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Dresdner Journal : 14.10.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-10-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187910144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-10
- Tag1879-10-14
- Monat1879-10
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Journal : 14.10.1879
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Haltung de- evangelischen EharatterS unserer evangelischen VollSf^ule als Lebensfrage für unsere kirchliche, staatliche und gtsrllschastliche Ordnung betrachten, insonderheit theilen wir durchaus die im Vorträge ausgesprochene Ueberzeugung, daß dat Evangelium allein fähig sei, Autorität auszurichten und zu stärken, daß das Evangelium allein die Kraft habe, zum Gehorfam gegen diese Autorität zu erziehen und daß deshalb auch aus diesem Eirunde die Erhaltung und Stär kung de» evangelischen Lharakter» der christlichen Volksschule geboten sei * * * Wien, 11. October. Ihre königl. Hoheit die Herzogin v. Cumberland ist heute in Gmunden von einer Tochter entbunden worden. — Einem aus Krakau vom heutigen Tage dalirten Bulletin zufolge hat die diphteritifche Erkrankung Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Friedrich sich nicht weiter verbrei tet. DaS Fieber ist mäßig. — Die „Pr." schreibt: Die Adreßcommission des Herrenhauses hält Montag ihre erste Sitzung ab. In derselben dürfte zunächst eine allgemeine Diskussion eröffnet werden, um den EommissionSmitgliedern Gelegenheit zu geben, ihren Standpunkt gegenüber der Thronrede zu entwickeln und auch ihre Anschauungen über die Gesichtspunkte darzulegen, die in der Adresse des Herrenhauses zum Ausdrucke gelangen sollen. Unter den Herrenhaus mitgliedern finden seit der Eröffnung des Relchsrathes fortwährend Besprechungen über die Lage Statt. Allem Anscheine nach werden dieselben zu einer förmlichen Parteigruppirung führen. Bisher conferirten sowohl die zur Berfassungspartei gehörigen PmrS, als auch die föderalistisch gesinnten Herrenhausmitglieder sür sich. Die Einladungen zu den Versammlungen der Letzteren gehen vom Fürsten Karl Schwarzenberg aus. Wie hieraus zu ersehen ist, dürfte es im Herrenhause zur Bildung von zwei großen Parteigruppen kommen. Vielleicht, daß auch noch eine dritte Gruppe entsteht, die eine vermittelnde Stellung innerhalb der bestehen den politischen Gegensätze entnehmen würde. Vorläufig werden in beiden Lagern die Verhandlungen über die Parteigruppirung fortgesetzt. — Die RaUmung der Verfassungspartel des Abgeordnetenhauses ist dem Abschlusse nahe. Nach dem gestern Abend ge faßten Beschlusse der Abgeordneten des verfassungs treuen Großgrundbesitzes, dem Club der Liberalen beizutreten, unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß künftighin die gesammte Verfassungsparlei des Abgeordnetenhauses nur in zwei Clubs sich gliedern wird. Der Club der Liberalen, der sich heute Abend constitulrte, zählt jetzt schon 83 Mitglieder und dürfte mit dem noch weiter in Aussicht stehenden Zuwachse beiläufig 100 Abgeordnete in sich vereinigen. Die Mitgliederanzahl des Clubs der vereinigten Fortschritts partei wird keine so starke sein, aber immerhin auf ungefähr 70 sich belaufen. — Dem Hof- und Mmi- sterialrathe un Ministerium des kaiserl. Hauses und des Aeußern Frhrn. Falke v. Lilien stein ist m Anerkennung seiner ausgezeichneten Dienstleistungen der Titel und der Charakter eines Sektionschefs, dem im Preßdepartement des kaiserl. und königl. Ministeriums des Aeußern verwendeten Publikisten Or. Theophil PiSling der Titel eines Regierungsrathes verliehen worden. Prag, 12. Oktober. Se. kaiserl. Hoheit der Kronprinz Rudolf