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Dresdner Journal : 31.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188010314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-31
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 31.10.1880
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8« »I«t >u »r »01i man >vdr 0«. tioa »iid ->°« ilor- ccpt ftdo rcli »»'« II 1n- . LI »4, I. »»», .evrr I — Oct Ow td> »uri, . 18. Uta >el Buch« in Nossen, 'gott Hölr- itz isst. Lchantau ^achmitt «, -U aä»r. r. «. cwiK Borm. ?-n Lorm. rammr , permanent «»ultzßr»^, rcsp. «lnl r°n fr»I> 7 ! bl« « un» IV Urei» früh >i btt nun fr-b t bi« Lbe.id« d» ks Ubr Uhr, R-q 7 Uhr! im ll, polier bi« Abend« Iger vab». bi- Abend« refp. 8 bl« «»»«ner» re>p. sb « >cn fr-b > bi« « un» PM,t,rr» bi« Abend« :üh 7 res» r und oou »«rsl^t I b>« lach» bi« 7 Uhr. b l l» Uhr tserl. Potz- Pocheutag« Tonn- und aLmitta,« »u. t. -vLNrt. recke limetern . . 110 . . 13 t . . 141 Nachm. en. I.v mm er in von » »he. Icten Karl -albe Frl. ö >st gc- »hme seich- »eben esten evsss Sonntag, den tt!. Oktober. 1880. ^»»arP»1d ä«, äeatacllvv k^icüe» tritt ?o,t- ru>«t 8t«ap«Iru»etll»8 Vin»«. I» ss«»»» 4»»t»eP»» -Ldrliek l . . 1» H»rtz jt^rUed: 4 bv kf. ^uMworn i 10 kk Io»«rateupr«!l»er I°ar 6«, kaum «ia«r ^«llpttltanon ?elltr»ll« ro kk. Vater „kia^viaactt" äio 2«il« bv kt. Lr»cl»el»«»t "ptsslick mit sta»aadm« äer 8ova uvcl keisrt»^» Xbealt» kür äea kolsssacleo 1»ss E - > - DresdnerIomml. Itilternlenunnnlime »na«Lr1n Leipii^: />>. /trueu/Ktitte«, t.>i!iliu»-„v>>llr iltn Orextaer ^ouruuk; SamdaeU-Ierlta Viaa I^ipiiss P»i«I->e«,I»a ^eankket ». U : //aa»en«t«»n L P»A<«7,- »orUa Vma-SaaldiuH ?r»U-!,«>peiss-rraaktuet ». » »noedout .Umu,«,' Poetin: L. Lornict', /»>ra/ilie'Nt/«»U Leomon: F Kc/tlutt« ,- Nroolau: F. §tu»>At»«'« Lürvilu; 0d«mmli: ^o,A«; Praatzturt ». H.: F ^a«A«^»et>e u. F OV Dcrrman»- ncke Iiucdk>i><tlno8; Ooetite: Le. L/üZ/rr, »»naoreri 0 §cZ>u»>/ karl» Soeiln-Penutzturt » II »tuttssart; Daut« Laindnesst D L^/rueiA«», ^<Z i8t«»n«r. Verantwortliche Redattion: Obzrredacteur Rudolf Günther in Dre-den. Heraasssvker KSnisl. krpeäiiion 6e» Oresäoer ^oaraala, I>re>>6en, ^vintremtru«»« Xo. 2v. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Im Auftragt der unterzeichneten Ministerien wird auch diese» Jahr an der Königlichen Forstakademie zuTharand ein Lehrcursu» für künstliche Fisch» zücht durch den Professor Vr. Nitsche abgehalten werden. Derselbe beginnt Donnerstag, den 4. November Abend» 5 Uhr und schließt Sonnabend, den S. November Abend» gegen 7 Uhr vor Abgang der Abendzüge. Er wird fünf Vorlesungen von je zwei Stunden und zwei praktische Demonstrationen umsassen. Der Unterricht ist unentgeltlich und gegen einfache Einzeichnung de» Namen» in die in dem Locale, wo die Vorlesungen stattfinden, au-liegende Liste Je dermann zugänglich. Dresden, den 27. October 1880. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Ro-ttz-Wallwitz. v. Kövneritz. Fromm. Der erste Toncertmeister am Leipziger Gewandhaus- und Dheaterorchester Engelbert Röntgen in Leipzig ist an Stelle de» verstorbenen Privatgelehrten vr. pbil. Iuliu» Klengel zum stellvertretenden Mitglied« de» musikalischen Sachverständigenverein» ernannt worden. Dresden, den 25. October 1880. Ministerium der Justiz, v. Abekeu. Herrmann. Nichtamtlicher Theil. n e d e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. AeitnagSschan. (Augsburger Allgemeine Zeitung.) TageSgeschichtr. (Dresden. Berlin. Hamburg. Wien. Pari» Rom. London. Kopenhagen. Chri- stiania. St. Petersburg. Teheran. New-Dark.) Zur »rieutalischen Krage. Dresdner Nachrichten. Eingesandte». Feuilleton. TagrSkalender. Inserate. Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dre»dner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Zwickau Ober- pesterwitz. Löbau. Kamenz.) vermischte». Statistik und Lolk»wirthschaft. Eingesanbte». Inserate. Zweite Beilage. BSrsennachrichten. Telegraphische Witterungaberichtr. Inserate. Telegraphische Nachrichtell. Pari», Freitag, 29. Oktober, Nacht». (W. I. B.) Die heute erfolgte Ausführung der De krete vom 29. März d. I. rief in Avignon große Aufregung hervor. In Marseille kam es zu einem Handgemenge zwischen den Anhängern der Capu- riner und feindlich gesinnten Gruppen. Die Auf regung legt sich allmählich. (Vgl. die „Tage»- geschichte".) Konstantinopel, Sonnabend, 30. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wegen gröblicher Insul- tirung de» französischen ViceconsulatS in Varna beauftragte der französische Botschafter bei der Pforte, Tissot, den Avisodampfer „Betret" sofort nach Barna abzudampfen. Dresden, 30. October. Die Geschichte der Gegenwart bietet da» Beispiel zahlreicher urplötzlich Heranwachsender, großer politische» und volkswirthschastlicher Fragen. Eine der bedeutend sten dieser Fragen, weiche an Wichtigkeit der euro päischen Arbeiterfrage nicht nachsteht, bildet für die gesammte neue Welt die Chinesenfrage. Das ungemein volkreiche Ostasien sendet heute, nachdem sich bereit» aus den ostindischen Inseln allerwärt» Chinesen nieder gelassen, ungeheure Schaaren mongolischer Einwanderer nicht nur nach der Westküste Amerikas und nach Austra lien; auch die Inselgruppen Oceanien» sehen die be zopften Asiaren landen, deren stet» wachsende Zahl alle Inseln nach und nach überfluthet. Ausführlich spricht sich ein Artikel der Augsburger „Allgemeinen Zei tung- über die chinesische Einwanderung in Oceanien aus. ES heißt daselbst: „Bereit» hat die Gesammtzahl der Chinesen auf den Sandwichinseln volle 10 000 überstiegen, während die fortgesetzt rasch aussterbenden Eingeborenen nur noch 43000 und die Fremden, Amerikaner und Europäer, kaum 5000 zählen. Da die einwandernden Chinesen fast ausschließlich Männer sind, denn unter ihrer Ge sammtzahl befinden sich kaum 300 Weiber, so muß ihr Einfluß auf ein Volk, bei welchem die Zahl der Männer bereits um 15000 diejenige der Frauen über steigt, auch in dieser Hinsicht nicht anders, als höchst verderblich bezeichnet werden. Während nun die Re gierung von Oceanien diese Gefahr richtig erkannte und demnach in einer Beschränkung der chinesischen Einwanderung das einzige Mittel zur Erhaltung des Volks und seiner Unabhängigkeit erblickte, war hin gegen König Kalakaua, in vollkommener Verkennung seiner eigenen Interessen und derjenigen seines Landes, durch den in Honolulu ansässigen Agenten Chinas, einen italienischen Abenteurer namens C. C. Moreno, gänzlich für daS unbeschränkte Einströmen der Chinesen gewonnen. Durch eine specielle Botschaft an die Legis latur empfahl er derselben dringend, die Bewilligung einer jährlichen Subsidie von 24 000 Dollars für die neue chinesische Tampserlinie zwischen Kanton und Honolulu zur Beorderung von Emigranten. Diese Bewilligung wurde, vom Ministerium bekämpft, zuerst abgelehnt, aber wenige Tage später infolge offenbarer Bestechung der Abgeordneten mit großer Majorität angenommen. Andere Schritte zur Erweiterung der chinesischen Macht, wie die Einbringung eines Gesetze» zum freien Import, Zubereitung und Verkauf des bis her streng verpönten Opiums, sowie eines andern zur Aufnahme einer Anleihe von 10 Millionen Dollars, durch welche China sogleich festen Fuß auf Hawaii fassen könnte, gelang e» den Anstrengungen de» Cabinet» zu Falle zu bringen; dagegen erhielt ein vom Mini sterium eingebrachtes und von der Legislatur an genommenes Gesetz, welches „allen asiatischen Ein wanderern- nur in Proportion von 5 Männern zu 3 Weibern die Landung auf den Sandwichmieln gestatten sollte, sogleich das Veto des Königs. Am 14. August kam endlich die Krisis zum Ausbruch. Kaum war an diesem Tage die Prorogation der dies jährigen Session der Legislatur, welche am 30. April zusammentrat, erfolgt, wobei zum ersten Mal der König abwesend blieb und sich durch den Kanzler und Ober richter vertreten ließ, als auch die Nachricht bekannt wurde, daß das bisherige Ministerium entlassen sei und der König ein neues Cabinet gebildet habe, an dessen Spitze der erwähnte Moreno als Minister des Aeußern berufen sei. Die über dieses brüske und unmotivirte Versahren in Honolulu entstehende Entrüstung und Aufregung waren ungeheuer und sanden am 16. August ihren Ausdruck rn einer großartigen Volksversammlung, in welcher eine Resolution zur Annahme gelangte, durch welche die eigenmächtige Entlassung des CabinetS durch den König als Verletzung der Principien der hawaiischen Constitution und die Ernennung eines „fremden Abenteurers" zum Minister als Gefahr für die Unabhängigkeit deS Königreichs und das Wohl deS Volkes bezeichnet wurden. Die Resolution sollte am folgenden Tage durch eine aus Abgeordneten und her vorragenden Kaufleuten erwählte Commission dem König übergeben werden; derselbe verweigerte jedoch kurzweg den Abgesandten eine Audienz und ließ sie an seine neuen Minister verweisen. Als dies bekannt wurde, erreichte die Aufregung in der Hauptstadt ihren Höhepunkt; bereits wurde von Absetzung des Königs und seiner Familie gesprochen und der Ernennung der Königin Emma, der Wittwe Kamehameha'S 1V., zur Nachfolgerin. Da dieselbe in Honolulu einen sehr starken Anhang besitzt, welcher bereits im Jahre 1874 bei der Wahl de» Königs Kalakaua einen Aufstand verursachte, der nur mit Hilse amerikanischer und eng lischer Marinesoldalen unterdrückt werden konnte, so wurde auch jetzt sogar ein Angriff auf den königlichen Palast befürchtet und derselbe deshalb sogleich durch die 100 Mann starke Leibgarde mit ausgefahrenen Kanonen m VertheidigungSstand gesetzt." Soweit die „Allgemeine Zeitung". Man ersieht aus diesen Mittheilungen, daß die Chinesensrage eine Lebensfrage für jene Inseln geworben ist. Sie hat zu nächst tiefgehende Differenzen zwischen dem König und seinem Volke hervorgerufen und droht schwere Wirr nisse über jene einsamen Inseln heraufzubeschwören, welche den Bestand der gesetzlichen Ordnung in Frage stellen. Sehen wir jedoch von dem augenblicklichen verhältnißmäßig geringen TageSinteresse ab, welches die Vorgänge in jenem fernen Reiche bieten, so bleibt noch ein großes weltgeschichtliches Interesse, welches die Chine jenfrage darbittet. Wir waren bis her gewohnt, unsere kaukasische Race als diejenige zu betrachten, welcher einst die Alleinherrschaft über den Erdball anheimfallcn soll; wohin man blickte, sah man den an Ausdauer und Körperkrast den Eingeborenen Amerikas und Australiens überlegenen Europäer die Ureinwohner verdrängen. Mit einer wahren Gier will sich die kaukasische Race allerwärts des Besitzes bemäch tigen. Mit einem Male taucht ihr eine bedrohliche Concurrenz auf. Der ihr an Ausdauer und Körper krast ebenbürtige, an Mäßigkeit und Sparsamkeit aber entschieden überlegene Mongole, dem die Grenzen de» an Uebervöllerung leidenden China zu enge geworden sind, hat sich aufgemacht, um seinen Theil an der neuen Welt zu beanspruchen, welche der Europäer schon längst als sein alleiniges Eigenthum zu betrach ten gewohnt war. Dieser Zudrang mongolischer Ein wanderer nach der neuen Welt nimmt immer mehr Feuilleton. Nedigin von Otto Banck. 2» den deutschen Colonien Brasilien». Dir illustrirten Monatshefte für Länder- und Völkerkunde und andere verwandte Fächer, die unter drm Titel „Au» allen Welttheilen" sich seit 10 Jahren b«i Kennern und Laien al» eine angenehm belehrende Lecture eingebürgert haben, verdienen auch unter der neuen Redaction von vr. Hugo Töppen die alte Be achtung Die Berlag»handlung von Oswald Mutze in Lrlpzig hat in Bezug auf die Illustration die früheren Bemühungen diese» gediegenen und vielseitigen Blatte» noch gesteigert. Da» erste JahreSheft de» zwölften Jahrganges be rührt in interessanter Weise einige deutsche Culturstätten unserer Einwanderer in Brasilien. Alfred Wäldler schreibt darüber, indem er die Freuden und Leiden eine» Lolomedirector» schildert. Er war selbst ein solcher und e» ist zu wünschen und zu erwarten, daß seine au» trüben Erfahrungen geschöpften Klagen über die damalige Verwaltung der deiicffnldcn Colonien wäh rend der Fortschritte der letzten Jahre gegenstandsloser geworden sind. Seine Schilderungen, welche wir hier zum Theil reproduciren, werden dazu beitragen, die aoldnen Träume vieler Au»wanderung»lustigen zu zer streuen, denn e» ist keine Gewähr für die Gesammtheit, wenn e» einer Anzahl Tüchtiger gelingt, trotz der größ ten Hindernisse endlich die Vorzüge deutschen Charakter» und deutschen Fleiße» zur Geltung zu bringen. Es war im Juli 1869, erzählt Wäldler, als mir von der brasilianischen Regierung die Direction der Colonie Nova Petrcpoli» in der Provinz Rio-Grande-do-Sul an vertraut wurde. Ein Kriegsschiff führte mich zunächst nach der Provinzialhauptstadt Porto-Alegre, woselbst ich auf dem Regierung-Palast von dem damaligen Präsidenten meine Instructionen empfing, um schon am nächsten Tage meine Reise nach Nova-PetropoliS fortzusetzen. Mit einem kleinen Flußdampfer, der von einem Deutschen befehligt wurde, fuhr ich den Cahy- fluß hinauf und entzückte mich an der wunderbaren Schönheit seiner Ufer, welche größtentheilS mit einer dichten Urwaldvegetation bedeckt sind. Da sieht man die breitästige Figueira, den feinbelaubten Anjico-, den grauen Timbauvabaum, den rothblühenden Umbu, den schlanken Jpö, die stolze Gerivapalme, alle» bedeckt mit einer reichen Orchideenvegetation und verbunden durch vielartigc Lianen, Affenleitern, wie sie der Vo kS- mund nennt. In der That, sie führen ihren Namen mit Recht, denn man kann jene possirlichen Vierfüßler ost genug ihre Turnerkünste an ihnen ausüben sehen. Auch die übrigen Thiere dieser Gegenden sind nicht scheu. Ost genug sieht man das plumpe Capivari oder Wasserschwein, das Jacars oder brasilianftche Krokodil und kleine niedliche Schildkröten, unbeküm mert um den heranrauschenden Dampfer, auf den Sandbänken am Ufer sich sonnen. Wasservögel aller Art, schlanke Reiher, Störche und Flamingo- stolziren in den hohen Gräsern am Ufer, Papageien, Tukane und Ei-vögel beleben die Zweige, unter welchen man dahinfährt, und selbst der zierliche Colibri fehlt nicht. Er flattert und surrt von Blume zu Blume, bald pickt er an den Blüthen der Malvaceen, welche im Schat ¬ ten der höheren Bäume wachsen, bald erhebt er seinen Flug bis zu den Wipfeln dieser Bäume, die im Schmucke herrlicher Lianenblüthen prangen. Auch die Rose rankt sich t»S in die höchsten Kronen empor, und ihre Blüihen stehen oft so dicht neben einander, daß man kaum das dunkle Laub im Hintergründe wahrnehmen kann. Herrliche blaue Schillerfalter flat tern in traumhaftem Fluge über das Wasser, und eine feierliche Stille, welche nur durch das Geräusch der Räder de- DampfbooteS unterbrochen wird, ruht über dem Walde. — ES ist als ob man durch einen Feen garten führe. Zuweilen kommt man an lichtere Stellen und ge wahrt dann wohl den weiten, weiten Camp im Hinter gründe, fruchtbares Weideland, auf dem sich große Heerden Rinder und Pferde ihres Daseins freuen. Reiter in der malerischen Tracht jener Gegend, mit breitkrämpigem Hut und wallendem Poncho, begleiten die unbehilflichen zweiräderigen Karren, welche, von fünf bi» sechs Paar Ochsen gezogen, aus der Fahrt nach der fernen Stadt begriffen sind, und treiben die Thiere mit langen Spießen zu schnellerem Gange an, oder folgen der Spur eine- davoneilenden Pferde-, um e- mit dem Lasso, den sie sehr geschickt und in vollem Galop um den Hal- deS fliehenden Thiere» zu werfen wissen, einzufangen. Zuweilen sieht man auch am Ufer die architektonisch gerade nicht sehr an sprechenden Häuser brasilianischer Heerdenbesitzer, die nur durch die Umgebung dreitblättriger Musa» und herrlicher Orangenbäume, au» deren dunklem Laub die goldenen Früchte hervorschimmern, den Reiz de» land schaftlich Schönen erhalten. Weiter stromaufwärt» wohnen bereit» viele Deutsch«; zu, und wie einst die römischen Herrscher vergeben» gegen die Ströme der Völkerwanderung ihr Reich abjperrten, suchen sich die Staaten der neuen Welt erfolglos der chinesiichen Einwanderer zu erweh ren. Wird wohl die neue Welt, die an, aus der Ueber- cultur entsprungener sittlicher Fäulniß dem alten Rö merreich nicht nachsteht, ebenso wie dieses den Gothen und Vandalen anheimfiel, einst eine Beute mongolischer Horden werden, die, durch eine endlose Einwanderung sich vermehrend, schließlich Alles überfluthen? Der Chinese, der Mann der groben Handarbeit, der vor keiner Arbeit, sei sie auch noch so hart oder schmutzig, zurückjchreckt, ist der wahrhafte Gegensatz unserer Ueber- cultur. Sind diese mongolischen Schaaren in unserer überfeinerten Zeit, wo Jeder die körperliche Arbeit zu vermeiden sucht, wohl dazu bestimmt, dieser letzteren wieder zu ihrem Rechte zu verhelft»? Und ist der Mongole vielleicht nach dem Plane der Weltentwicke lung dem Kaukasier als Concurrent bestimmt, der dazu ausersehen scheint, ihn in jene Schranken der Einfach heit und Mäßigkeit wieder zu verweisen, auS welchen unsere Culturvölker längst herausgetreten sind? Diese und manche andere Fragen geben unS die chinesischen Wanderungen nach der neuen Welt auszuwerfen Ver anlassung, wenn wir das Auftreten der Mongolen im großen Haushaltungsplane der Welt inS Auge fassen und ihr Erscheinen zur Weltpolitik und Weltentwicke- lung »n Beziehung setzen. Layesgeschichte. Drr-drn, 30. October. Ihre Majestäten der König und die Königin werden, nach den hierher gelangten Nachrichten, heute Strefa verlassen und Sich nach Genua begeben. Von dort gedenkt Se. Majestät der König am 1. November die Rückreise über Verona und München anzutreten und am 3. November Vormittags hier ein zutreffen. * Berlin, 29. October. Se. Majestät