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Dresdner Journal : 18.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188004185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-18
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 18.04.1880
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1880 Sonntag, den 18. April O8S Dl-tMerAomiml Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. sich treffende Einfälle geltend. O. B. den von ksiede» tritt ko-t- uod jävrticd: 4 00 ks. iS. >. 0?. b.u.» 1. u.B. »b.u G. 0 ». Ob.u.G. bb.u.S Art politischer Loyalität nicht nennen — ist die Frucht einer Reihe theils erlogener, theilS schlüpfriger, aber pikanter Klatschgeschichten, die ein Straßen- reparier, der vorn hinausgeworfen wird und hinten wieder hereinkommt, seinem Blatte zugetragen hat." — Die „Mecklenburgischen Landesnachrichten" schreiben über dasselbe Thema'wie folgt: „Es wäre un recht, die Gedankenlosigkeit des Publicums und seinen Mangel an richtiger Empfindung mit dem wachsenden EynismuS eines großen Theiles der Presse und der vollendeten Gewissenlosigkeit zu idenl>fic>ren, mit der sie unsauberem Gewinn und frivoler Sensationslust zu Liebe den verhältnißmäßig leicht erkennbaren wahren Stand der Dinge verschleiert und irrlhümliche Auf fassungen nährt, die den Welttheil nicht zur Ruhe kommen lassen. Das Publicum ist im Ganzen und Großen wirklich noch nicht ganz so einsichtslos und schlecht, wie die Bläiter, die es hält und liest. Aber freilich steht es auch nicht hoch genug über ihnen, um sie zu einem anständiger» und ehrlichem Verfahren zu nöthigen. Die Folge muß fortschreitende Ver flachung der Ansichten, wachsende Gleichgiltigkeit gegen daS sittlich Verwerfliche dieser blos dem Interesse des Augenblicks aus den Leib zugeschnittenen Fälschung der Thatsachen sein, wie sie schließlich dazu führen werden, daß nur noch die Sensationspresse übrig bleibt, weil sie nur allem zu bieten vermag, was die künstlich er zeugte Blasirtheit der Leser verlangt: den allem noch wirksamen Nervenreiz des Unerwarteten und Ueber- raschenden. Daß wir uns thatsächlich bereits mitten in dieser Periode befinden, zeigt die ms Unglaubliche gehende Verbreitung derjenigen Organe, welche schon heute die Zukunst zu escomptiren verstehen." — Um so erfreulicher ist die Thatsache, daß neuerdings die kleine conservativc Presse sowohl an Umfang wie an Volksthümlichkeit bedeutend zugenommen hat. Wir könnten eine ganze Reihe kleiner conservativer Blätter aufzählen, in welchen eine starke social- und moral- resormatorische AVer pulsirt. Nicht selten stößt man in dieser Presse auf em Pathos, welches an die besten christlichen und konservativen Vorbilder und Reforma toren erinnert. Bekanntlich sind mit der Verschiebung der Majorität im deutschen Reichstage und im preußifchen Abgeordnetenhause an verschiedenen Hauptorten con- servative Zeitungen theils neu ins Leben gerufen, theils bereits bestehende konservative Organe bedeutend erweitert worden, und man hört mit Befriedigung, daß auch diese in den für die konservative Sache wichtigsten Provinzen in der Neuzeit erheblich an Verbreitung gewonnen haben. >o Ä. tü Ä. >o G. s. russisch OVO Ko. Winter Lein- nur zu oft. Ja, es erscheint geradezu als eine Pflicht, den principiellen Gegensatz in seiner ganzen Schärfe zu betonen, welcher die Weltanschauung unserer Feuilleton. Redigirt von Otto Banes, recht gesunde, natürliche Bühnenwirkungen erzielt, die bei mehr Ucbung und technischer Concision in künf tigen Versuchen sich enger zusammenschließen und das geistige Gewicht der Production wünschenSwerth ver mehren dürften. In den Strophen für den Coupletgesang fehlt es noch an Leichtigkeit des Ausdrucks, ebenso an dem Glück, den vom Tage gebotenen Stoff mit Humor oder Satire überraschend zu erfassen. Daneben aber machten Heran an den Fluß und über diesen führt unser Weg zur Signoria, dem Hauptplatze und Mittelpunkte der Stadt. Liste viatorl Die eine Seite des Platzes bildet eine leichte, lustige, von schlanksten Säulen getragene Halle: la logjstu äoi 4>ui>2i, ursprünglich der Aufenthalt der LandsknechiSwache. Gleichsam unter freiem Himmel stehen in dieser Loggia eine Reihe herrlichster Bild werke: dem Schutte des Alterthums abgerungene An tiken wie Werke neuerer Künstler. Eines davon, nicht das schönste, ist auch in Deutschland sehr bekannt; der aus Erz gegossene Perseus, das Gorgonenhaupt in der Hand und den geköpften Leichnam unter den Füßen. Es ist ein Werk Benvenuto Cellini's. An die Loggia schließen sich noch dem Flusse hinab die Uffizien, neben ihr auf der Nachbarsette des Platzes hebt sich stolz und unnahbar, wie alle Paläste dieser Stabt, das Stadthaus empor. Dieses Schloß ist für den in seinen alten Städten an die Goihik de» Mittelalters gewöhn ten Deutschen ein neuer und wundersamer Anblick. Als würfelförmiger, erst in den Etagen gegliederter Koloß hebt es sich empor und gtwinnt Leben und Ausdruck durch den Thurm, der aus der Mitte de» WürselS schlank wie ein Lilienschaft zum Himmel empor wächst. Die ganze Signoria ist nicht gepflastert, son dern mit Platten belegt. Sie ist ohne Marktoerkehr, aber das regste Leben herrscht auf, ihr. Bttder- veikäufer erkennen den Fremdling und bieten ihre zum Theil bedenkliche Waare an, Lohndiener nahen sich, Droschkenkutscher werfen als Zeichen ihrer Bereitwillig keit den langgestreckten Zeigefinger in die Luft; plötz lich bildet sich ein Menschenauflauf: der amerikanische Herr, welcher schon feit 2 Jahren mit 14 Pferden vor Sensationspresse von derjenigen trennt, zu der sich nicht nur jeder wahre Christ, sondern auch jeder wirkliche Ehrenmann bekennt. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schilderte neulich, anknüpfend an einen, die militärischen DiSciplttiarverhältnisse überaus gehässig und aufreizend erörternden Artikel der „Ber liner Zeitung", das Treiben gewisser Blätter in einem höchst sachgemäßen Aufsatze und sagte: „Trotz der gesetzlichen Strafbestimmungen gegen etwaige Aus schreitungen der Presse ist in ganz Deutschland der Journalistenstand in viel geringerem Grade von dem Bewußtsein der Verantwortlichkeit seiner Aufgabe durch drungen, als dies im Interesse der sittlichen Erziehung der Nation dringend zu wünschen wäre. Die Ursachen dieser Erscheinung möchten wir in verschiedenen Um ständen juchen, unter denen aber einige in besonders hervorragender Weise bestimmend einwirken. Dahin gehören vor Allem das Sensationsbedürsniß des Publi cums einerseits und seine Indifferenz allen ernsteren Fragen gegenüber aus der andern Seite. In dem Nebeneinanderstellen dieser beiden charakteristischen Mo mente könnte beim ersten Blick ein innerer Widerspruch gefunden werden; er liegt ober nicht darin. Die überwäl tigenden historischen Ereignisse, deren Augenzeuge unsere Generation gewesen ist, haben rn derselben naturgemäß eine gewisse Abspannung erzeugt, welche für den Ernst der mühe vollen Alltagsarbeit weniger empfänglich macht. Dazu traten die Wirkungen der in Wort und Schrift er folgten Ueberichwemmung des Publicums mit einer doctrinären Weisdeit, welche in endlosem Streite über Formen und Nebendinge dem Volke allgemach den Geschmack auch an dem ernstern und wichtiger» Kern parlamentarischer und publicistischer Erörterungen gründlich verdarb. Oberflächlichkeit und SpeculationS- sucht in der Presse kamen diesen Dispositionen des Publicums nur zu bereitwillig entgegen, und mehr und mehr sucht und findet die Tagespresse den Schwer punkt ihrer Leistungen einerseits rn prickelnden kitzeln den Histörchen, andererseits in mitunter sehr grotesken