Delete Search...
Dresdner Journal : 19.02.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-02-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188102195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-02
- Tag1881-02-19
- Monat1881-02
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 19.02.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
«II Im Ul»—» ^»» : .i»krücü: . . IS H»rk. ^jLkrliek: 4 Hark bv?s. Hummvrn: IO?k L«»«rk»Id ct« äeut«:tl«a kt-iok«, tritt ?o«t- uvä 8temi>t!>ru»l:tll»8 vioru. Io»»r»teupr«k«» ^>r ä«a k»mo vinor ^vsp^Itoavu ?vtitr«il« 20 ?t. Ovsvr „ 8»QU—»uctt" äi« 2«l« »0 kk. Lr»e>i»l»«»r l^ilod mit Fu»v»kms <i«r 8oov- avü kuisrt»8» ttveoü» ftlr «ieo sotxenüso 1»^. Sonnabend, den 19. Februar. 1881 DresdnerMimal. Verantwortliche Redacüon: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1u»vr»t«->»»uu»Umc »u»»eitii»r L«x»lU: />>. etter, 6ommi»»t»llLr l)rve<io«r äourvat»; S»wd»rU Nsrli» Vt«o l.«ip»«U N»,«l-vr»,I»a ^Ntnkkpr» «. > : /7u«ne»^te»n L ^o^/er, Lvriu» o-U»mI,unU- kr»U -L«>p»>U krllklUrt ». N. HÜLvkao- N«rU»: 8'./cvroiet, Lremen: /» ,' >r»,l»o: ,dtunAe»'« iiürcüu; kreLHart » Ä ^ae^er'^cti« Uu>:tik^»(ilu»^; vdrltt»: tr ,!/«//< r,' Nmmor»ri (?. .'»c/tüeeier, k»rt» Lerlm kr»i>klart » IL- >t»rtU»rt: F>ai»-e L t7v, UlodurU: 8<«»ner U»r»u»^»d«rr Nüoizi LxpvüiUo» äs» Orvmioer t>rv»<ivn, /«in^vrotr»»»« 80 20. Die Majorität der liberalen Partei im Senat ist dadurch auf 4 Stimmen rrducirt. Madrid, Donnerstag, 17. Februar, Nach mittags. (W. T. B.) Alonzo Martinez ist zum Botschafter beim Vatikan und Mazo zum Ge- sandten beim italienischen Hofe ernannt wordeu. London, Donnerstag, 17. Februar, AbrndS. (W T. B.) In der heutigen Sitzung deS Ober hauses zeigte der Herzog v. Argyll an, daß er auf die Auseinandersetzungen Lord Lytton » vom 15. d. betreffs der Schiffbrücken über den JnduS und betreffs der militärischen Vorbereitungen in Indien im November 1^76 morgen antworten werde. Im Unterhaus» kündigte der Sprecher neue Vorschriften betreffs der dringlichen Debatten an. Der Premier Gladstone theilte mit, daher, wenn die Einzelberathung über die irische ZwangSbill heule nicht zur Erledigung gelange, morgen beantragen werde, dah dieselbe vor Mitternacht erledigt sein müsse. Das neue Reglement bestimmt, daß über einen solchen Antrag ohne Debatte abzustimmen ist und dah, wenn der Antrag mit einer Dreiviertelmajorität angenommen würde, der Vorsitzende zur festgesetzten Zeit die Einzel- berathung für geschloffen zu erklären hat. — Der Radicale Cowen zeigte darauf an, er werde demnächst beantragen, daß eine Bill, deren Dringlichkeit votirt worden sei, ohne jede Discussion angenommen werden solle. (Lauler Beifall der «rischen Deputaten.) — O'Sullivan erklärt, er werde, wenn dieser Antrag abgelehnt werde, beantragen, daß bei DrinqlichkeitSde- batten der Premier das Recht haben solle, zu ver langen, daß kein Irländer zum Wort gelange. Hierauf wurde die Einzelberathung der irischen ZwangSbill fortgesetzt. Da» neueste Vorgehen der Negierung in Be zug auf die geschäftliche Behandlung der irischen ZwangSbill hat in parlamentarischen Kreisen, namentlich bei den Radikalen und bei den Couser vativen, lebhafte Erregung hervorgrrufen. Nach amtlicher Meldung aus Ladysmith von heute hat General Wood mit einer au» Infanterie, Cavallerie und Artillerie bestehenden Abtheilung den Kluß Jngogo überschritten , um dem General Colley Verstärkungen zuzuführen. London, Donnerstag, 