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Dresdner Journal : 15.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188006157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-15
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 15.06.1880
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1880 .1? 13« DIeMaq, de» IS Juni Lbo»,»«»»t»p»»>« r ZreMerÄnnm! Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Nichtamtlicher Theil. Telegraphisch« Nachrichten. om. i. Sayda. Herr aller katholischen Institutionen, welcher Nationa- haben sie Schulen gegründet. JnZahlvh ist e» ihnen lität sie auch angehören mögen. Dadurch wird die gelungen, unter den griechischen Katholiken 300 Pro- Haltung. O. B. Nachrichten* veröffentlicht worden. l). si gelungen, unter den griechischen Katholiken 300 Prc selyten zu machen, etwa 100 unter den Muatali» in S >v ». d«deut»cdeo tritt ?oit- uad 8tro»p«l»ll»ctilu^ tüv»a. I» r»»»«» a„t»kd«» : tLdrUcd: . . 1» jt jkkrlicd: 4 tlsrlr dv?f. Llo»«Ir>« -tuwmerv: 10 ?k »bz. 'b». »?.b, »,7b-44 >b» sb». Beilage. Telegraphische Litterungthrricht». vörseuuachrtchtru. Inserate. Feuilleton. Nedtgirt von Ott» Banck. simpel und in Anbetracht der rein deklamatorischen Richtung resignirt war. Hr. Dettmer spielte höchst dankenSwerth den Jason und adelte durch männliche äußere Würde, was an diesem Elenden scheinbar zu retten ist. Frl. Berg ist als Amme vorzüglich, und während manche Schau spielerin mit ihren Jahren über ihre Rolle hinaus ist, geht sie mit ihrer Leistung über ihre Jahre hinaus. Frl. Hahn befand sich als Kreusa völlig im Jrrthum über den hier nöthigen Ton in der Rede und in der Astronomie. Der von PeterS, Direktor der Litch field-Sternwarte in Clinton, New-Jork, am 19. März entdeckte und mit (215) bezeichnete Planetoid hat sich als identisch mit Althea (119) erwiesen. ES haben daher der von Knorre, Observator an der Berliner Sternwarte, am 7. April in dem Sternbilde der Jung frau entdeckte Planetoid daS Gould'sche Zeichen (215), und der von Palisa, Director der Sternwarte in Pola, am 10. April ebenfalls im Sternbilde der Jungfrau entdeckte Planetoid das Zeichen (216) erhalten. Der Komet 1880», welcher im Januar und Februar in Sternwarten der südlichen Erdhälfte beobachtet worden ist, brachte einen früher erschienenen Kometen in Erinnerung. Von M. W. Mayer, Astro nom in Genf, ist au- veröffentlichten Beobachtung-- ergebnissen eine elliptische Bahn diese- Kometen be rechnet worden, und die Bahnelemente sind den Bahn- elementen de- Kometen 1843, welcher am Tage (28. Februar) nicht fern von der Sonne sichtbar war, sehr nahe. Schon Topeland, Astronom an Lord Lindsay'« Observatorium Dun-Echt bei Aberdeen in Proviuzialuachricht««. (Leipzig. Chemnitz. Stolpen. Mühltroff. Meißen.) Statistik und volköwirthschast. Eingesandt»«. Feuilltlon. Tageskalender. Inserate. Schottland, hat den von ihm veröffentlichten parabo lischen Elementen die Bemerkung beigefügt, daß die Bahn dieses Kometen Aehnlichkcit mit der Bahn de» großen Kometen von 1843 habe. Der Komet 1880b ist in mehreren Sternwarten beobachtet worden und Oppenheim, Astronom in Berlin, und Millesovich, Professor am Observatorium der nautischen Schule in Venedig, haben parabolische Bahnelemente desselben veröffentlicht. Die Mar-monde, Deimo» und PhoboS, wurden von Pickering, Direktor der Harvard-College-Stern warte zu Cambridge, Amerika, und von Searly, Wold, Wendel, Astronomen zu Cambridge, beobachtet und die Beobachtungsresultate sind in den „Astronomischen do. »grubt d ciunkoh- kujtlwly MtujeU ISS E »orf-Bn- .; L'n> S. do. 4S S.; i. ll 128 IN 237b iSdorscr ioritäls- Lugau- ll»ac!ien B.; «ai- 136 S.; eink.