Dresdner Journal : 30.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187907305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-30
- Monat1879-07
- Jahr1879
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- Titel
- Dresdner Journal : 30.07.1879
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^174 VNNwoch, den 30. Juli. 1879 I» U—U«i«L«: ^Nürlivli: . . 18 H»r^. ^^Ldrliotl: 1 »k»rlc S0?f. Mln«U>s Kummero: 10 kk La»««rkLld 6s»6«ut»cti«o keivti«» tritt ?o«t- uoä 8t»mp«lru«:tila8 kio»u. Ineer-teoprsl»«: kRr tl«, k»uio «io«r 8«»p»Iteo«o ?»titr«iie L0 ?f. vawr „killS«»Lät" äis 2«1« bü kk. Nr»vb«tn«»r IÄUli«U »it Xuinitkliis ä«r 8o»n- vock NeisrtLzs ^bsaä» kür äso fol^8o6«n DresdnerÄonmal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. »o»^Lrt» r H Lramiitetter, 0owwi«iovLr ö«, ttrv-ävsr ^ourvL>«; S»»d«rU - L«rU» Vis» N»»«I - Sr„I»o-^r»o>lturt »; La«»«n»te,» L ^vAter, N«rU» Vl,»-S»wkurx kr»8'l-^p»i8 ». U »üaetl-ll: ktuci H/o««- 8«rU»: A. /kornict, /nrajitirncktnü, Nr«i»«u: L 8c-/otte, Nr»»I»a: L. L'tan-«-»'« öür8»u; vdiwrui»: F>. 1c^At; kr»»ttiirt ». IE: F ^aeAe^^ü« u. t,'. k/rrrvla„» »cke 8uckl>«välui»8> OörUti: t? Akükier, 8»imo-«r 6. Le^tti/rr,' k»rt» S«rUL-rr»Ltkort ». H. Stuttx»rt: La--« L N»»dur,: F FF St«»«r. » » r » u » x v d « r: Nvaial. Lxpsäition ä«« vresäosr ^ourvLl«, Vrerüev, Lvio^erstra»»« Ho. 20. Amtlicher Theil. Dretden, 2d. Juli. Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Georg, Frau Prinzessin Georg, Prin zessin Mathilde und Prinz Friedrich August sind gestern Mittag von Cöln aMH. kommend in Hosterwitz wieder eingetroffen. Bekanntmachung der Ministeriums des Innern. DaS Ministerium des Innern hat in Gemäßheit der Bestimmungen in 8 38 des Gesetzes über die Be richtigung von Wasserläufen rc. vom 15. August 1855 uno 8 4 der dazu erlassenen Ausführungs-Verordnung die AmtShauptmannschaft zu Bautzen mit der commissarifchen Leitung der aus der Mitte der Betheiligten beantragten Berichtigung des Fließe- von der Chausssebrücke in Kleinsaubernitz bis zur Lömischauer Mühle beauftragt, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, den 24. Juli 1879. Ministerium des Innern. Für den Minister: Schmaltz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. uebkrncht. Telegraphische Nachrichten. Tageßgrschichte. (Dresden. Berlin. München. Salz burg. Paris. Rom. Madrid. London. Valparaiso.) Zur Orientfrage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Gottleuba. Zittau) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. Aenilleton. TageSkalender. Börsennachrichtrn. Telegraphische WitterungSbericdte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Heidelberg, Montag, 28. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Herzog Wilhelm von Mecklenburg- Schwerin ist heute Nachmittag H3 Uhr hierselbst gestorben. (Herzog Wilhelm, Bruder des regierenden Großherzogs, war geboren am 5. März 1827 und vermählt seit dem 9. December 1865 mit Herzogin Alexandrine, Tochter des verstorbenen Prinzen Albrecht von Preußen.) Gastein, DienStag, 2V. Juli, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ^ Se. Majestät der Deutsche Kaiser, welcher sich deS besten Wohlseins erfreut, nimmt regelmäßig die Vorträge deS Militär- und CivilcabinetS, sowie diejenigen deS geh. Legationt- rathS v. Bülow entgegen und setzt die Bäder, Promenaden und Ausfahrten regelmäßig fort. Wegen erfolgten Ablebens deS Herzogs Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin ist heute keine Ein ladung zur Tafel ergangen. Buda-Pest, Montag, 28. Juli, AbendS. (W. T. B.) Der Staatssekretär im Ministerium deS Innern, Graf Zichy - AerrariS, hat den Präsiden ten der liberalen NeichSpartei um Einsetzung eines auS Abgeordneten bestehenden Ehrengerichts zur Entscheidung über die von dem Redacteur ASboth gegen ihn erhobenen Beschuldigungen ersucht. Zu gleich hat Graf Zichy, um auch nicht den Schein einer Beeinflussung det Ehrengerichts aufkommen zu lassen, bei dem Minister deS Innern die Ent hebung von seinem Posten beantragt. Der Mi nisterpräsident TiSza hat daS Entlassungsgesuch deS Grafen Zichy dem Kaiser bereits unterbreitet. Versailles, Montag, 28. Juli, AbendS. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat heute daS Bud get für daS Ministerium deS öffentlichen Unter richts genehmigt. Morgen wird die Kammer den Bericht deS Deputirten Antonin Proust beratheu, in welchem die vollüändige Riederlegung der Rui nen der Tuilerien beantragt wird. Voraussichtlich wird die Kammer ihre Arbeiten am Sonnabend beenden. Rom, Montag, 28. Juli, Nachmittags. (Tel. d. Presse.) Cairoli hat definitiv daS Ministerium deS Aeußern übernommen, nachdem sich die Unter handlungen mit DepretiS gänzlich zerschlagen hatten. Dieser verlangte für seine Partei 4 Por tefeuilles, während Cairoli nur 2, nämlich daS Auswärtige und die Finanzen, gewähren wollte. Rom, Montag, 28. Juli, AbendS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Senat genehmigte daS Budget, die Münzconvention und die Verlängerung der Handelsverträge. London, Montag, 28. Juli, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses erklärte in Beantwortung einer Anfrage Cowen'S der UnterstaatSsecretär deS Aeußern, Bourke, die Regierung habe erfahren, daß wegen politischer Vergehen zahlreiche Verhaftungen und Deporta tionen in Rußland vorgenommen worden seien, die Bestimmung der Verhafteten sei ihr aber nicht bekannt. Die nach Saghalin deportirten Perso nen seien keine politischen Gefangenen; ihr TranS- Port nach Saghalin habe in einem für diesen Zweck speciell gebauten Schiffsfahrzeuge stattge funden. UebrigenS habe die englische Regierung nicht die Gewohnheit, in solchen Fällen einer frem den Regierung Vorstellungen zu machen; noch weniger aber habe sie Grund zu glauben, daß solche Vorstellungen irgend wie ersprießliche und praktische Folgen haben könnten. Die internationale Telegraphenconferenz hat heute Nachmittag ihre Arbeiten beendet und die neue Convention unterzeichnet. Letztere tritt mit dem Monat April 1880 in Kraft. St. Petersburg, DienStag, 2V. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Missethäter, welcher hier am 25. März d. I. auf den Chef der Gendarmerie, General v. Drentelen, geschossen hat, ist festge- nommen worden. ES ist derselbe, welcher unter dem Namen Pletnew in Taganrog auf die Gen darmen und die Polizei schoß, als man ihn wegen andern Verdachtes verhaften wollte. Konstantinopel, Montag, 28. Juli, Nach mittags. (Reuter'S Office.) Der Großwefir Khei- reddin Pascha hat nunmehr endgiltig seine Ent lassung gegeben, da der Sultan den zweiten Theil seine- Programms, betreffend die Ernennung der Minister, verworfen hat. Zum Nachfolger Khei- reddin PaschaS ist Aarifi Pascha ernannt worden. Weitere Veränderungen im Ministerium stehen noch bevor. (Vgl. die Rubrik „Zur Orientfrage".) Konstantinopel, Montag, 28. Juli, AbendS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Sultan erließ einen Jradeh, worin er die Nothwendigkeit der Ent