Dresdner Journal : 13.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188005133
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-13
- Monat1880-05
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- Dresdner Journal : 13.05.1880
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v 100 Donnerstag, den Mai, 188«, Ldon»»»e»t»pr««»i L»I—ri»»ld 6«, 6evt»ckeo Keicb«» tritt ?o»t- uoä 8tewp«iru»LtrI^ kima. l»» U»L»»> t«ot»rd>» ^tieb: . . 1» »1^ ^Mbrllcd: 4 >l»rk »0?k. MlmaaiuO ^itüuvdrll. 10 lt Ia»«r»teaprel»v: rilr Uso k»ru» «io«r ^e»p»tt«llell ?e6tr«il« 20 kt. vatsr „Lu^«»actt" äis 2«Us 00 kt I^Fliod mit Xvirmtims 6er 8oov- voä leiertL^e Xb«i»6» tür 6en sol^eoäeo Dtts-M Journal. lunerutenannokme au»vllrt»r t»ipilLt H. Hra»»U«tetter, Lommin-uonitr äs» Uresliuer ^ouiurtk; Liwdurx - Lsrllo Vt»ll S»,»I - Lr»»l»a-?rai»I>lu l ». H : //aa««nLte>»» L ^»Ater, L«rUu Vt«» 8«mdurx- kr»^-L»ipiI^ kr»»Iltllrt », »I Hüllcbaut L/E«,' S»rU»:§./nt a/iäknä«»^ . Lr«m«a: F §c/i/»tte,' »r«»l»llt I,. LtanA^n'« lliir«!tu; vdsmmr»: H, kr»aLtui-t ». K.: F u. «/, t,'. //errma»»- »cUe knctik»nölnv^; OürNl»: tr Mütter, Sluurover! 6 < k»r>» L«rlm - ^r»uletui-t ». H - Slutt^srt: Da«ü« »t <-«, Lsmdur^: L7e«ciAe,t, Lteiner. Vcrantwortliche Redacrion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ner»n8xed«r: icSviskl. Lrpeäitioo äe» »eiäoer Zourunt«, lirenäen, Xvinsr^rsiiii»«« Xo. 20. Ämtlicher Llieil. Se. Majestät der König hat allergnädigst zu ge- nehmigen geruht, daß der Direktor des Museums für Völkerkunde, vr. mvä. Obst zu Leipzig, den von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ihm verliehenen St. StaniSlau»-Orden U. Classe annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Berlin, Mittwoch, 12. Mai, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Provinzialcorrespon- denz" zufolge beabsichtigt Se. Majestät der Kaiser im Juni Düsseldorf zu besuchen, um von dort nach EmS und später nach Gastein, auf die Zeit von je 3 Wochen, zu geben. Zwischen den Auf enthalt in Em» und in Gastein wird ein Besuch auf der Insel Mainau fallen. Wien, DirnStag, 11. Mai, Abends. (Tel. d. Boh.) Heute ist der Motivenbericht zu der Re gierungsvorlage, betreffend die Reform der Zucker- steuer, im Abgeordnetenhause zur Bertheilung ge langt. Der wichtigste Unterschied zwischen dem Gesetzent würfe der Regierung und den Propositionen der Zucker- industriellen liegt darin, daß nach den letzteren das Steuercontingent von jetzt bis 1886 unverändert auf 10 Millionen pro Jahr fixirt bliebe, während nach der Regierungsvorlage daS Contingent von 10 Millionen angesangen jährlich um 400000 Fl. bis zu dem Be trage von 12800000 Fl. steigt. Der Motivenbericht bemerkt, daß ein Theil der jetzigen ContingentSerhöhung als Compensation für den Zuwachs des österreichlsch- ungarifchen Rübenzuckersteuergebietes durch Einbeziehung der occupirten Länder, ferner für die Erhöhung des Steuersatzes, beziehungsweise der Rückvergütung bei dem Zuckerexport zu betrachten sei. Die „Presse" meldet: Wie neuerdings bestimmt verlautet, soll nun doch auch für Schlesien eine Verordnung über die sprachliche Gleichberechtigung im Amte devorstehen. Paris, DienStag, 11. Mai, AbendS. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer berieth heute den Ge- setzentwurf» betreffend die Freiheit drS Versamm- lungSrechtS. Bei der Diskussion über Art. 8, über den die äußerste Linke das Scrutinium verlangte, kam es zu einem heftigen Zwischenfall, infolge dessen Perrin (radikal) zur Ordnung gerufen wurde. — Art. 9 des Gesetzentwurfs, betreffend die Intervention dcS Poli- zeicommissarS in den Versammlungen, wurde an die Lommission zurückverwiesen. — Der Art. 10, nach welchem die Präfekten die Befugniß haben sollen, die Versammlung zu vertagen, falls Ruhestörungen zu be fürchten seien, wurde mit 255 gegen 131 Stimmen abgelehnt. Die Abstimmung übrr daS ganze Gesetz wurde für später Vorbehalten. Bert legte den Bericht übrr den Gesetzent wurf, betreffend den Elementarunterricht, auf den Tisch drS HauseS nieder. Die Nachricht deS „Figaro", daß der Minister präsident, de Krrycinet, Waddington mit einer Mission beim Vatikan beauftragt habe, wird for- «rll für unrichtig erklärt. London, DienStag, 11. Mai, AbendS. (W T. B.) Im Unterhause bekämpfte heute Wolff den von Cavendish in der Sitzung vom 3. d. eingebrach- ten Antrag, betreffend die Einsetzung eines Aus schusses zur Entscheidung der Frage wegen der Eidesverweigerung Bradlaugh'S, und beantragte den Uebergang zur Vorfrage. Dieser Antrag wurde indessen mit 171 gegen 74 Stimmen abge- lehnt. Hierauf wurde der betreffende Ausschuß gewählt. DaS HauS vertagte sich bis rum 2«. d. M. London, Mittwoch, 12. Mai, früh. (W. T. B.) Bei Gelegenheit eines in Chelsea stattge- habten Bankers hielt der Unterstaatssecretär im Departement des Auswärtigen, Sir Charles Dilke, eine Rede, in der er hervorhob, daß die Politik de« CabinetS eine Politik der Festigkeit sei, gepaart mit Achtung für die Rechte der frem den Staaten. Die Ziele der Politik des neuen CabinetS seien die Einführung von Reformen in der Türkei und die Ausführung der noch uner füllt gebliebenen Theile des Berliner Vertrags. DaS Cabinet werde diese Ziele durch die gemein same Action der europäischen Mächte zu erreichen suchen. (Bgl. die „Tagesgeschichte".) St. Petersburg, Mittwoch, 12. Mai. (Tel. d. DreSdn. Jourm) Die Nachricht, daß Graf Schuwalow zum Generalgouverneur von Warschau ernannt worden sei, ist falsch. Auf die Cirkulardepesche des englischen Staats sekretärs des Auswärtigen, deö Earl Granville, an die englischen Vertreter bei den Signatarmäch ten des Berliner Vertrags ist bisher von hier noch keine Antwort ergangen. Belgrad, Dienstag, 11. Mai, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die 4 Commissionen zur Rege lung der Agrarfrage in den neuen Gcbietötheilen beginnen übermorgen ihre Thätigkeit. Bukarest, Mittwoch, 12.Mai. (Tel.d.Dresdn. Journ.) DaS Amtsblatt meldet die Ernennung Slaniceano'S zum Kriegsministcr an Stelle Leeca'S, dessen Demission angenommen worben ist. Dresden, 12. Mai. Der Verlauf der Entwickelung der inneren Ver hältnisse Rußlands scheint in der That die Erwar tungen zu rechtfertigen, welche in Rußland selbst, wie auch sonst in Europa, wenn auch zunächst nur in engeren Kreisen, an den Amtsantritt des Grafen Loris- Melikow geknüpft wurden. Derselbe hat sich nicht nur mit einer Repression begnügt, deren Ernst den Ver schwörern doch einen heilsamen Schrecken eingeflößt zu haben scheint; sondern er ist ersichtlich auch bemüht, mit ungewohnter Raschheit die Fundamente für einen künftigen gesunden Neubau zu legen. Die totale Wandlung, welche sich in der allgemeinen Beurtheilung des Chefs der obersten Exekutivgewalt vollzogen hat, ist zugleich wieder ein recht deutlicher Beweis für die Richtigkeit der Ansicht, daß die vorschnelle Kritik von Regierungsmaßnahmen durch die Tagespresse nur selten als eine wirklich zutreffende sich erweist; muß sich die letztere doch vorzugsweise an einzelne äuße,e Erscheinungen halten, deren innern Zusammenhang sie weder kennt, noch übersieht. Gründlich, rasch und ganz; in diesen drei Worten drückt sich das Aktions