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Dresdner Journal : 02.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188009021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-09
- Tag1880-09-02
- Monat1880-09
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 02.09.1880
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»WW « >» «" 20^ Donnerstag, den 2. September. I» t««t,ed«o R»t«v«: ^U»rliek: . . IS K»rb jssLdrlick: 4 «l»c^ K0 ?s. Lillielo« 8l»um«7N: lv?s L«»»«rv»id öeiäeutsckeo klick'-» tritt?o»t- uoä 8tewp«lru»etilit8 bivr«. Inrersteoprel«« r ^tlr üea N»um girier I««p»IteogQ ?etit«ils LV kk. voter „Lu»^v«uickt" äis 2«U« KO ?t. DresdnerIouriml. Lrvebvl»»» r l^licli mit XoivLkwe 6er 3ono- uv« kei«rt»8» Xvsoä» für 6eo sol^enilen Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. LvtzO. lnxer»t«>n»nnnlin>e anieiüttii - L»tpit8" ^r Ava»</->t<r/cc, <> nun. loiiür <Ic« l>re«tller ^uuruit»; -»erUll Vl«u Leivri^ L»,«I-vr«,I»u ,t ». ^aa«en«te»» L ^»Aier/ Lsrlm V>«ü-It»mdiir8- kr»8-l^ip»i8 » >f «8neii«n: ^ur/ .Voi/se/ Lrrli»: L. A'xcnic/'. /n' n/,</c»«/<i»^, krsmso: Sc/i/"tte vr«»l»o: 8urc<tu; vdmuril,: x'oi At ; rrkvLkurt » ».: L ^«cAer'-vtiv u. t/. 7-ceemann- »cüe k!»c>i>> >n'ilun8; üvrltli^ ü Smoovir! 6 8c/ix->/. k»rti-Lerlm-^r»Ljlt»i-t » »l. StuNx»«' /)xuke » HLwdur»: /t/cuc/Ac», Äciner. Nvransxvdvr: NSniel. Lrpeäition 6e» Dresdner ^ournst«, l>re»6ev, k-o. 20. 8/). «echt, «Ml»»«. «, » s o. «L». isst. sr»»»r ,, prrmaruiu > di« 7 NacknoM««» »»» Irth 7 i dt4 » u»d Sdi» «bod» fr«» r r*i*. o»« früh 7 7 di» » »«» « IV »4«. früh « di» > von irth » di« »»«»4 »d» 1t» Uhr I Udr, Rach 7 Uhr; t» . II. »ollcr di» «de»»4 ,«177 »ijT c bi» ,»»44 7 rrtp. I di« mst unbe- strecke itimeten, Utz«, ... 97 ... 94 ... 102 «' Pari«. Nach dem wn Josef Boieldieu. . «nsang r. e. Lust- - S- esang «n von N. egen ^tO rftellung. der durch Landstriche »Mähre« t 198 d. i «. rer Liebe«, i »SSO. Sonml» - »«e > — I Lritdr» Amtlicher Theil. Dresden, 1. September. Ihre Königlichen Ho heiten der Fürst und die Fürstin von Rumünlen sind gestern Abend nach 9 Uhr »m Hoflager zu Pill- nitz ringetroffen. Nichtamtlicher Theil. U e b e r s t ch t. Lei »graphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Rheinisch-Westfälische Post. Schle sische» Morgenblatt. Neue Preußische Zeitung.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Metz. Rom. Lon don. Ehristiania.) Zur orientalischen Krage. Die feierliche Enthüllung de- Siegetdeakmalt zu Dresden. Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichte«. (Leipzig. Crimmitschau. Eiben stock. Schellenberg. Pirna. Schandau. Bautzen.) Feuilleton. iageskalrader. Inserate. Beilage. Börsenuachrichten. Telegraphische WittrrungSbericht». Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 1. September, Mittag». (W. T. B.) Da» „Armeeverordnung-dlatt" und eine Extraausgabe de» „MilitärwochenblattrS" »eröffeutliche« folgende Proklamation Sr. Maje stät de» Kaiser»: Soldaten der deutschen Heeres I ES ist M«r heute ein tief empfundenes Bedürf- niß, Mich mit Euch in der Fe«er des Tages zu vereungen, an welchem vor 10 Jahren de» allmäch tigen Golles Gnade den deutfchen Waffen einen der glorreichsten Siege der Weltgeschichte verliehen hat. Ich rufe Denen, welche in jener Zeit schon der Armee angehörten, die ernsten Empfindungen in die Erinnerung zurück, m»t denen wir in diesen Krieg gegen eine uns in ihren ausgezeichneten Eigen schaften bekannte Armee gingen, ebenso aber auch die allgemeine Begeisterung und das erhebende Ge fühl, daß alle deutschen Fürsten und Völker eng verbunden für die Ehre de» deutschen Vaterlandes riotraten. Ich erinnere an die ersten Tage banger