-B.. Ke Nb 280 0. Scha- cgbauge- imacNeu Prion- 'elSnitzrr ilälsacl. ZeitungSschau. (Journal de« D4bat« Temp« ) Taae«geschichte. (Berlin. Wien. Prag. Pari«. R London. Christiania. St. Peter»burg. Bukarest. Konstantinopel. Washington.) Dresdner Nachrichten. Eifersucht der anderen katholischen Mächte stets wach gehalten, und diese unterlassen Nichts, was unser Pro tektorat untergraben kann. Den sranzösischen Agenten ist daher die größte Wachsamkeit geboten. Vor Allem müssen sie sich hüten, anscheinend geringe Zugeständ nisse zu machen; denn ein kleines Steinchen, da- los gelöst wird, kann das Gebäude total zu Falle bringen. Solange die Pforte etwas zu sagen hat, kann nur da» Protektorat eines Einzigen die Freiheit der Katholiken gewährleisten. Ein Collectivprotectorat würde einen Wettstreit zwischen den Beschützern und eine Anarchie herbeiführen, welche für die Katholiken die beklagenS- werthesten Folgen hätten, da die Türken sogleich bei der Hand wären, um die herrschende Uneinigkeit zu ihrer Unterdrückung zu benutzen. In Palästina ist unser Einfluß nothgedrungen em religiöser, wie er in Aegypten nothgedrungen ein finanzieller ist. Ein großes Land muß seine Politik den localen Verhältnissen aller Gegenden anpassen, wo eS sie auSzuübin berufen ist. Wenn eS dies nicht thut, so gefährdet eS seine Stellung in der Welt und setzt sich den größten Schwierigkeiten aus. Man hat sich seit einigen Jahren bei uns nicht genug um die Probleme der auswärtigen und nament lich der orientalischen Politik gekümmert. Diesen Fehler könnten wir, an dem immer näher rückenden Tage, wo die orientalische Frage wieder aus- Tapet DrrSde«, 14. Juni. E« hat kein geringe« Aufsehen erregt, daß Frank reich neuerdmg« bezüglich seiner Orientpolnik die frühere Passivität aufgab. Die offene Wiederaufnahme der bisher verlassenen traditionellen Politik bekundete e« nach zweierlei Richtung: ersten« durch seinen Bei tritt zu den von England zu Gunsten Griechenland« lNserRteoprelo« i deo eia« LV?f. votor di» Loil« SO kk. mit Xommkw« d«r Novo- vod keiertRge Xvood» für den kolbenden 1^. ib b.u.« ib-HO- . lnv.u sb.ll. b» > 8S b.L VS. 0 «. ». ». ». OG. VS. s s SS. os. s. s. >. bS. v. s dj. o». . llt. 48 nteriml- Slb-Zil en l4Lb iS2 S ; < ertiol- (Pro- iS» dik M. -NSW. >,oo M M «, (Pro- roo bi» M. E., c.-Octdr. Roggin ,oo M Septbr.» ruhig. uwJuÜ 1,20 M K. ) bö,S0 , Sep- M .-Octbr. iß. ,S »OS VS. ». s »« 'S 'S. s. >o« VS gebracht wird, schwer zu büßen haben. ES ist ganz richtig gesagt worden, daß die morgenländische Frage eine abendländische ist; auf dem Bo-poru-, in Syrien und am Suezcanal werden sich die Geschicke Europa» entscheiden. Könnten wir da, ohne thöricht zu sein, während die anderen Mächte sich auf diesen unver meidlichen Verfalltag vorbereiten, di« Vortheile im Stich lassen, welche uns die Aufrechterhaltung unserer indivi duellen Stellung sichern würde? Die Gefahr eine- sol chen Benehmens wäre für Frankreich unberechenbar.* — Die ganze Sprechweise des Artikels de- „Journal de» Dvbat»*, der auf einen mit den orientalischen Ver hältnissen wohlunterrichteten Verfasser schließen läßt, die determinirte und doch respectvolle Au»druck»weise, mit welcher der Correspondent die Angelegenheit bespricht, läßt daraus schließen, daß wir eS hier mit keiner ge wöhnlichen journalistischen TageSleistuna zu thun ha ben, sondern daß der Verfasser einen Zweck verfolgte, dessen er sich genau bewußt war, und daß er im Namen einer einflußreichen Partei daS Wort sührte. Wir werden in dieser Ausfassung durch eine Correspondenz de» „TempS* aus Beirut bestärkt, welche mit dem obenerwähnten Artikel etwa das gleiche