programm des Grafen Loris - Melikow aus. Er ver steht es, seinen an maßgebendster Stelle sanctionirten Absichten im kürzesten Wege Verwirklichung zu ver schaffen. Als eine Consequenz des eben erwähnten Programmes erscheint auch der soeben erfolgte Wech sel in der Leitung des Unterrichsministeriums. Am 6. d. wurde der kaiserliche Ukas publicirt, welcher den bisherigen Unterrichtsminister Grafen Tolstoi, unter gleichzeitiger Ernennung zum Mitgliede des Reichsraths, von feinem Posten enthebt Gleichzeitig wurde die Ernennung des Geh. Raths Saburow zum „Minister der Volksaufklärung" und deS Geh. Raths Pobedonoszew zum Oberprocurator der heiligen Synode amtlich verlautbart. Diefe drei Ernennungen, schreibt man der „Politischen Correspondenz" aus St. Petersburg, haben nicht verfehlt, einen tiefen Eindruck hervorzubringen. Graf Tolstoi war, was in Rußland bis jetzt so selten der Fall zu sein pflegte, nicht nur ein Verwaltung-Minister, sondern auch der Schöpfer eines neuen Systems, das ebenso viele Verlheidiger, wie Gegner fand. Sein System gipfelte in der aus- schließlichen Pflege und von ihm bis zur gänzlichen Ver leugnung der realistischen Fächer getriebenen Bevor zugung der Classicität. Mit dem auf eine zeitgemäße Höhe gebrachten Lehrstoff sind an die keineswegs ge hörig vorbereitete Schuljugend Forderungen herange- treten, welchen sie nur in den seltensten Fällen gerecht werden konnte. Die Zahl der Reprobirten und Zurück bleibenden nahm daher immer mehr zu, und es ist actenmäßig erwiesen, daß die revolutionäre Propaganda gerade unter der von der normalen Laufbahn abge drängten Jugend ihre zahlreichsten Proselyten machte. (Der St. Petersburger Correspondent der „Wiener Abendpost" berechnet auf 12000 und mehr jährlich die Anzahl der jungen Leute, deren Ausschluß aus den Lehranstalten erfolgte und deren Laufbahn aus solche Weise unterbrochen wurde) War diese Consequenz einer solchen Unterrichtspolitik in den Mittelschulen schon eine gefährliche, so mußte man auch andererseits die Folgen »ns Auge fassen, welche aus dem zur exclu siven Herrschaft gelangten Systeme für die Entwickelung der realen Wissenschaften erwachsen mußten, welche die Grundlage jedes Fortschrittes auf den Gebieten der Industrie, der Gewerbe, des Handels und des Ack.r- baues bilden. Die Realschulen wurden stiefmütterlich behandelt, und ihre gerade für Rußland nothwendige Entwickelung wurde geradezu unmöglich gemacht. Dabei spielte die zur Geltung gelangte pietistische Richtung, die so manche hochbegabten und berufenen didaktischen Elemente aus der pädagogischen Sphäre verdrängte, eine bedeutende Rolle. Die wissenschaftliche Unbedeutendheit feierte auf Kosten des Freisinnes ihre Triumphe. Es ist erklärlich, daß das System Tolstoi mit der Zeit einen heftigen Kampf gegen sich heraus forderte und daß Graf Loris-Melikow, welcher sich die Wiederherstellung des in bedenklicher Weise gestörten Gleichgewichtes »m socialen Organismus zur Aufgabe macht, an die Aenderung der zu nachhaltiger Unzu friedenheit in den Kreisen der Intelligenz führenden Zustände auf dem Gebiete des öffentlichen Unterrichts denken mußte. In loyaler und offener Weise erklärte er dem Kaiser, daß diese Uebelstände unbedingt be seitigt werden müssen, wenn mit dem Heilungs- processe dort begonnen werden soll, wo er am un erläßlichsten ist: in der Sphäre der Intelligenz über haupt und der der Jugend insbesondere. Kaiser Alexander konnte eS nicht so leicht über sich bringen, den Grafen Tolstoi aus seiner unmittelbaren Nähe zu entfernen, dem er aus besonderer Affection am 12. April 