Erwartung, an die bald folgenden ersten SlegeS- nachrichten, an Weißenburg, Wörth, Spichern, an die Tage vor Metz, an Beaumont, und wie end lich dann bei Sedan die Entscheidung in einer unsere kühnsten Hoffnungen und größten Erwartungen weit übertreffenden Weise fiel. Ich erinnere auch mit wärmstem Dankgefühl an die hochverdienten Männer, welche Euch in jener RuhmeSzett geführt haben, und Ich erinnere endlich an die fchweren, schmerzlich betrauerten Opfer, mit denen wir unsere Siege erkämpften. E» war eine große Zeit, die wir vor 10 Jahren durchlebt haben; die Erinnerung an sie läßt unser Aller Herzen di» zum letzten Athemzuge hoch schlagen, und sie wird noch unsere späteren Nachkommen mit Stolz auf die Thaten ihrer Vorfahren erfüllen. Wie in M»r die Gefühle de» tiefsten Danke» für de» gütigen Gotte» Gnade und der höchsten Anerkennung — insbesondere für Alle, die in dtefer Zeit mit Rath und Lhat hervor getreten sind — leben, das habe Ich oft ausgesprochen, und Ihr kennt da» Herz Eure» Kaiser» genug, um zu «nffrn, daß diese Gesühle m Mir dieselben bleiben werden, so lange Gott Mir das Leben läßt, und daß Mein letzter Gedanke noch ein Segenswunsch für die Armee sein wird. Möge die Armee aber in dem Bewußtsein deS Danke- und der warmen Liebe ihre» Kaiser», wie in ihrem gerechten Stolz auf ihre großen Erfolge vor 10 Jahren auch immer Dessen eingedenk sein, daß sie nur dann große Er folge erringen kann, wenn sie ein Musterbild für die Erfüllung aller Anforderungen der Ehre und der Pflicht ist, wenn sie unter allen Umständen sich die strengste DiSciplin erhält, wenn der Fleiß in der Vorbildung für den Krieg nie ermüdet und wenn auch da» Geringste nicht mjßachtet wird, um der Ausbildung ein feste» und sicheres Fundament zu geben Mögen diese Meine Worte jederzeit volle Beherzigung finden — auch wenn Ich nicht mehr sein werde — dann wird das deutsche Heer m künf tigen Zeiten schweren Ernste-, die Gott noch lange von uns fern halten möge, jederzeit fo wie vor 10 Jahren der feste Hort deS Vaterlandes sein. Schloß Babelsberg, den 1. September 1880. gez. Wilhelm. Haag, Dienstag, 31. August, Abend». (W. T. B.) Die Königin der Niederlande ist heute von einer Prinzessin entbunden worden. Rom, Dienstag, 31. August, Abend». (W. T. B.) Sämmtliche Minister, mit alleiniger Aus nahme de» Krieg-Minister», Milon, find nunmehr hierher zurückgekehrt. Bei den in Neapel vorgenommrnen Admini- strativwahlen haben die von den coakirten Vereinen aufgestellten Candidaten mit sehr großer Mehrheit über die Candidaten der Progresfisten gesiegt. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) London, Dienstag, 31. August, Abend». (W. T. B) Da» Oberhaus nahm heute zunächst die Bill über die Haftpflicht der Arbeitgeber in drit ter Lesung an. Sodann wurde vom Hause die Einzelberathung der Bill über die Jagd auf Hasen und Kaninchen erledigt; zwei zu der Bill eingrbrachte Amendements wurden, obschon die Regierung dieselben bekämpfte, mit großer Majo rität angenommen. Ein Amendement, wonach e- den Pächtern gestattet sein sollte, sich kontraktlich von den Bestimmungen der B«ll frei zu machen, wurde zurückgezogen, nachdem der Earl Beacons field die Zurückziehung desselben empfohlen hatte. Im Untrrhause kündigte Lawson an, er werde morgen die Aufmerksamkeit des HauseS auf die bewaffnete Einmischung Englands in eine fremde Angelegenheit lenken und bezügliche Aufklärungen von der Regierung verlangen. Im Fortgänge der Sitzung lenkte Hay die Aufmerksamkeit auf die Unzulänglichkeit der englischen Panzerflotte. Der ParkamentSseeretär der Admiralität, Lefevre, be tonte, dir Flotte sei nie in einem befriedigenderen Zustande gewesen, al» jetzt; sie sei allen Anforde rungen und den Klotten der auswärtigen Mächte in jeder Hinficht gewachsen. St. Petersburg, Mittwoch, 1. September. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Der bisherige Direktor deS Departement» der Posten, Baron Velho, ist zum Director deS Departements der Staats polizei im Ministerium des Innern ernannt worden. Dresden, 1. September. Wieder steht der 2. September vor der Thür, und man darf zuversichllich erwarten, daß die Sedanfeier in diefem Jahre, in welchem da» deutsche Volk die 10jähr«ge Erinnerung an eine der glorreichsten Epochen seiner Geschichte begeht, in allen Gauen Deutschland» mit innigem DankeSgefühl, mit erhöhter Freudigkeit, aber auch mit dem nöthlgen sittlichen Ernste avge- halten werden wird. Der Kaiser Wilhelm und die ReichSregierung folgten einem fehr richtigen und glück lichen Gedanken, als sie auf daS Ansinnen, ihrerseits einen Tag zur Begehung eines NaNonalfeste» zu be stimmen, erwiderten, es sei besser, wenn sich ein solche« ErlnnerungSsest aus dem Volke selbst herau-bilde. Eine derartige Feier, w«e sie sich allmählich am 2. September au-gestaltet hat, läßt sich nicht von oben her einem Volke ausdrängen; sie muß von innen heraus, aus der freien Begeisterung und Selbstthätigkeit der Menge, hervorgeboren werden. Freilich kommt es vor Allem darauf an, daß die Feier m dem rechten Sinn und Geiste begangen wird. In einem Artikel der „Rheinilch-Westfälischen Post", welcher die Frage erörtert: „Was feiern wir denn eigentlich am 2. Sep tember?" Hecht eS: „Die erhebende Erinnerung an das über alle» Maß ruhmreiche Ereigniß bei Sedan- Gewiß, auch dies begehen wir am 2. September in festlicher Freude, und wir wollen uns diefe Freude nimmer verkümmern lasfen. Oder follte der unerhörte Sieg bei Sedan, der den Thron der Napoleoniden stürzte und den letzten Herrscher der Dynastie in die Gewalt der deutschen Sieger brachte, dessen Kunde damals wie ein Blitz das ganze Deutschland durch flog und alle patriotischen Herzen höher schlagen machte, sollte diefe m der Weltgeschichte in dieser Größe einzig dastehende Waffenthat nicht auch heute noch und fort und fort der Stolz jedes Deutschen fein, weß Alters und Geschlechtes, weh Standes und Beruses er auch immer sein möge- Aber der Inhalt unserer Festfeler am 2. September muß größer >ein. WaL feiern wir an dem genannten Tage- Das Gedächtinß jene» ganzen, gewaltigen Zeitraumes, an Ehren und an Siegen reich, in welchem sich unser Volk in Waf fen in drei Heeressäulen wie durch Wolkenbruch und Orcan angeschwollene und wild gewordene Ströme über die Grenzen Frankreichs wälzte, Schlag auf Schlag die feindlichen Haufen vor sich hrnwerfend, kein Hemmniß kennend, keinen Halt nehmend, bis Straß burg und Metz gefallen, bis das stolze Pan» sich beugte und ferne Niederlage anerkannte- Gewiß, auch dies foll der Inhalt unsrer Ferer sein. Wir wollen und dürfen uns nicht nehmen lassen die Helle unver hohlene Freude über den Ruhm der deutschen Waffen. Das ist kein braver, kerniger deutscher Mann, der nicht stolz ist aus sem ruhmreiches Heer, der nicht hoch hält die wackeren Brüder, die ihr Leben aus der Wahlstatt geopsert oder doch eingesetzt haben für die Vertheidigung deS heimischen Herdes. ES sollen uns in unserm Jubel und m unserer Festsreude auch jene Stimmen nicht irre machen, welche rn allzu zarter Rücksichtnahme und allzu bedenklicher Sorge meinen, gerade jetzt, da das französische Volk m seinem Selbst- gesühl sich zurückgegeben und sehr empfindlich fei, möge eS sich empfehlen, die öffentliche Feier des 2. September weniger geräuschvoll zu begehen, um unsere Nachbarn nicht unfanst zu berühren. Es mag sogar sehr an der Zelt fein, daß das deutsche Volk durch eine gehobene einmüthige Nationalfeier den Revanche athmenden Reden, welche jenfelts der Vogesen in den letzten Wochen fehr beliebt sind, einen kleinen Dämpfer aus setzt. Das deutsche Volk darf sich die Feier nicht neh men lassen, welche die Erinnerung an die großen Thaten von 1870)71 bei ihm selbst und rn den Herzen feiner Kinder wach erhält. Aber so glorreich die Ge- schlchtSpreiode immerhin ist, deren lOjährlges Gedächt- nlß wir am 2. September begehen — der Inhalt unserer Feier muß noch weit größer und gewisser maßen reiner und sriedlicher sein. Der Steg über den sranzösischen Uebermuth soll uns nicht trunken machen, die militärischen Erfolge sollen uns nicht zu Kopfe steigen. Wir wollen die Feier nicht wirklich zu einer Herausforderung unsers Nach barn sich entwickeln lassen. Wir feiern die wieder gewonnene Einheit und das wie ein läuternder Sturm das Vaterland damals durchfahrende Be wußtsein der Gemeinschaft, das Bewußtsein: „Wir sind Eines Stamme»!" Diese Freude «st es, welche an dem großen Nationalsesttage alle Herzen schwellt. Das ist der hohe, heilige Mittelpunkt all^r Dinge, die ge schehen sind: die Gründung eines Staaten- und Völkerfriedenswerkes, des deutfchen Kaiserreiches, mitten im Kriege und fern von der friedlichen Hennath des Volkes, das seinen Reichsaufbau empfing. Wir begehen die Geburtstagsfeier des neuen deutschen Reiches. DaS ist es, was wir feiern. Und diese Feier wollen wir un« nicht rauben, noch durch irgend welche Be denklichkeiten trüben oder verkümmern lassen. Ja, wir haben geradezu die Pflicht, sie wach zu erhalten. Wir fordern die alljährliche Feier des 2. September um deS Reiches willen; wir fordern sie für alle Die, welche die Kämpfe von 1870—71 mltgesochten haben, für alle Die, deren Angehörige nr diejen heißen Kämpsen geblutet und ihr Leven gelassen haben; wir fordern sie endlich auch um unserer deutschen Jugend willen, da mit in deren Herzen die Erinnerung an die große Zett wach erhalten bleibe. So möge denn der 2. Sep tember, in rechtem Geiste und Sinn begangen, wie em Tag heiligen und läuternden Gottesfriedens hinein- treten in die Mitte deS durch so mancherlei Hader und durch so tausenderlei sich widersprechende Interessen zerrissenen Volkes. Möge die Nationalfeier Jedem eine ernste Mahnung daran sein, daß es gerade m dieser materiell gesinnten Zeil gilt, über den privaten und persönlichen Interessen nicht zu vergessen, noch zu versäumen — die Pflege der nationalen Güter." — Das „Schlesifche Morgenblatt" weist aus die „dunkeln Schatten" hin, die sich bereits über das Ge bäude des deutschen Reiches gelegt haben, und jagt: „Wie rchch war der herrliche Aufschwung idealen patrio tischen Sinnes verflogen, der 1870 und 1871 alle Herzen beseelte, und eine Zelt widerwärtigsten Strebens nach Geld und Genuß, ein Tanz um« goldene Kalb an serne Stelle getreten, vor dem w:r am liebsten unsere Augen verhüllen möchten! Wie hat diese un heilvolle Zeit unsern ganzen Gewerbebetrieb aus seinen soliden Bahnen hmausgeworfen, wie hat eine Schaar Gewinnsüchtiger mit dem Vermögen der 'Nation ur ge wissenloser Weise gespielt, wie hat man die Begriffe von Recht und Unrecht verwirrt und somit zu dem wlrthschafllichen Verderben das sittliche hlnzugefügt. Wie die Zett de» Eulturkampfes mtt ihrer Verhetzung des Volkes gegen Kirche und Religion dieses Verderben vermehrt und vertieft hat und wie infolge dessen Ar muth und Verbrechen sich m erschreckender Welse ver mehrt haben, rst bekannt genug. Wie ein tödtlicher Gistwind hatte sich der naturatlsllsche Geist über das deutsche Volk gelagert, blS die Schüsse auf das Haupt des greifen Siegers von Sedan — nicht von der Hand eine- Franzosen, sondern von deutschen Händen — große Kreise aus dem allgemeinen Taumel zur Be sinnung wach riefen. Aber die Sirenensttinmen der materlaliftlfchen und chriftenthumSfelndlichen Prefje fahren wieder fort, den Sinn des deutschen Volkes zu belhören, und wir sehen große Kreise wieder in den alten bösen Taumel zurückfinken. Möchte Jeder m seinem Kreise dazu beitragen, diesen tristen Geist, der alle edlen Kräfte lähmt und die Nation immer tiefer herabzieht, zu ver- fcheuchen. Eine Nation kann nicht stark und gesund bleiben, wenn sie von oberflächlichen, leichtfertigen Phra,en und windigen Aufklärerelen lebt. Die ge sunde Speise, welche Menschen und Völker geistig ge sund, treu, gewissenhaft, fleißig, strebsam und tapser erhält, lst wahre Gottesfurcht und Frömmigkeit. Wo diese Grundlagen scyminden, findet man sür nichts Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. Karl v. Gebler'» ««»gewählte Schriften. (Schluß zu Rr. 20» ) Seither hatte Professor Berti da» Baticanmanu- feript selbst geprüft und in feinem ^rooasso äi Ü» lilm" einen Brief an Slgnor Larlo di Gebler beige- fügt, worin er ihn zu ferner Ansicht zu bekehren ver sucht. Er ward von Gebler derb avgefertigt; doch be hauptet Bertl rn der „Auovn ^nbolv^u", daß die deutschen Gelehrten wre die Blinden von der Farbe sprächen, da Keiner da» Manuskript ewgesehen habe. Da faßte Gebler einen raschen Entschluß. Er ging Ende Mai 1877 nach Rom und erhielt durch Vermittelung der kaiferUchrn Gesandtschaft denn päpst- Uchen Stuhl die Erlaudniß, da» Baticanmanufcript im dortigen Geheimarchiv elnzufchen. Dabei wurde ,hm die Begünstigung zu Theil, den da- Manujcript enthaltenden berühmten Quartband au» feinem Grade zu neuem Leben zu erwecken, da» heißt, ihn nach Be quemlichkeit zu prüfen und deffen Inhalt vollständig herau-geben zu dürfen. Zwar hatte allerdings Pro- feffor Betti da» Manufcript felbst geprüft: feine Au», sührungen jedoch waren nicht geeignet, die Lücke, welche die bi»herlge Argumentation bestehen ließ, au»zufüüen, da sie die Authenticität jene» „Documente»" wohl vetthridigten, die materielle Beweisführung hingegen nicht enthielten. Gebler hat sich daher um die Ga- lileifrage ei» neue» und höchst bedeutende» Verdienst erworben, indem er sich der Mühe unterzog, auch die äußere materielle Beschaffenheit dieser Urkundensamm lung auf da- Sorgfältigste zu untersuchen. Während sich nun einerseits durch Gebler'S erst gelegentlich der eigenen Herausgabe des Vaticanmanuscriptes erlangte Kenntniß feines gejammten Inhalts in vieler Bezieh ung eine Vervollständigung deS früheren Bildes jenes ewig denkwürdigen ProceffeS ergab, fo zeigte ihm an- dererseit» eine oft wiederholte minutiöse Prüfung der äußeren Kriterien jenes verdächtigen, von ihm und vielen Schriftstellern bi» dahin für eine nachträgliche Fälschung gehaltenen Schriftstückes, daß, allen Erwartungen entge gen, an dessen Entstehen im Jahre 1616 durchaus nicht zu zweifeln sei. Diese» Verdienst um die Wissenschaft erfchrlnt noch dadurch wesentlich gesteigert, daß Gebler durch feine der Gelehrten leider so seltene liebenswür dige Offenheit und historische Wahrheitsliebe den Jrr- thum seine» früheren Verdachte» freimüthig eingesteht. Karl v. Gebler, der sich nach Rom ursprünglich dlo» in der Absicht begeben hatte, sich durch den Einblick in die Handschrift selbst von der Echtheit oder Unecht heit der Urkunde vom 26. Fcbruar 1616 zu über zeugen, faßte, al» ihm durch die Vergleichung de» Manuscnpte» mit den bisherigen PubUcatwnen die Unzulänglichkeit derselben emleuchtete, den Entschluß, das ganze vergilbte, 200 Jahre alte Vatlcanmanuscript