Datum trägt. Auch daS Organ deS sranzösischen Protestantismus sieht sich gedrungen, über das Protectorat Frankreichs im Orient, welches dieses doch nur über die Katholiken auSübt, sich auszusprechen und seine Sympathien hier für zu bekunden. Der Verfasser schildert seine Aus flüge in verschiedene Theile Syrien« und schreibt: „Was bei jedem meiner Ausflüge in die Ebene von Bekka den lebhaftesten Eindruck auf mich machte, da war der herzliche Empfang, der mir allein auf meine Eigenschaft als Franzose hin zu Theil Wirde. Die Sympathien der Bevölkerungen, welche unsere Nation als ihre Beschützerin betrachten lernten, haben der Ver minderung unser- Ansehens (prsstix«) und jeder unse rem Einflüsse feindlichen Propaganda widerstanden. Man muß sich nicht darüber täuschen, die religiösen Traditio nen spielen bei dieser Anhänglichkeit an Frankreich eine große Rolle, denn die Religion oder, besser gesagt, der CleruS ist hier der große Motor aller individuellen und collectiven Leidenschaften. Die Engländer haben dieses wohl verstanden. In diesen letzten Jahren ha ben sie in den Libanon und den Antilibanon eine große Zahl Missionäre entsandt. Sie haben Pre-byterien neben den Klöstern errichtet; in den Hauptcentren ein Hospital, das ein reicher Lyoner auf seine Kosten gegründet hat. Ein anderer Lyoner baut in Jerusalem ein nicht minder beträchtliches Krankenhaus. Seit 1878 besteht hier eine von Lehrbrüdern gegründete Schult, welche sich glänzend bewährt. Jedermann hat von dem ?. Ratisbonne gehört, dessen Bekehrung zum Christenthum vor 30 Jahren so großes Aufsehen er regte. Er ist ein Organisator ersten Ranges. Man verdankt ihm hier 3 Jugendasyle, in welchen die Kinder beiderlei Geschlechts mit unserer Sprache und unseren Sitten ein Handwerk lernen, womit sie ihr Brod verdienen können. Alle diese Privatanstalten ge reichen der Initiative der Franzosen zur höchsten Ehre und vereiteln die Anstrengungen, welche andere Mächte machen, uns von dem Platze, den wir seit Jahrhun derten behaupten, zu verdrängen. Wenn jedoch die französische Politik entschlossener aufträte, so brauchten wir uns um diese Rivalitäten gar nicht zu kümmern. Allein auch hier möchte man glauben, daß sie eS dar aus angelegt hat, die Vortheile einer Ausnahmestellung leichtsinnig in den Wind zu schlagen. Der erste Fehler wurde von dem Kaiserreich begangen. Nach dem Krimkriege, dessen erste Veranlassung der Streit um die heiligen Stätten war, hat Frankreich nicht- ge- than, um die Lateiner in den Besitz der Rechte zu setzen, welche es mit den Waffen vertheidigt halte. Nach wie vor blieben die Griechen die Herren der be deutendsten Theile deS heiligen Grabes, und damit nicht zufrieden, verdrängten sie die Lateiner allmählich aus ihren eigenen Heiligthümern. Rußland sührte in zwischen an den Thoren von Jerusalem gewaltige Bauten auf, welche die Einbildungskraft der Orien talen gefangen nahmen und sie mit Erstaunen darüber erfüllten, daß Frankreich, welches nichts that, Sieger geblieben, und Rußland, dessen Pracht entfaltung sie blendete, der Besiegte sein sollte. Diese» Verhältmß behauptete sich während des Kaiserreich« und unter der Republik, bi- der jetzige Consul, Hr. Patrimonia, der Sache eine andere Wendung gab. Vor seiner Ankunft war der französische Einfluß in Jeru salem im Niedergang begriffen; jetzt erhebt er sich wieder, und wenn sein Nachsolger von demselben Geiste beseelt ist, so wird das Ansehen Frankreichs in einigen Jahren wieder unerschütterlich dastehen. Die Rolle eines französischen ConsulS in Jerusalem ist außer ordentlich delicat. Unser Land ist bekanntlich der Schutz- Loiniuio-iouLr ds« i'ru-duer