Rodomontaden über allgemeine Tagesfragen. Für das erstere Genre bietet aber das Leben selbst nicht immer ausreichendes Material. So unerschrocken Reporter und Redacteure sich auch über alle die Schranken hinweg setzen, die in nun überlebter Zeit das Privatleben der öffentlichen Besprechung schon aus Anstandsrücksichten zu setzen pflegte, so tritt doch nur zu häufig der Fall em, daß die Phantasie dem mangelnden Stoff zu Hilfe kommen muß; ein aus Amerika zurückkehrender reicher Onkel, eine Hochzeitsgeschlchte mit der unglaub lichsten Verwickelung, der Roman einer nur in den Träumen des betreffenden Reporters erblühten und verwelkten Camelliendame und ähnliche Dinge müssen den Moloch Publicum füttern helfen, wenn nicht eben eine Diva, eine pikante Soiröe und dergleichen mehr aus der Wirklichkeit zu Gebote stehen. Der Journalist hat dem Publicum erst den Geschmack an starkge würzten Speisen beigebracht, und jetzt muß er sie bringen, mag er sie nun von des Lebens grünem Baume pflücken oder selbst erfinden. Erfindungen nimmt das Publicum lieber in den Kauf, als daß es den gewöhnten Kitzel vermißt, und so hat es denn glücklich erreicht, daß der Zeitungsschreiber selbst sich über den sittlichen Ernst und die Wahrheit seiner Leistungen kaum noch den Kopf zerbricht. Auf der andern Seite hat die Gleichgiltigkeit der großen Menge gegenüber allen ernsteren Fragen dem Leichtsinn und der Ober flächlichkeit bei Behandlung derselben geradezu gemein- gesährlichcn Vorschub geleistet. Ein großer Theil des deutschen Publicums findet erfahrungsgemäß nichts Seltsames darin, eine Zeitung zu halten, deren poli- ». -rn. W. i Eugen »gerichlS- fenlanne ermeister hrn. R. nsche mit Dresden, mit Ari. Hr. Re- Schwartz loch au» Eduard »tist Ju- ngeladen Heck zur Nachdem lisse der letn ver- iiflösung. i, welche ;nz mil- ndem er Mitteln, sondern eit mög- an den ! in Zu- 8. Dresden, 17. April. ES ist eine unerfreuliche Aufgabe für den Journa listen, die Mißbräuche innerhalb der eigenen journa listischen Berufssphäre ausdccken und bekämpfen zu mit Fatz - M.; rländische Malz resaat pr weitz W — ltt> üzenmeyi wg sr >emmelm. »2 M 24 M.; .0 2S.00 t,00 M i e pr. Ivo pr. IVO o 10 000 . Stim- larm. (Pro- WO-240 M. >r.-Octbr. Roggen 3,bv M. Scptbr- feftest. ril - Mai 11,70 M. M. G, w S1,40 M. M. S, 'm - Juni chön. müssen, und doch bietet sich der Anlaß hierzu leider tische Haltung seinen eigenen politischen Anschauungen auf das Entschiedenste zuwider ist. Die politische laseruteuprelse: r»r dan kaum einer xospultoooa ketttrette 20 voter „Liu8«uuutt" dis Lotts bv kk. rrscdeloea t mit Xninnlim« der 8oov- unkt koiert»^ ^vsad» Wr dvu folgenden Dux ib G. S. iüÄ. ib Ä. >0«. 8 b«. !0G. >b«. 'iS. >Ä. 0«. 'S. 0 Ä. 0 bz. VG. vdz. OG. Innsralsnannatim« unsntirts» H Leu,-Klette-, ConiuttniooLr do» Vrosdoor dourouk; Lamdarss - Liriin Vi»u I-.ipitz - Ne«»Iiu rranksart ». tl: Da««e»i-Ze,n L »srIm Vi«a-8-tmdurx- -l,»iprigk kraul,kart ». 14. UnneN-nr diukt. ZttvE, L»rUuFornicF /-irti/ideitl/anL, Lr«m«u: F Lc/ttntt« / Nr«,l»a: F. Lürvuu; vkimmli Fr. knmIUnrt ». U.: F ^aeAer'«:»« u. F 7/rrrinan»- »oks I!ucltt>»ndlnn^; üörilti: tr L/Mer, Lnnnovsr: td. Lc/i!<->/< > ,' kurt, L«rliu-rraullturt ». dl. Stuttgart: Daube sc 4.0./ Uamdurx: F LVeudAen, ttd Lt eines Hvrausxvder: 88nial. Lrpeditioo d«8 ttresdoer donrnnl«, Orsxden, Lvn>irkiiNriUi«r Ho. 20. Tagesgeschichte. * Berlin, 16. April. Se. Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin haben durch aller höchst- Handschreiben dem Generalsuperintendenten vr. Brückner ihrer Freude Ausdruck verliehen, daß durch Beschluß der vereinigten Kreissynoden Berlin- die Kirchensteuer, als ein Werk von großer Wichtigkeit für die Zukunft Berlins, zur Annahme gelangt sei. — Se. Majestät der Kaiser hat auf die Jahre 1880, 1881, 1882 24 außerordentliche Mitglieder des kaiserl. Gesundheitsamtes ernannt. Darunter befindet sich der Präsident des königl. sächsischen Landesmedicinal collegiums, vr. Reinhard zu Dresden. — Die Straf- versolgung von Preßverbrechen und Vergehen verjährt nach 8 22 dcs Reichspreßgesetzcs in sechs Monaten. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, I. Strafsenats, durch Erkenntniß vom 23. Februar 1880 ausgesprochen, daß dieser Verjäh rung ebenso die im Auslande erschienenen Druckschrif ten unterliegen, wie die im Jnlande erschienenen Druck schriften. — In wenigen Tagen werden die ersten Halbbände der von den Mitgliedern des Reichsgerichts sob uE o». 7üb.u B. bÄ. >. u.« bz s bu.Ä. 7ü«. tm S»NI»N ä.ntt-L« »«1«»»! ^,»"-N»Ii> ds»deut»eb«o dübrlieb: . . 18 UnrK. Abg. Frhr. v. Minnigerode stellt hierbei Antrag, zur Abkürzung der Verhandlungen die 7 den socialdemokratischen Abgeordnete» hierzu gestellten Anträge verbunden zu behandeln. — Abg. Bebel widerspricht Dem; allerdings hätten seine Freunde die einzelnen Anträge nur gestellt, um ausreichend zum Worte zu kommen und ihre Beschwerden gegen die Handhabung deS Gesetzes vo> zubringen, ehe sie durch die Verlängerung des Gesetzes auf Jahre mundtodt ein schöner Anblick, die alte, vielgerühmte Stadt im Glanze der Morgensonne! — Florenz hat keine hervorragenden Bauten, die den Blick zunächst gefangen nehmen, auch der Dom mit dem farbenreichen Campanile verschwindet im Häuser meer. In dieser Beziehung möchte Dresden mit der Fiauenlirche und dem breiten Strome, an dessen Seiten eS sich lagert, fast einen stattlicheren Anblick gewähren. Denn auch der Arno, der einen Theil der Stadt vom Ganzen trennt, und über den zahlreiche Brücken führen, ist im Grunde genommen ein trübseliges Gewässer. Langsam ziehen seine gelben, das steinigte Bett nur theilweise süllenden Wellen dem Westen und dem Meere zu. Aber bei Florenz bietet sich ähnlich wie bei Pest und Edinburgh die Möglichkeit, in nächster Nähe eine große Stadt vom Berge zu beschauen. Dieses und die reichbelebte, wohlgepflegte Umgebung mit den schön- linigen Bergformationen im Hintergründe ist e», was die Stadt so schön macht. Indessen auch Denen, die gerne Vergleiche ziehen und die wissen möchten, ob „Elbflorenz" nun doch mit einigem Rechte seinen Bei namen führt, mag gesagt sein, daß Dresden an einem Sommeitage kaum weniger schön ist und ebenso schön wäre, fehlte nicht da- eine unbeschaffbare Requisit: südlicher Himmel und südliches Licht. Von St. Miniato hcrabgehend, gelangt man zu einem großen, dem Berge abgewonnenen Platze, der dem Andenken Michel Angelo'» geweiht ist. Mitten auf ihm steht jetzt der „David" des großen Florentiners: eine nackte, bronzene JünglingSfigur in weit mehr als Lebensgröße, die auch irgend etwa» Andere» sein könnte, al» gerade der biblische Hirtenkönig. os. 7ÜÄ WS. v. p. > b.u.S. gemacht würden. (Der Präsident ruft den Abg. Bebel wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.) — Abg. Lasker begründet seine Ansicht, über die Anträge ge sondert zu dircutiren. — Abg. Or. Hänel stimmt Dem im Interesse der Parität bei. — Die Abgg. Stumm, v. Kleist-Retzow und Windthcrst sprechen sich im Sinne des Antrages Minnigerode aus. DaS Haus stimmt diesem Anträge zu und dis- cutirt hierauf im Anschluß an 8 1 des Gesetzentwurfs über die sämmtlichen socialdemokratischen Anträge zu sammen. Buda Pest, Freitag, 16. April, AbeudS. (W. T. B.) Die Drputirtentafel hat heute den Antrag Jranyi'S wegen Einführung der Civilehe ange nommen, den zweiten Theil deS Anträge» aber, betreffend die Religionsfreiheit, mit 107 gegen S4 Stimmen abgelehnt. Bei der Berathung erklärte der Ministerpräsident TiSza, daß in Ungarn die Religionsfreiheit ohnehin bestehe, daß ein Gesetz entwurf wegen Einführung der Civilehe aber wo möglich noch in dieser Session eingebracht werden solle, obschon Dem sehr große Schwierigkeiten rnt- gegenständen. St.Petersburg, Freitag, 16.April, Abend». (Corr.