Dresdner Journal : 12.12.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-12-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188012129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-12
- Tag1880-12-12
- Monat1880-12
- Jahr1880
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- Titel
- Dresdner Journal : 12.12.1880
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^2SY. lädrttck: . . l» Z-sLkrtiot,: 4 »»rlr v0?( Liai«lo«Hu»«oEra: IO kl Su««»»Id ä«äeot»od«u lleiode» tritt k«t- uaü 8tmvpel»i«:bl»8 Kin»«. lo«vr»tenprrl»er NSr 6»° L»m» «>uer Ae»p»ttvo«i» ?vtit«il» SV kk. Vvt« „Liugeamüt« äio 2«l« bv kk. rrsebalnen» DtUtiod mit änenukm« «ix 8«»»- o»6 keiert»^* für tivn foh?«n^«v l'»». Sonntag,, den 12. December. Nres-ncrIMtMl. 188V. Iii,in»Uu»»n,bou> ani^Stts« Latpet»: />>. Deaaäottttel-, Oi-vil-n^ionNr <t>- Vrsxiovr ^ouri»!,k; >»»d«U-»«ttt» Vi« l^tp,t» Uu»,I - l «. »u ä, L«rU» Vi»».UEi»»r^ Nr»^ r»tp»lL-Pr»Llctlu1 ». U.-«ü»«d»ü: Alt.? U^U»: S. Ztor^iet, : L Schotte,> »r—l»»: L. Ltanpe»"» ttün-Lu, />>. ^cn-t; kri»ttart ». U.« <Za4Aer'»«t»« u. (,'. ^/rrr,»«»«- xkv Itueddnoülna^i viirltt,: ü LsMrr, N»»oor,r: 6 Se^^/ «- r»rt» ->«»tt»-ifr»»llturt ». » »tott^«rt! L««-« «» L»»d«, Lt«»»<r Verantwortliche Redaktion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. -SS Aerausxederr NS»i»l. Lipeäition «le« l-reiner ^ovrnicl«, l>re«jav, üvinsrer«lr»«x Ko. so. W-MMWM^^SSSSS^SSSSSWiMMiMSSSW Inserate für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journal^ eine sehr ge eignete Verbreitung. Der JnfrrttonSpreiS be trügt 2V Pf. für die Jnseratenzeile oder deren Raum. Bei mehrmaliger Wiederholung eines Inserate- wird ein entsprechender Rabatt ge währt. U WW^ In Dresden»Reastadt können In serate für das „Dresdner Journal" in der Kunst- und Musikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (Hauptstraße 31), woselbst auch Abonne ments-Bestellungen auf unser Blatt Annahme finden, abgegeben werden. Amtlicher Theil. Dresden, 8. December. Se. Majestät der König hat nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee aUergnädigst -U genehmigen geruht: Die Ernennung der außeretatSmäßigen Seconde- lieutenant» Adler des 1. Feld-Artillerie-Regiment» Nr. 12, Hentschel und v. Watzdorf deS 2. Feld- Artiüerie-Regiment» Nr. 28, Heinicke, Arnold, Reum «nd Schramm des Fuß-Attillerie-Regiment» Nr. 12 zu etat-mäßigen Gecondelieutenant» der Ar tillerie; die Beförderung der Bicefeldwebel resp. Vice- wachmrister der Reserve Wimmer und Wiegandt des 1. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr. 100, Lind ner, Friedet, Werner, Schilling, Kühnelt und Fickert der 2. Grenadier-Regiment- Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen*, Klötzer de- 3. In fanterie Regiment- Nr. 102, Grimm, Kotte, Hauffe und Tuchatsch des 4. Infanterie-Regiment» Ar. 103, Keller und Renner de» 5. Infanterie-Regiment» „Prinz Friedrich August* Nr. 104, Merbach, Schäffner und Benzien de» 7. Infanterie-Regi ment» „Prinz Georg* Nr. 106, Weickert, Fröbel, Bürde, Grützmann, Krüll, Fraustadt, Rein hardt und Schnauß de» 8. Infanterie-Regiment» „Prinz Johann Georg* Nr. 107, Hantzsch, Dr. Rüger, Rabeneck, Herold, Poland, Schmidt, Buhl/'Papperitz, Rehdock und Duckarm de» Schützen-(Füsilier-) Regiment» „Prinz Georg Nr. 108, Schmidt de» 2. Jäger-Bataillon» Nr. 13, Mehr de» Karabinier-Regnnrnt», Reißig de» 1. Ulanrn- Regunent» Nr. 17, Spie» de» 1. Husaren-Regiment» Nr. 18, Friedrich und Dietrich de» 1. F«ld-Ar- tillerie-Regiment» Nr. 12, Redtel und Groo» de» 1. Feld-Artillerie-Regit«»»» Nr. 28, Freitag, Huste und Zeidler de» Fuß Ai Mic^ Regiment» Nr. 12, ReicheltuudLehüert de»Pionnier-Bataillou»Nr. 12, sowie Kreb», Schmidt, Stalling und Geuckr de« Train-Bataillon» Nr. 12 zu GecondelieutenantS der Reserve in ihren Truppentheilen; dir von dem Ge- coudelieutenaut der Reserve Dr. Reumann de» 3. Infanterie-Regiment» Nr. 102 erbetene Verabschiedung an» allerhöchsten Kriegsdiensten Se. Majestät der Köuig hat allergnädigst geruht, dem Gendarm Martin zu Großpostwitz da» allge meine Ehrenzeichen z» verleihen. Bekanntmachung. Die nächste Prüfung der Expectanten für da» Königlich Sächsische Kadetten-Korps soll am 25. und 26. April 1881 statlfinden und werden die an da» Kommando dr» Kadetten,Korps zu richtenden Anmeldungen dazu am 1b. Februar geschlossen. Die wissenschaftlichen Anforderungen an die Expec- tanten für die Aufnahme in da» Kadetten - Korps, die übrigen Vorbedingungen, sowie die näheren Vorschriften, noch denen die 60 eiatSmäßigen Kadettenstellen mit einem jährlichen ErzithungSbettrage von 90, 180 und 300 M. zur Bertheilung kommen, sind au» dem Re gulativ für da» Königlich Sächsische Kadetten - Korp» vom Jahre 1880, welches in der Buchhandlung von Earl Höckner — Dresden Neustadt — käuflich bezogen werden kann, zu ersehen. Dre-den, am 10. December 1880. Kriegs-Ministerium von Fabrice. Beyer. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte a. Buda-Pest, Freitag, 10. December, Abend«. (Tel. o. Boh.) Der Municipalauöschuß stellte heute auch die Bedingungen der Concesfion für da« deutsche Theater (vgl die „TageSqeschichte*) fest. Die dieSfällige Vorlage de» Magistrat« wurde in einem Punkte sogar zu Gunsten de« Concrsfiouörntwurf« modifieirt. Der Verlauf der Sitzung war äußerst glatt, da die Opposition di» versöhnlichsten Dis positionen an den Tag legte. Auf der Galerie waren etwa SO Zuschauer anwesend, die sich jedoch ruhig verhielten; die aufgeboteven Constabler wur den gegen Schluß der Sitzung wieder abbeordert. Dir Bedingungen find: 1) Entrichtung einer Concession-gebühr von 1500 Fl. 2) Ablösung der 4 alljährlich zu gebenden Wohl- thätigkeit-vorstellungen zu einem freien Betrage von 400 Fl. 3) Vor Eröffnung deS Theaters sind alle bau- und sicherheit-polizeilichen Anordnungen de» Ma gistrat» zu erfüllen. 4) Die Eoncesfion ist weder übertragbar, noch kann sie vererbt werden. 5) Die Entziehung der Eoncesfion kann nur in dem Falle er folgen, wenn eine gerichtliche Berurtheilung wegen eine» Verbrechens gegen die Nation, Verfassung oder öffentliche Moral vorläge. Di» Eröffnung deS Theaters soll zu Weih- uachteu erfolgen. Paris, Freitag, 10. December, AbendS. (W. T. B.) Der Senat hat heute die noch übrigen Ar tikel deS Gesetzentwurf« über de» Secuudärunter- richt für Mädchen angenommen. Der Artikel, durch welchen ein CursuS übcr dir Moral, außer- halb der Religion, in die Schulen eiugeführt wird, wurde vom Herzog v. Broglir lebhaft bekämpft. DaS Tribunal der Seine bat sich »egen der von den Dominicanern und anderen OrdenSange- hörigen zwecks Wiedereinsetzung in ihr früheres Domicil erhobenen Klagen für competent erklärt. Der Präfeet wird den Competenzconflirt erhebe«. Rom, Freitag, 10. December, AbeudS. (W. T. B.) Der König hat heute den ueuernannteu däuischeu Gesandten v. Hrgermaun Lindencroue, sowie den bayerscheu Gesandten Krhrn. v. Taut- phönS, welche ihre Creditive überreichten, em- pfangen. Ja der Deputirtrukammer erklärte hellte bei Berathuug deS Budgets "«« Ministeriums deS Auswärtigen in Beantwortung mehrerer an ihn gerichteter Anfragen der Ministerpräsident Cairoli, er werd», wenn irgend möglich, dir italienische Gesandtschaft in Madrid zum Range einer Bot schaft erheben und für Belgrad demnächst «iueu Vertreter Italiens mit demjenigen Range »raen- reu, welcher den freundschaftliche» Gesinnungen Italien« für Serbien entspreche. Der Deputirte Massari machte den Ministerpräsidenten auf da« Recht und die Pflicht aufmerksam, von der Pforte au« Courtoisierücksichtru die Ernennung eine« Botschafter« an Stelle dr« bi«hrrig,n Gesandten zu fordern. Da« Budget de« Ministerium« de« Auswärtigen wurde angenommeu. London, Sonnabend, 11. December. (Tel. d. Dresdo. Journ.) Die „TimrS" besprechen heute den Vorschlag, die griechische Frage einem europäischen Schiedsgerichte zu überweisen, und glauben, daß eine solche Mediation die nöthige Kraft besitzen werde, um den zu fassenden Entscheidungen Nach druck zu verleiben. Die griechische Krage dürfte nicht länger sich selbst überlassen bleiben. DaS einzige Mittel, den griechisch-türkischen Krieg ab- zuwenden, sei die Aufrechterhaltung deS euro päischen ConcertS. Dresden, 11. December. Der berühmte französische Nationalökonom Leroy de Beaulieu sprach bereit» vor einiger Zeit einen Ge danken au», der maßgebend für die französische Eolonial- und Handelspolitik sein zu ,ollen scheint. Er machte darauf aufmerksam, daß r» heute nicht die Aufgabe der Rationen sei, sich zu bekriege», sondern weitgehende Arbeiten im Interesse der EiviUsation zu unternehmen, die großen Interessen de» Welthandel» zu befördern und der Eultur neue Länder zu erschließen. In der Lhat scheint diese» auch heute der Grundzug de» französischen Wesen- zu sein, und die französische Natron zeigt eine Expansivkrast, wie sie dieselbe seit Langem nicht an den Tag legte. Durch die Erwer bung von Tahiti hat Frankreich Fuß »m stillen Ocean gefaßt und hat eS in der Hand, nach Eröffnung de in französischen Händen befindlichen Panamacanal» den Welthandel über seine Besitzungen zu letten und auf Tahiti für die Producte Mexico- und Le»tral- amerikaS einen großartigen Stapelplatz zu eröffnen. England erwächst in Frankreich im stillen Ocean ein mächtiger Loncurrent. In derselben Welse sucht Frank reich in Syrien dem englischen Einfluß die Spitze zu bieten und dort sein alte» Ansehen wiederherzustellen. In der orientalischen Frage sehen wir Frankrelch eine freundschaftliche Haltung zu Deutschland und Oester reich-Ungarn einnrhmen, in der richtigen Erkenntniß, daß diese Haltung seinen Interessen am meisten ent spricht. Deutschland ist im Orient völlia unbetheiligter Zuschauer, Oesterreich-Ungarn versolgt keine denjenigen Frankreichs »rderftreitendev Ziele, während letztere» ein Ueberwiegen de» englische» oder russischen Einflüsse» rn Konstantinopel verhindern muß. Die gesammte äußere Polüik Frankreich» verfolgt im Augenblick die Aufgabe, den Welthandel m großartigem Maßstab in die Hände Frankreich» zu leiten und al» Rivale Eng lands seinen Einfluß auf dir Wcltpolitik geltend zu machen. Mtt großer Findigkeit hat die Hande'»Politik der gegenwärtigen französischen Regierung insbesondere die Bedeutung Afrika» für dir europäischen Han- delSinterrssen erkannt. Ganz im Stillen hat Frank reich dort großartige Unternehmungen vorbereitet, über welche die französischen Blätter uu» unerwartet über raschende Aufschlüsse bringen. Der „National* veröffentlichte letzter Tage eioen höchst interessanten Bericht über die von Setten der französischen Regierung emgelettete militärische und geographische Expedition, die zum Ziele hat, mittelst einer Eisenbahn die französischen Besitzungen am Sene gal mtt dem Nigerbecken und Wetter mtt dem Sudan in definitive Verbindung zu bringen. LS handelt sich darum, den immensen Handel Eeutralafrikat an die Küste zu leiten, den Producten der französischen In dustrie ein große« Absatzgebiet zu öffnen und in dies« fernen Gegenden der Ewilisatio» Eingang zu ver schaffen durch Erbauung oder Benutzung von Straßen, di« eine schnelle, immer gangbare und sichere Verbm- duug gewähre». Am 5. October haben sich die Be fehlshaber der Expedition DeSdorde» und Derruu mit ihren Offizieren und einer geoügenden Zahl von Ma rinetruppen und Arbeitern in Bordeaux nach Samt-Loui» eingeschifft. Von da Pahren dieselben A>en Senegal hinauf bis M«dina und marschire» zu Lande bi- Bon- fala, 300 Meileu vau der Küste, wo da» erste Fort errichtet und vou wo die Expedition ihre ErforschungS- reise antreten wird. Ist da Riga erreicht und die Eisenbahn fettig, so wird man lacht nach Tombuktu gelangen, indem man den Fluß auf gut armirten Ka- nonenbaotru abwsO» fährt; man wird dort eine Han- delSstatiou erricht«! können, die mit Eentralasrcka den Verkehr unterhalten und den Erforschern, die von allen Seiten in den afrikanischen Eontment zu dangen suchen, al» Stützpunkt dienen wird. In der „Revue de» deux Monde»* schildert Paul Bourde sehr anschaulich die bisher in West-Su- dan unternommenen Arbeiten. Die Eisenbahn, welche vou Dckar an der Küste Senegarnlneus nach Satvt- Loui» führen wird, besitzt eine ungefähre Länge von 260 lau. Nicht ohne Mtihe erlangte man von dem eingeborenen Herrscher, dem Dämel von Layor. die Erlaubniß zum Baue der Bohn; allein die französische Gewandtheit wußte den Afrikaner schfteßlüu zu bedeu tenden Zugeständnissen zu veranlassen Das Bauholz liefett der Damel uneutgeltlich, die Arbeiter, welche er bazustelleu hat, erholten 1 FrcS. 25 Eentimes täglich, oder, wenn ihnen Rei» verabreicht wird, 75 Centimes täglich, und am Ende jeder Arbeittcampogne (Decem ber bi» Mai) werden ihm zwei schöne arabische Pserde zum Geschenk gemacht. Außerdem wird ihm und einem Gefolge von 20 Personen für alle Zukunft freie Fahrt versprochen. Da da» Land sehr fruchtbar ist, so hofft man auf eine jährliche Krachteueinuahme von 810000 FrcA; rech»et man hierzu den Eingang au» dem Perfonerchrrkehr, der auf 18000 Fahrende ver anschlagt wirb, so erhält man einen Betrag, der die Verzinsung^ de« Eapital» vou 16 Millionen Franc» immerhin sichert. Judeß wird eine SlaatSgarantie gewährt «erden, und wenn diese einmal von den Kammern förmlich bewilligt ist, so kann die C'om- p»8»is äe» LabixnoUes, welche die Concession bereit» r Ny:, sofort mit dem Bau beginnen. Die Linie Dakar-Saivt-Loui« ist indeß der ge ringste Theil de» Netze- In Mpal zweigt die große, »ach dem Niger führend« Bah» ab, welche d>t Medina 580 Kur, von hier an den Endpunkt Bamako am Niger 520 üm, zusammen also 1100 bw mißt, demuoch erheblich länger, al» etwa die Strecke Paris-DreSden ist. Auch hier bietet die Gegend dem Baue nur wenig Schunerigketten mit Ausnahme des Durchbruche» durch da» die Wasserscheide zwischen Senegal und Niger bildende Gebirge, welche» auf halbem Wege zwischen Medina und Bamako erreicht wird. E» ist wahr scheinlich, daß mau sich dafür entscheiden wird, die Bahn im Senegatthale selbst zu bauen, we'che» zu diesem Zwecke von einer Miffion unter Führung Jacquemarl'S durchforscht worden «st. Jacquemart fand in diesem Thale, dessen Fruchtbarkeit durch die jährlich wiederkehreudeu Ueberschwemmungen noch er höht wird, 331 Dörfer, deren Beivodnerzahl auf 184000 Menschen geschätzt wird. Die Produtte sind Hirse, Reis, Mars, Bohnen, Erdnüsse, Indigo, Baum wolle, ferner Wach», G»mmi und Straußsedern. In gewisse» Gegenden herrscht ein migemeiner Viehrnch- thum, in anderen em großer Wildreichthum. Feuilleton. «edi-irt von Otto Banck. L. Hofttzeäter. — Altstadt. — Am 10. December: „Der Kaufmann vou Venedig*, Schauspiel in 5 Acten von Shakespeare. Rach A. W. Schlegel» Uebersetzung von Ld. Devrient bearbeitet. (Hr. Friedrich Haase, al« Gast.) Die Darstellung de» Gaste» in der Rolle de- Shylock hatte schon vor zwei Jahren, al» sie hier zu erst gesehen wurde, durch die interessante Auffassung und eigenartige Durchführung die lebhafte Theilnahme erweckt. Mit derselben Spannung begleitete man sie auch dir« Mal bi» zu Ende. Erhöht wird ditse Darbietung »icht durch die ge wöhnlich dazu verwendeten Mittel leidenschmMchtr Kraft und phqsi'cher Gewalt der Sprache, auch nicht durch eine theatralische äußerliche Ausprägung d«S jüdischen Charakterbilder, sondern durch die psycholo gisch auSgeatbelkete allgemeine menschliche Wahrheit, welche der Künstler in den verschiedenen SeelenfttM- «ungen und geheimen Regungen und Revanchegelüsten Shylock'» wiedergiebt. Es hat diese kulturgeschichtlich realistische Intention «Nh insosern ihre Berechtigung, al« sie im An-gang de« Gemälde» jene- tragikomische Element verneint, welche« Shakespeare al« ein von der W«ih« d« Poesie gleichsam veiMigttt Menschenzeichnrr niemal« im Sinne de» späteren englischen Theater» gewollt haben kann. Shylock unterliegt, schuldig, doch zugleich Mitleid erweckend, dem Uebecmaß christkich juridischer listiger Rach«, wtlch« der Roheit de« früheren Zeitgeistes ebenso angemessen war, al» da» satanische Begehren Shylock'» nach dem Tod seine- Racefeiude«. Ein paar Hundert Jahre später würde sich die Farce mit dem Fleischschein in einen Börfen- eclat oder Eravattenskandal verwandelt Haden. In dieser Schlußfcene erntet der Gast seinen Er folg »nd Gewinn ganz besonder» von der liebevoll ge pflegten E»ttachhctt seiner Rede, von der feinen, tief rindringenden Geberdensprache ferne» Spiels. So fehen wir in dieser Shylockdarstellung sich wie der die Thatsache bestätigen, daß einer großen Dich- t»«g von den verschiedensten Individualitäten ein in sich wirksame», berechtigte» Gesammtbild für die Schau spielkunst abzugewinnen ist. Die Rolle der Jessika verlangt oh»e Frage in Bezug auf liebebedürftige» Temperament und entzünd liches Blut eine etwa» glaubhaftere Verwirklichung, al» ihr dies« der biedere Redeausdruck von Frl. Hahn zu geben vermag. Frl. v. Ernest, die aus Mangel an Beschäftigung zum Schaden unseres Personals ohne hin sehr au» der Uebnng kommt, hat für jeu« Pattie doch einige lebhaftere Farben zu bieten. Hr. Matkow»ky war al» Bassanio recht anspre chend, und Frl. Ulrich hat für die Pottia da» Grund- «lement, den sprühenden Uebermuth de» Leben». Re- fiettirrnd läßt sich dieser Rolle nutzt Herr werden. I« Uebrige» ist unserm P»blicum die Darstell»»g vom „Kaufmann vo» Be»edig* ei« mehr wohlbekannte, al» rege besuchte. O. B. Freitag, den 10. December gab im Börsensaale die Pianistin Fräulein Margarethe Herr ein Loueert und machte eiae» fthr erfreuliche« Eindruck darch den bedeutenden Fortschritt, den sie seit ihrem letzten hiesigen Auftreten in der künstlerischen Durchbildung ihre» Ta lent» errungen hat. Sie hat in ihrem Spiel an freier, sicherer Beherrschung der Technik, wie an selbstständi ger Auffassung, Wärme und musikalischer, bestimmter Haltung de» Vorlrags ungemein gewonnen, wofür sich ihr hilfreich Phantasie, Temperament und richtige Em pfindung entwickelt haben. Den musikalisch gewichtig sten Beweis dafür ergab die sehr loden»werthe Wieder gäbe der km-moll-Sonate von Schumann, deren tech nische Schwierigkeiten noch durch die Schwierigkeit möglichst klarer Gestaltung in ihren unvermittelt wech selnden Stimmungen und ihrem Ringen mit der Form überboten werden. Die Spielerin enoie» ein über raschend innerliches Erfassen und Beleben der schönen und kühn erstürmenden Momente dieses JugendwerkoS, welches zuerst al» eigentliche David»büudler - Eompv- sition „von Florestan und Eusebius* editt uud später von Schumann selbst mit ungerecht Hatter Selbstkritik al» „wüste» Zeug* bezeichnet wurde. Für die Deut lichkeit der etwa» schwülstigen AuSdruckSweise, nament lich im ersten Satz, wäre der Gebrauch d«S Pedal» noch zu beschränken gewesen, und bei einem Flügel iAscherberg) von so kräftiger Fülle und schönem Ge lang de» Tone» ist da» ohne Effettverlust zu v»ag«n. Eine Reihe kürzerer Pucen von Händel, Mendels sohn, Ehopin, Scholtz, Tschaikowsky rc. ergaben sehr anziehende und theilweis« vorzüglich«, mtt feinem musi kalische» Gefühl für Ausdruck, Schattiruug uud reizen des Loncolortt autg«arbeitete Leistungen; als ganz besonders gelungen, graziös und poetisch empfunden in der Wiedergabe sei Chopin'« Impromptu (km-ckv) hervmrgehoben. Möge sich die juuge Spielen» vor Allem die Natürlichkeit «nd Gesundheit ihre» Spiel- wahren und e» vor der modernen affeclirten Empfind samkeit de» Ausdruck» behüten. Frau Anna Hildach unterstützte da» Loncett durch beifällig ausgenommen« Borträge von Liedern, einer Ane au» Jdvmeueo und im Verein mtt Hrn. Engen Hildach durch Ausführung dreier Duette von Henschel. L. Banck. Zllustrirte Werke zu Festgeschevkeu. „OperncykluS im Foyrr de» k. k. Opern hause» in Wien.* Vierzehn Compositionen von Morry v. Schwind. Mit Text von Ed. HanSlick München, Friedrich Bruckmann » Verlag. Die Artikel dieser Firma znch«ien sich schon immer durch ei« Ausstattung au«, die mit Eleganz eine gaoisse sokde Gediegenheit wohlthuend verbindet, wie da« auffallend i» der „Odyssee* uud in der „Schweiz* hervottrat. Hier ist e» weeder der Fall. Bekanntlich genießen die A»«schmückunge» in den Foyer» der Theater selten die gesammelte Theilnahme de» Pudluum«; sie werden kaum in ihrer Totalität erfaßt. Am schmerzlichsten roird babm eia Künstler betroffen, der wie Schwind mit der siumgen Phantasie fei»er Romantik, mtt der Liebe zum Ornament and zur Episod« in Arabesken uud Redeubildern so gern m« Einzelne geht. Seine Lefftungrn find für da» Zimmer oder die Mappe erst ein wahrer Schatz; ihr psychischer Reichthum mehrt sich unter dem Sauunttglase ruhiger Betrachtung. Die» Buch bittet «i« gnuutr geschmackvolle Wieder, gab« ftlna ErftotumgSsülle, Humor, Satire und siun
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