hat sich gestern zum Besuche des Fürsten Carlos Auersperg nach Wlaschim begeben und wird heute Abend wieder von dort nach Prag zurückkehren. — Ueber die Taktik, welche die tschechi schen Abgeordneten im Reichsrathe zu beobachten gedenken, bringen die hiesigen tschechischen Blätter zwar keine näheren Andeutungen; doch lassen sie durch- schimmer», daß es keineswegs in deren Absicht liege, in nächster Zeit mit Anträgen staatsrechtlicher Natur hervorzutreten, weil sonst der Reichsrath zum aus schließlichen Tummelplätze rechlShistorlscher Wortkämpse würde. Insbesondere ist es die „Politik", welche ui dieser Richtung ausdrücklich hervorhebt, daß die un Abgeordnetenhaus verlesene Erklärung der tschechischen Abgeordneten wohl deren rechtlichen Standpunkt kenn zeichne, keineswegs aber auch zu der Voraussetzung berechtige, als betrachten die Tschechen dessen praktische Geltendmachung als eine ihrer ersten und dringendsten Ausgaben. Im Gegentheile seien sie sich dessen bewußt, daß derzeit noch andere Ausgaben, welche die materiel len Interessen der Bevölkerung berühren, ihrer Erle digung harren, und diesen Aufgaben wollen sie denn auch die gebührende Aufmerksamkeit zuwenden. Die Unlversitätsfrage betreffend, gedenken die Tschechen bei Berathung des Budgets des Unterrichtsministeriums in Action zu treten, indem sie Anträge auf Einstellung der entsprechenden Ausgabeposten für die Creirung neuer tschechischer Lehrkanzeln zu stellen beabsichtigen. Einer der tschechischen Abgeordneten hat bereits priva tim den Unterrichtsmlnister Or. v. Stremayr über diesen Gegenstand mterpellirt, und Letzterer soll unter dem Ausdrucke deS Bedauerns, daß es ihm nicht mehr mög lich sei, an dem bereits festgestellten Staatsvoranschlage len doch endlich ihre Wellen, erhob sich doch allmählich, darauf getragen, die Wissenschaft, die Lehre vom kla ren Denken. Es stiegen jene erhabenen Vertreter des lichten Menschengelstes einzeln und allmählich empor, welche heute allen Gebildeten geläufig sind. Und was hauptsächlich rm gemeinen Leben beun sogenannten Volke und gemeinen Sinne wirkte, war die elngeborne sreie Natur, der Helle Sinn, der klare, zuweilen un- verfchüchterte und ungeblendete Blick I * Wir machen die Freunde der Malerei daraus aufmerksam, daß nach Beendigung der internationalen Kunstausstellung zu München Ä. v. Werners vielge nanntes Historienbild: „Die Kaiserproclamation zu Versailles " im Locale des sächsischen Kunstvereins (auf der Brühl'schen Terrasse) eine Ausstellung finden wird, gewiß ein höchst dankenswertheS Arrangement. Dieses umfangreiche Gemälde, welches einen der bedeutsamsten Acte der vaterländischen Geschichte darstellt und eine Fülle der interessantesten Portraits enthält, ist bekannt lich ein Geschenk der deutschen Fürsten an den Kaiser Wilhelm. * Da» Mannheimer Theater seierte in den Tagen de- 7., 8. und 9. Octovrr da- Jubliäum seine- 100- jährigen Bestehens. Durch Vertretung de» großherzogl. Hause», der Regierung und der Stadt wie durch nam- haste fremde Lheilnehmer wurde da» Fest zu einem ausgedehnten und glänzenden. Der Präsident de» persönlich entsprechende Aenderungen vorzunehmen, die Zusage gemacht haben, diesen Anträgen nicht entgegen- »utreten. Jedenfalls wird die Berathung des Schul- budgetS zu den lebhaftesten Debatten Veranlassung bieten. — Gestern Nacht ist der Professor der politi schen Wissenschaften an der hiesigen Universität, l)r. Eberhard Jonük, am Schleimschlage im 60. Lebens jahre verschieden. Er war in den Jahren 1848 und l849 Mitglied des cvnstituirenden Reichstage-, in welcher Eigenschaft er mit der Rechten zu stimmen pflegte. Als Schriftsteller hat er sich namentlich aus dem