Dresdner Journal : 19.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188202194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-19
- Monat1882-02
- Jahr1882
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- Titel
- Dresdner Journal : 19.02.1882
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N42 Sonntag, den 19. Februar. 1882. Xdouuomoutoprvl, r I» g»»-»» n«tev, Iktrrlieli: .... 18 Uvll. ^Mrlied: 4 Iturlr »0 ?f. Uinrola« klummsr»: Ivl's Luo»»rluUd ä«, äsotseksu «vioL« tritt koot- uuä 8t«mpsl»u»oül»g iunru. l»,or»1e»prel»vr rar ä«n «»um eiuvr ge,p»It«ll«a ?»tit»vll« ro?f. votor„Lingv,»r>6t" <iio Lails LV ?f vsi ^»dsllsa- un6 Liffsrrv»tr SO 1t» Fukrcklog DreMerIMmal. luovrutouuuuudme »»»NNrtar l^tp^g: F>. Oou»»«»ov»r äs, vroxtoor Journals, L»»durg Lsrli» -Visa - l^txrl, N»»ol >r«,t»u rr»oktvr1 ». U : r/aarenrtri» <S ^OAter, UsrUu-Vt«» U»mdorg. krog-r-oipit, «rriUllUrt ». N. »koed»»: L1u«a, LsrU»: /nvol»<ien<ia»^/Srswsa: L Schott«, Nr„l,o: I. Stau-ex'» «urrau ^Äu»t Rabatt»)/ Nrauktart » » - L ^ae-er'iok« «uckkunülun^i VvrUtr: S. U»uo»-»r: 6. Scl»ü«ix', Nuri» Norit» rr»»LNue ». U.- »tuttgit: Dauix <« 6o., Luudarg^ ^<1. Lte»u«r. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. knoedetueu: 1'^lcU wit Xu«nsLms ä«r 8orm ou6 keiottug» XdsocI, Kr äso kolgsnäso L«r»u,g»der: Uüuisl. «rpeäition äs» vrascioer louruul», Vrsxiso, Lxiugsritr»^ Ao 80. Amtlicher Theil. VreSde«, 18 Februar. Se. Königliche Hoheit der Landgraf Friedrich von Hessen ist heute nach Schloß PhilippSruhe abgereist. Nichtamtlicher Theil. Ueterstch«: Telegraphische Nachrichten. Zeituug-schau. (Wiener Allgemeine Zeitung. Evan gelisch-lutherische Kirchenzeitung.) Tage-geschichte. (Dresden. Berlin. München. Ham burg. Wien. Buda-Pest Paris. Brüssel. Rom. St. Petersburg. Konstantinopel.) Ernennungen, Lersetzungev re. im öffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. Tage-kaleuder. Inserate. Erste Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichtev. (Lunzenau. Waldenburg. Frei- BerÄchteS. Statistik und LolkSwirthschast. EiugesaadteS. Kirch ennach richten. Inserate. Zweite Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Telegraphische Nachrichten. Prag, Sonnabend, 18. Februar, Lormit- taaS. (Prwat-Tel. d. DreSdn. Jourm) Bei der heute erfolgten Zusammensetzung deS WahlcomitöS für die Wahl eineS NeichSrathSabaeordueteu durch den Großgrundbesitz siegten die Rationalen. Die selben rechnen für die Wahl selbst auf eine Majo rität vou circa 3« Stimmen zu ihren Gunsten. Nom, Kreitag, 17. Februar» Abend-. (W.T. B.) Die Encyklika de- Papste- an da- italienische Episkopat lvql. die »TageSgeschtchte") wird, da die selbe vom iS. d., al- dem Tage nach Annahme dr- ListeawahlgesetzeS datirt und da der Termin für die Eintragungen in die uevea Wahllisten bi- zum 21. d. festgesetzt ist, dahin interpretier, daß sie» obschon sie die Kraar der Wahlbetheiligung nicht an-drücklich behandele, dennoch impUeitv eine Auf- fordernng an die italienischen Katholiken enthalte, an den politischen Wahlen Theil z« nehmen. Die Deputirtenkammer wird ihre Sitzungen morgcu bi- zum 2. Mär» vertagen und sodann zunächst den Gesetzentwurf über die Communal- Verwaltung and die Proviuzialverwaltung berathen. London, Freitag, 17. Februar, Nacht-. (W. T. B.) Ju der heutigen Sitzung de- Oberhause- beantraate der Earl Donoughmore die Ernennung eiur- Speeialau-schuffe- zur Untersuchung der Wirksamkeit der Landaete in