der Kaiser begab sich gestern zum Besuch Sr. kömgl. Hoheit de» Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin nach Ludwigs lust, wo derselbe um 3 Uhr 42 Minuten eintraf. Unter dem Jubel der Bevölkerung fuhr der Kaiser mit dem Grobherzog von dem Bahnhofe nach dem Schlosse, wo man zu Ehren Sr. Majestät eine Reihe von Ueber- raschungen vorbereitet hatte. — DaS Herrenhaus hielt heute Mittag Sitzung. Vereidigt wurde da» neueingetretene Mitglied Graf Botho zu Stolberg- Roßla. Eingegangen und bereits zur Vertheilung ge langt sind die Gesetzentwürfe, betreffend die Vereinigung des Thiergartens mit dem Stadtbezirk Berlin und be treffend dar Pfandleihgewerbe und die Rückkaufshänd ler; ersterer wird der Gememdecommission, letzterer d«r Justizcommission überwiesen. Der weitere Theil der Sitzung, welche nur 15 Minuten dauerte, bot nicht» Bemerkenswerthes. — Aus der Tagesordnung der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stand die Wahl de» Präsidiums. Nachdem der Vorschlag deS Abg. v. Rauchhaupt, das Präsidium der vorigen Session durch Acclamation wieder zu wählen, dem Protest des Abg. l)r. Gneist begegnet war, wurde zur Zettelwahl geschritten. Bei der Wahl deS ersten Präsi denten wurden 325 Stimmzettel abgegeben; von diesen sind 22 unbeschrieben, und es entfallen auf den Abg. v. Köller 276. Ferner erhalten die Abgg. 0r. Hänel 22, v. Bennigsen 4 und Frhr. v. Heereman 1 Stimme. Der Abg. v. Köller ist somit gewählt. Derselbe über nimmt das Präsidium, indem er für daS ihm erneut bewiesene Vertrauen dankt und die Versicherung auS- spricht, daß er mit seiner ganzen Krast der ihm über tragenen Pflicht nachkommen und mit voller Unpartei lichkeit nach allen Seiten hin die Geschäfte deS Hause» leiten werde. Ber der Wahl deS ersten Vicepräsidentrn ihre Häuser inmitten üppiger MaiSplantagen gewähren einen freundlichen Anblick. Bei Säo-Joäo-de-Mon tenegro wird die Gegend bergiger. Am Fuße de» sogenannten schwarzen BergeS liegt da» freund liche Städtchen gleichen Namens, welche» fast aus schließlich von Deutschen bewohnt ist, die sich einer recht behäbigen Existenz erfreuen, und noch einige Meilen weiter gelangt man an ein zweite», eben falls von Deutschen bewohnte» Städtchen, Porto-de- GuimaräeS oder Säo - Sebastiäo. Weiterhin ist aber der Cahy wegen seiner Stromschnellen für Dampfer nicht mehr schiffbar. Wir gebrauchten von Porto-Alegre aus einen vollen Tag, um Säo- Sebastiäo zu erreichen, ja eS war sogar schon Mitter nacht, al» wir dort die Anker fallen ließen; ich mußte die Nacht an Bord deS Schiffe» verbringen. Am nächsten Morgen nahm ich zuerst die Ortschaft in Augenschein, womit ich allerdings bald fertig war, denn damals hatte sie höchsten» 30 erbärmliche Häuser, die von Handwerkern und Kaufleuten bewohnt waren, heute dagegen ist sie zu einem freundlichen Städtchen emporgedlüht und besitzt recht stattliche Gebäude, darunter eine au» Sandsteinquadern erbaute katholisch« Kirche, ein protestantische» Bethau» und 3 Hotel». Theils durch Wald, theil» durch Plantagen reitend, gelangte ich von Sebastiäo nach einigen Stunden in die „Portugieser Schweiz", eine Ansiedelung im Urwald, welche bereits im Jahre 1825 angelegt und, nachdem die Portugiesen durch deutsche Einwanderer auSg-kaust worden, zu hoher Blüthe gelangt ist. Tausende von Deutschen leben hier beisammen, treiben Landbau und Viehzucht und erfreuen sich eines außerordentlich guten Fortkommen». Der Boden ist sehr ergiebig, der Ab»
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