Gebiete der Statistik hervorgethan. Paris, 11. October. Die Polemik für und gegen die volle Amnestie entbrennt in der Pariser Presse immer heftiger, und die republikanifchen Jour nale haben sich nachgerade sämmtlich in zwei feindliche Lager geschieden. Die „Republique fran^mse", die ge meinsam Mit der „Marseillaise" für die Amnestie ein tritt, obwohl sie den Intransigenten nach wie vor ver dächtig bleibt, verlangt heute von der Regierung, daß sie -überhaupt eine entschiedenere Haltung annehme. Bisher, meint die „Röpudlique", war die Vorsicht an- gezei^t, und die republikanische Parisi konnte inmitten der Schwierigkeiten, welche sie von allen Seiten um ringten, nur Schritt für Schritt vorwärts dringen; aber jetzt hat die Republik freies Feld vor sich. Man ist nicht mehr in der Periode des 16. Mai, und der letzte wirklich gefährliche Feind der jetzigen Staatsein- richtungen, der kaiserliche Prinz, ist vom politischen Schauplatze verschwunden. Die Regierung hat also keinen Vorwand mehr, die frühere ängstliche Vorsicht auch jetzt noch zu beobachten, und das Land würde es ihr sehr übel nehmen, wenn man ihm die längst ver langten Resormen auch jetzt noch vorenthalten wollte. So sagt die „Republique", aber sie unterläßt, zu sagen, worin die Reformen, die das Land verlangt, bestehen. Sie hält sich immer in allgemeinen Redens arten von der Umgestaltung des Beamtenpersonals u. dergl., und wie jetzt die Dinge liegen, muß man vcrmulhen, daß es hauptsächlich darauf abgesehen sei, die Regierung zur Annahme der Amnestie zu treiben. In einem zweiten Artikel wiederholt dann die „Rö- publique" noch einmal die Gründe, welche für diese Maßregel bestimmend seien, und es ist eigeuthümlich genug, daß sie hierin genau mttdemb0liaparttstischen„Gaulols" übereinstimmt. Auch un „Gaulvis" erklärt I. I. Weiß, mau habe allerlei Individuen amnestirt, welche eine Hauptrolle im Aufstande der Commune gespielt, höhere Offiziere der Naüvnalgarde, Mitglieder des Central- comilvs u. s. w.; warum also die anderen ausschließen, und warum einen Unterschied machen zwischen Män nern, welche entweder der Verzeihung gleich unwürdig sind, oder welche m gleicher Welse verdienen, ihre bürgerlichen und politischen Rechte wlederzugewinnen § Dieses Argument könnte, wie der „Temps" mit Recht bemerkt, gegen Diejenigen, die es anwenden, umgekehrt werden, denn man könnte aus ihm den Schluß ziehen, daß das Amnestiegesetz eine zu weile Anwendung ge funden. Indessen, auch ohne diesen Schluß zu ziehen, kann man bemerken, daß die Amnestiefrage vor Allem eine politische Frage ist. Die Ausdehnung der Einzel begnadigungen, soweit man damit auch gehen mag, bleibt uvihivendlg eine Frage der Menschlichkeit, und Niemand wird sich darüber beschweren, daß die Re gierung diese Begnadigungen auch fernerhin jo weit, als möglich ausdehnt. Aber mit der Gejammtamnestie ist es eine andere Sache. Namentlich unter den jetzigen Umständen würde dieselbe als eine wahre Rehabilitirung der Commune erscheinen, und die große Masse der Bevölkerung würde nicht umhin können, darin einen Beweis der Schwäche seilen der Re gierung zu erkennen. Wenn also die „Rvpublique franyalje" das Ministerium zur Gewährung einer solchen Maßregel anlreibt, so leistet sie ihm damit einen sehr schlechten Dienst. Unter den Blätter», welche am heftigsten gegen die Amnestie eintrelen, steht das „Journal des Dübats" obenan. Dasselbe zieht heule in einem ungewöhnlich energischen Artikel gegen den Candidalen der allgemeinen Amnestie, Humbert, der morgen wahrscheinlich im Stadtbezirk Javel zum Mtt- gliede des Gemeinderaths gewählt werden wird, zu Felde. Es hält die Behauptung aufrecht, daß Humbert durch seme Denunclationen zur Zeit der Commune die Ermordung des repuvlikantschen Journalisten Chaudet herbeigeführt hat. Paris, 12. October. Alle andern Vorgänge der inner» Politik treten heute vor der Munikipal- rathswahl im Bezirk Javel in den Hintergrund. Es wird wieder einmal eine Hand voll Wähler über die politische Entwickelung eines ganzen Landes ent scheiden. Man kann es nicht leugnen, daß die Com mune, abscheulichen Andenkens, m Paris wieder offen ihre Fahne ausgepflanzt hat. Wenn sie bei der Wahl m Javel trlumphlrt, jo werden ihre Anmaßungen bald keine Hoftheatercomitäs, Emil Heckel, verlas die Festrede, eine zweite hielt der Oberbürgermeister Moll. Diese Vortrage gingen aus die Vergangenheit der Mannheimer Bühne ein, welche reich an ruhmvollen Erinnerungen ist. Ein Festspiel von l)r. Reuther „Poesie und Geschichte" illustcirte ebenfalls diese literarischen Reminiscenzen von der Scene herab. * Der Comito der internationalen Ausstellung zu München für den Erwerb der Kunstwerke, welche (un Gesammtwerthe von 80000 M.) einen Theil der Ge winne in der mtt der Ausstellung rm königl. Glas palast verbundenen Lotterie zu bilden habe», hat vor kurzer Zeit seine Aufgabe vollständig gelöst. Der höchste Gewinn unter den Kunstwerken tft Adrien Moreau'S „Ein Vortrag der Tragödie Mirame bei dem Cardinal Richelieu". Der Ankaufspreis beträgt 8000 M. Ursprünglich war, zu dem nämlichen Zwecke, „Die Heerde" von Charles AranxoiS Daubigny um denselben Preis angekauft, diefer Kaus aber dann rück gängig gemacht worden. Im Ganzen werden Kunst werke zum Werthe (im Ankaufspreise) von 80000 M. gewonnen, daneben 60 000 M. rn Baargewinnen. Dm Verloosung geht zu München am 5. November d. I. vor sich. Die Ausstellung lst noch fortwährend sehr gut besucht. Sie wird, wie gleich anfänglich bestimmt war, bi» zum 31. October andauern, nicht aber, wie irrig m der Münchner Localpresse berichtet und von dieser au» auch in die auswärtige übergegangen war, nur di- zum 20. d. M. Grenzen mehr kennen. Dieser Bezirk von Javel ist jedenfalls einer derjenigen, in denen die Partei der Commune an, leichtesten etwas auszurichten hoffen kann: ein armes Stadtviertel zwischen dem Champ-de- Mars und de Grenelle, also hinter dem großen Aus stellungspalais von 1879 versteckt. Die Bevölkerung besteht zunächst aus den Arbeitern der großen Ma schinenbauanstalten Cail und der bekannten Fabrik chemischer Products von Javel. DaS Arbeiterelement ist hier ungemischter vertreten, als in irgend einem andern Stadtviertel, diejenigen von Montmartre und Belleville nicht ausgenommen. Alle Welt ist denn auch darauf gefaßt, den Candidaten der Commune als Sieger aus dem heutigen Wahlkampfe hervor- aehen zu fehen. Aber es fragt sich, ob nicht die Intransigenten, trotz ihrem anscheinenden El folge, eine große Unbesonnenheit begangen haben, indem sie so früh ihre MaSke abwarfen. Die heutige Kammer be steht in der großen Mehrheit aus aufrichtigen Repu blikanern, aber dm eigentlichen Radikalen bilden darin doch nur eine sehr kleine Minderheit. Man würde schwerlich in dieser Kammer ein Dutzend Deputiere finden, die sich offen zu der Richtung bekennen möch ten, welche die „Marfeillaise" und die Anhänger der Humberl'jchen Candidatur zur Herrschast bringen wollen, selbst die äußerste Linke, selbst Clvmenceau und Ge nossen müßten sich als weit überflügelt betrachten, wenn es den intransigenten Ultras gelänge, mtt ihrem Pro- gramm durchzudringen. Sicherlich würde die blose Aussicht, die Männer der Commune wieder ans Ruder kommen zu sehen, im ganzen Lande, mit Ausschluß vielleicht einiger großen Städte, einen solchen Wider willen Hervorrufen, daß die Deputieren unter dem