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Dresdner Journal : 20.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188008201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-20
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 20.08.1880
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is:r. Freitag, den A>. August. 1880. I» t. t» d » »1-t» dLbrlwb: . . 18 K^rlc 4 K^rlr 66 kl Llaxiloo k^iEwerQ: 10 kf ^»»»«rb»ld d«deut»ol>«> tt«i«t»«» tritt?o«t- uml 8tewpvlxu»c1>I»^ bio»u. t»verLteopr«lver kür deo liLum eiaor t'«titx«ilv SO t's. Unter „Lio^««u»6t" dis Lsils bv kk. ürvekslnear DltKliok mit Xninniim« der 8ova- und kHertnxe ^beods tür den sollenden ZrcMn Sonnml Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. lu^erstensnnukinv »„»nili-t» t 2-r. Lrand«tetter, Uoiun>i««iooür dv» Drvoduvr douru»k; S»mdarU - »»riill Vl»o L,ip»>8 V»»»I - Nr,»l»u kr»»kkurt » M; d/«a«e»!>te»» ^»A/er. Ssril» Vi«o -S»md»r>- kn»^ -l.«ip«>8 kr»llkkurl ». K «üncksii: 2k«d »«rlio:§.>c»rnict, /nr<,7i</r»id«,tt, 8r«w»o: F Lc^vtte F,. L'tu»At»'s Üüreou; cbemmt,: >>. ^c»At; kniurtefurt » H.: ^arger'vekv u. 0. 2/errmann- »cke U,wI>k»ndUm8! vörllt»: t- Mütter, S»m»ovrt (? k»rti »«rlin-rnultknrt ». N. Stllit^»rt: d)aub« ^v.,- 8»mdnr^: Fd. Lt«»»«r. Nerausxvdor: kNmskl. Expedition de» dresdner dournnt«, Urexden, Xviniterstr»»«« I^o. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 13. August. Se. Majestät der König hat d«m Pianisten Hermann Scholtz allhier daö Prä- d'cat .Königlicher Kammervirtuos" allergnädigst zu verleiht» geruht. Se. Majestät der König hat allergnädigst geruht, dem Stadtrath Ottomar Fiedler zu Zwickau das Ritterkreuz l. -laste d«S AlbrechtsordenS zu verleihen. Dresden, 18. August. Dem Lommandanten der freiwilligen Feuerwehr, Maurermeister Friedrich Ernst Gelbhaar in Döbeln ist wegen der von ihm am 19. Juli d. I. in Dresden mit eigener Lebensgefahr bewirkten Rettung eine- KmdeS vom Tode des Er trinken- in der Elbe die Lebensrettungsmedaille in Silber verliehen und mit allerhöchster Genehmigung die Erlaubniß ertheilt worden, diefe Medaille am weißen Bande zu tragen. Dresden, 18. August. Für die von dem Brief träger Gottlieb Jülich in Wurzen am 12. Mai dieses Jahres mit eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Kinde» vom Tode de» Ertrinkens ist dem Genannten die Lebensrettungsmedaille in Silber mit der Erlaub- n»ß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. » Bekanntmachung. Dem Bärenburger Staatsforstreviere im Forstbe zirke Bärenfels wird vom 1. October d. I. an der Name: „Schmiedebrrger Forstrevier" beigelegt werden, was hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, am 16. August 1880. Finanz-Ministerium. Für den Minister: von Thümmel. Schmidt. Nichtamtlicher Theil, a e b e r j i ch t. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Daily New«. Daily Telegraph. Standard.) TageS-eschichte. Zur orientalischen Krage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentt. Dienste. Lre-duer Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschast. Lelegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 18. August, Abend». (Corr.- Bur.) Die heutige Keier de» karsrrlichen Geburts tage» schloß mit einer Illumination, die, obwohl freiwillig, dennoch fast allgemein war und glänzend auSfiel. Die Ringstraße, der Grabeu und die Nebengassen waren feenhaft beleuchtet. In dec Praterstraße bot da» Palai» de» Erzherzog» Wil helm einen wunderbaren Anblick. In den Vor städte» und Vororten war überall illumiairt; die beiden Thürme der Votivkirche waren prachtvoll beleuchtet. Die halbe Residenz war in Bewegung, der Verkehr iu den Straßen sehr gehemmt. Die Waffergrfahr hatte sich im Laufe de» heu tigen Vormittag» gesteigert. Der Canal wie der Hauptstrom hatten eine» Wasserstau» von 409 Centimeteru angenommen. Zu den niedrigen Stadttheileu der Rossau und Brigittenau wurden, Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Musiker-Typen. Unter vorstehendem Titel veröffentlicht Eduard Schelle in der Wiener „Presse" einen Artikel, welcher so.reich an feinen Beobachtungen und in einem so liebens würdigen Plaudertone gehalten ist, daß wir uns veran laßt fühlen, ihn feinem Hauptinhalte nach wiederzugeben. Unter den Künsten dürfte sich die Musik bejonders fruchtbar an Originalen erweisen, denn im Orchester sowohl wie unter den Eompontflen taucht eine Fülle von Erscheinungen auf, welche in ihrer Art sich als wunderlich« Exemplare von Menschenkindern darstellen. ES liegt in der Natur der Sache bei einer Kunst, die, wie die Musik, die Innerlichkeit als solche zum Gegen stand« hat und in dl« Tiefen des Gemüthe» hinab führt; und je tiefer man auf den Tönen hmabsteigt, d«sto mehr fühlt man sich gar leicht d«n Formen ent- fremvet, welche da» Außenlrben schasst und vorjchreibt. Schon die Familie de- Orchester- birgt, von dem ele ganten Primgerger an über den knorrigen Eontra bassisten hin bi- zu den drei Leichenengeln, den Po saunisten, die mürrisch wie Bulldoggen dremjchauen, manche köstliche Figur. So erinnere ich mich noch au» meiner frühesten Jugend eine» Paukenschlägers rm Berliner Orchester. Er war ein sehr zartfühlender, sentimentaler Manu. Sobald er j«in Instrument be arbeitete, sei e» in der Prob« od«r bei der Ausführung, malte sich in seinen Zügen eine tiefe Rührung. da die Donau ausgetreten war, Delogirungen vor genommen. Nack den letzten Berichten ist die Wassrraefahr im Schwinden begriffen. Der letzte Wasserstand betrug 400 Zentimeter gegen 407 Zentimeter Nachmittag». Preßburg, Mittwoch, 18. August, Nachmit tag». (Corr.-Bur.) Die Donau steigt continuir- Uch und ist am Landungsplätze ausgetreten. Pari», Donnerstag, 19. August. (Tel.d. DreSdn. Journ.) Bei der Reise nach seinem Landsitze im Jura wurde der Präsident Juleö Grövy auf dem Bahnhofe zu Dijon von den Spitzen der Behör den und einer zahlreichen Bevölkerung begrüßt. Der Maire von Dijon bewillkommnete den Präsi denten mit einer Ansprache, worauf Grövy ant wortete, für den sympathischen Empfang dankte, sein Vertrauen auf die Weisheit Frankreichs auS- sprach und erklärte: „Wir lassen uns weder zur Ungeduld, noch zur Uebertreibung, noch zur Gr waltthätigkeit hinreißen. Die glückliche Aera, in welche wir eingetreteu sind, wirb sich nicht schlie ßen." Die Rede wurde sehr beifällig ausgenommen. London, Mittwoch, 18. August, Abends. (W. T. B.) Das Unterhaus hat heute die Bill, betreffend dir Haftpflicht der Arbeitgeber, in dritter Lesung ohne Abstimmung angenommen. Dem „Daily Chronicle" wird aus Cork ge meldet, man sei einem Versuche, die dortige Ca- serne in die Luft zu sprenge», auf die Spur ge kommen; unter der Caserne seien zwei Fässer mit Pulver aufgefunden worden. „Reuters Office" wird auS Simla vom heutigen Tage gemeldet, Ajub Khan habe mit 3 Divisionen die Positionen auf drei Seiten von Kandahar besetzt. Die letzte Brigade der Division Stewart ist ohne jede Belästigung in Gundamak eingetroffen. London, Mittwoch, 18. August, Nacht». (W. T. B.) Nach der Regierung zugegangenen De peschen hat die Lage der Dinge in Irland einen ernsten Charakter angenommen. Der Obersecretär für Irland, Forster, ist infolge dessen sofort nach Dublin abgereist. Nach einer amtlichen Meldung aus Gundamak ist die Lage in Kabul im Allgemeinen eine be friedigende, obwohl einige unbedeutende Ruhestö rungen vorgekommen sind. Nur die unteren Klassen der Bevölkerung zeigen eine feindliche Gesinnung gegen die Engländer; voraussichtlich dürste indessen General Roberts vor seinem Ein treffen in Khelatigilzai auf keinen Widerstand stoßen. St. Petersburg, Donnerstag, 19. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Von gut unterrichteter Seite wird über die bevorstehenden Personalver änderungen weiter gemeldet: Die seither unter Vorsitz des Grafe» Loris-Melikow stehende Ere- culivcommifsion wird aufgelöst, die dritte Abthei- lung der kaiserlichen Kanzlei l» das Departement des Ministeriums deS Innern umgestallet. Lociö- Melitow wird Minister des Innern. Das Geu- darmerlecorpS, welches bisher von der dritten Ab- theilung refsorlirle, wird Loriö-Melikow unterstellt. Der bisherige Minister des Innern, LtaatSsecre- tär Makow, wird Minister sür Post und Tele graphen, behält aber oaS bisher dem Ministerium deS Innern zugehörige Departement sür auswär tige Culturangelegenheiten bei. Ler frühere Ao- juuct des Ministers des Innern, Martinow, tritt in den Senat zurück. Aojuuct des Grasen Loriö- Melikow wird StaatSsecretär Kochanow, der bis herige Geschäftsleiter des Miuistercomitöü. Diese Rührung nahm zu, je mehr er seinem Instru mente, das er wie ein Kind liebte, zufetzen mußte. Einst sah ich ihn in der „Vestalin", als er einen ge waltigen Wirbel schlug, förmlich in Thronen zerfließen. Als ich ihn ein Mal fragte, warum ihn hier bei dieser Stelle die Rührung so übermanne, da doch die Musik erschütternd wirke, entgegnete er: „Ah! Das können Sie nicht jo sühlen, wie Unsereiner! Jedes Mal, wenn ich einen solchen Wirbel lchlage, muß ich an meine selige Karline denken. Lie hätten Sie kennen sollen, sie war so lieb und gut." Karline hreß nämlich seine Frau, die ihm der Tod schon früh entrissen hatte. Der arme Paukenkünstler vermochte sich über den Verlust nicht zu trösten; me hat er sich entschließen können, wieder zu helrathen. Ueverhaupt leben sich die Instrumentalisten häufig dermaßen m ihr Instrument em, daß vou dem Charakter desselben etwas aus ihr ganze» Wejen und Gebühren übergeht. Die Trompete tst em fchneldlges Instrument, und in der That sind die Trom peter mehr oder wenlger schneidiger Natur, sie kehren diese Sette häufig heraus, wenn sie höflich oder wenig stens gemüthlich sei» wolle». Am Schluß emer der Probe» von „Agne» von Hohenstaufen" ließ Spon- tlNl den ersten der Trompeter zu sich bescheiden, einen schon ältltchrit Mann, der bei einer Stelle dem Com- ponrsten nicht fcharj genug geblasen hatte. „Muß noch ganz ander- lltngeu", sagte er zu ihm. „Aber was machen die Zahnen, feien die Zahnen auch noch stark genug?" — „O Herr Generaldlrector", antwortete der Trompeter, „meine Zahne sind noch so gut und scharf, daß ich Ihnen damit den Kopf abdelßen könnte." Der ehrliche Mann meinte es wahrlich nicht bö>e, er wollte vielmehr den Genrraldirrctor durch ern gemüthlich«» Konstantinopel, Mittwoch, 18. August, Mittags. (Corr.-Bur.) Der Polizeiminister, Hafiz Pascha, wurde abgesetzt, weil er eine türkische Krau willkürlich verhaften ließ. Konstantinopel, Mittwoch, 18. August, Nachmittags. (W. T. B.) Zum Nachfolger deS bisherigen PolizriministerS, Hafiz Pascha, welcher seine» fanatischen Auftretens wegen abgesetzt wor den sein soll, ist HadihafiS ernannt worden. Dresden, 19. August. Die Nachrichten, welche aus Irland vorltegen, sind überaus ernster Natur. Sie zeigen, daß in der dortige» Landbevölkerung fett der Velwersung der Nischen Pachterenlschädlgungsbill eine tiefe Gahrung herrscht, welche wohl geeignet ist, das Schlimmste be sorgen zu lassen. Lie neulich au einem Schiss ver übte Ptratene un Hafen von Eork, wo dte wische ActionSpactel am zahlreichsten vertreten, war ganz nach dem Muster fenücher Gewaltthaten vom Ende der 60er Jahre. Nunmehr null die irische Polizei in mehreren Städten des Landes Leute bemerkt haben, welche an fentjche Emissäre vom Z)ankeeftempel erinnern. Es wurde eruirt, daß dieselben in Dublin 400 Feuer waffen vorzüglichsten Systems aufgekaust haben. In dem großen Emporium Schottlands, Glasgow, kam es am Sonnabend zu ernstlichen Unruhen, zn welchen ebenfalls Irländer den Anlaß gaben. 10 00t) vom Üomv-Uu1«-Anhang hielten dort ein mit Straßenum- zügen verbundenes Meeting ab. Aus dem Heimwege trafen sie mit ihren alten Todfeinden, den Mitgliedern einer hochprotestantlschen Otangeloge, zusammen, welche das Orangebanner voran trugen. Es kam zu einer riesigen Schlägerei, wobei 70 Polizisten, welche die Ruhe Herstellen wollten, vollständig überwältigt wurden. Ein Geheimpolizist erhielt mit einem Speer einen Stich in den Kopf; ein Constabrer wurde gleichfalls sehr schwer verwundet; Beider Leben schwebt in Gefahr. 8 wettere Beauue sind mehr oder weniger schwer verwundet. Nachdem die Polizei Verstärkung erhalten hatte, wur den etwa 20 Verhaftungen vorgenommen. Später wurde der Kampf in Glasgow vou Neuem ausgenom men, ohne daß es dabet aber zu Verwundungen kam. Am Sonntag haben m Irland dte übltchen Processionen am Marientage zu blutigen Auftritten Anlaß gegeben. In Belfast mar man genölhigt, eine Truppenabihei lung gegen die Aufrührer zu senden. In Lurgan sind 10 bis 12 Häuser demolirt worden. Ein Detachement Dragoner und berittene Constabler mußten ausrücken, um öle Ruhe herzustellen. Die blutigsten Excesse haben rn Dunganon statlgehabt, die Orangemen machten von ihren Revolvern Gebrauch, und daö Resultat ist, daß der Verlust von mehreren Menschenleben zu beklagen ist. Grobe Excesse haben noch an 10 oder 12 an deren Orten staltges rüden, namentlich in der Grafschaft Cork. Aus der Hauptstadt der letzter» wild soeben gemeldet, man jel elnem Versuche, dte dortige Caserne tu die Luft zu sprengen, auf die Spur gekommen; unter der Cajerne seien zwei Fässer nm Pulver ausge- fanoen worden. Zn den Unruhen gesellen sich noch verschiedene Unglücksfälle aus Anlaß des elirgetretenen Hochwassers. In einer angelegenen Gegend in der Grafschaft Donegal haben die Fluchen ei» kleines Dörfchen zerstört; während des Gottesdienstes am letzten Sonntag drang das Wasser m die Kirche, und zwar Mit jolcher Schnelligkeit, daß eine An zahl Personen ertrank. Der Pfarrer wurde nur Mit Mühe durch das Fenster gerettet. Man Nimmt an, daß 12 Personen sortgejchwemml wur den. Dec Name des Dörfchens ist Geweedore. In den letzten Tagen sanden mehrere Massenversamm lungen von Pächtern Statt, um gegen die Verwerjung der PächterentschädigungSvoelage selten deS Oberhauses Bonmot von feiner Brauchbarkeit überzeugen. Aber Spvnttnl kannte rm Dienste keine GemüthUchleit; der Trompeter wurde ohne Weitere» pensionirt. Selbst die Elegant- in der Musik, die Planovtrtuosen, welche gewohnt sind, sich auf dem Parquet de» Salon» zu bewegen, verrathen mitunter Schrullen, die man einem Salouhelden nicht zutrauen sollte. Insbesondere aber liefert die Zunft der Kapellmeister prächtige Typen des deutschen Musikleben-; freilich der zünftige Kapellmeister von ehedem, denn diese edle Race ist sammt der sogenannten Kapellmelstermusik längstimAuSsterben begriffen. (?) Die Personalbeschrei bung eines Muster- dieser Species würde lauten: brei ter Rücken, em stattlicher Bauch, eine noch stattlichere, womöglich etwas gebogene Nase, der ein leichter kupser- jarblger Anstrich gut steht, glattrasirtes Gesicht, eine majestätische Positur am Dirigentenpult; Attribute sind: wohlgesüllle Schnupftabaksdose und em großes blau- carrirtes Schnupftuch. Als charakteristische Eigenschaften wären dann anzuführen: eine lapidare Grobheit und eme zärtliche Verehrung für einen guten Tropfen. Als ein echter Vollvlutkapellmelster, der un- damals alle Ach tung abiiöthlgte, steht uns noch der Componist der Oper „DeS Adlers Horst", Franz Gläser, vor Augen. Wie lmpoulrte er uns, al» er m einer Probe der Oper „Emma v. Falkenstein", eines Erstlingswerkes, dessen Compomst einer unserer Bekannten war, den Chor mit emer Stentorstimme andonnerte: „Grunzen Sie doch nicht wie die Schweine, reißen Sie die Mäuler auf, deß der Ton herauskommt. Können Sie'» beim Fresfeit thun, fo thun Sie'» auch beim Singen!" — und daun »ahm er eme gewaltige Prtse und nes: „Nochmal an- grjangen!" La» glattrafirte Gesicht namentlich war Protest einzulegen. Der Ton, den die Redner, unter denen das Parlamentsmitglied Dillon und mehrere Priester sich besanden, anschlugen, war ein herausfor dernder; die Gutsherren wurten gewarnt, daß 300000 eingeweihte und emexercirte Mitglieder der Landliga entschreiten würden, falls die Forderungen de- Volkes kem Gehör fänden. Dennoch sucht die der Regierung nahestehende Presse die Sttuanon in möglichst harm loser Weise darzustellen. Die „Daily News" halten den Waffenraub im Hafen von Corl unter keinen Um ständen für einen ernsten Vorfall. Wahrscheinlich sei derselbe fenijchen Ursprungs. Jede Aufregung in Irland bringe sicherlich einige Abenteurer aus Amerika herüber und werde als willkommene Gelegenheit sür kleinliche Kund gebungen ähnlicher Art betrachtet; der Raub von 47 Musketen werde kaum danach angethan sein, eine wirk liche Rebellion ernstlich zu befördern, noch werde es in diesem Falle darauf abgesehen jein. Voraussichtlich sei nichts Anderes damit bezweckt gewesen, al» die Hoffnungen der Freunde des Fenierthums jenseits des atlantischen Meeres zu beleben und den Beweis zu liefern, daß noch immer Etwa- los sei. — Dec „Daily Telegraph" ist ähnlicher Ansicht. — Der „Stan dard" indeß meint, der Raub enthülle die Existenz düsterer Zustände, die sich als von trauriger Bedeut samkeit erweisen dürften. Das Blatt wittert eme Compli- cität zwischen dem Dampfer „Juno" und den Häuptern der irischen Anarchie und Revolution. Ebenso augen scheinlich sei es, daß Parnell's Besuch in den Ver einigten Staaten im vorigen Jahre jetzt anfange, Früchte zu tragen. Lagcsgeschichte. Dresden, 19. August. Se. Majestät der König empfing gestern nachstehende- Telegramm von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm au- Babelsberg: „Mit mir begehen Em. Majestät heute den 10jährigen Erinnerungstag des glorreichen, aber blutigen Schlachttags von St. Privat - Gravelotte, wo Sie an der Spitze Ihrer braven Truppen einen fo ruhmreichen Theil an dem ewig merkwürdigen Siege nahmen. Ich kann es mir daher nicht ver jagen, Ew. Majestät und den sächsischen Truppen von Neuem meine Anerkennung und Dankbarkeit auszusprechen für oie hohen Leistungen am 18. August 1870. Wilhelm." * Berlin, 18. August. Se. Majestät der Kaiser hat heute, als dem 10jährigen Gedenktage der Schlacht von St. Pnvat-Gravelotte, m Potsdam das 1. Garde- regiment zu Fuß ausrücken und um A11 Uhr in einem Carro auf dem Lustgarten Stellung nehmen lassen. Se. Majestät trat m die Mitte des Carrs» und redete das Regiment folgendermaßen an: .Die preußische Armee begeht heute sür die Theile der selben, die l87o die erste unv zweite Armee bildeten, im Ver- ein mit den damals unS verbündeten jächsijch-n und hessischen Truppen den lvjahrigen Jahrestag ter ruhmreichen Schlacht von Lt. Privat ÄravtloNe. Ich habe da» l. Äarderegiment um mich versammelt, als das erste Regiment meiner Armee, nicht nur dem Range nach, sondern weil es denselben aus allen Schlachtselsern der Neuzeit zu erkämpsen wußte. Ich erwarte, daß das Regiment sich stets dieses Tages bewußt bleiben und dies in Krieg und Frieden bclhätigen wird; da her betrachte ich eS heute als den Vertreter der ganze,» Ar mee. Der schwer erkampsle Sieg von St- Prioat-Hravelotte ist der Wendepunkt zu den großen Erfolgen des Krieges l87o/7l geworden, was man am Abend der Schlacht kaum ahnen konnte. Sie Hal große und schmerzliche Opser ver langt. Ich brauche in diesem Kreise nur den Namen.Rüder' zu nennen Wir achten diejenigen Alle, welche ihr Leben Hingaben zum Ruhme des Vaterlandes (bei diesen Worte» entblößte der Kaiser das Haupt). Nie wird in meinem Herzen die Dankbarkeit erlöschen sür den Heldenmuth, di» Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer, mit welchen die Ar mee gejochten hat Ernevert spreche ich hiermit diese Aner kennung aus.' so an der Tagesordnung, daß ich mich choquirt fühlte, al» ich in Dresden zum ersten Mal Reißiger mit einem dichten Backenbart an das Dirigentenpult treten sah. Freilich tiug auch Mendelssohn einen Backenbart, aber dieser gehörte nicht der Zunft an. Reißiger indessen war schon ein moderner Mann, er componirte Com- tessenmusik, das heißt Kapellmeistermusik in Salon- tottette, und Comtessen schwärmen für einen fchünen Bart. Wie haben sich die Zeiten seitdem geändert: heuti ge» Tags macht nur zu häufig der Vollbart den Ka pellmeister, und könnten die lobejamen Vertreter der Zunst von ehedem einen Blick aus dem Jenseits in öl« Opernhäuser werfen, sie würden sich bekreuzen und wähnen, daß Derwische heute ihre Plätze ein- nehmen. Selbst aus die Orgelbank hat sich der Vollbart hlnausgeschlichen und hier Posto gefaßt. Wo find sie geblieben, jene ehrenfesten Orga nisten, die mit ihrem eckigen, aber geistlich ange hauchten Gebühren Parade machten und mit souveräner Verachtung aus den AmtSbruder herabjahen, der mit dem modernen Schliff coquettirte? Der Wind der allmächtigen Mode hat sie größtentheilS verweht mit ihrer Schnupftabaksdose und dlaugewürfeltem Taschen tuch, mit denen sie der Kapellmeisterzunft Concurrenz machten. Sie waren sonderbare Käuze, aber Meister tu ihrer Kunst und Apostel deS strengen Satze«; sie sühlten im Contrapunkt und dachten in der Fuge. Al» Meyerbeer'» „Robert der Teufel" in Berlin so recht «n war, erschien au» der Provinz ein sehr namhafter Organist, der sich auch in Berlin mit großem Beifall hören ließ, um diese- Wunderwerk kennen zu lernen. Nach der Vorstellung von seinen Bekannten
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