zu copiren unv mit einer Geschichte desselben herau»- zugeben. Bereit» bedenklich heiser und leidend, arbeitete er durch zwei und ein halb Monate in der drückend sten Sommerhitze bl» 44 Grad Eelsius täglich vierzehn Stunden rm Bat«can; die Schrrrbdogen wanderten nach Stuttgart an d»e Eotta'jche Buchhandlung und kehrten abgedruckt nach Rom zurück, wo sie Gebler nach dem Originalmanuscript corrlgirte. Da dieser Vorgang bei jedem Bogen drei Mal wiederholt werden mußte, sah sich Gebler genöthigt, so lange Zeit während der un gesundesten heißesten Jahreszeit m Rom zu weiten. Das Erscheinen seiner Arbeit als zweiter Band seines Werke» rief einen orcanartigen Sturm unter jenen deutschen Gelehrten hervor, welche für dre Fälschung schwärmten. Es entspann sich eine heftige, zuweilen bereit» bi» zur Ermüdung reichende Polemik in den öffentlichen Blättern. Besonder» wurden die Augsburger „All gemeine Zeitung" und zuletzt auch die „Gegenwart" zum Kriegsschauplätze auserjehen. Dieser, wenn auch für Gebler siegreiche Kampf mit den Gelehrten trug aber wesentlich zur Verschlimme rung seines Uebels bei. Kurze Zeit darauf schon, 1878, starb der junge Gelehrte zu Graz, 27 Jahre alt. Er verdient die allgemeinste Achtung und Werlh- schätzung in der Literatur, nicht nur wegen des Emzel- wenheS ferner Schriften und Forschungen, sondern ganz vorzüglich rn Anbetracht de» hohen sittlichen Ernste» und der Begeisterung, die er in so jungen Jahren gegen die Wissenschaft an den Tag legte. Selten ist ein fo frühe» und überrasche» Reisen de» Geistes die Vorbedeutung eme» langen Lebenslaufe»; jo schnell entwickelte Kräfte, so emsig mit eisernem Fleiße gesammelte Kenntnisse sind an sich schon ge eignet, auch den gesunden Organismus zum raschen Aufbrauch der Lebensgeister zu treiben. Wo aber eine solche Energie de» Vorwärtsstreben» hervortrttt und sich, wie bei Gebler, mit Klarheit de» Stil» und eminenter Denkerschärfe emigt, ja wo, wie bei ihm, die persönliche Rechthaberei, diese gewöhnliche Streit hahnuntugend junger und alter Gelehrter, gänzlich gegen die Ehre der Wahrheit in den Hintergrund tritt, da pflegt sich daS Außerordentliche zu ergeben und wir blicken mtt Wehmuth auf die stolze von der Natur versagte Entwickelung der Zukunft eines solchen Kopfes hin. Von den schon genannten Arbeiten des früh Ver storbenen, welche nun auch durch dieses Sammelwerk größeren Kreisen außerhalb der Gelehrtenwelt zugäng lich gemacht werden, zeichnen sich nicht nur die Auf sätze über Galilei als eminente Leistungen au». Es tragen fast alle die wohlthuende Eigenartigkeit archi tektonischer Euifachyelt, nobler Haltung und feiner, mehr angeborner al» anerzogner Logik an sich. Dabei ist die Darstellung von Trockenheit fern; gesund und kernig der erzählende Ton, fo lange e« sich um die Darlegung historischer Vorgänge und Facta handelt. Lebendig und fesselnd weiß der Verfasser das Kritische an da» Sachliche zu knüpjen und dabei den jugend lichen Oppositions<'lfer durch tactvolle Mäßigung seinen Zweck desto sicherer erreichen zu lassen. Ganz vorzüglich zeigen sich diese seltenen Eigen schaften rn der Eharakleristlk Manzom'S; ebenso m der scharfen Arbeit „Die Ursachen de» tiroler Ausstandes"; m der liebevoll gejchrleoenen Re.festudie und histo rischen Ouellenuuterjuchung „Auf den Spuren Gali lei'«." Ern eminenter Verlust ist e», daß der Autor seine groß und breit angelegte Forjcherarbeil „Johanna d'Arc" mchl beendigen konnte. Sie veljprach dir Acten über diese» dunkle Thema gründlich und glanzend ab- zujchließen. Wa» un» davon oorUegt, w.rd jeder Ge- i l e 's I b r » r n »« n rr » le
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