Ein fluß der herrschenden Stimmung mit sehr anttradicalen Absichten aus den Ferien zurückkommen werden. Das Ministerium konnte sich daher durch den Erfolg der Ultras in Paris nicht sonderlich beunruhigt fühlen, wenn nicht das Organ der Gambelta'fchen Partei, die „Rv- publique franz-aise", ein Element großer Verwirrung ui die Situativ» eingeführt hatte. Da Gambetta nichts gethan hat, um die „Rvpubligue" zu desavoulren, so ist es erklärlich genug, daß die öffentliche Meinung erwartet, der Präsident der Deputlrtenkammer werde auf die Gewährung der allgemeinen Amnestie, die be- kannllich fürs Erste die Hauptforderung der Ultras bildet, hinarbeiten. Mit andern Worten, man befürch tet, Gambetta selbst das Zeichen zum Ausbruch des Conflicts zwischen den gemäßigten Republikanern und der Regierung einerseits und den Radikalen anderer seits geben zu sehe». Die Haltung Gambetta'S bleibt aller Welt ein Rächsel, obgleich Jeder sich sagen muß, daß Gambetta mit seiner Amnestiecampagne keines wegs bei den Radikalen die Popularität wiederzuge- wlnnen hoffen kann, die er auf Setten der Gemäßigten verscherzt, hier bleibt also der dunkle Punkt der näch sten Zukunft. Die Anmaßung der Communards würde ail sich weniger zu bedeuten haben, wenn man sie nicht durch den einflußreichsten Mann m Frankreich ermuthigt jähe. Auf alle Fälle läßt die parlamenta rische Session sich ziemlich bedenklich an. Rom, l2. Octoder. Ein von heute Vormittag 11 Uhr datirtes Specialtelegramm des „Deutschen Mon- tagsblattes" meldet: 8 prächtig bekränzte Leichenwagen durchziehen im Augenblick die Straßen Roms. Sie enthalten die Ueberreste der im Jahre 1849 und 1870 in Rom gefallenen Freiheitskämpfer, sowie diejenigen des Volkstribunen Clceruachio, der 1849 von den Oesterreichern aus der Flucht standrechtlich erschossen wurde. Tausende von Mitkämpfern mit 100 Fahnen und 12 Musikcorps folgen dem Todtenzuge nach dem JaniculuS, wo l» Gegenwart des Bürger meisters und des Ministerpräsidenten Cairoli die feier liche Beisetzung stattfinden soll. Zur Verhütung einer anti-österreichischen Demonstration hat die Regierung verboten, daß der Lelchenzug vor dem österreichischen Bolschaftshotel vorbeipassirt. London, 11. Oclover. (Tel.) Ein amtliches Tele gramm des indischen Vicekönigs vom heutigen Datum meldet: Der Angriff der Afghanen am Montag er folgte offenbar aus Grund eines Planes, wonach während des Frontangrlffs von Kabul aus Ghttzais und andere feindlich gesinnte Stämme die Engländer m Rücken und Flanke fassen sollten. Am Montag erbeuteten die Engländer nicht 12, sondern 20 Geschütze, im Ganzen bisher 98. General Roberts hofft, binnen wenigen Tagen die Verbindung mit der Khyberlinie Herstellen zu können. — Der „T meS" wird aus Thyetmyo vom 10. d. gemeldet: Die birmanische Regierung hatte telegraphisch unbehinderte Abfahrt der Resident schaft aiigeordnet. Der Dampfer, auf welchen mehrere Birmanen sich geflüchtet hatten, nahm unterwegs mehr fach britische Uulerlhanen aus. Begegnende englische Dampfer schlossen sich der Rückfahrt an. Die ganze Flottille ist eben angelangt. Kopenhagen, 10. Octobcr. (H. N.) Der vom Flnanzminlster gestern im Landsthlng vorgelegte Ge setzentwurf, betreffend die Heerstärle aus den westindi schen Inseln, wodurch das communale Milttärwesen wieder vom dänischen Staate übernommen wird, ist vorläufig wohl als der wichtigste zu bezeichnen, den die diesmalige Session bringt. Er wird, wenn er erst vom Landsthlng gründlich befürwortet ans Volksthing gelangt, ein ernster Prüfstein sür die Linke und viel leicht ein Wendepunkt in der innern Politik werden. Das westindische Militär wird dem Staate fährlich ordinär 312000 