1866 das Portesemlle des Unterrichts an vertraute und den er seit damals Mit seiner unwan delbaren intimen Freundschaft beehrte. Indessen ge wann die Staatsraison die Oberhand, und der Cura- tor deS Dorpater Unterrichtsbezirks, Geh. Rath Sa burow, wurde an die Spitze des Unterrichtsministeriums berufen. Dieser, mütterlicherseits einem der ältesten fürstlichen Geschlechter Rußlands angehörend, ist der verkörperte Gegensatz seines Vorgängers. Ohne ein Feind der Pflege der Classicität in der Schule zu sein, plaidirte er dennoch stets für die kräftigste Ent- Feuilleton. «edigirt von Otto Banck. Die Ausgrabungen zu Olympia. Urber diese, das deutsche Reich d'rect interessirende Arbeiten giebt Adler ein übersichtliches Bild. Von den namentlich in den letzten Wochen ge machten Fortschritten, die man der ebenso umsichtigen, wie thatkräftigen technische.» Leitung verdankt, sei in aller Kürze Folgender Hervorgehoden. Die Alt»» ist vollständig freigelegt und zwar bei möglichster Sonderung und Aufhäufung der Mate rialien so übersichtlich und klar, oaß von einem höheren Punkte au» fast alle Bauwerke, die Tempel, die Schatzhäuser, die Hallen und Thore, ja selbst eine er hebliche Anzahl der noch am Platze gebliebenen Altäre und Basen sür jeden mit der Topographie Olympias Vertrauten deutlich erkennbar sind. Aber über jenen engeren Bezirk ist da» AuSgrabungSseld nach allen Gerten schon weit hinau-gewachsen. Nach Osten hat die Freilegung de» Stadion, so weit dieselbe für die AlterthumSwissenfchaft wichtig und ohne zu großen Kostenaufwand möglich war, statt gefunden. Merkwürdiger Weise wurden alle ursprüng lichen Einrichtungen, die Ablauf»- und Zielschranken, die Stände für die 20 Läufer, die Wasserleitungen mit den Schöpfplätzen, der geheime Eingang u. m A wohlerhalten aufgesunden. Selbst die Strigung»winkel der alten Erdaufschüttungen zeigten sich meßbar und die sichere Gewinnung de» olympischen Stadion mit ca. 192,1s rn war eine besonders werthvolle Frucht dieses Vorstoßes nach Osten. Im Süden ist die hochinteressante Gebäudegruppe deS Buleuterion mit dem Temenos des Zeus HorkioS und eine stattliche zwestchstfige korinthisch-dorische Stoa, an welcher die heilige Feststraße entlang lief, hervorgetreten. Noch bedeutender waren die Ergebnisse der For schungen im Westen vor der durch zwei Thore und eine Pforte sicher constatirten AltiSwestmauer. Hier lagen in langer Reihenfolge von Süden nach Norden die Unterrichts- und Uebungsplätze zur Vorbereitung für den Wettkampf in Olympia, von einigen kleineren theils sacralen, »Heils profanen Gebäuden unterbrochen. Zunächst im Süden das große Gymnasion als mäch tiger Oblongbau, außen an allen Seiten mit ionischen Säulenhallen auSgestattet; im Innern mit einem statt lichen Säulenhose, den Halle» und Gemächern um geben. Schon sind die generelle Planbildung und die Haupidlmensionen bekannt; auch ist ein Theil der Nordselte bereits freigelegt worden. An der weitern Bloßlegung dieses sür Olympias Geschichte besonders wichtigen Gebäude- wird augenblicklich eifrig gear beitet. Nördlich davon, jenseits der byzantinischen Kirche, die wahrscheinlich im Anfänge de» 5. Jahrhunderts n. Chr. in dem noch von Pausanias gesehenen Werk stattgebäude deS Pheidia» eingerichtet wurde, sind alt hellenische Grundmauern entdeckt worden, die von einer eigenartigen Gebäudegruppe herrühren. Den Kern bildet der merkwürdige, tholutartige Rundbau, der eioen mit vielen Stucklagen überzogenen Erdaltar ge liefert hat. Oestlich davon — aber getrennt — ist ein keiner Säulenhof mit einem alterthümlich con» struirten Brunnen in der Ecke erkennbar, vielleicht der interessante Rest eines der vielen Beamtenhäuser auf diesem mit Bau- und Bildwerken so überreich besetzten Boden. Auf einen später» Umbau deuten die Reste eincS großen römischen Hoses östlich daneben, während andere im Westen und Südwesten vorhandene Mauer züge noch der nähern Erforschung harren. Der nächste nördlich davon belegene Terrainabschnitt wird augenblicklich ebenfalls mit Aufbietung vieler Kräfte durchfahren, einerseits zur Bergung weiterer Aiebelstücke des ZeustempelS, die hierher verschleppt worden sind, andererseits zur Vervollständigung unsrer topographischen und architektonischen Erkenntniß. Noch weiter nördlich folgt dann die zwar einfach gestaltete, aber bei aller Oekonomie durch einfach edle Verhältnisse und feine Architektursormen ausgezeichnete Palästra, die Uebungsschule für den Faust- und Ring- kampf. Auch dieser im Ganzen wohlerhaltene Bau gliedert sich mit Hallen und Hörsälen um einen offe nen Hof wie das große Gymnasion; aber e» fehlen ihm die äußeren Säulenhallen, die jenen auszeichnen. Dafür sind feiner Nordseite zwei andere Gebäude un mittelbar angefügt; eine nach Norden geöffnete Stoa und ein auf hohem Stufenbau erhobenes Propyläon sehr monumentaler Srructur, welches eine Art von Festthor für diesen Theil der Gymnasionbauten bildete. Hier lagen parallel neben einander und nach Norden in daS Kladeosthal weithineindringend mehrere Uebungs- lausbahnen, sowie die Plätze für den Sprung und den Diskuswurf. Schon ist die große zweischlffige Wandel halle, welche diese Gesammtanlage ,m Osten begleitete, auf mehr al» 200 w Länge erforscht und festgestellt Wickelung der Realgymnasien, deren Zahl er ebenso sür zu gering, wie deren Organisation für unzuläng lich hält. Er huldigt der Ueberzeugung, daß da» Reich einer, auf dem Boden der Realwstsenschaften herangezogenen Generation nicht entbehren könne. Ver kennt er auch die Opportunstät einer successiven Er höhung des Niveaus der klassischen Gymnasien nicht, so will er doch dem Ueberwucherir des Lehrstoffes in denselben Einhalt thun. Die Berufung Saburow's bedeutet eine liberale Richtung und gleichzeitig eine den Anschauungen der gebildeten Klassen gemachte Con- cession. — So weit der Gewährsmann der „Polit. Corr.". Die Ernennung Saburow's wird von der russischen Presse denn auch sehr beisällig ausgenommen. Die „Neue Zeit" sagt: „Diese Ernennung muß aus Alle, denen das Geschick der Wissenschaft in Rußland nahe am Herzen liegt, einen sehr angenehmen Eindruck machen, da Hr. v. Saburow in seiner Thätigkeit als Curator des Dorpater Lehrbezirks sich die allgemeinste Anerkennung erworben hat. Das elastische System befindet sich in jenem Lehrbezirke in blühendem Zu stande, und es läßt sich annehmen, daß dieses System, das in Rußland in seinen Hauptprincipien feste Wur zeln gefaßt hat, im Falle eines Ministerwechsels un angefochten bleiben w rd. Dieses System muß sich entwickeln und befestigen. Neben der Befestigung des elastischen Systems muß jedoch auch eine gedeihliche Entwickelung der Realwissenschaste:: und mittleren und höchsten Realschulen angestrebt werden. Der Zutritt zur Universität wird wahrscheinlich erleichtert werden und nicht blos für Zöglinge elastischer Gymnasien." — Die deutsche „St. Petersburger Zeitung" spricht die Ueberzeugung aus, daß man von Hrn. v. Saburow, „der sich sowohl als klarer, vorzüglich resumirender, leidenschaftsloser Schwurgerlchtspräsident, wie in seinem hohen, verantwortungsvollen Posten im Justizdeparte ment, wie schließlich auch als Curator des Dorpater