Die treffliche Rede dauerte über eine Stunde. Nach ihm sprach der Decan der Juristen» facultät, Professor Dr. Wach. Letzterer verkündete namens der Facuttät die Ehrenpromotion von 8 um die Rechtswissenschaft verdienten, praktischen und theoretischen Juristen, des Staattministers v. Abeken, des Präsidenten und des ersten Vlcepräsidenten de» Dresdner OberappellationsgerichtS v. Weber und Otto, de» dritten Präsidenten des Leipziger ReichSobcrhan- delSgerichtS Hocheder und deS Raths bei demselben ReichSttibunal Wiener, des geh. RegierungSrath» Ha gens vom Relchsjustlzamt, des OberfinanzratHS HanS Rüder und des ObertribunalrathS Struckmann. Für den Abend war ein Studentencommer- »ä boe im Schützrnhause vorbereitet, zu dem auch die Herren Professoren erwartet wurden. * In einer Rede Finkelnburg - über Pest und Fleckentyphus, gehalten in der Gesellschaft für öffent liche Gesundheitspflege zu Berlin, wurde hervorgehoben, wie die Erfahrungen der neuesten Geschichte adermal» bewrlsen, daß große Kriege, selbst zwischen Cultur- nationen, nie ohne da- Gefolge von Epidemien sind.
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