Kr. kosten. Die Ausgabe ist bei dem blühenden Zustande der Finanzen nichts weniger, als schwer oder gar drückend. Die durch den Aufstand von 1878 St. Croix zugesüHten Verluste beziffern sich nach einigermaßen genauer Schätzung auf 4H Millio nen Kr. Solche Früchte der Selbstregierung fordern gewiß nicht zur Nachfolge auf. Es ist unbedingt eine Ehrenpflicht für den Staat, die Inseln setzt nicht im Unglück in Stich zu lassen. Bukarest, 10. October. (Tel.) Die Kammer setzte heute die Debatte in Betreff der Verfassung»- revision fort. Mehrere Redner sprachen für und gegen den Entwurf der Regierung. JoneScu bekämpfte den Regierungsentwurf, erklärte jedoch, die Natural,sirung ohne individuelle» Verlangen aller Z-raeliten zuzu- lasfen, die nach einer vom KriegSminister verfaßten Liste in der rumänischen Armee gedient haben. Konstantinopel, 11. October. (Tel.) Gegenwär tig finden Verhandlungen wegen einer Anleihe von 10 Millionen türkischen Livre» Statt. Eine Gruppe einheimischer Bankier- soll die Zölle, welche da- An lehen garautiren, durch 10 Jahre in Bausch und Bo gen auf Grund der DurchschnittSeinnahme der 5 letzten Jahre im Gesammtbetrage von etwa 3 Millionen tür kischer Livre» übernehmen. Diese Einnahmeziffer könnte noch weit überschritten werden, wenn die Pforte die Zollverwaltung emer internationalen Commission übergeben wollte, allein sie will jede fremde Einmischung vermelden. Mit dem neuen Anlehen von 10 Millionen sollen nicht blos die durch die Zölle garantirten Vor schüsse per 4 500000 türkische LwreS, sondern auch der aus den vier früheren Vorschüssen noch schuldige Rest betrag von 4 Millionen türkischer Livres zur Beglei chung gelangen. Es verbliebe demnach der Pforte ein Baarbetrag von 1500000 türkischer Livres. Der Er trag der Zölle, die von einer Gruppe einheimischer Bankiers unter Ueberwachung der Pforte verwaltet werden sollen, würde zur Zahlung der Interessen und Amortisirung deS neue» Anlehens, sowie zur Rückzah lung der durch die Zölle und indirekten Steuern ga- ranlirten vier Anlehen verwendet werden. Die Regie rung würde gleichfalls an den Zolleingängen mit einem gewissen Jahresbetrage participlren. — Wie der „Pr." aus Konstantinopel gemeldet wird, setzt Griechenland seine ganzen Hoffnungen m der Frage der Grenzregulirung auf die Intervention der Mächte, doch fei nach den Dispositionen der Bot schafter in Konstantinopel vorläufig sür eme solche keine Aussicht vorhanden, umsomehr, als sich auch die Gön nerschaft Frankreichs einigermaßen adgekühlt hat. Nicht ohne diplomatische Pikanterie ist die folgende vertrau liche Depesche, welche Waddington an den Botschaster Fournier, nach einer Meldung der „Poltt. Corr.", ge richtet haben soll. Dieselbe lautet: „Vor Allem ver gessen Sie nicht, in das den Griechen abzutreteude Gebiet das Dorf *** einzubeziehen, an das sich so viele historische Erinneruugen knüpfen und das ein wahres „Nick ä uivänills»" ist." Dieser Zug beweist, wie sehr der Numismatiker und der Politiker Wad dington stets nebeneinander gehen, und gewiß werden viele Diplomaten auf ihren Karten vergeblich nach dem Namen der interesfanten Ortschaft suchen. Die Pforte wird selbstverständlich den archäologischen Sorgen des sranzösischen Ministers wenig Rechnung tragen und scheint weniger als je zu weitgehenden Concessionen geneigt, wie die unausgesetzten kriegerischen Vorberei tungen des SeraskleratS zur Genüge beweisen. üresdner Nachrichten vom 13. October. — Infolge Beschwerde einiger Dresdner Kunst- handluiigen hat die hiesige Krelshauptmannschaft nachstehende Verordnung an die Polizeidirec- tion erlassen: Die königl. KreiShauplmuunschast wünscht, daß von Kem Verbote der Auslegung