17. Februar, NachtS. (W. T. B.) Da die Einzelberathung der irischen ZwangSbill im Unterhausr auch heute nur wenig gefördert wurde, so wird der Premier Gladstone seinen bereit» angekündigten Antrag, betreffend den Schluß der Einzelberathung der irischen ZwangSbill, erst am Montag stellen. Nach einer amtlichen Depesche de» Generals Colley aus Newcastle vom 17. d. ist die Truppen- colonne des Generals Wood, die heute eintraf, auf dem Marsche auf einige Boerrn gestoßen, die indessen keinen Widerstand leisteten und sich dem Anscheine nach nach LaengSneck zurückzogen. Dir telegraphische Verbindung ist wieder hergestellt, der Weg ist frei. — Eine weitere Depesche aus Dur ban vom 17. d. meldet, daß General Wood und General Colley Mittag» im Kort Amiel zusam mentrafen und einen KriegSrath hielten. Belgrad, Donnerstag, 17. Kebruar, AbrndS. (Corr. Bur.) Der KriegSminister schloß mit dem Gewehrfabrikanten Mauser die Lieferung von 100000 Hinterladern des combinirten System» Mauser-Milovanovic, zahlbar in 20 Raten inner halb 3 Jahren, ab. Konstantinopel, Donnerstag, 17. Ke- bruar, Nachmittag». (Corr.-Bur.) Der deutsche Botschafter, Graf Hatzfeldt, ist beute.Morgen hier eingetroffen. ES wird versichert, er werde eine neue Grenzlinie für Griechruland unter Aus schluß von Mezzowo, Janina, Tschamurli und Prevesa beantragen. Dresden, 18. Februar. Die französische Deputirtenkammer hat sich in ihrer gestrigen Sitzung zum ersten Male mit der Frage der Wiederherstellung de» Listenscruti- niumS beschäftigt, und der Bardoux'sche Antrag auf Modificirung des Wahlgesetzes dürste auf längere Zeit hinaus die Aufmerksamkeit und die Thätigkeit aller Franzosen völlig m Anspruch nehmen: der Republi kaner sowohl, welche dadurch dauernd ihre Herrschaft besestigen zu können hoffen, wie auch der Monarchisten und der Ultraradicalen, weiche durch diese- System vollständig erdrückt zu werden befürchten müsfen. Man kennt das Interesse, welches Gambetta persönlich an diese Frag- knüpst und daS ihn bestimmt, selbst in der Debatte zu Gunsten der LlstenscrutiniumS interveniren zu wollen. Ist damit das Schicksal deS Listenfcruti- niums definitiv und erfolgreich gesichert? Die Parti sane desselben behaupten eS zuversichtlich, und eS spricht freilich auch mehrfach die Wahrscheinlichkeit da für. Die bekannten jüngsten Frühstücks im PalaiS- Bourbon und die dabei entfaltete „Dictatur der Ueber- redung" Gambetta's, sowie die Küche von Meister Trompette, dem berühmten Koch Gambetta'-, haben wohl manchen anfangs widerhaarigen Deputirten zu einer bessern Ausfassung der Vorzüglichkeit des Listen- scrutiniumS und seiner Vortheile vor der jetzigen Wahl per Arrondissement gebracht. Nichts desto weniger dürste man meinen, daß eine parlamentarische Schlacht, wenn ein Chef so seine letzten Reserven vorrücken läßt und selbst ins Feuer sprengen zu müssen glaubt, doch noch nicht im Vorau- al- völlig entschieden anzusehen sein möchte. Biel wird von der Haltung de- Ministe riums abhängen, bei dem man an einen leider oft nur zu schwachen Widerstand gegen die Pläne Gambetta'- gewohnt ist. Die mannlchfachen Behauptungen von einer Oppo- siiion de- Präsidenten Gr«vy gegen diesen WahlmoduS werden als vollkommen irrige bezeichnet; Grevy sei vielmehr ein überzeugter Anhänger des LlstenscrutiniumS, für welche- er überdies seiner Zeit m der National versammlung gestimmt hat. Wenig wahrscheinlich jedoch dürste es sein, oatz auch der angeregte Gedank einer — jährlichen