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Dresdner Journal : 12.11.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-11-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188011129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-11
- Tag1880-11-12
- Monat1880-11
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 12.11.1880
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^k2«s Ldn»n»»ei»1»Pr««-r I» ss»»,« N»t«3»: iRbrliob: . . 18 jl jLdrlivd: 4 30kk. Du»vlv«Hii»»M«rn: l0?f 3a»»«rIuUd 6«»<lsMix:l»oo ltelobs» tritt?o»t- ao6 8tewp«I»u»ebl»A tun»«. In«r»te»prel»«, ^8» >1«» ktnuin einer zvipnltenen kvtit»oilo 20 kt. voter „kins«»»nät" äio Leit» 80 kl ki-»cdein«n, TRUllob wit Xmmntime äer 8onn- no<t I^siertnLs» ^benct» für äso sol^snäeo ^»8 Freitag, den 12. November. . " " ZreMlerIourimt. 1880 t«^er»teiu»«n»kme »n»Witrt^> l^ipitU: /->. /kr«»U»ietto», Uv, Orsxtner ^ournnt»; S»mdiuU -N»rit» Vl»» l^tprtx >»,«1 -8re,l»» ^r»»k1nrt ». N: Laa»en«t«n L I«rU» Vt»» -L»md«r^- ?r»U-L«!p»lU-kr»»ktvrt ». U. Nüo^»»: Lto«»«,' L«rU»: L ^ornict, /»va/> c/e^iant, 8r«w,n: L LeUott« / >r,,I»n: I,. StanAsn » ljüre»u; 0k«mLtr»: rnuUltnrl ». N.: ^aeA«^»cds o. <7. ^/errmnnn »vk« liuebk-tvälnon; SürUt»: O 2NMer, S»iuwr«r: 6. k»rt» LerUn-rruLturl ». H. »»n«»»rrr Danix « Oo.,- LuadnrU.' üte,n«r. Berpntwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N«r»u»x»d»rr NSoint. kipeäitioo 6«, Orvecloer ^onrn»t», Drsxlvn, Lvin^eretnuu« Uo. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 10. November. Se. Majestät der König hat dem Fourier in der Kanzlei de« Ministerium« der au«wärtigen Angelegenheiten Gottlob Ernst Müller da« allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Da« Ministerium de« Innern hat auf Grund sachverständiger Prüfung und Begutachtung beschlossen, die Dachpappen und die Holzcement - Bedachung au» der Fabrik von Earl Züllich in Lindenau »Leipzig unter den in der Verordnung vom 29. September 1859 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1859 Seite 321) angegebenen Beschränkungen bi- auf Weitere« und vorbehältlich de« jederzeitigen Wider ruf« al« Surrogate der harten Dachung anzuerkennen. E« ist aber dem genannten Fabrikanten zur Pflicht gemacht worden, jeder Lieferung de- gedachten Dach» bedeckung-materiale- ein besondere- Druckexemplar der unter L nachstehend angefügien Gebrauchsanweisung beizugeden. Dre«den, am 30. Oktober 1880. Ministerium des Innern. v. Nostitz Wallwitz. Pfeiffer I. L Anweisung s«r den Gebrauch der Holzrement - Bedachung. Die Holzcement-Bedeckung ist aus einer, für die zu erhal- irnde Belastung hinlänglich unterstützten und tragbaren Bret schalung oder Windelboven herzustellen. Sie hat zu bestehen au«: 1) einer mindesten- (>,S Rz. hohen gleichförmigen Bedeckung de- Holzwert« (der Schalung) von feinem Sand oder diefem gleich feuerbeständigem Stoff»; 2) mindesten» vier in gehörigem Fugenwechsrl mit Holz- cement- oder diesem gleich entsprechender Masse aus einander geklebten Lagen hinlänglich starken Papiere-, Pappmafse, oder diesem gleich geeigneten Stoffe-; 3) einem Holzcement' oder diesem gleich entsprechenden Ueber- »ugr der Decklage »ob 2, welcher mit seinem Sand« ;Et«in- kohlrnflugasch«, Eteinkoblrnschlackenpulver oder dergleichen) dicht zu überdecken und in dir noch weiche Ueberzugs- massr einzudrücken ist; 4) einer aus dir Ueberzug-masse »ub 3 auszubringrndrn und dirfr glrichsörmig übrrdeckrndrn, wenigsten» 3.» Nz hohen Sand« und Kir»schicht, mit einrr Beimischung von Lehm, welche, unter entsprechender Anseuchlung vollkommen nach der Dachfläche abzuebenen und leicht einzuwalzen ist llrbrigrn» sind die Einfassungen in den Giebel- und Dach- säumen, welche zur Verhütung de» Herabrollen» der Decklage »ob 4 ersorderlich, nicht au« Holz, sondern au» einem seuer- und wetterbeständigen Material (Blech- oder dergleichen) her zustellen und sür die Ableitung de- von der Holzeemenidecklage abstehenden Tagewosser» sür Dachsäume mit enlsprechend an- bebiachlen Oeffnungen zu versehen. Die Decklage »ob 4 ist stet» tu gutem Stande zu halten Nichtamtlicher Theil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Time-. Daily-New». Morning Post. Standard. Bohemia.) Tagesgeschichte. (Berlin. München. Weimar. Ham burg. Prag. Aussig. Buda-Pest. Paris. Brüssel. London.) Zur orieutalischen Krage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provivzialvachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zittau.) Vermischtes. Statistik nud Lolkswirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Lotteriegewinnliste vom 10. November d I. Tageskalevder. Inserate. Beilage. Börseunachrichteu. Telegraphische Witterungsberichtr. Inserate. Lelegraphische tlachrichteil. Agram, Mittwoch, 10. November, Abends. (W. T. B.) Der durch da- gestrige Erdbeben hier angerichtete Schaden wird, abgesehen von den un- berechenbaren Zerstörungen in den Kirchen, auf 3 Millionen Gulden geschätzt; namentlich ist die Domkirche arg beschädigt worden. Im Laufe der vergangenen Nacht und heute früh wurden aber mals einige schwache Erdstöße bemerkt. Von dem Lande gehen ebenfalls Berichte über dort durch das Erdbeben angerichteten Schaden ein. Der Kaiser hat für die Beschädigten 10000 Gulden gespendet. (Bgl. die Rubrik „Vermischte-".) Ragusa, Donnerstag, 11. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Dulcignoten verweigern, mit Derwisch Pascha zu verhandeln. Zn Italien an sässige Albanesen fordern die albanefische Liga »um Widerstande auf. Derwisch Pascha hat freund schaftlich in Skutari die Albanesrnführer empfan gen und zur Unterwerfung gerathen. Paris, Mittwoch, 10. November, AbendS. (W. T. B.) Ju dem heute bei dem Ministerpräfi- deutln Kerry abgehaltenen CabinetSrathe haben die Minister ihre Anfichten über die Ergebnisse der Verhandlungen der Gruppen der Linken aus- getauscht. Man glaubt, daß das Ministerium bei seinem Beschlusse, seine Entlassung zu geben, be harren werde. Die Minister traten heute Abend unter dem Lorfitze Gr^vy» im Elys^e zusammen; allseitig wurde anerkannt, daß öffentliche Erklärungen be treffs deS Verhaltens der Regierung unumgäng» lich nothwendig seien. Die republikanische Linke wird morgen eine bezügliche Interpellation an daS Cabinet richten. Dem „Soir" zufolge soll der Präsident Gr6vy geäußert haben, daß nach dem Sturze des gegen wärtigen CabinetS die einzige logische Maßnahme die Auflösung der Deputirtenkammrr sein würde. Paris, Donnerstag, 11. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In parlamentarischen Kreisen be trachtet man die MinisterkrifiS als beigelegt. Man erwartet, daß die Kammer heute dem Ministerium ein Vertrauensvotum ertheilen und das Ministe rium die von der Kammer ausgestellte Reihenfolge in der Berathung der vorgrlegten Gesetzentwürfe anuehmen wird. Loudon, Donnerstag, 11. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der gestrige CabinetSrath dauerte fast 4 Stunden. Die „Times" erfahren, daS Ca- biuet habe die Krage diScutirt, ob hinsichtlich deS amtlich erwiesenen Umsichgreifens der Agrarbeweg ung in Irland nicht eine Vergrößerung der Ge walten der Executive geboten sei. Washington, Donnerstag, 11. November. (Tel. d. DreSdn. Jomn.) Ein Circular deS Staats departements macht bekannt, daß alle als Bürger der Vereinigten Staaten naturalisirten Deutschen, einschließlich der Elsässer, welche Deutschland in der Absicht, nach Amerika zurückzukehren, besuchen, feiten der UnionSregierung gehörigen Schutz er halten werden, obgleich sie aufgefordert werden dürften, ihre Naturalisation zu beweisen, sowie auch, daß sie von der deutschen Armee nicht de- sertirt find. Dresden, 11. November. Die mit so großer Spannung erwartete Rede Glad- stone'S bei dem vorgestern stattgehabten Londoner Lord- mayorSbanket enthält das Bekenntniß, daß die irische Frage die „Hauptsorge" de- CabinetS bilde. „Wir haben", sagte der Premier, „noch viele und schwere Arbeit, wovon wir den Vorgeschmack übrigens schon in der letzten Parlamentssession hatten. Die Zustände in Irland verlangen legislative Maßregeln, und die Re gierung wird auch dem nächsten Parlament neue Ge setze vorlegen, falls die bestehenden nicht auSreichen sollten. Die Irländer trachteten England eine Strafe für die alten Sünden aufzuerlegen, straften sich jedoch nur selbst durch ihre Fehlgriffe. Die Regierung wird Irland gegenüber nicht zurückschrecken, sondern ihre Pflicht zu thun." Ein in voriger Nummer mitgelheilteS Londoner Telegramm der Wiener „Presse", wonach im Westen Irlands der Bürgerkrieg in Aussicht stehe und in aller Eile Soldaten nach Ballinrobe in der Graf- schäft Mayo instradirt wurden, wird heute auch von anderer Seite bestätigt. Es stand oder steht vielleicht noch ein Freischaarenzug bewaffneter Orangemänner dahin bevor. Die protestantische Orangistenbevölkerung im Norden Irlands, die gegen den katholischen Westen stets erbittert und feindlich gesinnt ist, beschloß nämlich, dem Capitän Boycott bewaffnete Hilfe zu schicken, um dessen Ernte einzuhrlmsen. Mehr, als 1000 Bewaff nete waren bereits engagirt und ein Extrazug, sowie ein Boot bestellt, al- die Eisenbahn auf Ersuchen der Regierung erstern versagte. Der Obersecretär für Ir land, Mr. Forster, erklärte, eine so große Anzahl Be waffneter in der Grafschaft Mayo müßte zu einem Confiicte führen, weshalb die Regierung sofort 400 Mann Infanterie und 300 Mann Lavoüerie nach Ballinrobe abschickte. Die Aufregung im Norden Ir lands ist ungeheuer, und e- ist ungewiß, ob die en- rolirten bewaffneten Orangemen nicht dennoch nach Mayo gehen werden. Die dortige Bevölkerung dagegen rüstet ebenfalls, um die Orangisten zu empfangen. Einem solchen Umsichgreifen der Anarchie gegen über erscheint es begreiflich, daß die Regierung, wie heute der Telegraph meldet, ernstlich an eine Ver größerung der Gewalten der Executive in Irland denkt und sich nicht damit begnügt, daS Resultat deS ProcesseS abzuwarten, welcher gestern in Dublin gegen die Führer der Liga eröffnet werden sollte. Die „irische nationale Landliga" hat auf die Herausforde rung der Regierung nnt einem Manifeste an die irische Nation geantwortet, dessen Ton und Inhalt genau der Denkweise entspricht, welche die Seele der Bewegung, Mr. Parnell, wiederholt in den letzten Jahren öffent lich bekundet hat. Die Dreistigkeit Parnell'S sucht ihre- Gleichen; sie ist um so gefährlicher, weil Parnell damit große- Wissen verbindet und allem Anscheine nach seine Zeit hauptsächlich darauf verwendet hat, zu erlernen, wie man dem Gesetze Hohn sprechen kann, ohne dasselbe thatsächlich zu verletzen. Ob er darin aber nicht zu weit gegangen ist, ob er, durch seinen bisherigen Erfolg immer kühner und kühner gemacht und von dem Gedanken durchdrungen, daß die Regie rung eS nicht wagen werde, sich mit ihm zu messen, nicht schließlich doch seine übliche Vorsicht hrntangesetzt hat, daS wird der jetzt cingeleitete Proceß lehren. Parnell verschanzt sich hinter die Erklärung, die irische Landliga sei nur eine Art Gewerkverein und besitze dieselben Rechte wie ein solcher. Er vergißt dabei aber, daß selbst Gewerkvereinen nicht gestattet ist, die nicht mit ihnen Uebereinstimmenden durch Drohungen und Tätlichkeiten ernzuschüchtern, wenn sie nicht dem Ge setze verfallen wollen. Die Anklageschrift der Regierung gegen Parnell und Genossen ist mit großem Geschick abgefaßt. Jeder Punkt der Anklage legt den Angeklagten eine Ver schwörung zur Last, und von den 19 Punkten bezeich» nen 14 als Hauptzweck der Verschwörung die Absicht, die Eigenthümer von Pachthöfen in Irland, die an Pächter vermiethet sind, zu schädigen. 4 der übrigen Punkte bezeichnen als den Hauptzweck der Verschwö rung die Beschädigung und Belästigung der Pächter, um sie zu verhindern, ihren Geschäften frei und un gehindert nachzugehen. Der letzte und weitgehendste Anklagepunkt bezüchtigt die Angeklagten der Verschwö rung, um Uebelwollen und Feindseligkeit zwischen ge wissen Klassen in Irland zu erregen. Die „Time-" lassen die Anklagepunkte die Revue passiren und glauben, daß sie sämmtlich zu großen juristischen Controversen führen würden; jedenfalls würde der Proceß sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, und e- sei keineswegs zu erwarten, daß er früher, als Mitte Februar nächsten JahreS beendet fein wird. — Sir Stafford Northcote, der Schatzkanzler deS CabinetS Beaconsfield, sprach dieser Tage die Hoffnung auS, daß der von der Regierung emgeschlagene Weg sich al» genügend erweisen werde, um Gesetz und Ord nung in Irland aufrecht zu halten, indem er gleich zeitig erklärte, daß die Conservativen, wenn die Regie rung weitergehende Vollmacht nachgesucht hätte, solche gewährt haben würden. Die „Daily News" fragen nun Sir Stafford Northcote höhnisch, welche Gewähr man dafür habe, daß seine Partei die Regierung unterstützt haben würde, da er doch in letzter Session ost genug erfahren habe, daß man seiner Leitung nicht folge, und er oft gezwungen gewesen sei, dem äußersten Flügel seiner Partei, der sogenannten vierten Partei, die mehr in Uebereinstimmung mit Parnell handelte und sich überdies inzwischen schon stark recrutirt habe, zu folgen. Die konservative Regierung habe durch ihre Weigerung, die irische Bodengesetzfrage in die Hand zu nehmen, Parnell in den Stand gesetzt, stark, kühn und popu lär zu werden. Die conservative Regierung habe Parnell geschaffen und es ihrer Nachfolgerin überlassen,sich Mit ihm zu befassen. Dagegen äußern die „Daily NewS" ihre Befriedigung darüber, daß der Präsident der Landliga, Mr. Parnell, nicht die Absicht hab«, der gerichtlichen Ver folgung Schwierigkeiten zu bereiten,und sind überzeugt, daß die Regierung ebenso wenig auf eine Verschleppung des ProcesseS abzielt. Die öffentliche Meinung spreche sich nicht minder entschieden zu Gunsten einer kräftigen Führung desselben aus. Es sei die- eine Pflicht, so wohl den Angeklagten als der Krone und dem Lande gegenüber. — Die „Morning Post" bedauert, daß eS Mr. Parnell gelungen ist, bei einem großen Theile deS irischen Volkes sich beliebt zu machen, glaubt aber, daß, fall» eine Regierung im Amte gewesen wäre, welche nicht mit der Pachtagitation geliebäugrlt hätte, Mr. Parnell längst belehrt worden sein würde, daß daS Gesetz mächtiger sei, al» er. Mehr, als Mr. Parnell sei die Regierung zu tadeln. Parnell'S Agi tation sei wild, rücksichtslos und schädlich; die Regie rung habe derselben seit Monaten zugejchaut, ohne ihr ein Ziel zu setzen; und jetzt greife sie m letzter Stunde zu einem Processe gegen Mr. Parnell und andere Mitglieder der Landliga, der eher danach angethan sei, die Agitation zu nähren, als zu unterdrücken. — Der „Standard" meint, die Regierung müsse sehr sangui nisch sein, falls sie dem Beginne der gerichtlichen Verhandlungen mit Befriedigung und deren Verlauf mit Äemüthsruhe eutgegensehe. Die Erfahrungen der letzten Session würden die Minister darüber aufgeklärt Feuilleton. Bedigirt von Otto Bauck. K. Hostheater. — Altstadt. — Am 10. November: „Die Jungfrau von Orleans", romantische Tra gödie in 6 Acten von Schiller. (Zum Geburtstage de» Dichter« ) Ein gut besetzte« Hau», eine entgegenkommende Stimmung, eine von beiden Erscheinungen noch ge hobene Darstellung, da« stand in erfreulicher Harmonie zu der bereilwilligen Pflichterfüllung, mit welcher unser Theater den Geburtstag deS erhabenen ManneS auSzeichnet. Die Verwirklichung dieser Tragödie wird durch die Johanna der Frau Ellmenreich, deren energischer Redeausdruck den Eindruck ihrer Gestalt und ihrer physischen Mittel scheinbar sehr willkommen vergrößert, ferner durch die charakteristische Jsabeau der Frau Bayer, den Dunm« und Talbot der Herren Porth und Jaffö gan» besonders unterstützt. Auch Hr MatkowSky entspricht den wichtigsten Bedingungen »um Lionel und Hr Richelsen bestrebt sich mit Er folg, den elegisch verliebten, au- der Heldcnart ge schlagenen siebenten Karl zu zeichnen. Wir empfangen eine weiche, für die Individualität de» genannten Schauspieler- stimmungsvolle Persönlichkeit. Der historische Dauphin und endlich König Karl war vielleicht inmitten seiner durch Schande und Gewaltthat vergifteten Zeit minder rein im Herzen ge blieben. Nur Ist der Vorhang von seinem Leben ge- xadr so schwer zu lüsten, al« bei der unglücklichen Johanna und ihrem Proceß. Es bleibt immer ein Rest von Dunkelheit und Unklarheit zurück, denn die uns von diesen Gestalten und Vorgängen durch die Geschichte überlieferten Gemälde wurden von Partei männern und Schwärmern bereit« übermalt und restau- rirt, al« die Farben gleichsam noch naß waren. So gewinnt der Forscher durch alle Wiederherstellungsver suche kein feste» Contur und muß sich in Acht nehmen, nicht auf die blanke Leinwand zu kommen und Alles mit einem Mal, Mythe wie Wirklichkeit, unter den Händen zu verlieren. lieber die Jungfrau von Orleans war schon zu Schiller's Tagen viel geschrieben. In Summa existirt jetzt darüber eine Bibliothek, deren zweifelhafter Ge- fammtwerth dem Papierverbrauch nicht entspricht. Von den besseren Einzelwerken dieser Actensammlung pflegt daS le^te Buch den letzten Vorgänger zu absorbiren. Auch Karl v. Gebler würde dieses bei Forschungen gebräuchliche Resultat vielleicht in der glänzendsten Weise erreicht haben, wenn er bei seinem leider so kurzen Leben über die Vorgeschichte, über die schildernde Stoffsichtung, die mit einziger Lebendigkeit geschrieben ist, bei seiner „Johanna d'Arc" hinauSgekommen wäre. Zu dieser Vorgeschichte gehört auch die Ermordung Johann'S von Burgund. Frankieich war bereits durch den langen Krieg mit England so verwüstet, daß eS an Aussaat für die Felder fehlte. Niemals litt diese- vielgeprüfte Land unter einer furchtbareren Zeit der Parteileidenschaft, de» Verrath» der Großen unter einander, der Zerfleischung der Provinzen und de» Volk». Ich will hier nach Gebler'» Erörterungen den Mord de« Herzog» von Burgund auf der omineusen Brücke anführen. Geschwächt durch die verlorenen Schlachten, Städte und Landesgebiete an Heinrich V. von England erklär ten sich Jsabeau und Johann von Burgund zu weit gehenden Concessionen bereit, aber Heinrich beharrte auf seinem ursprünglichen Verlangen, nebst der Tochter Karl'S V1. mit einer Aussteuer von einer Million Kro nen die Provinzen Guyenne, Normandie, Bretagne, Maine, Anjou, Touraine — kurz halb Frankreich zu erhalten, und als er sah, daß sich der Herzog von Burgund zu einem so schmählichen Vertrage nicht her- beilassen wollte, beging er die Unvorsichtigkeit, dem Herzog die Drohung ins Gesicht zu schleudern: „Wißt, guter Vetter, wir werden entweder die Tochter Eures KümgS haben mit Allem, was wir verlangen, oder wir werden ihn und Euch au» dem Königreiche jagen!" — Diese Beleidigung verwandelte den Herzog in einen guten Patrioten. Er wandte sich mit wirklich aufrich tigen BersöhnungSgedanken dem Dauphin zu, der mitt lerweile den Titel eine» Generalstatthalter» de» König reiche» angenommen und zu Poitier» ein Parlament eingesetzt hatte. Am 11. Juli sand eine Zusammen kunft zwischen den beiden Prinzen iv der Nähe von Melun Statt. Herzog Johann beugte da» Knie, der Dauphin hob ihn auf, küßte ihn und hieraus schworen sie sich über da» Evangelium „bei ihrem Antheil an da» Paradies" Frieden und völlige Aussöhnung zu. Beim Abschied hielt Herzog Johann trotz aller Wider reden de« Dauphin« diesem den Steigbügel und der jahrelange Zwist schien endlich in wahrhaft aufrichtig gemeinter Weise geschlichtet zu sein. Aber die sehr vald dieser Unterredung folgenden Ereignisse ließen die friedfertigen Gesinnungen der beiden Prinzen, insbe sondere de« Dauphin«, in ganz eigenthümlichem Lichte erscheinen. Der Letztere, ein 16jähriger, geistig und körperlich in der Entwickelung zurückgebliebener Jüng ling, der vollständig unter dem Einflüsse seiner Ar- magnac'jchen Umgebung stand, war nicht zu be wegen, sich mit dir Königin und dem Herzog von Burgund zu vereinigen. Auch fuhren die wackeren Ritter beider Parteien fort, sich unbekümmert um jeden FriedenStractal nach Herzenslust zu bekriegen. Da lud der Dauphin den Herzog Johann zu einer nochmaligen Unterredung ein, angeblich „um über die Wiederher stellung der Königreiche- zu berathen". Bon seiner Maitresse, der Frau v. Giac, hastig gedrängt, fügte sich Herzog Johann endlich. Die Honnebrücke bei Montrrau wurde zum Platze der Zusammenkunft ge wählt und dieselbe hierzu der argwöhnischen Sitte der Zeit gemäß passend heraerichtet Man fpertte sie gegen beide Ufer hin mit festen Barrieren ad und in der Mitte der Brücke ward mittelst Bietern eine Loge hergestellt, innerhalb welcher die beiden Prinzen, jeder nur von zehn Begleitern umgeben, sich begegnen soll ten. Diese Borbereitungen wurden ausschließlich von Leuten deS Dauphins so auSgeführt, daß eine sonst gebräuchliche in der Mitte der Loge anzubringende Barriere, welche die beiden Fürsten getrennt hätte, fehlte, wie denn überhaupt alle Anordnungen in einer Art getroffen waren, welche die Begleiter des Herzog« von Burgund veranlaßten, diesen noch in der letzten Minute zu beschwören, die Brücke nicht zu betteten. Aber Herzog Johann schlug Tannegui Duchütel, der ihm im Auftrage de« Dauphin» entgegenaekommen war, auf die Schulter und rief ritterlich: „Dieser ist e», dem ich mich anverttauel" Gegen 4 Uhr Nach mittag« betrat er den verhängnißvollen Raum, wo »ha
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