douruukt; wi,u ». N : L N-rllo Wl,o-U»md«rA- ». X Xüuvdon: L-rii»: L. /xr atide-cdanL, Nr,m,o: L Schotte, ä'tanAen » liürcau; Vkomiüli i Nirl ». X.: F' u. F 0. //rrrma»«n- »ck« ünovkitndlunA; OSrUt» ü Lküt/er, N»rmor»r: o k»rt, L«riu> - kr»LkkLrt ». H. ttvrnllsxvdvr: 8Srü»I. Lxpeditiov de» Oreedoer doorv»t^ Orenden, Aviosreintnuu» Ho. 20. auf die charakteristischen Erscheinungen. Ebenso machte sich schon vor 9 Jahren die durch andauernde Gast spiele gesteigerte Neigung der Genannten geltend, jene virtuos au-gearbeitrten Fertigkeiten ihrer merkwürdigen Mittel auf Kosten de» feinen Geschmack- und reinen Kunststil- zuweilen zu mißbrauchen, vorwaltrnd decla- matorisch pathetisch zu wirken, wo die höchste frei ent bundene Lösung der Psyche am Platze wäre, oder mit den Contrasten zwischen plötzlicher Stimmeruption und schmelzendem Flüsterlaut zu spielen und durch diese zur Manier werdende Methode hin und wieder an eine Schablonenmalerei anzustreifen, die durch schwungvolle Breite zwar formell geadelt, aber nicht von den An forderungen der höchsten Kunst entschuldigt wird. Da- Handwerkszeug jeder Manier verletzt die Grenzen der Wahrheit, und hierau» allein schon und au« keinem tiefer liegenden Grunde sind manche be fremdende Betonung«accente in der ost so berückenden Bortrag«kunst der großen Tragödin zu erklären. Der krastbewußt, edle Ton dieser siegreichen Metallstimme nimmt da« Ohr gefangen, während freilich der Auf schrei de« Herzen« erst ganz geeignet sein würde, unser Herz zu ergreifen und zu erschüttern. Ob die Künstlerin in den verflossenen Jahren ihre« Wirken« und Studium« diesen einfachen Natur laut de« Herzen« gefunden hat, weiß ich nach der Medearolle noch nicht; aber hocherfreulich war diese mit reichstem Beifall belohnte Leistung deshalb, weil sie brwie«, daß die im Obigen berührten Schwächen und Abirrungen dieser Schauspielerin sich nicht ge steigert haben, im Grgentheil überraschte eine fein auf gebaute Gliederung der Aceentuatiou, die oft edel, der Umgebung von Balbeck, aber nur wenige unter den Maroniten. Sie ihrerseits versprechen den Pro selyten einen Schutz, der sie gegen die Vexation der Regierung sichert.... Aber, abgesehen von diesem Schutze, repräsentiren sie noch keine genügenden mate riellen Interessen, und diese- ist der Grund, au- wel chem sie hinter uns zurückstehen. Während die zwischen Beirut und dem Antilibanon verbreiteten französi schen Seidenspinnereien die Dorfbewohner ernähren und ihnen einen sichern Absatz für ihre CoconS ge währen, während selbst einige Ackerbauunternehmungen den Eingeborenen eine gewisse Hilfe bieten, fehlt den Engländern jedes industrielle und Handelsetablissement im Lande. In der ganzen Ebene von Bekka habe ich nicht eines gesehen. Die Diligencen, Karavanen und Speditionsunternehmungen gehen von Franzosen au», die der türkischen Regierung ihre Capitalien und ihre Kenntnisse zur Verfügung stellten. Dei Earl BeaconS- feald hat behauptet, wir hätten im Orient nur „Ge- fühl-intereffen". ES war nicht unnütz, hervorzuheben, daß wir dort auch materielle Interessen haben, welche diejenigen Englands übertreffen, welche letztere — für den Augenblick wenigstens — lediglich politischer Natur sind.* Aehnliche Verhältnisse bestehen den Griechen gegenüber. Neben den Gesandten und Consuln der Pastor t Emil i MLd- tetzel in )örig in ,it Frl. Richard Oeisnis da Arnd r Krird Frau vre«de» chier m Nahmer, Hahne eingeleiteten Schritten, sowie zweiten« durch sein ent schiedene« Eintreten für die französischen Verträge auf der Madrider Conferenz in Angelegenheiten Marokko«. Im Orient bereiten sich allem Anscheine nach große, weltgeschichtliche Wandlungen vor — wir werden in einem weitern Artikel auf diese merkwürdigen Vor gänge zurückkommen — und Frankreich möchte sich diesen gegenüber seinen Einfluß wahren. Schon seit geraumer Zeit gelangten Stimmen der Consuln und Angehöriger der französischen Nation nach Pari«, welche dringend die Wiederaufnahme eines activen Eintretens im Orient verlangten, wenn nicht der Ein fluß Frankreich« in Syrien und unter den arabischen Stämmen verloren gehen und England die Vortheile der seitherigen Passivität einernten sollte. Die Aus gangspunkte dieser neuen Wendung sind bereits in dem Rundschreiben de Freycinet'S zu suchen. Wir werden heute die Motive andeuten, welche zu der in demselben enthaltenen schärfern Accentuirung der französischen Orientpolitik führten. In dem Circular de« Mini sters de« Auswärtigen der französischen Republik hat — abgesehen von der in der gesammten Presse anerkannten friedlichen Tendenz diese« Aktenstücke«, welche bereit« in einem srühern Artikel von un« aus reichend gewürdigt worden ist — namentlich eine die katholischen Christen im Orient betreffende Stelle her vorragend die öffentliche Ausmerksamkeit erregt. An- Inüpfend an die Decrete vom 29. März über die reli giösen Congregationen, bemerkte der Minister: „Manche haben angenommen, daß diese Decrete das Aufgeben unserer Jahrhunderte alten Politik im Orient und im äußersten Osten zur Folge haben könnte, und daß wir nun aushören werden, die Missionäre zu beschützen, welche zur Ausbreitung unserS Einflusses und dazu beitragen, den sranzösischen Namen in weiten Fernen bekannt zu machen. Dieses ist ein vollständiger Jrrthum * Hr. de Freycinet hat, indem er hier ausdrücklich da« Pro tectorat, welches Frankreich über die Christen de« OrientS seit Jahrhunderten ausübte, aufrecht erhielt, in voller Uebereinstimmung mit den gemäßigten Re publikanern gehandelt. Selbst die „Republique sran- yaise*, welche, den Empfindlichkeiten ihrer Partei Rech nung tragend, in ihrer eingehenden Besprechung deS Rundschreibens diese Stelle mit keinem Worte erwähnte, gab stillschweigend auch in diesem Punkte zu der Politik de» gegenwärtigen Minister» de» Auswärtigen ihre Zustimmung. Es will sogar den Anschein ge winnen, al» ob d« Freycinet und die Regierung der Republik, al» sich Ersterer in so prononcirter Weise über da- Protectorat der Christen im Orient auSjprach, ob wohl man die Frage angesichts der Decrete vom 29. März und der delicaten Natur des Gegenstandes mit Stillschweigen hätte übergehen können, einem senen An gehöriger der französischen Nationalität im Orient aus ihn geäußerten Drucke gefolgt sei. ES mußte ausfallen, daß beinahe um dieselbe Zeit, wo das vielbesprochene Rundschreiben erschien, das einflußreiche „Journal de» Däbat»*, welches immer hervorragende Persön lichkeiten der sranzösiichen Diplomatie zu seinen Mit arbeitern zählte, in einer Correspondenz aus Jerusalem in ganz markirter Weise auf das Protectorat Frank reich» über die orientalischen Christen Gewicht legte und auf eine kräftigere Geltendmachung de» franzö sischen Einflüsse» drang. Der Correspondent bemerkte: „Während die anderen Mächte erhebliche Opfer bringen, um in Palästina ein Ansehen zu befestigen, das kaum existirt, unterstützen wir nothdürstig die französischen Anstalten. Ich spreche hier von der Regierung; denn, Dank einem glücklichen Zufall, entwickeln die Privat personen eine Thatkraft und Freigebigkeit, die sonst nicht in unseren Gewohnheiten sind. So bemerkte ich bei meiner Ausschiffung in Jaffa einen stattlichen Bau, den schönsten der ganzen Stadt, an dessen Umsang ich sogleich eine gemeinnützige Anstalt erkannte. Es ist Ueber