Erneuerung der Kammer zu einem Viertel nach einem durchs LooS festgestellten Turnus von der Kammer adopUrt werden sollte. Es würde dies unverkennbar zu allzu groben, von selbst in die Augen springenden Jnconvenienzen führen und dem uuiversel in seiner demokratischen Gleichhetts- idee widersprechen. Kann man endlich gewöhnlich gut informirten Quellen Glauben schenken, so stände der Termin jener allgemeinen Neuwahlen näher bevor, al» man gemeinhin glaubt; im Elysse und im Palais- Bourbon wäre man danach einig, dieselben auf Ende April, spätestens aus Anfang Mai vorzurücken. Der leitende B»wegorund ist, die radicale Wahlpropaganda und die Organisation der radikalen Wahlcomite- hier durch zu überraschen und in ihrer Thätigkeit möglichst lahm zu legen. Gambetta hat erst dieser Tage wieder eine Anzahl von republikanischen Deputirten empfangen, denen er die Vortheile des Listenscrutiniums, verbunden mit einer theilweisen Erneuerung der Kammer, auseinander setzte. Er bestand auf der Nothwendigkeit, die gegenwärtige Zusammensetzung der Kammer zu ändern, welche wegen ihrer Zersplitterung der Bildung einer Regierungs majorität hinderlich sei. Nach ihm wird nur das Listenscrutinium eine solche gleichförmige Mehrheit lie fern, welche, ohne knechtisch zu sein, eine bestimmte Richtung verfolgt und ein politisches Programm be sitzt. Gambetta behauptete, daß man bei dem Um stande, daß eine unwideistehliche Strömung der öffent lichen Meinung bereits vorhanden, mittelst des Listen scrutiniums dahin gelangen könnte, sich des größten Theile» der Mitglieder der reactionären Minderheit zu entledigen. Auf den Eii Wurf, daß die Wiederherstel lung der Listenabstimmung feiten jener Deputirten Widerstand finden werde, in deren Departement- durch diesen Wahlmodu- die Zahl der Vertreter verringert würde, sagte Gambetta, daß man vaS Projekt ändern könne, indem man auf Grund der Bevölkerungsziffer die Zahl der Vertreter vermehre. Er sei auch der Meinung, daß e» besser sei, Versammlungen mit enier sehr großen Mitgliederzahl zu haben, und er könne die Versicherung geben, daß in diesem Sinne bei der Dis cussion Verbesserungsanträge eingebracht werden wür den. Einige der Deputirten machten nun Gambetta aufmerksam aus den Uebelstand deS Listenscrutiniums, daß e» die Ausstellung der Listen ausschließlich in die Hände der städtischen ComiteS liefere; die Vertreter der Landgemeinden würden nothwendigerweise denachthei- ligt, da die Zahl der städtischen Abgeordneten weit größer und thäliger sei. Letztere würden bei der Ent scheidung über die Wahl der Candidaten ein zu großes Uebergewicht erlangen. Gambetta drückle die Ansicht aus, daß man, wenn die republikanische Presse ihn dabei unterstützen wolle, Departementalcomites aus der selben Grundlage bilden könnte. Diese Comries sollten in jedem Departement aus den Generalräthen, Arron- dissement-räthen und den Delegirten der Gemeinderälhe zusammengesetzt werden. Es würden solchergestalt die Interessen aller Parteien des Departement- gewahrt und die aus diese Art aufgestellten Listen genau dem Ausdruck der öffentlichen Meinung entsprechen. Die Frühstückspropaganda Gambetta's hat bisher keinen durchschlagenden Erfolg gehabt, und wenn auch der Antrag auf Einführung der Listenwahlen gestern von der Kammer in Erwägung gezogen wurde, so ist doch seme schließliche Annahme nach wie vor zweifel haft. Dies wenigstens scheint aus der Versammlung hervorzugehen, welche vorgestern die