der Pholvgraphie des Malan scheu Bilde«: .Einzug Karls V. in Antwerpen" in de» Schau fenstern hiesiger Kunsthandlungen bei dem anertannte» Kunst werthe diese« Meisterwerkes wieder abgesehen werde. Dagegen bestätigt man das gleiche Verbot, insoweit dasselbe bezüglich der photographischen Abbildungen einzelner Fraueugruppen aus dem Malart scheu Bilde, sowie wegen der Photographie deS Bilde- von Siemiradzki: „ lu coupa »u la »riuwo?" polizeilich verfügt worden ist. Denn soviel zunächst jene Frauengruppen anlangt, so versteht e- sich von selbst, daß dieselben al» willkürlich und mit nnverkeunbarer Absicht aus dem Zusammenhänge der ganzen Darstellung herausgegrlsjene Theile, einer selbstständigen und andern Be urtheilung unterliegen, als das Gemälde selbst in seiner Gejammtyeit und seiner untrennbaren künstlerischen Aus- fassung. Die Ausstellung von Abbildungen der nur erwähnten Frauengruppen sowie des obgedachlen Werke» von Siemn radzki an solchen Orten — wie Schansenster —, welche dem Publicum jeder Zeit zugänglich sind, rst geeignet, das sittliche Gefühl zu verletze» und öffentlich Aergerniß zu erregen. Die Beseitigung derartiger öffentlicher Uebelstände gehört aber unzweifelhaft zu den Ausgaben und Pflichten der Poli zeidehörde, und wird daher die letztere auch hinkünstig der Ueberwachung von Uuzutraglichkeiten der hier besprochenen Art ihre besondere Ausmerltamleit zu widmen haben. — Das bckaniite und beliebte Verzeichniß der „Fahrpläne jämmtlicher jächjijchen Eisenbahnen und anderer deutschen und österreichischen Bahnen, jo- wle die Fahrposten und Dampfschiffe", zujammengestellt und hemusgegeven von Robert Fritzsche, ist soeben in der Wluterausgabe (15. Octvber 1879 MS 15. Mal 1880) erschienen. — Ein fröhliches Leben entfaltete sich gestern m den Sälen von Bach's Etablissement (Neustadt), ,n denen der Fortbildungsverein für Arbeiter jeden Berufs durch FestactuS, Festmahl und Com mers, sowie durch emen die Anwesenden bis tief in die Nacht hinein in der besten Stimmung zusammen- haltendeu Ball sein 9. Stiftungsfest feierte. Das ganze Fest trug einen ungezwungenen familiären, aber würdigen Charakter, der nicht am wenigsten dem Um stande zuzujchrelben war, daß aus der Mitte des Ver- ciuS heraus der gutgeschutte Sängerchor unter der Leitung seines Gejanglehrers, Hrn. Stuckert, durch Quartette, sowie einige Mitglieder des Vereins durch Solovorträge den Festgenossen ansprechende Leistungen vorführten. Die Kapelle executtrte gleichfalls ihr gut gewähltes Programm in geMegener Weise. Die Fest rede des Hrn. Inspektors Tanner führte m glücklich gewähltem Gleichnisse den Anwesenden die Entwicke lungsgeschichte des Vereins in zündenden Worten vor. Die hierdurch hervorgerufene gehobene Stimmung steigerte sich noch, als der 1. Vorsitzende de» Verems, Hr. Schlagehan, den gedruckt vorliegenden und an dieser Stelle bereit» auszugsweise mitgetheilten Jahres bericht durch einige Bemerkungen erläuterte. * Bei Ablieferung fertiger Arbeit m einem Hauje auf der Friedrichstraße stürzte vorgestern von der unbeleuchteten Treppe, welche zur 3. Etage führt, ein hiesiger Schuhmachermelster herab und brach den rechten Oberschenkel. Unbeleuchtete Treppen sollten nicht geduldet werden. * In der Thode'schen Papierfabrik zuHain»berg kam vergangenen Sonnabend ein 17 Jahre alter Ar beiter namen» Klöber au» Unterweißig während feiner Beschäftigung zwischen zwei Walzen, wodurch dem armen Menschen die Kopfhaut von der Stirn bl» »um Hlnterhaupte fast vollständig abgerissen wurde. Abend» brachte man ,hn in solch' bedauer»»werth«m Zustande im Stadtkrankenhauje hlerselbst ein.
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