eine frühzeitige Ausgabe der Witterung«- ansfichten vom meteorologischen Bureau in Leipzig. Seit Eröffnung de- meteorologischen Bureau« in Leipzig ist von Seiten verschiedener Interessenten der Wunsch nach einer früheren Au-gabe der Prognosen laut geworden. Dieser konnte aber nicht erfüllt wer den, weil e« nicht möglich war, trotz de» Entgegen kommen» der deutschen Seewarle in Hamburg und der hiesigen (Leipziger) Telegraphenverwaltung, die zu den Prognosen nöthige letzte Depesche vor H5 Uhr zu er halten. Bisher wurden nämlich zur Aufstellung einer Prog nose nicht nur die auf telegraphischem Wege eingehen den Witterung-beobachtungen von 8 Uhr Morgens, sondern auch die Beobachtungen um 2 Uhr Nachmittag benutzt. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 14. Jnni, Mittag«. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Kur die übermorgen (Mittwoch) Nachmittag r Uhr beginnende Botschafterrovfereuz behuf« Regelung der griechischen Grenzfrage ist, analog der BeschLft«behaadlung i« Congreffe, eine Erledigung der Geschäfte in zweifacher Behand lung in Ln«ficht genommen: einmal nämlich die Verhandlungen der Conferenz, an welchen die Experten nicht theilvehmev, und zweiten« die Arbeite« der Experten auf Grund vorangegangenen Auftrag« der Conferenz. Die bei dem Congreffe üblich gewesene dritte Art, die Berathung in Au«- schüffea der Diplomaten, wird bei dem begrenzte« Charakter der Conferenz Wegfällen. Vertreter der Türket vnd Griechenland« nehmen an der Con- ferenz nicht Theil und haben zu derselben keine direet« Stellung; jedoch bleibt e« ihnen überlassen, durch die Vertreter einzelner Mächte ihre Wünsche »orzubringen. Wien, Sonntag, 18. Juni, Abend«. (Tel. d. Boh.) Oesterreich« Delegirte znr Berliner Con- ferenz werden inpruirt sein, sich in zweiter Linie zu halten, da Oesterreich an der Lösung der grie- chischen Krage kein specielle«, sonderu nur ein generelle« Interesse habe. Pari«, Montag, 14. Juni, Morgen«. (W. T. B.) Bei der gestern in dem O.nartier Charonnr stattgehabtrn W"hl eine« Mitglied«« de« Mnni- cipalrath« von Pari« erhielt der communistischr Cavdidat Trinquet 37V, Letalle 146, Dipardon 1S2, Galopin 173 Stimmen. E« ist sonach eine Stichwahl vothwendig. L. Hoftheater. — Altstadt. — Am 12. Juni: „Media*, Trauerspiel in 4 Acten von Grillparzer. (Frl. Clara Ziegler al« Gast.) Die in deutschen Theatern auf ihren vielen Gast spielreisen so gern gesehene Künstlerin fand auch hier wieder bei ihrem ersten Auftreten ein reges Interesse, denn ausgedehnt sind auch bei uns die Kreise Der jenigen, welche einem fettig entwickelten, mit Aplomb austrttenden Vittuosenthum ihre Theilnahme eifrig zu- wenden. DaS herrlich tönende, modulationsfähige Organ, die walkyrenhaste und doch akademisch gezähmte Ratur ftast, die eindrucksvolle, plastische Erscheinung der Künstlerin —, daS find allerdings seltene Mittel, welch« sich bei jedem Freunde de» Großangelegten, Heroischen immer von Neuem geltend machen müssen. Daß diese Zauber der physischen Macht, in welchen Euphonie der Red« vnd Eurythmik der Pantomime im Allgemeinen so harmonisch znsammenschmelzen, ge rade in Rollen wie Medea oder Brunhild den günstig sten Spielraum haben, «an möchte sagen einen Kampf platz finden, auf welchem sich die wilde Dämonie de» Temperament» und die vulcanisch« Leidenschaft au»tob«n können, ohne doch dabei der Gelegenheit für elegische Tonfärbungen, für musikalisch gesanaattige Redekunst stücke beraubt zu sein — diese Thatsache wurde schon oei früheren Gastspiel»« de» Frl. Ziegler hervor- gehoben und ich wiederhole hier diese Hindeutungen
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