gemäßigte Linke gehalten hat, also eine Partei, welche Gambetta im Allgemeinen nichts weniger als seindlich gesinnt ist. ES traten darin 6 Redner auf, von denen nur I, Pascal Duprat, zu Gunsten d r Listenwahlen sprach Zu Denen, weiche sie bekämpften, gchörten Bernard Lavergne, Gaichard (der doch ein Intimus des Kam merpräsidenten ist) und namentlich Senard, besten Rede mit großem Beifall ausgenommen wurde. Gam betta glaubt sich darum nicht minder, nach häufigen Aeußerungen in den letzten Tagen zu schließen, des Sieges gewiß. Eine solche Aeußerung hätte er nach dem „GauloiS" auch bei einem Diner gelhan, welches letzter Tage der General Clinchant, der General gouverneur von Paris, den in Paris anwesenden Corpscommandanten gab. „Der Erfolg ist sicher", soll Gambetia gesagt haben, „da- Listenscrutinium wird uns eine erdrückende Mehrheit sichern." Der „TempS" reproducirt die ganze Sitzung der Nationalversammlung vom 12. November 1875, in welcher Gambetta für die Listenwahlen emirat, in einer der bedeutendsten Reden allerdings, die derselbe gehal ten. — Die Gambetta'sche „Republique franyaise" thut sich nach wie vor durch ihren Eifer für die Um gestaltung de- jetzigen Wahlmodus hervor, und eS ist ausgefallen, daß sie die Bonapartisten mit eine« ge- wiffen Zuvorkommenheit behandelt, als ob sie in den selben Bundesgenossen zu gewinne» hoffte. — Die Listenabstimmung hat eben auch unter den Mitgliedern der Rechten viele Anhänger. DaS „Pays" erklärt sich als Gegner der theilweisen Erneuerung der Kani mer, stimmt aber für da- Listenscrutinium und berechnet, daß feiten der Minorität 70 bis 80 Stimmen die An hänger der Listenwahl unterstützen dürsten. Amtlicher Theil. DreSdn», 16. Februar. Se. Königliche Majestät hat dein Ort-richter August Leuner in Belmsdorf da» a izememe Ehrenzeichen zu verleihen allergnädigst geruh - Nichtamtlicher Theil. Netersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. TagrSgeschichte. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 17. Februar.) Eranmuugeu, Versetzungen rc. im öffrntl. Dienste. EingesandteS. Feuilleton. Beilage. Der Entwurf deS ReichthauShaltSetatS für 1881/82. Znr orientalischen Krage. Dresdner Nachrichten. Provtvzialvachrichteu. (Grimma. Bautzen. Freiberg.) Vermischtet. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 18. Kebruar, Nachmittags. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) In seiner heutigen Sitzung nahm daS Herrenhaus den ersten Paragraphen drt Steuererlaßgesetze» mit S4 gegen 41 Stimmen au, nachdem der Ministerpräsident Kürst BiSmarck den Schluß der Debatte befürwortet und mitge- theilt hatte, daß der Landtag am 23. d. MtS. ge schloffen werde, daS Herrenhaus also nur noch 4 Tage Zeit zur Berathung aller Vorlagen habe. Hierauf wurden die übrigen Paragraphen deS Gesetze» in der Kaffuvg de» Avgeordnetenhause» angenommen. Pari», Donnerstag, 17. Februar, AbrndS. (W. T. B.) Im Senat wurde heute die Berathung de» Zolltarif» fortgesetzt. Pouyer Oluertier, wel cher der Schutzzollpartei angehört, hielt eine lange Rede, auf welche der HaudelSminister Tirard er widerte. Von der Deputirtenkammer wurde da» Preß gesetz bei der Endabstimmung über da» ganze Gesetz mit 428 gegen 8 Stimmen genehmigt. Hierauf begründete Janvier de la Motte seine Interpellation über den Crsdit - foncier, den er schwindelhafter Spekulationen bezichtigte. Der Kinavzminister trat für den Credit - foncier ein und erklärte dabei, daß er zur Emittirung von