Irland. Der Lord Carlingford bekämpfte den Antrag und erklärte, eS sei unbillig, «ine Untersuchung zu verlange«, da di« Landacte kaum 4 Monate in Wirksamkeit sei. Der Antrag Donoughmore - wurde schließ lich mit Vst gegen SS Stimmen angenommen. Da- Unterbau- setzte di« Adr«ßdrbatte fort und nah« schließlich di«Adressr in zweit«r Lesung mit 12V gegen 14 Stimmen an. London, Sonnabend, 18. Febrvar. (Tel. d. DreSdn. Journ) Wie die „Daily New-" erfahre«, hat die identische Note Gnglaad- und Frankreich- i« der ägyptischen Frage bet den übrigen Mächten die freundlichste Aufnahme aefundeu und wird wahrscheinlich da- Nesnltat haben, daß die Durch- führung der gemeinsamen Beschlüsse der Mächte England und Frankreich übertrage« werde« wird. Bukarest, Freitag, 17. Februar, AbeudS. (W. T. B^ Die Deputirteukammer genehmigte heute deu Gesetzentwurf, wonach Beamte, welche Staat-- geheimniffe veröffentlichen, zu 3- bi- S monatiger Gefäygui-Haft und 1VV9 bi- 109 Wv Krc-. Geld- strafe verurtheilt werden können. Dresden, 18. Februar. Wir haben vor einigen Tagen an dieser Stelle die Verhandlungen der österreichischen Herrenhauses über die tschechische Universität besprochen. Der Be richterstatter der Majorität, 1)r. Unger, wie» in seinem Schlußworte mit überzeugender Berrdtsamkeit auf die verderblichen Folgen hin, wenn man, um lediglich na tionale Aspirationen zu befriedigen, akademische Hoch schulen gründet, da zwar die Wissenschaft die Sprich« schafft, nicht aber die Sprache die Wissenschaft, und äußerte die lebhafte Besorgmß, daß der böhmischen Universität der Nachwuchs fehlen werde. Dadurch aber entbehre sie de» großen wissenschaftlichen Zuge», deS concurrirenden Ansporn», und dadurch werde sie in kurzer Zeit in Stillstand, in Erstarrung verfallen. Wie tief in der Sache begründet die Befürchtungen de» genannten Redner» sind, beweisen recht klar und deutlich die bitteren Klagen, welche soeben im unga rischen Abgeordnetenhaus- bei der Berathung de» Bud get» de» LultuS- und Unterrichtsministerium» über die Zustände der Buda-Pester Universität laut wurden. Dieselben find in der That so schlecht, daß sie schlechter gar nicht gedacht werden können. Leute wurden zu Professoren ernannt, welche kein einzige» gedrucktes Blatt al» Product der geistigen, literarischen Wirksamkeit aufweisen können. Da» niedrige geistige Niveau, der Mangel jeder literarischen Thätigkeit, da» ist der Krebsschaden der ungarischen UmverfitätSzu- stände, von einer geistigen und pädagogischen Orga nisation findet sich keine Spur. Mit den Mittelschulen (Gymnasien, Realschulen rc.) ist eS nicht besser be stellt. So kommt eS, daß die ungarischen Univer sitäten von Jünglingen überfluthet werden, welche die Bedingungen der hohen Fachbildung nicht besitzen. Hier muß dann Milde und Nachsicht bei deu Prü fungen geübt werden. Und so überfluthen wieder die Hochschulen, an denen z. B. bei Erlegung der Lol- legiengelder eine geradezu schamlose Torruption herrscht, den Staat und die Gesellschaft mit Existenzen, dre zwar die formale Oualification besitzen, aber ohne solide Fachbildung ins Leben treten. Die Folgen dieses Zu standes sind schon zu einer gesellschaftlichen Lalamität geworden; denn bedeutend ist die Zahl Derjenigen, die, mit formaler Qualifikation versehen, mit großen An sprüchen an den Staat und die Gesellschaft herantreten. Da ihre Ansprüche nicht befriedigt werden können, so vermehren sie von Tag zu Tag jenes intellectuelle Proletariat, jene problematischen Existenzen, die eine Gefahr für die Gesellschaft und eine Berderbniß für da» politische Leben geworden find. Anknüpfend an die Darlegungen ungarischer Ab geordneter von dem Sinken de» Bildungsniveau», den Klägliche« Leistungen der Universität, sowie der Mittel schulen und dem Mangel an Volkrschulen bemerkt die »Wiener Allgemeine Zeitung" u. A. Folgende»: »Seit anderthalb Jahrzehnten hat Ungarn Zeit und Mittel die Fülle gehabt, sein Un1erricht»wesen, wenn auch nicht auf die Stufe derjenigen der großen Lultur» Völker, so doch auf einen halbwegs achteniwerthen Stand zu heben, und e» hat e» nicht entfernt wieder zu der Höhe emporgebracht, auf welcher e» dasselbe von Oesterreich übernommen hat. Der Eultutminister hat wiederholt den Recht»akademien und den Mittel schulen der Eonfessionen, der lutherischen ausgenommen, das Brandmal der LeistungSunfählgkeit aufgedrückt, und die Eonfessionen haben der Universität und den GtaatSgymnasien den Borwurf zurückgegel»en. Die absolute Resultatlosigkeit deS Unterricht» in den modernen Sprachen ist soeben in einem Rundschreiben de» Minister» Trefort constatirt worden. Da» jetzt im Ausschuß der Abgeordnetenhauses diScutirte Mittelschulgesetz, welches um seiner gegen die deutschen Gymnasien gerichteten Tendenz willen so viel böses Blut gemacht hat, ist ausreichend mit dem trostlosen Zustande der nichtdeut schen Gymnasien motivirt. Ueder den Rückgang in den Leistungen der Volksschulen selbst in Buda-Pest, trotz der enormen finanziellen Opfer der Hauptstadt, ist im Municipalaurschusse gejammert worden, und die Klagen au» der Provinz werden täglich eindringlicher. Die Eingeständnisse find augenblicklich von besonderem Interesse sür Oesterreich. Wa« hier in Ungarn ge schehen, in »den Ländern der böhmischen Krone" wird e» sich im verstärkten Maße wiederholen. DaS Ver langen nach einer nationalen Hochschule hat wenigsten» geistiges Streben angereizt und zu eifrigem Schöpfen au- dem Borne deutschen Wissen» getrieben. Im Be sitze der Universität und zahlreicher Mittelschulen wer den die Tschechen in dem nationalen UnterrichtSwesen nur ein Mittel zur Verdrängung der Deutschen, zur Verbreitung ihrer Sprache sehen, au» nationalen Rück sichten die Unfähigsten auf Lehrstühle heben, auf denen einst namhafte Gelehrte gewirkt haben, und darüber jede Spur wissenschaftlichen Geiste» verlieren. Da» Sinken de» Bildungsniveau» wird schneller erfolgen, «ck» in Ungarn. Hier entwirft derselbe Otto Herman (Abgeordneter für Szegedin), welcher die Lanze gegen den »Allgemeinen deutschen Schulverein" Deutschlands eingelegt hat, jetzt, vom Eifer für dre Volksbildung hin gerissen, eine abschreckende Schilderung de» ungarischen UnterrichtSwesen-, eine Schilderung, deren Wahrhaftig keit kein Oppositioneller und kein Ministerieller be streitet, und rechtsertigt dadurch die Bestrebungen de» Verein-. Ist die Buda-Pester Universität so tief ge sunken, mit welchem Rechte trifft man Anordnungen, welche den deutschen Lehrern und Geistlichen da» Studium an den deutschen Universitäten unmöglich machen würden? Finden bei der Staatsprüfung für Mittelfchullehrer so grauenvolle Mißbräuche Statt, warum will man denn die deutschen Landidaten zwingen, sich vom Staate, statt von deutschen Lom- missionen prüfen zu lassen? Fehlen dem Lande noch Tausende von Volksschulen, warum jubelt der Unter- richtSminister jede- Jahr mit gesperrten Lettern in seinem Berichte, daß wieder so und so viel — im Ganzen 869 — deutsche Volksschulen verschwunden sind? E- ist ein Verbrechen am Lande, die al» lei- stu«g»sähig allseit» anerkannten deutschen Gymnasien zu vernichten, um die jetzt al» kläglich stigmatisirten Unterricht»anstalten an ihre Stelle zu setzen. Aber der Mittelschulgrsetzentwurf zielt weiter. Da im Sachsenlande Niemand zum Geistlichen erwählt werden kann, der nicht 14 Jahre hindurch al- Lehrer an einem Gymnasium gewirkt hat, so würde der Schlag auch die lutherische Kirche treffen, welcher entweder der geistliche Nachwuch», oder doch d,e vorzügliche Wirkung abgehen müßte, die von der wissenschaftlichen Beschäftigung und der Lehrtätigkeit auf die Gesinnung der Geistlichen geübt wird." So da- der Parteinahme für die Interessen der evangelischen Kirche gewiß unverdächtige Wiener Blatt. Auch die »Evangelisch-lutherische Kirchenzei tung" nimmt in ihrer neuesten Nummer die zum ger manischen Stamme gehörigen Anhänger de- lutheri- scheu Bekenntnisse- in Ungarn, welche die in manchen magyarischen Kreisen zur fixen Idee gewordene Furcht vor dem Panslawi-mu- zu verdächtigen nicht müde wird, in Schutz und sagt: »Wenn man in Ungarn bestrebt ist, die Sach« so zu schildern, al- ob die evan gelische Kirche der eigentliche Herd panslawistischer Agi tationen wäre, und al- ob nahezu die Hälfte der luthe rischen Pfarrer und Lehrer im Dienste dieser, am Ende hoch- und lande-verrätherischen Tendenz stände: so macht man sich dadurch einer, gelinde gesagt, nicht zu rechtfertigenden Uebrrtreibung schuldig und liefert den Bewei», daß e» besser wäre, sein Lichtlein unter den Scheffel zu stellen, al» Ansichten zu verbreiten, die der Wirklichkeit nicht entsprechen und die auch dem Vater land« — die Kirche erwähnen wir gar nicht, denn auf lie kommt e» gewissen Leuten nicht an — mehr schaden, als nützen. Freilich, wenn Jeder, der seine Muttersprache, wenn sie zum Unglück auch die magya rische nicht ist, liebt und der da meint, daß man dem Volke Gotte- da- Evangelium in der Sprache predigen müsse, die eS eben versteht; wenn Jeder, der e-für eine- der größten Verdienste der Reformation hält, die Zungen «dermal» gelöst und allen Nationen ein mächtige» Hcphatha zu gerufen zu haben; wenn Jeder, der vor dem Baal der StaatSomnipotenz nicht auf den -knien liegt, ja den Muth besitzt, gegen den Strom anzukämpfen, wenn dieser die heiligsten Interessen de» sittlich-religiösen Leben» bedroht; wenn Jeder, der e» wagt, nicht magyarische Blätter zu lesen oder gar zu halten und im häuslichen und kirchlichen Leben auch nicht magya risch zu sprechen; wenn Jeder, der solche Lrimmal- verbr-chen begeht, für einen Pa islawen erklärt wiid: dann giebt eS allerdings in diesem Reiche und nament lich in der vielsprachigen evangelischen Kirche Ungarn» Panslawen in Hülle und Fülle. Doch braucht e» der ungarischen Monarchie vor diesem Panslawi»mu» nicht bange zu sein; mehr, al» vor ihm hat sie sich vordem beklagenswerthen Chauvinismus zu hüten, der hier so eigenthümliche Blüihen treibt. Die nationale Into leranz, der jedes fremde Jviom ein Greuel ist und die schon in den untersten Klassen der Volksschule die ausschließliche Herrschaft d«S Magyarischen sordert; die politilche Verblendung, die der natürlichen Entwickelung der Dinge vorgreifen und Alle» über das Knie brechen will; jener spionirevde Patriotismus, wie ihn Carlyle nennt, der Alle- verdächtigt und denuncirt und schon darin ein Vergehen, wenn nicht Verbrechen erblickt, wenn man uicht magyarischen Gemeinden das Wort Gottes nicht magyarisch verkündigt; jene» Eifern mit Unverstand, da» so weit geht, den ungarischen Pro- testantiSmu» gewissermaßen mit dem Panslawi»««» zu identificiren und die Siaat»gewalt aufzufordern, gegen die evangelische Kirche einzuschreiten und feierlich verbriefte Rechte, wie die freie Wahl der Superintendenten, auszu heben; jener LhauviniSmu» mit einem Worte, dem Richt» heilig ist, al» da» magyarische A-b-c-buch, und über den die größten Ungarn, ein Deäk, ein Eötvö», ja sogar ein Kossuth den Stab gebrochen: er ist e», der diesem schönen Lande Wunden schlägt, an denn» e» sich schon einmal beinahe verblutet hätte. Möchte man doch endlich aufhören, Mißtrauen au»zustreuen und die ohnehin unerquicklichen Verhältnisse, in denen sich Ungarn befindet, noch unerquicklicher zu machen. Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. I« de» Berge». Kine Dorfgeschichte von Lnton Ohorn. (Fortsetzung.) Die beide» Männer, welche die Scene auf der Hexrnwand gesehen, waren der Grenzjäger Fiedler und der Bote vou dem Amtsgericht. Sie sahen de« erhobenen Stock deS Bauern «iederfallen und un mittelbar danach deu Laboranten stürzen und hielten demnach Riederer für den Mörder. Sie sahen ihn forteilen und liefen uun herbei, um den Verunglückten zu suchen. Sie fanden ihn in der Schlucht unter der steil abfallenden Felswand besinnungslos und ont Blut befleckt, und Beide schleppten ihn nun hinauf nach seiner Hütte. Grete erschrak auf da- Heftigste, al- sie den Vater in solchem Zustande erblickte. Fied ler versprach, sofort nach einem Arzte zu eilen, der Ge- richt-bote aber hatte noch dringende amtliche Wege zu besorgen, und bald war Grete, nachdem sie die Aus sage der Männer über da- Unglück gehört, allein mit dem Bewußtlosen. — Durch kalte Waschungen und Einreibungen mit kräftigen Essenzen brachte sie e- dahiu, daß der Laboraut die Lugen öffnete und ver wundert um sich blickte. Sie setzte sich an seine Seite und hielt seine Hände in den ihren. Die graue» Augen de- Alten waren trübe und verschwommen, sei« Geficht fahl und der Tod stand ihm auf der Stirn. Da», erkannte da» Mädchen recht wohl Aber neben der Angst um den Vater erfaßte sie noch ein zweite» Gefühl: die Besorgniß, daß ein Unschuldiger noch durch seinen Tod in» Unglück gestürzt werden könne. Sie konnte und mochte e» nicht glauben, daß der Vater Franzen'» ein Mörder sein sollte. »Vater, um Gotte» willen, wie ist da» geschehen?" fragte sie mit ruckenden Lippen. Der Alte schien sich einen Augenblick zu besinnen, dann leuchtete da» matte Auge unheimlich grell auf, und er keuchte au» schwer athmendrr Brust: »Er hat mich hinuntergestoßen — ja, hinuntergestoßen!" Eine fürchterliche Angst erfaßte Grete; sprach Wahrheit oder Haß au» dem bleichen, zuckenden Munde? Sie beugte sich tief über ihn und sah ihm in die Augen und strich ihm mit der Rechten über die Stirn. »Vater, geh' mit keiner Unwahrheit hinüber zu unserm Herrgott! Um Jesu» Lhristu» willen, kannst Du mir bei meiner seligen Mutter schwören, daß e» wahr ist, wa» Du da sagst?" Der Laborant athmete schwer, aber er schwieg. »Herr, vergieb un» unsere Schuld, wie wir ver geben unsern Schuldiger«, beten wir," — sagte sie mit milder eindringlicher Stimme, — »hat er Dir Ueble» gelhan, so thue Du ihm Gute», Dein Ende wird leichter sein und Dein Kind wird den Trost Haden, daß ihre» Vater« Tod nicht noch Jemand unglücklich gemacht hat. Ich will Dein Andenken segnen all' mein Lebtag, nur geh' nicht mit einer Unwahrheit von mir, herzlieber Vater!" Dem Laboranten tropft« eine Thräne auf die Wange au» dem Auge seiner Tochter und verwundert sah er au» großen starren Augen sie an. Mit fieber ¬ hafter Hast und krampfhafter Anstrengung erhob er sich halb von seinem Lager und keuchte in abgrstoßener Weise herau»: »Hast recht, Grete — geh hinein in» Gericht und sag'» — er hat mich nicht gestoßen — ich bin au»gerutscht auf dem glatten Wege — bin selber hinuntergestürzt. — Aber sag' auch noch ein» — sag'» ihm laut — vor allen Leuten — ich hab' seinen Bruder nicht erschlagen — ich nicht — habe keinen Theil an seinem Tode — so wahr Gott — mir helfe!" Er hatte die letzten Worte mit entsetzlicher An strengung herauSgebracht, nun sank er zurück auf da» Lager, eine unheimlich graue Farbe legte sich über sein Gesicht, die Augen schienen au» den Höhlen zu treten, krampfhaft griffen seine Hände nach den Händen Greten'», und mit einem Seufzer streckte er sich lang au». Al» zwei Stunden später der Arzt kam, fand er den Alten starr und todt, und da» Mädchen weinte still vor sich hin an seiner Leiche. Auf dem knochigen Antlitz de» Laboranten aber lag der Ausdruck wunder samen Friedens. Todtenblaß war der Großhofbauer auf seinem Hofe angekommeu, so daß die alte Margarethe vor der Ahnung neuen Unheils bis inS tiefste Herz erschrak. Ter sonst wenig mitlheilsame Mann erzählte ihr, was geschehen war, er mußte seine gequälte Seele erleich tern. Die Alte aber schlug voll Entsetzen dir Hände zusammen und stöhnte laut auf. Noch an demselben Tage kam di« Kunde nach ThomaSdorf, daß der Kriutertoni an der Hexenwand todt gefunden worden sei, und nur scheu und mit un- heimlichen Blicken setzte man hinzu, der Großhosbauer habe ihn hinadgestürzt. Der GerichtSbott hatte bei dem Amte in der Gerichtsstadt die Anzeige gemacht, und noch am Abend desselben Tage« kam der Lund- grndarm, um den Bauer zu verhaften. Zornig über da« Unrecht, da« man ihm anthat, weigerte sich dieser, Folge zu leisten, der Gendarm aber, der ihn lange kannte und dem der angesehene und bisher al» durch aus unbescholten geltende Mann leid that, bat ihn dringend, ihn nicht zu nöthigen, daß er Gewalt ge brauche; das würde seine Sach« nur verschlimmern. Da sank der gebrochene Mann in sich zusammen und wurde willenlos gleich einem Kinde. Der Beamte wollte ihn nicht wie einen Verbrecher auf der Straße führen, er gebot, daß man deu Wagen anspanne und ihn mit seinem Gefangenen nach der Bezirksstadt fahre. Da» geschah denn auch; weinend und stöhnend sah Margarethe dem Gefährte nach, und in der Dorf- gafle standen die Leute in stummer ober gedrückter Reugier. Der Bauer war in eine Ecke gesunken und hielt die Hände vor dem Gesichte, gleich al» ob er wirklich von schwerer Schuld gedrückt wäre. (Fortsetzung folgt ) Eine Lilleggiatur i« Brasilien uud die Feste der Regenzeit. (Fortsetzung zu Str. 41.) Jede Nacht kommen Jaguare, Affen, MucurraS rc. bald heulend, bald schweigend herangeschlichen und stehlen, wa» sie können. Beim Scheine de» Monde oder der vor den Hütten brennenden Feuer sicht man hier und dort eine» dieser Thiere auf de« User furcht sam, aber beutegierig beim geringsten Geräusch ver schwinden. Bor jeder bewohnten Uferstelle, vor jeder
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