-Bur.) Die „Agrnce rufst" schreibt: Um dem türkisch montenegrinischen Ausgleiche den Charak ter der Gesetzlichkeit und die definitive Sanktion zu verleihen, verlangten die Mächte, daß der Ausgleich al» Annerprotokoll des Berliner Ver trages behandelt werde. Demnach findet keine eigentliche Conferenz, sondern ein einfacher Ein- registrirungsact Statt. St. Petersburg, Sonnabend, 17. April. (Tel. d. Dresd». Journ.) Der „Regierung»-An zeiger" veröffentlicht eine amtliche Bekanntmachung, nach welcher die höchste Erecutivcommission eine Revision der Documente bezüglich der auf ad ministrativem Wege ausgewiesenen, sowie der der polizeilichen Aufsicht unterzogenen Personen an- geordnet hat. Diese Revision ist dadurch veran laßt, daß mehrere der gedachten Personen, beson ders der studirenden Jugend Angehörige, ihre Schuld bereits bereut und durch ihr gute» Ver halten günstige Atteste von den örtlichen Gouver neuren erwirkt haben. Auf den Vortrag deS obersten ChrfS der Erecutivcommission, Grafen LoriS-Melikow, hat der Kaiser die obige Anord nung genehmigt. Ueberzeugung geht in sehr vielen Kreisen über gewisse Phrasen nicht hinaus; im Grunde des Herzen» tröstet man sich mit dem Gedanken, die Regierung werde schon dafür Sorge tragen, daß die Jesuiten, die Social demokraten oder ähnliche Geister dem Wackern steuer zahlenden Philister nicht in seinem eigenen Pfühl un angenehm werden, und mit dieser beruhigenden Ueber zeugung findet man e» im höchsten Grade gleichgiltig, ob Tante Voß dem Reichskanzler etwa» am Zeuge flickt, oder ob die „Berliner Zeitung" dem Abgeord netenhaus gröbliche Insulten an den Kopf wirft. Im günstigsten Falle amüsirt man sich ein wenig über den Skandal, raisonnirt auch halblaut mit beifälligem Schmunzeln über den „unverschämten Zeitungsschreiber", und damit ist die Sache adgethan. Der Zeitungs schreiber aber, der weiß und fühlt, wie geringes Ge wicht seine eigene Gemeinde den Ergüssen seiner poli tischen Weisheit beimißt, fühlt sich frei von dem Drucke, den daS Bewußtsein einer ernstern gründ- lichern Beurteilung auf ihn ausüben würde; gleich zeitig sucht er aber dem natürlichen Bedürfniß, sich wenigstens einigermaßen geltend zu machen, dadurch Befriedigung zu verschaffen, daß er in Effect hascherei mit jenen College» wetteifert, denen das ge sellschaftliche Leben ein jo viel dankbareres Gebiet für sensationelle Leistungen öffnet." — In diesem Auf sätze ist recht zutreffend bemerkt, daß da» Publi cum einen großen Theil der Schuld daran trägt, wenn ihm fortwährend ungesunde Nahrung vorgesetzt wird. Diese ungesunde Nahrung bringt die moderne Specu- lation auch häufig genug aus den Gebieten der Künste dar, die als ein würdiges, den edelsten Zwecken der Menschheit geweihtes Element gegen die unreinen Hilfsmittel der Reclame, der persönlichen Coterie und Skandalsucht gesichert sein sollten. Statt dessen wer den leider auch Kunstproductionen bisweilen nur durch den Wind der pikanten Klatscherei in den für alle Con- trebande offen stehenden Hafen der öffentlichen Theil- nahme hineingeblasen. Die conservative „Thü ringer Post" sührt die Gedanken der „Nordd. Allg. Ztg." weiter aus, indem sie bemerkt: „Was bleibt dem Redacteur, der da, wo nicht ein poli tisches Comitv an der Spitze der Zeitung steht, zu meist em Sclave de» betreffenden Verlegers ist, An deres übrig, als sich einfach der augenblicklichen Mei nung des Publicums zu acommodiren, dem rohern Geichmacke Concefsionen zu machen und den niederen Leidenschaften der Menge zu stöhnen! Solche „libe rale" Blätter, die sich zudem noch immer als „unab hängig" anpreisen, giebt es in unserm deutschen Vater lande zu Tausenden; sie täuschen — ob nun wissent lich oder unwissentlich — die Nation und ihre Bürger über die wahren Aufgaben und Ziele ihres Lebens, sie werden lediglich zu einem kaufmännischen Geschäft, wie jedes andere, anstatt an der Erziehung der Nation segensreich zu wirken. Fragt man nun Männer, über deren conservative Gesinnung nicht der mindeste Zweifel besteht, warum sie wiche liberale Blätter, über welche sie selbst fortwährend aufgebracht sind, durch Abonne ments und Inserate unterstützen, jo bekommt man die elastische Antwort: „Ich besitze soviel Intelligenz und Urtheilsfähigkeit, daß ich unbeschadet meiner conser- vativen Gesinnung liberale Blätter lesen kann, Blätter, die im Uebrigen vielmehr des Interessanten und Pikanten bringen, als die conservativen Zeitungen." ES ist unmöglich, solchen Leuten begreiflich zu machen, daß durch eine langjährige Lecture liberaler Zeitungen nach und nach ein Stück nach dem andern von der conservativen Gesinnung abbröckelt und zuletzt eine sogenannte loyale Gesinnung übrig bleibt, welche höf liche Verbeugungen nach allen Seiten macht, und diese Gesinnungslosigkeit — denn anders kann man diese Refidenztheater. Am 16. April gab man zum ersten Male eine Berliner Novität: „'s Herz auf dem rechten Fleck" oder: „Ein ehrlicher Mak ler", ein Volksstück mit Gesang von Leon Treptow, einem noch sehr jungen Schriftsteller. Die beifällig ausgenommene, sehr fleißig und erfolgreich einstudirte Aufführung war zum Benefiz für den Regisseur, Hrn. Oskar Will, bestimmt, einen durchaus gewissenhaften, werktüchtigen Arbeiter im Weinberge Thalia's, der sich bereit» in einer Anzahl von Rollen, so kürzlich in der de» alten Diener» im „Schutzgeist" vorthellhast aus gezeichnet und eine feste Haltung in der Charakteristik bewiesen hat. Da» Gleiche zeigte sich auch jetzt in seinem zur Ruhe gesetzten Schlächtermeister Knorpel. Hr. Will gewann der dankbaren Partie eine vortheil hafte, von Uebertreibung ferne Gesammtwirkung ab. Frau Bauer-Körnig, die mit angenehmer Natür lichkeit und Frische spricht und spielt, und Hr. Rü dinger, der die sentimentalen Gesangspartiell gefällig und musikalisch richtig vortrug, unterstützten am wesent lichsten die Hauptpartie in den Rollen Ernestine und Feldern. DaS Stück verdient al» eine der Ansang-arbeiten de» Verfasser» wegen seiner darin vertretenen Tendenz, wegen seiner Vermeidung roher und gemeiner Theater- effecte freundliche Beachtung. E» sind darin neben zahlreichen sehr faden Stellen de» Dialog» und neben mancherlei Geschmacklosigkeit und rührseligen Momenten Florentiner Skizzen. I. Ich war die Nacht hindurch über die vom Monde hell beschienenen wilden und einsamen Apenninen ge fahren; gegen Morgen bei Pistoja hatte der Zug da» Thal erreicht, um 6 Uhr waren wir in der Blumen stadt. Wir schickten da» Gepäck in» Hotel und gingen sogleich hinüber nach dem andern Arnoufer. Dort treten die Berge beinahe heran an den Fluß, hoch über diesem glänzt ein altes, eigenthümlich gefügte- Kirchlein: St. Miniato. Von hier genießt man den vollen Anblick deS Arnothale» und der Stadt. Zur Seite recht» und links steigen hohe Berge terrassenförmig empor, vor den Füßen liegen Oliven haine und Gärten und die neuen — ach so theuren! — Anlagen; dann kommt der Arno und drüben die Stadt und hinter ihr Billen, Haine, Wemgelände, Weiler und Städtchen, bi» wieder Berge, d,e der Thurm von Fiesole krönt, die Gegend schließen. Wohl Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte a. Berlin, Sonnabend, 17.April, Nachmittag». (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung de» Reichstag» stand die zweite Berathung de» Gesetzentwurf», betreffend die Verlängerung de» SocialistcngtsrtzrS, auf der Tagesordnung.
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