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Dresdner Journal : 17.03.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-03-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188003173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-03
- Tag1880-03-17
- Monat1880-03
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 17.03.1880
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^«3 Mittwoch, den 17. März. 1880 l» ck«uL»cL«> LuoxrluUd d«dent»cl>«» ^RbrUeü: . . 18 Kurtc. Neioke» tritt kost- uod I^ürlick: 4 Uar^ SO?s. 8tvmp»Iru»ct»l»^ tuo»a. LlurotooXulumsru: 10 ?k lnosiuleaprol!,«: kNr d«n ktuuw einer gespaltenen ketitrvil» 20 kt. Unter „Ling»»nn«it" die Letts SO kl. Unedel»«» t 1'tglied rait Xuenutiws der 8onv- und keiertnge Absud» kür den folgenden Hg. DreMerÄurml. I»^er»ten»»n»dw« »»»rrkrte» I.»ix»tg: l>r LrandÄetter, 6omrni»ionitr d« Dresdner dournnk; Lsiodnrg-Lerltn Visn l-eipslg L»»»l-Lr«»I,ii krsnkturt ». » : Laarrnstein A kv-ier, Lerlln Vl,» - Siundurg kr»g-l^ipijg-rr»nIltNrl » » «klneden K»d A/c»««,' lerli»: A.^ornxt . /nro/idrrie/anlt, »reinen: L ä'c/dotte - Lreelen: I.. LtunAr,«'« Lürenu; OLemnite: kr. ko»At; rrenktnrt » H.: F' daeAer'ectlv u. F //errTnann seke linebkeodtnug; SürUte: S AfMer,' Sennever: t.' Lc/iü»/^rkert, Lerltn-rrenktnrt ». N. »tatlUnrr: Daube L Uo.,' Sswdarg^ D L/e«dAen, Fd §t«<n«r. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. llvr»u8gvk«r: Nüoigl. Lrpsdition des ltreedoer douruei», Dresden, ^vingerstrnsse 20. Amtlicher Theil. Dresden, 5. März. Se. Majestät der König hat dem Kirchschullehrer Cantor Carl Gustav Saupe in Lauterbach da» AlbrechtSkreuz allergnädigst zu ver leihen geruht. Bekanntmachung. Nachdem eine andeiweite Aufzeichnung de» Medi- cinal- und veterinärärztlichen Personals im König reiche Sachsen, wie solches am 1. Januar dieses Jahres vorhanden gewesen ist, stattgefunden hat und dieses Berzeichaiß unter dem Titel: „DaS Medicinal- und veterinärärzt- liche Personal und die dafür bestehen den Lehr- und Bildungsanstalten im Königreiche Sachsen am 1. Januar 1880" im Drucke erschienen ist, so wird solches und daß Exemplare der beregten Druckschrift bei der Verlags buchhandlung von Rudolf Kuntze hier zu dem Preise von 1 M. 50 Pf. zu beziehen sind, andurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 11. März 1880. Ministerium des Innern. II. Abtheilung. Körner. Kr. Nichtamtlicher Lheil. Telegraphische Nachrichte». Wien, Dien-tag, 16. März, Morgens. (W.T. B.) Der amtlichen „Wiener Zeitung" zufolge hat der Kaiser dem Ackerbauminister, Grafen Falken hayn, und dem Handelsminister, Baron Korb, die GeheimerathSwürde verliehen. Der Archimandrit Andriewicz ist zum grie chisch-orientalischen Metropoliten in Czernowitz ernannt worden. Nach einer Meldung der „Presse" find die Verhandlungen wegen der serbischen Eisenbahn- anschlüffe nunmehr abgeschlossen worden. Nur wegen der bulgarischen Anschlüsse und bezüglich der Tariffrage ist die Genehmigung deS Minister präsidenten Ristic Vorbehalten. Buda-Pest, Montag, 15. März, AbendS. (Tel. d. Boh.) Am Schlüsse der heutigen Sitzung der Deputirtrntafel ereignete sich folgender Zwischen fall: Bei dem Budget des Ministeriums deS Innern unterzog Bela Grünwald die Verwaltungspolitik TiSza'S einer ungewöhnlich scharfen Kritik und schloß seine Rede mit vehementen Angriffen gegen den Mi nisterpräsidenten. — Der Ministerpräsident Tisza replicirte sosort und sagte, er müsse sich wundern, daß Grünwald sich trotz Alledem der Partei der Regierung zu rrst angrschlossen und ihn (Tisza) als einzigen Menschen be zeichnet habe, den er für befähigt halte, die Reform der Verwaltung durchzuführen. — Bela Grünwald sagte hierauf: Ich war gefaßt, daß Tisza diesen Vor wurf gegen mich erheben würde. Ich schloß mich zu erst der liberalen Partei an, weil ich hoffte, daß durch dieselbe meine Ideen über die Verwaltung verwirklicht werden. Als ich sah, daß diese Hoffnung trügerisch sei, verließ ich die Partei. Ich weiß nicht, ob der Ausdruck, den ich jetzt gebrauchen werde, gerade parlamentarisch ist, allein ich finde keinen zutreffen deren: Dasjenige, was der Ministerpräsident gesagt, ich hätte ihn al» den einzig Berufenen zur Durch ¬ führung der Reform der Verwaltung bezeichnet, ist nicht wahr. — Der Ministerpräsident TiSza replicirte, er hätte aus dem Umstand, daß Grünwald ihn gebeten, seine Ideen durchzuführen, gefolgert, daß er ihn für den einzig Befähigten halte. — Die Erklärung Tisza'S machte einen sehr peinlichen Eindruck. Paris, Montag, 15. März, AbendS. (W.T. B.) In der heutigen Sitzung deS Senats erfolgte die zweite Berathung deS Gesetzentwurfs über den höheren Unterricht. Die Art. 1 bis 6 wurden angenommen. Hierauf beantragte Pelletan, alS rin im Namen der Minorität der Commission gestelltes Amendement, die Wiederherstellung deS Art. 7. Der Conseilspräsident de Freycinet erklärte, er wolle die neuliche Aufforderung Dufaure's, eine Transaction herzustellen, nicht unbeantwortet lassen. Die Regierung habe, trotz ihres Wunsches nach einem Ausgleich, doch keine neue Fassung hergestellt, weil der Art. 7 in ihren Augen schon eine Transaction ge wesen. Da der Art. 7 abgelehnt worden sei, so bleibe nichts übrig, als die Gesetze zur Anwendung zu brin gen; die Regierung müsse in der Stellung verharren, in welche sie durch das Votum des Senats gebracht sei. Der Art. 7 wurde hierauf aufs Neue mit 149 gegen 132 Stimmen abgelehnt und sodann daS ganze Gesetz mit 187 gegen 103 Stimmen ange nommen. Infolge der heutigen -anstrengenden Sitzung deS Senats und da das Cabinet morgen wiederum znsammentreten muß, ist die für heute in Aussicht genommene Conferenz zwischen dem Conseilspräsi- denken de Freycinet und den Vorsitzenden der vier Gruppen der Linken verschoben worden. Ange sichts der heutigen Erklärungen Kreyciuet'S im Senat wird eS in parlamentarischen Kreisen für wahrscheinlich erachtet, daß die Gruppen der Lin ken der Deputirtenkammrr auf eine Interpellation verzichten werden. Dem Vernehmen nach würde diese Frage morgen in den Versammlungen der verschiedenen Gruppen der Linken zur Sprache gebracht werden. Rom, Montag, 15.März, Abends. (W. T. B.) Die Deputirtenkammcr setzte heute die Berathung deS Budgets deS Auswärtigen fort. Crispi entwickelte seine Interpellation über die innere und die äußere Politik der Regierung, welche seiner Ansicht nach in Verbindung ständen. Bezüglich der innern Politik bemerkte der Redner, es sei keine der versprochenen Reformen auSgeführt worden; die in Fractionen gespaltene, unschlüssige Kammer entbehre noch einer starken leitenden Hand. Bezüglich der aus wärtigen Politik wies Crrspi die von ViSconti-Venosta der Linken gegenüber erhobenen Vorwürfe zurück und erklärte, daß die Kundgebungen der „ltuliu irrsäenta" bereits von 1868 her datirten. Die Rechte habe bis 1876 geschwiegen. Den gegenwärtigen Lärm darüber habe man den Gegnern der Linken und den italieni schen Vertretern im Auslande zu verdanken. Letztere hätten constatiren sollen, daß die Agitation der „Italia irreüenta" eine belanglose Sache sei. Crispi halt die Unterdrückung der Jrredentenverbindung für unnütz und schädlich, glaubt jedoch, daß das Parlament das Ver- einSrecht und das Recht der Presse in dem Gesetze in bessere Uebereinstimmung bringen sollte. Italien müsse den Berliner Vertrag getreulich ausführen. Der Redner ging sodann auf die Frage betreffs der orien talischen Staaten und insbesondere Aegyplens ein, be dauerte die Haltung Italiens in derselben und schloß mit den Worten: „Organisiren wir eine freie und starke Regierung, dann werden wir im AuSlande den uns zukommenden Einfluß ausüben. von dem Ministerpräsidenten die Versicherung, daß er eine solche Regierung bilden werde. — Der Minister präsident Cairoli behielt sich vor, nach dem Schluß der Generaldebatte über daS Budget zu antworten. — Delgiudice erklärte, die Regierung müsse eine ge- knäßigte, aber wachsame Politik befolgen; das Ver halten der Irreckvnta müsse im Innern ein klares und nach außen ein loyales sein, dies werde die Allianzen mit den Mächten erleichtern. Namentlich müsse man die Freundschaft Griechenlands bewahren. Delgiudice beantragte schließlich eine Tagesordnung, dahin gehend: „Die Kammer spricht die Zuversicht aus, die Regierung werde die guten Beziehungen mit den befreundeten Mächten aufrecht erhalten und in der griechisch-türkischen Grenzfrage die Festhaltung an den Beschlüssen deS Berliner CongresseS anstreben." London, Montag, 15. Mär^, NachtS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Zn der heutigen Sitzung deS Oberhauses kam der Antrag deS Lords Stratheden bezüglich der Vorlegung des Briefes, welchen der frühere Emir von Afghanistan, Schir Ali, an den Sultan gerichtet hatte, zur Berathung. Bei der Discussion dieses Antrages brachte der Earl Granville die Auflösung des Parlaments zur Sprache und griff das Wahlmamfest des Premiers Earl Beaconsfield an. — Beaconsfield erklärte, die Auflösung erfolge, weil die Regierung dieselbe für ihre Pflicht halte. In seinem Briefe an den Vice könig von Irland sei jedes Wort abgewogen und auf richtig empfunden. Er halte die jetzigen Zustände für kritische; dies gehe auch aus den erhöhten Rüstungen hervor, welche von den Regierungen gefordert und von den Volksvertretungen unschwer angenommen würden. Beaconsfield rechtfertigte hierauf das von ihm bezüg lich der Stellung, welche England unter den euro päischen Mächten einnehme, gebrauchte Wort „us- cencksne^". Englands Politik müsse gefühlt werden; der Weltfriede sei gefährdet, wenn England nicht den gehörigen Platz im Rathe Europas einnehme. Das System der vorigen Regierung habe zur Folge gehabt, daß man großen Schwierigkeiten begegnet sei, daß die Angelegenheiten Europas und Asiens complicirt und confüs geworden seien. Das Land kenne die Politik der jetzigen Regierung; die Regierung werde dieselbe fortführen, wenn sie die Macht behalte. Wenn die Opposition ans Ruder gelangen sollte, so werde sie auf die Unterstützung der Tories rechnen dürfen überall, wo es der Ehre und den Interessen Englands gelte. Beacvnsfield erklärte ferner auf eine Anfrage Lord Dranmore'S, da die Antipachtdemonstration in Irland nachgelassen habe, so sei cS unnöthig, bei dem Parlament neue Vollmachten betreffs der Verwaltung Irlands nachzusuchen. Die AuS nahmegesetze für Irland würden in der nächsten Zeit erlöschen, und je nach den Verhältnissen würde die Regierung bei dem neuen Parlamente entweder deren Aufhebung, oder eine Erneuerung der Ge walten verlangen. Zm Unterhause theilte der Schatzkanzler North cote mit, daß die Vertagung des Parlaments am 24. d. Nachmittags erfolgen werde und daß un mittelbar darauf die königl. Verordnung über die Auflösung deS Parlaments erscheinen werde. bezirkS, General Gurko, ist dieses Postens ent hoben und der GenrraladjutantKostando zu seinem Nachfolger ernannt worden. ' Bukarest, Montag, 15. März, AbendS. (W. T. B.) Die amtliche Zeitung veröffentlicht eia De- cret, nach welchem alle Fremden, welche Rumä nien bereisen, oder sich länger alS 3V Lage dort aufhalten, sich bei der Polizei wegen einer Auf- enthaltSkarte melden müssen, welche gegen den Paß auSgrtauscht wird, der bei der Polizei ver bleibt. 30 Tage nach Veröffentlichung dieses De cket» wird jeder Fremde ohne AufevthaltSkarte alS legitimationSlos betrachtet. Gradisteauo kün digte heute im Senat eine Jnterpellatioa wegen dieses DecretS an. Dresden, 16. März. Die Zustände in der Zweiten Kammer de» Groß- herzogthums Baden sind sehr unerquickliche. Der Culturkampf kann immer noch nicht zur Ruhe kom men, und der Riß zwischen der nanonalliberalen Ma jorität und der Regierung ist durch das Mißtrauens votum, welches dem Ministerialpräsidenten des Innern, Stösser, ertheilt wurde, wahrlich nicht verringert wor den. Es läßt sich schwer begreifen, wie an entschei dender Stelle und von dem Gesammtministerium gut- geheißene, jedenfalls doua Läs geführte Verhandlun gen, ein auf diese begründetes Gesetz, das aber bei dem Widerstande des einen Factors der Gesetzgebung in anerkennenswerthcr Resignation zurückgezogen und durch ein anderes ersetzt wurde, und endlich diese» letztere Gesetz, das einstimmige Annahme gefunden, den plausibeln oder gar „constitutionellen" Grund zu einem Personenwechsel im Ministerium geben könnten, welche» überdies wiederholt die Erklärung der Solidarität iu der ganzen Examenangelegenheit abgegeben hat. Hierzu kommt, daß die badischen Stände bereit» am Ende dieser Woche ihre Arbeiten beendigen und daß zum nächsten Landtage die Hälfte der Abgeordneten neu geivählt werden muß. Man wirft dem Minister Stösser bekanntlich vor, in den badischen Zeitungen sowohl durch Maßregelung, z. B. der „Freiburger Zeitung", sowie durch sonstige Einwirkung einen Gegensatz gegen die Haltung ter nationalliberalen Abgeordneten her vorgebracht zu haben. Daher der Beschluß der Zwei ten Kammer, die Regierung möge die Verhandlungen über die Wiederbesetzung des erzbischöflichen Stuhles in Freiburg aus Stösfer's Händen nehmen und sie denen des Siaatsministers Turban übergeben. Da» infolge dieses Mißtrauensvotums eingereichte Ent lassungsgesuch des Hrn. Stösser ist von dem Groß herzog nicht genehmigt worden, was schon deshalb zu er warten war, da die halbamtliche „Karlsruher Zeitung" unmittelbar vor dem bezüglichen Kammerbeschluß noch erklären konnte, an höchster Stelle bestehe nicht die Absicht, Aenderungen deS Ministeriums und de» Regierungssystems eimreten zu lassen. Nach dieser Erklärung kehrte sich also der Beschluß der Zweiten Kammer im Grunde gegen den Grobherzog selbst. Bis jetzt sind fast nur abfällige Urtheile über das Vorgehen der Kammermajorität laut geworden. Der Abg. Kiefer glaubte das Mißtrauensvotum allerdings als „eine Art der Selbsterhebung de- Liberalismus" bezeicynen zu können. Solcher Prätension gegenüber bemerkte der conservative Abg. Mühlhäußer: „Die liberale Partei müsse sich eben darein finden, daß der Liberalismus seinen Höhepunkt überschritten habe und die fortschreitende Entwickelung jetzt zu konservativen Gedanken führe, nachdem sich die Einseitigkeit der liberalen Principien der Gesetzgebung herausgestellt habe. Das EiS des Liberalismus werde zwar nicht mit einem Male schmelzen und ein conservativer Früh ling nicht sofort kommen, allein eine Regierung, die St. Petersburg, Dienstag, 16. März. (Tei. d. Dresdn. Journ.) ES heißt, General Surow solle von dem Posten eines Stadthauptmannö in St. Petersburg abberufen werden; General Ba- tiano, der bisherige Commandeur deS Moskauer GardegrenadierregimentS, werde zum Oberpolizei. meister in St. Petersburg ernannt werden. Der Gehilfe des Oberstcommandirenden der Er erwarte Gardetruppen und deS St. Petersburger Militär- Feuilleton. Stedigirt von Otto Baue». Montag, den 15. März fand im'Saale des „Hotel de Saxe" unter Direction deS Herrn Kapellmeisters l)r. Wüllner die zweite jener Chor-Soireen des Conservatorium» für Musik Statt, welche uns schon so viel interessante und treffliche Vorführungen unbe kannter Chorwerke geboten und sich damit die voll berechtigte Theilnahme der Musikfreunde erworben haben. Die Productionen zeichneten sich wieder durch musikalische Lorrectheit und Klarheit, durch Geschmack und Ausdruck deS Vortrags und stilvolle, charakte ristische Haltung aus; feine und präcise Tonnuancirung, reine Intonation, namentlich auch deS Soprans m hoher Tonlage waren höchst lobenSwerth. Die erste Abtheilung enthielt schöne kirchliche Chorsätze von Gabrieli, I. S. Bach (den tiefempfundenen choral mäßigen Gesang „Komm süßer Tod"), Michael Haydn, A. Lotti (Orueillms). AuS der zweiten Abtheilung — weltliche Gesänge — seien namentlich die präch tigen altitalienischen von O. Becchi und G. Gastoldi und ein Lied E. Naumann'» „Treue Liebe" hervor- gehoben. Die Reihe der letzteren wurde durch einen etwas zu langen Llaviervorirag „Vier Stücke au» „Kreis- leriana" von Schumann" unterbrochen, deren einige von der Spielerin weit besser beherrscht wurden, al» da» kürzlich von ihr ausgeführte Berthoven'sche Toncert. Ihr Spiel wurde anfänglich durch Unvor ¬ sichtigkeit einer Mitschülerin gestört, welche ihre Noten auf die Saiten des Flügels gelegt hatte. Außerdem bereicherte Hr. Hungar (Lehrer am Conservatorium) das Repertoire durch Gesangsvorträge — Arie aus Händel's „Samson", Lieder von I. Brahms. Seine kräftige, frische und reine Bariton stimme erwies sich musikalisch trefflich geschult, nament lich für Händel's figurirten Gesang; nur im Mezzo- forte und Piano zeigt die Stimme noch ost Wider spenstigkeit für die beabsichtigte Tongebung. Wenn Hr. Hungar diese besiegt, wird er dadurch natürlich an reicherer und sicherer Nuancirung und Färbung des Tons und somit auch an Vollendung und Wärme deS Vortrag- gewinnen. Die Wiedergabe der Händel'jchen Arie zeichnete sich durch verständige und stilvolle Be handlung aus, von den Liedern gelang der Bortrag deS letzten „Sonntag" am besten. Ueber einige der uns vorgesührten Componisten werden, weil sie auch für musikalisch unterrichtete Kreise zu den unbekannten gehören möchten, einige Notizen nicht unwillkommen sein. Von dem englischen Componisten Th. Weelkes (etwa 1575 geboren) hat man nur die spärliche Kunde, welche aus den Titeln und den Dedicationen seiner gedruckten Werke hervor- geht. Er war Organist in Winchester und seine Madrigale und Kirchencompositionen wurden, wenig stens von seinen Landsleuten, geschätzt; sie sind in dessen nur historisch von