lassung deS GroßwesirS Kheireddin Pascha con- statirt, daS Großwestrat aufhebt, Aarifi Pascha zum Premierminister und Savfet Pascha zum Minister deS Auswärtigen ernennt. Bis zur An kunft Savfet PaschaS soll der Musteschar (Unter staatSsecretär) Sava Pascha daS Ministerium deS Auswärtigen verwalten. Riza Pascha ist zum Minister der Civilliste, Ali Fuad Bey zum ersten Secrrtär deS SultavS ernannt worden. Washington, Montag, 28. Juli, AbendS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) AuS Valparaiso wird gemeldet: DaS peruanische Kriegsschiff „HuaScar" hatte ein 2stündigeS Gefecht mit der, Jquique blo- kirenden chilenischen Flotte. Dasselbe setzte die chilenischen Kriegsschiffe „Cousins" und „Abtao" außer Gefecht und drang in den Hafen von Jqnique ein. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Tagesgeschichte. Dresden, 29. Juli. Ihre Majestäten der König und die Königin sind, von TaraSP kommend, am 26. d. Abends mit Gefolge in Meran einpassitt. Die Fahrt war von TaraSp über NauderS genommen wor den; die Mittagstafel war in Mals servitt. DaS Wetter begünstigte die allerhöchsten Reisenden an die sem Tage besonders, und namentlich zeigte sich auf der Fahrt von NauderS nach Mals die Ortlerkette in ihrer ganzen Pracht. Am 27. d. wurde die in Meran herrschende beträchtliche Wärme durch ein Gewitter einigermaßen gemildert. Für den Nachmittag des 28. d. war die Weiterreise nach Bozen projectirt, von wo aus dann das Pustetthal und Villach in Kärnthen als weitere Reiseziele ins Auge gefaßt find. Dresden, 29. Juli. Von der Kreishauptmann schaft Zwickau sind auf Grund deS Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom 21. October 1878 die nicht periodischen Druck schriften: 1) Lassalle'scheS Liederbuch, Chemnitz, Druck und Verlag von C. A. Hager daselbst, 2) Programm zur Todtenfeier Ferdinand Lassalle'S, Sonntag den 19. September 1869, Druck von C. A. Hager in Chemnitz und 3) zur GebunstagSfeier Ferdinand Las salle'S am 17. April 1870, Chemnitz, Druck von C. A. Hager daselbst, verboten worden. * Berlin, 28. Juli. Ihre Majestät die Kaiserin ist gestern Vormittag kurz vor 12 Uhr auf Schloß Mainau eingetroffen. Ihre Majestät wurde von Ihren königl. Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin von Baden aus der Station Reichenau empfangen und von da zu Wagen nach Mainau geleitet. Bald nach der Ankunft Ihrer Majestät fand in der Schloßkirche ein Gottesdienst Statt, bei dem Hofprediger Helbing die Predigt hielt. — Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl ist heute Vormittag in Christianis eingetroffen und von dem Marineminister und dem Commandanten empfangen worden. Der Prinz wird übermorgen die Reise fortsetzen und am 31. d. mit dem Könige von Schweden und Norwegen zusammen treffen. — Die Einrichtung der Statthalterschaft für Elsaß-Lothringen und die damit zusammenhängen den Ernennungen bilden, wie die „N Pr. Ztg." ver nimmt, zur Zeit den Gegenstand eingehendster Erwä gungen. ES handelt sich einerseits um die Zusammen setzung des militärischen Stabe- für den designirten Statthalter, sodann um die Bestallung de- Staatssekre tärs und der UnterstaatSsecretäre, Räthe und anderen höheren und niederen Beamten der Statthalterschaft selbst. Endgiltige Bestimmungen sind bis jetzt weder nach der einen, noch der anderen Richtung hin getroffen; wie ver lautet, sollen aber die militärischen Ernennungen bereits jetzt dem Militärcabinet vorliegen. Der Generalfeldmar- schall Frhr. v. Manteuffel wird, wie man hört, einen Chef des Stabes, sowie Generalstab und Adjutantur erhalten. Da durch die Einsetzung der Statthalterschaft und deren Besetzung durch einen Generalfeldmarschall da- Verhältniß des commandirenden Generals des XV. Armeekorps unwillkürlich berührt wird, so ist e« wahrscheinlich, daß dem bereit- mehrfach erbetenen Ab schiede deS Generals der Infanterie v. Fransecky die Genehmigung nunmehr nicht ferner versagt werden wird. Als dessen voraussichtlichen Nachfolger nennt man den Generallieutenant v. Pape, zur Zeit Com- mandeur der 1. Gardcinfanteriedivision. Da- Verhält niß de- GeneralinspecteurS der V. Armeemspection, de- Großherzogs von Baden, zum Generalcommando deS XV. CorpS soll, auf den besonderen Wunsch des designirten Statthalters der Reichslande, durch die Einsetzung der Statthalterschaft nicht berührt werden. Ueber die Besetzung der höheren Stellen innerhalb der Statthalterschaft verlautet Neues zur Zeit noch nicht; es werden die früher vereinzelt erwähnten Na men auch jetzt noch genannt. Der zukünftige Staats sekretär Herzog war anfangs der Woche beim Frhrn. v. Manteuffel in Topper und hatte auch hier in den letzten Tagen mehrere diese Angelegenheiten betreffende Besprechungen. — Der Gouverneur von Berlin, Ge neral der Infanterie v. Boyen, Generaladjutant Sr. Majestät des Kaisers, begeht morgen, den 29. d., sein 50jährigeS Dienstjubiläum. Der Jubilar, welcher die letzten Wochen in Bad Wildungen zugebracht hat, wird sich am 29. Juli auf Reisen befinden und am 30. d. in Schlangenbad cintrefien. — Die „N. A. Z." constatirt wiederholt, daß der päpstliche Nuntius in München, Msgr. Masella, nicht in Kiisingen war und nach vertrauenswerthen Informationen auch in diesem Sommer nicht dahin zu gehen beabsichtigt. — Die Commission zur Ausstellung des Waaren- verzeichnisseS nach dem neuen Zolltarif ist eifrig am Werke; das Verzeichniß dürfte schon biS Ende diese- MonatS fettig gestellt sein. Dasselbe wird nach seiner Vollendung zunächst den Bundesstaaten zuge sandt, da nach einem Beschlusse des BundesratheS in der letzten Sitzung die Wünsche der Bundesregierungen bezüglich einzelner Positionen vor Abschluß d«S Ganzen gehört und berücksichtigt werden sollen. — Im Reichs schatzamte ist bereits ein Auszug aus dem Zoll tarif vom 15. Juli 1879 nebst Anleitung zum prak tischen Gebrauche angefettigt worden. Der amtliche Auszug enthält die Nummern des Tarifs, bezüglich deren das Tarifgesetz sofort, bez. am 1. October d. I. in Kraft tritt, nämlich 1) sofort: Eisen, Hopsen, In strumente rc., Lichte, Material- rc. Waaren, Fette, Petroleum, Thiere und Vieh, und 2) am 1. October Getreide und Holz. DaS Verzeichniß enthält eine Benennung der Gegenstände, wobei in besonderen An merkungen genau angegeben ist, welche Positionen verschiedenen Terminen unterliegen; daran reihen sich Rubriken mit dem Maßstabe der Verzollung, dem Zollsatz und der Taravergütung von 100 Lg Brutto gewicht. Sämmtliche Gegenstände in dem Auszuge sind mit der Nummer und in der Reihenfolge des allgemeinen Zolltarifs aufgeführt. — Der III. Blin- denlehrercongreß wurde heute im Abgeordneten hause eröffnet. Nachdem Director RöSner-Steglitz den Congreß eröffnet hatte, ergriff der CultuSmmifter v. Puttkamer das Wort, um die Anwesenden zu be grüßen und dem lebhaften Interesse Ausdruck zu geben, welche- die Regierung der Hebung de- Blindenwesens zuwende. Namens des Congresses dankte Direttor Meyer (Amsterdam). Oberinspektor Büttner (Dresden) berichtete über die Ausführung der Beschlüsse de- II. BlindenlehrercongresseS; aus dem Bericht ging hervor, daß man sich vor Allem bestrebt hat, die Erkenntnisse des Blindenwesens und des Augenschutzes in das Volk zu tragen. Einem Vortrage des JnspectorS Wulff (Neukloster) über die Zukunft der Blinden folgte ein Vortrag des DirectorS Simonon (Namur) über die Vereinigung oder Trennung der Blinden- und Taubstummenanstalten. Simonon spricht sich mit großer Entschiedenheit gegen die Gemeinsamkeit der Taubstummen und Blinden auS. Der Blinde bedürfe Feuilleton. Redigitt von Otto Banek. Mißhandlungen der deutschen Sprache. (Schluß zu Nr. 17».) Man kann getrost noch manchen erläuternden Schritt weiter gehen, als eS die so eben in gedrängter Form reseritten Klagen Hildebrand'- thun, auf welche zunächst die „Wes.-Ztg." in erwähnter verdienstlicher Weise hin- grwiesen und nur dabei vom redaktionellen Standpunkte auS die zeitweise Anwendung der Anführungszeichen zur Markirung eines bestimmten Worte» oder einer Benennung entschuldigt hat. E» unterliegt keinem Zweifel, daß man in immer steigender Weise auch da eine Menge Fremdwörter eingefühtt hat, wo unsere Svrache gar keinen Mangel an deutschen Ausdrücken ausweist. Dies führt künst lich zur immer größeren Verarmung, denn endlich glauben selbst sonst ganz verständige Männer, e» sei unpassend und undeutlich, für den gequälten, dem Volke stets unbegreiflichen Fremdwortausdruck die „Calami- tosen" ganz einfach die „Unglücklichen", die „vom Un glück Heimgesuchten" rc. zu sagen. Neben solchen Bei- spielen giebt eS ja leider viele andere, di« ein Fremd wort al» nicht entbehrlich zeigen, weil e- entwever zur rechten Zeit versäumt ist, eine Uebersetzung dasür «n» Nlbürgern, oder weil eine solche Uebersetzung breit und schwerfällig wäre. Zuweilen hat auch da» Fremdwort in der Schule de- philosophischen („ wei-hettliebenden I") Denken- eine Brdenlung gewonnen, die ei« Verände ¬ rung deS wörtlichen Begriffes und zugleich eine ganze Summe von Vorstellungen kurz in sich schließt. ES ist sowohl wissenschaftlich wie zum bestimmten Ver- slandniß in gebildeten Kreisen unentbehrlich geworden. Nicht einmal das Wort „Phantasie" können wir durch weg mit „Einbildungskraft" oder „Schwärmerei" über tragen. Die ihm innewohnende schaffende Bedeutung phantasievolle Dichtung" rc.) fände dadurch keine Deckung. Ebenso geht eS in der wissenschaftlichen Literatur mit einer großen Zahl von Wörtern; wir dürfen nur „anthropologisch", „psychologisch" in- Auae fassen, um uns dieser Hilflosigkeit bewußt zu werden. Die Sache ist eben die, daß man Bausteine, welche zum Tempelbau der Intelligenz verwandt sind, nicht wegwerfen kann, ohne in jene» Gefüge Lücken zu reißen. Angesicht- dieser unumstößlichen Thatsach« sollte man sich aber um so mehr hüten, blo» unsere guten deutschen und vollkommen zutreffenden Wörter, wie „Gegenfüßler", „Gegensätze", „Grundsätze" rc. höchst künstlich durch „Antipoden", „Contraste", „Principien" zu übersetzen. Ein willkürliche», ganz unnütze» Ein- schmuggeln solcher vornehmen Brocken ist ein Verder ben der Sprache. Ebenso geschmacklos ist e», gesuchte deutsche AuS- druck-weisen auszubringen. Die Zeitungen wimmeln von solchem Unfug. Täglich liest man: E» ist schwer „erfindlich", warum u. s. w. Wie kann man für „hrrau-finden", „auffinden" mit unlogischer Neuerung»- wuth den ganz andern Grundbegriff „Erfindung", „er- finden" einsetzenl Eine Erfindung und niemal» etwa« Andere» war schwer „erfindlich*, bevor sie gemacht worden war. Aber man geht noch viel weiter, man bildet gram matikalisch falsche Satzverbindungen und Einer schreibt sie dem Andern gedankenlos nach: der rumänische Be vollmächtigte ist nach Konstantinopel gereist „und wird er sich dort" rc. Oder: die Truppen sind eingeschifst „und werden sich die Transportschiffe" rc. Wa» sollen die Schüler guter Schulen denken, wenn sie dergleichen Blößen in den vornehmsten Organen der Presse wahr- nehmen! Wie sehr muß sich die gebildete Jugend auch wundern, an demselben Orte, welcher die Intelligenz der Gegenwart vertritt, so sehr viel stehende, abge brauchte Phrasen zu finden, welche den Sprachgeniu» steifleinen und unbeweglich machen. Es ist ein Wun der, daß solche Phrasen al- immer wiederkehrende red nerische Figuren nicht bereit» al» eine stereotypirte Buchstabenreihe im Setzerkasten zu finden sind. Jedenfall» könnte in den Hähern Schulen Deutsch land- mehr zum Besten der Pflege unserer Mutter sprache geschehen, als eben geschieht. Der Mutter sprache, dieser wichtigsten Grundlage und Lenkerin alle« Denken-, dieser Vermittlerin aller Intelligenz und Weltanschauung, sollte man eine Fülle von an regenden, befruchtenden Studien »uwenden und für die Heilighaltung ihrer Reinheit, Kraft und Treue die Jugend beiderlei Geschlecht» begeistern. Unsere deutsche Sprache ist namentlich der engli schen gegenüber in ihrer praktisch populären, gesellschaft lichen Entfaltung, wie sie der Markt de» öffentlichen Leben», der Sprechfaul allgemeiner und politischer In teressen biettt, zurückgeblieben und vonvaltender durch da» geschriebene, al» durch da» gesprochene Wort ent wickelt worden. E« bedarf keiner Erörterung, daß die« den abstratten, theoretischen Charakter de» Sprachgeniu« zum Nachtheil seiner Lebendigkeit und gesunden, schöpferischen Freiheit begünstigen mußte, nament- lich, seitdem man nicht mehr im Goethe'schen Sinne schreibt, wie man spricht, sondern schreibt, wie geschrie ben wird. Gerade dieser Umstand sollte für den höhe ren Unterricht pädagogisch dazu anfeuern, das ge sprochene Wort emsiger zu pflegen, eine Pflege, von der schon die Griechen wußten, daß sie sich im reifen Alter nicht nachholen läßt, und wenn auch Viele später in die Lage kommen, in einem Jahre dreizehn Monate lang zu reden oder reden zu hören. * Die „Acker- und Gartenbauzeitung" giebt nach Jame» Britton folgende interessante Zusammenstellung der Pflanzengerüche: Ist schon die Frage nach der Ursache de- Geruches und der Farbe der Pflanzen eine der interessantesten der Physiologie, so erscheinen die unleugbaren Beziehungen, welche zwischen beiden bestehen, nicht minder beachten-werth. Es unterliegt den darüber gemachten Erfahrungen zufolge keinem Zweifel, daß unter den riechenden Blumen die weißen die Mehrzahl bilden, dann folgen zunächst die gelben, hierauf die rochen und zuletzt die blauen. Ferner sind unter den weißen Blumer, widrig riechende am sel tensten, während orangegelbe und braune häufig unan genehm riechen. Hierbei darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, daß in Würdigung der Gerüche die verschiedenen Rationen keine-weg» unter einander über einstimmen. Dazu kommt noch, daß der Geruchsinn nicht bei allen Menschen gleich stark entwickelt ist und man bei vielen Menschen eine Analogie der Farbenblind- heil in dem Mangel an GeruchSwabrnehmung dentlich au-geprägt findet Eine gute Ueberficyt und Vergleichung
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