Delete Search...
Dresdner Journal : 20.05.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-05-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188105207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-20
- Monat1881-05
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 20.05.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
O115. Freitag, den 20. Mai. 1881. l» ' A»^k^d «le, cks°t»ck«° öLkrliek: . . 18 »r . ^^K«, tritt ?o.t- uo«l HMriiek: 4 !N»r SO 8temi>viru«c:t,I^ Kiuru, kwuilo« klammern; 1V r»»er»1k»prel>»e: für den Kaum «wer ^u^Itene» ?etitrecl« A) ks. voter „t3ozsv«uu1t" Ui» Leite bO kk. Lrsclivlnenr TL^Iiok mit ^uin^kme «ter 8oon- unä kviert»8^ ^beuti» für «len sot^enäen DresdnerIMiMl. Verantwortliche Redaktion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Io»»r»t»i»«mn»k>n« »»»MLetsr L«tp«tU: />> Oommi»«io»Lr <l« l)r«»Uu«r ^oarn»I»; Dunbar» LarU» Vi«a L^»i - Iri^a» ^raablbrt N.: Aa««e>ute,»» L ^o-ler, N,rUn Vt.a - SamdarU ?r»K-L«tp»t^ rraakkart ». N.-Nüa-b«»: /taU Mu»«,' LsrUa: A. ^--rnlct, /nv<-/»<ten<l<cn^, Lr«m«a: L Lcütott»,' Nr»^»a: I, LtumAen » Uürvau; kraabtari » ».: L ^aeAS^sclis ö«ieok»nlllnox; SvrUt»: ts LtM«-,- Saimovr! <7. Le/tü«^, kart» LarUa-kraabtart ». M. 4tatt»»r«: Da»»/»« t (7o., Namdar,: Lte»n«r. K«r»ll»r«d»rr Lünisi. LrpacUtion 6«, DraaUuar ^oarnnl», Ore«tvn, LMiuzeric--»«« klo. 8V. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 1V. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.^) Der MeistbegüustigungSvertrag mit Deutsch land ist noch nicht abgeschlossen worden. Doch zweifelt man nicht, daß die bezüglichen Verband- lungen nächster Lage zum Abschluß gelangen »erden. Buda-Pest, Mittwoch, 18. Mai, Nachts. (Tel. d. Boh.) Der Kronprinz Erzherzog Rudolf und die Kronprinzrsfin Stefanie find heute Nach mittag HS Uhr mittelst SeparathofzugeS von Wien hier eiugetroffen. Die Kapelle stimmte die österreichische Voltshymne an, und nachdem die Eljenruse verklungen waren, hielt der Oberbürgermeister Rath eine Ansprache, auf welche der Kronprinz erwiderte. Hierauf überreichte der Ober bürgermeister der Erzherzogin Stefanie im Namen der Stadt ein Riesenbouquet von Rosen und Maiglöckchen. Sodann setzte sich der Zug nach der Stadt in Be wegung. Eröffnet wurde derselbe von dem Banderium der Aristokratie, das überall Staunen und Bewunde rung erregte, dann folgte der Wagen des Oberbürger meisters, 4 berittene Wachleute, dann ein offener vier spänniger Hofwagen. In diesem faßen der Kronprinz und seine Gemahlin. ES folgten der Erzherzog Josef mit seinem AdlatuS, der Ministerpräsident TlSza und die übrige Suite. Den Schluß machten die Prachtca- rossen der Aristokraten. Der Zug konnte nur langsam vor wärts kommen; überall stürmte die Menge an den Wagen heran, enthusiastisch „Eljen!" rufend. Erst nach 5 Uhr kam die Töte deS Zuges gegen die Ofener Burg. Ueberall wurden großartige Ovationen bereitet. In der ersten Antecamer harrten der CleruS, geführt vom FürstprimaS Cardinal Simor, die beiden Häuser des Reichstags mit ihren Präsidenten. Hier hielt der FürstprimaS eine Rede. Die Illumination der Stadt siel besonder- glänzend aus und war vom Wetter sehr begünstigt. An mehreren Orten spielten Militär kapellen, was wesentlich zur Belebung des Straßen- bilde- beitrug. Paris, Mittwoch, 18. Mai, Abends. (W. T. B) Rach a«S TuniS hier »iugegaageueu Nach richten sollten die französischen Truppen heute Mater besetzen. Rom, Mittwoch, 18. Mai, AbendS. (W.T. B.) Wie verlautet, hat Sella die Verhandlungen mit einigen Deputirten der Linken behufs Bildung eines CabiuetS, in welchem die verschiedenen Frak tionen deS Parlaments vertreten sein sollen, wieder ausgenommen. St. Petersburg, Donnerstag, 1S. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein von gestern datirter kaiserl. UkaS enthebt den Ainanzminister Abaza auS Gesundheitsrücksichten, der Bitte desselben ge mäß, seines Postens und ernennt dessen Gehilfen Bunge zum Verweser deS Finanzministeriums. Ein vor Kurzem verhaftetes, den betreffenden Hausknechten behufs ihrer Jdentificirung vorge- führte- Frauenzimmer wurde als Genossin deS Hingerichteten Scheljabow recognoScirt. In ihrer Wohnung wurden eine geheime Druckerei, Waffen, Sprengstoffe und Proklamationen aufgrfunden. Der Zeitung „Porjadok" zufolge erhielt die Polizei Keuutuiß von einer Versammlung von Anarchisten, welche in einem kleinen Hause eiueS abgelegenen Orte- außerhalb ^der Stadt am 17. d. MtS. ^-gehalten werden sollte. Die Polizei Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 18. Mai: „Egmont". Trauerspiel in 5 Acten von Goethe. Ouvertüre und übrige Musik von Ludwig van Beethoven. Die Aufführung dieser Tragödie ist bei uns voll kommen nach Berhältniß der vorhandenen Kräfte gut und sorgsam von der Regie in Fluß gebracht. Daß wir gegenwärtig innerhalb unseres Personals keine durch Naturell, Talent und Fertigkeit passende Kraft für da» Clärchen haben, ist ein momentaner Ausfall, von dem noch andere Rollen in poetisch wichtigen Stücken berührt werden. Solche interimistische Sach lagen sind ab und zu unvermeidlich und eS muß da bei praktisch erörtert werden, wie weit sie gehen und in welcher Weise sie zu ändern sind. Namentlich ist dies vorsichtige Sondiren nothwendig, wenn dabei die etwaige Aushilfe oder Brauchbarkeit jugendlicher Büh nenmitglieder in Frage kommt. Für die große Aufgabe de» Egmont ist Hr. v. d. Osten eingetreten. Er befindet sich dabei auf einem für ihn viel erfreulicheren, dankbareren Gebiete, als im pessimistisch resignirten, ehrgeizig- und liebe-kranken Tellheim. Egmont ist lebensfroh und in leichten Rosenketten glücklich; er endet, wie die von Zeu» Be günstigten durch den Blitzstrahl de» Schicksal», unvor bereitet von der bleichen Schaar jammervoller Leiden. Diese Sachlage ist dem künstlerischen Naturell de» genannten Schauspieler» zunächst faßlicher und sym- pmhischer. E» kommt ihm dabei ein gesundet Pathos hob die Versammlung an diesem Tage AbendS 8 Uhr auf und verhaftete alle Anwesenden. Konstantinopel, Mittwoch, 18. Mai, AbmdS. iW T B) Der französische Botschafter hat ans Grund ihm von der französischen Regierung zu- gegangener Instructionen den französischen Consnl in Smyrna angewiesen, Midhat Pascha (welcher der Theilnahme an der Ermordung de» SulianS Ab dul Aziz beschuldigt wird) daS Asylrecht zu verwei gern und demselben zu bedeuten, daß er daS Con sulat verlassen solle. Die anderen von Midhat Pascha um Schutz angegangenen Regierungen haben ihren Consuln gleiche Weisungen ertheilt. Midhat Pascha hat sich heute Abend den tür kischen Behörden gestellt, unter der Bedingung eines gerechten UrtheilSspruchrS. Dresden, 19. Mai. Jüngster Tage brachten wir ein Kabeltelegramm aus Washington, wonach zwei Mitglieder deS Se nat» ihr Mandat niedergelegt haben. Dieser Schritt erfolgte von Seiten der beiden Senatoren für New-Kork, Conklmg und Platt, deshalb, weil der Präsident Garfield auf der Ernennung Rodertson's zum Direktor der Zölle in New-Kork besteht. Der Rücktritt der beiden Senatoren, durch welchen die Hauptstadt der Union aushört, in der höchsten legis lativen Körperschaft vertreten zu sein, hat, wie der Telegraph hinzufügte, in den Vereinigten Staaten großes Aufsehen gemacht. DaS mag wohl sein; denn die „Lobby", die Beutejäger im Vorzimmer des weißen Hauses, verlieren rn Conkling einen einfluß reichen Beschützer. Anständige Bürger haben keine Ursache, ihm Thränen nachzuweinen. WaS Robertson betrifft, so scheint ihn die öffentliche Meinung ziemlich günstig zu beurtheilen. DaS Handelscomits de» Se nats hat denn auch, wie der Telegraph aus Washing ton vom 17. d. meldet, den Bericht genehmigt, welcher sich, entgegen den Agitationen ConkUng's, für die Er- nennung Robertson'» zum Director der Zölle in New- Kork ausspricht. ES kann dem Lande gleichgiltig sein, von wem eS auSgeplündert wird; auSgeplündert wird eS in allen Fällen. Die große Republik wird in den Augen deS Auslandes ihren guten Namen nicht eher wiederherstellen, als bis sie sich aufrafft, die Schma rotzer abschüttelt und einen Mann an ihre Spitze stellt, der zwar keine Verdienste um die eine oder die andere Partei aufzuweisen hat, aber ein eiserner und ehrenhafter Charakter ist, wie eS die Männer waren, welche bis zu Grant im weißen Hause regierten. Der Plan Conkling's und Platt s dürste dahin gehen, sich wiederwählen zu lassen, um dann, von allen früheren Verpflichtungen befreit, nach Belieben handeln zu können. Für uns in Deutschland bietet die Affaire einen pikanten Beitrag zum nordamerikanischen Slaats- und Parteileben mit seiner schmutzigen Beutejägerei. Der Antagonismus zwischen den Führern der beiden Parteien der republikanischen Partei, der „Regulären" und der „Stalwarts", deS StaatssecretärS Blaine und des New-Korker Senators Conkling, ist die Ursache der nun schon Monate lang fortgesetzten Vernachlässig ung der Geschäfte, für welche der Senat zujammenbe-- rusen wurde. DeS Pudels Kern bildet nach wie vor der Kampf um die republikanische Patronage im Staate New Kork, die durch dre Nomination Rodertson's für das Zollamt den Händen des Stalwarthauptes Con kling entwunden werden würde. In Bezug hierauf schreibt der New-Korker Correspondent der „Ham burger Nachrichten" unterm 30. April: Die künst liche „Geschäftssperre" („Deadlock") in unserm er lauchten Staatenhause, verursacht durch den Partei kampf um die Patronage, die Aemterbeute, bildet am der Rede, eine zwanglose, natürliche Betonung zu Gute. Schwung und männliche Würde erheben diesen Ausdruck oft zu erfreulichen Effecten, welche durch die passend ansprechende Gesammterscheinung noch unter stützt ward. WaS nun von dem fleißigen Darsteller für den Egmont noch zu gewinnen ist, liegt ganz allgemein auf dem Wege der Kunstvollendung. Es ist überhaupt die bewußte, architektonisch aufgebaute Gestalt des Vor trag», sowohl in der Zeichnung, wie in der Farbe diese» Gebilde». Die Zeichnung liegt bei der Rede besonders in der Schwächung und Verstärkung, im Tempowechsel, in den künstlichen Pausen, in den lei denschaftlichen Beeilungen. Die Farbe, da» Colorit dagegen liegt in dem Ton, in der Stimme, von dem ja der Begriff Stimmung abgeleitet ist. Die Zwischen farben, die feinen Modulationen, welche diesem Tondilde erst die rechte sammelnde und ergreifende Stimmung geben, werden von Hrn. v. d. Osten noch nicht sicher beherrscht, sind vielleicht von ihm noch eben so wenig eingehend studirt, wie die kleinen Pausen und Steigerungen im Tempo, diese Zaubermittel deS vollendeten Schau spieler». Solcher Mangel ist ganz erklärlich, denn jene Zwischensarben und feinen Wellenlinien de« Con tour» sind in der Redekunst gerade wie in der Malerei da» Lrgebniß reiferer Jahre. Die Kunst, die lange jung bleiben soll, benutzt e» al» ein witzige» Mittel zu diesem Zweck, daß sie ihre Jünger später majorenn werden läßt al» da» Gesetz und die Natur den Menschen. O. B. Schluffe de» zweiten Monat» der neuen Administration noch immer den einzigen Drehpunkt für unsere Politik. Hunderte von Nominationen, die der Präsident an den Senat hat gelangen lassen, und vor Allem die für Californien so wichtigen neuen Verträge mit China müssen sich gefallen lassen, in den Hintergrund ge schoben zu werden, bi» es den maßgebenden Partri- und FractionSführern im Senat gefallen oder die Nothwendigkeit sie zwingen wird, durch irgend einen Coup oder ein Techtelmechtel der Geschästssperre ein Ende zu machen. Wie geringen Einfluß hier zu Lande die sogenannte öffentliche Meinung, durch eine völlig freie Presse vertreten, auf die Politiker von Prosession ausübt, bewährt sich von Neuem. Tag für Tag hat die unabhängige Presse, selbst die der Partei — wie das geacbtelste Organ der Republikaner, die „New- Kork Times" — nicht unterlassen, das Treiben im Senat der schärfsten Kritik zu unterziehen und auf schleunige Beendigung der skandalösen Behinderung der Administration zu dringen, aber bisher umsonst; denn die Urheber der Sperre, die nur ein Motiv, d. h. ihre eigenen hinter der Parteifahne versteckten Interessen, kennen, sind entschlossen, den angesangenen Kampf deS HinziehenS fortzusetzen, bis sich die ihnen günstige Chance zum Abschluß desselben ergeben haben wird. Die sich dabei von verschiedenen Seiten durch kreuzenden Interessen und Jntriguen eingehend zu schildern, würde theils eine über die Kenntmß Eine- Menschen hinausgehende Vertrautheit mit Perso nen und Umständen erfordern, theils ein ganzes Buch zu schreiben nöthlg machen, und zwar ein Buch, das wenig Leser finden würde. Daß die beiden Parteiführer Blaine und Conkling ne ben dem Streit um die Nomination Rodertson's zum Director der Zölle in New-Kork weitere Pläne, als die für die Gegenwart im Auge haben, und die jetzigen Kämpfe nur Vorbereitungen für den nächsten PräsidentschaftSkrieg sind, ist selbstverständlich, denn unsere Politiker sind weitvoraussehende Köpfe, und beide genannte Herren leiden an der bekannten Schwäche unserer politischen Größen; sie haben „tds?re«iäenc/ ou tkv Krain". Daß die Zurückziehung der Ernen nung Robertson'- für das New Korker Zollamt — d. h. für die ausgiebigste Patronage im Lande — dem Deodlock sofort em Ende machen würde, bezweifelt N emand. Vor der Hand hat aber der thatkräfNge Staatssecretär Blaine sein Geschäft, Mr. Garfield noch immer fest in feinem Griffe zu erhalten, verstanden, und sämmtliche von der andern Seite hinter den Coulissen rnS Werk gesetzten Umtriebe haben sich darum gedreht, während de- Hinziehens der Entschei dung, Stimmen genug für die Verwerfung Rodertson's sowohl unter der eigenen Partei, wie unter den Demo kraten heranzuziehen. Diesem Kampfe zwischen den beiden republikanischen FractionSführern dient der zwischen den beiden politischen Parteien um einige SenatSexecutrvämter — namentlich das deS SecretärS des Sergeant-at-ArmS — eigentlich nur zum Vor wand dieser Stockung, obgleich er von demokratischer Seite zum principiellen Anhalte für ihre Mit wirkung zur Fortsetzung der Geschäftssperre ge nommen wurde. Die Demokraten schwingen sich auf den Standpunkt der politisch - moralifchen Ent rüstung über die schmachvolle Coalitwn der Republi kaner mit einem politischen Ueberläufer — dem vir ginischen Senator Mahone — welche die Ernennung von Repudiatoren und unbekehrten Rebellen zu den genannten Senatsämtern zu Stande gebracht habe. Die Republikaner dagegen machten sich auS dieser Coalition, die selbst von den anständigen Organen ihrer Partei denuncirt wurde, eine Feder auf ihren Hut; sie rühmten sich damit, eine ersolgreiche Mine in die Festung der Demokratie des „geeinigten Südens" gelegt zu haben, und waren freigebig mit der Ver ¬ sicherung, daß durch die Stärkung der „unabhängigen" Mahonepartei im Süden zum ersten Male „freie- Stimmrecht und ehrliche Stimmzählung" im Süden zur Wahrheit werde gemacht werden. Zur Unter stützung diese- Argument- wurden von Neuem die alten sectionellen Antipathien zu Hilfe gerufen, die GcrichtS- archive nach abgethanen Wahlfälschungiprocefsen durch stöbert und in stundenlangen „patriotischen" Reden da- berüchtigte „blutige Hemd" von Neuem schwungen. Die Palme in dieser Beziehung trug eine Rede deS Senators Frye, des Nachfolger- Blaine'S, davon. DaS Volk, die- spricht sich überall unverhohlen aus, ist dieser Wühlereien seiner officlellen StaatSvertreter herzlich satt, und die immer steigende Entrüstung über den Eingriff der Parteipolitik in die regelmäßige Geschäftsführung de- Landes hat endlich in der ver flossenen Woche die Republikaner im Senat wenigsten» zu einer scheinbaren Concession an diese gezwungen. In einem Laucu» wurde beschlossen, gelegentliche Exe- cutivsitzungen zur Erledigung der Nominationen abzu- balten und mit einer Auswahl unter diesen einen be- sondern Ausschuß von 7 zu beauftragen. Mit dieser Maßregel mag ein Theil der Geschäft-sperre — die sich namentlich wegen der mangelnden Besetzung der Marschallstellen bei den Vereinigten-Staaten-Gerichten auf die Thätigkett dieser erstreckt — gehoben werden, vielleicht auch die Chinesenverträge Aussicht aus Er ledigung erhalten; aber in Bezug auf die Entscheidung de» HauptkampfeS — zwischen den FractionShauptern Blaine und Conkling — zu deren Hinzlehung da» Deadlock über die Senatsämter als Mittel dient, zeigt sich noch auf keiner Seite eine Neigung zum Nach geben. Präsident Garfield, der dabei in seinem con- stltutionellen Rechte ist, hat bisher alle Zumuthungen zur Zurücknahme der Ernennung Robertfon'S entschie den von sich gewiesen, Mr. Blaine unterstützt dabei seine Haltung, und Donald Conkling, der Fürst der Jntrigue, hält daher noch ebenso au der Politik de» Laviren» fest. Lagtsgeschichte. Dre-dev, 19. Mai. Bon der Kreishauptmann schaft zu Leipzig sind auf Grund von 8 1 und 6 deS ReichsgesetzeS vom 21. October 1878 die Ge sangvereine „Liederkranz" und „Erinnerung" in Stötteritz und „Lyra" in Gohli» verboten worden. " Berlin, 18. Mai. Der Ausschuß de» Bun desrat Hs für Handel und Verkehr trat heute zu einer Sitzung zusammen. — Wie man dem „Hamb. Corr." telegraphirt, hat der Reichskanzler an den BundeSrath unterm 13. Mai ein Schreiben gerichtet, in welchem er als Termin für die Ausführung des Eldan- schlusses den 1. October d. I. ins Auge faßt. In dem Schreiben heißt eS: .Bekannte Vorgänge, welche den Anschluß deS größeren Theils deS Hamburgüchen Gebietes und der Stadt Hamburg selbst an da« deutsche Zollgebiet für nahe Zeit hoffen lassen, stehen einer Verbindung der Maßregel des Anschlusses der Stadt Altona nnd des Anschlusses der Unlerelde an da» deutsche Zollgebiet injosern entgegen, al» danach von der AuSsührung des Anschlusse- von Altona sür die Zwischenzeit füglich adzu- sehen, wahrend der gleichen Rücksichten nicht unterliegende Zoll anschluß der Unterelbe unverzüglich in Vollzug zu setzen ist. Der gesonderte Anschluß der Unterelbe macht es nöthlg, deren Abschluß gegen da« Freihasengeviet einstweilen nur durch prs- vi>orljche Maßregeln durch,usuyren. Ter Reichskanzler fordert daher den BundeSrath namens d«r preußüchen Regierung aus, die mit der Sache befaßten Ausschüsse zu lchleunigen Voi schlügen wegen der danach noch erforderlichen Ergänzungen und insbe sondere des Termin« sür die Ausführung de« Anschlußes der Unlerelbe auszusordern. ES wird nunmehr nicht bei Suzyaven wohl ober bet Altona eine Veränderung der bisherigen Zoll grenze statlfinden müßen ES wtrd die jetzige Zollgrenze in ihrem Laufe bis zur Elbe, Altona ausichltesend, unveränden bleiben, demnächst die E<be in schräger Linie nach der Bake am westlichen Ende des Nuhwerdrr überschreiten, somit den Unter den Tannen. Novelle von F. v. Stengel. (Fortsetzung zu Nr. 1t4.) Gegen Ende der Mahlzeit fchlug der Amtmann vor, nach einem benachbarten Bergnügungsort im Walde zu fahren, die Wagen feien gleich zur Stelle. Der Vorfchlag wurde bereitwillig angenommen, beson- ders Adele drängte dazu. Sie war heiter, ja aus gelassen wie fetten, aber eine ihr sonst nicht eigene Aufgeregtheit fiel Denen auf, die sie öfter sahen. Morltz nahm den Vorschlag der Vaters am glelchgil- tigsten auf, ja er machte sogar Einwendungen und Adele bemühte sich, ihn dafür zu interessiren. Ihr war nicht entgangen, daß er nur halb zugegen war, sie sah, ihn beschäftigte Etwas, und sie hätte gern gewußt, was. Gerade jetzt blieb er ihr wieder eine Antwort schuldig, und sie folgte der Richtung seines Blickes. Bei Ur sula blieb er hasten. WaS hatte dies zu bedeuten, dies und die Unterredung mit dem Findelkind? Denn sie hatte wohl gesehen, daß Ursula eS war, die ihn oben hielt, während sie unten auf ihn wartete. Sie fürchtete Ursula nicht und wenn sie je momentane Elsersucht empfunden, so war dazu kein Grund vor handen; nach Dem, was sie heute Morgen gesehen, was sie sich nach ihrem eigenen Gutdünken auSschmückte, mußte Ursula ihren Entschluß gefaßt haben, und zwar zu Gunsten de» Rector». Ader die Aufmerksamkeit ihre» Vetter» für da» Findelkind mißstimmte sie und diefem Jmpulfe folgend, vergaß sie die Vorsicht, al» sie sagte: „Du siehst nach Ursula und denkst wobl daran, wie sie den Tag zubrivgen wird, wenn wir fort find. Nun, sie hat ja dann freie Stunden, sie wird schon wissen, wie sie anzuwenden; sie brennt gewiß, dem Lapitel von heute Morgen eine Fortsetzung folgen zu lassen." Adele sprach laut genug, um von Ursula vernom men zu werden, aber diese verstand nicht, aus wa» sie anspielte; hatte sie gelauscht, al» sie mit Montz sprach, oder sie mit dem Rector gesehen? Gleichviel, beide» war mehr, als unangenehm. Moritz verstand sie noch weniger, aber er sah Ur sula'» erglühendes Gesicht und er mußte die Sache er gründen. „Ich verstehe nicht, wa» Du meinst, Adele", sagte er. „ Natürlich, weil Du da» Stelldichein nicht gesehen, Fräulein spielt wohl nicht länger mehr die Spröde." „Laß Dnne Scherze, Adele, sie sind schlecht ange bracht", verwies Moritz ernst, „Ursula weiß, wa» sie thut und sie allein ist Richterin ihrer Handlungen." „Natürlich, ich mische mich auch nicht ein, ich kenne aber die Prinzessin „von unter den Tannen" besser, al» Du." „Schweige, Adele, kein Wort weiter, wa» hat Dir Ursula gethan und wa» giebt Dir da» Recht, sie zu beleidigen?" Er sprach laut, alle Anwesenden tonnten ihn hören, wie Alle Adele gehört hatten. Adele war verlegen, der Berwei» beleidigte sie, mehr noch bereute sie ihre Unklugheit, die sie sofort gut machen mußte „E» war ein schlechter Scherz, Moritz", sagte ste versöhnlich, „nimm ihn nicht übeler aus, al- er ge meint war", dabei reichte sie ihm die Hand. Er schien die Bewegung nicht zu sehen, den» er
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview