Dresdner Journal : 26.09.1879

al. istln. Rr. terie 2». 872 >72 1876 >78 >7 0664 >7 6999 >07194 «us- vosungS- termin 6285 6970 7436 7459 7664 1871 1878 1876 1873 1877 1873 I87K 1876 1878 il il i5 5^5020 >45254 8^5283 65760 1878 >74 1875 >75 1874 Freitag den 26. Septemder. .V SSI 187» Xd»u»«»«uts»r»I,i l» U«»»« si>t»ek»i» : 3U»rIioi»: . . 1» tlarli ^jLt>rlivt>: 4 Uarll 50 kk. LioKlo«kiuwm«rv: Iv?k. L»»»«rIuUd de» deutrckea lieivde» tritt?o»t- uod 8tewpelru»edl>t8 dim«. loivratenprelser . kür den k»llin einer xeipaltenen ?etitreils 20 kk. Vater „Lin^e^ndt" di« 2«il« 60 kk. kr»«:d«l»eur TsAlioi, mit XninLkme der 8oaa- und keisrta^e Xbevd» kür den kolbenden 'kaz- DreMerImmml. Verantwortlicher Rcdacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. In,er»teu»onakme »»»«Itrtür ?>. Lroncktrtter, VommisiiooLr 6s» Dresdner doura»!»; H»wd»rU -L»rl>» Vi«a L«ip,Ix- >»»«> -Lro,I»u rrnnkknit ». «: L knA/rr/ L-rlin Vi«»-8»m6u>x- kr»x-I^iprix-kr»o>lkurt ». N«üllcksn: ^u</. v«rlia:§Hrr»«e4:,/»ir'n/<(ik»i(/a»/:, Lrvmenl Lr«,>»u: /, ütanArn'» Dün nu; vkswaiti Hr koiAt; krsa^turt a : 2^ ^aeAer^ctis u. V'. Uirrinann- »c>iv liiiclilumdlun^; Ovrin,O. ^kn//rr,' I»a»or«r: 6 §cki(>°/< , , r»ri» L«rlm-rr»allkurt ». Il - »taU^»rt: se Luadar,: k ^6 Ä«»aer Uerausxvdsr: NSaiel. Lipeditioa de» Dresdner Journal», Dresden, ^viv^erstrnsse Ho. 20. Amtlicher Theil. NekmmlmaPung. Die nachstehende Bekanntmachung wegen Zahlung der Zinsen der ReichSanleihen von 1877/79 wird hier mit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 19. September 1879. Finanz Ministerium. Frhr. von Können-. Wolf. Bekanntmachung, betreffend die Zahlung der Zinsen der Reichs anleihen von 1877/79. Die am 1. October dieses Jahre» fälligen Zinsen der Reichsanleihen von 1877/79 können von da ab bei der Staat» chulden-Tilgungskasse hierselbst, Oranien- straße Nr. 94 unten links, bei der Reichsbank-Haupt- kaffe hierselbst und bei sämmtlichen Reichsbank Haupt stellen und Reichsbankstellen, sowie bei denjenigen Kaiserlichen Ober-Postkassen, an deren Sitz sich eine iolche Bankanstalt nicht befindet, täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage und der KassenrevisionStage, in den Vormittag» - Dienststunden gegen Ablieferung der betreffenden Coupons in Empfang genommen werden. Die Coupons müssen nach den Anleihen und den AppointS geordnet, und eS muß ihnen ein, die Stück zahl und den Betrag der verschiedenen AppointS ent haltendes, ausgerechnetes, unterschriebenes und mit Woh- nungSangabe versehenes Verzeichniß beigefügt sein. Die Einlösung der später fälligen Coupons der Reichsanleihen wird in gleicher Weise, ohne besondere Bekanntmachung, vom Fälligkeitstage ab erfolgen. Berlin, den 6. September 1879. Reichsschulden Nerwaltung. Löwe. Hering. Mchtamtlichtr Theil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagetgrschichte. (Dresden. Berlin. Wien. Prag Buda-Pest. Paris. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Bukarest. Konstantincpel.) Ernennungen, Versetzungen ie. im öffentl. Dienste. Dre-dner Nachrichten. Provinzialvachrichtev. (Leipzig. Pegau Chemnitz. Zwickau. Werdau. Bad Elster. Freiberg. Riesa.) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberickte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Metz, Donnerstag, SS. September, Vormit tags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern Abend kN Uhr erschien De. Majestät der Kaiser auf der musikalischen Soiree im Militärcafino, wo bereits sämmtlich, hier anwesende Prinzen und fürstliche Herrschaften sich eingefunden hatten. Der Kaiser nahm den Thee im Casino und verweilte 1k Stunde daselbst. Die Soiree hatte eineu glänzenden Verlauf. Heute ist daS Wetter zwei felhaft, der Himmel stark bedeckt. Um 8 Uhr Morgens fuhr der Kaiser zum Besuche der Schlachtfelder über FreScaty, Noveant und Gorze und nimmt seinen Rückweg über Gravelotte und St. Hubert. Paris, Mittwoch, 24. September, AbendS. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach ist der Tag drö Zusammentritt- der Kammern auf den 3. Drcember festgesetzt worden. Paris, Donnerstag, 25. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Bei einer Besprechung der aus wärtigen Politik Frankreichs hebt die „R^publique franyaise" hervor, Frankreich dürfe sich nicht in irgend eine besondere Comdination einlaffen, welche dir Unabhängigkeit seiner Action beeinträchtigen würde. Frankreich dürfe von Niemandem Rath- schlüge annehmen; eine aufmerksame Reserve ent spreche allein seinen Interessen. Haag, Mittwoch, 24. September, AbendS. (W. T B ) Nach 3 tägigen bewegten Debatten hat heute die Zweite Kammer mit 44 gegen 28 Stim men die Adresse in Beantwortung der Thronrede angenommen. DaS neue Ministerium gab eine Erklärung ab, in welcher rS sich alS rin KufionS- ministrrium, daS übrr drn Parteien stehe, bezeich nete. ES werde für die Aufrechterhaltung det Freihandels energisch einstehen. Dir vom Mini- strrium zn Gunstrn der gemischten Schule abge- gebrnrn Erklärungen wurden von drn Librralrn mit BrifallSbezrugungev, seitru der Clericalen mit Mi-faüSzeichev begleitet. Madrid, Mittwoch, 24. September, Mittags. (W. T. B.) Drei Grundbesitzer auf Cuba, welche »060, 42VO und 800 Sclavrn besaßen, haben die selben freigrgeben und mit ihnen ArbritScontracte auf 5 Jahre abgeschlossen. Andere Sclavenbefitzer dürften diesem Beispiele in Kurzem folgen. Die Regierung sendet eine Truppenabthrilung von 5000 Mann nach Cuba. Verschiedene Depu- tirte sollen beabsichtigen, die sofortige Abschaffung der Sklaverei auf Cuba zu beantragen. Bukarest, Mittwoch, 24. September, Abends. (W. T B.) In der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammer brachte der Minister deS Auswär tigen, BoöreScu, die von sämmtlichen Ministern unterzeichnete Regierungsvorlage über die Revi- sion deS Artikels 7 der Verfassung ein. Die von dem Minister verlesenen Motive und ErposöS, sowie der Gesetzentwurf selbst wurden von drn Deputirten beifällig ausgenommen. In der Vorlage hat das im Artikel deS Berliner Vertrage- ausgesprochene Princip Aufnahme gefunden. Die Vorlage enthält sodann die DurchsührungSbestim- mungen. Das Recht der Naturalisirung wird allen Ausländern ohne Unterschied der Religion ebenso wie den rumänischen Unterthanen, welche noch nicht Bür ger sind, zuerkannt. DaS Recht zur Erwerbung länd ¬ lichen Grundbesitzes soll ein politisches Recht werden, ausgenommen in der Dobrudscha. Diejenigen, welche in Rumänien geboren und bis zur Erlangung deS Alters der Reise daselbst erzogen worden sind, sind nach dem Gesetzentwürfe von der zur Naturalisirung erforderlichen Dauer der Anwesenheit im Lande rechts- giltig dispensirt. Der Entwurf schlägt der Kammer vor, sofort alle den Rumänen afsimilirten Israeliten für rumänische Bürger zu erklären, deren Namen in einem der Kammer unterbreiteten besonderen Verzeich nisse enthalten sind. Dieselben sind in 6 Kategorien getheilt: Diejenigen, welche in der Armee gedient, welche das Baccalaureatsdiplom im Lande erworben haben, welche im Auslande diplomirt worden sind und ihren Beruf in Rumänien ausüoen, welche wohlthätige An stalten gegründet haben, welche Handels- und indu strielle Etablissements besitzen, und Solche, welche Werke in rumänischer Sprache geschrieben haben. Der Gesetzentwurf wurde den Sektionen zur Vorberathung zugewiesrn. Tagesgeschichte. Dresden, 25. September. Der deutsche Reichs kanzler Fürst Bismarck tras heute früh 8 Uhr 8 Mi nuten von Wien mittelst Courierzuges der Nordwest bahn hier ein. In dem Salonwagen, bekanntlich ein Geschenk der deutschen Eisenbahnverwaltungen, be- sanden sich außerdem die Frau Fürstin Bismarck und Graf Wilhelm v. Bismarck, in einem zweiten Wagen das Kanzleiperfonal und mehrere Polizeibeamte. Von der hiesigen königl. preußischen Gesandtschaft hatte sich der interimistische Geschäftsträger Graf zu Eulenburg, von der kaiserl. und königl. österreichisch-ungarischen Gesandtschaft der Geschäftsträger Frhr. v. Biegeleben zur Begrüßung eingefunden. Aus der Mitte des fehr zahlreich versammelten Publikums wurden Sr. Durch taucht wiederholt Hochrufe entgegengebracht. Fürst Bismarck erschien hierauf dankend am Fenster de» Salonwagen». Da der Reichskanzler sich zur Benutz ung der Route von Dresden nach Berlin viu Zossen entschlossen hatte, so war hiermit ein Aufenthalt von 1l4 Stunde aus dem böhmischen Bahnhofe verbunden. Während deS UmrangirenS des Salonwagens verließ die fürstliche Familie denselben und nahm in dem ge öffneten Hofsalon ein einfaches Frühstück ein. Fürst Bismarck kehrte baldigst wieder in den Salonwagen zurück, während die Fürstin und Graf Wilhelm v. Bis marck erst später nachsolgten. Bei der Absahrt er widerte Se. Durchlaucht die dargebrachten Ovationen durch mehrmaliges Erscheinen am Fenster des Salon wagens, nach allen Seiten dankend. * Berlin, 24. September. Wie Ihre Majestät die Kaiserin bei dem Besuche der Wohlthätigkeitsan- stalten Straßburgs dieselben persönlich beschenkte, so hat Se. Majestät der Kaiser dem Oberpräsidenten 3000 M. übergeben zur zweckmäßigen Vertheilung an die Armen, welche sich mit Bittgesuchen persönlich an Se. Majestät gewendet haben. Der Bürgermeisterei- Verwalter Back veröffentlicht folgende Bekanntmachung: .Se. Majestät der Kaiser und König haben mir den Auftrag zu ertheiien geruht, für den Allerhöchst Ihm und Ihrer Majestät der Kaiserin in diesen Tagen hierselbst ge wordenen freundlichen Empfang der Bevölkerung Straßburgs Seinen Dank an-zusprechen. Es gereicht mir zur Freude, diese» Allerhöchsten Auftrage» mich hierdurch entledigen zu können.' Die bereits telegraphisch sianalisirte kaiserl. General ordre an den General der Infanterie v. Fransecky hat nachstehenden Wortlaut: .Ich habe bei den heute beendeten großen Herbstübungen de» XV. Armeecorp» den Eindruck vollständig bestätigt ge sunden, welchen Ach vor 2 Jahren bei Meinen Besichtigungen de» größeren Theil» der Truppen in Elsaß Lothringen ge Wonnen habe Es ist hier aus den verschiedensten Contingrn- ten ein Eorp» zusammengesetzt, mit Einem Sinn und Einem Streben, ein würdiges Bild für die Bereinigung de» deutschen Baterlande» geschaffen worden, welches sich seiner gewichtigen Ausgabe in >eder Beziehung gewachsen und würdig erweist. Ich bin Mir wohl bewußt, daß solches Resultat nur durch dir hohe Einsicht, das Berständniß und die rastlose Thätigkeit des commaiidirendcn Generals erreicht werden konnte, und Ich sprach Ihnen gern aus warmem Herzen Meinen Dank und Meine vollste Anerkennung aus, die Ich zugleich durch Ver leihung des Kreuzes und Stern« des BroßcomthurS deS Hausordens von Hohenzollern bestätige. Ich ersuche Sie zugleich, unter Gewährung der in der Anlage enthaltenen Gnadenbeweisr, den sämmtlichen Generälen und Offizieren Meinen Dank für ihre hingebende und ausopsernde Thätigkeit zu sagen, durch die allein sich eine so durchaus befriedigende innere Ausbildung und Ordnung der Truppen hat ermög lichen lassen, und auch den Mannschaften Meine volle An erkennung sür ihre Leistungen zu erkennen zu geben, die Ich in ollen diesen Tagen, und ganz besonders an dem sehr er schwerten Paradetage, nur durchaus loben und anerkennen kann." Gestern Abend fand in Metz großer Zapfenstreich Statt, wobei die Musikchöre das „Heil Dir im Sieger- kranz" und die „Wacht am Rhein" fpielten; vor der Präfectur hatte sich eine ungeheuere Menschenmasse eingefunden. Der Kronprinz von Schweden befindet sich nicht in der Begleitung des Kaisers, da derselbe noch in letzter Stunde abgesagt hatte. Se. Majestät begab sich heute Vormittag um H11 Uhr zu der Pa rade, welche bei Frescaty stattfand und von dem schön sten Wetter begünstigt wurde. Bei der Parade wurde die Artillerie bei beiden Vorbeimärschen vor Sr. Maje stät von Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Karl persön lich vorgeführt. Nach dem Vorbeimärsche sprach der Kaiser den Commandeuren Allerhöchstseine Anerkennung über die Leistungen der Truppen aus und ritt alsdann an die Kriegervereine von Montigny, Sablon und Metz heran, welche während der Parade hinter der Suite Aufstellung genommen halten. Auf dem Parade platze hatte sich eine nach Tausenden zählende Volks menge eingefunden, welche den Kaiser begeistert be grüßte Nach der um 2 Uhr Nachmittags erfolgten Rückkehr nach Metz besuchte der Kaiser in Begleitung des Großherzogs von Baden, des Prinzen Karl, de» Prinzen Albrecht und der Generalität die evangelische Garnisonkirche. Hierauf besuchte der Kaiser die Kathe drale und begab sich zu Wagen durch die Stadt nach Fort Steinmetz. Der Kronprinz machte eine Rund fahrt durch die Straßen der Stadt. Um 5 Uhr findet bei Sr. Majestät ein Diner und AbendS tz9 Uhr im Militärcafino eine Soiree Statt. Morgen früh 8 Uhr beabsichtigt Se. Majestät, die Schlachtfelder bei Metz zu besuchen; die Rückkehr von dort ist auf 1 Uhr Nachmittags festgesetzt, worauf um 2 Uhr da» De jeuner stattfindet. Um H4 Uhr erfolgt sodann die Abreise Sr. Majestät nach Baden-Baden. — Ueber den Besuch deS Fürsten Bismarck in Wien läßt die „Prov. - Corr." sich folgendermaßen vernehmen: „Der deutsche Reichskanzler hat seine Rückkehr von Gastein zu einem mehrtägigen Besuche in Wien be nutzt, welcher zunächst als Gegenbesuch bei dem bis herigen auswärtigen Minister Grafen Andrassy und zugleich zur Fortsetzung der Besprechungen, welche die beiden Staatsmänner in Gastein gepflogen hatten, in Aussicht genommen war — durch den Gang der Er eignisse aber und durch die Umstände und Kundgeb ungen, welche die Anwesenheit deS deutschen Kanzler» in der österreichischen Kaiserstadt begleiten, eine noch erhöhte, nicht bloS in den beiden großen Reichen, sondern in ganz Europa erkannte Bedeutung gewonnen hat. Der Empfang deS Fürsten Bismarck in Wien feiten deS kaiserlichen Hofe- sowohl, wie in der Re gierungssphäre und nicht minder seiten der Bevölkerung ist ein so ehrenvoll auszeichnender, wie er in solcher Weise wohl kaum einem fremden Staatsmanne je zu Theil geworden ist." DaS halbamtliche Organ referirt Feuillkton. Ridigirt von L>tto Banck. Afghanistan. Hermann Vambery, der bekannte magyarische Reisende und Kenner Mittelasien», stellt den Eng ländern sehr ungünstige Aussichten für den bevor stehenden zweiten afghanischen Feldzug. Nachdem er geschildert, wie ring» um Afghanistan überall Elemente vorhanden sind, die gegen die Engländer aufzureizen nicht aufhören, findet er auch in Afghanistan keine Elemente, die zu den mit England alliirten Macht habern in Kabul in unbedingter Treue sieben würden. Die afghanischen Städte, die zumeist von In dustriellen und Handrl»leuten bewohnt sind, die Ord- nuna und Gerechtigkeit»liebe der Briten in vollem Maße würdigend, würden an Stelle der willkürlichen afghanischen Verwaltung wohl gern dir englische Herrschaft sehen. Diese» bezieht sich auf die Geschäft»- leute in Herat, Ferrah, Hazni und besonder» aus Kandahar, welch' letztere Stadt namentlich während der jüngsten Occupatio« unzweifelhafte Beweife ihrer britischen Sympathien gegeben hat. Doch der Sauf- mann»stand und die industrielle Welt sind in starker Minorität in Afghanistan. Denn die große Masse, nämlich die Raubritter, die fogenannten Serdare und Khane, die stet» nur dem LieblingShandwerte de» Kriege», de» Rauben» und Plündern» oblagen, diesen Leuten war stabile Ordnung und Gesetzlichkeit von jeher ein Dorn im Auge: sie sind der wahre Typu» der irrende« Ritter de» Mittelalter» und «»erden über ¬ all dort zu finden sein, wo Anarchie und Krieg einen Tummelplatz für ihre unsaubere Thätigkeit geivährt. Diese Serdare und Khane — denn daS sind die eigentlichen Tonangeber im Lande — mögen nun allerdings, wenn mit englischem Golde, und zwar mit schwerem Golde erkauft, entweder in gezwungener Neutralität verharren, oder in zweifelhafter Treue den Engländern sich anschließen, doch kann aus sie kein Verlaß sein, und wer immer den Thron in Bala- Hissar einnimmt, wird nur über einen Theil, übrr ein Bruchstück derselben verfügen können. Mit diesen Raubrittern Hand in Hand gehen auch die Molla», die im wildesten Fanatismus mittelasia tischen Glaubensfeuer» auferzogenen Priester, die um Politik sich wenig kümmern und denen dir Bekriegung und Ausrottung der KafirS, d. h. Ungläubigen, al» Losungswort gilt. Ihnen untersteht die untere VolkS- klasse, und so wie sie bei dem ersten englisch-afgha nischen Kriege von 1842 traurige Berühmtheit er langten, ebenso mag jetzt ihr Wirken gegen die Eng länder von schwer wiegenden Folgen sein. Dies sind ungefähr die politischen Zustände, die» die Verhältnisse, unter welchen die englisch« Armee zur Bestrasung der Blutthat von Kabul durch die verschie denen Pässe in da» Land der Afghanen einrückt. Ob und wie weit Jakub Khan, der eventuelle Herrscher, seiner: Verpflichtungen in Gundamuk treu geblieben, ob er an der ruchlosen That sich detheiligt hat oder nicht, darüber hat trotz allen widersprechenden Zeitungs nachrichten bi» jetzt gar nicht» Verläßliche» verlautet, und Bamböry verharrt noch immer bei der ersten An nahme, die auch von den leitenden Organen England» gelheilt wird, daß Jakub Khan an dem ganzen Vor ¬ haben unschuldig, zur Verhinderung desselben unfähig war. Ob die- auch in der nächsten Zukunft der Fall sein wird, d. h. ob er von den aufgepeitschten Wogen deS Fanatismus nicht gewaltsam hingerissen, die Führer schaft deS Kampfe» gegen England zu übernehmen ge zwungen sein wird, darüber wäre schwer vor der Hand ein Urtheil zu fällen. Vambery hat Jakub Khan nur in seiner frühesten Jugend gekannt, und der Eindruck, den er damals auf ihn gemacht, war der eine» be gabten, thatendurstigen Prinzen, der den Engländern zugethan, in russischer Freundschaft nie sein Heil ge sucht und auch nicht erwartet hat Doch bei politischen Fragen in Afghanistan ist die Persönlichkeit de» Herrscher» nur vom zweiten Belange, denn e» fragt sich vor Allem, welche Stellung die verschiedenen Stamme»oberhäupter den Engländern gegenüber ein- nehmen und wie weit der Machtkrei» der mit russi schem Gelbe noch geheim operirenden Thronrivalen sich auSdehnt. So weit man au» der Ferne die Sachlage über sehen kann, steht den Engländern ein harter, ja sehr harter Kampf bevor. Der zweite afghanische Feldzug wird größere Opfer, größere Kampfe erheischen, al» der erste, und seine etwaigen Ersolge können um so weniger Klärung in da- Wirrsal der dortigen Zustände bringen, da der Hintergmnd heute nicht mehr so frei ist, wie vor 40 Jahren, al» die dunklen Schatten de» nordischen Kolosse» noch nicht an» linke Ufer de» Oxu» gelangt waren. Heute bedeutet die gänzliche Unter- werfung und Besiegung Afghanistan», wo von Einver leibung unter keinen Umständen die Red« sein kann, nur den Anfang zu einem noch größeren und weiteren Kampfe. *,* Es wird interessiren zu erfahren, daß die Ur heber von zwei auf der internationalen Kunstausstel lung zu München befindlichen Gemälden, welche die Generaldirection der königl. Sammlungen gleich nach Eröffnung der Ausstellung für die Ge mäldegalerie angekaust hat, sich unter Denjenigen be finden, welche nunmehr von der Jury prämiirt wor den sind. Wilhelm Leibl hat eine erste, Fritz August Kaulbach eine zweite goldene Medaille er halten, wobei zu bemerken ist, daß an Maler nur 12 erste und 11 zweite goldene Medaillen verliehen wor den sind. Der Bildhauer Robert Diez in Dretden hat, wie ebenfalls bereit- gemeldet, für seine vorzüg liche Brunnenfigur eine der drei ersten goldenen Me daillen davon getragen, welche für Bildhauer zur Ber- theilung gelangt sind. U. 6. Der die Zeit von Ende Mai 1878 bi» Ende Juni 1879 umfassende Bericht über den Ton- künstlerverein zu Dresden ist soeben erschienen. Derselbe beschließt die Geschichte de» Verein» «»ährend der ersten 25 Jahre seine» Bestehen» und kann al» Thatsache tonstatiren, daß der Verein noch in keinem Jahre seit seiner Gründung eine» gleichen äußeren Wach-thum» sich zu erfreuen hatte. Äm Schluffe d«» VertinSjahre» zählte der Verein: 24 Ehrenmitglieder, darunter 13, welch« zur Zeit ihrer Ernennung bereit ordentliche Mitglieder waren; 194 ordentliche Mitglie der, nämlich 174 einheimische und 2vau»wättiae; 157 außerordentliche Mitglieder. Die Gemmmkzahl aller Mitglieder beträgt demnach 362. Der Sesammtvor- stand schließt seinen Bericht mit dem Wunsche, daß dem Verein ein gleich erfolgreiche- und gleich ehren volle» Wirken auch während de» nun begianeudev