Lehrbezirkes vorzüglich bewährt hat, eine taktvolle, staatsmännische und dabei sachkundige Leitung deS Ministeriums der Volksaufklärung erwarten dürfe." — Die „Riga'sche Zeitung" constatirt, daß Saburow in hohem Maße das Vertrauen der Ostseeprovinzen sich erworben habe, und schließt mit den Worten: „In daS lebhaste Bedauern, ihn aus seiner bisherigen Stellung scheiden zu sehen, mischt sich das Gefühl der Freude, daß unserem bisherigen Curator nun ein so weit größeres, jo hochwichtiges Thätigkeltsgebiet an gewiesen worden ist." — Graf Tolstoi vereinigte mit dem Amte eines Unterrichtsminifters auch das eines GeneralprocuratorS der gegenwärtig aus 5 Erzbischöfen bestehenden heiligen Synode und war in dieser Eigen schaft gewissermaßen Cultusminister. Er ward auf seine Bitte auch dieses Amtes enthoben und wird in demselben abgelöst durch den Geh. Rath Pobedonoszew. Die Verquickung des Postens des UuterrichtSministers mit jenem eines Oberprocurators der heiligen Synode entsprach ganz den Tendenzen des Grafen Tolstoi und wurde als ein Ausdruck der von diesem Manne ein gehaltenen pietistischen Richtung betrachtet. Damit, daß der Cultus auch äußerlich vom Unterricht in unzwei deutiger Weise getrennt wurde, ist dem, den Russen nicht besonders sympathischen Einflüsse der Kirche aus die Schule eine Schranke gezogen. Auch im Cultus- ministerium, heißt es in einer St. Petersburger Corre spondenz der „Wiener Abend post", ist viel zu ver bessern. Die Lage der nieder» Geistlichkeit ist eine trostlose. Die Seminare müßte» durch theologische Fakultäten ersetzt werden; die lange Probezeit, während welcher die Geistlichen als Kirchendiener zu functioniren haben, wäre auszuheben, die Dienstzeit der Diakone angemessen zu verkürzen und vor allen Dingen die maierrelle Lage aufzubessern Dazu kommt eine voll ständige Reform der Lonsistorialverwaltung, in welcher bedauernswerthe Mißbräuche vorkommen. worden, und hoffentlich wird es »och gelingen, das entsprechende Gegenstück im Westen jenseits des KladeaS ebenfalls nachzuweisen. Alle diese mit dem griechischen Leben so innig ver wachsenen und einst so massenhaft vorhandenen Bau anlagen treten uns hier zum ersten Male in einer Vollständigkeit und Deutlichkeit entgegen, wie sie bei dem Beginn unserer Arbeiten in keiner Weise erhofft werden dursten. An der Nordseite der AltiS, da wo den Fuß deS KronosbergeS eine lange gestufte Futtermauer begrenzt, scheint unS daS Schicksal die gleiche Gunst bescheeren zu wollen. Scho» ist eS gelungen, aus den zahllosen Baustücken, die die byzantinische» Mauern verschlungen, aber auch gerettet haben, die wichtigsten Baugiieder für zwei Schatzhäuser hervorzuziehen und wieder, wenigstens im Bilde, zu vereinigen. Weitere Recon structionen stehen in Aussicht, so daß auch diese werlh- volle Gattung antiker Denkmäler, von der bisher nur der Name bekannt war, in der Geschichte der Bau kunst fortan nicht unvertreten sein wird. Trüber sind die Aussichten für eine sichere Wieder herstellung des auch im Norden, aber weiter westlich belegenen Prytaneion. Zwar ist der größte Theil seiner Grundmauern noch erhalten, aber ein mehr maliger und theilweiS sehr durchgreifender Umbau erschwert die bau-analytische Untersuchung in hohem Maße, so daß wir auf ungelöste Räthfel und schwebende Fragen schon jetzt gefaßt sein müssen. Und wie mit steigendem Erfolge Spaten und Schaufel die Außenanlagen eine nach der andern ent deckt und bloßgelegt haben, so hat die nochmalige sorg fältige Reinigung und Untersuchung aller erhaltenen
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