Dresdner Journal : 03.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188003037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-03
- Monat1880-03
- Jahr1880
-
251
-
252
-
253
-
254
-
255
-
256
-
-
-
-
- Titel
- Dresdner Journal : 03.03.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
.414, Mittwoch, den3 März. 1880 I» ä»ut,cU« : ^»NrUcN: . . iS ^1»rk jtjkürlicd: 4 iä^rfc 40 ?t. LioLslov^uiuiovrn: 10 l'k L»»«rk«ld 6e»6ent8<.tiso N^iodeü tritt ?v-t- uoä ätvlupetru-cUt»»^ t»ia»u> lu-i«r»te»piel»«r ktr <I«Q k»um einer gu-p^tieoeo ?stit»«it« X) kt. voUrr 仫 b0 kt. Lr*eii«1»«»r l^lict» mit Xainskme 6er gonir- m>6 k'eisrtL^e Absoä» für üen fc>I^en6en 1'»^ DresdM Zouriml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. I»!«er»ten»ni>akmv »n»Hr>rt»r I^ixii^: />>. Branstetter, Loinlui»»iooLr 6er f)ret»tiner Zouillitk; S»wdur^ »«rltll Vie» I^tp»V V,»«I -Lr«,l»o-rrnnkfu»t ». X: ^/a<,««n>te»n L t^oAier, Vertin -N»mkurx- kr»^-L«tp,j^-kr»nkkart ». Il Utineden: .Uo«««, vertill: L. A's^iics. /«ra/,6en<ta»t, vrewen i Lr««I»u i LtanAe»'« Nürenuj Ldemml» /'r. vrlmkiurt ». X.: L ^««Aer^eebe u. <7. 7/errmunn- eebv Uuokknnülnn^; SörUt«: fr. Tt/Me«. Ssimerer: f? Lc/tü^/i r.- ?Lr>, Vertin-vrnntrtnrt ». X. Stuttxnrt: /)a«üe Liundnr,: Lte«</Ae»», ^4ci Lte»»«« Uerausxvderr LSnissl. Lrpeäition äee Itreeäner 7onruitie, lireeüen, /vin^erxiruE Kc>. 24. Amtlicher Theil. Dresden, 28. Februar. Se. Majestät der König hat zu genehmigen geruht, daß der HauSmarschallamts- Secretär Bormann das von Er. Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihm veiliehene Ritterkreuz des Franz' Joseph-Orden- annehme und trage. Aekanntmachung, die Ausloosung Königlich Sächsischer Staats papiere und die Auszahlung fälliger Kapita lien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betreffend. Die öffentliche AuSloofung der planmäßig am 5 Oktober— ^0 ^r Rückzahlung gelangenden 3^> landschaftlichen Obligationen v. I. 1830, 41» Staatsschulden-Cassenscheine v. I. 1847, und 31b Staatsschulden-Cassenscheine v. I. 1855, ingleichen der am I. Juli 1880 mit 6Hl> Prämien zuschlag rückzahlbar werdenden 41b sächsisch-schlesischen Eisenbahnactien soll den 15. März diese« Jahre- und folgende Tage, Vormittags von 10 Uhr an, im hiesigen Landhause l. Etage statlfinden. Die Auszahlung der laut Ziehungslisten vom 15. und 16 September 1879 auSgeloosten, am ^^-^^ 1880 fälligen Kapitalien der 31b land schaftlichen Obligationen v. I. 1830, 41b Staatsschul- den-Cassenscheine v. I 1847 und 31b StaatSschulden- Cassenscheine v. I. 1855, sowie der im gleichen Ter mine zahlbaren Zinsen dieser Staatsanleihen und der auf den Staat übergegangenen 4'41b Albertsbahn- PrioritätSobligationen Lüt. 0., ingleichen der Renten auf die 31» StaatSschuldverfchreibungen v. I. 1878 und die in 31> Renicnpaplere umgewandelten Gößnitz- Geraer Eifenbahnoctien foll ebenfalls am 15. März diese« Jahre« beginnen, von welchem Tage an die zahlbaren Ka pitalien, Zinsen und Renten gegen Rückgabe der be treffenden Kapitalscheine, Zinscoupons und ZinSscheine bei der Staatsschuldencasfe hierselbst, sowie bei der Lotterie - Darlehnscasse in Leipzig erhoben werden können. Dresden, den 1. März 1880. -er Laudlagraorlchoß zo Verwaltung der LtaatKcholdev vr. zur. Minckwitz. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer Zinsbogen zu dm 4 Staatsschulden-Cassenscheineu vom Jahre 1847 betreffend. Gegen Rückgabe der im Termine 1. April 1880 ablaufenden Talons der oben bezeichneten Staats- fchulden-Cassenscheine follen vom 15. März dieses Jahres an neue ZinSvocumente, bestehend aus Talon und 12 Coupons aus die Termine 1. October 1880 bis mit 1. April 1886, bei der Staatsschulden-Buchhalterei zu Dresden — Landhaus I. Etage — Wochentags mährend der Vormittagsstunden von 9—1 Uhr zur Ausgabe gelangen. Zu dem Zwecke sind die abgelausenen Talons nach der Nummerfvlge geordnet an die Ausgabestelle abzu- geben und haben auswärtige Interessenten den Um tausch durch hierortige Beauftragte besorgen zu FtuilLtion. cktdigin von Vtto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. - Am 1. März: »Gräfin Lea*, Schauspiel m 5 Aufzügen von Paul Lindau. (Zum 1. Male.) DiefeS mit glänzenden, durch den Gegenstand infpirirten schauspielerischen Mitteln gegebene Stück, dem ein großer und in seiner Art merkwürdiger Erfolg zu Theil wurde, ist für Dresden ziemlich lange eine Novität geblieben. Man hat bereits darüber, dafür und dagegen so Vieles mit tüchtiger Besonnenheit und mehr noch mit parteischer Leidenschaft gefchrieben, daß für die Kritik mit der Möglichkeit, ein unbefangenes Urtheil in die erste Reihe der Ansichten zu stellen auch der Reiz der psychologisch wirksamsten Anregung sehr abgeschwächt wurde. ES war diesem Drama gegenüber die Parteilichkeit eine doppelt angestachelte. Während dieselbe seit Jahren immer beim E, scheinen eines Lindau'jchen Stücke« mit greller persönlicher Färbung hervortiitt und mit wenigen Ausnahmen die Stimmen der Presse in zwei feindlich« Lager »heilt, so glaubte man zugleich in , Gräfin Lea * ein provocirende«, absolute« Trndenzstück in der neuerding« mobil gemachten Judenfrage er kennen und je nach dem social-politischen Standpunkt der Zeitungsschreiber und ihrer Brodherren beglück wünschen oder steinigen zu müssen. Jene literarische Erregung und Schwergewichtigkeit, die jede« Mal bei Lindau'« neuen Bühnenleistungen den deutschen Parnaß hewegen, werfen auf diesen selbst und seine kritischen lassen, da die Staatsschulden Buchhalterei mit Postsen dungen sich nicht befassen kann. Dresden, den 1. März 1880. -er LavLlagiattschvt za Verwallaag der Slaaltschaldta. vr. zur. Minckwitz. ruchtlnnttlsi'kr Theil. u e b e r s i ch 1. Lelegraphische Nachrichten. > Zeitungsschau. (Hamburger Nachrichten. New-Korker Staatszeitunq.) Lagesgrschichte. (Dresden. Berlin. Wien. St. Petersburg. Konstantinopel. Kairo.) Dresdner Nachrichten. Feuilleton. Lageskalender. Inserate. Erste Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 1. März.) Ernennungen. Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Provinzialnachrichten. (Freiberg. Frankenberg. Pirna) Eingesandtes. Feuilleton. Lotteriegewinnliste vom 1. März v I. Zweite Beilage. Börsennaeb richten telegraphische Witterungsberichte Inserate. Lelegraphische Nachrichten. Pari«, Montag, 1. März, Abend«. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats gab bei der Berathung der Interpellation Sckölcher, betreffend die Sklaverei am Senegal, der Marine minister die erforderlichen Erklärungen ab, worauf' der Senat eine Tagesordnung annabm, in welcher er sich von den Ausführungen des Ministers be friedigt erklärte. Die Deputirtenkammer nahm in erster Bera- thung den Gesetzentwurf, betreffend die Anlegung neuer Bassins im Süden des Hafens von Mar seille, an. Die Bureaur der Deputirtenkammer werden morgen die Mitglieder der Budgetcommission wählen. Pari«, DirnStag, 2. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern fand in der Salle-deS-EcoleS, Rue de Arra« 3, eine Versammlung Studirender Statt, in welche sich eine große Anzahl Fremder rindrängte. Eine Deputation wurde an Blanqui mit dem Ersuchen abgesandt, den Vorsitz zu über nehmen. Trotz heftiger Reklamationen nahm die Versammlung einen tumultuariswen Charakter an. Die Versammlung faßte einen Beschluß, durch welchen gegen die Verhaftung Hartmann'« prote- stirt und dessen Freilassung gefordert wird. Brüssel, Montag, 1. März, Abends. (W. T. B.) Wie die „Etoile beige" erfährt, beschloß heute eine Versammlung belgischer Bischöfe in Mecheln auf von Rom aus ergangene Weisung, daß der gesammte Episkopat an den National- festen theilnrhmen werde. Ferner sollen die Schü- ler aller Anstalten ohne Unterschied zur ersten Pfleger ein ziemlich trübes Lich», indem sie beweisen, daß es auf dramatischem Gebiet neben dem betreffenden Autor leider recht sehr an ebenbürtigen Mitstrebenden fehlt und daß ferner Lindau durch feine eigene lite rarische Position und Herausgabe großer Zeitschriften und kritischer Bücher und Broschüren, in welchen er seinen Gegnern ein eminentes polemisches Talent mit mehr beißender Satire als liebevoller Humanität fühl bar machte, feine Fachgenosfen minder erfreut, als be ängstigt und erbittert oder ost beides zugleich gethan hat. Wäre diefe Sachlage eine andere, so würde man, wie es in der Ordnung wäre, die Stücke dieses Schrift stellers ganz objectlv und gerade so wie andere auch behandelt haben. Ich vermochte diese rühmliche Aus nahme nur gar selten wahrzunehmen, das »rrNirte Gegentheil, demüthigend für die Literatur und schädigend für da- Gleichgewicht des heftig Angegriffenen und öfter noch maßlos Gelobten, unzählige Male. Ein Schwanken zwischen geistigem Hochmuth und kritischer Verbitterung, diesem literarhistorischen Erb theil unbedeutender, von den Paiteien angerempelter oder geschmeichelter Geister, würde die natürliche Folge dieser Verhältnisse geworden sein, wenn Lindau jene durch Spekulation, geschickte Rapidität und ganz ein seitige Talentiruna gemachte Capacität wäre, sür die ihn seine Angreifer verblümt und unverblümt auS- geben. Die Täuschung dieser LleblingSidee mancher Kreise ist aber längst außer Zweifel gestellt. Gewisse lite rarische Resultate lassen sich eben mit dem blosen eifrig ehrgeizigen Willen und der eisernsten Arbeitskraft durchaus nicht erzielen. Lindau Hot, auf der Bühne und in anderen Fächern der Literatur, eine ganze Communion zugelassen werden und den Geistlichen Jnstructiouen für den Religionsunterricht zugestrllt werden. London, Montag, 1. März, Abend». (W. T. B.) Das Oberhaus hat in seiner heutigen Sitz- ung dir Nothstandsvorlagc für Irland in zweiter Lesung angenommen. London, Dienstag, 2. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „TimeS" besprechen die gestrige De batte im deutschen Reichstage über die Novelle zum Reichsmilitärgesetz. Das Cityblatt kommt zu dem Schluß, daß Graf Moltke die Mili- tärvorlage auf eine natürliche Basis stellte. Die selbe sei eine durchaus sichere und harmlose und biete keine Veranlassung, den beantragten militä- rischen Maßregeln eine direkte politische Bedeu tung beizulegen. (Vgl. den ausführlichen Sitzungs bericht in der ersten Beilage unseres heutigen Blattes.) St. Petersburg, Montag, 1. März, AbendS. >W. T. B.) Der „Regierungs-Anzeiger" bringt an seiner Spitze ein vom 22. Februar datirtes, vom Reichskanzler Kürsten Bismarck contrasignirteS Schreiben Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm an Se. Majestät den Kaiser Alerander, in welchem es heißt: Die bevorstehende Wiederkehr des Tages, an wel chem Ew. Majestät vor 25 Jahren die Regierung an getreten haben, bietet Mir den erwünschten Anlaß, Meiner Freude darüber Ausdruck zu geben, daß die Freundschaft, welche Unsere in Gott ruhenden Väter verband, sich auch in Unfern gegenfeitigeii Beziehungen bewährt Hal. In dem Rückblicke aus die Zeit, in wel cher sich diefe Freundfchajt bewährt hat, finde Ich die Zuversicht, daß dieselbe bis an Mein Lebensende un getrübt bestehen wird. Für Ew. Majestät aber erflehe Ich von Gott, daß sein Schutz, der Sie in diesem Jahre und noch in diesen Tagen wunderbar behütet hat, Ew. Majestät Ihren Völkern und der Mission segensreichen Wirkens, welche die Vorsehung m Ew. Majestät Hand gelegt hat, noch lange erhalten möge. Mit besonderem Vergnügen benutze Ich diese iür Ew. Majestät und Höchstdero kaiserliches Haus so erfreuliche Gelegenheit, um die Versicherung Meiner wahren Hoch achtung und unwandelbaren Freundschaft zu erneuern. Heute fand in der KestungSkirche anläßlich deS Todestages des Kaisers Nikolaus ein feierlicher Gottesdienst Statt, welchem der Kaiser und all, Mitglieder der kaiserl. Familie beiwohnten. St. Petersburg, Dienstag, 2. März, Lor- mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Regierungs- Anzeiger" veröffentlicht einen kaiserlichen Erlaß, durch welchen verschiedenen BcvölkcrungSclassen eine ganze Reihe rückständiger Abgaben und Geld bußen erlassen wird. Der gcsammte Reichsrath überreicht dem Kaiser heute Vormittag H12 Uhr eine Glück wunschadressc. Der St. Petersburger Adel gra tulirte durch ein Schreiben an den Minister deS Innern Sämmtliche Blätter feiern den heutigen Fest lag durch Leitartikel und drücken in Rückblicken auf das verflossene Viertcljahrhundert die Dank barkeit und Anerkennung für die durch den Kaiser gewährten großartigen und wohlthätigen Reformen aus. ES wird einstimmig die Uebrrzeugung aus gesprochen, daß weder auswärtige Schwierigkeiten, noch innere Feinde im Stande sind, den regel rechten Entwickclungsgang Rußlands, sowie die An hänglichkeit de» Volkes an den Kaiser zu erschütteru. Nach der russischen „St. Petersburger Zeitung" ist die Nachricht von der Anwesenheit der Wera Saffulitsch hierselbst, sowie von der erfolgten Ler- Reihenfolge solcher Resultate mehr oder minder glän zend hinter sich. Er warf sich mit unleugbarem Im puls, mit einem feinen Treffen in der künstlerischen Herausbildung der ihm gegebenen Individualität aus die Production, und dieses Drängen nach wahrer Geistesentwickelung hat ihn inmitten einer laut aus- lretenden, von seindlicher und freundlicher Reclame beirrten Carriäre überraschend gesund erhalten. Ich finde ihn in der „Gräfin Lea", deren gesamm- ten Inhalt ich als bekannt oder bald bekannt wer dend voraussetze, gesunder und geläuterter, als er je mals war. Jene Gesundheit und Läuterung schließt darum nicht in sich die Reise und Abklärung des Stückes selbst in seinem dramatischen Gehalt und in seiner Kunftform. Ties wird schon dadurch bedingt, daß wir es hier mit einem Tendenzstück, wenn auch im besseren Sinne deS Worts, zu thun haben. ,Als ein solches participirt dre Fassung des Dramas an der Aufgeregt heit des Moments und seiner TageSstttnmung, die in der Betonung der Ansichten stets durch ein Zuviel und durch em etwas einseitiges Auffassen der Sach lagen charaktensirt wird. Die absolute Gerechtigkeit findet sich in solchen Dingen -rst mit didactlscher Vol lendung ein, wenn die entsprechende Frage literarisch kalt gestellt ist. Doch unterscheidet sich die Frage dann von dem zündenden Zustand. ihres ersten Stadiums da durch, daß sie productiv nicht mehr ausnutzbar ist. Sie liefert nur noch das Dessert eischöpsender Ab handlungen, ein vielleicht giündtich fchöue», doch un- dramatyches Nachspiel nach dem Uebergang zur Tages ordnung. Die völlig moderne, >m Treiben der Gegenwart Haftung derselben unbegründet. Man nimmt an, die Nachricht sei geflissentlich verbreitet worden, um irrezuleitrn. Konstantinopel, Montag, l. März, Nach- mittags. (W. T. B.) Der Sultan bat der russs- schcn Botschaft sein lebhaftes Bedauern über den Angriff auf den russischen Botschaftsratd Onu und den Obersten Komarow ausdrücken lassen. Oberst Komarow ist verwundet. Die Nachforschungen nach den Verbrechern find im Gange. (Vgl. die „TageLgefchichte") Dresden, 2. März. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika Haden in diesem Jahre die regelmäßige, schon längst an sich als politische Krisis angesehene Präsidenten wahl zurchzumachen; aber mehrals je geht die Union diesem Wendepunkte im Natwnalleben unter kritischen Umständen entgegen. Mit jedem Jahre hat sich mehr und mehr herausgestellt, daß fast das gejammte poli tische Leben der Union sich wesentlich um die 4jährige Erneuerung der Nalionalverwaltung dreht und diese zum ausschließlichen Inhalte der Bewegungen der Parteien geworden ist, unter deren Leitung sich das politische Leben entwickelt. Man kann dies ichwerlich als einen Fortschritt im republikanischen Geiste der Stifter der Union und in der Richtung der Entwicke lung echter Volksfreiheit und Selbstregierung betrachten. Die Erringung der Bollzugsgewalt mit ihrer Unge heuern politischen Macht und Patronage, sowie mit der Handhabung eines immer kolossaler anwachsenden NativnalhauShaltes, dessen Controlirung durch die Gesetzgebung mit jedem Jahre schwieriger wird, ist zum einzigen Ziele der Parteien und der >» diesen zur Leitung gelangten Persönlichkeiten geworden; das ge sammte politische Leben deS Volkes hat sich scheinbar zu einein großen Wett- und Rennjpiel nach dem alle 4 Jahre zu verlheilenden Nationalpreise umgestaltet. Bedürfte es sür den aufmerksamen Beobachter eines Beweises sür diese Behauptung, so würde dazu die Berufung auf die Thalsache genügen, daß unmittel bar nach der Erledigung der großen Hauptfrage durch eine Nationalwahl und der Einführung des Siegers in dieser in sein Ami die politischen „Macher" ihre Augen bereits wieder der nächsten 4jahrigen Chance zuwenden und ihre Mmen und Netze sür diefe an- und auszulegen anfangen. Ter neue Präsident hat kaum Zelt gehabt, sich auf dem obersten Magistrats- sessel zurecht zu setzen, als ihm auch schon von den unermüdlichen Parteipolitikern ein Nachfolger er nannt wird. Daß diese Erscheinung — das schelnvare Ausgehen des gejammten politischen Lebens in der Präsidentenmacherei — sich nach der Wahl von 1876 in noch nie dagewesenem Maße geltend machte und die in dem gegenwärtigen Jahre anstehende National wahl zu einer besonders kritischen macht, war den eigenthümlichen und sehr bedenklichen Umständen zu verdanken, unter welchen die bestrittene Wahl von 1876 zu einer lhaljächlich anerkannten gemacht wurde. Eine New-Korker Correjpondenz der „Hamburger Nach richten" führt dies des Näheren, wie folgt aus. Die Thatjache, daß die Hälfte des amerikanischen Volke- die am 4. November 1876 vollzogene Vvltswahl als für den demokratischen Candldalen Samuel I. Tilden günstiger ausgefallen betrachtete und sich der auf einem neuen und ungewöhnlichen Wege erlangten Entscheidung über die zu einer bestrittenen gemachte Wahl passiv unterwarf, konnte nicht umhin, die Streitfrage als eine offene zu erhalten, die Agitation während des ganzen Amtslermins der am 4. Marz 1877 einge setzten republikanischen Executive zu einer fortwährenden zu machen und dem bevorstehenden Verwaltungswechjel einen mehr als je kritischen Charakter zu verleihen. reizbar mitlebende Natur des Verfasse« s kann in dieser ihrer Eigenschaft nicht zugeich philosophisch ruhig über den Parteien stehen. Und gerade bei Lindau war diese Natur mehr als bei manchen Anderen, freilich zugleich zur Erhöhung ihrer dramatischen Schnerdigkeit, inmitten des Kampfgewühls gewiesen. So konnte denn um so weniger in der „Gräfin Lea" von einer allgemeinen, die Hauptstreitpuntle um sichtig berührenden Behandlung der Judenfrage die Rede sein. Wir sehen dem Vorurtheil gegen die menschliche Gleichberechtigung der Israeliten das ebenso blinde, an Mißverstandenen abgelebten Traditionen genährte Vorurtheil eines aristokratischen Kreises gegenübergestellt. Eines gewissen Kreises, denn jo wie sich in Lea und ihren gerechien Forderungen nur eine zum menschlichen, geistig emanzip.rten Eoeffinn geläuterte Jüdin, gleich sam die weiße Hindin des Waldes, nicht aber die frag würdige Eigenart nn Gefammlmefen deS Juden» thumL zeigt und zeigen kann, so erblicken wir dagegen in den Aristokraten statt vollwichtige Standesrepräsen- tanten sehr zersetzte Menjchenexemplare, die durch ein von Herzen gutes, durch Usancen unzurechnungsfähig gemachtes junges Mädchen (Paula) und durch eine andere »ur Redlichkeit bereitwillige, aber abschreckend beschränkte Persönlichkeit (Gras Erich) keine Befähi gung zur AUgemeinvertretung ihrer Geielljchaftsklasse gewinnen. ES ist lächerlich unlogisch, daß man die kritische Ansicht ausgestellt hat, diese m Hochmuth übermüihigen Leute hätten ganz recht, Lea und ihre Ehe mit dem Grafen nach dem äußeren gegen Lea sprechenden An schein zu verdammen. Daß sie die« thuen und ohne
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode