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Dresdner Journal : 09.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188112093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18811209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18811209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1881
- Monat1881-12
- Tag1881-12-09
- Monat1881-12
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1881
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Hierbei versäumen wir nicht, rauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß S Weihnachtsfestes Handel- nud Gewerd- kidenden bei Inseraten mit mehrmaliger Wie- rholung anßerordentliche Vergünstigungen ge ehrt werden. ömgl. Erpedition -es Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dre-den, 6. December. Se. königl. Majestät den dem OrtSrichter und Schlachtsteuereinnehmer ohann Gottlieb Lorenz in Syrau das allgemeine brenzeichen zu verleihen Allergnädigst geruht. Dresden, 7. December. Mit Allerhöchster Ge- ehnngung ist dem Conrector an der Annenrealschule » Dresden, Dr. pü. Karl Robert Ließke, der Titel Professor" verliehen worden. Bekanntmachung. DaS Mlnisterium des Innern hat auf Ansuchen es DirectoriumS des landwirthschaftlichen KreiSver- in- zu Reichenbach i/V. zum Vertriebe der Loose der- enigen Verloosung von Thieren rc., welche mit der m Monat September künftigen Jahres in Zwickau vn den landwirthschaftlichen Kreisvereinen zu Dresden, leipzig, Chemnitz, Reichenbach i/V. und Bautzen zu «eranstaltenden landwirthschaftlichen Landesausstellung erkunden werden soll, unter der Bedingung Erlaub- liß ertheilt, daß die Nummern der gezogenen Gewinne alsbald nach der LooSziehung im „Dresdner Journal" und in der „Leipziger Zeitung" veröffentlicht werden. Dresden, am 27. November 1881. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Gebhardt. Bekanntmachung. Zu Schwurgerichtspräsidenten für die im ersten Kalendervierteljahre 1882 beginnende Sitzungsperiode sind nach tz 83 des GerichtsversassungSgesetzeS vom 27. Januar 1877 ernannt worden: bei dem Landgerichte Dresden der LandgerichtS- director von Mangoldt daselbst, bei dem Landgerichte Leipzig der LandgerichtS- director Rein daselbst, bei dem Landgerichte Chemnitz der Landgerichts^ Präsident Brückner daselbst, bei dem Landgerichte Bautzen der LandgerrchtS- director Vr. Wiesand daselbst, bei dem Landgerichte Freiberg der Landgerichts- director Bollert daselbst, bei dem Landgerichte Zwickau der Landgerichts präsident Seifert daselbst, bei dem Landgerichte Plauen der Landgerichts- director Kurtz daselbst, was hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, den 3. Dezember 1881. Der Präsident des Königl. Sächs. Oberlaudes gerichts. In Stellvertretung: Klemm. Herold. Nichtamtlicher Theil. Ueterslchl. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Pester Lloyd. Pall Mall Gazette. Politische Lorrespondenz.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Wien. Prag. Paris. Montreal. Rom. London. St- Petersburg. Bukarest. Konstantinovel.) Dresdner Nachrichten. EingesandteS. Keuillrton. TageSkalender. Inserate. Beilage. ReichStagSverhandlungev. (Sitzung vom 7. De cember.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Rachricbten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Borna. Chemnitz. Zwickau. Burgstädt. Pirna.) EingesandteS. Börsennachrichten. Telegraphische Witternngöberichte. Leiegraphische Nachrichten. Elberfeld, Donnerstag, 8. December. (Tel. d. Dresdn Journ.) Die „Elberfelder Zeitung" mel det: Der gestrige, von Deutz nach Elberfeld fah rende Nachtzug der bergisch-märkischen Bahn über fuhr zwischen Deutz und Mühlheim einen Pferde- bahnwagen; der Kutscher, der Conducteur und ein Passagier der Pferdebahn wurden getödtet, ein zweiter Passagier schwer verletzt. Die Bahn war heute Morgen wieder freigelegt. Rom, Mittwoch, 7. December, Abends. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer beantwortete der Minister deS Auswärtigen, Mancini, die Interpellation deS De- putirten Massari (vgl. die Rubrik „Zeitungsschau"). Der Minister erklärte: „Bei Uebernahme deS Mi nisteriums war die Lage eine schwierige. Die Be ziehungen zu Frankreich waren durch die Ereignisse in Tunis und Marseille erschüttert. Die Beziehungen zu Deutschland waren zwar regelmäßige, aber von einem unerklärlichen Mißtrauen imprägnirt. Es war die Ausgabe deS CabinetS, das Mißtrauen bezüglich angeblicher Absichten Italiens zu zerstreuen und fried liche, freundschaftliche Beziehungen herzustellen, nament lich mrt den Nachbarnationen gleichzeitig vorzuschreiten in größter Conformität der Ansichten. Es sind dieses diejenigen Nationen, welche am meisten bei Aufrecht erhaltung deS Friedens interessirt sind und mit uns die größte Solidarität und Gemeinschaft der Interessen haben. Die großen Interessen Deutschlands und Oesterreich- UngarnS, die sich zu Repräsentanten und Vertheidigern der Politik der Erhaltung de- Frieden- machen, lassen den Jahrhunderte langen Haß zwischen den Völkern Italien- und Deutschlands, welche wieder Brüder sind, aufhören. Endlich überzeugte uns der einstimmige Wunsch de- italienischen Volks, daß eS angezeigt sei, in Wien und Bertin alle-Mißtrauen zu zerstören und Freundschaft zwischen den drei Völkern zu knüpfen. Wir begannen mit Wien, nachdem wir die Ueberzeugung gewonnen, daß Oesterreich der gleiche Wunsch beseelte, wie uns. Die Entrevue hatte einen großen Erfolg; sie trug den Stempel großer Herzlichkeit. Unsere Be ziehungen zu Deutschland sind sehr wohlwollende und besserten sich noch in der jüngsten Zeit. Mancini theilt die BoftchaftSberichte mit, welche beweisen, daß Bismarck jeden FreundschaftSact gegen Oesterreich als einen an Deutschland gerichteten betrachte. Was die jüngsten Aeußerungen BiSmarck'S angehe, so seien dieselben die Folge einer oratorischen Excursion durch mehrere Völkerschaften Europas, um darzuthun,^daß der Liberalismus überall maSkirter RepublikaniSmuS sei. AuS Freundschaft für Deutschland glaube er, daß Schweigen und absolute Reserve die beste und wür digste Antwort sei. Unnöthig sei es, auf die Behaup tung einzugehen, daß die italienische Monarchie und Dynastie von großen.!Gefahren bedroht sei. „Das öffentliche Bewußtsein bezeugt un-, daß es vielleicht in keinem andern Lande solidere Wurzeln für die Monarchie und die Dynastie giebt, al- bei uns, wo die Dynastie wie in Deutschland durch hervorragende Dienste ihr LooS mit der nationalen Sache verknüpft." London, Donnerstag, 8. December. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die irische Regierung hat be schlossen, die Polizeimacht in Irland um 1090 Maun zu verstärke«. Dresden, 8. December. Die allgemeine europäische Politik bewahrt fort dauernd ihre Ruhe und Beständigkeit. Als ein beson ders günstiges Symptom für die Fortdauer der fried lichen Constellation kann die Reise des neuernann- ten österreichischen Minister- de- Aeußeren, Grafen Kalnoky, angesehen werden. Die gestern von uns mitgetheilten Aeußerungen des officiösen „Journal de St. P«-terSbourg" haben in dieser Be ziehung allgemein den günstigsten Eindruck hinterlassen und liefern einen erfreulichen Beweis für da- zwischen den Regierungen von Wien und St. Petersburg be stehende freundliche Einvernehmen. Man erblickt in der Mission des Ministers beinahe allerwärts eine Bestätigung der Wiederherstellung, oder doch minde sten- einen vorbereitenden Schritt zur Wiederher stellung des DreikaiserbündnisseS. Daß eS mit der durch die deutsche Kaiserbotschaft angedeuteten Wieder herstellung deS DreikaiserbündnisseS Ernst sei, darauf deutet der Besuch, den der neuernannte Mi nister des Aeußern im Anschlusse an seinen St. Pe tersburger Aufenthalt in Berlin macht, einigermaßen hin, und man darf eS wohl als ein gutes Zeichen ansehen, daß die sür die Wiederherstellung dieser, die besten Friedensbürgschaften in sich schließenden Be ziehungen günstigere Stimmung in Rußland auch in jenen Kreisen Platz zu greifen beginnt, welche am längsten an gewisfen, mit den friedlichen Tendenzen der osficiellen Politik der drei Kaiserreiche unverein baren panslawistischen Velleitäten festgehalten haben. Als ein erfreulicher Beweis hierfür darf die veränderte Sprache angesehen werden, welche sowohl die „Wiedo- mosti" als die „Nowoje Wremja" in ihren neuesten Aeußerungen führen, und ganz besonders die Aner kennung, welche sie der Nothwendigkeit, an den Ver trägen festzuhalten, zollen. Daß diese Schwenkung in Wien und Buda-Pest, und überall dort, wo man, wie bei Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. Die Macht des LorurthrilS. Novelle von M. Flach». (Fortsetzung.) Die Matrone legte ihre Hand auf seine Schulter, sah ihm liebevoll in die Augen und sagte mit ihrer sanften Stimme: „Wie sagtest Du doch eben, mein Sohn? ,die Liebe duldet Alles, sie verzeiht Alles und hört nimmer auft, — ist Hedwig'S Liebe von dieser Art, so wird sie trotz Deiner Vergangenheit Dein lie bendes Weib werden, liebt sie Dich nicht mit der Alle- verzeihenden Liebe, so wird Dein Geheimniß dennoch sicher bei ihr ruhen, denn ihr Charakter ist ein edler; Dich aber darf nichts bestimmen. Deiner zukünftigen Gattin den dunkeln Fleck zu verhüllen, der auf Deinem Leben ruht." „Du hast Recht, Mutter, und ich will auf Hedwig'S Verzeihung hoffen", sagte Hermann, indem er aufstand und an da» Fenster trat, um in da« Schneegestöber hinauSzutreten. Man hatte von hier die Aussicht auf einen Seitenflügel deS Bartel'schen Hause», und al» sein Blick diesen zufällig streifte, sah er an einem Fenster Fräulein Bartel stehen, er grüßte dieselbe und wandte sich dann zu seiner Mutter zurück, indem er sagte: „Du könntest wohl jene» Notenbuch an Fräulein Bartel schicken, Mütterchen, und könntest mich dabei entschuldigen lassen, daß ich heute Abend nicht selbst hinüber gehen kann, wie sie so dringend wünschte, doch habe ich später noch so viel im Geschäfte zu thun, daß e» nur unmöglich ist, da» mir abgezwungene Ver sprechen zu erfüllen." Seine Mutter war neben ihn zetteten, und flüchtig zu dem Nachbarhause hinaufsehend, antwortete sie: „Es ist gut, Hermann, ich werde da» schon besorgen; denke auch, Du solltest nicht gar so oft zu Bartels hinüber gehen, da Du keine Absichten auf die junge Dame hast, denn ich fürchte wirklich, daß sie sich schon mehr für Dich interessirt al» ihr gut ist." „Ei, ei, Frau Mutter, Du bist ja gewaltig eitel auf Deinen Sohn! wie kommt Dir nur dieser Ge dankt? Fräulein Bartel denkt nicht an mich, sie ist ja auch schon seit langer Zeit mit Hedwig'S Bruder „heimlich" verlobt, was aber, wie da» in einem so kleinen Orte selbstverständlrch ist, ein Jeder weiß. Wenn sie mich häufiger einladet, al» mir dre», offen gestanden, lieb ist, so trägt die nahe Nachbarschaft den größten Theil der Schuld; sie ist viel allein, hat wenig zu thun und behauptet, sich in der Stadt zu lang weilen, und da ist sie froh, wenn ich ihr zuweilen ihre Lieder begleite oder mit ihrem Vater Schach spiele; ich kann Dir sagen, eS ist mir manch Mal ein Opfer, diese Einladungen anzunehmen, doch möchte ich um keinen Prei» den alten würdigen Htrrn belei digen, der mich stet» mit väterlicher Freundschaft be handelt hat." „Ich glaube Dir, mein Sohn, denn obwohl mir da» junge Mädchen durchau» nicht gefällt, so möchte ich doch nicht, daß mein Sohn die Schuld auf sich lüde, in einem jungen Herzen vergebliche Hoffnungen erweckt zu haben." „Du wirst mir da» hoffentlich nicht zutrauen, mein Mütterchen! und kannst versichert sein, daß auch das schärfste Auge in meinem Benehmen gegen Fräulein Bartel, die mir völlig gleichgiltig ist, nichts weiter al- die gewöhnliche Höflichkeit im Umgänge finden würde. Doch eS hat fast zu schneien aufgehört, ich möchte noch eine halbe Stunde spazieren gehen, viel leicht gehe ich auch noch einen Augenblick in den Club." „Ist etwa der Oberlehrer Helmreich dort zu treffen?" fragte seine Mutter lächelnd, indem sie da- Kaffeegeschirr zusammenschob und ihr Sohn sich von ihr verabschiedete. VI. Als Hermann nach einer Stunde in das Club local eintrat, fand er dasselbe noch ziemlich leer, denn nur drei Herren waren da und spielten Karte. Es war dies Ur. Müller, der Arzt des Städtchens, der Bürgermeister Bartel und der Oberlehrer Helmenreich. Die Herren trafen sich schon seit Jahren zwei Mal in jeder Woche hier, um eine Partie zu spielen. Jetzt lagen indessen die Karten unberührt vor ihnen, sie waren eben, was sonst selten während de» Spiel» ge schah, in eine eifrige Conversation gerathen und schie nen verschiedener Meinung zu sein. „Sieh da, mein junger Freund," rief der Bürger meister dem Eintretenden entgegen, „Sie kommen ge rade recht, um einen streitigen Fall zu entscheiden; Doctor, tragen Sie ihm dre Sache vor." Hermann war an den Spieltisch getreten und sagte lächelnd: „Obwohl ich den Streitpunkt noch nicht kenne, so möchte ich dock da» Schiedsrichteramt ergebenst ab lehnen, denn so erfahrenen Herren gegenüber reicht mein Urtheil nicht au»." un», an der Vertragstreue als dem obersten politischen Dogma festhält, sehr willkommen sein und da- lebhafteste Echo finden müsse, braucht nicht erst gesagt zu werden. — Der„Pester Lloyd" erklärt, der versöhnliche Ton, den die russiche Presse nunmehr gegenüber Oesterreich- Ungarn anschlage, habe nicht gerinye Befriedigung her- vorgerufen. Die Presse Oesterreich-Ungarn- werbe nicht anstehen, die Höflichkeit der russischen Journale mit gleicher Münze zu erwidern. Wenn die „Nowoje Wremja" versichere, daß Rußland mehr al- andere Staaten in Frieden zu leben wünsche und die Ver träge achten wolle, so enthalte diese Versicherung Alles, was Oesterreich jemals von Rußland verlangen könne und verlangen werde. Der „Lloyd" begrüßt schließlich mit Genugthuunb die eingetretene Wendung in der Sprache der russischen Journale und spricht die Hoff nung aus, daß diese- Verhältniß von langer Dauer sein werde. — „Pall Mall Gazette" widmet dem Grasen Kalnoky und dem „Wiebererscheinen der Con stellation der Heiligen Allianz" eine längere Bespre chung, welche in die Schlußfolgerung sich zuspitzt, „die Versetzung deS Grafen Kalnoky von der österreichischen Botschaft in St. Petersburg nach dem PalaiS am Ball platze sei nichts mehr und nichts weniger al- das äußere sichtbare Zeichen der neuesten Wiederherstellung deS Dreikalserbundes. ... Die Substituirung der Tripelallianz für das österreichisch-deutsche Bündmß bezeichnet einen bestimmten Wechsel in der Gruppirung der Mächte, welcher kaum verfehlen wird, einen ent schiedenen Einfluß auf die Zukunft sowohl des Ostens wie deS Westens von Europa auSzuüben. Rußland, nicht länger isolirt, ist weniger der Versuchung aus gesetzt, von einer französischen Allianz zu träumen, und Deutschland, über diesen Punkt beruhigt und sicher gestellt, kann seine Aufmerksamkeit auf die inneren Wirren richten; während Oesterreich, fast zum ersten Male seit 1876, einen lebhaften Wunsch zur Her stellung eines mockus vivendi mit seinen gigantischen Nachbarn zu erkennen giebt. Für den Augenblick und so lange dieselbe dauert, ist die Trippelallianz ein höchst wichtiger Factor in der auswärtigen Politik." Das Ereigniß der Wiederherstellung deS Dreikaiser- bündnlsseS, wenn sich dasselbe bestätigen sollte, würde durch den Beitritt Italien» zu diesem Bündnisse noch eine erhöhte Bedeutung gewinnen. In dieser Beziehung waren die Aeußerungen deS deutschen Reichs kanzlers über Italien wohl nicht ohne entscheiden den Einfluß auf dessen fernere Haltung. Der leitende deutsche Staatsmann hat von Italien gesagt, die Re publik spuke dort in vielen Köpfen, und man sei dem deutschen Fortschritt weit voraus. Es sei deutlich er kennbar, daß Italien sich seit 20 Jahren gegen die Republik hin bewege, daß der Schwerpunkt von Mi nisterium zu Ministerium weiter nach links falle; man könne also keine Garantie für die Zukunft übernehmen, zumal wenn die Dynastie auSsterben sollte. Diese Aeußerungen haben begreiflicherweise in Italien großes Aussehen, ja Verdruß erregt, während sie für Italien doch nichts weiter als eine Mahnung sein sollen, von seiner verfahrenen auswärtigen Politik adzugehen. Durch das Gewirre der Meinungen und leidenschaftlichen Aeuße rungen scheint endlich die Ueberzeugung durchgedrun gen zu sem, daß eS für daS Königreich, wenn eS eine conservative Politik befolgen will, keinen andern Aus weg giebt, al- den Anschluß an daS deutsch-öster reichische Bündniß. Die vorgestern statigehabten Be- rathungen der italienischen Deputirtenkam mer über das Budget deS Ministeriums des Aeußern, über welche ein in unserm gestrigen Blatte enthal tenes Telegramm referrrte, lieferten hierfür einen über zeugenden Beweis. Sämmtliche Redner, sowohl die liberalen wie die conservativen, gaben ihrer Befrie digung über die mit der Reise de- Königspaares nach Wien inaugurirte Politik Ausdruck, doch bezeichneten „Mir scheint, daß diese Bescheidenheit ungerecht fertigt ist, und ich stimme mit dem Herrn Bürger meister darin überein, daß ein rechtschaffener Geschäfts mann in diesem Falle ein kompetenter Richter sein würde, gleichviel ob er alt oder jung ist", sagte der Oberlehrer in seiner etwa- langsamen docirenden Weise. „Nun wohl", fiel Doctor Müller ein, „wir wollen dem Herrn Schulz Sitz und Stimme bei uns ein- räumcn. Ziehen Sie also den Stuhl herbei, junger Freund, setzen Sie sich zu un- unl lassen Sie mich den Sachverhalt mittheilen: Es lebte hier nämlich vor Ihrer Zeit ein Arbeiter, Burgmann mit Namen, ein durchaus unbescholtener, fleißiger Mann. Er hatte eine junge Frau und ein kleines Kind und lebte in sehr glücklicher Ehe, wie ich genau weiß, da ich als Arzt öfter in dem Hause verkehrte. Der Mann war seit einigen Jahren Auflader und Faclotum in dem Geschäft deS Herrn Bürgermeisters Bartel, wo man vollkommen mit ihm zufrieden war — ist eS nicht so, Herr Bürgermeister?" „Jawohl, ich habe nie einen bessern Arbeiter gehabt". „Run — plötzlich änderte er sich, gerieth in schlechte Gesellschaft, und das Ende vom Liede war, daß er seinen Brodherrn bestahl, ins Zuchthaus kam und vier Jahre — eine unverhältnißmäßig lange Zeit — sitzen mußte." „Mir scheint, die Zeit der Strafe ist durchaus nicht zu lang bemessen, denn Diebstahl kann gar nicht streng genug bestraft werden. In früheren Jahrhunderten stand die Todesstrafe darauf, und nur die sog nannte Humanität der J'yueit ist r», die uu» so viele Ver brecher groß zieht," sagte der Oberlehrer.
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