Interesse. G. Gastoldi, Kirchenkapellmelster in Mantua und später (1592) am Dom zu Mailand war ein fruchtbarer und beliebter Componist. Besonders seine Ballrtti, Gesänge zu Tänzen — denn die instrumentale Tanzmusik verband sich damals auch mit Gesang — sind hervorzuheben, und dazu gehörten die gestern und auch schon in früheren Chorsoireen gesungenen. Sie sind wohl ur sprünglich für kleineren Chor gedacht, und können dann noch leichter und munterer behandelt vorgetragen werden. Weit bedeutender war Orazio Vecchi (1551 geboren), Kanonikus, dann Archidiakonus und später (1596) Kapellmeister an der Kathedrale zu Modena. Nicht blos durch seine Messen, Motetten, Madrigale rc. erwarb er sich weitverbreitete Schätzung, auch fürstliche Gönner, unter denen Kaiser Rudolf I I. war, sondern er wurde für die Entwickelung der Musik beachtenswerth durch sein Bestreben nach dramatischen Formen. Sein „Amfiparnaso", eine Art musikalischer Comödie, auch eigener Dichtung, wurde von Manchen sogar als erster, dem Peri und Caccini vorausgehendcr Opernversuch angenommen; eS war aber nur eine Folge von Ge sangssätzen, in denen der Dialog einzelner Personen in Ermangelung eine- Orchesters mehrstimmig aus gesprochen wurde. Immerhin lag bei so unbehilflicher Ausdrucksform die Vorstellung einer dramatischen Bühne zu Grunde. Alle im strengen Kirchenstil verfaßten Compositionen Becchi'S enthalten eigenthümlich dramatische Züge, aus denen — wie Ambros sagt, ein tief in seinem Innern sitzender, curioser Kauz hervorguckt und anderwärts, wo er sich nicht um der Kirche willen geniren muß — so im AmllpLruaso — tritt dieser neckische Dämon offen zu Tage. Und auch in Becchi'S Lebensereignissen, die „Catalani" ganz ouSsührlich geschildert hat, be kundet sich sein lrbhasteS, zur Actwn drängendes Na turell. Bald nachdem er dem Dolchstoß eine» Feinde» entgangen war, bediente er den Liebhaber seiner Schwä gerin mit einigen Degenstichen und seine zu auffällige Theilnahme an den öffentlichen Maskenfrsten veranlaßte, trotz der damals herrschenden großen Toleranz, von Seiten der Geistlichkeit seine Enthebung vom Kapell meisteramte. Das verhinderte indeß nicht die Ehrenbezeigun gen, welche ihm dieselbe Geistlichkeit bei seinem bald daraus erfolgten Tode erwies. Man setzte ihm rin prächtiges Monument, dessen Inschrift seinen Ruhm verkündete. Ein sehr komischer Vorfall, der Vecchi'» streitbares Temperament charaktensirt, sei noch erwähnt. Er sang einst — als Priester — die Messe, glaubte seinen Vortrag durch die Orgelbegleitung übertönt, und erhob seine Stimme lauter und lauter; der Organist aber, nicht faul, zog, je mehr Jener schrie und sich er hitzte, mit gelassener Hand ein Orgelregister nach dem andern heraus, um seinen Rivalen niederzuspielen. Dir unwiderstehlich ausbrechende Heiterkeit der Gemeinde beendete den anstößigen Wettkampf. L Banck. DaS Reisen in Rußland. (Fortsetzung zu Nr. S2.) Kehren wir zum Hotel zurück. Sobald die Unter handlungen mit dem Wirth beendet sind, wird man, wenn man keinen Diener bei sich hat, bemerken, daß der Kellner sich anschickt, die Pflichten einer Kammer dieners zu übernehmen. Man erstaune nicht über seinen großen Pflichteifer, der auf der Voraussetzung basirt zu sein scheint, daß man etwa zu drei Viertel ge lähmt ist. Früher hatte jeder wohlsituirte Rasse stet» seinen Diener bei sich und dachte nie daran, irgend etwa selbst zu thun, war der Diener nur irgend für ihn zu thun im Stande war.
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