Loo»papieren niemals Ermächtigung ertheilen werde. Die Kammer nahm die einfache Tages ordnung an und beschloß demnächst ohne Debatte, den Antrag Bardvux auf Wiederherstellung der Listenwahl in Erwägung zu nehmen. (Durch diesen Beschluß wird der endgiltigen Entschließung der Kammer über den Bardoux'schen Antrag nicht präju- dicirt; die parlamentarischen Kreise sind über die Aus sichten des Bardoux'schen Antrags fortgesetzt sehr ge- theüter Meinung.) Parnell ist heute Vormittag von hier nach London zurückgekehrt. DaS Gerücht von der Abberufung deS franzö sischen Generalkonsuls in Aegypten, Barons de Ning, wird durch die „Agrnce HavaS" für unbe gründet erklärt. Antwerpen, Donnerstag, 17. Februar, Abend». (W. T. B.) Bei der heutigen Ersatzwahl eine» Se uator» an Stelle eines verstorbenen Senators der liberalen Partei wurde Cogel» (Katholik) gewählt. Feuilleton. Urdigirl von Ott» Banck. Zigeuuerblut. Künftlrrnovelle von Fritz Bley. (Fortsetzung zu Nr. 40.) Da blieb mir ja nicht» übrig, al» einmal nach der Residenz zu fahren und den übermüthigen Freund aufzufuchen. Uebr gen» wollte ich mich auch um die Leitung de» Institut» bewerben, welche mir schon früher in Aussicht gestellt war. Ich reiste also an einem der nächsten Tage hinüber. Kurt'S Adresse wußte ich zwar nicht, aber ich brauchte nicht lange zu suchen: ich fand ihn an dem Künstlertifche der Weinstube in der Lin denallee in lustigster Gesellschaft und in lustigster Laune. Er war durch mein Kommen freudig überrascht und wir schlenderten wieder durch den Park, ganz wie damal». E» waren dieselben Bäume und dieselbe Sonne schien durch da» Laubdach auf die breiten schönen Wege, aver sie schien mir heute so frühling-warm in» Herz hinein, so ganz ander» al» dazumal. Und wa» war eigentlich geschehen seitdem? Nicht»! So ist da» Menschenherz! Kurt mochte auch wohl an jene Zeit denken, denn er ging eine Weile schweigend neben mir her. Bleibst du lange hier, Rudi? — Warum? O, du solltest mir einen Gefallen thun?" „Und da» wäre?" „Wir geben nächsten» ein Fest, bei dessen Arrange ¬ ment ich sehr betheiligt bin. Da sollst du mir einen CzardaS oder dergleichen spielen, am Liebsten eine eigene Composition." Ich sagte ihm zu und er erzählte mir daun von dem Leben und Treiben in der Hauptstadt. Er war überall bekannt, ohne überall dabe« zu sein. DaS war so seine Art. Dann schlug er mir vor, meinen durch- gesallenen „Tasso" der Hosoper einzureichen. Ich hatte selbst daran gedacht und ging am folgenden Tage mit meiner Schmerzenöpartltur zum Hoskapellmeister. Der alte Herr hatte von meinem FiaSco in Mailand ge hört — ohne Zweifel hatte Kurt ihm die Geschichte zutragen lassen — und da» hatte ihn ein wenig neu gierig gemacht. So sah er selbst die Partitur gründ lich durch, und als ich ihn einige Tage später besuchte, versprach er mir, seinen ganzen Einfluß daran zu setzen, daß die Oper zur Aufführung komme. Meine Bewer bung um die Leitung deS Institut» schien auch zu ge lingen; so konnte ich also der Zukunft mit Sorgen zwar, aber doch festen Muthe» entgegensetzen. Kurt war in jenen Tagen recht oft bei mir und ich belustigte mich über feine Geheimnißkrämerei. Wenn ich ihn aber über sein wunderliche» Fest au«- forschen wollte, so lächelte er verschmitzt und wich mir au». Ich hatte ihm den Willen gethan und eine Rhapsodie componirt, witd und eigenartig, wie er sie haben wollte, aber sie war ihm noch nicht ur wüchsig genug. „Du kannst e» besser, wenn du willst, Rudi. Ich hoffe, daß der Augenblick da» seine thun wird. Lege Alle», wa- du an Leidenschaft besitzest, hinein in diese Weise, und dann zieh herab, mein Junge, und laß deine Funken sprühen und deine Sehnsucht werben — so, da- ist schon besser. Siehst du! Na, ich komme mor gen und hole dich ab, punkt 6 Uhr!" Und am folgenden Tag kam er. Ich mußte, ohne daß er mir Zeit zu Gegenreden ließ, ein Zigeuner- costum anlegen und sah mich verwundert im Spiegel mit dem langen struppigen Haar und schwarzem Bart. „So, nun noch den Muschelgürtel und die Münz kette, da- wird ein Muster von einem Cz«ko." Ich hatte mich nun ein Mal in seine Gewalt be geben, also ließ «ch ihn widerstandslos gewähren und folgte ihm in den Wagen zum Festlocale. Nicht wenig erstaunt war ich aber, als ich anstatt in einen Saal in eine festlich geschmückte und erleuchtete Reit bahn trat. „Ja so, Rudi, ich vergaß, dir zu erzählen, e» ist ein Reiterfest, da- wir Maler und einige Offiziere der Garnison geben. Du wirst mit den Zigeunern dort austreten und, nachdem man dich in die Arena geschleppt hat, dein Stück aufspielen. DaS ist Alles, wa- du zu thun hast. Gestatte, daß ich dich mit dem übrigen Ge sindel bekannt mache, e- sind lauter Zigeuner, lauter Maler wollte ich sagen." Da- letztere hätte ich nun allerdings an den Lo> stumen gesehen, denn mit diesem genialen Realismus konnten nur Maler sich herauSstaffiren. E- war ein zauberische», berückende» Bild phantastischen Treiben», welche» sich dem Auge bot. Und dennoch achtete ich kaum auf die Pracht schim mernder Costume, hochedler Rosse und glanzvoller Zaumzeuge, auf diesen Frühling von duftende» Blu men und die Fülle anmuthiger Frauengestalten und stattlicher Cavaliere; mein Herz schlug m ungestümer Erwartung, denn ich ahnte, weshalb mich Kurt >n die ser heimlichen Weise hier eingeichmuggelt Halle: ich sollte sie sehen, sehen und vielleicht ihr ein Zigeuner lied spielen, wie vor Jahren, ehe Alles so ander», so ganz ander» wurde. Mit den Zigeunern sollte ich auftreten, ganz recht, da» war die passende Gesellschaft gegenüber diesen stolzen Damen und den Cavaliere» in der ritterlichen Tracht der Touraine. Und Kurt? Da kam er, nach dem der Herold in stattlichem Wappenschmucke und von Fanfaren gefolgt den Prolog gesprochen und die Zuschauer in die Zeit Kart'» v Anjou zurückversetzl hatte, gezogen, ein Troubadour, wie nur Einer jemals durch Frankreichs sonnige Auen gestreift ist. Im Arm die Mandoline, die verführerische Schmeichlerin, in den Locken den Olivenkranz, warb er, ganz wie damals in der Osteria der Campagna, um die Gunst schöner Frauen, nur, daß da» knappe Habit seine elastis e Gestalt noch anmuthiger als damals erscheinen ließ. Und wie er die Cavaliere nach dem graziöjen Caroussel und dem wildtummelnden Schleisenspiel zu einem edle ren Wettstreite zu ihrer Dame Ehre herauSsorderte, da neidete ihm wohl niemand den Beifall, welcher seiner Minneweist lohnte, mehr noch in den schönen Augen der holdseligen Frauen, als in dem rauschenden Applau» der Männer. Und welche Rolle batte er mir zugrdacht in diesem Wettstreit von ritterlicher Kraft, anmuthiger Romantik und geistsprühender Wettgesänge, dem wilden Gesellen im struppigen Haar und zer lumpten Steppenhemde? Halte dich brav, braune Zigeunerfidel, heute gilt e» Ehre und Leben. Und nun laß dich fortreißen von dem Augenblicke, von dem wildverworrenen Treiben rings um dich her.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview