Delete Search...
Dresdner Journal : 08.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188010088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-08
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 08.10.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
gerichtet seien. Die Schwierigkeiten zur Erreichung diese» Zieles sand er in der noch vorhandenen Un- gleichartigkeit der Vorbildung der Studirenden, in Be zug auf welche schon große Fortschritte gegen die Ver gangenheit zu verzeichnen seien. Die jüngeren Gene rationen, denen die Zutunst gehöre, würden zu ent scheiden haben, ob die nächste Säcularfrier in Ver bindung mit der Universität stattfinden werde. Bei dem hieraus stattfindenden Empfang der zur Feier erschienenen Deputationen durch den Vorsitzenden der Veterinärcommission und Direction der Thierarznei schule, Hrn. Geh. Rath Just, zu dessen beiden Seiten da« Lehrerkollegium Aufstellung genommen hatte, über brachte zunächst Prof. l)r. Leuckart au« Leipzig unter Ueberreichung einer Adresse in prachtvollem Ein band die Glückwünsche der Landesuniversität, woraus Prof. vr. Braune namens der medicinischen Facultät Leipzig« dem geh. Medicinalrath Prof. vr. Leise ring da« Diplom eine« EhrendoctorS der Medicin einhändigte. Präsident geh. Medicinalrath l)r. Rein hard sprach die Glückwünsche de» LandeSmedicinal« collegium«, die Deputieren de« Rath» und der Stadt verordneten Dresden», geführt von Bürgermeister geh. Justizrath l)r. Rüger und Hofrath Ackermann, durch Ersteren die der Stadtgemelnde au». Al« Vorstand der Sanität-direction der Armee beglückwünschte Ge neralarzt Or. Roth, die Deputation der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde gratulirte durch Hofrath l)r. Eteltzner, welcher die Ernennung de« geh. Medicinal rath» 0r. Haubner zum Ehrenmitglied« dieser Gesell schaft proclamirte. Al» Sprecher für da» Lehrerkollegium der Berliner königl. Thierarzneischule trat unter Ueber reichung einer Adreffe Geh Rath Prof. Roloff, für Tagesgeschichte. Dresden, 7. Oktober. Bon Sr. königl. Hoheit dem Großherzog von Sachsen-Weimar ist dem Vor sitzenden der Eommission sür da» Beterinärwesen, Geh. Nath a. D. Just hier da» Eomthurkreuz I. Klasse de« Hau«orden« der Wachsamkeit oder vom weißen Fallen und dem Professor an der hiesigen Thierarznelschule, geh. Medicinalrath vr. Leisering das Ritterkreuz j. Klaffe desselben Orden« verliehen worden. * Berlin, 6 October. Se. Majestät der Kaiser wird, wie die „Prov.-Corr " meldet, auch am Morgen de« zweiten Tage« dem Dombauseste in Köln beiwohnen und mit hohem Gefolge den historischen Festzug von der Kaisertribüne auf dem Domhof in Augenschein nehmen. — Wie der „Nordd. Allg. Ztg " mitgetheilt wich, entbehrt die in allen Zeitungen sich wiederholende Nachricht einer angeblichen Verlobung Sr. königl. Hoheit de« Großherzog- von Hessen mit Ihrer königl. Hoheit der vernuttweten Pnnzeffin Heinrich der Nieder lande jeder Begründung. — Der königl. sächsische Krieg-minister, General der Eavallerie v. Fabrice, ist au» Dresden hier ringetrvffen. — Wie der „Magd. Ztg." geschrieben wird, hatten die zum Theil maßlosen Ausfälle altdeutfcher Blätter auf den Statthalter von Elsaß-Lothringen, Feldmarschall Frhrn. v. Manteuffel, dazu beigetragen, „daß die Popularität des Herrn v. Manteuffel außerordentlich zugenommen hat, und »war nicht blo» auf dem Lande, wo er bekanntlich bei seinen Rundreifen mit außerordentlicher Herzlichkeit ausgenommen worden ist, sondern auch m den Städten. Biel hat hierbei auch der Umstand mitgewirkt, daß er für Jedermann persönlich zugänglich ist. Wenn un« nicht Alles täuscht, dürste diese Popularität auch auf die Beziehungen der Regierung zum LandesauSschuß nicht ganz ohne Rückwirkung bleiben." — Die gestern von uns erwähnte Immediateingabe rheinischer Katholiken an Se. Majestät den Kaiser anläßlich des DombaufefteS lautet: Da- Fest der Vollendung des Kölner Domes, der alt ehrwürdigen Katbedrale der Erzdiöcese Köln, giebt den ehr erbietigst unterzeichneten rheinijchen Katholiken erneuten Bn- lab, die lande-väterliche Aufmerksamkeit Ew. Majestät, des DomdaueS hohen Proiector«, auf dir traurige Lage »er katholischen Kirche in Preußen hinzulenken. Wenn irgend etwa- geeignet erscheint, uns den ganzen Druck dieser Lage schmerzlich empfinden zu lassen, so »st es die Thaljache, daß jene so lange ersehnte Feier begangen wird, ohne daß der nach unserer kirchlichen Uederzeugung rechtmäßige Oberhirt der Erzdiöcese bei dieser feierlichen Gelegenheit feine» hohen Amtes zu walten in der Lage ist Zum ersten Male in der wechfelvollen vorjährigen Geschichte be» hehren Gotteshauses wird ein Dombaufest gehalten ohne Erzbischof Die Stelle, an welcher 1842 und t848 zur Seite de» hochseligen König- Friedrich Wilhelm IV., des begeisterten und von der rheini schen Bevölkerung dankbar verehrten Förderers der Dombau jache, der Vorgänger unsere- Erzbijchojs stand, wird 1880, bei dem bedeutungsvollsten Abschnitt in der Geschichte de» Dombauer, leer sein, und die damals so wohlthuend hervorgetretene Eintracht zwischen der staatlichen und der Archlichen Gewalt lebt heute nur noch in der Erinnerung der Zeitgenossen. Unsere ehedem so blühenden kirchlichen Einrichtungen sind zum großen Theile zertrümmert; die Zahl der verwaisten Pfarreien beläuft sich allein in der Kölner Erzdiöcese aus nahezu 200 von 81»; viele Tausende Katholiken entbehren der regelmäßigen Seelsorge, und immer schwieriger wird in den katholischen LandeStheilen die Er füllung des von Ew Majestät bei tiestraurigem Anlaß aus gesprochenen Worte», daß dem Volke die Religion erhalten werden müsse Kaiserlich königliche Majestät! Im katho lischen Volke ist weithin der Glaube verbreitet, daß in der Vorlage, welche eine theilweise Abänderung de» gegenwär tigen unerträglichen Zustande- herbeisühren sollte, der die Rückkehr unserer Bischöse ermöglichende Artikel aus der un mittelbaren Initiative Ew Majestät hervorgcgangen sei. Diese wichtigste Bestimmung wurde abgelehnt Das ganze au» den Berathungen der beiden Häuser de» Landtage» her vorgegangene Gesetz hat noch allgemeiner Eckenntniß nur sehr geringe Erleichterungen gebrach«, da die aushilfsweise Vornahme kirchlicher Functionen in den verwaisten Pfarreien ihre Grenze in der LeiftungSsähigkert unserer, den vermehrten Anstrengungen erliegenden Seelsorger findet. Thatjächlich ist unter diesen Umständen den unter Ew. Majestät Scepter lebenden Katholiken die feierlichst verbriefte freie Religion- Übung verkümmert, im schroffen Gegensätze zu jenen Ver hältnissen, di, noch wenige Jahre vor dem Ausbruche de- kirchenpolitischen Lonflicte» Ew. Majestät selbst, bei der KrönungSseier in Königsberg, al» durch Geschichte, Ver fassung und Gesetz wohlgeordnet mit Genugthuung bezeugt Haden Die Katholiken sühlen sich heute in ihren hei- ligsten Interessen bedroht und verletzt; sür die Hoffnung aus baldige Beseitigung de« aus ihnen lastenden Druckes sehlt jeder Anhalt — wer kann sie tadeln, daß die Freude über die Vollendung des DomS ihren tiefen Schmerz über die Bedrängniß ihrer Kirche nicht zurückzudrängen vermag! Ew Majestät bitten wir, dieser Lage der Dinge in landeS- väterlicher Huld und Fürsorge erneute Würdigung angcdeihen zu lasten, mit mächtiger Hand wirksame Abhilfe so schweren Unheils für die katholischen Landeskinder herbeizusühre» und insbesondere der Erzdiöcese ihren Oberhirlen wiederzugeben. Wir sind von der Uederzeugung durchdrungen, daß Ew. Majestät Regierung sür alle da» Wesen der Kirch« achtende 1AU Nlß gelangt sein, daß werden kann, gewisse E! gewisse Elemente zu entfeffeln. In ge- stenS liest man heute bereits in der „N. fr. Pr.", daß einem großen Boote an Bord des „Forte", wo de ¬ in einer tschechischen Provinzstadt auf die Initiative des jungtschechlschen Clubs ehestens ein tschechischer Parteitag als Antwort auf den Karlsbader einbe- ruf.n werden solle. — Die Brünner Bevölkerung hat ihr Mandat für den Reichsrath Mit einer erdrückenden Majorität auf den einstigen Handelsniinister v. Chlu- mecky übertragen, dessen Wahlspeech bei den verfas sungstreuen Organen einer fast ungetheilten Anerken Höfe des Gefängnisse» selbst befindet sich ein halbes Regiment Infanterie. Da« Gesängviß selbst ist strenge bewacht. Hr. Carroll aber dürste bereits zur Erkennt- e« unter Umständen mißlich Straßen, durch welche sich der Wagen Schritt vor Schritt bewegte, waren von Menschen überfüllt, welche Fahnen schwenkten und de« Schreien- nicht müde wurden Die verschiedenen Musitdonden (es giebt hier keinen Verein, der nicht seine Musikbande hätte) into- virten die Garibaldihymne. Garibaldi fuhr in da» Hau» seiner Tochter in der Bia Assarotti. Von Dem, wa« man hier Unordnungen nennt, ist bisher nicht» vorge kommen. Biele Häuser sind mit Nationalflaggen ge schmückt, dir Truppen in den Casernen consigmrt; Carabinieri und Gendarmen hatten die Straßen, welche zu dem Gefängnisse sühren, besetzt. Innerhalb der Versuche eine Verständigung bei Sr Heiligkeit Papst Leo XIII da» weitestgehende Entgegenkommen finden und daß auch die Laude»vertretung einer entschiedenen Initiative in dieser Richtung bereitwillig solgen wird, nachdem nunmehr allseitig anerkannt ist, daß die Gesetzgebung der 70er Jahre die Grenzen staatlicher Eompetenz überschreite» Erst nach Be seitigung der kirchenpolitischen Wirren, welche nunmehr bereit« seit saft einem Jahrzehnt» unser Volksleben orrgisten, können für un« — um an di» unvergeßlichen Motte zu erinnern, welche am 4. September I84S Ew Maifftäl hochjeliger Bruder sprach — die Portale de« Dome« erscheinen al» die Thore einer neuen großen, guten Zeit, erst dann hat wieder die Hoffnung in unseren Herzen Raum, daß der Dom von Köln über Zeilen ragen werde, reich an Menschensrieden, reich an Gotiersrieden!' Die Berrückung oder Wegnahme eines Grenz steins oder eine« anderen zur Bezeichnung einer Grenze oder eine- WasscrstandeS bestimmten Merkmal« in der Absicht, einem Andern Nachtheil zuzusügen, ist nach tz 274, 2 de- St.-GB. mit Gefängmß zu be strafen. In Bezug aus diese Bestimmung hat da« Reichsgericht, III. Strafsenat, durch Erkenntniß vom 22 Ma« d. I. ausgesprochen, daß al- Grenzzeichen im Sinne dieser Bestimmung jeder zur Grenzbezelch- nung dienende Gegenstand gilt, gleichviel au- welchem Material und ob provisorisch oder definitiv angebracht. Wird in einem Strafverfahren der Angeklagte freige sprochen, so müssen, nach tz 266, 4 der deutschen Strafproceßordnung, die UrtheilSgründe ergeben, ob der Angeklagte sür nicht überführt, oder ob und welchen Gründen die für erwiesen angenommene That sür nicht strafbar erachtet worden ist. In Bezug auf diese Be stimmung hat da« Reichsgericht, III. Strafsenat, durch Erkenntniß vom 22. Mai d. I. ausgesprochen, daß bei Freisprechung das Gericht sich nicht auf den allgemeinen Ausspruch beschränken darf, der Angeklagte sei für nicht überführt erachtet, sondern eS müssen diejenigen auf die Beweissrage bezüglichen Gründe angegeben werden, welche für die Freisprechung maß gebend waren. München, 5. October. Man schreibt der „Allg. Ztg.": Nachdem Ende voriger Woche in unserem Fi nanzministerium eine Besprechung von Delegirten der Oberzollbehörden der süddeutschen Staaten über die neuangeregte Frage der Besteuerung der Wein trauben stattgesunden hatte, finden seitdem Verhand lungen zwischen den betreffenden StaatSregierungen Statt, deren Abschluß, wie w>r hören, täglich entgegen gesehen werden darf. Stuttgart, 6. October. Wie die „Württemb. Landesztg." erfährt, dürfte die Einberufung des Land tags, die vielfach »m laufenden Monat erwartet wurde, nicht vor dem letzten Drittel des kommenden Monats November erfolgen, da bis jetzt der Hauptfinanzetat pro 1881/83 noch nicht zur Vorlage beim ständischen Ausschuß gelangt ist, somit auch von der Finanzcom mission noch kein vorbereiteter Stoff zu Sitzungen ge liefert werden konnte. /Sp Weimar, 6. October. Die allgemeine thü- ringijche Lehrerversammlung ist gestern in Saal feld zusammengetreten. Dieselbe ist von über 400 Lehrern besucht. Nachdem der Vorsitzende, Oberschul- rath vr MöbiuS (Gothas dieselbe begrüßt und Schul- inspcctor v. Nesse sie namen- der Herzog!, melningischen Regierung begrüßt, ward in die Verhandlung einge- treten, und zwar wurden zunächst zwei Vorträge: „die Schule im Lichte unserer Zeit" und „einige Cardinal- sorderungen der Volksschule zugleich ernste Forderungen der Jetztzeit" gehalten. Nach der sich anknüpfenden Debatte wurden einige Resolutionen beschlossen. — Leider ward die Versammlung durch ein infolge von Petroleum- explosion in der Apotheke entstandenes Brandunglück, das diese und ein anderes Gebäude vernichtete, gestört. Die Apotheke war ein sehr altes Gebäude von erheb licher architektonischer Bedeutung, eine Zierde Saal feld«. * Wien, 6. October. Der Wiener Gemeinde- rath hat sich der Unannehmlichkeit, zwischen den bei den Resolutionen, die ihm in Betreff des deutsch-öster reichischen Parteitage- vorlagen, eine Wahl treffen zu sollen, dadurch entzogen, daß er sie alle beide accep- tirte. Uebrigens scheinen die deutschen Parteitage dem nächst auch Gegenbewegungen wecken zu sollen; wenig- wisseu Dingen gleicht Italien seinen Vulkanen. — Wie man dec „W Allg. Ztg." telegraphirt, wurde am 4. d. der Genueser Arzt 1-r. Tommasi zu Garibaldi, der wieder stark von seinem Gichtleiden heimgesuchl wird, beschieden, der dem General die absoluteste Ruhe empfahl. Infolge dessen wurden alle dem General zu- gedachten Ovationen und auch da« projectirte Banket wieder vertagt. — Der „Boh." geht nachstehende De pesche zu: Die Garnison in Genua wurde verstärkt. Das Gesängniß, m welchem sich Garibaldi'-Schwieger sohn Lanzio befindet, wurde durch Paliffaden geschützt, um vor einem Uebersall gesichert zu sein. 3 Kriegs schiffe liegen >m Hafen. Menottl Garibaldi soll nach Monza kommen, um Cairoli, der mit dem König dort weilt, einen Brief Garibaldi'- zu überbringen. Belgrad, 6. Oktober. (Tel.) Der. Fürst von Bul garien ist heute hier eingetroffen und am Landungs plätze vom Fürsten Milan und den Ministern unter den sympathischen Kundgebungen der Bevölkerung em pfangen worden. Sofia, 5. October. (Tel.) In Beantwortung der österreichischen Note vom 16. vor. MtS., worin die Priorität der Ausführung de» Berliner Ver trag» bezüglich der Eisenbahnen gefordert wird, hat die bulgarische Regierung darauf hingewiesen, daß e» ihr an de» Unterlagen zur Gewinnung einer Ansicht über den Umfang der Verpflichtungen fehle, welche Bulgarien infolge seiner Substltuirung für die Ver pflichtungen der Türkei oblägen; Bulgarien könne diefe Verpflichtungen, dre ihm nur durch den Berliner Ver trag bekannt feien, nicht ohne Weiteres auf sich neh men. Die Regierung habe den aufrichtigen Wunsch, den Berliner Vertrag nach dem Maße ihrer Mittel zu respectiren, sie glaube aber nicht, daß der Berliner Vertrag zu der von Oesterreich verlangten Präventiv beschlagnahme der HilsSquellen des Landes für Ver pflichtungen berechtigt, deren Natur und deren Grenze erst noch zu bestimmen seien. Die Regierung hoffe, Oesterreich werde nicht auf einer so beschränkenden Maßregel bestehen, die den Principien der Gerechtigkeit wenig entspreche, von denen die Entschließungen Oester reichs sonst geleitet würden. orirntklischen Fruge. Die gestern inhaltlich mitgetheilte Note der Pforte hat in den diplomatischen Kreisen, soweit bis jetzt Kundgebungen vorliegen, verstimmt. Eine der „Pvlit. Corr." au» Berlin vom 6. d. zukommende Meldung constatirt diesen verstimmenden Eindruck und bemerkt daun: „Zwischen den Mächten finden derzeit lebhafte Verhandlungen über die in Wort und That zu er- theilende Antwort Statt und die dadurch entstehende Pause dürste wohl mehrere Tage in Anspruch nehmen. Dit konservative Gruppe der Mächte ist auch jetzt be müht, die Übeln Wirkungen, welche die Pforte durch ihr starres Verhalten zumal in der aktuellen Frage der Uebergabe Dulcignos über sich heraufzubeschwören droht, zu mildern, allein man verhehlt nicht, daß sich die Position der Pforte infolge der letzten Note auch bei diefer Gruppe der Mächte erheblich verschlim mert hat." Am erbittertsten ist man selbstverständlich in Lon don. Gladstone scheint die Dulcignosrage jetzt ä tout prii brü-kiren zu wollen und soll, wie der „N. fr. Pr." mitgetheilt wird, auf der Entsendung der Flotten nach dem Bosporus bestehen. Dieser Tendenz gegenüber soll Rußland den Vorschlag ge macht haben, die Türkei ganz sich selbst zu überlassen, weil dann sofort die Revolution in Rumelien und Bulgarien auSbrechen und Griechenland sowie Monte negro den Krieg erklären würden. Oesterreich oppo- uir« jedoch diesem Plane. Die Organe Gladstone s, schlossen wurde, daß die Ausschiffung erst de» Mor gens stattfinden solle. Die Menschenmenge am Ufer harrte von Mitternacht b»S 8 Uhr Morgen« aus. Um 8 Uhr wurde Garibaldi in einem Tragsessel auf da» Boot, und al» diese» unter tobendem Geschrei der Menge am Ufer angelangt war, au- demselben in einen Wagen gehoben. D>e Schiffe im Hasen, die Fenster, Balcon« und Dächer der Häuser und die .1,, ——- 1! — nung begegnete. — Da» Wiener Oberlande-gericht hat dem Rekurse der Wiener Staat»anwaltschaft gegen die Entscheidung de» Lande-gerichte» in Strafsachen, womit di- Confi-catiou jener Nummer der „Const.Vvr- stadtztg ", welche «inen mit Hinwei« aus dt« Deutschen- hetze in Ungarn gegen den ungarischen Mlnisterpiäsidtn- ten TiSza gerichteten Artikel brachte, aufgehoben wurde, Folge gegeben. Die ConfiScation wird mit der Mv- twirung bestätigt, daß, obwohl der Dualismus besteht, Ungarn und Oesterreich dennoch al« ein Ganze» be trachtet werden müssen und folglich Tiüza al» ein Or gan der Regierung im Sinne de» tz 300 de» Straf- gesetze« erscheine. Die Redactlon der „ Vorstadtztg." ist gesonnen, die Einspruch-Verhandlung einzuleiten, da in Preßsachen der Jnstanzenzug beim OberlandeSgerichte endet. Pari«, 6. Oktober. Batthelemy Saint Hilaire läßt im Ministerium de« Auswärtigen die Documente zusammenstellen, o,e in Form eine« Gelbbuchs beim Beginn der parlamentarischen Session den Kammern vorgelegt werden sollen. Sie werden 4 Hefte bilden: das erste über die Conserenz von Marokko, da« zweite über die griechische Frage, da» dritte über die mon tenegrinische Frage und die Flottendemonstration, da» vierte und letzte über die ägyptischen Angelegenheiten. Genua, 4. October. Der „Polit. Corr." wird von hier geschrieben: General Garibaldi versteht e» ausgezeichnet, sein Thun und Wirken, da- sich aller dings seit mehreren Jahren auf eine stark entwickelte Schreibseligkeit beschränkt, mit einem demokratisch-repu blikanischen Faltenwürfe zu verbrämen, welcher an die Muster der Antike erinnern soll, nur zu häufig aber die bekannten Originale carikitt. WaS seine bekann ten, regelmäßig in den Zeitungen producitten Briefe anbelangt, so wählt er sich für dieselben allerdings ein mehr modernes Vorbild: Victor Hugo. Ist er aber genöthigt sein Eiland zu verlaffen, so geschieht e» nie ohne den gesuchten und darum fremdartig anmuthenden Applomb eine« antiken Volk-Helden aus Roms Ver gangenheit. Garibaldi fühlt da» Bedürfniß, feinen im Gefängnisfe St. Andrea in Genua befindlichen Schwie gersohn, General Canzio, zu besuchen. Nichts wäre natürlicher und einfacher gewesen, al» einen Dampfer zu besteigen und nach Genua zu fahren, wo er seinen Schwiegersohn (die Erlaubniß der Gefängnißbehörde vorausgesetzt) sehen konnte. Das wäre aber »u einfach gewesen. General Garibaldi verzichtete zuerst feierlich aus sein Mandat als Deputirter und veranlaßte seinen Sohn Menotti zu demselben Schritte. Dann wurden Briefe über Briefe, dem Anschein nach an die Ver wandten und Freunde, in Wirklichkeit aber für die Zeitungen geschrieben, aus welchen regelmäßig die Ent rüstung darüber zu lesen ist, daß die italienischen Ge richte eS gewagt haben, ein Mitglied der „Dynastie Garibaldi" aus Grund der bestehenden Gesetze nicht nur zu einer 3 monatigen Haft zu verurtheilen, son dern sogar auf dem Vollzüge des Strafuttheiles zu bestehen. Unterschiedliche mit Grobheiten garnirte Drohungen, welche an die Adresse der Regierung ge richtet sind und ihr weitere- Ziel nur schlecht ver hüllen, folgten fodann, die da« gehörige Echo bei den demokratischen, irredentistischen und republikanischen Kreisen erweckten, und schließlich kam der Einzug selbst, so geheimnißvoll als möglich arrangirt. Der Dampfer „Forte", den der General sich von seinen Genueser Freunden nach Caprera senden ließ, näherte sich heute kurz nach Mitternacht dem Hafen von Genua. Auf demselben brsand sich Garibaldi mit seiner letztange trauten Frau und seinen Kindern Clelia und Manlio. In einer gewissen Entfernung hielt der Dampfer, wäh rend frenetische Zurufe und wildes Geschrei vom User ertönten. Dort hatten sich die verschiedenen demokra tischen Vereine m Gemeinschaft mit einer riesigen Menschenmenge versammelt, um Zeugen de- feierlichen Acte- der Au-schiffung zu sein. Frau Teresita Canzio (die Tochter Garibaldi'» und Gattin d«S Generals Canzio), die Vorsteher der demokratischen und republi kanischen Vereine, etwa ein Dutzend Vertreter der „Italia irreäeuta" und einige Herren, die sich als de- sondere Freunde d«S Generals geritten, fuhren in das Lehrercollegium der königl. Thierarzneischule Hanno ver Prof. Lustig mit einer Adresse, und gleichfalls unter Ucbergabe einer Adresse für die Schwesteranstalt München Pros. Frank auf. Ebenso hatte die württem- bergische Thierarznelschule eine von Prof. Fricker- Stuttgart überreichte Adresse gewidmet. ES folgten die Glückwünfche der Berner Thierarznelschule durch Prof. Niederhäuser, der Vertreter der sächsischen BezirkSthier- ärzte durch BezirkSthierarzt Prietzsch Leipzig, der sächsi schen Thierärzte durch AmtSthierarzt Walter-Bautzen, welcher namens der alten Herren den Studirenden eine kostbare Fahne übergab, worauf ein Studirender für seine Comnulltonen da» Gelöbmß aussprach, das Ban ner in Ehren halten zu wollen. Weiter waren Ueber- bringer von Glückwünschen Prof. Soltz Halle für den Centralverein der Provinz Sachsen-Anhalt und der thüringischen Staaten, Pros. Leonhard-Wiesbaden für die thierarztlichen Vereine de« Regierungsbezirks Wies baden und de» Großherzogthum« Hessen unter Ueber- rcichung einer Adresse, DepartementSthierarzt 0r. Ull rich-Bre»lau sür den Verein schlesischer Thierärzt«, Apotheker Hofmann für den Dresdner B«z,rk»verein der Pirnalichen und Johannvorstadt, worauf Prof. Sußdorf juu. - Stuttgart seinen Gruß al» ehemaliger Schüler der Anstalt durch Ueberreichung einer eignen Festschrift darbrachte. Für die Studirenden der königl. Thierarzneischule Berlin fprach ein Mitglied der mit ihrem Banner erschienenen Deputation, während eine Studentendeputatlon au» Stuttgart eine Adresse über- aab. Namens de» LandeSculturrath» de» Königreich- Sachsen trat noch deren Vic,Präsident v. Oehlschlägel al» Sprecher der Deputation aus. Auf diese allseitig darge brachten Glück- und Segen-wünfch« erwiderte namen- der Jubilarin Geh. Rath Just mit beifällig aufgenommenen Worten innigsten Danke«, mit den Worten schließend, daß die Anstalt die Schwelle de» zwetten Jahrhunderts mit der alten Devise: non mult» seck wnttum über schreite. Mit einem dreimaligen begeisterten Hoch auf Se. Majestät den König fand diese erhebende Feier ihren würdigen Abschluß Die Festgenossen vereinigte nach Besichtigung der Thierarzneischule em durch ernste und heitere Toaste gewürzte« Festmahl auf der Brühl'- schen Terrasse, dem Abend- ein Festcommer« der Stu direnden folgt. U. Astronomie. Ein Komet ist auf der Sternwatte zu Straßburg am 29. September im Stenrbilde des Boote» entdeckt worden. Derselbe erschien ziemlich hell und sein Ott war in Rectascension 15 d, m Declina- tion 27°. Der Faye'sche Komet, ein periodischer, entdeckt im Jahre 1843, mit Umlaus»zeit von 2 718 Tagen, in den Jahren 1851, 1858, 1865, 1873 erblickt, bei seiner diesmaligen Wiederkehr von dem Asttonomen Tempel am 25. August aufgefunden, ist seitdem in mehreren Sternwarten beobachtet worden. Die bis jetzt zuletzt veröffentlichten Beobachtungsergebnisse zeigen an: Rec- tascrnsion 23^ 7», Deklination 4- 9° 51', wodurch die Grenze zwischen dem Flügel des Pegasus und d«m süd lichen der beiden Fisch« angedeutet ist. Diese Beobach tung wurde am 1. September von Pechüle, Astronom zu Kopenhagen, gemacht. Der Planetoid 217 »urde am 30. August von Coppia, Astronom zu Marseille, ,« Sternlulde de« Wassermann» (nahe dem Flügel de- Pegasu») entdeckt E« waren Rectascension 23° 17». Deklination - 4° 21'. Er erschien in der Helligkeit eine» Sternes 12. Größe. Ter Planetoid 218 ist am 4. September von Palise, Direktor der Sternwatte zu Pola, ebenfalls im Sternbilde des Wassermanns entdeckt worden. Die Po sition de» Blanietviden war am 4. September: Recta scension 23» 9«, DecUnatton --2° 56'. Die Hellig keit desselben war diejenige eine» Sterne« 11. Größe. 0. * Charle« Halls, seit einer langen Reihe von Jahren in England durch seine künstlerischen Leistungen al« Pianist — namentlich al« Beethovenspieler — hochgeschätzt, wird am 16. d. Mt». in Dresden ein Conrert geben. Sein« andauenlde Thätigkeit im Ausland« »nd sein Verzichten auf Loncetttouren als Virtuose ließen ihn in den weiteren Kreisen de« musi kalischen Publicum« Deutschland«, semeS Vaterlandes, weniger bekannt werden, und daher werden einige den „Wiener Signalen" entnommene Notizen willkommen sein. CH. Halls ist 1820 in Hagen bei Barmen ge boren, empfing von seinem Vater (Musikdirektor) seine erste musikalische Erziehung »nd ging bereit« in seinem sechzehnten Jahre zu seiner weiteren Ausbildung nach Pari«. Schon hier widmete er sich später d«m Be streben al« Interpret der guten Pianoforteliteratur aufzuttrten, auch die deutsche Kammermusik in Trio» und Quartettsoirseu zur Geltung zu bringen. Die Er- eiguisse de« Jahre« 1848 unterbräche» diese Thätigkeit, und Halls a,ng nach London, wo er sie mit günsti gerem und bald außerordentlichem Erfolge fottsetzte und sich ein« höchst «»gesehene und bevorzugte Stellung in der dortigen Mufikwelt errang. Durch seine Bor-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview